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Dresdner Nachrichten : 18.09.1876
- Erscheinungsdatum
- 1876-09-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187609183
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18760918
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18760918
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1876
- Monat1876-09
- Tag1876-09-18
- Monat1876-09
- Jahr1876
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 18.09.1876
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Iiut»l.Nu«n,kln WVf,^ «»>«»,. 30000 »t»I. At>» dl« !>»<»»»« «in,«» saiidter Ma,lUscrI»t« »l<bl sich dir «edaittl» »ich» »rrdindilch. 8"Ier«Irn-«»nid»« «u». »ärtt.- »»< V«»I»r t« H»m»ur», »rr- Ün, Wien, Lei»»>>, Sohl, >rr«I-», ffranlkurt ». M. — »„1. »«»»» In v?r»n, Lripjl». Wien, Hamdnrg, Scauifurl «. M., Mn'» che». — v»ud« « C«. in hranflurl a. M. — k». Voi»» in Lbemnitz.— N»> »uIIlO» » V» t» »arid. Tageblatt für Uolitik, Itntrrhaltung, Hefchäftsverkchr,, Aörsenöencht und Aremdenkiste. Druck und Eigenthum der Herausgeber: Liepslh k Ncichardt in Dresden. Verantw. Ncdacteur: Frttdr. Goedsche in Dresden. MWer,», «erde» «LI»«» «>rake l» «n-knom«»» »>» ild dUdi, K°nnl°»d »t» Mi,,»,, Udr. Ä» Neuiiod«: -ro>>» »»!>- Lvi» Aachm. L Ud». Der Nicnm einer >»o»inen P in^eile kostet Id Pf, . cUngriandc dil Leite Lo Psge. Gin» «aranlte jstr de» «dchstidgige Eriche!» »»» der Jnieraie ivird nicht gegeben. An«warli-e Annoneeo- Nuiirnge von und und" kannle» stirulk« undPei» Ionen inieriren wir nur gegen Pro» um erande» Zahlung durch dirtri- marle« oder Poslei»»a>>« »UNg. Nchl SUbc» koste» >L Pige. Jnieraie tstr die Monlag» Nnmmir »der »ach einem Aeittuj^ »Ir Petilielir 20 Pf,r. «r.2«S. Ei,„iiid;wa»zigster Jahrgang, »Z N«, vr L»»1I I.ndtvllk H»rtin»nn. Dresden, Montag, 18. September 1876 Locale- aud Sächsisches. - Die zweitägige Erobcrung ver preußischen Provinz Sachsen 29 D-cemder 187l der Drectiöiermeltter "ouIS tt)lan: ru durch die königlich sächsischen Truppen (anSAniah der lctztenVla- - - recinocr »«n ocr L)rechoirrmeiner ^ou's rvianz zu > Advokat vr. Stein II., schließlich die Deckung seiner Forderung auf die Zinse» deS Substantialvcrmögens. weiter trat bereits eigcnthNmliche Erscheinung DaS Gefühl der Zusai - - - ndver) bat eine zu Tage gefördert, sammengchörlgkcit der seit 1815, getrennlen LanbcStheite Ist ungemein stark bervorgctrctcn. Unsere sächsischen Truppen sind einsitmmig darin, das, sie in »Preußen viel ircund- lichere Ausnahme und bessere Quartiere gesunden pabcn aiS von Grimma und Borna bi» Markranstädt. Ganz besonders trat dies am letzten Tage In der Nähe von Eorbetba hervor. Die preußische Landbevölkerung freute sich unendlich, einmal wieder ihre alten Landöleute bei stch bewlrthen zu können; eS wurde aut allen Dör» fern Kuchen gebacken, manch Schweinchcn muhte sein Leben anS- bauchen. gutgebranntcr Korn wurde angeschafst, kurz, datzSprüch- wort kam wieder zu Ehren: Alte Liebe rostet nicht! - Das Gardcrclter-Regime nt trifft nicht vor Donner stag In seinen G.nnisone» Dresden und Pirna ei». Es legt die Strecke von Merseburg big hierher aus der Landstraße zurück und rö sind dwür 7 Tagcmärsche bestimmt. - Augenblicklich weilen hier 4 russischeOssiziere, die den preuffisch-sächüschen Manöver» beigewohnt haben. Dieselben gehören dem russischen Regiment«: an, dessen Effet unser König ist. Sie haben sämmtUch den Alffrechtsordcu erhalten. — Am I.',. September AffcndS ist die erste Loeoinotivc in rer Nabe deS festlich geschmückten Stationsgebäudes in Neustadt b. St. erschienen, Tags daraus aber der erste Bauzug von Dür. pc»ucrödvr> cingetrofsen. — Zwischen E os > eu und B u r g st ä d t überzog am 14. September Abntö eine solche Blasse Wandcrraupe» die Schienen, dasi wegen der dadurch aus Letzteren entstandenen Schlüpfrigkeit rtn. kiese Strecke passirender Guterzug aut einige Zeit ausgeffalken wurde. Mehrere bei den Militärbauten hier bcschäitigte Italiener, welche i» der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag in einer Schankwirthschast aut terAlaunslrafie»dcm»chazardspiele eitrig oblagen, Iwurden dabei zulihrcm gewiss nicht geringen Leidwesen von zwei Gendarmen ertappt.'und iffncn das aus dem Spieltische liegende Geld bis zu ausgctragcner Sache cciuiecirt. Ei» aut der 2sticlandiliaße zur Ilntcrmictbc wohnhafter lediger Blaurer, welcher einigeIaffrc ein etwas flettcö Leben ge führt hat, dem aber in den letztverfiosscncn Wochen die Geldmittel, welche er geerbt gehabt, zur Neige gegangen sind, bat sich am gestrigen »Vormittag in seiner Wohnung mittelst Durchschneidens der Kehle mit einem Rcisirmesser selbst enileibt. Der Leichnam ist nach criolgter Aufhebung aus den weiten TrinitaMriedhos geschafft worden. - In R a lb t s bei Eamenz wurde am 13. SeptemberAbendö ei», in dem Dache des Holzschuppens de» Gutsbesitzers Zschornack steckendes glimmendes Stück Torf entdeckt, so dass dem Schaden, welcher leiGt entstehen, noch rechtzeitig vorgebengt werden konnte Dem Uebcltffäter ist man leider noch nicht aut der Spur. Der Besitzer bat sich beim Löschen die eine Hand bedeutend verbrannt. — Oettentltche Gerichtssitzung am IN.September. Prozeß gegen den Advocatv. Potenz u. Spörlln. sFortsetzung., Am 8. September 1971 wurde der Majeratsfferr Ego» von Hartman» Knorr mündig, und schon wahrend seiner lliunünblgkelt war der junge Mensch ununtcrbrcchcn in Geldver legenheiten, woraus ihm, dein reichen Baron, gern zu jeder Zeit von seinen Mitmenschen und darunter namentlich den Herren E ravaitcntabiikantcn geholfen wurde. Ter damalige Bormund deö hohen Herrn war der Herr Negierungöratb von Ericgcrn. Am >4-November 1871 erschien von Hartmann-Knorr aut der Ervebition des Angeklagten von Potenz und ersuchte denselben, die Verwaltung seine» Vermögens zu übernehmen. resp. als sein Sachwalter auszutretcn, nachdem v. Potenz bereits 8 Jahre lang den Vormund v. H.'S vertreten hatte Im Anschlüsse hieran wurde nach einer Notiz in den Privatacten v. P'.s nach erfolgter Besprechung eine Generaivolimacht abgeschlossen, laut welcher v. Hartmann seinem Bevollmächtigten clnräumte, ihn in jeder Be ziehung zu vertreten und wurde die Vollmacht auch in aller Form von dem jungen Baron rccognoscirt. Bereits zu dieser Zeit erislirteu verschiedene Forderungen an v. H., so ei» Posten von :i8l)l) Thlr. an einen Leberhändler Schmitt. 141 Tfflr. an eine» gewissen Otto Schneider und liefen überdies Mahnbriefe an den Zeuge», resp. den Bevollmächtigten schon damals in Menge ein. Am 27. Deccmbcr >871 erhob der Mühlenbesitzer Wilhelm Bicncrt ln Nadcburg alö Gläubiger von v. Hartmannö gegen denselben 2 Wechselklagcn Im Betrage von 1«M> und 14N0 Thlr. bei dem zuständigen Geri'chtöamte Kamcnz und noch an demselben Tage ward ein Wcchselverbör aus Schloß Elstra abge- paltcn, in weichem der Baron das Llgiildum sammt Zinsen und Kosten i» der Höhe von 24!i2 Tbir. 8Nar. 2 Pt. alö richtig an erkannte und auf vorläufigen Verzicht deS Klägers biö nächsten Tag, de» 28. Deeembcr 1871, Vormittags wllhr, zu zahlen ver sprach. Am darauffolgenden Tage, also den 29. Decbr. 1871, ging bei dem hiesigen Handelsgerichte seiten des Oberinspectorv Sporlin a. D. der Antrag auf sofortige Ncalcitation eines prä- sentirten, von v. Hartmann-Kiwir acccptirten Wechsels übcr49<>i> Tfflr. ein, auf weichem die Ehefrau Spörlin'ö als Aussteller!» figurirtc. Der sistirte Beklagte lnack, v. H.'S Angaben srciwilllg crichicncnj. Nittcrgutsbesitzer von Hartmann-Knorr aus Elstra, versprach, die Forderung alöbald zu begleichen. »Aus die Ange gangene Neguisition verfügte unmittelbar hierauf kaS Gcrichto- amt Kamcnz die HIlsüvollstrecknng und diese fand denn auch um gebend Im herrschaftlichen Schlosse zu Elstra in Gegenwart des WirthschaftSinspcctorö Matbäi und des Gläubigers Spörliu, so wie eines Taxators statt. Aus alle» Bäumen des Schlosses ward Mobiliar und Geschirr re. zujammengcholt und tarlrt, bis schließ lich die verpfändeten Gegenstände einen angeblichen Taxwertff von 474.', Thlr. >8 Ngr. erreichten. Nunmehr ward ein svecialisirtcr Kaufvertrag über dieie abgcpfändctenSachen und unmittel bar dahlntcrhcr ei» Lcihpcrtrag abgeschlossen, nach welch'letzterem von v. Hartman« die gcpsändetcn Stücke voriänffg gegen ein Leihgcld von 24 Thlr. vro Monat wieder übernommen wurden. Am Tage nach dem Wechselvcrhör ibci dcrHilfsvollstreckmig war der junge Herr nicht zugegen) schloß v. Potenz mit dem anwe sende» von Hartmann eine Eessionöurkunde av. Der Letztere trat danach die Nevenuen seiner Rittergüter im Betrage von l,«>,ocx> Thlr. ab unb ließ dann Generalvollmacht und Ecssion nach Elsira abgehcn sffo. Decbr.) Alö n»n der Mühlenbesitzer Bicncrt am I. Januar 1972 Antrag aus VornabmcderHilfsvoU- sircckniig sleute. iviiroc er »ach den v. Pvlcnz'jchcn Dispositionen abichläglich vcschlcdcn. Schon am t>. Januar stellte er, jedoch durch seine» Sachwalter, einen weitere» Antrag auf Be schlagnahme des geschlagenen Holzes in den Waldungen, daü gcsgmmtc Mobiliar v. -p.'s, die Pachtzinsen von ben Rittergütern Eiurg und Reicheudach und bezweifelte in seinem Anträge gleich» »eilig die RechiSbesländigkcit der Spörliu'schcu Forderung. Der Aovolat v. Potenz protcslirtc biergcgen und mittelst Vergleich des GerichtSgmteS Eamenz beschränkte Bicnert, vertrete» durch Radcbürg mit einer Wechseltorberung von überThlr. gegen von Hartmann-Knorr auf, nachdem jedoch dem Kläger die Erössnung deö Co ne urseS von dem Generalbevollmäch tigten von Polenz eröffnet worden war, wurde dir Sache, und zwar im Mälz >872, durch den Sachwalter G.'S, Herrn Abvocat Or. Stein II., wieder eingestellt. Am 19.März 1^72 wurde der MajoratShcrr Egon von Hartmann-Knorr, aus Antrag deö l)r. Keritcn, ln Vollmacht deö Gläubigers Drechsler Erichson, alö Verschwender unter Zusta n bS v or m u n di chast gcffcllt. tilach einer Aufstellung deö nunmehrigen Zustandö - Vormundes, des Advocat von Polenz, erreichten die angcmclbcten Schuldiorderungen lin Wechseln und Waareniorderungen be stehend) beiläufig eine Summe von über 4«)M0 Thlr. und setzte v. P. leinen Zustandömünd.l durch einen Blies vom 8. Februar 1872 von dicicm nlederschlageneen Resultate in Kenntnis,. Die Revenuen der 5, Rittergüter und I.9M0 Thlr. Pslichtthcil waren bereits Opfer de» Verschwender» geworden. Bereits am 2. Ja nuar 1872 nahm v. P. Veranlassung, einen Brief an dessen, durch Ihren Reichlhum bekannte Großmutter, Frau Barenln von Schöiidcrg Bibra, zu schreiben, und dieselbe zu bitten, mit einem Thcil ihres Vermögens zu Gunsten deö verschwenderische» Barvnö zu intcrvcnlrcn. Durch den Sachwalter der Frau Baronin, Herr», Hofrath Advocat Weber i» Bautzen, ging indes, mit Rücksicht aus die Unverbcsscrlichkclt des ver schwenderischen Enkel» ablehnende Antwort ein und cö blieb auch die von Harlm'.nn Knvrr selbst unternommene Expedition ohne allen Enolg. Im Mai 1872 hatte die Schuldenlast deS Herrn Baronö bereits die Ziffer von 48,(x,o Thlr. erreicht und in dem von dem Advocat p. Potenz am :i. Juni 1872 bei dcm GerichtS- Amte Kamenz cingercichtca Eoiicuroproceß mußten die bereits erwähnten Gläubiger Bicncrt und Gianz ihre Forderungen mit anmcldcn. Bicncrt ist übrigens bald nachher vollständig zuirie. den gestellt worden. Die Schuldenlast war mittlerweile aus 02,149 Thlr. 24 Ngr. 3 Ps. gestiegen. Im August 1873 legte von Pelcuz, weil seiner Angabe »ach sich von Hartmann-Knorr keineswegs geziemend gegen Ihn verhalten battte, seine Eigenschaft alö ZuslantSpormund nieder. Nach dieser Zeit war bereits einmal auf uaatsanwallschastlicl en Antrag gegen von Hartmann-Knorr die Untersuchung eingeleltet, weil der Verdacht nabe lag, daß der Baron ein Schclngcschäit be». deS dctrügitche» Bankerotte« von Nicpt.'Kmnleutcn gemacht habe. Die Untersuchung ward jedoch sp itcr sistirt. Am >8. Januar 1875, nachdem sich von Hartmann- Knorr »io icbr einleuchtenden Gründen lange im Auslände aus- gehalten batie, wurde ec wegen ei „getretener Gei steS- >t ö r rrn g In die Heilanstalt Sonncnstein eingeliefert. Da» zur Verlesung gebrachte pspchiatrlsche Gutachten de» Herrn Mebtcinal- ratbes Ur. Lcssing bezelchnete den Zustand deS Barons als einen acuten Anfall von Scelcnstörunz; bei der Entlassung aus der Heilanstalt, Ende >875, wurde !n Rücksicht auf »a- Verhalten v.H. ein volles DiSpositionö-Zeugniß für denselben aber mcht ausgestellt. Der geistesschwache Baron warb zur weiteren Pflege der Familie eines Holratbcs ln Grottau übergeben, wo er sich noch jetzt befindet; von Polenz will über die Entstehung der S v ö r l i n ' scben W e ch s e l i o rd c r u n g an v. Hartmannn« Knorr nichts wissen, auch befindet sich in den Privat-Aktcn keine Notiz, wie Svörlin als neuer Gläubiger des BaronS austrat. Den Vorhalt deö Herrn Präsidenten, warum er. v. Polenz. den Wilthschailö-Jnipector Matbäi auf Elstra Substitutü-Vollmacht crtheilt habe, motivirt der Angeklagte unter Anderem mit der Erklärung, er habe geglaubt, daS Mobiliar v.H.'s sür die Dauer sür den Baron zu erhalten und immer auf Intervention der Gräfin von Scvönbcrg gehofft. Um aus daS, auf Antrag des Gläubigers Spörlln abgepiäntete Viabiliar zuruckzukommrn, Ist zu bemerken, daß das abgemachte Leihgcld von 24 Thlr. pro Mo nat nicht ein einziges Mal von dem Baron vczahlt worden ist, allerdings eine befremdende Thatsgchc und wird die Frage, was überhaupt auö dem Mobiliar geworden sei, dahin beantwortet, daß davon ein Theil an Svörlin, ein anderer Tbcll in den Besitz H.'S zurückgcgangen sei. Nach alledem erscheint bezüglich der Wcchscl-Manipuiatlou Spörliuö und v. Polcnz'ü die Anklage begründet, baß damit wenigstens aniängiich dem Gläubiger Bleucrt i» Rücksicht auf die Zahlungsunfähigkeit deö BaronS mit Erfolg entgcgcngetrcten worden war. Bei dem Obcr-Appellationsgericht gab überhaupt Sparlin über die Entstehung des Wechsels folgende Auskunft. Er sei im Octobcr 1871, also kurz nachdem er wieder bei v. Polenz in Stellung getreten war, mit dem Baron, dessen fortwährende Geldnot» er hinreichend gekannt habe, zusammenge troffen und am Ansuchen von H.'S nicht abgeneigt gewesen, dem selben gegen voIlständIge S i -st c rst c l l u n g mit Darlehen je nach Bedarf auSzubelsen, Die Mittel hierzu rührten auö dem Vermögen seiner Ehefrau. Am 20. Octodcr 1871 sei der auf 4900 Thlr. lautende Wechsel ,1. <1. in 2 Monaten zahlbar, aus gestellt. von dein Baron acceptirt und cö leistete hierauf Spörlin die erste Zahlung von ca. loo Thlr. Im Ganze» hat der Acccptant noch nicbt 1000Thlr. auf den Wechsel erhalten. Den Vorhalt deö Präsidenten, warum Spörlin sic» darüber keine Notizen ge macht habe, beaniwortct der Angeklagte damit, er habe dies stets im Kopse behalten, übrigens hgbe er. da kgs Gelb von seiner Frgu herrüffre, nicht Rechens-bait abznlcgen. w ic er eü verwalte. In Bezug aus dgo Verhältnis, zn v. Polenz, den er doch alö Effcs zu vekrachten gehabt habe, erklärt Spörlin, i» dieser Be ziehung stände er nicht unter DiScipii», und gicbt S. ferner a», daß v. Polenz höchst »m,„genehm überrascht gewesen sei, aiS er Kenntnis, von der Existenz des Wechsels erhalten habe. Die Be hauptung v. Hartmaun'o, eö sei die ganze Wechsclgeschichte ein Schcingeschäft gewesen, bezeichnet Spörlin als rein erfunden. Im unmittelbaren Zusammenhänge mit der vorhergehenden Sach lage bängt nun die dem Angcfiagtcn Advokat v. Potenz zur Last gelegte Privat-Urkuudenfälschuiig zusammen. ES wird in dieser Beziehung von der Anklage behauptet, daß v. Polenz. um bei der ihm bevorstehende» Verantwortung nach der Bcichwcrdcsühruiig bei dem Ober-Appcllatioiiögerlchte die Rechtöbestänbigkeit der viel genannten Spörlin'scbcn Wechsel-Forderung nachzuwcisen, an per- schtcdcnen Stellen in seinen Prtvat-Akten Eorrckturen und Einschaltungen bewerkstelligt habe, die sich von den früheren Einträgen ganz wesentlich durch die sofortige äußere Erscheinung in Bezug aus blässere Tinte rc. unterscheiden. Aui die speciellcn Fälle einzeln zurückzukommcn, würbe viel zu weit iührcn, cö sei nur im Allgemeinen bemerkt, daß v. Polenz die nachträglich erfolgten Abänderungen, um lediglich mehr Klarheit tu die oit flüchtig gemachten Notizen zu bringen, kurze Zeit »ach den ursprünglichen Einträgen und zwar während der Gerlchtöicricn im Jahre 1872, gemacht haben will. Die heutige Befragung des BaronS von Hartmann-Knorr, der sich im Allgemeinen nur aus die Acte» beziehen kaum ist schon nach dem Gutachten deS Medi- cinalratbcS I)r. von Lesung als durchaus einflußlos auizunehmcn. Der Herr Sachverständige hebt hervor, daß, wenn auch sein ehe maliger Patient gegenüber dem Ri»terpersonal aus natürlichem > Grnnde alö etwas besangen bezeichnet werden müsse, im Allge meine» doch noch als tiöpositionoun iä big. wie crtieAnstalr ver lassen, zu bezeichnen sei. Hierum bcautragle Herr Staatsanwalt Richter die Vertagung der Sitzung bis zur völligen Genesung deS Zeugen, rin Antrag. dem der Vcrthcidigcr. Herr Advocat Richard Schanz, zu Gunsten seines Desciitcnten mit aller Ent schiedenheit cntgegcntrltt. Der Präsident, -verr Gerichtstag Oi-. Flügel, neigt sich der Ansicht der Veilhcitlguug m. Der Herr Verthcidiger beantragte nunmehr, das Nationale des Barons Egon von Hartmann-Knorr, aaS seiner miiitäcischen Dienstzeit bet dem Ulanenregiment »Ar. 17 In Oicyatz, wo v. H. alö ein jähriger Freiwilliger diente, und welches von dem ESiadronochei Riitmcisier von Maloetic ausgestellt war. zum Vvrnag zu brin gen. Nachdem noch Herr Advocat Zumpe II. vernommen, gelangte denn auch das Nationale zur Verlesung, laut welchem der ehe malige Freiwillige, Baron von Hartmann-Knorr,Hais ein wieder holt bestraiter Soldat und lrester Lügner, der unter Umständen eine vollendete Frechheit entwickelt habe, bezeichnet wird. Aus diesen Gründen sei v. H. auch die Theilnahme am Offizicrotisch verboten worden. Nunmehr erhielt die könlgl. Staatsanwalt schaft das Wort. Herr Staatsanwalt Richter hielt in seinem längeren gediegenen Piaidoyer iür erwiesen, daß sich beite An geklagte^ der in Mitthäterschait vergangenen Zuwiderhandlungen gegen die Vorschriften in K 3 des Gesetzes vom 20. 'April 1873 über die Bestrafung des von Nichtkauiieuten begangenen dctrüg- lichen Bankerottes und bezüglich der Privalurklindensälschung schuldig gemacht Haffen und ffeantragte demgemäß Bestrafung. Herr Advocat Richard Schanz iheilte jedoch die »Anschauungen deö öffentlichen Anklägers nicht; mit gewohntem Scharfsinn suchte er die umiängUchcn belastenden Momente zu bekämpfe» und gelangte er am Schlüsse seines mit Wärme für das Schicksal seines blöder völlig unbescholtenen Defendenten, deS Herrn Ad- vocat von »Polenz. gciührten »Vertrags zu dem Anträge aui Frei sprechung. Der Mitangeklagte Spörlin schritt nunmei r zu seiner eingehenden Vcrtheidigung, in welcher er sich sowohl als guter Redner als auch völlig mit den Gesetzesstellcn vertrauter Nicbt- iurist kennzeichncte. Er hielt gleichfalls seine Freisprechung für geboten, In zweiter Linie stellte er den 'Antrag, unter Annahme mildernder Umstände aus nur Geldstrafe zu erlennen. Nachts nach Tsl2 Uhr verkündete der Herr Vorsitzende nach mehrstündiger Bcrathung das Eikevntniß, cS lautete aui Verurthcilung unter Annahme mildernder Umstände sür Svörlin und v. Polenz zu je 000 Mark Gelbstraie, sowie 0 Monate Gefängnis, sür den Advocat von Polen; (bctr. dir Privat-Urkunden- Fälschung). — Angekündigte Gerichts-Verhandlungen. Heute Vormittag 9Ui r untcrAusschluß dcr Qeffentlichkcit Haupt- Verhandlung wider den Hantarffeilcr Gotthold Heinrich Hicmann auS Neuhauscn bei Sahta wegen deS A. 170 unter:, des Reichs- strasgesetzbuches gedachte:-: Verbrechens. Einsprüche: 9 Uhr wider LouIS Jähniq in Potichappel wegen »Beleidigung; 9> >Uhc wider Therese verehcl. Iahulg daselbst desgl.; 9M Uhr wider Gottlob Hcidenreich hier wegen Beleidigung: lOUHr widerThercse verehr!. Fleischer In Drüben wegen »Beleidigung; lOß, Uhr wider dm Bäckermeister Friedrich Llppcrt in Leubcn beSgl.; 10' n Uvr wider »Bernhard »BIrrci zöllcr wegen Beleidigung; 10/, Uhr wider Mo rls Hornemann in Pesterwitz wegen Beleidigung; l l Uvr wider Georg Piciicr hier wegen »Bclcibignng; I I'/- Uffr wider Marie verehcl. Kahle deSgl. Witterungs-Beobachtung am 17. September. Mittags. »Barometerstand nach Oscar BöioUtWallstr. 19»: 27 PariserZoll I0M> L. Zeit gestern i Linie gestiegen). - Thermometer nach Reaumur: 17 Grad über Null. - Dir Echloßthurmiahne zeigte Süb-West-Wind. Himmel : bewölkt.! - «Ibhi»be«n Dresden. I7.Scpt., MItt.: 110 Cent, unter 0. - Wärme der Elbe 14 Grad E. Feuilleton. V König!. Hoithcater. »)l enst a d t. »Ani Sonnabend spielten die Meininger zum ersten »»Aale in Trcsi.cn. Da unsere Stadt ziemlich die letzte ist, in weicher die berühmt gewordene SchauspiclgcseUschait iure Aufwartung macht, io kann die uiesige Kritik nicht allzuviel Neues mehr sagen — die »Alten über die Meininger sind geschlossen, und wer sich dafür lntcressirte, hat in Berliner Blättern und in spaittniangen Wiener Feuilletons, welche die Runde durch viele Zeitungen gemacht haben, da» Nö- tbige darüber schon gelesen. Die alte Thcatcrkniist, auf welche namentlich die Sffakesveare'schen Dramen gebaut sind, wandte sich, was die scenische Darstellung anlangt, an die naive Pban- tasie der Zuschauer. Trat dock» dcr Prologuö vor, um zu erklären, daß nun der Zuschauer einen Wald, dann eine Schlacht, dann ein Prunkgemach sich vorstellcn möge. Eoulissc» und Reguisitcn in unserem verwöhnten Sinne spielten kaum eine Rolle. War Das daö goldene Zeitalter deS »Bühnen,picleiiS c Ist die moderne Inicene ein Fortschritt c Oder begräbt sic das »Phantasie-Ver mögen der Zuschauer? Lenkt sie wohl gar vom Geiste der Dich tung ab unb zerstreut die Theilnahme des »Publikums? — Wie bei allen »Prinzipsragcn liegt die Entscheidung, ob eine Sache gut oder schlecht sei, In der Mitte. Wie nun einmal unscrc Bühnen sich entwickelt baden, kann dem Zuschauer nicht mehr zugcmuthet werden, sich eine Scene „ v v r z ustcilc n ". Er will sehen, prüfen, bcgrci'cn. EonEssen, Eomparicric, Evstüme sollen „richtig" sein, d. h. der Zeit lind dem Olt der Handlung ent sprechen. »Aber wo liegen die Grenze» dieses Richtigen ? Bclannl- Uch schlägt man sich auf der Bühne nicht wirtlich todt, Len Ka- nonenschlag feuert man nicht wirklich ad, sondern markirt ihn mit der großen Trommel, Haß und Liebe dort oben sind und bleiben nur Schei n. »Wenn daffer die Dekoraiion an Wirklichkeit mehr leistet aiS die Handlung, d. h. wenn ein ster bender Held Blut aus seinen Wunden spriffc» ließe, oder ein wirklicher Regen von den Schnürböden hcrabgösse. oder ein »Bote über die Bühne stürzte, der über und über mit Koih bedeckt wäre, so würde diese Realistik lächerlich wirken, nicht nur zer streuend; denn wir wissen, daß cö sich dort obc» um ein Bühne» spiel handelt, welches mit der Wirklichkeit von »Blut, Rcgcn oder Schmutz nichts zu schaffen hat. Nur den schönen Schein sollen die Reguistlen unterstützen, nicht die Wirklichkeit ersetzen. Nach manchen Berichten und namentlich nach der Kritik Llndau's Über die Bluthochzcit konnte befürchtet werten, daß der wltzkegabtc EoUcgc Recht hätte, wenn er rühmend den Schneider, den Möbeltischler, den Wciffcistabrikantcn, den Theatermaler unb Bclcuchtungsinipcctor der Meininger licrvorhcb und nur so ganz zuletzt beiläufig weinte, auch die Dichtung iei ganz gut von den Herren Schauspielern gcsprocp-n worden. Indes, — mögen die Meininger der richtigen Mille näher gekommen sein, oder tragen diese Urtheile den Stempel teS Frappirticinö über ungewohnte Dinge au sich: eine Ucbertreibung des Technischen kann man den Meiningern jetzt nicht vorwcrien. Bei ruhigem Er wägen muß man zugeben: Sie haben Hobe »Verdienste um die liebe, volle sein betaillirtc Lceuirung. Hat man sich an Ihre Ovulen: ge wöhnt. io genirtdle Thätigkeit des Schneiders nii t wcn r. a c;: er
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