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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 23.11.1905
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-11-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19051123019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1905112301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1905112301
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1905
- Monat1905-11
- Tag1905-11-23
- Monat1905-11
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Mau ¬ le 37. le 12. aupt- »vst chtes. hmS- k.is »er. ««i. tt«», 7. r Be- unfrer :eond- k die »zig", i ae- > und istfest. seine rdiger getan. Kabru nSsaat hriich. mehr m die kennt große fer ist i Zeit Irrten, il des Bitte will- rS zu Ischen Lhr. : als SI4V Ke. i'g) «der che«, mann »a«. idtrat uper- »enrat )tsrat tizrat l»«r. ,»5 Stag, r. Morgen-Ausgabe VezugS-Prelr 1» der HanptexpedMoo »der der« «»sgaL» stell« adgeholt: »terteljährlich S.40, bet täglich zweimaliger Zustellung »u» Haus Vierteljährlich Durch unsere aus ¬ wärtigen Ausgabestellen und durch dir Post bezogen sür Deutschland «ad Oesterreich Vierteljährlich -.60, sür di, übrige« Länder laut ZettuugSpreiSltst«. Redaktion und Srpedtttour Zohaanisgajs« 8. DÄe-hou Nr. «r. «L N73 Berliner Redaktion»-vnreaur Berlin LtVV 7, Dorvtheeuirraß« SS, Ti. I. lkt^ M75. Dresdner Redaktion-.lvureaut Dresdens IkSarerttzstr. 82^ D«t.l,ritr.4SSS, WM.TllgMait Handelszeitung. Ämlsölalt des Königs. Land- und -es Königs. Amtsgerichtes Leipzig, -es Nates «n- -es Nolizciamtes -er Stadt Leipzig. Anzeigen-Prei- dt» SgespaUeu« Petttzeü« ist Vk. Familien^ Wohnung«- and Gtelle» Anzetgen LO Pf. Finanziell« Anzeigen, GeschästSanzetgen unter Text oder an besonderer Stelle nach Darii. Für da- Erscheinen an bestimmten Tagen n. Plätzen wird lein« Garantie übernommen. Anzeigen-Annahme: «ugustu-piatz tt, Ecke JohanniSgasse. Die Expedition ist wochentags ununterbrochen geöfsuet von srüh S bis avvnds 7 Uhr. FiltaUErpeditivn: Berlin, rützowstr. IO . . Dresden, Martenstr.SL. Druck und Verlag von E. Pelz m Leipzig (Inh. Dr. V, R. L W. «ltnkhardt). Herausgeber: Or. Biktor Kltnkhardt. 89. Jahrgang. Nr. 596. Donnerstag 23. November «VOS, Var Wirbligste vom rage. «KönigFriedrich August ist mlS Tarvis noch Dresden zurückgekehrt. * Die Beerdigung der bisher geborgenen Leichen der verunglückten Matrosen fand gestern in Kiel unter großer Beteiligung der Einwohnerschaft statt. (S. letzte Depeschen.) * Die wiederholt auftauchcnden ungünstigen Mitteilungen über den Gesundheitszustand des Zaren werden uns als durchaus unbegründet bezeichnet. - - . Liberalismus, Wirtschaftspolitik «nck Zoriaiarmskratie. Mit Bezug 'auf den Artikel über FriedrichNau- mann in Nr. 684 des „Leipziger Tageblattes" vom 16. November wird uns von liberaler Seite ge schrieben: Der Ton macht die Musik. Und man wird zugeben können, daß in dem von nationalliberaler Seite cinge- sandten Artikel, der sich mit Friedrich Naumann und dessen Vorträgen beschäftigt, ein ganz freundlich klingen der Ton angeschlagen ist, so weit es sich uni das ganze Musikstück handelt. Es sind jedoch auch einzelne Miß töne darunter, welche die allgemeine Harmonie stören, und denen hier zum rechten Einsatz verhalfen werden soll. Es ist wirklich zn hoffen, daß die Vorträge Nau manns dem Schreiber des beregten Artikels auch noch eine andere als eine bloß „ästhetische Befriedigung" ge währt haben, da er ja selbst Naumanns „Kunst, ver wickelte wirtschaftliche Fragen in klaren Strichen zu zeichnen und unter große einheitliche Entwickelungs punkte zu bringen", als „unübertrefflich" anerkannt. Daß jeder seiner Hörer im einzelnen sich mit allen seinen Behauptungen einverstanden erklären solle, ver langt Naumann wohl selbst nicht. Daß Naumann mit der von ihm fcstgestellten Er scheinung, daß die Großbetriebe die Tendenz zur Auf saugung und Verdrängung der kleineren Unter nehmungen hätten, die auch der Einsender zugibt, habe sagen wollen, daß „unser ganzes vielseitiges Wirt schaftsleben von den Großbetrieben eingenommen und beherrscht werde", geht doch aus seinen Vorträgen nicht hervor. Wenn dann der Einsender den mehr demo kratischen Organisationen genossenschaftlicher Art gegen über die monarchische Spitze der geschlossenen Groß betriebe als unentbehrlich bezeichnet, so hat Naumann dem durchaus nicht widersprochen, ja, sogar das Be denkliche einer andern Entwickelung nicht verkannt. Wenn Naumann dann aber mit vielen anderen Sozial politikern den Angestellten und Arbeitern der großen Betriebe eine „Art von Miteigentum" eingeräumt wissen will, so hat er damit doch keineswegs die Absicht ausgedrückt, „die Intelligenz zu entrechten zugunsten der Masse, die Leiter zu mediatisierten Renten- empfängern zu machen". Mitantcilna r der einen ist noch lange nicht Entrechtung der andern. Entschieden widersprochen muß aber der Behauptung des Einsenders werden, „daß wir erst durch die von Bis marck am Ende der 70er Jahre inaugurierte Zollpolitik den Stand unserer heutigen wirtschaftlichen Blüte er reicht haben, daß erst die Befolgung des von ihm aus gegebenen Stichwortes vom Schutze der nationalen Arbeit uns reich und «nächtig gemacht hat". Mit Ver laub: der wirtschaftliche Aufstieg Deutschlands begann mit der Zusammenfassung unserer verschiedenen Vater länder zu einem einigen Deutschen Reiche, die uns ein energisches Sclbstbcwußtsein wie Ansehen und Achtung im Auslande brachte, und es erreichte seine glänzendste Höhe durch die Caprivische Handelspolitik. Wir können froh sein, wenn die Bülowsche Handelspolitik uns nicht allzu tief von dieser Höhe herabstürzen läßt. Den Traum der nationalsozialcn Partei hält der Einsender für ausgeträumt. Weiß er so ganz bestimmt, ob Naumanns Blick in die Zukunft wirklich nur ein Traum bleiben wird? Weiß er so ganz bestimmt, daß der Plan der „großen demokratischen Linken" schon rettungslos „zu Wasser geworden" ist? Die Bildung des liberalen Blocks in SUddeutschland widerspricht diesem Pessimismus aufs deutlichste. Ter Einsender gibt dann zu, daß die Liberalen sozialpolitisch „umge lernt" haben. Wenn er aber die eifrige Mitwirkung der nationalliberalen Partei bei Bismarcks Sozial politik und namentlich den großen Versicherungsgesetzen gegenüber dem „nicht fortschrittlichen, sondern rückstän digen" Verhalten des „Freisinns" so besonders rühmt, so urteilt er doch zu parteipolitisch. Tas Verhalten der Freisinnigen mag kurzsichtig gewesen sein. Es war aber, wie Naumann auch ausgeführt hat, aus der ganzen damaligen inneren Politik der Regierung erklärlich. Und der Einsender wird nicht bestreiten können, daß auch die nationallibcrale Sozialpolitik öfters so zugeschnittcn war, als seien die Arbeitgeber der schwächere Teil. Jedoch, des Pudels Kern offenbart sich erst am Schluß des Artikels: „Zur Sozialdemokratie führt von uns aus keine Brücke!" — von „uns" auS, von den Nationalliberalen. Ja, führt denn von irgend einer liberalen Partei eine Brücke zu der Sozialdemokratie? D. h.: können jemals die tiefen Gegensätze in den Grundanschauungcn des Liberalis mus und der Sozialdemokratie völlig ausgeglichen werden? ES kann keinem Liberalen einfallen und ist noch keinem eingefallen, ein inneres Bündnis zu schließen mit einer Partei, die selbst für ein solches Vündni» nur giftigen Hohn und Spott hat, die gänz ¬ lich den elementaren Satz vergessen hat, daß man durch bloße Kritik nichts beweist, und die, wie der Einsender jenes Artikels ganz richtig sagt, nur „die Partei des brutalen Klassenkampfes" sein will. Also von einen« „Bündnis" zwischen Liberalismus und Sozialdemokratie kann keine Rede sein. Aber darf man sich in der Politik so sehr auf seine Grundsätze ver steifen, daß man die Wahlunterstützung eines politischen Gegners unter allen Umständen auch da zurückweist, wo cs sich um die Niedcrkämpfung eines unter besondere«« Umständen zur Zeit gefährlicheren politischen Gegners handelt? Und nur davon ist für die praktische Politik auf Seite der Liberalen die Rede gewesen. Und daß sich diesem Gedanken auch Nationallibcrale nicht verschließen, haben die badischer« Wahlen gezeigt. Was in liberalen Kreisen für möglich gehalten wird, ist, daß man vor« Fall zu Fall aus wahltaktischen Rücksichten mit der Sozialdemokratie zusammcngeht. Ob cs zu „mehr" komme«« wird, hängt vor« der Entwickelung der sozial demokratischen Partei ab: Drcsdei« und Jena lassen dies für die nächste Zeit nicht erwarten. Was aber die Annäherung der liberalen Parteien untereinander be trifft, so wird hoffentlich auch dec Artikelschreiber darin mit Naumann und den Liberale«« übereinstimmeu, daß sie linter Wahrung der organisatorischen Selbständigkeit der einzelnen liberalen Gruppen durchaus wünschenswert ist. Die Abkehr der sächsischen Nationalliberalen vom Kartell hat ja gezeigt, daß in ihrer« Reihen jetzt die Er kenntnis vorherrscht, der Liberalismus dürfe die Kon servativen nicht mehr unterstützen. Und im Reiche ist cs ganz ebenso. Und wen«« es noch Liberale gibt, die mit wenig angebrachter Schadenfreude über die libe ralen Einigungsversuche spotten, so geschieht es nur, weil sie in ihrer Verblendung nicht einsehen, daß nur diese Einigung Deutschland vor dem Znrnckfallen in überwundene Kulturzustände bewahren kann. Hannibal vor den Toren I Dessen sollten alle Vaterlandsfreunde sich bewußt sein, da sollten alle kleinliche«, Bedenken der Partcipolitik zurncktreten, «nenn cs dem großen Ganzen gilt. Und die Nationalliberalen dürfen versichert ßsin. daß auch die Linlsl«beraten mst ihnen nur die Wohl fahrt und die Größe unseres Volkes erstreben. Das Vaterland über alles! - . ' Deutsches Ueich. Leipzig, 23. November. * Aus dem sächsischen Landtage. Unter Dresdener Bu reau schreibt uns: Nachdem die Generaldebatte über den Etat und auch die Fleischnot-Jnkerpellalion erledigt sind, die übrigen, mm teil sehr bereuiungSvollen Jntk'vcllationen aber teils auf Wunsch der Parleien, teils der Regierung auf kärgere oder längere Zeit vertagt worden sinv, liegt der Schwer punkt der parlamentaiischen Arbeiten augenblicklich in den einzelnen Deputationen. Die Finanzdcputalion bat einzelne bereits mitgeteilte Kapitel des orrenllichen Etats bereits erledigt, und diese sind auch vom Plcnnm schon gut- gebeinen worden. Weitere Kapnel werden am Freitag auf die Tagesordnung der P^enaisitzung lornmen, denn die Finanzdeputaticn hat den Antrag gestellt, bei Kapitel 22, Zivil liste, die Ausgaben mit 3550000 -L Jahresbetrag zu verwilligen und ebenso bei Kapitel 23, Apanagen usw, die Ausgaben mit 524 568 jährlich zu genehmigen. Bei Kapitel 22, Zivilliste des Königs, ist keine Veränderung gegen den Voretat eingetreten, be« Kap. 23, Apanagen usw., ist die Jahrestumme gegen den Voretat um 162 696 niedriger. Es fallen nämlich fort: >62 500 Apanage des Kronpiinzen Friedrich August (jetzigen Königs) und 9250 Bautchjumine für Prinzessin Maihilde zur Einrichtung ihres Hauses. Das Witium der Königin-Witwe Carola beträgt wie im Etat sür 1904 05 jährlich 210 000 dagegen ist die Apanage der Prinzessin Matbilde von 29 917 erhöht auf 37 000 durch Volleinstellung der vom 1. November 1904 ab nachbewilligten Erhöhung von jährlich 17 000 // Der Rentenbetrag der Sekundogenitur des Prinzen Johann Georg ist unverändert mit 262 083 ein gestellt. Bei Titel 4, Pensionen, macht sich ein Mehrbe darf von 5908 sür Pensionen an zehn zum Hof taat des vormaligen Kronprinzen Friedrich August gehörige Personen (8 40 des königlichen HmsgesetzeS) notig, denen aber infolge Ablebens zweier Empfänger eine Ersparnis von 3937 gegenübersteht, so daß die wirkliche Erhöhung der Pensionen nur 1971 beträgt, wodurch der Titel auf 15 485 steigt und sich die Gejamisumme des Kapitels, wie oben an gegeben, aut 524 568^ stellt. Endlich beantragt die Finanzvepu- talion X noch, den Personal- und Besolvungseiat der Landes- Brandversicherungsanstalt auf die Jahre 1906 07 in den Ausgaben mit 622 578 jährlich (gegen den Borerat mehr 20 918 -E), worunter 6300 jährlich künftig weg fallend, nach der Regierungsvorlage zu bewilligen. Die Mehr ausgaben sind veranlaßt durch Neueinstellung von 3 Sekre tären, 4 Expedienten und 1 Jnspektorats-Aisistenten, sowie Erböhung der Reisekosten und Tagegelder der Inspektoren, Asststenien und technischen Beamten der Landesanstalt in DreSven, Leipzig und Chemnitz von 60 000 auf 65 000 -6, wählend 6300 erspart werven durch künftig wegsallende Gehaltserjüllungen für 4 Inspektoren und 10 Assistenten. * Au» »cm IS. städtischen Wahlkreis Lachsen». Die Ersatzwahl für da» durch den Tov de« bisherigen liberalen Abgeordneten Graefe erledigte Mandat im 19. städtischen Wahlkreis (Annaberg-Buchholz) ist vom Ministerium des Innern sür den 30. Dezember festgesetzt worden. Die Wahl- männer-Ersatzwablen sollen stattfinden am 16., 18. und 19. Dezember. Wie man un« aus Buchholz mitteilt, ge denken übrigen- auch die Konservativen eine Kandidatur auf zustellen, wohl in der Hoffnung, daß die Zersplitterung der liberalen Stimmen für einen nationalliberalen und «inen sreisinniaen Kandidaten ihnen G-wina bringen lönnte. Dem w«rv hofstntlich vorgedeugt werben. * Eine englische Lttmme über Heu Untergang Sc» Tor, pedobootc» „st 126". Gegenüber den vielen mißgünstigen englischen Stimmen über Deutschland gerade in letzter Zeit berührt die Weise, wie der „Standard" den schrecklichen Un- glückS,all, den die deutsche Flotte betroffen hat, bespricht, sebr sympathisch. DaS Blatt sa§t, daß die Deut- schen gerade so wie die Engländer auch erannt hätten, daß man nur dann auf eine kriegStüchtige Flotte im Ernstfälle rechnen könne, wenn man auch wahrend der Fnedenszeit denselben Dienst verrichte, wie er im Ernst fall gebraucht werde. Der llnglückssall sei genau derselbe wie derjenige, der sich seinerzeit bei dem Mittelmeergeschwaver ereignete, als der „Pioneer" einen Zerstörer über den Hausen rannte und in zwei Teile auseinanderschmtt. DaS war bekanntlich vor zwei Jahren. Keine Flotte der Welt, sagt der „Standard", iönne darauf rechnen, solche Unfälle zu vermeieen, wenn sie ihre Pflicht tun wolle. Und es sei ein Trost, wenn auch vielleicht ein trauiiger, daß man im Bewußtsein der Kameradichast zur See sich sagen könne, daß die Matrosen aller Nationen mit derselben Ruhe und demselben Mu>e dem Tode inS Antlitz blickten. Und ganz besonders werde von Großbritannien aus in dieiem Falle die herzlichste Sympathie nach Deutschland hinübergehen. AuS den Berichten sehe man, daß die deutschen Matrosen, wie auch der Admiral in seinem Erlaß an die Flotte sage, bis zum letzien Atemzug ihre Pflicht taten. Seit vem Untergang des „Großen Kursinsten" habe die deutsche Flotte keine besonders schlimmen Unfälle zu bellagen gehabt; sic sei darin veihäliniömäßig glücklich gewesen. Zum Schluß lpricht das Blatt die Hoffnung auS, daß ter Verlust dieses Toipevobootes nur eine vorübergehende Unterbrechung dieser langen glücklichen Jahre bilden werde. * Tr. v. Nottcnbnrg über Vic akadcinischc Freiheit. Bei dem NekloratSessen der Universität Bonn hielt Kurator Dr. v. Rotienburg eine Rebe über die akademische Freiheit. Er kam zu dem Schluß, daß keinem Teile der streitenden Parteien das volle Recht zur Seite stehe. Er könne eö nicht als eines freien Instituts würdig erkennen, wen» eine Verbindung, wie das bei einer konfessionellen Vertretung geschehe, die Mitgliedschaft von dem Bekenntnis eines be- timmlen Glauben» abhängig mache. Allerdings enttpreche es auch nicht dem Begriff der Freiheit, wenn Korporationen sich gegen irgendeinen Anrersalänbigen verschlössen, wie das bei den n'lchikonsessioncUcu strdenlis.^en Verbindungen zu g>- cheheu pflege. Im Sinne Bismarcks warnte der Redner «or einem übertriebenen Korpsgeisle, der sich auch an den Universitäten gellend «nacht, und sagt, heute gelte eS, unsere Studenten auch zu Charakteren zu erziehen, wozu die Professorenschaft vieles beitragen könne. * Vom sozialdemokratische» Kampfplatz. Die Münchener „Genossen" hielten eine Mitgliederversammlung ab, die sich mit den internen Vorgängen m der Partei, insbesonders der „VorwärtS"-Asfäre, besaß««. Es wurde folgende Entschließung angenommen: „Die von der sozialdemokratischen Partei einberusene Mitglieder- Versammlung erklärt nach Kenntnisnahme der Denkichrisl des Partei vorstandes und der Berliner Presselommission folgendes: Das Ver halten der genannten Instanzen in der.,Vorwäits"-Angelkgenheit ist als den demotratifchen Grundsätzen direkt ins Gesicht schlagend zu mißbilligen. Tie Versammlung erklärt, daß auch die Redakteure durch ihre voreilige Kündigung einen taktischen Fehler gemacht haben, denn sie hätten aus Gcund des 8 24 des Organisations tatuts den Weg der Beschwerde bei der Kontrollkommission be- schreiten müßen." In den Streitigkeiten, die die „VorwärtS"-Frage in den Reiben der Sozialdemokratie hervorgeruf.n, bat der Abg. Ledebour mit besonderer Erbitterung die sechs zurückgetreteneu Redakteure angegriffen. Gegen ihn wendet sich jetzt K. Eisner mit entsprechender Schärfe in einem Artikel, den er ursprüng lich, aber ohne Erfolg, Kautskys „Neuer Zeit" angeboien halte und jetzt in der von Dr. H. Braun herausgegebenen „Neuen Gesellschaft" veröffentlicht. Wir entnehmen diesem Ariikel folgende Stilproben: „Die Ausführungen LededourS, daß wir längst reif fgewesen und nur aus edler Rücksicht nicht gekündigt worden seien — welche köst liche Unternehmerhumanität! —, sinv der Denkschrift nachgeredet und durch die Tatsachenwmmlung unserer Rechtieitigung inzwischen bündig widerlegt. Diese ganze elende Verdächtigung ist auch durch aus bourgeoismäßig, und es ist keine Entschuldigung, daß sie der „Denkschrift" nachgeiedet woiden ist. So erklären „Herrschaften", denen die „Dienstboten" kündigen, daß sie das Mädchen längst hinausgeworfen hätten, wenn sic nicht Rücksicht auf sie ge- nommen haben würden. Ledrbour hat nicht einmal Talent zur irezssicheren Tücke. Mich trifft er ja gar nicht; denn an meine Kündigung hat niemand gedacht. Und als ich nach Dresden, wie mir der Ekel bis zum Halse schwoll, demissionierte, hat man mir gut zugerevet, zu bleiben. Jin wissenschaftlichen Zentralorgan der Partei aber treibt ein Mensch sein Wesen, der dreist lügt, wir seien Jämmerlinge, die durchaus nicht weichen wollten, und die dann, „als ihnen zu Ohre» kam, daß sie wirklich ersetzt werden sollten", sich bemüht hätten, „die zu ihren Nachfolgern auserkorenen Ge nossen nach Möglichkeit öffentlich zu diskreditieren und zu ver leumden!" Wer hat verleumdet, Genosse Ledebour?" * Nieder mit der Majorität! Das ist die Losung des — „Vorwärts", weil die Norweger sich sür die Wahl eines Königs erttschieven haben. Das Blatt nennt daS eine „poli tische Geschmacklosigkeit" und schließt mit folgenden ulkigen Sätzen: „Die spaßhafte Geschichte hat indes eine durchaus ernste und traurige Seite: wie der Telegraph meldet, haben die vier sozial demokratischen Abgeordneten im norwegischen Stortdtng zusammen mit den bürgerlichen für die Köntgswabl gestimmt. Die Sozialdemokratie ist grundsätzlich eine republikanische Partei und eine derartige direkte Abstimmung bildet einen internationalen Skandal. Die norwegischen Genossen begründeten ihr selttames Votum an scheinend damit, daß die Mehrheit de« Volke- in der Abstimmung sich für die Monarchie ausgesprochen hätte. Die Sozialdemo kratie hat aber nicht zur Aufgabe, der jeweiligen gegebenen „Majorität" deS Volkes, entgegen den eigenen Grundsätzen, nach dem Munde zu reden, sondern diese Majorität aufzuklären, ihren Willen erst zu gestatten, und -war durch die offen» und feste Vertretung und Betonung der eigenen Grundsätze. Wollten wir uns einmal auf den Bo^en der unbedingten Anerkennung des jeweiligen Willen« der Volk-mebrheit begeben und un« in unserem eigenen keihaltrn von ihm bestimmen lassen, dann lönnten wir überhaupt mit unterem Programm, mit dem Soria- liSmu« «invacken. Dran dir Mehrheit de« Volk,« ist unter der geistigen und politischen Her, schäft der Bourgeoisie nirgend« sozia- listisch und wird es eben nicht, bi« sie durch un- aufgeklärt wird. Die erste Bedingung dieser AufttSrung ist aber da« un- rutwegt« Festhalten an den eigenen Prinzipien. Di« Fraktion unserer norwegischen Bruderpartek ist offenbar auf eine schiefe Aus legung de« demvkrat schen Prinzips bereingrfallen. Das blinde Schmeicheln dem Willen der unaufgeklärten Vvlksmasse gegen die eigene llcberzeugung ist aber nicht Demokratie, sondern ihr dirrktes Gegenteil, nämlich — Demagogen tum". Eine größere Genugtuung konnte die jetzige Eliteredakkioi« deS „Vorwärts" dcn veistoffenen NedaklionSg riosseu auch beim best.n Willen nicht bieten, als diese bodenlose Ungeschick lichkeit. Ein sorialrcmolratilcheS Blatt zieh« gegen die These von der allein stligmachcnven Majorität zu Felde und sprengt sein eigenes Fundament in die Luft. Wenn daS nicht po- lttttcher Selbstmord ist, hat es nie welchen gegeben. Schönere Argumente gegen die Sozialdemokratie, ihre Zableupiotzcrei und ihr Deniagogenlum ist seit Jahren nicht geliefert worden. Möge die R.dakiion sich auch ferner lebhaft beteiligen. Kleine politische Nachrichten. Der Großher-og von Baden leidet leit einiger Feit a» einer Erkältung, die ihn nötigt, vorläufig das Zimmer zu hüten, doch nimmt der Fürst die regel mäßigen Vorträge seiner Minister entgegen. — Wie die „Berliner Polui chen Nachrichten" weiden, soll das Herrenhaus in der bevor stehenden Tagung des Landtag« mehr, als bisher üblich war, bei der ersten Vorlegung von Geietzenlwürfen berücksichtigt werden. — Der Deutsche Flottenverein beruft seinen Gesamt vorstand zum 2. Dezember zu einer Sitzung in Berlin ein. Veneral- major Klein wird über die neuen Floltenforderungen berichten. — Die Verhandlungen gegen den ReickStagsabg. Sartorius (Frs. Bolksp.) wegen Vergehens gegen das Weingesetz findet vor dem Landgericht Frankenthal am 19. Dezember statt. (Nuslanck. Oesterreich-Ungarn. * LaulttagSwahlrcforur in Lester» eichisch - Schlesien. Der schlesisct e Landtag nahm in feiner Schlußsitzung die Landtag-Wahl, refoim durch Anfügung der allgemeinen Wählerklasse an. Dagegen stimmten die Uavhchen Abgeordneten, welche die Vermehrung der Landgemeindemandate, sowie jener der allgemeinen Wädterktaffe nur eine Wahl nach nationalen Kurien verlangten. Der Landtag be schloß ferner gegen die Stimmen der flavischen Abgeordneten, welche gegen die Gelmanisierungsbestrebungen der Majorität Widerspruch ertwbeu, gegen diejenigen flaviicben Gemeinden, welche dir An nahme deutscher Erlüge verweigerten, im LandrSousschusse vor zugehen. Rußland. * Kaiser Nikolaus. Die „Wiener Allgemeine Ztg." berichtet von nervösen Anfällen, an denen Kaiser Nikolaus leide- Dieser neueste Versuch, den Zaren als körperlich und geistig ge brochen hinzustellen, findet, wie wir auf Grund von Mitteilungen einer Persönlichkeit, die selbst den Zaren jüngst gesprochen hat, er fahren, in den Tatsachen ebensowenig eine Stütze, wie frühere Aus streuungen gleichen Inhalts. Kaiser Nikolaus ist nicht nur körper lich durchaus wohl, sondern er ist auch geistig vollkommen Herr feiner Entschlüsse. Die Lage ruhiger und klarer vielleicht al« sonst irgend jemand in Rußland beurteilend, ist der Zar de« festen Willens, die Reformpläue des Grafen Witte dnrchzu- sühren. * Tie Negierung. AuS Petersburg wird un« berichtet: Ein Mitglied der Regierung äußerte sich, daß nach allen Anzeichen im ganzen Lande allmählich die Beruhigung eintrete, und e« dürfe erwartet werden, daß bald die Wiederherstellung normaler Zustände möglich sein würde. Das Kabinett halte täglich mehrstündige Ron- flrenren ab, um für die Durchführung brr Konstitution geeignete Vorkehrungen zu treffen, und vor allem einen brauch baren Beamlenstaub zu organisieren, dem die schwierige Auf gabe zusallen wird, die gesamte Staaisverwaltung nach modernen frei heitlichen Prinzipien einzurichten. Tie Regierung sei überzeugt, daß es ihr gelingen werde, in nicht ferner Zeit daS angestrebt« Ziel zu erreichen. Durch das volle Vertrauen des Zaren «ei dieselbe in den Stand gesetzt, ohne jede Rücksicht auf gegenteilige Strömungen mit aller Energie die Ersüllung der sich gestellten Aufgaben anzu streben. — Von weittragender Bedeutung wäre, falls sie sich bewahr heitet, folgende Meldung, die dem „Berl. Taaebl." aus Petersburg zugegangen ist: Sonnabend spät abends ging Witte die Meldung zu, daß der Lemslwo-Kongreß sich für ihn und fein Pro gramm entschieden habe. Nächster Tage trifft eine Deputation des Kongresses aus Moskau ein und wild vom Zaren und von Witte empfangen werden. Die Deputation wird von Witte mit einer politisch wichtigen Ansprache begrüßt werden und sodann selbst Witte ihre Leute sür die Minister« und Gouverneur- vosten Vorschlägen. Wahrscheinlich wird die Be'etzung einzelner Ministerposten in wenigen Wochen, jedenfalls vor Einberufung der Luma erfolgen. Mit diesem Schritt erscheint Wittes Werk ge sichert und die Resorinarbcit möglich. Daher wird nächster Tage auf Grund des Manisesles vom 30. Oktober ein festes Programm der Regierung erscheinen. * Ter Aufruhr in Wladiwostok. In Wladiwostok haben nach einem Bericht des in Nagasaki angekommenen Lcnarettschiffes „Mongolin" die Meuterer ärger gewatet, al- man bisher an genommen hatte. Der Ausruhr dauerte dort vom 12.—15. fstov. Am ersten Tage griffen die Meuterer in der Frühe das militärische Haupt quartier an und löieten eine große Anzahl von Soldaten, darunter auch Offiziere. In den Straßen wurde mit Ge chützen gefeuert. Die Truppen in Chardin bemächtigten sich eines Zuge* und fuhren nach Wladiwostok, wo sie plündeiten. Die deutsche Firma Kuntz L Alberts telegraphierte nach Tsingtau um Kriegeschiffe. Eia General, der Ordnung zu stiften suchte, wurde vom Pferde gerissen und tot gestochen. Das Gefängnis wurde erbrochen und die Gefangenen liefen brüllend über die ganze Stadt. Am 14. November brannten die Dock« ietlweise ab. Der Superintendent entkam seine Familie wird vermißt. Ueberall gossen die Meuterer Petroleum in die Flammen. Am 16. November lag die L tadt in Alche. 300 Bürger und 500 Chinesen wurden gelötet. Der Schaden wird auf 100 Millionen Mart geschätzt. Ein Leutnant von der „Arcadia", der fast unbekleidet entkam, erklärt, Admiral Jessen sei ermordet worden. Türkei. * Zur Fkatteudemonstratian. Wie man uns auS Wien mit- teilt, wird in den dortigen diplomatischen Kreisen daran sestaedaltrn, daß der Sultan die Forderungen der Macht« erfüllen wird, so daß die Flottendemonstratton gegen die Türkei unter bleiben könnte. Man erwartet di» dielbrcirgliche Entscheidung der Pforte spülest,n« für morgen, so daß die Knegeschrsfe der Mächte noch vor ihrem Eintreffen im Piräus die Ordre »ur Rückkehr er- halten könnten. Im geaenteiligen Fall« würde die Demonstration«, flott« idr« Fakrt nach Mytilen« b«>chleunigrn, nm genau nach dem Muster der franröfls.hen Floitrndemonstraiion vor drei Jahren ihre Aktion zu beginnen 'S
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