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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 30.03.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-03-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189003305
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18900330
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18900330
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Bemerkung
- Fehlende Seiten in der Vorlage.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1890
- Monat1890-03
- Tag1890-03-30
- Monat1890-03
- Jahr1890
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 30.03.1890
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d Kind- stt einer ! täglich in ver- »erg. niig narkt. igst Ming. teil, semnoth, itzen im Ug l. 60 Pf. Henan. markt, teil, the ves eise, Co. in ) Pf. bei Mler. puppen unschüd- mt: aröl, reiberg Amtsblatt für die königlichen und städtischen Behörden zn Freiberg und Brand. .U 74. z Erscheint jeden Wochentag Nachmittags? Ukr für den andern Tag. Preis uieneljährlich 2'Mark 25 Pfa., zweimonatlich 1 M. -50 Ps. und einmonatlich 75 Pi. " !! Inserate werden bis Vormittag ll Uhr angenom- , Äen r" März. !! men und betrag! der Pwis für die gespaltene Zeile " jj oder deren Raum 1b Pfg. 1890. Abonnements-Einladung. Zum Quartalwechsel erinnern wir unsere geehrten Leser an die rechtzeitige Erneuerung des Abonnements, damit in der Zusendung unseres Blattes keine Unterbrechung eintritt. Auch die neu hinzntretenden Abonnenten ersuchen wir ergebenst um zeitige Anmeldung, da eine Nachlieferung von Exemplaren nur ausnahmsweise geschehen kann. Der „Freiberger Anzeiger" wird auch fernerhin seine gemüßigte und objektive Haltung beobachten und den Lesern von allen interessanten Ereignissen des In- und Auslandes so schnell wie möglich, zum großen Theile durch telegraphische Berichterstattung Kenntnis; verschaffen. Die besonders wichtigen Tagesfragen werden wie bisher in den regelmäßigen Leitartikeln eingehende sachliche Besprechung finden. Bei den Nachrichten aus dem Königreich Sachsen sollen hauptsächlich die Ortschaften des Landgerichts- und amtshauptmannschaftliche» Bezirks Freiberg, sowie insbesondere die des Erzgebirges Berücksichtigung finden. Regelmäßig erscheinen anch die Schwurgerichts- und sonstigen . Verhanvlungen beim Landgericht Freiberg, sowie Mit- theilungen über Obst- und Gartenbau. Um anch den unterhaltenden Theil unseres Blattes möglichst interessant und mannigfach zu gestalten, bringt das tägliche Feuilleton nur gediegene Novitäten anerkannt tüchtiger Schriftsteller. In der 8a»nt»N8l»ell«s;e werden die Preisräthsel auch während des Sommcrhälbjahres fortgesetzt. Der vierteljährliche Abonncmentspreis beträgt 2 Mark 25 Pfg. Inserate, pro gespaltene Zeile 15 Pfennige, finden bei der großen Auflage des Blattes die weiteste und zweckentsprechendste Verbreitung. Bestellungen nehmen sämmtliche kaiserliche Postanstalteu, sowie die bekannten Ausgabestellen entgegen. Die Redaktion imd Expedition des „Freiberger Anzeiger nnd Tageblatt". Die Woche. In der Geschichte des deutschen Reiches wird die Ent lassung des ersten deutschen Reichskanzlers und seine Ersetzung durch den kommandirenden General des 10. Armeekorps, von Caprivi, voraussichtlich für alle Zeit eine epochemachende Bedeutung behalten. Die dem eisernen Kanzler am nächsten stehenden Blätter haben jeden Zweifel daran zerstreut, daß der Rücktritt des Fürsten Bismarck trotz der huldvollen Fassung des die Entlassung verkündenden Kaiserlichen Handschreibens ein unfreiwilliger war, daß die Ablehnung der verliehenen Würde eines,Herzogs von Lanenburg nur den Zweck hatte, dies in scharfer Weise zum Ausdruck zu bringen. Dieser Bruch, welcher sicher nicht in der Absicht des Kaisers lag, der die seinem bisherigen ersten Rathgeber verliehenen höchsten Ehrenbezeugungen mit dem bescheidenen Bekenntnisse begleitete, daß er die Verdienste Bismarcks nicht vollwerthig zu belohnen im Stande sei, hat das Herz des jugendlichen Herrschers auf das Schmerzlichste berührt. In solcher Stimmung verfaßte Kaiser Wilhelm 11. ein nach Weimar gerichtetes Telegramm, in dem er tich über die bitteren Erfahrungen der letzten Zeil beklagte und versicherte, es sei ihm dabei so weh, als ob er nochmals seinen Großvater verloren hätte. Daran knüpfte der Kaiser aber auch die Ankündigung, daß der von dem großen Kanzler dem Staatsschiffe gegebene Kurs derselbe bleiben solle, auch wenn Bismarck nicht mehr das Steuer lenke. Dieses Kaiserwort hat unzählige Gemüther beruhigt, deren Friedens- zuversicht durch den Rücktritt des Mannes, der zwanzig Jahre hindurch als der Hüter und Haushalter des europäischen Friedens galt, ernstlich erschüttert worden war. Unter dem Eindruck des ergreifenden Kaiserwortes verstummten endlich auch die mißlichen Erörterungen über die Ursachen der Kanzler krisis und an ihre Stelle traten unzählige Sympathie-Beweise, die dem scheidenden großen Staatsmann noch fortwährend aus allen Theilen des Reiches und auch aus befreundeten fremden Staaten in reichem Maße gezollt werden. Den lebhaftesten Ausdruck sand die Begeisterung für den eisernen Kanzler vor und nach seiner Abschiedsaudienz beim Kaiser am Mittwoch Vormittag. Bei der Hin- und Rückfahrt zum Königlichen Schlosse wurde Fürst Bismarck von einer ungeheuren Menge mit stürmischem Jubel begrüßt und mit Blumen überschüttet. Selbst nach den größten Erfolgen im Jahre 1871 wurde ihm von den Berlinern keine solcheBegeisterung entgegengebracht, wie jetzt bei seinem Ausscheiden aus dem aktiven Staatsdienst. Bei dem Eintritt in's Schloß sah Fürst Bismarck zuerst die Kaiserin mit den Prinzen; erst etwa 10 Minnien später kam der Kaiser, mit dem dann allein eine herzliche Verabschiedung stattfaud, bei welcher der Monarch dein Fürsten für alle treue Dienste innig dankte und ihm schließlich Rosen überreichte. Trotzdem der Kaiser nur ungern das Entlassungsgesuch des Grafen Herbert Bismarck genehmigte, besuchte er denselben nachher noch wieder holt im Auswärtigen Amte. Das durch den Rücktritt des Grafen Bismarck erledigte Amt des preußischen Ministers der auswärtigen Angelegenheiten wurde dem neuen Reichskanzler v. Caprivi, das des Staatssekretärs des Auswärtigen dem badischen Gesandten Marschall v. Bieberstein übertragen. Der vom 21. d. M. bis zum 28. d. M. am Hofe des deutschen Kaisers als Gast verweilende englische Thronfolger zeichnete sowohl den Fürsten wie den Grafen Bismarck wiederholt durch längere Besuche ans und die englischen Blätter entnehmen mit großer Befriedigung aus dem Trcnkspruch, den der Kaiser dem Prinzen von Wales bei dem großen Festmahle widmete, daß der durch die Bismarck'sche Politik bewirkte Wiedereintritt Großbritanniens in das europäische Staatenkonzert auch von dem Oberhaupt des deutschen Reiches als ein glückliches Er eignis; angesehen werde. Der unveränderte Fortbestand der bisherigen auswärtigen Politik wurde außerdem in formellster Weise der österreichischen nnd der italienischen Regierung kund- gethan, zeigte sich aber auch in der Veröffentlichung des zwischen dem Kaiser und dem Papste wegen der internationalen Arbeiter- schntz-Konferenz stattgefundenen freundschaftlichen Briefwechsels. Die Konferenz nahm einen recht günstigen Verlauf, denn wenn anch die gefaßten Beschlüsse keine bindende Kraft besitzen, wer den die meisten derselben doch nach und nach in die Gesetz gebung der Industriestaaten ausgenommen und zunächst dem Arbeiterschutzgcsetz zu Grunde gelegt werden, welches jetzt zur Vorlage an den deutschen Reichstag ausgearbeitet wird. Die Besorgnisse, welche anfangs bezüglich der nächsten Reichstags session gehegt wurden, beginnen sich anch wieder zu zerstreuen, da sich das, was den Kartellparteien an der Mehrheit fehlt, bei den chichrigsten Fragen der Gesetzgebung durch Zuzug aus den gemäßigten Elementen der anderen Parteien ersetzen lassen wird. Selbst die sonst allen Kompromissen abholde „Krenz-Ztg." schrieb in diesen Tagen: „An innerem Hader haben wir uns stets verblutet, soweit die Erinnerung der Deutschen reicht. Darum gilt es einzuhalten, so lange es noch nicht zu spät ist." Leider haben sich bei den Debatten des preußischen Abgeord netenhauses über den Kultnsetat diese friedlichen Gesinnungen noch s» wenig bekundet, daß die Etatsberathungen sich unge bührlich in die Länge zogen und nicht mehr vor dem ersten April erledigt werden können, trotzdem das formelle Etatsrecht dies eigentlich erbeischte. Der 23. ordentliche sächsische Land tag wurde am 25. d. M. im Auftrage Sr. Majestät des Königs durch den Staatsminister Grasen v. Fabrice unter An erkennung der patriotischen Wirksamkeit der Stände feierlich geschlossen. — Unter den Berathungsgegenständcn, mit welchen sich das österreichische Abgeordnetenhaus kurz vor den am 27. d. Mts. angetretenen Osterserien beschäftigte, hatte die Wiener Linien-Verzehrungssteuer für die österreichische Reichshaupt stadt eine besonders erfreuliche Bedeutung. In der letzten Sitzung vor den bis zum 16. April währenden Ferien er zwangen die Klerikalen den Ordnungsruf für den demokrati schen Abg. Kronawetter, der sie durch eine abfällige Aeußerung über den Peterspfennig tief verletzt hatte. Die Erklärung des Handelsministers de Bacguehem, daß am 1. Juni d. I. auf fämmtlichen österreichischen Staatsbahnen der Zonentarif mit einer Grundtaxe von 1 Kreuzer per Kilometer für die dritte, von 2 Kreuzern für die zweite und von 3 Kreuzern für die erste Klasse eingeführt werden sollte, wurde von der Bndget- kommission des österreichischen Abgeordnetenhauses freudig be grüßt. Die Behauptung czechischer Blätter, daß der Kultus minister vr. von Gautsch demnächst eine den klerikalen Wünschen entgegenkommende Erklärung in der Schulfrage ab geben werde, begegnet vielfachen Zweifeln. Während der Osterferien des Reichsrathes will der Miuisterpräsident Graf Taaffe nochmals die deutsch-böhmische Ausgleichs-Konferenz einberufen, um die Delegirteu über die Vorlagen zu befragen, welche in Ausführung des Ausgleichs dem böhmischen Land tage unterbreitet werden sollen. Diese Vorlagen dürften sich hauptsächlich auf die Reform der Landtags-Wahlordnung be züglich des Großgrundbesitzes und der Einführung der natio nalen Kurien beziehen. — Im ungarische» Parlamente nahmen die Verhandlungen neuerdings einen ziemlich ruhigen Verlauf. Bei der am Dienstag. in Uf-Banja abgehaltenen Konferenz der liberalen Partei wurde Graf Julius Szapary unter großer Begeisterung einstimmig zum Kandidaten für die bevorstehende Abgeordnetenwahl proklamirt. Man be schloß, eine Deputation nach Pest zu entsenden, um den Ministerpräsidenten zu ersuchen, die Kandidatur anzunehmen. Bei den Verhandlungen der italienische» Deputirten- kammer über die beantragte Haftentlassung der regierungs feindlichen Deputirten Costa und Sbarbaro zeigte sich, über welche starke parlamentarische Mehrheit der Ministerpräsident Crispi verfügt. Mil 159 gegen 59 Stimmen entschied die Kammer, daß der von der Stadt Padua zum Deputirten gewählte Professor Sbarbaro, der Verfasser der Schmähschrift „Das Caudinische Joch" trotz seines Deputirten-Mandats die über ihn verhängten sieben Jahre Gefüngniß ruhig abzusitzen habe. Mit siegreicher Beredtsamkeit vertheidigte Crispi am Donnerstag im italienischen Senate seine von Brioschi und Alfieri bemängelte auswärtige Politik und erklärte, daß eine neutrale Politik dem Lande noch größere Ausgaben für Rüstungen auferlegt haben würde. Zu der von dem römischen Gemeinderathe an ihn gerichteten Bitte um Erleichterung der finanziellen Lage Roms durch die Regierung verhält sich der italienische Ministerpräsident Crispi zunächst noch ablehnend, doch wird sich eine Beihilfe aus Landesmitteln auf die Dauer kaum umgehen lassen, znmal sämmtliche Mitglieder deS Magistrats von Rom infolge des ablehnenden Schreibens des Ministers ihr städtisches Amt niederlegten. Von den 50 französischen Deputirten, die unter der Bezeichnung „der unabhängigen Rechten" eine neue parla mentarische Gruppe bildeten, ist die Bekämpfung des Radika lismus als Hauptziel der Bestrebungen anerkannt worden. Alle dynastischen Wünsche sollen dagegen zurückgedrängt werden. Das wüste Treiben in den Pariser Anarchisten-Versammlungen dürfte dieser Gruppe immer neue Anhänger znführen. In einer solchen am 26. d. M. in Paris abgehaltenen Versamm lung brachten Louise Michel und Tortellier scharfe Angriffe gegen den Zaren vor nnd besprachen die sibirischen Gräuel in den heftigsten Ausdrücken. Der französische Ackerbauminister Develle «heilte einer Abordnung der Schlächter und Gerber von La Billette die Erwägungen des Ministerrathes über die Vieheinfuhr-Frage mit und versprach abmildernde Maßnahmen. Am Donnerstag beantwortete der Minister eine bezügliche Interpellation in der Deputirtenkammer in demselben Sinne, betonte aber, daß das Einfuhrverbot mit Rücksicht auf die in Deutschland fortdauernde Viehseuche ohne ernste Gefährdung der französischen Landwirthe nicht aufgehoben werden könne. Noch vor den Osterferien hat das englische Unterhaus die irische Güterankauss-Bill in erster Lesung angenommen. Diese von dem Obersekretär für Irland, Balfour, geschaffene Regierungsvorlage bietet dem Pächter das Mittel, innerhalb einer bestimmten Frist und unter bestimmten Modalitäten Eigenthümer eines Pachtgutes zu werden. Auf diesem Wege soll in Irland ein Kleingutsbesitzerthum geschaffen werden, wodurch mau die schlimmsten Mißstände allmählich zu be seitigen hofft. Die durch einen Garantiefond gesicherte unge heure Summe von 33 Millionen Pfund Sterling ist für die Ausführung dieser großartigen Beruhigungsmaßregel bestimmt, mit welcher das Kabinet Salisbury sich ein selbst von vielen Anhängern Gladstones anerkanntes Verdienst erwerben wird Unter den russischen Studenten gährt es wieder be deutend. An den Unruhen auf der Moskauer landwirthschaft- lichen Akademie betheiligten sich auch zahlreiche Besucher der Moskauer Universität. Bon den dabei durch das aufgebotene Militär verhafteten 200 junge Leuten sind bis jetzt nur wenige wieder entlassen worden. Unter den Petersburger Studenten, >ie ebenfalls mit dem neuen Universitätsstatut unzufrieden ind, wurden Proklamationen zu Gunsten der Moskauer Kom- nilitonen vertheilt. Der Zar soll sich gegen das rasche Ein greifen des Militärs bei Universitäts-Unruhen ganz ent- chieden ausgesprochen haben. Abermals sind einige bulgarische Offiziere als Betheiligte an der Verschwörung des Majors Panitza verhaftet worden, velcher ein umfassendes Bekenntnis; abgelegt haben soll, wonach eine Verschwörung eine Versöhnung Bulgariens mit Rußland «ezweckle. Eine als warme Russenfreudin bekannte Bulgarin Namens Philaretowa wurde bei ihrer Ankunft in Philippopel, wo sie der russische Exkonsul Garow erwartete, durchsucht und ^genommen, weil von Sofia aus die Mittheilung erfolgt var, daß die Philaretowa im Dienste der Verschwörer stehe. Bei olchen Vorkommnissen ist ans eine Besserung der Beziehungen, zwischen Bulgarien und Rußland kaum noch zu rechnen.
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