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Dresdner Journal : 05.06.1861
- Erscheinungsdatum
- 1861-06-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186106057
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18610605
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18610605
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1861
- Monat1861-06
- Tag1861-06-05
- Monat1861-06
- Jahr1861
- Titel
- Dresdner Journal : 05.06.1861
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.W128. Mittwoch, der« 5. Juni. 1861 Ild»n»r»r«t«prrtst: ^krlleN! d 17>Ir. 10 Nxr. tn Ine»»—.) I« LiuU«t» »LjLkrl.r 1 „ 10 „ „ „ (tritt ku.t anck >l<tn»tlicd in vr—<t«o: 15 >'xr. f 8teiop«I«i> Lintiln» Kummern: 1 Kxr. t »cdlnx dinLU. »useratnrvrrise: ?ür ck«o N»um einer »eepelteoen ^«il«: 1 Kxr. Unter „kinx«»»nüt" cki« 2«il«: 2 Kxr. Lrschriiru: 1'txlieti, mit Xuenekme 6«r 8onn- llvü k'eiertnx«, -idevä, kitr äeo kolxenäen 7'ex. DreMkrAournal. Verantwortlicher Redactenr: I. G. Hartinann^ rnseratenannatzme auswürt«: tu. , CommieeiooÄr Ne» DresNuer.tournule; «t>euü«»elt>et: tt. Uvunuu; LIton»: ttLxeunerur» St Vooi.»:»; LerUn: Onorive'eetie ituelil»., Uuruuurilu » Kure»»; »reinen: L. 8<ni.ni'^ii; kreni^urt ». N.: ^Luuun'eolis tturiiNnnitlun^; LKIn: Xvvi.i' ttiivuuu»; kuri»: v. (28, rue Ne« don» ensnne); kr»^: tu. Lullt.«.» » 8<iel>I>»oNIunx. Herausgeber: Xönißl. LxpeNitioo Ne» VresNoer ^ournel», OresNeo, >l»rieo»tr»e»e Kr. 7. FmtLicher TheiL. Dresden, 4. Juni. Seine Kaiserlich Königliche Hoheit der Großherzog Ferdinand von ToScana und Höchstdeffen Prinzessin Tochter, Erzherzogin An toinette, sind gestern Abend A9Uhr von Teplih wieder in Pillnitz eingrtroffen. Bekanntmachung, die Auslassung königl. sächs. Staatspapiere betreffend. Die fernerweite planmäßige öffentliche Verloosung der in den Jahren 1852 und 1855 creirten vierprocrntigen königl. sächs. Staat-schuldenkassenscheine, deren Auszah lung sodann für den 2. Januar 1862 bestimmt ist, soll den 18. dieses Monats, vormittags von 1V Uhr an, im hiesigen Landhause I. Etage statlfindcn. Die Auszahlung der besage Ziehungslisten vom 21. December 1860 und bezirhendlich vom 20. März d. I. ausgeloostcn, den 1. Juli d. I. fälligen Kapitalien der eingangSbezeichnrten 4procentigen Anleihen v. I. 1852/55 sowie der vom Staate übernommenen sächsisch-schlesischen Eiseabahnactirnschuld, nicht minder der den 1. Juli d. I. fälligen Zinsen von vorgrdachten Anleihen beginnt da gegen bereits den 17. dieses Monats und können von diesem Tage an die zahlbaren Kapitalien und Zinsen gegen Rückgabe der betreffenden Scheine und ZinScouponS, sowohl bei der EtaatSschuldeukasse allhter, als auch bei dem Hanptsteueramte Leipzig erhoben werden. Indem Vorstehendes hiermit bekannt gemacht wird, ergeht zugleich und wiederholt an die Inhaber solcher königl. sächs. EtaatSpapiere, die in frühern Termine« auSgeloost, aber noch nicht «hoben worden find, aber mals die dringend« Aufforderung, ihre KapitalSbeträge nunmehr unverweilt tn Empfang zu nehmen und dadurch noch mehrern AinSverlust von sich abzuwenden. Dresden, de« 3. Juni 1861. Der LandtagS-AuSschuß zu Verwaltung der Staatsschulden. Pfoteuhaaer. Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. Telegraphische Nachrichten. Zeituugsschau. (Constitutionelle Zeitung. — Magde burger Corrrspondent. — Neue Frankfurter Ztg) Taaesgeschichte. Dresden: Vom Landtage.—Wien: Ein Programm aus d>m Herrenhause. — Berlin: Kammerverhandlungen. Vom Hofe. Herr v. Zedlitz beurlaubt. — Frankfurt: Bundestagssitzung.— Pa rts: Moniteurnote bezüglich der Discussion der reli giösen Fragen. Ein neues Opernhaus. Reise des Prinzen Napoleon. — Turin: Leere Kassen. Ver haftungen in Neapel. — Genua: Die Bank bestohlen. — Neapel: Gefecht mit Aufständischen. — Val paraiso: Das Erdbeben in Mendoza. Der bevor stehende Präsidentenwechsel. Commerziellcs. Landtagsverhandlungen. Ernennungen und Versetzungen re. Dresdner Nachrichten. sprovinzialvachrichten. (Freiberg. Löbau.) vermischtes. Eingesandtes. Statistik and Lvlkswirthschaft. Feuilleton. Tageskalender. Inserate. Börse Nachrichten. Telegraphische Nachrichten. Bern, Montag, 3. Juni. Vie Mitglieder der Genfer Negierung, die ihre Demission gegeben hat ten, wurden heute mit einer großen Majorität wieder gewählt. Turin, Sonntag, 2. Juni. (Tel. d. W. Ztg.) Die heutige „Ovinione" meldet: von der Ueberzeu- gung auegrkeud, daß der europäische Frieden wenigstens für dieses Jahr nicht gestört werden wird, ist daS italienische Heer zufolge Entschlie ßung der Regierung allsoalcich auf den FriedenS- fuß ,u sehen. Auch der Tagesbefehl des Königs bet Lertheilung der Fahnen an daü Heer spricht sich in diesem Sinne aus. — Die Feier deS Na- tionalfrstes ist ohne Störung der Ordnung vor- übergegangen. Turin, Montag, 3. Juni. Graf Cavour bat eine unruhige Nacht gehabt und es ist ihm zum sechsten Male zur Ader gelassen worden; der Abend war besser. Die Krankheit hat den Charakter eines leichten typhösen Fiebers ohne beunruhigende Symptome. London, Montag. 3. Juni Nachts. Im Unter haus« erklärte heute Lord John Russell bezüglich des amerikanischen Krieges: England werde in den Häfen Englands und seiner Colonien weder Schiffe, welche mit Caperbriefen versehen seien, noch Kriegs schiffe, welche genommene Fahrzeuge führten, zulas- sen, gleichviel ob dieselben der Union oder den Süd staaten angehörten. Frankreich würde in dieser Frage eine ähnliche Stellung wie England ein nehmen. Weiter versicherte Lord John Russell: Die syri sche Conferenzhabe bezüglich det künftigen Gou verneurs deö Libanon noch nichts entschieden. Das Unterhaus hat beute die Regierung zu einer Anleihe von 4 Millionen Pf. St. zur Her stellung von Eisenbahnen in Ostindien ermächtigt. New-Nork, 25. Mai. BundeStruppen rück ten in Birginien ein und besetzten Alexandria und Arlington. V5VV Separatisten find bei HarperS- Frrry conceutrirt, wo eine Schlacht erwartet wird. Dresden, 4. Juni. Wir hatten geglaubt, in unsrer vorletzten Nummer, in der wir nochmals Gelegenheit nahmen, uns über die bekannten Verdächtigungen der mittelstaatlichen Regie rungen zu äußern, uns so deutlich erklärt zu haben, als eS in solchem Falle überhaupt geschehen kann. Die „konstitutionelle Zeitung" scheint dieser Ansicht nicht zu sein und sie richtet zu mehrer,Deutlichkeit einige verfängliche Fragen an uns. Wir wollen die Antwort nicht schuldig bleiben. Zunächst fragt die „Const. Ztg.": „Warum beschlossen die eben versammelt gewesenen Würz burger nicht, den Ausschuß des Nationalvereins zur Dar legung jener verdächtigenden Thatsachen aufzusordern?" Die Antwort hierauf liegt sehr nahe. Wenn Jemand von einem Andern verleumdet wird, so fordert er diesen nicht auf, Thatsachen darzulegen, sondern er erklärt die ausgestellte Behauptung einfach für Unwahrheit, und kann dann Der, welcher jene Behauptung ausgestellt hat, deren Begründung nicht beweisen, so steht er eben als Lügner da. — Die zweite Frage der „Const. Ztg." geht dahin: „Warum erbat sich die sächsische Regierung bei ihrem befreundeten Verkehr mit der großherzogl. hessischen nicht Auskunft über die fragliche Reise (des Ministers v. Dal- wigk), um dann gleich direct die vollständige Unverfäng lichkeit derselben darlegen zu können?" Antwort: Der befreundete Verkehr zwischen zwei Regierungen bringt eS mit sich, daß eine jede derselben der andern von allen ' Vorkommnissen, die für sie Interesse haben, Mittheilung macht, nicht aber hat er zur Folge, daß die eine der andern gegenüber eine unberufene Neugierde zeigt. Hätte die Reise deS Herrn Ministers v. Dalwigk eine politische Bedeutung gehabt, so würde zweifelsohne die großherzogl. hessische Regierung der k. sächsischen davon Kenntniß ge geben haben. Hätte dagegen die sächsische Regierung in Darmstadt angrfragt, was denn Herr v. Dalwigk tn Pari» lhuc, so würde das eine Unschicklichkeit gewesen sein. Daß die „Const. Ztg.", aller noch so bestimmten De mentis unei achtet, und während andere Blätter bereits den mit ihren Spalten getriebenen Mißbrauch bereuen, „den AuSgang der Sache abwarten will", nimmt uns nicht Wunder, und wir verzichten auf die Ehre deS letzten Wortes. Insofern sie jedoch daran erinnert, daß vor Jahr und Tag «ine ähnliche Behauptung ausgestellt, den damit beschuldigten Ministern aber die Verkürzung des Kopfes angedroht wurde, und dabei auf eine Aeußerung de» „Dresdner Journals" hinwies, welches damals ein hielt, es werde die nächste Zeit weniger verkürzte Köpfe, als verlängerte Nasen bringen, so glauben wir doch mit dieser „Prophezeihung" nicht ganz fehlgcgriffen zu Haden. ES ist kein Kopf verkürzt worden, es ist auch zu Kiner capitis klominutio g»kommen, lange Nasen aber? Nun, man pflegt diese Redensart da zu gebrauchen, wo große Erwartungen gehegt, gepflegt und — getäuscht werden. Der „Magdeburger Correspondent" befand sich mit unter den Blättern, welche in Berliner Corre- spondenzen die schwersten Anschuldigungen gegen die in Würzburg vertretenen Regierungen vorbrachten. Nachdem die Prcßorgane der letzter« jene Anschuldigungen als unwürdige Verleumdungen zurückgewiesen, erklärte die Redaction des genannten Magdeburger Blattes: sie werde ihren Berliner Correspondenten auffordern, für seine mit so großer Bestimmtheit ausgesprochenen Anklagen Beweise zu liefern. Der Korrespondent sandte darauf einen Artikel, in dem lediglich seine allgemeinen Behaup tungen ohne jede näher begründende Angabe wiederholt waren. Die Redaction druckte diesen Artikel ab und fügte demselben folgende Erklärung ihrerseits hinzu: „Wir willfahren dem Wunsche des Correspondenten, der unS um ungeschmälerte Aufnahme seiner Rechtfer tigung ersucht, obschon der von ihm versuchte Jndicicn- beweis uns, und auch Wohl jedem Unbefangenen, nur als ein verfehlter erscheinen kann. Ein vollkommen juri stischer Beweis war der Natur der Sache nach nicht zu führen und wurde auch von uns eine solche Forderung niöht gestellt. Wohl aber lag die Verpflichtung vor, den schweren, gegen mehrere deutsche Regierungen erhobenen Beschuldigungen eine solche thalsächliche Begründung zu geben, daß sie nicht von den Beschuldigten kurzweg als „niedrige Verleumdungen", „schmachvolle Verdächtigun gen", als „Lügengewebe" zurückgewiesen und selbst von ganz Unbetheiligten, wie cs doch z. B. der „Nürnberger Correspondent" ist, als „gewissenlose Verleumdungen" bezeichnet werden konnten. Diesen Zurückweisungen, die sich darum so allgemein halten konnten, weil die Be schuldigungen so wenig specialisirt waren, weiß nun der Ankläger weiter nichts entgegen zu setzen, als die Wie derholung seiner allgemeinen Behauptungen. Auch greift er jetzt mit diesen (wenn wir von dem erwähnten Ge spräche eines Geistlichen mit einem süddeutschen Souverän absehen, wovon uns nichts bekannt ist, und worüber er auch nichts Näheres beibringt) in die Vergangenheit zu rück und giebt ausdrücklich zu, daß er die früher behaup tete vaterlandsverrätherische Verbindung mit Frankreich nur auf dem Wege der Deduction darzuthun vermag, einer Deduction, die so gewagt ist, daß er sie wohl keinem nur Halbwegs Unbefangenen einleuchtend zu machen hof fen darf. Auch beruft er sich jetzt nur noch auf die be deutender« Gesellschaftskreise in Berlin, während er früher sich auf eingeweihte diplomatische Kreise bezog. Also auf allgemeines Gerede hin erhebt er gegen deutsche Regie rungen Anklagen, welche, wären sie nur irgend thatsäch- lich begründet, denselben ein unvertilgbares Brandmaal aufdrücken würden. Ist es aber im bürgerlichen Leben geboten, Niemand einer Infamie zu zeihen, die man nicht beweisen kann, so dürfen Regierungen doch gewiß auch auf diese Rücksicht Anspruch machen. Wir wollen dem Ankläger keine tiefer liegenden Motive unterschieben; aber eben deshalb können wir mit dem Vorwürfe großer Leicht fertigkeit nicht zurückhalten, der um so schwerer auf ihn fällt, je dringender die Einigkeit zwischen den deutschen Regierungen durch die Zeitverhältnifse geboten ist. Wir betrachteten die Stellung, in welcher sich der Correspon dent befindet, als ein Unterpfand seiner Glaubwürdig keit und Zuverlässigkeit, und er wird uns gewiß das Zeug- niß nicht versagen können, daß wir in diesem Verträum ihm weiten Spielraum gelassen und auch Auffassungen, die häufig mit den unsrigen nicht übereinstimmten, Raum gegeben haben. Nachdem er dies Vertrauen so sehr ge täuscht, wird er es aber wohl natürlich finden, wenn wir ihm dasselbe entziehen." So die Erklärung der Redaction des „M. C-". Die Ehrenhaftigkeit ihres Verfahrens verdient, volle Anerken nung, und eS wäre zu wünschen, daß sich alle übrigen Redactionen deutscher Blätter auf gleiche Weise ihrer Pflicht erinnern möchten. Dann würde sich ja bald Her ausstellen, von woher die Parole zu diesem Verleum- dungssystcm gekommen wäre. Wie deutlich dasselbe al» solches zu erkennen ist, mag daraus hervorgehcn, daß, außer dem engsten Kreise einer gewissen Parteipresse, kein ehrenhaftes deutsches Blatt, mag es sonst regierungs freundlich oder oppositionell, konservativ oder demokratisch gesinnt sein, jene verleumderischen Angriffe billigt,— ja, daß Blätter von der entschiedensten liberalen Tendenz sich beei- fern, dieselben unter nicht sehr schmeichelhaften Betrach tungen für die Angreifer zurückzuweisen. »So enthält die „Neue Frankfurter Zeitung", ein demokrati sches Blatt, daS in der Regel zu dem Nationalvercin hält, doch folgende» Schreiben über die jüngste Beschul digung gegen die Mittelstaaten: „Aus Mitteldeutschland, 25. Mai. Gestatten Sie dem „alten Demokraten" ein Paar Worte über ein vielbesprochenes Vorkommniß. Schon vor wenigstens 10 Tagen vernahmen wir: die deutschen Mittelstaaten würden demnächst mit der Beschuldigung, einen neuen Rheinbund zu erstreben, öffentlich angegrif fen werden. Der Angriff ist erfolgt, und zwar ausfal lender und bezeichnender Weise zunächst nicht in einem deutschen Blatte, sondern in der bekanntlich eine etwa» eigenlhümliche Stellung einnehmenden Londoner Zeitung „Daily News", und nun erst — nun aber auch augen blicklich, wie wenn man nur auf den selbst vorbereiteten Londoner Abdruck gewartet hätte — ließen deutsche Blät ter von specifisch preußischer Färbung ihre Stimmen so laut als möglich darüber ertönen. Die Art, in welcher die» geschah, hat wohl mehr al« einen deutsche« P«triv- ten wahrhaft mit Ekel erfüllt. Wir unsrerseits glauben keineswegs an die Wahrheit der vorgebrachten Beschul digung, allein wir würden jeden Ausdruck wahrer über- zcugungStreuer Indignation bei Denen, welche die S rch- lage anders ansehen, gerechtfertigt finden. Doch hier vermissen wir gerade die Kundgabe offenen ehrlichen Zorn»; eS tritt vielmehr die blose Verdächtigung als Hauptsache hervor; statt den Gefühlsäußerungen einer, wenn auch auf einem Jrrthum beruhenden, dennoch aus patrioti scher Brust entquollenen Erbitterung, begegnen wir in gewissen specifisch preußischen Organen Nichts weiter, als Aeußerungen hämischen Frohlockens. Man greift den mittelstaatlichen Particularismus an — und wir alten Demokraten werden denselben wahrlich nie schonen, wo er zur Ungebühr hervortritt; hier aber geschieht es sichtlich nur um einen andern Particularismus, der feine Sache bisher jämmerlich genug geführt hat, in besseres Licht zu setzen. Man denuncirt die Sondcrstrebungen von Bayern u. s. f., um das rermeintliche Interesse deS kurzsichtigsten specisischcn Preußenthums zu fördern. Ein Fördern der Interessen Deutschlands ist in den fernsten Hintergrund gedrängt und scheint zu nichts weiter mehr brauchbar al» nur zum Ausschmücken der Bühne! . .. An die Beschuldigung des Versuchs der Herstellung eines neuen Rheinbundes glauben wir nicht. Zunächst kommt die Nachricht an sich aus trüber Quelle, und es fehlt jeder Beweis; denn offenbar ist es nvthwendig, daß die südwestdrutschen Regierungen, wenn sie eS vollkommen ehrlich mit dem Vaterlande meinen, sich anstrengen müs- Aeuilleton. It. Dresden. Am 3. Juni fand unter Vorsitz des Herrn HofrathS vr. Gustav Klemm die statutenmäßige Sitzung de» königl. AlterthumSvereinS statt. Herr KammermuflkuS Fürstenau hielt einen Vortrag über die Geschichte deS Orgelbaues in Sachsen. Derselbe bemerkte zunächst, daß die Orgel, da» älteste, den christ lichen Cultu» verherrlichende musikalische Instrument, bereits im 13. Jahrhundert wesentliche Verbesserungen erhalten, indem man durch Herstellung kurzer Tasten die schwerfällige Behandlung desselben durch die Faust, dar Schlagen der Orgel, beseitigte und anstatt eherner Pfeifen dergleichen au» Zinn und Holz anwendrte. Die Orgel war bereit» im 15. Jahrhundert in allen größer» Kirchen von Deutschland eingebürgert; die ältesten Orgeln waren zu Alten-Zelle, Meißen und in der Kreuzkirche zu Dresden. In Alten-Zelle werden bereits im Jahre 1419 zwei Orgeln genannt, im Jahre 1463 besaß die hiesige Kreuzkirche ebenfalls eine größere und eine kleinere Orgel, die bei dem großen Brande der Stadt Dresden, 15. Juni 1491 vernichtet wurden. Der Vortragende thellte nun au» den Acten de» Brückenamte» höchst interessante Notizen über den Bau der neuen Orgel der Kreuzkirche mit, wozu man einen Orgelbauer au« Zwickau kommen ließ. Im Jahre 1513 waren bereit» zwei neue Orgeln hergestellt. Die alten Rechnungen enthalten genaue An gaben über da» dazu erforderliche Material an Holz, Zinn, Leder, Leim, Ziegeln, Drath u. s. w., Arbeit»lohn und die nvthwendig gewordenen Ausbesserungen. Da» Bombardement der Stadt Dresden im Jahre 1760 ver nichtete diese alten Orgeln mit der Kreuzkirche. Der Vortragende lenkte hierauf di« Aufmerksamkeit auf die Orgel, deren Gehäuse im Monat April vom Dresdner Stadtrathe dem k. AlterthumSmuseum übergeben wurde, und diese Orgel stand in der vom Herzoge Heinrich be gründeten und vom Kurfürsten August vollendeten Hof kapelle, die in den Räumen sich befand, welche gegen wärtig das Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten im k. Schlöffe rinnimmt- Herr KammermuflkuS Fürstenau thrilte au» den Acten die Geschichte dieses Orgelbaues mit, der dem Orgelbauer Hermann Bock in Zwickau übertragen war. Der bekannte Bildschnitzer und Maler Benedict Tola aus Brescia, der mit seinen zwei Brüdern vom Kurfürsten Moritz im Jahre 1548 nach Dresden gezogen und vom Kurfürsten August daselbst frstgehaltcn wurde, entwarf die Zeichnung zu dem Ge häuse der Orgel, die der Vortragende im Original der Versammlung vorlegte. Hermann Bock übernahm die Herstellung de» Werkes gegen die Summe von 742 Gul den und 18 Groschen, und vollendete dieselbe im Jahre 1563. Im Jahre 1628 ward die Orgel restaurirt, nach dem im Jahre 1612 eine neue kleinere Orgel in der Hofkapelle aufgestellt worden war. Diese Orgel verblieb dis zum Jahre 1738 in der evangelischen Hoskapellc im k. Schlosse. Im genannten Jahre, wo die Hofkapelle zu andern Zwecken verwendet wurde, ward sie der Kirche zu Friedrichstadt überwiesen; sie wurde, wie erwähnt, im April d. I. abgebrochen und durch «in neues, vom Herrn Orgelbauer Jahn gefertigtes Werk erseht. Der Vor tragende theilte sodann noch eine Nachricht über die in der Schulbibliothek zu Grimma aufbewahrten musikali schen Schätze mit, deren Verzeichniß demnächst der Oeffcnt- lichkeit übergeben werden soll. Nachdem der Verein den Ankauf einer Sammlung von 50 mittelalterlichen Siegel abdrücken zu dem Preise von 10 Thlr. beschlossen, ward die Sitzung nach 7 Uhr beendigt. Literatur. Keine Erscheinung tn der Literatur bleibt vereinzelt; je origineller sie ist, desto eher findet sie Nach ahmung. Diese Bewandtniß hat eS unter Anderm mir Berthold Auerbach'S „Dorfgeschichte", welche anziehend genug war, um deutschen und fremdländischen Schrift stellern Anlaß zur Nachbildung zu geben. In diese Ka tegorie gehört auch ein literarisches Product de» hohen Norden-: „Au» NorwegS Hochlanden von Björn- stjerne Björnson, deutsch von Henrik HelmS (Berlin in der Hasselberg'schen Buchhandlung), welches in zwei Bänd chen die Erzählungen „Schön Synnöv" und „Arno" enthält- Der Verfasser hat mit Erfolg die Auerbach'sche Manier inS Skandinavische übertragen, d. h. er giebt spccialisirendc VolkSbilder deS EkandinaventhumS, gleich wie eS ehedem der Schöpfer dieses Genre, Berthold Auer bach, betreff» seiner Landsleute, der Schwarzwälder, gc- than hat. Originalität, Frische, Kraft, so wie Gesund heit dcr Auffassung und Darstellung sind dem norwegi schen Autor nicht abzusprechen. Ob aber seine Arbeiten beim deutschen Publrcum denselben Antherl erwecken wer den, wie daheim, bleibt fraglich. Der volksthümliche Cha rakter des Norden- mag trefflich geschildert sein. Allein er wird auf den Deutschen durch die Härte und Schärfe seiner Zeichnung eher abstoßend al« fesselnd wi'kcn. Zu dem entzieht sich unserm Auffassungsvermögen zu sehr das, Verständniß deS localen Colorit», welches in diesen Erzählungen eine so wichtige, stet« im Vordergründe stehende Hauptrolle spielt. Und so dürfte eS nicht zu den Unmöglichkeiten gehören, daß der deutsche Leser sich über Leben, Art und Wesen der ihm ursprünglich stammver wandten Skandinavier am Ende noch eher au» Mügge's den Nordländern gewidmeten Schriften ei« Bild zu ge stalten vermöchte, al» aus Björnson'S Erzählungen, die eben hauptsächlich für den engern Kreis de» Hcimath- landr» gedacht und berechnet zu sein scheinen. Der poetische Gehalt dieser Gebilde ist übrigens bescheiden und ver- hältaißmäßig nur gering. ß. Literarische Neuigkeiten. F. W. I. v. Schelling: Sämmtliche Werke. 1. Abtheilung. 9 Bde. Stuttgart, Cotta. 2 Thlr. 20 Ngr. — C. G. CaruS: Natur und Idee oder da» Werdende und sein Gesetz. Mit 1 Litho graphie und Holzschnitten. Wien, Braumüller. 3 Thlr. — K. Münkel: K. I. PH. Spilta. Ein Lebensbild. Leipzig, Friese. 25 Ngr. — H. Burmeister: Reise durch die La Plata-Staaten. 1. Band Halle, Schmidt. 3 Thlr. — F. W. Gubitz: Wirklichkeit und Phantasie. Erzählungen. Mit Holzschnitten. Berlin, Vereinsbuchhandlung. 1 Thlr. 20 Ngr. — R. Marggraff: DaS ganze Deutschland soll eS sein! Großdeutsches Liederbuch. München, Fleisch mann. 22^ Ngr. — J.W. Völker: Kunst und Malerei. 2. Aufl. Leipzig, R. Weigel. 2 Thlr. j- Zu Dante'» Jubiläum (27. Mai 1865) wird in Florenz ein Tempel auf der Esplanade de» Fort- Belvedere, welches die Boboli-Gärten überragt, errichtet und durch eine Prachtstraße mit dem Ponte-Vecchio ver bunden werden. Der große Dichter wird von der Höhe, die er „i! OilcUoso maule" nennt, seine Vaterstadt über schauen. Zu demselben Tage erscheint eine National ausgabe von Dante's Werken, für deren Veranstaltung bereits eine Commission arbeitet. * Robert Waldmüller, der seit Jahr und Ta- in Dresden wohnhaft ist und von dem zuletzt „Dors idyllen" erschienen, veröffentlicht jetzt unter dem Titel „Wandrrstudien" bei Th. Thomas in Leipzig di« Früchte einer Reise durch Italien und Griechenland. * Wie ein Pariser Correspondent der „K. Z." mel det, ist Franz Liszt zum Commandeur der französischen Ehrenlegion mit dem Titel eine» „Compoflteur" ernannt worden.
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