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Dresdner neueste Nachrichten : 25.05.1909
- Erscheinungsdatum
- 1909-05-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490223001-190905258
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490223001-19090525
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490223001-19090525
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner neueste Nachrichten
- Jahr1909
- Monat1909-05
- Tag1909-05-25
- Monat1909-05
- Jahr1909
- Titel
- Dresdner neueste Nachrichten : 25.05.1909
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Nr. 139. lel J ak. Mang. Aussage 100 000 Lisng Dienstag, 25. Mai 1909. Tiezjnqulttqe Lolknklosklttxzsäkfjük Drekhen undvoroxh . L « · « ! Unabhängige Tageszeitung. staune-tem- » » - stott -25 Pf» "fiir Hiuswiirks to Of» sci- dqg Anstand « w. Rhea-ums costs. Tie sweiipaltigeßetlamczese fütDtesden nnd Umgebung t Mk» für auswärts t,50 Mk. Bei Wieder holungen und Jahresumfäyen Nat-an nach Taus. Cbtsstes gebühren 20 Pf. Ins-rate von quscvärts werden nur gegen Vokqudbezahlung aufgenommen. Für das Erscheinen an bestimmten Tagen nnd Plähen wird nicht gar-taugt Tele .»,onischcAufgabe noanfeksten ansah-END Unsre Dresdnet Find auswärtigen Innebmestellem sowie fämtlicheslnnoncens Erpediiwneu tin Ins nnd Ausland nehmen Jnferate zu « Original-reifen und anhatten an. Diese Nummer umfaßt 16 Senats Roman siehe Zeiten 13 und 14. An- dem Vereins-leben Seite U. Das Ende des Casablanca-Falles. »O weiser Daniel!« mochte man mit Slwlock aus -Isnfen, wenn man das Urteil des Haaaer Schieds »»-kichts in der CasablancaiAnaelseaenheit liest. Es Exiot jedem der beiden streitenden Teile recht und nn isecht und bewegt sich somit ans der neuerdings so be liebten Mittellinie. Für unsre schnellebiac und schnell xscrgessende Gegenwart ist es im höchsten Maße be zeichnend, daß ein Zwischensalh der noch nicht ein Jahr alt iit und im September o. J. zwei aroße Reiche in die heftigste Erregung versetzt hatte, zeit weise soaar ein-e kriegeriiche Anseinnnderfetzuna Hvischen ihnen herbeizuführen drohte, heute in feinem Anlaß und Verlauf dem Gedächtnis der Zeitgenossen saher entschwunden ist. Wieviel Polititer wissen wohl noch genau, daß am kö. September 1908 in Casablanea deutsche Fremdenleaionäre, die desertiert waren und sich unter den Schutz des dortigen deut schen Konsuls begeben hatten, durch französische Sol daten festgenommen wurden? Daß ein deutscher iconsulatsbeamten der in Begleitung eines deutschen Soldaten die Flüchtlinge auf ein bereitliegendes Schiff bringen wollte, trotz Berufung ans seine Amts cigenschaft von einem französischen Osfizier mit dem Revolver bedroht wurde und ihm in Gegenwart einer großen Menge am hellichten Taae seine Kleider vom Leibe gerissen wurden. In Deutschland rief die Kunde von diesem Zwischensall eine große Erregnng hervor, die noch aesteiaert wurde, als unmittelbar darauf General d’Amade, der Befehlshaber der fran ;i-sischen Besatzunastruppen in Caiablanea, von seineri :licgierung einen hohen Orden erhielt. Die natio nalistischen Pariser Blätter schürten durch ihre Dar stellung der Angelegenheit und die Betrachtungen, nie sie daran knüpften,«noch das Feuer. Die deutsche titegiernna trat ansanaes sehr entschieden auf und ließ nnrch ihren Geschäftstriiaer o. d. Lancten in Paris ernste Vorstellungen erheben. Der sranzösische Minister des Aeuszcren Pichon nerschanzte sich zunächst )asiinter, daß ein Bericht über den Vorfall vom okeneral d’:llmade erst eingesordert, aber nicht ein izegangen sei. Inzwischen ließ dieser General durch den Berichterstatter des »Matin« in Casablanca ver künden, daß er sich volltomtnen im Rechte befinde. Erz legte-: »Wir sind hier in einem militiirisch besetzten Ge diet und im Kriegszustande Nach den militiirischen Bestimmungen haben die uorgeschobenen Posten aus Teserteurc zu feuern. Wir haben sie nur zu Ge fangenen gemacht und halten also nur von dem illtindestmaß unsrer Rechte Gebrauch g-emacht.« Dem .lemäß verweigerte er am l. October endgültig die :)lui:-lieserung der deutschen Legionäre an das deutsche »iollsulat. Unmittelbar daraus wurde der General zum Divisionär befördert. Am Z. Oktober aeriset der deutsche Postbote in Rahat in Streitigkeiten mit der französischen Polizei. Am Tage darauf wurden in Lsasablanca von den Franzosen schwere Geschütze ge randet. Am 11. Oktober wurde gemeldet, daß der tentsche Tanioser »Oldcuburg« vor Casablanca non imnzösischem Mtlitär belästigt worden sei, und hinzu ixciiign »Die Erreaunq und Mutlosiakeit der Deut-l Meine Flucht aus der Fremdenlegion. Von Erwiu Rosen. ’ Nachdruck verboten- Durch die hellerleuchtcten dZauptftraßen von SM bcl-Abbås schleuderte ich, rechts und links Offiziere qrüßend, dem Ghetto zu. .Glcich in der ersten der engen Gassen begegnete ich einem alten Mann, der mir vielversprechcnd aussah. Ich klopfte ihm auf die Schulter. »Eh, Ziviltleider?« Der Judc hob den Zeigefinger in die Höhe: »Wieviel?« »3wanzig Franken.« »Fünfzig!« . «Dreißig !« «Fsünfundvierzig!« « Als ich vierzig bot, nickte der Mann Isracls zu- Fried-sen und zog mich nach wenigen Schritten in ein Jau . »Sara!« ricf mein Mitleiter Eine alte Frau kam mit schlürfenden Schritten aus einem Neben aemach und schleppte einen Haufen Kleider herbei. Ein Anzug war darunter, der paßte. Vierzig Franken mechseltcn ihren Besitzer· Dann aab ich ihm noch ein Goldstück: »So, jetzt beforgft du mir Hut, Stiefel, Kragen und Krawatie.« Im zehn Minuten war er zurück und meinte, für weitere zwanzig Franko würde er besonders gute Sachen, mehrere Kragen, einen guten Hut und Hand schuhe schaffen können; für zwanzig Franken darüber( Die Verhandlungen des WW·ed-gerichtg, das in diesen Tagen im Hang seine meinfchafilichen Siyungen abgehalten bat, lenken das Interessgc wieder auf das unerschöpfliche Thema von den Deseetionen der Fremden legion Unzahlig sind die Find-versuche von Legioniiren. Wenn es mit dem guten Willen allein getan wäre, würde der Prozentsatz der Deieuionen fabelhaite Zittern erreiche-n die armen Teufel jedoch, die zu Fuß und ohne Mittel ins Land hinauswandern lvtnmen nur tu ganz seltenen Fällen durch lmd werden fast immer in wenigen Tagen von Gendctmen ringen-agen- duuget nnd Durst treiben sie immer wieder in die Awberdörfet und die spanischen Bauewansiedltmqen, auf Verkehrssttaßem die so häufig patwuilliett werden, das eine Entdeckung fast unvemeidli ist« Aussicht-reicher ist ein Fluchiveriuch, wenn ein Lecionckr über Oeldinittel vertilgt, wie es bei mir der Fall war- Jid verdanke mein Entkeimt-en aus der Fremdenleqinn vor znjei Jahren zweifellos nur demt Betise von Geld. - Tcr Beri. Größtc Auflage schen in Casablanea und in ganz Marokko nehmen große Dimensionen an.« Gleichzeitig wurde die Sprache der Pariser Blätter gegen Deutschland immer brichmiitiger und iierausfordernder. Die deutsche Regierung befand sich demgegen über in einer schwierigen Lage, da sich immer deut licher ergab, daß auch von deutscher Seite in Casa blanea nicht ganz einwandfrei gehandelt worden war. Unter diesen Umständen sah sie sich genötigt ivon ihren Forderungen Stück für Stück fallen zu lassen. Selbst nachdem sie sich dazu verstanden hatte, die Streitfragen einem Schiedsgericht zu unterbrei ten, verlangte sie zuvor, daß die französische Regie rung ihr Bedauern über den Eingriff der französi schen Organe in unsre Konsulargewalt ausspreche. Schließlich mußte sie sich damit begnügen, was ihr von der andern Seite angeboten worden war. Die Festsetzung des Tatbestandes und der weiteren Rechtsfrageu wurde ganz dem Schiedsgericht über lassen und beide Regierungen sprachen vorweg ihr sßedauern über das Vorgefallene aus. So hatte man wenigstens leidlich das Gesicht gewahrt und den französischen Triumph einigermaßen verhüllt. Immerhin wird man es heute mit Genugtuung begrüßen dürfen, daß damals ein Krieg aus solchem Anlaß vermieden und eine einigermaßen annehm bare Lösung der Krise gefunden wurde. Fürst Bis marck hat einmal im Reichstag erklärt: »Ich würde es nicht verantworten können, einen Krieg zu ent fesselu, an dessen Ende man vergessen haben könnte, warum man sich eigentlich geschlagen hatte.« Eiu solcher Fall lag hier vor. Die Angelegenheit von sCasablanca wäre wirklich nicht, um einen andern .Bismarck-Aussvruch anzuführen, die Knochen eines pommerschen Grenadiers wert gewesen. Es bleibt ja trotzdem bestehen, daß wir uns, wie in der ganzen Marokkopolitii, so auch in diesem besonderen Falle nichts weniger als mit Ruhm bedeckt und daß wir durch unser siändiges Hin- und Herschwanken zwi schen den Ertremen den Franzosen zu billigen Triumphen über uns verholfen haben. Aber was wir dadurch an internationaler Geltung und allge meinem Ilnsehen eingebüßt hatten, das haben wir ja inzwischen durch die feste-Haftung während der jüngsten Ballankrise glücklicherweise wieder zurück gewonnen. Deshalb wird man jetzt nachträglich dem Fürsten Bülow schon eher zustimmen können, der am 7. Dezember 1908 über die schiedsgerichtliche IRegeiung der EasablancasAngelegenhcit bemerkte: »Man hat bei dieser Gelegenheit in einem Teile unsrer Presse wieder einmal von einer Niederlage der deutschen Politik gesprochen. Ich glaube, daß diese Regelung die besonnenen und friedlichendcn Elemente in beiden Ländern befriedigen kann. Ich( sehe in der gefundenen Lösung einen Sieg der Vernunft.« Freuen wir uns-, indem wir das Urteil des Haager Schiedsgerichts registrieren, das beiden Tei len gerecht zu werden sucht, dieses Sieges- der Ver nunft, und lassen wir die Frage aus sich beruhen, ob damit eine Niederlage der deutschen Politik besiegelt wird. Am letzten Ende kommt es ja daraus an, daß eine an sich unbetriichtliche Sache, die einen gefähr lichen Zündstosf in sich barg, in einer der Würde beider Länder entsprechenden Weise endgültig aus« der Welt geschafft worden ist. l einen ausgezeichneten Revolver. Ich gab ihm die Goldstücke. In kurzer Zeit kam cr wieder nnd gab miercispßündeL Am Ende der nächsten Gasse begann die Festungss name-. Ich. konnte sie von der Jnnenseite leicht er steigen. Auf der Außenseite war die Entfernung zum Boden ziemlich groß, aber beim Sprung in die Tiefe fiel ich unbeschädigt in den Sand und stand in einem Palmenhain. Aus den weit geöffneten Fenstern einer Van dicht bei deu Banmgruppen des Hains ftrömtef eine Flut von Licht und lustige Walzerklänge töntcn herüber. Jn schattenhasten Umrissen sah ich Paure sich im Tanze wir-beim Offiziere waren darunter! Aber unter den Palmen war es dunkel. Jn siebet-haftete Eile streifte ich die Unisorm ab und zog die Zwil »kleider an. Sie paßten! Ich streifte die Handschuhe über meine Toilette war beendet. Drüben in der Van wurde ein deutscher Walzer gespielt: »Das ist das süße Mädcl ...« Mit einem häßlichen Furchtgcfiihl schritt ich dem nächsten Tore in der Feitungsmauer zu. Aber die Legionärc, die dort auf Wache waren, beachteien mich gar nicht. Langiam und unauffällig ging ich wieder nbek die Promenade Mehrere Male mußte ich um kehren nnd einen Umweg machen, weil mir Unter offiziere meiner eigenen Kompagnie entgegenkamen Es war ein aufregender Weg. Endlich hatte ich das Villenviertel erreicht, dessen Hmmtftrofze geradesweas nach dem Bahnhof führte. Das kleine Stationss gebäude lag verlassen da. Sorgfälttg fah ich mich um, ob mich auch niemand beobachtete, und kletterte über die felsiae Vöfchnna hinab auf das Gleis- Dic Schienen führten in gerader Linie nach» Norden, Oran zu. Ich fing an zu laufen. Aug vollen Kräften rannte ich, eine viertel Stunde lang, eine halbe Stunde lana. Dann mußte ieiie schwer keuchend. stehen bleiben Feiner Regen rieselte herab. Meiner Schätzung nach mußte ich ungefähr fünf Kilometer zu rückgelegt haben. Meine Füße schwersten mich. Als sich einen Stiefel auszog und ihn taftend untersuchte, fühlte ich, daß innen lange Reihen von spitzen Nägeln durchdrangen, daß die Sohle feucht war non meinem Blute. äzih zerriß ein Tafchcntuch nnd polfterte die Nägelfte en mit Tnchfetzeu aus- Der Regen hatte bald wieder aufgehört Jetzt leuchtete auch der Mond dann-nnd wann zwifehen den Wolken hervor nnd fein mattez Licht gab einen weit hellerm-Schein als mir lieb-war. Ich stand eine Mechterliche Angst aus, von irgendeiner Gendarniens in Sachsen. Reduktion m Haupts-Miteina- Fudiuqudsmße 4. Fernsprechm Redaktion Nr. 8892 Expedition Nr. 4571. Verlag M. Wsishw - -- s-- - Aimaherung und Gespensterfurcht Während in gewissen KreisenEnglands dieFurcht )vor dem deutschen Gespenst immer groteskere For men annimmt, bemühen sich die ofsiziellen Kreise nach Kräften um die sogenannte ~Annäherung««in Festsahrteu und Frühstücksreisen. Daß der praktische Erfolg dieser an sich oerdienstlichen Bemühung bis her ein ganz minimaler gewesen ist, dars man natürlich den Teilnehmern nicht zur Last legen, allein ebenso töricht wäre es, sich der harten Sprache der Tatsachen zu verschließen und diesen Veranstal tungen übertriebenen Wert beizumessen. Die neueste dieser Fahrten ist die der Berliner Stadtväternach London, die einer höflichen Einladung des Lord- Maoors entsprechen. Die Reise hat bereits ein nicht sehr wohllautendes Präludiuin gehabt insofern, alo einige englische Blätter nicht mit Unrecht einem der Teilnehmer der Fahrt Mangel an Takt vorgeworsen haben. Der briiisthe Groll betraf den Stadtverordsl neten Marggras, der seinerzeit, bei dem Besuche König Eduards in Berlin, den Männerstolz vor Königsthronen mimte und gegen die Bewilligung der Kosten für den Empfang des Königs durch die »Stadt gestimmt hatte. Da die Einladung des Lon doner Stadtoberhauptes gewissermaßen alsDanl für den Empfang des englischen Königspaares aufzu fassen war, so gehörte tatsächlich eine sehr große Un befangenheit aus seiten des betreffenden Stadtväters dazu, um sich der Fahrt trotzdem anzuschließen Herr Marggraf hat sich zwar hinterher entschuldigt und seine Lonalitiit beteueri, aber man kann nicht be haupten, daß dieser Stadtoater dadurch sympathischer geworden wäre. Inzwischen sind übrigens die Berliner Stadt väter glücklich in London eingetroffen. Von unsrer dortigen Reduktion wird uns telegraphiert: —lcn- London, 24. Mai. tPriv.-Tel. der Dresdner Neuesten NachrichtenJ Die Mitglieder der Berliner Siadtnerwaltuiig,darunter der Oberbürgermeister Kirfchner undDr.Reicke, kamen gestern in London an, wo sie Gäste der City Korporation sind. Sie landeten gestern nach mittag in Southampton, wo sie von den dortiger- Siaatsbehörden aus dem Schiff begrüßt wurden. Abends kamen die Gäste aus der Waterloo-Station in London an. Eine große Menschenmenge er wartete »und begrüßte-s sie aufs herzlichste. Am Bahnhof hatten sich eingefunden der Lord-Mariens nnd mehrere Sherisss, ferner Mitglieder des Empfangskomitees und der deutschen Kolonie in London. Nachdem die Gäste mit ihren Gastgebern photographiert worden waren, fuhr man in offe nen Wagen, von einer Abteilung berittener Schutz leute begleitet, nach dem Hotel Ein reich haltiges Programm gilt es zu bewältigen. Heute werden die deutschen Gäste vom König Eduard in Audienz empfangen werden« Die Freude über die deutschen Gäste wird aber einigermaßen getrübt durch die allmählich aufdäm mernde Erkenntnis von der unsterhlichen Lächerlich leit, der man sich durch die Gespensterfurcht aussetzt. Wir erhalten darüber weiter folgenden Drahtbericht unsres Londoner Bureaus: -kn- London, 24. Mai. (Prio.-Tel. der Drebdner Neuesten NachrichtenJ Alle englischen Blätter bringen heute Prefzstimtnen ans Deutsch land, in denen man sich über die englische Spionen surcht lustig macht. Die meisten Zeitungen geben den deutschen recht. Ob das Gefühl, sich wieder einmal so recht blamiert zu haben, sich auch aus die Zeitun- patronille gesehen zu werden. Da wurde das Terrain felsig. Auf beiden Seiten des Schienenweges lagen mächtige Felsblöcke, zerrissene, zackige Kalkfelfen, und ich freute mich über ihren verbergenden Schutz- Einige Minuten lang mochte ich zwischen den Felsen gelaufen sein, als ich ein eigenartiges Geräusch hörte. Zuerst glaubte ich, es sei wieder ein Eisenbahnzug Als aber das Geräusch näher kam, schärfer nnd klarer wurde, wußte ich, was es war: galoppierende Pferde - auf der Militiirstraße, kaum hundert Meter von den Gleiien entfernt. Eine Gendarmcnpatronillc, die mich; vielleicht schon längst gesehen hatte! In einem Paroxismuö von Angst kroch ich zwischen zwei Felsen und lauschte atemlos. Immer näher kamen die Pferde. Nun sah ich, aus meinem Versteck hervorlngend, die dunklen Gestalten von Pferden und Reitern Nun waren sie mir gegenüber. Und in diesem Augenblick hörte ich einen scharfen arabischen Zliulstruf Die drei Reiter parierten ihre Pferde nnd e en· Ich riß die Pistole aus der Tasche. Vorsichtig entsicherte ich sie nnd probierte tastend, ob der Patronenrabmen auch fest und richtig saße. Ein Ge fühl eisiger Ruhe kam über mich. Ich nahm mir vor, mich nicht von meinem Platze zu rühren und erst zn senern, wenn die Gendarnten bei ihrem Suchen ganz in meine Nähe kommen würden. Ich beschloß, in raschem Schießen das Magazin zu entleeren, damit ich möglichst viele Schüsse anbringen konnte, ehe sie sich von ihrem Schrecken erholten » Da flammt unten ein Zündholz anf. Eine Se kunde lang. Ich hörte den lachenden Ruf eines der Gendarmen. Und dann galoppierten die dreiMann weiter. Einer von ihnen mußte einen Kameraden um Feuer zu einer Zigarene gebeten haben- Daz Galoppizren verklang in der Ferne, nnd ich saß immer noch da, am ganzen Leibe zitternd. Und alö ich anfstand, fiel ich zurück gegen den Felsen. Meine zitterndenKnie konnten denKötper nicht trageni e- « i , Les Joch-cis hieß die Stamm Sie war 42 Kilo meter von SidisbebAbbåö entfernt In sieben Stunden hatte ich diese 42 Kilometer zurückgelegt Als ich um 4 Uhr morgens den Bahnhof crreichte und in der Dunkelheit mühsam Statlonsnamen nnd Kilometer bezeichnnnq entzifferte, war kein Mensch zu sehen. Kurz nach 5 Uhr ging der erste Zug nach Oran. Es» fing an, hell zu werden. So wusch ich mich eiling an einem halbgefülltensWassM das unter einem Jn Dresden nnd sororten monaclich s GI» pro Quartsl 1,80 Ut. stetsun durch unsre Provinz-Funken momulich CI Pi» pro Quatcal t,95 Mk. frei you-. Mit der Beilage Illustriert- Nest-ein« oder mit ver Beilage »Du-due- Ftleqeude Blätter- ie ts Pi. pro Monat mehr. printequ sk- Deutichlaad und den deutschen nolpumu Ausg. A Ia i «Jlluftr.N-ueftr« mouatL APL pro Quark Abs Mk . B ohne Saugt Beilage « 69 · , . Los, . u ccftekuichslluqatu Ausg. A mit.sllufu. Neuefte«c-0nat1.1.605kr., Irr-Quart ON Kr. spule obaeJllustr. Beilage · 1.42 . . · t25 · Nach des Auslande per Kreuz . pr. Poch-l Mk. MRUIIQ 10 VI ——-———--- gen, die am meisten in Spionenriecherei arbeiteten ausdchnen wird, ist sehr fraglich. Die ~Daily Mail«, cin Blatt dieser Richtung, leitet ihren Bericht heute wie folgt ein: »Die »Nordd. Allg. Ztg.« versucht, ihre gewöhnlich nebeldiisteren Spalten durch ein sarlastsi sches Elaborat auf Kosten des englischen Publikums zu beleben· In der Spalte, die gewöhnlich der poli tischen Wocheniiberficht gewidmet wird, reproduziert dieses Journal, dessen Mission es ist, offizielleWahrs heiten uuszusäen, einen diesbezüglichen Artikel ais-d ihrem Schwesterorgan, der «Kiiln. Ztg.« Der »Da ily Telegraph« veröffentlicht übrigens einen hübschen Sav, der in Deutschland nicht unver dffentlicht bleiben darf. Er knüpft nämlich an die Meldung, daß demnächst verschiedene englische Kor porationen und Vereinigungen nach Deutschland gehen werden, folgende Bemerkung: »Für den Fall, daß diese Besuchcr geneigt sein sollten, der größten Höflichkeit und Herzlichkeit, mit der sie sicher in Deutschland empfangen werden, zu große Bedeu tung beizumessen, möchten wir sie darauf aufmerk sam machen, daß das deutsche Volk nicht das ge ringste mit der auswärtigen Politik des Reiches zu tun hat« Auch ein hübsches Pröbchen der Heiz arbeit, die hier unablässig geleistet wird- Der hier erwähnte Artikel der ~Norddeutfchcn Allgemeinen« stellt den Besuch der Berliner Stadtväter und die englische Gespenstersurcht in eine sehr nahe liegende Parallele und schreibt über die letztgenannte frscheinunm »Auch wir sind weit entfernt, solchen Er cheinungen eine über-mäßige Bedeutung beizumessen und etwa die ganze britifcheNation mit denSchichten zu identifiziert-m deren Einbildungskraft sich gar zu üppig entfaltet hat. Gleichwohl möchten wir dein Wunsche fällusdruck geben, das-; jenseits des Aermelmeeres wieder die Stimme ernster Männer zur Geltung komme, unt einen Unfug zu bannen, der wahrlich nicht dazu ange tan ist, die auf eine bessere Verständigung von Nation zu Nation gerichteten Bemühungen zu fördern· Nicht andere alt-s mit tiefem Bedauern vermögen die weiten Kreise in Deutschland, die hohe Achtung für die alte Kultur der britischen Nation und fiir ihre großartigen Leistungen aus allen Gebieten zioilisaiorischer Betäti gung empfinden, Verirrungen wahrzunehmen, für die uns jegliches Verständnis abgeht.« Der Artikel der »Q·öln. Zig.« aber, den das Blatt mit voller Billigung abdruckt, siihrt n. a. aus: »Unsre englischen Vettern hatten bisher den Ruf nüchterner, praktisch denkenderManner, nnd da sie diese Eigenschaft wohl nicht verloren haben werden, so ist nur anzunehmen, daß sie durch einen tückischen Krank heitserreger gestört worden ist« Immer noch spukt bei ihnen das gepanzerte Geisterschiss, eine Art Fslicaendec Holländer, der schlechterdings wesenlos sein muß nnd doch von einer ganzen Anzahl sonst ganz vernünftiger Menschen gescheit worden ist. Man weiß nicht« von wannen er kommt nnd wohin er gebr, aber er ist da nnd stökt die Ruhe der englischen Presse und der englischen Nation. Und was man nicht erklären kann, das sieht man als einen Deutschen an. Wenn wir uns noch wenigstens mit der Herrschaft der Lust begnügen wollten! Aber-, damit nicht zufrieden, wenden wir uns auch an die Götter der Unterwelt und graben geheim nisvolle Kaniilc unter der Nordsee mit brüllenden Maschinen, die den ans friedlichem Schiff barmlos über die Fluten gleitenden Seesahrcr erschrecken, immer noch vielleicht srüly genug, um die auf diesem Wege drohende deutsche Gefahr durch Anlegnng von unter seeischen Verteidigunggkanälen abzuwehren Uebri gens: wer sagt den Englandern, daß da unten eine —- -ARW Schuppen stand, und versteckte mich dann hinter Güte wagen. Mit dem Taschentuch klopste ich meine Kleider ab und rieb meine Stiesel blank, zog den »Reserve kragen« meines Ghettosreundeö aus der Tasche und band ihn um. Dann betrachtete ich mich in einem winzig kleinen TaschenspiegeL Es ging Um 5 Uhr schritt ich auf einem Umwege zum Bahnhose und ging zum Schulter. ~01·an pwmjöw Gasse-P ..sept-soixa.nte«', sagte der Beamte. «Siebeu Franken sechzig-« Und da kam schon der Zug. Ich stieg in das nächste Abteil erster Klasse und sah zu meiner Wonne, daß es leer war. Der Zug brauste » davon. Die zwei Stunden der Fahrt von Les meerts nach Oian benützte ich dazu, um meine Toilette so gut als möglich in Ordnung zu bringen und - unfählige Zigaretten zu rauchen. die mir die Müdigket ver trieben. An der Perronspcrre in Oran standen Zuavennnterosfiziere und ein LegionskorporaL Sie beachtcten mich gar nicht. Im Passagebnreau der französischen Mittelwert linie besorgte ich mir einen zweiten Kajüteuplatz nach Marseille. Das Paketboot »St. Augustin-« sollte um 5 Uhr nachmittags abgehen. Dann fiel mir ein, daß es entschieden auffallen mußte, wenn ich eine Seereise ohne jegliches Gepiiek antrat« Für wenige Franken erstand ich einen Hand koffer und kaufte an jeder Ecke Zeitungen, mit-denen ich ihn vollftopfte. Wenige Minuten vor 5 Uhr ging ich auf den Dampfer, Zigarctte im Mund, ein Bündel Zeitungen unterm Arm. Ein Gedanke nur erfüllte mich: War mein ielegraphifches Signalentent vomßeaiment schon in Oran eingetroffen? Mit einem Male fiihlte ich, wie ich leichenblas wurde: eine Patrvuille kam, vier Zuavenunteroffis ziere stiegen die Gangplanke betaufi Sie schritten durch das ganze Schiff und sahen sich überall sorg fältig uni. Dann wechfelten sie einige Worte mit deni Kapitän und gingen wieder. Schon aimete ich auf als ein Gendarm auf mich zutrat und höflich grüßte. «Monsieur sind FsrcinzofeiM »Not! warmem-, Engliinder«, erwiderte ich ruhia Bund fah den Gent-armen lächelnd an - eifiae Furcht »Ist Name- bietet-« »Du-ten Sande-ts» Adan - lsin auf dem Wegs von Tlemcen nach Ntzza.« Ach danke verbindlichft!«
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