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Sächsische Volkszeitung : 05.02.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-02-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-190302054
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19030205
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19030205
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Volkszeitung
- Jahr1903
- Monat1903-02
- Tag1903-02-05
- Monat1903-02
- Jahr1903
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 05.02.1903
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r'lnli chcmt täglich nachm, mit Ausnahme der Sonn« u. Festtage. Bezugspreisr Vierteljahr!. 1 Mk. 5« Pf. (ohne Bestellgeld). Post-Bestellnummer 8858. Bei mißerdeutschen Postanstalten laut Zeitungs-Preisliste. Einzelnummer 18 Pfennige. Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit, Recht und Freiheit. vueftHlirclttrrl. HeilalMoi, un<l SrrckSftrrteller Dresden, Pillmtzer Straße 43. Inserate werden die 6 gespaltene Petitzeile oder deren Raum mit 15 Pf. berechnet, bei Wiederholung bedeutender Rabatt. Redaktions-Sprechstunde: 11—1 Uhr. Fernsprecher: Amt l. Nr. 1386. Sir. 28. Donnerstag, den 5. Februar 1903. 2. Jahrgang. Die Politik -er Abschlagszahlungen. Aufhebung des § 2 des Jesuitengesetzes — das war der positive Teil der Erklärung, die der Reichskanzler Gras Bülow am Dienstag im Reichstage abgegeben hat. Noch keine Diäten für die Neichstagsinitglieder — das war der negative Teil. Nicht als ob diese Forderung der Diäten aus sachlichen Gründen ein für allemal abgelehnt würde; nein, „heute noch" glaubt man allerhand Rück sichten nehmen zu sollen, „heute noch" ist man daher nicht in der Lage, die Zustimmung der verbündeten Regierungen in Aussicht stellen zu können. Graf Bülow persönlich — daraus machte er kein Hehl — ist ein Anhänger der „Gewährung" von Diäten, aber es gibt Leute, die noch etwas zurückgeblieben sind hinter ihrer Zeit, die noch widerstreben, und auf diese mutz man Rücksicht nehmen. Mutz mau'«' Mutz man wirklich? Der Reichskanzler sprach von den Opfern, welche die Bnudesfürsten gebracht haben bei Gründung des Reichs, darum sei die Neigung zu solchen Aeuderuugen der Neichsverfassnng keine grotze. Diese Logik verstehen wir nicht. Doch was liegt dem Reichs kanzler viel an der Logik! Er will ja doch nur sagen, datz der eine oder andere der Bundesfürsten der Reichstags- diäten noch widerstrebt. Aber ist dieser Widerstand wirklich so grotz, das; er bei einigem guten Willen nicht zu über winden wäre? Kann und darf überhaupt die nicht näher begründete Abneigung des einen oder anderen Bnndes- sürsteu Grund genug sein, um eine dringend notwendige Matzuahme immer wieder zu vertagen und eine wahre .Kalamität für die Gesetzgebung zu verewigen? Wir können ans diese Fragen nur mit Nein antworten. Aber hier handelt es sich überhaupt nicht um Gründe, sondern nur um Vorwände. Auch dem Reichskanzler liegt nicht allzuviel an der Einführung von Diäten, sonst würde er sie schon dnrchznsetzen wissen. Oder um uns genauer aus,zudrücken: heute ist er „noch nicht" gewillt, seinen ganzen Einflntz für die Durchsetzung einer Diätenforderung anfznbieten. „Heute noch nicht!" Das heitzt: morgen, übermorgen, wenn die Wahlen vorüber sind, wenn wir eine Forderung an den Reichstag haben; dann werden wir an den Diäten noch eine erwünschte Reserve znin Zwecke der Belohnung eines braven Reichstags besitzen. So denkt der Herr Reichskanzler. Man darf die Znckerdüte nicht ans einmal leeren — das ist seine Staats- und Tiplomatenweisheit. Ans demselben Grunde wird auch nicht das Jesuiten- gesetz schlechtweg beseitigt. Der Herr Reichskanzler weis; zwar keinen Grund dafür anzngeben, datz das Ausnahme recht oder vielmehr Ausnahmeunrecht, das für die ein zelnen Mitglieder der Gesellschaft aufgehoben werden soll, für den Orden als solchen und seine Niederlassungen fort- bestehen soll. Aber wozu Gründe? Es genügt, datz den deutschen Katholiken nach langer, langer Zeit endlich wieder einmal ein Stückchen „Wohlwollen" gezeigt wurde. Dafür haben sie sich höflichst zu bedanken. Und wenn sie dann recht brav sind, dann wird vielleicht auch einmal das ganze Jesuitengesetz aufgehoben und damit ein schreiendes Unrecht aus der Welt geschafft, das jetzt leider noch fortbestehen muh wegen — der Politik der Abschlagzahlungen! Oder muhte es wegen des Evangelischen Bundes bei der Aufhebung des 8 2 sein Bewenden haben? Gewitz, die Angst vor dem Geschrei des sogenannten „evangelischen" Bundes war lange der Grund für das Schweigen des hohen Buudesrates. Aber nachdem man diese Angst anscheinend überwunden hat, wäre es richtiger gewesen, gleich das ganze Gesetz zu beseitigen. Denn ein gewaltiges Geschrei wird sich auch jetzt im Evangelischen Bunde erheben, nicht geringer, als wenn das ganze Gesetz das rühmlose Ende gefunden hätte, das es verdient. Nein, diesmal ist nicht der „Evangelische" Bund die Ursache des stückweisen Abbruches des Gesetzes, sondern die echt Bülowsche Politik der Abschlagszahlungen. Wir können Herrn v. Vollmar nicht Unrecht geben, wenn er meint, in einer so wichtigen prinzipiellen Frage müsse man ans eine Danksagung für die in Aussicht gestellte Teilzahlung verzichten, da müsse man ganze Arbeit fordern. Und doch dürfen die deutschen Katholiken diesen 3. Februar des Jahres 1003 blau anstreichen in ihrem Kalender. Er reiht immerhin wieder eine Bresche in die Mauer der Knltnrkampfgesetzgebnng und macht deren Reste immer unansehnlicher und unhaltbarer. Auch Dank, innigsten Dank dürfen wir sagen, aber er gilt — das sagen wir offen, weniger höflich als I)r. Spahn — nicht der Re gierung, die ein großes Unrecht teilweise beseitigen will, "sondern den Männern, die das katholische Volk im Reichs tage vertreten und unermüdlich ihre Forderung der Auf hebung des Ausnahmegesetzes immer wieder erneuert haben und auch fernerhin erneuern werden, bis der letzte Stein der Gesetzgebung der 70 er Jahre weggeränmt ist. Ihrer Ausdauer, ihrer Klugheit gilt unser Dank, unsere wohl verdiente Anerkennung. Das katholische Volk aber wird seinen Dank in die Tat umsetzen, indem es diese Männer aufs Nene mit seiner Vertretung beauftragt. Tirol un- Luchsen. Für Bozen (Tirol) hat die Stadtvertretnng einen städtischen Grund auf dem schönsten Platze einen Teil der Promenaden an der Talfer, gegenüber der Herz Jesn-Kirche, als Baugrund zu einer protestantischen Kirche für die un gefähr 200 Protestanten der Stadt abgetreten. Darob erhebt sich ein Entrüstnngssturm in der katholischen Bürgerschaft Bozens. Und die „Sächsische Volkszeitnng" wird vom „Freib. Anz. heransgefordert, ob sie darin angesichts dieses Vorfalles noch die „Stirn hat, gegenüber solchen Verhältnissen von einer Unterdrückung der Katholiken in Sachsen zu sprechen". Darauf wollen wir kurz folgendes antworten; Man hat in den letzten Wochen in Sachsen oft und oft von dem Empfinden der Volksseele gesprochen. Wir halten zwar nur den tausendsten Teil dessen, was in den Zeitungen als Regungen der Volksseele ansgegeben werden, wirklich als solche. Die Leute nn dem Schreibpulte geben die Parteinnsichten und die Gedanken und Wünsche ihrer Brotgeber als die Regungen der Volksseele aus — das ist Alles. Mau braucht nur das Wocheuschmutzblatt zu leseu, das auch die Empfindungen der Volksseele wiederzngeben vorgibt, um sich sagen zu müssen: Es wäre traurig um Sachsens Volk bestellt, wenn sein Eharakter so verdorben wäre. Will man aber aus all deu Kundgebungen der letzten Wochen die Volksseele gleichsam wie aus einem Kern herausschttlen, so erhält man ein ganz erfreuliches Resultat: Ein christliches Gemüt, voll Treuherzigkeit und daher leider auch voll Leichtgläubigkeit gegen Alles, was ihn gewisse dunkle Gestalten vor- soufflieren — das ist zum großen Teil noch Sachsens Volk. Erziehung und Leben sind seit Jahrhunderten mit der protestantischen Kirche herangewachsen, kein Wunder, wenn das Volk festhält an diesem protestantischen Glauben und in diesem Punkte leicht verletzt ist, beson ders wenn seine Empfindlichkeit fortwährend durch künstliche Hetze wach gehalten wird. Wie nun die Volksseele Sachsens fühlt, so fühlt auch die Volksseele Tirols. Dieses Land hängt mit tausend Fasern seines Herzens an seiner katholischen Religion, es lebt für dieselbe, und das Glück und die Zufriedenheit seines Volkes geht unter mit derselben. Man mutz nur in Tirol gelebt nnd das innige Verhältnis des Pfarrers mit dem Volke beobachtet haben, um das zu verstehen nnd voll nnd ganz bestätigt zu finden. Der katholische Priester ist dem Bauern alles, Berater nnd Helfer in geistigen, aber ebenso auch in den leiblichen Nöten. Dazu kommt noch, datz bis in den 7<>er Jahren die Glaubenseinheit gesetzlich garantiert war. Der Nationalstolz ward stark gekränkt, als dieser Vorzug unter den modernen Gesetzen fiel. Es strömen die Fremden in alle Täler, nnd der Tiroler sieht sic gerne, aber auch zugleich kommen die rcichsdentscheu Los von Nom-Agenten, die ihre Pamphlete ans die kath. Kirche in die entlegendsten Gcbirgsdörfer ablegen, ohne darum gebeten zu sein. Die katholische Propaganda, welche man tagtäglich den sächsischen Protestanten vorlügt, wie wohl sie nicht besteht, existiert in Tirol von protestantischer Seite und zwar in einer so widerwärtigen und unklugen Weise, das; sie das katholische Volk nicht gewinnt, wohl aber anfreizt; durch Beschimpfungen der Religion aber wird die Volksseele nur verletzt. Man lasse doch einmal in Dresden einen „Scherer" er scheinen, mit derselben Gehässigkeit gegen die Protestanten erfüllt, wie er in Innsbruck tatsächlich erscheint, voll Be leidigungen gegen die kath. Kirche. Die zweite Nummer würde von der Staatsanwaltschaft konfisziert, und Redakteur und Verleger spazierten ans die Anklagebank. Und das ganz mit Recht. Die Volksseele bäumte sich auch ans gegen dieses Blatt in Tirol, aber die Behörden fanden in den Im Golöfieber. Ein Noman aus dem Kapland. Von Erich Friesen. (28. Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) „Ach, wenn Tu wüßtest! Roastbeef mit grünen Bohnen und — o Papa, Papa!" unterbricht sie sich plötzlich, den kleinen Kopf an Försters Brust schmiegend, „sieh mich nicht so an! Deine Augen sehen gerade so ans, als ob —" Sie stockt. „Nun, mein Kind? Als ob ---" „— als ob der liebe Gott böse auf dich wäre. Ach, bitte. Papa, mach' die Augen zu! Ich ängstige mich!" John Förster zuckt zusammen. Also so weit ist es bereits mit ihm gekommen, datz sein Kind ihm seine Schlechtig keiten vom Gesicht abliest! Oh —! „Du hast recht, Mary!" erwidert er tief-ernst. „Der liebe Gott ist böse auf mich!" „Ich will ihn bitten, das; er Dir vergibt, Papa. Hast Tn etwas sehr Unrechtes getan?" John Förster antwortet nicht; die Kehle ist ihm wie zngeschnürt. Langsam, ganz langsam streichen die kleinen Händchen über die thränendunklen Augen des Vaters. „Schadet nichts, Papa!" tröstet Man; liebevoll, ihre Wange air die seine schmiegend. „Es tut Dir doch sehr leid, datz Du ein Unrecht begangen hast, und Du bereust es von Herzen, nicht wahr? Sieh, daun vergibt Dir auch der liebe Gott! Weißt Du, wie ich kürzlich die schöne Glasschale zerbrochen hatte und die Scherben versteckte, damit sie niemand sehen sollte? Das war ein großes Unrecht, und ich hatte keine Ruhe, bis ich cS dem lieben Gott gestanden hatte. Nnd dann gestand ich es auch Mama — nnd nun ist alles wieder gut. Hast Du auch eine Glas schale zerbrochen, Papa?" Dem Manne wird ganz eigen umS Herz bei dem kindlich frommen Geplauder seines Töchterchens, ihm ist, als schmelze eine Eiskruste, die bisher seine Seele umstarrte. „Mein liebes, liebes Kind!" schluchzt er, die Kleine fest, fest an sich drückend. „Soll ich znm lieben Gott beten, datz er Dir Deine Sünden vergibt, Papa?" „Das wird nichts nützen, Man,!" „Warum nicht? O Papa. Du ängstigst mich! Warum nicht?" „Du würdest es doch nicht verstehen. Also sprechen wir von etwas andrein! Du wolltest mir doch erzählen, was Ihr heilte zu Mittag hattet!" Die kleine achtjährige Mary Förster ist zwar ein kluges, nachdenkliches Kind. Aber die Erinnerung an das heutige Mittagessen mit all seinen Herrlichkeiten schwebt noch immer gleich einer leuchtenden Vision vor ihrem geistigen Auge, so daß sie bald ihren Kummer vergißt. „ES war großartig!" ruft sie begeistert, in kindlichem Enthusiasmus alle zehn Finger ausspreizend und den Vater mit ihren glänzenden, den seinen so ähnlichen blauen Angen voll anblickend. „Roastbeef und grüne Bohnen und Plnm- pudding mit Bratkartoffeln nnd Apfelsinentorte — noch viel besser als des Sonntags, beinahe so gut wie zu Weih nachten! Ach. Papa, und wie haben wir gegessen — so lange, bis wir absolut nicht mehr konnten! Und Mama war so vergnügt, und wir alle lachten und jubelten. Und weißt Du auch, Papa — Polly bleibt nun doch bei uns. Während sie heute das schöne Mittagessen kochte, bat sie die Mama, ob sie nicht mit in das große neue Haus über- sicdeln dürfe. Und Mama sagte: „Wenn Sie »vollen, Polly!" — und da gab sie Polly die Hand, und Polly wischte sich mit der Schürze die Augen.... Ach, Papa, wie hübsch ist cS, reich zu sein!" John Förster ist tief ergriffen. Das harmlose Ge plauder seines Töchterchens, ihr Jubel über die bei andern Kindern alltäglichen kleinen Annehmlichkeiten des Lebens zeigen ihm so recht, lvaö die Seinen bisher alles ent behren mutzten. „Ja, cS ist hübsch, reich zu sein!" wiederholt er mit forcierter Lebhaftigkeit, indem er Mary von seinem Knie herunter gleiten läßt. „Da kommt auch Mama. Lauf' ihr entgegen! Und dann wasch Dir die Hände! Wir wollen zu Abend essen." Gehorsam tut Mary, wie ihr geheißen. Mit großen Paketen beladen, kencht Frau Mathilde soeben ins Zimmer. Ihr Gesicht ist ganz rot vor Aerger. „Sieh nur, was für einen häßlichen Teppich mir der Möbelhändler geschickt hat!" ruft sie fast weinend. „Das Muster ist greulich. Ich will einen Teppich mit Rosen- gnirlanden. Ich hasse Arabesken. Und erst der Läufer fürs Entree! Komm, John, mach' Dick, schnell fertig! Wir wollen hinunter nach Kapstadt! Vielleicht hat das Geschäft noch offen!" Müde wehrt Förster ab. „Nicht heute, Mathilde, ich habe Kopfweh!" Der ärgerliche Ausdruck in Frau Försters Zügen ver schärft sich. „Ach, immer hast Du Kopfweh! Ich kenne Dich gar nicht ohne Kopfweh. Und von Tag zu Tag siehst Du älter ans — nicht, wie ein Mann von zweinndfnnfzig Jahren, sondern wie mindestens zweinndsechzig! Es ist recht unan genehm, wenn man beständig daran erinnert wird, datz man einen Mann hat, der achtzehn Jahre älter ist als man selbst! . . Und wie Du wieder angezogen bist! Kannst Du nicht noch schäbiger gehen? Warum läßt Du Dir beim Schneider keinen neuen HanSrock machen, damit wir standes gemäß in unser neues Hans einziehen? Soll ich auch in Rosenbank wieder die Nachbarn die Köpfe schütteln sehen, und hören, wie sie sich verwundert zntuscheln: .Ist das der Direktor John Förster, einer der reichsten und klügsten Männer von Kapstadt?' Willst Du das, John?" Je aufgeregter Frau Förster ihre Vorwürfe ans das Haupt ihres Gatten herabschlendert, um so kleinmütiger wird er. „Du hast recht. Mathilde", erwidert er jetzt fast demütig. „Ich werde mir morgen einen neuen Anzng bestellen." (Fortsetzung folgt.)
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