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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.07.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-07-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188107202
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18810720
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18810720
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1881
- Monat1881-07
- Tag1881-07-20
- Monat1881-07
- Jahr1881
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.07.1881
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M Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Uessctiin »nd CkpedMa» Iohannesgasse 3S. Sfirtchstundr» der Urdarii«»: vormittag» 10—1» Uhr. Nachmtttags 4—S Uhr. Wr dt» »ae--»« „H, gch t» Md-tti»» »ich« »<M»»Iich »er f»r »t« nächftssl«»»»« N»««r* beftimmieu z«se,«te a> W«chettt«,e» »i« L Nhr Rachmittaß«, «» G»»«- tu«» Festtage» früh »ts'/,» Uhr. S» de« ^Nialei» str I»s.-^»nai,«e: vtt« Klemm, Universititlftraße 22. Latlts Lisch«, Katharmraftraß« 18, p. »«r ii« '/,t Uhr. MIM Mnflage L«,SS0. »rei» virrtelj. 4V, tncl. Vriagerlohn b DU-, h«ch die Post bezogen S Mt. , Jede ttazelne Nummer SS Ps. velegeremplar 10 »f. Gebthreu /Sr »xtrabeila «ÄM Voftbeftrdenmg « M «ö Postbesörder»», «8 ML e» Anzeiger. Organ fiir Politik, Localgeschichte, Handels- «nd GeschäftSoerkehr. Iußmrte Sgespaltme Petitzelle SO Pf. - Droh«« Gchristeu laut uuserem Preis- - ^ verzeichnih. Labellarischer Ga» »ach höhere« Tarif. U«t«»r» nnter den tledactioarslrich die EValtjinle öO Is. Schrat« sind stttt an dir «rpedttt.» »n ' Jode». — Rabatt wird nicht gegeben. Zahl»» xeasvnwenwiic, oder durch Post nachnahme. ^2V1. Mittwoch den 20. Juli 1881. 75. Jahrgang. Amtlicher Theil. Bekanntmachung. Die «eubearüudete Stelle de« zweite« DiaLonuS an der diesigen Peterskir«-« soll -«ldifist beseht werten. Wir bitten Gesuch« um diese Stelle, welche mit einem Gehalte von jährlich 8150 Mark und 800 Mark Wohnung-- entschädiguna verbunden ist, unter Beifügung der Zeugnisse ti« zum 8. August ds». Jo. bei un« einzureichen. Leipzig, den IS. Juli 1851. Der -kat- der Stadt Leipzig. Ilr. Georgi. Harrwitz. ^er im hiesigen Georaenhause derinirte Kellner Friedrich Hermann Schieferdecker, geboren am 13. Oktober 1838 zu Oster- stld bei Naumburg a/2., ist von dem ihm am 2. dr. MiS. ver. statteten Ausgange nicht wieder in da« SeorgenhauS zurückgekehrt und treibt sich vermuthlich zweck- und arbeitslos umher. wir bitten, denselben im BetretungSsallc zu verhaften und nnge- säumt Nachricht anher zu geben. Leipzig, am 1». Juli 188l. Fa« Polizei-Amt der Stadt Leipzig. vr. Rüder. Res. Faldix. Nichtamtlicher Theil. Leipzig, 20. Juli. Dem Artikel der sreiconservativen „Post", welcher di« Abschwenkung in» rractionaire Lager markirte, ist bislang kein Anzeichen gefolgt, welche» darauf schließen l»eße, dag die sreiconservative Partei oder wenigsten» «in Theil derselben nicht gesonnen sei. den „Pfassen und Junkern" die Hand zu reichen. Die „deutsche NcichS- partei" hat zwar de» Mnth besessen, die Verantwortung für da» Zustandekommen und die Konsequenzen de» „conscr- vativ-klerikalen" BündniffeS zu übernehmen, aber wir haben die greiconservativcn doch noch in der le-ten parlamentarischen Session an unserer Seite gesunden, wo c« aalt, den Gegnern de» Staat« und de» Reiche» den Sieg streitig zu machen. Wir werden e» ihnen auch nicht vergessen, daß sie an der Seite der Nationalliberalen gegen den G'eidererlast ge stimmt habe» (freilich war man ja in der „Deutschen. Reich»- Partei" auch anderer Meinung) und daß sie damit zur Be wahrung guter Traditionen nicht nur in der Finanzwirth- schast, sondern auch in dem Berhältniß der Gesetzgebung zur Wahlagitation beigetragen haben. Trotz mannigfacher Schwankungen zeigten sich die Freiconservativcn doch immer wieder al» eine national gesinnte Mittelpartei. Jetzt ver lassen sie dies« Stellung gerade in einem Augenblicke, in welchem solche Mittelparteien nothwendiger sind al» je. Auf conservaliver. wie auf liberaler man jetzt leider vielfach da» ei einzige Ziel i . „ Bekämpfung bi» auf- Messer. Dabn kann einem aufmerk samen Beobachter nicht entgehen, daß dem Eentrnm, welche- sich sehr vorsichtig die Hände frei gemacht hat, von beiden Seiten in gleicher Weise Avancen geboten werden. Dir Ultra montanen beschränken ihr ganze» Programm auf ihr« Eulturkampfzwecke und werden den politischen Kamps zwischen recht- und links, auf den ja jetzt Alle» concentrirt »erden soll, in allen Phasen zu ihrem Bortheil au»zubeuten wissen. Man sollt« doch auch die Mahnung nicht unbeachtet lassen, welch« in dem Ausfall der mitteldeutschen LandtaqS- wahlen liegt. Nltramontan« und Particularisien haben Oberwasser. Da» wird die „Deutsche Reichspartei" vermuth- lich nicht sonderlich rühren, aber die Freiconservativcn hatten doch sonst zuweilen ein Herz für dergleichen. Jetzt haben „wir Eonsrrvative aller Schattirungen" allerdings nichts weiter zu thun, al» die Liberalen mit allen Mitteln zu bekämpfen; wer kann da an solche Dinge denken? Die Rationalliberalen werden aber darin die Aufforderung finden müssen, um so entschiedener ihren Standpunct fesizu- halten und dafür zu sorgen, daß in dem Schlachtgcschrei „Gegen den Liberalismus!" und „Gegen di« Reaction," ver Ruf nickt fehl« „Gegen die Feind« de- Reich»st' vor Allem aber werden di« Nationalliberalen jetzt ia verstärktem Maße den Beruf flthlcn müssen, da» Vaterland davor zu bewahren, daß e» durch den Kampf zweier Parteien, di« sich nie zu einer gemeinsamen Miltelrichtung verständigen können, verwüstet und au» einem Extrem in« Andere geworjen wird, ohne dabei vorwärts zu kommen Seite erblickt in der gegenseitigen Der Bruch zwischen den Berliner Eonservativen aller Schattirungen nnd den Antisemiten erscheint nach den neuesten Vorgängen unheilbar. Ta» „Deutsche Tageblatt" bemüht sich noch, die um ihre» erhofften Lohn betrogenen antisemitisch«« Demagogen zu halten, dagegen hat die .Kreuz- veitung" sich bereit» m da» Unvermeidliche gesunden, daß der Mohr gebt, eh« er seine Arbeit gethan hat. Zur Parteitage wird der ,K-Ztg." aus Godesberg dom 17. d. M. geschrieben: «Heute waren die Führer der liberalen und nationalen Parteien Rheinland» hier zu einer vertraulichen Berathung zusammen. Es wurden die verschiedenen Gesichtspuncte angesichts unserer jetzigen inneren VvlUischen Lage ausgctauscht und einmüthig beschlossen, einer Tommisfien dw Abfassung einer Ansprache an die liberalen Wähler Rheinland» aufzutragen. In derselben sollten die «inzelne» Fragen, die in der gegenwärtig drohenden Reaction allePatrioten besonders tief berühren, gekennzeichnet und besonder- betont werden, daß, abgesehen von allen Fraktion-Unter schied«, man für die heiligsten Güter unsere» Volkes geschlossen t» den Wahllampf «„treten müsse; daß namentlich auch da. Ivo keine Aussicht vorhanden, gegen die ultramontan-feudale Atartion durchzukommen, man vennoch keine Dahlenthaltsam - keit beschließe» dürfe, sonder» geschlossen an die Urne treten «üffr. »m, wie es die Zahlen über di« letzten Wahlen dar- fiethan. zu beweisen, daß Rheinland noch lang« nicht von den Stremen, selbstsüchtigen Jnteressenparteien beherrscht werde, Wie die Ultra montanen kühner Weise behaupteten, son dern daß deren Mehrheit von geringer Bedeutung gegenüber «um« erheblichen Minderheit sei, die ihre Stimmen nicht aus d«n leidenschaftlich aufgeregten Massen hole, sondern Jntelli- D«z. Bildung und Vesttzthum vertrete. Da« würde man sich ob«» dem» doch merken müssen." Der „Schwäbische Merkur" bezweifelt, daß dem «Achsten Reichstag«, wie verschiedentlich gemeldet, «n Ge setzentwurf zugehen solle, der die Materie der Unsallver- icherung mit derjenigen der Alter»- und Jnva liditätS- ver sicherung vereinige. „Schon die Lo-lösung der Unfall versicherung au» den verwandten, ihrer Jnaligrisfnahme cnt- gegenharrenden gesetzgeberischen Ausgaben (Umgestaltung be ziehungsweise schärfere Fassung de- HülsScassen-Gcietze-, Reform de- Gesetze» über den Unterstützungs-Wohnsitz, Erledigung hierher icböriger Fragen de» Gemeindcrecht» :c.) war sehr schwierig, die reSlbsung auch der Alter-Vfrsorgnng au» jenem Zusammenhang dürfte aber kaum möglich sein^ da also gleichzeitig mit der bctr. Gesetze-vorlage auch Vorlagen über HülsSccissengesetz. Unterstützung-wohnsitz re. erfolge» müßten. Auch da» Gesetz bekr. Obsorge für die Sicherheit der in Fabriken beschäftigten Arbeiter und dasjenige über die Anzeigepflicht bei Unfällen müßten wohl mindesten- gleichzeitig in- Leben trete», um nach allen Seiten hi» die erforderliche Abgrenzung zu ermöglichen. Da aber die Zahl der im Gange bcsiiidllchcn gesetzgeberischen Arbeiten überhaupt eine sehr große ist, so halten wir cS nickt für wahrscheinlich, daß der Entwurf jetzt schon in einer, wie angedcutct, erweiterten Gestalt wiederkehrcn wird, glauben vielmehr, daß da» Hauptgewicht der allerdings wohl beab sichtigten Abänderungen und Erweiterungen nach anderer Richtung liegen dürfte." ' Da» Ergcbnißdcr bairischen Wahlen liegt nunmehr vor: Außer der Landeshauptstadt München sind den Klerikalen Würzburg, Passau, Aug-burg und NegenSburg in die Häute ge fallen. In Aug-burg unterlag der Bürgermeister ».Fischer, ein glänzender Redner, besten Name mit den bedeutendsten Gesetzgebung-Werken in Baicrn verknüpft ist, und welcher auch eine Zeit lang dem deutschen Reichstage angchört hat. Der zweite Abgeordnete Augsburg-, vr. Völk, ist dem Landtage erhalten geblieben. In NegenSburg tritt an die Stelle de- Bürgermeister-von Stobäu» der sürttlich Tbnrn- und TaxiS'scbe Tomänendirector Franz Bonn, früher Oberstaatsanwalt in München, welcher feinen Abschied au» dem Staatsdienst nahm, weil er oppositionelle- Auslrclen gegen die Negierung für nicht vereinbar mit seinem StaalSamt hielt. Was München anbelangt, so haben die Klerikalen einen vollen Triumph davongclrägen. Von 320 Wahlmänncrn in München 1. gehören ihnen ca. 200. während die Liberalen kaum 20 durch gesetzt haben. München II. war bisher schon klerikal ver treten und die- so unbestritten, daß in einem Wahlbezirk« nur ein einziger liberaler Stimmzettel abgegeben worden ist. Als Abgeordnete für München I. sind Nerikalerseit« in Borschtae gebracht: RcchtSrath Ruppert, Öberlandc-gericktSratb stopp, ölisiccrelungen von algerischen Staatsangehörigen, sowie Be- Optiker Merz, RegicrungS-Rath Luthardt au» Aug-burg (konservativ) und Professor Steamann (ertrem). Neben den bereits mitgctheilten Wahlergebnissen sind noch folgende »achzutraaen: Dir Liberalen siegten noch in Er langen. Murnau, Kolbermoor, Simbach, SchillingSsürst, llssenheim, Feuchtwangcn, Kitzingen, Burgau, Kandel, Mem mingen. Lindau. Harvurg, Lcipheim, Jchcnhaulc». Neubau», Trenckitlingen, Marktkedwitz, Hoskuin, Tegernsee, Rheinscld, Alzenau, Kronach, BaicrSdorf, Rothenburg, Dürkheim, EmS- kirchen, Wendelstein. Die a»S der Nhcinpsalz vorliegenden Meldungen weisen fast überall Siege der Liberalen ans. Die Ultramontanen haben gesiegt in Landau, Ingol stadt, LandShut, Straubing, Amberg, Neumarkt (O.-Ps.), Eham, Bamberg. Haßsurt, Dillingen, Lechhausen, Miltenberg, Lohr. Der Münchener Correspondcnt der „N.-Z." warnt übrigens vor allzu pessimistischer Auffassung der neu- geschasscnen Lage. nv'appetit vient en maugoant" kann man von den Ezrcken sagen. Kaum daß der neue Leiter der böhmischen Statthalter« im Amte ist und man im czcchiscken Lager die Ansicht gewonnen zu haben glaubt, daß derselbe die czecbischen Poftulate unterzeichnen werde, lasse» e» die Herren in Prag nicht daran fehlen, mit immer neuen Wünschen hervorzutreteu und die» immer nachdrücklicher zu betonen. Man ist nuu dabei angelangt, daß czccknschcrseit» aus die Auflösung de» böhmischen Landtage» gedrungen wird, wa» natürlich keinen anderen Zweck hat, als zu erwirken, daß an die Stelle de» gegenwärtigen Landtage» ein solcher mit czechlsckcr Majorität gesetzt werde. Es fragt sich nur. ob man sich, wa» die angeblich zu gewärtigende czechensreundlicke Haltung de« Herrn v. Kraus anbelangt, nicht täuscht. Wir wolle» und können noch immer nicht glauben, daß in der Mission de« Herrn v. Kraus nach Prag die Absicht, die Ezechen zu ermuthigen. gesucht werden könne; indessen Oesterreich ist und bleibt da» Land der Unwahrscheinlichkeiten. Die Prager „Bobemia" veröffentlicht folgende Erklärung des akademische» Senates: „Der akademische Lenat der Karl-Ferdinandr-UniversitSt hält c« gegenüber der mehrfach und selbst in Sffeatlichen Kundgebungen au-gesprochrnen Bcichuldigung, deutsch« Ttudireude Hütten durch ihr vrvooeaiorilche« Benehmen die in der zweiten Hülste de» Juni in Prag »nd dessen Umgebung stattgehabten Srceffe verschuldet, sir seine Pflicht, «m Interesse der Wahrheit aus Ärimd der aus Anlaß der Kuchelbader Exccsie vom 28. Juni durchgesührten Tiöciplinar- Unieriuchung zu erklären, daß dir Haltung der deutschen Ttudirrnden in Kuchelbad eine in jeder Be- ziehnng ruhige, anstündige und ia keiner Weise provoeirende gewesen ist, wa- auch von den Im Diseipliaar , Verfahren einvernonnncnen czechischen Ltudireaden uaeiageschrünkt anerkannt wurde. Der alavemische LeNat muß aber auch erklären, daß seit Wochen vor diesem lkpeesse von keiner Seite eine Anzeige wegen nächtlicher Ruhe- störung oder wegen eine» sonstigen geietzwidrtgen Verhalten» d«»tscher Dtudirender an die akademischen Behörden gelang« ist. Vom akade mische» Senat: Kremrr. derzeit Reetor." Die czechischen Blätter veröffentlichen einen Ausruf an alle Ezechen und anderen Slaven zur Tbeilnahmc an der feierlichen Eröffnung de» rzechiscken Nativ nal-Theater» am II. September. An diesem Tage sinket der große Fcslzug statt. Vr. Nieger hält die Festrede. Dann werden alle Tage bi» zum Wcuzel-seste Festvorstellungen veranstaltet. — Am l t. August findet die feierliche Ervssnuna de» Geburtshauses Palaah's in Hodslawitz in Mähren statt. Man will diese Feier zu einem Nationalfcste machen. Die Entlassung Andrien^', de» Polizei - PrLsecten von Paris, wird von den Radikalen als Sieg mit Triun-kb- geschrei gefeiert. Dock auch in der übrigen republikanischen Presse erweckt der Abgang des Polizei-Präscctcn geringe» Bedauern und weniae Nachrufe der Sympathie. In unve- sangen urtheilenden Kreisen wird befürchtet, dag die Demission Andriritp', der mit solcher Energie gegen die Radikalen und Eommunards Front machte, di« bekannten Anmaßungen de» intransigenten Pariser Gemeinderath» nur steigern dürste. Dem neuen Polizei-Präfecten. Herrn EameScasse, wird große Gewandtheit und Takt nachgerübmt, e» bleibt abzmvarten, ob er auch die nöthige Tbatkraft besitzen wird. — Die Regierung hat bekanntlich Don Earlo» den polizeilichen Befehl übermitteln lassen, binnen 21 Stun den da» französische Territorium zu verlassen, andernsall» würde er gewaltsam an die Grenze gebracht. Seit einiger Zeit ist die Regierung bereit- aufmerksam auf neue Umtriebe deS spanischen Prätendenten. Das Aus treten desselben bei der Messe und dem Bankett zu Ekrcn Heinrich » V. hat der französischen Regierung den Anlaß zur Ausweisung geboten, da sie die» als Manifestation seiten« Don Earlo»' gegen die jetzige Regierung betrachtete. In llcrikal-leqitimistischen Kreisen herrscht lebhafte Entrüstung wegen dieser „Infamie" und Nachgiebigkeit der französischen Regierung gegenüber Spanien. Au» Pari» wird unö ferner telegraphisch vom Montag gemeldet: „Die Commission der Depntirlcnkammer für Vorberathung de» Preßge setze» beschloß, die vom Senat an dem Entwürfe vorqcnommencn Aenkcrungen ihrerseits an- zunchinc». — Der Krug-minister brachte in der Teputirten- kammcr einen Gesetzentwurf wegen Wetterführung der alge rischen Eisenbahn von Saida bi» Krcidcr ein. Die Kammer lehnte mit 321 gegen Sl Stimmen den Antrag auf gerichtliche Verfolgung des bisherigen Polizeipräsecten An- drieur wegen Verhaftung der Frau Eyben ab. Andrieur hatte verlangt, unter Anklage gestellt zu werden, um Ge legenheit zu haben, die Verleumdungen gegen ihn zu wider legen. — Der Senat lehnte c» ab, den Antrag Tolain aus Verlegungs-Revision ia Erwägung zu ziehen. Bei der Einnahme von S s a x haben nicht weniger al» acht Panzerschiffe, sechs Kanonenboote und zwei Transport schiffe miigcwirlt. AuS den Berichten erhellt, daß die Ope ration überaus schwierig war. waS sich darau« erklärt, daß die User bei Ssax sehr schlammig sind. In dem aus dem Marineministerium eingetrofsenen Berichte werden die fran zösischen Verluste aus 8 Todte, darunter k Mann von der Marine, und gegen 40 Verwundete beziffert. Die Araber haben jedenfalls ernsten, ersichtlich gut organisirten Widerstand gvleistel und den Franzosen erhebliche Verluste zugesügt. Zum Platzconimandantek von Ssax wurde der kürz lich spccicll mit dem Eommando über die dortige ExpeditloiiScolonne betraute Oberst ernannt. Man soll eS sür nothwcndia erachten, eine 8000 Mann starke Gar nison in Ssax zu lassen. — AuS Tunis wird un» tele graphisch vom Monlag gemeldet: „Eine Bande von etwa 300 Berittenen plünderte da» einige Kilometer vom Bardo >eiegen,7 .Bordichikir. Tie Bande plündert« überhaupt Beamten, trieb auch Französische Truppen si Hungen de- Boy- und tunesischer Kaineele und andere- Viel mit fort, sind zu ihrer Verfolgung gbgesandl." Die osficiöse „Agenzia Hlcsani" stellt in Abrede, daß der italienische Minister trS Aeußern, Maucini, in Be ziehung aus die Zwischenfälle bei der Uebersührung der Leiche de- Papste- Pius IX. ein Nundscbreibcn an die Vertreter Italiens im AuSlande gesandt habe. Derselbe habe sich darauf beschränkt, den italienischen Vertretern da« ürcigniß an sich telegraphisch bekannt zu geben und sich in, Ucbrigcn aus die Berichte bezogen, ivclchc die am italienischen Hose beglaubigten Vertreter des Auslandes ihre» Regierungen darüber cinsendcn würden. Ter arme Pontifex! Mit der slavischen Pilger fahrt ist der Glanzpunct des diesjährigen Jubiläums vor über. WaS derselben vorhcrging und »och Nachkommen wird, wie z. B. die italienischr Pilgerfahrt im September, ist kaum der Rede werth. Pilgerfahrten aus überseeischen Ländern ind noch gar keine in Nom angcineldet: man kann daher ctzt schon dreist behaupten, daß das Jubiläum im Grunde Zchifjbruch gelitten hat. Der Franzosen, der Deutschen, der Spanier, welche da- Jubeljahr nach Rom zog, waren so wenige, daß sie eigentlich — wenigstens im Vergleiche zn der Pilgerfahrt anderer Zeilen — den Namen einer Pilgerfahrt gar nicht verdienen. Die Einzigen, welche zahlreich und mit reichem PetcrSvscnnig nach Nom wallfahrtet«», waren die Slaven. Sie dienen denn auch in der klerikalen Presse dazu, um den großartigen Miß erfolg deS Jubiläum» hinsichtlich LeS Zuzuges von Bußfertigen zu vertuschen und zu bemänteln. Leider füllt dieses Kunststück der Presse den Säckel de» Papste- nicht; Alles in Allen« hat ihm da- Jubiläum, die 500.V00 Franc» der Slaven einbe griffen, nicht einmal eine Million gefruchtet. DaS ist bei der Freigebigkeit, mit der die Bulle de» Ablaß verkündete, ganz erschreckend wenig. Die ttalienischcn Generale, welche ArmercorpS com- mandircn, habe» sich, wie die .,Italic" schreibt, in einer am 12. Juli abgchaltenen Vcrsamm.una mit der Frage beschäftigt, wclcbe AuSochnung den in diesem Jahre abzuhaltenden großen Manövern zu geben sei. Die Gcncrale erörterten auch die weitere Frage wegen der Befestigungsarbeiten und bestanden aus der schleunigsten Beendigung derjenigen, welche Rom vertheibigen sotten und der Forts, weiche die Haupt übergänge der Alpen zu schließen bestimmt sind. Einen weiteren Gegenstand der Besprechung bildete die Abrichtung der Leute der zweiten Kategorie, di: fobatd al» möglich unter die Waffen berufen werden. Man will hierbei möglichst ver meiden, die Feld» und Ernte-Arbeiten zu bceintrlchkigen. Die englischen Eonservativcn brennen vor Ver langen, der Regierung durch die Erörterung der TranS« vaalpolitik am Zeuge zu flickew und ain Sonnabend machten sic sowohl im Oberhause al» im Unterhaus« die größten Anstrengungen, um Gtadstonc zu beslunmen. einen Tag zur Erwägung dieser Fragen sestziseyrn. Indessen ist eS die Schuld Gtadstone'S, wenn sie die AnSschußbcrathungcn Uber die Landvorlage ungebührlich au-gcdcbnt haben? Vielleicht werden sie heut«, Mittwoch, ihr End« erreicht haben, und dann ist es noch immer Zeit, den Angriff zu eröffnen, wenn auch manche der conscrvativcn'Herren längz aus ihre Güter oder aus das Festland gereist sind. Die Berathung der l'andvorlagr hat erheblich« Fortschritte gemacht; freilich kan de» Interessanten auch wenig vor. E» hat nicht geringen Verdruß bereitet, daß augcnolicktich schon eine neue «rische Wühlerei beginnt, dicSmat sür die Feldarbeiter. Es sind ihre: an 300,000. Ihre Lage soll beiammernswcrth sein, da die meisten nicht mehr als 4—5 Sh. die Woche verdienen. Unl da» Heilmittel sür dieses Elend? Natürlich ein Stückchen irisckni Lande- mit einer Hütte al» Privateigentbum für den braven irischen Ackcr-niann. Und so gebt e- weiter. Unter den Pächtern steht der AckerSmann. bmter dem Acker-mann der gewöhnliche Arbeiter: an Urberraschungrn fehlt es nie. In Berliner diplomatischen Eirkcln spricht man mit Sorge von dem Schicksal Midhat Pescha's, drillen Hinrichtung in der That befürchtet wird. Man will wissen. daß die Bestrebungen der europäischen Vertreter am Bos porus, eine Revision des Processe» gegen Midhat zu er wirken, durch die heimlichen Einflüsterungen von russischer Seite ohnmächtig bleiben. In PrtrrSburg wird der hervor ragende türkische Staatsmann ebensosehr gehaßt als gesürchtet, und seine Beseitigung erscheint dort al- em löbliches, auf jede Art zu unterstützende« Werk. Leider kommt die geistige und Charakterdisposition de» Sultan», der in seiner Kurzsichtig keit und Kleinlichkeit den überragenden Midhat Pascha höchst unbequem empfindet, dieser rachsüchtigen Jntrigue viel weiter und viel lieber entgegen als den loyalen Versuchen der Ver treter der anderen Cabinete, einen Justizmord der schlimmsten Ort zu verhüten. Tenn in der That handelt es sich um einen bewußten Justizmord, wie die Nachrichten beweisen, welche neben dem osficiellen Acten- und Berhandlungs- material in intimeren politischen Kreisen circuliren. Eine sehr mystisch« Konstantinopeler Depesche stgna- lisirt eine große Gährunq, welche anläßlich des StaatS- procefsr« in der türkischen Hauptstadt herrsche. Es wird daselbst angeblich ein Aus stand als unmittelbar bevor- stebend angesehen. Ein Wunder wäre e» nicht, wenn ein solcher Effect von jenem nicktSwürdigen Strasprocesse aus» inge; auch die besseren türkischen Elemente sind durch das rivol« Spiel, welche- mit der Reputation der Türkei ge trieben wurde, im Innersten aufgeregt worden. Der BezirkSanwalt in Washington hat folgende Dar stellung der Lhalsachcn, die sich bei der jüngsten Untersuchung in Betreff de» Mordversuch» gegen dm Präsidenten Garsield herauSaestellt haben, veröffentlicht: ,,Dcr Ange klagte Guiteau kam am 8. März nach Washington und fristete bi» znm Tage deS Verbrechen» von seinem Witze ein precaire» Dasein. Er entwarf den Mordplan am 18. Mai und borgte sich, da er mittellos war, von einem Bekannten 15 Dollar« unter dem Voraeben, damit seine LogiSrechnung zu bezahlm. Statt dessen kaufte er ein Pistol und dm dazu nvthigen Schießbedarf; demnächst sing er an, sich durch Schie ßen nach der Scheibe ^u üben, bi- er sich von der Tragweite und Genauigkeit der Waffe hinreichend überzeugt hatte. Tann suchte Guiteciu täglich nach einer Gelegenheit, um dm Präsidenten zu erschießen. Er folgte ihm in dir Kirche und saß nahe einem Fenster, durch welche- er am nächsten SonntaaGeneral Garfirld in den Kopf zu schießen beschloß. Aber der Präsident reiste am Sonnabend von Washington nach Longbranch. Auch bet dieser Gelmen heit wartete Guiteau auf der Eisenbahnstation, »« bak''rStmljjt auszuführm; aber der Präsident erschien am Arme seiner Frau, und Guiteau verschob sein Vorhaben, weil er fürchtete, ver Schreck könne Frau Garsield tvdten. Bei anderen Gelegenheiten lauerte Guiteau auf einen geeigneten Moment zur Ausführung seine» Vorhabens, wenn Präsident Garsield auSging oder fuhr. Er trug Sorge, daß dir Waffe zu jeder Zeit in gutem Zustande war, und vei zwei Gelegen heiten. als er seine» Erfolges sicher zu sein glaubte, hatte er einen Wagen gemiethet, welcher ihn nach dem Gesängniß bringen sollte. Während dieser ganzen Zeit erregte er nie mals Argwohn, und schließlich gelang es »hm, sein vorhabe» auSzuführcn." Aus Stadt und Land. * Leivzig, IS. Juli. Die Resultate der am 12. d. MtS. vollzogenen Ergänzung-Wahlen zur Zweiten Kammer der Ständeversammlung liegen nunmehr au» alle« Wahlkreisen vor. Im Nachstehenden werden die bereits mit« getheilten amtlichen Wahlergebnisse vervollständigt. Vl. städtischer Wahlkreis (Freiberg, Wilsdruff» Tharandt): abzeacbene gültige Stimmen 883; gewählt Sladtrath Müller »n Freiberg mit 817 Stimmen; 13 Stim men sielen auf Oberbergrath Merbach in Freiverg, 2 auf Kaufmann Max Kayser in Dresden. vIU. länbltcher Wahlkreis (Kamen;, Königsbrück): gewählt Gutsbesitzer Be eg in Wiesa. Xlll. tändlicher Wahlkreis (Altenberg. Frauenstrin, Dippoldiswalde): abgegebene gültige Stimmen 1883; hiervon sielen 587 auf Amtslandrichter Kleber in Ober cunnersdorf, 515 auf Rittergutsbesitzer Otto auf Naundorf, 45V auf Baumeister Hartwig in Dresden, 298 auf Haupt mann Aster aus Reinhardtsgrimma. XXXIV. ländlicher Wahlkreis (Annaberg, Marien« berg, Aöblitz): gewählt AmtShauplmann v. Kirchbach mit 810 Stimmen; Amtsbauptmann v. Bernewitz erhielt 401, Rittergutsbesitzer Wecke auf Wiesa 122, Realschuloberlehrcr vr. Krause Vl Stimmen. XITll. ländlicher Wahlkreis (Auerbach, Falken« stein. Klingenthal): gewählt AmtShauptmann v. Polenz. — Wie da» „Dresdner Journal" meldet, ist dem Kauf mann Herrn Gustav Kreutzer zu Leipzig da» Präbicat .Königlicher Hoflieferant" verliehen worden. * Leipzig, lü. Juli. Der evangelische Verein der Gustav-Adols-Stistung hält seine diesjährige Haupt versammlung in den Tagen vom 16.—18. August in Dortmund av. In der nichtöffentlichen Sitzung am 16. August bilden die Tagesordnung: Abgabe und Prüfung der Vollmachten der Abgeordneten. Wahl des Bersammlungs» Vorsitzenden, Berathung über den Antrag des Hauptvereins Wien, die von der Erfurter Hauptversammlung beschlossene Jubiläumsgab« für die evangelische Kirche Oesterreich« be treffend. Besprechung von Berrinsangelegenheiten und end gültige Feststellung'der Tagesordnung für die beiden öffent lichen Versammlungen. In der ersten öffentlichen Versamm lung am 17. August, di« von Vormittag» 11 Uhr ab in der Rernoldikirch« abgehalten wird, finden außer den Eröffnung»- ansprachen ein Bortrag au- dem Jahresberichte des Eentralvorstandes, durch dessen Schriftführer, Herrn Gub- diakonu« Vr. von Erieaern au« Leipzig, erstattet, und Ansprachen, sowie sonstige Mittheilungen von Abgeord neten und Gästen statt. Für die zweite öffentliche Versamm lung am 18. August ist folgend« Tage-ordnung aufgestellt: Berichterstattung über die Centralcassen. Rechnung sür 187V bi» 1880, da« gemeinsame Liebeswerk, für welche- vom Eentralvorftand die Gemeinde Erstein im Elsaß. Troppau in Oesterreich-Schlesien und Zachasberg in Posen vorgeschlaaen worden sind, Berathung und Beschlußfassung Uber vie etwaigen durch die Vorversammlung aus die Tagesordnung gebrachten Gegenständ«. Fortsetzuna der Ansprachen und Be stimmung über Ort und Zeit der nächsten Hauptversammlung. Außer verschiedenen anderen festlichen Veranstaltungen ist für Freitag, den >» August, rin Ausflug mittelst Extrazuaes der Vergisch«Märkischen Bahn, welche freie Eisenbahnsahrt g«»
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