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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 27.06.1903
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-06-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19030627015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903062701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903062701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1903
- Monat1903-06
- Tag1903-06-27
- Monat1903-06
- Jahr1903
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 27.06.1903
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Daran ändern auch die Stich- wahlergcbnisse nichts, wiewohl die Geschäfte die die radikalste Partei im zweiten Wahlganse gemacht hat, keineswegs so glänzend sind, wie sie erwartet hatte. Die Kosten der Verstärkung der sozial demokratischen Mandate haben in erster Linie die beiden frei sinnigen Gruppen, die freisinnige Volkspartei und die freisinnige Vereinigung, zu zahlen. Verhältnismäßig hat der Freisinn überhaupt den größten Verlust erlitten, während die Einbuße, die die rechts stehenden Parteien erfahren haben, so geringfügig, und die Ver schiebungen, die sich sonst noch in dem Stärkeverhältnis ein zelner Fraktionen vollzogen haben, so unwesentlich sind, daß sie bei der Bewertung des Gesamtresultates nicht ins Gewicht fallen. Ob sich schließlich hcrausstellt, daß die eine oder die andere der größeren Parteien ein paar Sitze erobert oder verloren hat, bleibt belanglos angesichts der nunmehr feststehenden Tatsache, daß eine durchgreifende, den Gang und die Aufgaben der Ncichspolitik be einflussende Aenderung in der Zusammensetzung des Reichstages nicht eingetreten ist. Das erkennt man besonders dann, wenn man einerseits die Parteien der Linken, die in der letzten Reichs- tagstagung im Kampfe gegen den neuen Zolltarif die Opposition gebildet haben, andererseits alle Fraktionen und Gruppen, die auf dem Boden der nationalen Schutzzollpolitik stehen und auch im künftigen Reichstage zu einander gehören, zusammcnsaßt. Darauf kommt es an, ob die bisherige Reichstagsmehrheit in ihrem Gesamtbestande eine Erschütterung erfahren hat, deren Wirkungen die innervolitische Situation berühren müßten, oder ob sich das Verhältnis der bisherigen Mehrheit zu der oppositio nellen Minderheit im großen Ganzen io wenig verschoben hat, daß die Bedingungen, unter denen die großen Fragen der nächsten Zeit entschieden werden, dieselben geblieben sind wie bisher. Das ist in der Tat der Fall: Die oppositionelle Linke bleibt auch im neuen Reichstage eine Minderheit, selbst wenn sie insgesamt um ein Dutzend Mitglieder gewachsen ist und das Uebergcwicht der Sozialdemokratie innerhalb der Opposition ein noch stärkeres ge- worden ist, als früher. Das Entscheidende ist, daß die sogenannten Mehrheitsparteien, wie sie der Kardorfffche Kompromißantrag und der Zolltarif zusammengcsührt hatte, d>e beiden konservativen Fraktionen, die Nationalliberalen und das Zentrum, mtt den zu diesen Parteien gehörenden Gruppen und Wilden, in einer Stärke wiederkehren, die das seitherige Dßachtverhältnis nicht ändert. Die verbündeten Regierungen werden im neuen Reichstage mit denselben Faktoren zu rechnen haben, wie im alten: sür die neuen Handelsverträge steht die Mehrheit abermals zur Verfü gung, die die Obstruktion bewältigt und den Zolltarif zustande gebracht hat. Auch die Chancen der neuen Militärvorlage, über die schon in der nächsten Reichstogstagung verhandelt und be- schlossen werden wird, haben keinen Wechsel erfahren. Das Wort bleibt bestehen: Zentrum ist Trumpf! Ohne die Mitwirkung des Zentrums läßt sich die Militärvorlage nicht mehr durchbringen, weil es nach wie vor die stärkste und ausschlaggebende Partei ist. Als solche wird es abermals berufen sein, die Geschäfte der Volksvertretung zu führen. Bald wird cs mehr Regierungspartei, bald , mehr die regierende Partei sein. Das wechselseitige Ver trauensverhältnis zwischen dem Reichskanzler und dem Zentrum wird fortdauern: nur dürste vielleicht hier das Maß der Selbst ständigkeit, dort das Maß der Abhängigkeit ein etwas größeres werden und zwar infolge der Unentbehrlichkeit des Zentrums bei der Durchführung der militärischen Forderungen. Zum ersten Male wird die Sozialdemokratie als die zweit- stärkste Partei in den Reichstag cinzichcn. Der Stimmcnzahl nach ist sie zweifellos die erste im Reiche geworden. Sic ist in jeder Beziehung gewachsen: sie hat nicht bloß zwei Dutzend Mandate mehr erstritten, als vor fünf Jahren, sic hat auch im Vergleich zu früher fast allenthalben ihre Stichwahlaussichten erheblich ver bessert, wenn auch noch nicht in dem Grade, daß sie aus eigener Kraft überraschende Erfolge im zweiten Wahlgange zu erzielen ver- mochte. Der ungeheuerlichen Ueberhcbung, die nach der Haupt- wqhl die Sozialdemokratie an den Tag gelegt hat, entspricht das tatsächliche Ergebnis der Stichwahlen nicht. Kaum den vierten Teil der Stichwahlkrcise, in denen sie zur engeren Wahl stand, hat sie errungen und cs sind ihr auch hier und da Kreise wieder entrissen worden, die sie bereits als sichere Domänen betrachtete. Berlin wollte sie völlig zur sozialdemokratischen Hauptstadt machen: das ist ihr aber trotz aller Anstrengungen nicht gelungen. Anderer- seits bars freilich nicht übersehen werden, daß in einer großen An zahl von Wahlkreisen die schließlich- Niederwerfung der sozial demokratischen Stichwahlkandidaten nur mit ganz verschwindenden Minderheiten erfolgt ist. sodaß die Gefahr nicht ausgeschlossen er- scheint, daß sich bei der nächsten Reichstagswahl die Zahl der befini- tiven sozialdemokratischen Siege im ersten Wahlgange noch erhöhen wird. Erbaulich ist also angesichts besonders der 1 numerischen Fortschritte der Sozialdemokratie der Ausblick in die Zukunft keinessalls. Wenn sich nicht bei den Stichwahlen zumeist die bürgerlichen Elemente zur Abwehr der Sozialdemo kratie vereinigt hätten, so würde ohne Zweifel deren positiver Er folg am 25. Juni dem am 16. Juni erzielten nicht nachsiehen. und die Partei Singer-Bebe' als die stärkste in den Reichstag ziehen. Dies verhindert zu haben, ist ein Hauptverdienst der konservativen und nationalliberalen Wähler, die cs überall als ihre unbedingte vaterländische Pslicht erachtet haben, bei den Stichwahlen die nichtsozialdcmokratischen Kandidaten zu unterstützen, obwohl das Verhalten der Parteien, denen diese Unterstützung zu teil wurde, durchaus nicht in allen Fällen ein gleich patriotisches und opferwilliges gewesen ist. Es läßt sich zur Zeit noch nicht über sehen, ob und inwieweit die Sozialdemokratie einzelire Stichwahl- erfolge der Wahlenthaltung und direkten Hilfe des Freisinns und des Zentrums zu verdanken hat. Jedenfalls war leider bei der diesjährigen Reichstagswahl die Stunde noch nicht gekommen, in der die Erkenntnis der Notwendigkeit des festen zielbewussten Zusammenschlusses der gesamten nichtsozialdcmokratischen Wähler schaft Ausnahmen nicht mehr zuläßt. Für unser engeres Vaterland ist auch der 25. Juni ein Lies ut-or, ein nationaler Unglückstag geworden, wie der 16. Juni. Von den 23 Wahlkreisen Sachsens konnte nur ein einziger, der 3. Bautzen, gerettet werden. Diese rühmliche Ausnahme ist durch das anerkennenswerte Eintreten der dortigen Anhänger des Zentrums und des Freisinns ermöglicht worden. Nirgends im ganzen Timt sch en Reiche ist das positive Fazit des Wahlkampfes ein so betrübendes, niederschlagendes. wie >m Königreiche Sachsen. Es würde ein unzulänglicher Trost sein, der über den Gcsamt- eindruck der völligen Niederlage nicht hinweghilft, wollte man darauf Hinweisen, daß auch anderwärts im Reiche zum Teil ein gleich rapides und unaufhaltsames Anwachsen der sozialdemokra tischen Stimmenzahl slattgesundcn hat. Eine stärkere prozentuale Zunahme als Sachsen weisen Württemberg und die beiden preußi schen Industriezentren Westfalen und die Rhcinprovinz auf. In Westfalen sind die sozialdemokratischen Stimme» von 77 000 aus 140 000, in der Rheinprovinz von 112000 auf 206000 gestiegen: das ist eine Zunahme von rund 82 und 84 Prozent. In Bayern beträgt der Zuwachs fast 54 Prozent; die Stimmen erhöhten sich dort von 138 OM im Jahre 1898 auf 212000. während in Sachsen vor 5 Jahren 229000, am 16. Juni d. I. 443000 Wähler sozialdemokratisch wählten. Das ist eine Steigerung um etwa 48 Prozent, der eine solche von fast 43 Prozent im ganzen Deutschen Reiche gcgcnübersteht, das einen Gcsamtzuwachs von rund 900000 Stimmen aufweist. Davon entfallen aber allein auf Sachsen etwa 144 MO Stimmen. Neueste Drahtmeldungen vom 26 Juni. INachts eingehende Teveschen befinden kick Seite 4.1 Berlin. Ter Kaiser hat der Familie des in Kopenhagen verstorbenen Generals v Hedemann ein in den wärmsten Worten gehaltenes Beileidstelegramm zuachcn lassen. Berlin. <Priv.-Tel.I Zu den Stichwahlen schreibt die „National-Zeitung": „Haben die Stichwahlen im einzelnen auch manche Ueberraschung gebracht, so entspricht das Gesamt ergebnis doch genau dem Bilde, das wir unmittelbar nach den Hauptwahlcn von dem neuen Reichstage entworfen: Etwa 80 Sozialdemokraten, eine erhebliche Schwächung des Freisinns, nahezu restloses Auslehren der Bündlerführer, unbedeutende Ver änderungen bei Nationalliberalen, Konservativen und beim Zen trum. Immerhin sind der regierenden Partei von verschiedenen Seiten mindestens ein halbes Dutzend Mandate adgerungen. sodaß sie die Zahl IM kaum überschreiten wird. Im ganzen wird der neue Reichstag sich von seinem Vorgänger kaum unterscheiden. In Fragen der Wehrkraft hat er, soweit das Zentrum mitmacht, eine Mehrheit von etwa 250 Stimmen. Ungefähr die gleiche Stärke hat die sogenannte Abwehrmehrheit. Die Parteien des Kardorff-Kartells erreichen je nach der Zahl der Mi bis zu 220. Das gesamte Ergebnis ist immerhin ein links, um etwa ein Dutzend Stimmen, dessen Wirkun,. vermehrt wird, daß die extrem - agrarischen Einflüsse sich rechts nick* mehr so breit machen können. Die Regierung kann trotz des Wachstums der Sozialdemokratie verhältnismäßig zufrieden sein. Sie ist von einer Anzahl der ärgsten Schreier befreit, und sie kann sowohl gute Handelsverträge wie die notwendigen Militär- und Marincvorlagen niit Aussicht aus Annahme eiubringcu. Vor allem hat sie die Lehre erhalten, daß die agrarische Macht eine Grenze hat und daß die Zugeständnisse an die Agrarier nicht nur nicht vermehrt zu werden brauchen, sondern vielmehr ein Ab lenken von den allzu agrarischen Bahnen sich empfiehlt. — Die „Deutsche Tagesztg." schreibt: Der Leiter unseres Blattes, Herr D r. Ocrtel, ist einem gemeinsamen Anstürme der Sozial demokraten und Liberalen erlegen. Es ist klar, daß die Sozialdemo kraten keine Reserven mehr hatten und daß die ihnen zugesallcnc Mehrheit lediglich von den Wählern des Herrn Dr. Kuntze her rühren kann. Es ist eben mit verteilten Rollen gearbeitet worden. Offiziell haben die Liberalen erklärt, sie würden Herrn Tr. Oertel gegen den Sozialdemokraten unterstützen, inoffiziell hat Herr Dr. Kuntze, den die ganze Sache nichts mehr anging, auf wirkliche oder " ' " ' ^ , Hx. - ' teruna stch in der direktesten Weise in die Angelegenheiten des sächsischen Wahlkreises einmischte, indem sie Herrn LuSzynSki, den Vortragenden Rat deS Handelsministers Möller, kandidieren ließ. Daß hierzu nicht nur Herr Möller seine Genehmigung erteilte, sondern daß das preußische Ministerium selbst bei einer so wichtigen Angelegenheit als Mitschuldiger anzusprechen ist. unterliegt keinem Zweifel und wird in Sachsen sicherlich zu einigem Nach denken auregen. Um das Wahlergebnis und das kolossale An wachsen der sozialdemokratischen Stimmen in den Wahlkreisen richtig zu würdigen, darf nicht vergessen werden, daß die bekannten Vorgänge am sächsischen Hofe, ferner die Erhöhung der Zivilüste und das Anziehen der Steuerschraube den Boden kür die sozial demokratische Agitation außerordentlich günstig vorbereitet Haber. Unter den Verlusten unserer engeren Freunde ist noch die Nieder lage unseres württembcrgischen Bundessührers, Herrn Schrempf, zu erwähnen. Zu beklagen ist es auch lebhaft, daß Herr Professor Hasse in Leipzig dem Sozialdemokraten hat weichen müssen. — Das „Berliner Tageblatt" bemerkt dazu: Der Ausfall desselben, der in seiner Person die Richtung der Alldeutschen ver körperte, sei bezeichnend. Gras Bülow werde diesem Quälgeist sicher keine Träne nachweinen, und in Budapest dürste man zu dem Fernbleiben Dieses Privatfeindes der Magyaren schwerlich scbel sehen. Die Signatur des neuen Reichstags bedeute alles in allem keine Verschiebung nach links, denn die Verluste der frei sinnigen Parteien, welche allein 13 Sitze betragen, sind von den 23 neuen Sozialdemokraten in Abzug zu bringen, so daß die Sozialdemokratie auf Kosten der anderen Parteien insgesamt nur 10 Mandate gewonnen hat. Die Freisinnigen stehen m allen in Betracht kommenden taktischen Fragen vollständig auf dem Boden der Sozialdemokratie, so daß es bei den Abstimmungen keinen Unterschob macht, ob wir 13 Sozialdemokraten oder 13 ver schiedene Freisinnige iin Reichstage sitzen hoben. Die Reichstags- wablen haben aber auch gelehrt, daß das Volk vom Freisinn nichts mehr wissen will, denn eine Partei, die keinen einzigen Kan> didaten in der Hauptwahl durchbringen kann, hat abgewirtschaftet — Die „K reuzzeitnn g" schreibt: Tie Stichwahlen haben leider zu dem Ergebnis geführt, daß die Sozialdemokratie noch eine weitere nennenswerte Anzahl von Siegen erfochten hat. Die beiden konservativen Gruppen werden voraussichtlich im neuen Reichstage ungefähr über die nämliche Anzahl von Sitzen, wie im alten, verfügen. Sie haben zwar manchen Sitz verloren, dafür aber auch manchen gewonnen, und mehrere, die sie nach Lage der brache für schwer gefährdet halten wußten, zu behaupten ge wußt," — Die „Bossische Zeitung" schreibt: „Manche Par lamentarier, die im asten Reichstage eine Rolle spielten, sind auf der Strecke geblieben, weder Dr. Oertel, noch Prof. Hasse kehren wieder. Herr Bassermann, der bisherige Vorsitzende der nationalliberalen Fraktion, hat seine Teilnahme an den Kämpfen für den Zolltarif mit dem Mandate bezahlen müssen. Leider sind auch von Mitgliedern der bürgerlichen Linken Männer wie Barth, Schräder, Fischbeck, Broemel unterlege». So wird im neuen Reichstag mancher Zug fehlen, den der alte aufwies. Mancher wird schärfer ausgeprägt, mancher gemildert sein. Im allgemeinen aber bleibt die Physiognomie dieselbe: das Zentrum bleibt regierende Partei, und von der Mehrheit gilt noch immer Bassermanns Wort: Sie ist reaktionär bis auf die Knochen," — Das „Tageblatt" bemerkt: „Durch die Stichwahlen ist das Bild, das die Hauptwahl bot, wesentlich reduziert worden. Die freisinnigen Parteien haben sich von den Mißerfolgen des 16. Juni einigermaßen erholt und werden in ihren drei Partci- schattlerungen immerhin über 35 Mandate verfügen. Auch an den Nationalliberalen bewährte sich die alte Erfahrung, daß die Mittelparteien, die bei den Haupstvablen am meisten gefährdet sind, bei den Stichwahlen dafür um so besser abschncidcn. Sic kommen, wenn sie auch die Scharte nicht völlig auswctzen können, doch mit einem blauen Auge davon." Berlin. sPriv.-Tel.j Unter den 397 Erkorenen des Volkes befinden sich nach den bisherigen Ergebnissen nicht weniger als 130 parlamentarische Neulinge. Die konservative Partei zählt deren 17. Davon sind in der Hauptwahl 7. ,u der Stichwabl 10 gewählt: die Reichspartci 1. das Zentrum 21, die Nationalliberalen 23. die Freisinnige Volkspartci 7, die Frei- sinnige Vereinigung 3, die Sozialdemokratie 29, die Antisemiten bei 8 Mitgliedern 5. die Deutsche Volkspartci 5. die Wilden 5, die Welfen 1, der Bauernbund 2, Bund der Landwirte 1 und die Polen 6. Berlin. sPriv.-Tel.l Der Landwirtschaftsminister v. Pod- vielski wird demnächst eine Inspektionsreise in die Reichs- lande antreten. die ihn zunächst nach Metz sühn. Die Ankunst da ist auf Montag, dm 29. d. M. festgesetzt. Der Minister s begleit selbst wird von mehreren Räten seines Ressorts begleitet sein. — Dcr Generalleutnant z. D. Alexander von dem Knesebeck begebt heule sein bOjähriges Dicnstjubiläum. — In dcr Schlußsitzung des Deutschen Flcischervcrbandstagcs, die geistern in Potsdam stattfand, wurde die vom preußischen Landwirtschasts- Ministerium veröffentlichte Denkschrift betr. die Ermittlungen, die über den Umfang, die Ursache und die Wirkungen der 1902 ein- getretenen Steigerung der Fleischprcise augestellt worden sind, einer eingehenden Erörterung unterzogen. Durch Beschluß des Verbandstages wurde gegen diese Denkschrift Protest erhoben, notwendigen, aber nicht belästigenden Kautelm zu eröffnen feien. :tz. Präsident Bernbcirdi in Marburg ist znm Rcichsgerickitsrat er nannt worden. — Dcr Minister des Innern Freiherr von Ha wm erste in ist gestern in Rendsburg eiugetrosfcn, wo er i» .Gegenwart des Untcrstaatsfekretärs Stcrneberg, des Dezer nenten für das Gesängniswcseu Obcrrcgiernngsrats Krone uns anderen die Moordammknltnr in Bokclholm und die von Insassen der Rendsbnrgcr Strafanstalt ansacsührten Moor- kultnren auf dem Bargstättcr Moor bei Nortorf besichtigte. Im Anschluß hieran solle» demnächst noch Besichtigungen der aus gedehnten Moore im Westen des Kreises vorgcnommen werden. »u ie verlautet, wird eine stärkere Heranziehung von Sträflingen der Kultivierung der Moore in Aussicht genommen. Berlin. Die wegen versuchten Raubmords an der Witwe Josefsohn in Weißcnsee angeklagte Tischlersstau Anna Raden wurde vom Landgericht II Berlin zu 10 Jahren Zuchthaus verurteilt. Berlin. sPriv.-Tel.) Tie „Kreuzzta." schreibt: Bon gut- unterrichteter Seite erfahren wir, daß in Berlin mehrere Wahl-
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