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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 01.06.1901
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-06-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19010601010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1901060101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19010601
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1901060101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1901
- Monat1901-06
- Tag1901-06-01
- Monat1901-06
- Jahr1901
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 01.06.1901
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Die wirtbichaftliche Sammelvolitik. Hofnachrichtcn. Samoaner im Zoolog. Garten. Lungen- Muthmaßl. Witterung: j l Z-vV» Apirsskt. schwindsiicht und deren Bekämpfung, Bezirksausschußsitzung Gras Wilhelm Bismarck e. Neigung zu Gewittern. 1 dvIINUtlkNv, L» Le/vK» Die wirthfchastUche SammelpoNtil. Der Mann, der mit klarem Erfassen der wirthschaftlichcn und volitischrn Nothwendigkelten zuerst das große Wort von der Sammelpolitik gesprochen und seinem neugeschassenen Begriffe alsbald auch praktischen Inhalt z» geben verstanden hat. ist von der öffentlichen Bühne abgetreten, ohne daß es ihm vergönnt war. sein Werk bis an s Ende durchzuführen. Wenn noch irgendwie Zweifel darüber bestehen konnten, daß der ehemalige preußische Finanzminister thatsächlich in seiner Person ein über de» Parteien stehendes nationales Prinzip verkörperte, io wird seht der voll gütigste Beweis für diese Bedeutung Herrn v. Miguel's durch das Verhalten aller Gegner der von ihm proklamirten Lammelpolitik ge liefert. Diese wissen nämlich nichts Emsigeres zu thun. als einenZank- apfcl nach dem anderen zwischen die Reihen der Sammelpolitiker zu werfen, in der.Hoffnung, daß es ihnen dadurch gelingen iverde. jetzt, wo Herr v. Miguel nicht mehr Heerschau hhlt, die fest ge schlossene Phalanx der Anhänger eines kräftigen Schutzes der nationalen Arbeit zu sprengen und die Regierung in das frei- handlerische Lager hinüber zu ziehen. Derartige Machenschaften dürfen nicht unbeachtet bleiben, sondem empfehlen sich der sorg samen Ausmetksamkeit der bedrohten nationalwirthschaftlichen Kreise, die den Hinterhültigkeiten der Manchesterparteic» um so eher und wirksamer ein Paroli biegen können, je gründlicheren Einblick sie in das intriguante Treiben der Gegner nehmen. Die Methode der Freihändler zeigt das doppelte Bestreben, einmal die Landwirtbschast als solche »u diSkreditiren und zum Anderen die Konservativen persönlich zu vemngltmpfen und zu ver dächtigen. In der FrethandelSprrsse hat die Erörterung der ein schlägigen zollpolittschen Fragen einen ausgesprochenen Partei politischen Charakter angenommen und statt sachlicher wirthschast- licher Gründe werde» fortgesetzt die ödesten Schimpfereien auf die ..agrarische Begehrlichkeit" zum Besten gegeben. Bon der „Köln. Ltg.' bis zum „Vorwärts" wettert Alles in merkwürdiger lieber einslimmung auf die bösen „Agrarier", auf die „gefräßigste aller Nossen", die sich auf Kosten der Gesammtheit „mästen" wolle. Daß dabei dieselbe Presse, die ein lautes Geschrei über agrarischen .Brotwucher" erhebt, gleichzeitig für die Aufhebung de» Börsen gesetzeS eintritt. das gerade det, wucherischen Terminhandel in Getreide verbietet, sei nur nebenbei erwähnt: solche „kleine" Wider sprüche machen jenen Elementen keinerlei Beschwerden. Im Uebrigen wird von derselben Seite planmäßig verschwiegen, daß die große» Veränderungen in Erzeugung und Absatz, die seit der Festsetzung des 1879er Zolltarifs vor sich gegangen sind, jetzt auch sür die Industrie umfangreiche Zollerhöhungen erforderlich machen AIS 1879 die schutzlos der fremden Konkurrenz preiSgegebene Industrie zum ersten Male einen durchgreifenden Zollschutz brauchte, stand ihr die damaäs noch in guten Verhältnissen befindliche Land wirthichast getreulich zur Seite. Heute nun ist die deutsche Land- wirthschaft in derselben Lage, wie die Industrie 1879, und die maßgebenden industriellen Kreise sind wiederholten unzweideutigen Kundgebungen zufolge entschlossen, jetzt ihrerseits der Landwirtb schast zu der Erfüllung ihrer berechtigten Forderungen zu verhelfen. Dieses gute Einvernehmen zwischen Industrie und Landwirthschaft erregt das besondere Uebelwollen der Manchesterparteicn und sie trachten darnach. eS mit allen Mitteln der volitischrn BerdrehungS- kunst und Hintertreppenwirthschast zu stören. Zu denr Zwecke wird mit einer Ausdauer, die einer besseren Sache würdig wäre, fort und sott die Unwahrheit wiederholt, daß es eine Notblage der Landwirthschaft überhaupt nicht gebe und daß die Industrie, wenn sie trotzdem höhere landwirthschafkliche Zölle bewillige, sich einer Klüngelpolitik zu Gunsten der „agrarischen Begehrlichkeit" schuldig mache und dadurch einen „Verratb am Volke" begehe. Doch halt! Es verdient verzeichnet zu werden, daß aus dem Lhore der auf da» „Aararierthum" scheltenden JreihandelSblätter eine Stimme herausschallt, die sich in etwas abweichender Tonart ver nehmen läßt. Die freisinnige „Voss. Ztg." erkennt nämlich unter den» niederschmetternden Eindruck der amtliche» Ermittelung, daß l 171200 Hektar von der im landwirthschaftlichen Betriebe befind lichen Bodenfläche in diesen» Frühjahr umgepflügt werden mußten, einen akuten landwirthschaftlichen Nothstand rückhaltlos an und fordert die Regierung zu kräftigen Gegenmaßregeln auf. Sie ver langt. daß zur Erhaltung des Biehstandes der AuSnahmetaris für Futtermittel über den 1. Juli hinaus verlängert und weiter er mäßigt, die Wälder mit ihren Weiden der Landwirthschaft zugäng lich gemacht werden und die Proviantämter an bedürftige Land- wirthe züm Selbstkostenpreise verkaufen sollen. Die ganze Art in dessen. wie da» freisinnige Blatt sein plötzlich entdeckte» landwirth- schaftliche» Herz noch außen hin den, p. t. Publikum zur Schau stellt, hat etwas so unangenehm Ostentatives, so süßlich Selbst gefällige», daß die „Köln- VolkSztg." sich de» Verdachte» nicht er wehren kann, da» freihändlerische Organ »volle hier in einem Sonderfall« demonstrativ die liberale Freundschaft für die Land- wirthschaft zeigen, um den Schein der Unbefangenheit bei dem sonstigen Kampfe gegen die „Agrarier" zu gewinnen: „Dir sagen", schreibt da» ultramontane Blatt, „der Landwirthschaft muß nicht nur in einer akuten Kalamität, sondern dauernd ge- hälfe» werdm. Ein gewisser Nothstand herrscht beständig, wenn er in der Agitation auch manchmal übertrieben wird. Wer jetzt angesichts der drohenden Mißernte der Landwirth schaft helfen will, der wird ihr wohl auch einen Schutzzoll gegen das billige ausländische Getreide nicht versagen können." Vis zu der Befürwortung eines solchen Schutzzolles versteigt sich nun frei lich die Landwirthschastsfreundlichkeit der „Voss. Ztg." nicht, und um sich auS dieser Klemme zu ziehen, wendet sie ein kleines dialek tisches Kunststück an, indem sie erklärt. „Agraricrthum und Land- wirthschast sind eben zweierlei: die agrarische Bewegung muß be kämpft werden, weil sie für den Staat unheilvoll ist, der Land- wirthschast jedoch ist zu Helsen, wo immer sie sich bedrängt sieht, da sie eine Stütze des Staates ist. die nicht entbehrt werden kann " Damit hat das Frcihandelsblatt den Anschluß an die manchcster- liche Formel von der „agrarischen Begehrlichkeit" glücklich wiedcr- gesnnden. Die persönliche Verunglimpfung der Vertreter der landwirth- schasllichen Forderungen ist neben de» Angriffen aus die Land wirthschaft als solche ebenfalls recht üppig in die Halme geschossen. Diese illoyale Kamvfesweise hat sich aber nicht blos ans die eigent lichen manchestrrlichen Kreise beschränkt, sondern ist sogar von einer Stelle auS geübt worden, von der man eigentlich alles Andere eher als eine so fragwürdige Bekämpfung der wirthschaftlichen Sammel- politik hätte erwarten sollen. Herr Dr. Sattler nämlich, der »ationalliberale Parteipolitiker. hat es sür angezeigt erachtet, in einer kurz vor Pfingsten gehaltenen Rede gegen die Konservativen den Vorwurf einer Machtprobe gegen diePvlitik des Kaisers und Königs zu erheben. Die Konservativen ließen sich in der Kanalsrage nicht von sachlichen Beweggründen leiten, sondern wollten lediglich den Beweis führen, „daß in Preußen nicht gegen die Konservativen regtest werden könne"- ES Ist selbstverständlich, daß die preußischen Konservativen eine so unbegründete Verdächtigung nicht ruhig auf sich sitzen lassen wollen. Auch kann man es ihrer Presse gewiß nicht Verdenken, wenn sie bei der Abwehr zum Theil ziemlich scharfe Worte sinket und u. A. an die „Auflehnung" von niindestens der Hälfte der nationalliberalrn RelchStagSsiaktion gegen die „Politik de» Kaisers" anläßlich der Arbcitswilligenvorlage erinnert. Wie es in den Wald hineingerusen wird, so schallt es wieder heraus; da» ist unvermeidlich. Wohin sollen aber derartige unfruchtbare und zersetzende persönliche Gehässigkeiten gerade unter den beide» Parteien führen, die in erster Linie zur Fundirung der wirthschaft lichcn Sammelpolitik berufen sind ? Wen» diese gegenseitigen An zapfungen nicht aufhörcn, kann das Ende nur unheilvoll sein und der ganze Bestand der sammclpolitischen Einigkeit muß dann zur Freude der manchesterlichen Jntriguante», die das ja gerade be zwecken, ernstlich gefährdet erscheine». Angesichts dieser Lage ist es mit hoher Freude zu begrüßen, daß ein konservativer Partei- volitiker, Herr v. Plettenberg-Mehrum daS richtige Wort gefunden hat. Er sagt nämlich am Schlüsse längcrör Ausführungen in der „Kreuzztg". die der Veriheldigiing der Konservativen gegen die Beschuldigungen deS Dr. Sattler gewidmet sind: „Die Zeiten sind zu ernst, um dem altgermanischen Sport inneren Haders stöhnen zu dürfen, und über die Verstimmungen des Tages hinweg gilt cs. daS alte Ziel im Auge zu behalten: Tie Sammlung der staats- erhalteiiden Parteien und der produktiven Erwerbsgrnppen." Diese Mahnung sollte hüben wie drüben, bei den Konservativen sowohl wie bei den Nationalliberalcn. im wohlverstandene» nationalen Interesse ehrlich beherzigt werden. Einigkeit und enger Zusammen schluß der ehemaligen Kartcllpartcien. sowie rege Wachsamkeit gegenüber dem gemeinsamen manchesterlichen Gegner sind die obersten Erfordernisse der augenblicklichen Lage, damit nicht die von de» Freihändlern gewollte allgemeine Verwirrung und Aus lösung weitete Fortschritte macht und unter dem Eindruck einer etwaigen Unentschlossenheit und Uneinigkeit in den Reihen der Sammelpolitikcr auch die Regierungen schwach werden und sich von dem wilden Lärm, den die Widersacher der Schutzzollpolitik ver üben. bei der bevorstehenden Ministcrkonfercnz in Berlin beein flussen lassen. Freudig werden daher alle staatserhaltendci, und auf den Schutz der nationalen Arbeit bedachten Kreise unseres Volkes in den Ruf deS Hcrm v. Plettenberg einstimmcn: „Zurück zur wirthschaftlichcn Sammrlpolitik!" Reueste Drahtmeldungen vom 31 Mai. (NarbtS eingehende Depeschen besinden sich Seite 4.1 Berlin. (Priv.-Tel.) Der Kaiser bat die Königin Wilhelmina zum Ehef des Garde-Iägcr-BataillonS. der ihr Gemahl als Oberst angehörtc. ernannt. Die Königin der Niederlande empfing heule Mittag den Reichskanzler Grälen Bülow. Die Ansprache deS Berliner Oberbürgermeisters beim heutigen Empfange durch die Stadt Berlin beantwortete die Königin wie folgt: „ES ist stets mein Wunsch gewesen. Ihre schöne Stadt kennen zu lernen. daß der Wunsch an einem solchen schönen Frühlingstag seine Erfüllung gefunden hat, macht mir diesen Besuch noch angenehmer. Bor Allem aber danke ich Ihnen für den reizenden Empfang, den mir Berlin bereitet hat." — Der Kats« verlieh am heutigen Paradetoae dem fran zösischen General Bonnal den Kronenorden 1. Klasse. Der militärische Begleit« des Generals. Oberstleutnant Ballet, wurde mit dem Kronrnorden 2. Klasse dekorirt. Berlin. lPriv.-Tel.) Die „Nordd. Allgem.Ztg." schreibt: Ein hiesig«» Lokalblatt hat Mittheilungen über einen Trink spruch veröffentlicht, den Se. Majestät der Kaiser imOffiziers- Kasina de» 2. Barde-ReglmentS ;. F. nach denr Exerzieren d« 2. Garde-Brigade -gehalten hat. Von einigen Ungcnauigketten abgesehen, ist die Ansprache im Ganzen richtig wicdcrgegebcn. Obwohl der Inhalt aus allgemeine Zustimmung rechnen konnte, müssen wir doch daraus aufmerksam machen, daß die Publikgtion in dem Lokalblatt aus einen, PertraucnSmißbranch beruht, da die in solchen Fällen nothwcndige Autorisation zur Veröffentlichung nicht ertheill worden war. Es widerspricht den allerhöchsten Inte» tionen und ausdrücklichen Weitungen Sr. Majestät, daß Ansprachen und Acußerungcn allcryöchstdeffelbcn bei militärischen Anlässen und in kameradschaftliche» Kreise» ohne ausdrückliche Ermächtigung durch die Presse verbreitet werden. — Der,,RcichSanzeiger" widme! dem verstorbenen Grafen Wilhelm Bismarck eine» warmen Nachruf, an dessen Schluß eS heißt: „In allen seinen Acmtern bat sich Gras Bismarck ausgezeichnet durch ein warmes Interesse sür die ihm aiwertrautc Anfgane und vollste Hingebung an seine dienstlichen Pflichten. Wie ihm als Beamten ein ehrenvolles Andenken gewiß ist. so hat er sich durch seine gewinnenden ver'ön- llchen Eigenlchaftcn in weiten Kreisen ei» treues Gedenken gesichert. — Sächsische Orden erhielten: Das Offizierskreu; des Albrcchtsordens Oberstleutnant z. D. Korn, Kommandeur des Landwchrbczirks Weimar, und das Ritterkreuz 2. Klasse desselben Ordens Oberleutnant v. Hunowski vom 5. thüringischen Infanterie- Regiment Nr. 91 „Großhcrzog von Sachsen". Berlin. iPriv.-Tel.s Ans Varzin wird gemeldet: Fürst Herbert Bismarck ist heute Morgen 8 Uhr von Fricdrichs- ruh hier eingctrvffen, nachdem er in Berlin im Hotel „Relchshos" seine Gattin, welche die hier zu treffenden Dispositionen abwartet, zuriickgelasscn. Er ist von dem .Hinscheiden des Bruders, mit dem ihn ein außergewöhnlich innigcS Vcrhältniß verband, sehr an- gegrissen und sah blaß und leidend aus. I» Jriedrichsruh hatte man ein Ableben des Grafen Wilhelm Bismarck ganz und gar nicht erwartet; nian wußte, daß der Gras, der vor 1t Tagen mit seiner Familie sich nach seinem Gute Varzin begeben hatte, hier nach etwa 8 Tagen erkrankt und seither bettlägerig war: doch lauteten die Nachrichten über sein Besinden keineswegs be unruhigend. Der Gras litt an einer anscheinend nicht bösartigen Affrktion der Lunge. Geheimrath Schweninger. der vorgestern hier war. sandte an den Fürsten Herbert Bismarck telegraphisch die Nachricht, daß Gefahr nicht vorlicgc. Gestern Morgen Uhr fühlte der Graf sich besonders unwohl und unruhig, so daß er das Bett zu verlassen wünschte. Er stand auch aus, brach aber un mittelbar daraus in schwerem Falle zusammen und starb in de» Armen seiner Gemahlin. Ei» Schlaganfall oder eine plötzliche Lungenlähmung hatte ihn dohingerafft. Das Schweninger'sche Telegramm war die letzte Nachricht, die man in Friedrichsruh über das Besinden des erkrankten Oberpräffdentcn erhalten hatte. Fürst Herbert glaubte auf Grund des beruhigenden Inhalts dieses Tele gramms an seinen ursprünglichen Dispositionen festhalten zu können. Er hatte mit seinem Bruder vereinbart, daß er Mittwoch nächster Woche hierher komme» würde, mn mit diesem auf Rehböcke ;» pürschen. Um so größer war die Bestürzung des fürstlichen Paares, als gestern Morgen gegen 10 Uhr ein Telegrainn, des KaiierS einging, i» dem dieser dem Fürsten sein Beileid aus Anlaß deS Ablebens seines Bruders anssprach. Unmittelbar darauf er hielt der Fürst das Telegramm aus Varzin. in welchem ihm das -j'Oi Uhr Morgens erfolgte Ableben seines Bruders angezeigt wurde. Man hatte nicht früher Nachricht gegeben, da man die Wirkung der Depesche auf den Fürsten Herbert fürchtete. Berlin. tPriv.-Tel.) lieber den verstorbenen Obcrpräff deuten Grasen Wilhelm v. Bismarck schreibt die national liberale „Königsb. Allg. Ztg": „Seit März 1805 stand Graf Wilhelm v. Bismarck an der Spitze unserer Provinz. Allerlei widrige Umstände, die nicht weiter zu er rtern sind, fügten es. daß sein Verhältnis; zu weiteren Kreisen der Bevölkerung sich nicht io gestaltete, wie sür beide Theile ivünichensmcrth sein mußte. E: war eine ganz aus sich selbst gestellte Persönlichkeit, ein Man:: von gefesteter Weltanschauung und durchdrungen von den Grund sätzen, die ein Leben und Wirken in große. Umgebung in ihm gereist hatten. So wurde der Verstorbene hier vald allgemein angesehen und hochgeehrt als DaS, was er war. als ein aanzcr Man», ausrichtig geehrt und geliebt von Jedermann, der ihm per sönlich näher treten durfte. Für das Wohl der Provinz, die seiner Verwaltung unterstellt war, hat er treu und mannhast gestrebt. Ueberdies war er ausgcstattet mit einem quellenden Humor und einer in s Leben lachenden Jovialität, in ungewöhnlichen: Maße ein Förderer edler Geselligkeit." — Die freisinnige „Königsb. Hartuilg'sche Ztg." tagt: „In de» sechs Jahren seiner hiesigen Thätigkeit hat der Verstorbene insbesondere lebhaftes Interesse sür unsere Albertina an den Tag gelegt, deren Kurator er in: Neben amt war und zu deren Ehrendoktor er am 18. Januar ds. I er nannt wurde. Mit den Dozenten der Universität unterhielt er mannigfach auch persönliche Beziehungen. Eifrig ha! sich Gras Bismarck, wenn er auch organisatorisch nicht hcrvorgcticten ist und wenn auch eine energischere Befürwortung der Verbesserung unserer VerkehrSverhältnisse erwünscht gewesen wäre, uni die Iiidustrialisirung unserer Provinz bemüht." Berlin. (Priv.-Tel.) Der ehemalige Vice-Präsidcnt des preußischen StaatsministcriumS und Finanzminister Dr. v. M iaucl. hat sich heute früh zu dauerndem Aufenthalt nach Franksurt n. M. begeben. Zu seiner Abreise war sein Amtsnachfolger Freisten v. Rheinbaben erschiene», ebenso eine Deputation des Berliner Wahlvereins der Deutschkonscrvativen. Aus eine Ansprache des Führers Abg. Stockmann erwiderte der Minister, daß er auch sernerhin dem öffentlichen Leben icinc Dienste erhalten und bei ge eigneten Anlässen an den Arbeiten des Herrenhauses theilnehmcn werde. Er habe es stets sür seine Pflicht erachtet, für den Brille! -FZ <7k> . 8-» !7" stand einzutreten, und theile nicht die pessimistische Austastung, da:, der Mittelstand dem Untergänge geweiht sei. Bei planmäßiger Fürsorge seitens des Staates, bei Nutzbarmachung aller Fortschritte der Zeit, bei engerem Zusammenschluß zu Genossenschaften und dergleichen werde es dem Mittelstand gelingen, sich zu erhalle» und vorwärts zu kommen. — Aus Anlaß von Angriffen freisinniger Blätter auf die sächsische» Nationalliberalc n wegen deren Stellung zur Agrarfrage, bemerkt die „Kreuzztg.": Damit ist. wenn man diesen Worten ihren richtigen Sinn giebt. nur .esagk. daß die sächsischen Nationalliberalc:, im Großen und sanzen. denn unerfreuliche Ausnahmen können ja auch hier jein. einen ungleich weiteren und freieren politische» Blick besitzen als irgendwo sonst im Reiche, daß sie nicht zu einseitig aus engherzige Parteiintercffen eingcschworen sind, wie vor Allen, in Baden, daneben auch bei uns in Preußen, wo ihre staatsmännische Ein- icht in beionderS unrühmlicher Weise durch die bekannte Rede des Avg. Dr. Sattler dargelegt worden ist.
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