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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 25.11.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-11-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19051125026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1905112502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1905112502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1905
- Monat1905-11
- Tag1905-11-25
- Monat1905-11
- Jahr1905
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An kü»d aunften aui der Pnvabeite .»teile ico Pia: b>e 2'raliiac Heile aut Lert- leite m Pia. u>. ^inaciandi H«», 60 P a In Pummcr« „ach San», und i>e,rrtagc« i walua» Gruudreile 30 Pia, aui Priiilliieil- «i Pi, . LivalUae Zeile aui LenieUe und als tsuigciandt so P>a Auc,wur»ae Aui- traae nur acaen PmEdcmliiu»,. Lclcaiilülier werde» »ui w Psg. dcreiluiel. kieruivrechainchlutz: Au» I Sir. ll uno Sir 2USN. M» AS» ^Ntcktiel' Illcncste Drahtberichic. Hosunchrichten, Landtagsverhandliingcn, Kaffer. K'anzler und SosialdeiiuKralie te» s »ll^ « » Armeeveränderungen. Zur »larolkaiiffchcn Frage. Klavierabend Mar Pauer. Berliner Leben Voriütik? it Kküvlc 5" Ltjx. i» allen >i>otbeIcen, t>> ^r-iiri, Ulli I'>nlum>ii„ü S//-2Ö LounalitttN, '2-. Novemtrer Reucste Twlitmeldnna«'n vom 24^. Novbr. Zur Lage in Rußland. Petersburg. Wie nunmehr aiuttich bekannt gemacht wird, ist Fürst Oboleuski unter Belastung in seiner Stellung als Generaladjulaut des Kaisers seines Postens als General gouverneur von Finnland entlivbcn worden. Petersburg. Zum Stadthauptmann von Odessa ist General Grigoriew. der bisbcr dem Kouimaudicrendeu des Militärbezirks Odessa attachiert >var, ernannt worden. Petersburg. Der Verband der Druckereibesitzer beschloß, den in den polilischen Ausjtnud tretenden Angestellten während dessen Tauer kein tüebnlt zu zablen. Dasselbe beschloß die Moskauer Straßenbalmgeiellschast. Wie ans Moskau gemeldet wird, baden die ZeitungSbandler die Zeilnng ..Wel>cherna,a Doschta" boykollicrt und geslern die Tuickerei derselben gänzlich demoliert. Moskau. Der Kongreß der Semstwos und Städte hat die Einberusnng einer konstituierenden Versammlung adgelehnt und sich snr konslitnierende Fuukiioucii der ersten Per sammlung der Volksvertreter erklärt. Der zweite Teil der von den, Bureau des Kongresses vorgcschlagenen Resolution ist vom Kongreß angenommen worden. Moskau. Die ausständigen Arbeiter zerstörten heute die Tabaksabrik Eastaguopulo. sowie mehrere andere Bau lichtesten und warsen einen Straßenbahnwagen um. In Busnlnk iGouverneniknt Samara' entstanden Nnrnbcn durch einen Konflikt zwischen Polizei »nd Rekruten. Unter Führung von Handwerkern verübte der Pöbel A u s s chreitungcn n»d befreite 21 Krinn nalverbrccher. Mit großer Mühe wurde eine Plünderung der Läden verhindert. Berlin. Die von einem hiesigen Blatte aus den Peters burger „Nowosli" übernommene Mitteilung, die russische Negierung habe mit dem Bankbause Mendelssobn u. Co. eine lleine kurzfristige A »< e i b c gegen bestimmte Verpsändnnge» unter recht schweren Bedingungen abgeschlossen, ist, wie W. T.-B. von inständiger Seite erfahren, vollkommen aus der Luft gegriffen, da weder iigend welche derartige Verhandlnngen stattgefundeu haben, noch für solche Verhandlungen ein Anlaß besteht. Hölir. sPriv.-Tel.l Der Oberpräsidcnt der Rheinproornz o Schorlemcr richtete an die Regierungspräsidenten eine Ver- fngiing betreffs der Vorschläge zur Milderung der durch die gegenwärtige Fleischnot hervorgerufenen Notlage, worin den Verwaltungsbehörden zur Pflicht gemacht wird. Erwägungen darüber anzustellen, wie der Fleischteuerung entgegenzutreten und namentlich die Versorgung der ärmeren Bevölkerung mit billigem Fleische sicherzustellen sei. Da nach den aus auslän dischen Bezirken vorliegenden, durch die Landwirtschastskammern bestätigten Angaben Mangel an schlachtrei'em Viche nicht vor handen sei, sei besonders dahin zu streben, die Verbindung zwöckwn Viehzüchtern und Konsumenten nicht nur dem Zwischen händler zu überlokien, sondern direkten Bezug des Schlacht- viehs von den Produzenten seitens der Metzger anzubahnen. Der Oberpräsident wünscht, daß die Stadtverwaltungen den Ankauf sowie den Flcischverkauj für die ärmere Bevölkerung selbst übernehmen oder aber den landwirtschaftlichen Vereini gungen resp. Vichverkaussgenossenschasten Räume zum Fleisch- verkaus überlassen. Desgleichen möchten die großen industriellen Werke und Zechenverwaltungen die Fleischoersorgung ihrer Arbeiter übernehmen. Im Sitzungssaale der Regierung soll deshalb heute eine Besprechung statlsinden, an der auch Ver treter der Landwirtschastskammern. sowie des Metzgerei- gcwerbes teilnehmen. Gotha. lPnv.-Tcl.) Die Zivilkammer des hiesigen Land gerichts verschol' die Verhandlung in der C o b u r ge r Schei dungsklage vom 27. Ncwemver ans den l8. Dezember. Budapest. Vor dem Schwurgerichte begann heute der Prozeß in der Z e n j i g-A n g e l e a c n h c > t. Angeklagt sind Arpad Zipaiw, Joseph Denes und Alexander Kanclh wegen Hochverratec-, begangen durch Ablchsuna bezw. Verbreitung der Zensig-Broschüre, und wegen Majeslälsbeicidigung. Es sind 25 Zengen geladen, unter ihnen der ehemalige Ministerpräsident Bansig. Paris. In Millan sDep. Aocyron! haben 10 Handschuh- sabrikcn die Aussperrung ihrer Arbeiter bc>chlosscn, weil die Arbeiter eine Fabrik mit dem Bohkott belegt hoben. >> a a g. Ter Minister des Aenßeren hat der Kammer eine Denkschrift zngehen lassen, in welcher er erklärt, er habe schon 190t der englischen Regierung vorgeschlagen, die Frage der nieder- l ä n d i s ch - s üd a s r i k a n isch en Eise n b a hu einem Schieds gericht zu unterwerfen. Eine Antwort Englands lei bisher nicht einncgangcn. Weiter heißt es, die Regierung habe bei der A„s wcisnng des Ionrnalistc» Cach und des Sozialisten Nicnwcnlniis nicht interveniert, weil keine Gesetzesverletzmig Vorgelegen hätte. Endlich spricht der Minister die Hossnnng aus. daß die Grenze zur Ausfuhr von Vieh nach Deutschland geöffnet werden würde. Landtallsiierhlilldlullgeil. Zweite Kammer. ^ Ter heurigen 16. Sitzung der Kammer wohnten die Herren Staatsminisler v. Metzsch und Tr. Rüger bei. — Namens der Finan^depniakion K berichtete Abg. Bochmann-Anc skons.l über ^ire! 18 des außerordentlichen Etats, betreffend die Her stell,ing des zweiten Gleises aus der Strecke Ehemnitz-Tüd- bahnhos ifrüher Alt-Ehcmnitzl—M c > ncrsdors, und Um bau der davon betroffenen Stationen. Er verweist aus den vorliegenden schriftlichen Bericht und empfiehlt Annahme des Deputations-Gutachtens. — Äba. Ulrich Chemnitz skons.s drückt seine Freude über die Bewilligung der Summe aus. Mit dem zweigleisigen Ausbau der Strecke werde einem längst gefühlten Bedürfnis der in Frage kommenden Gemeinden Rech nung getragen. Der bisherige Betrieb dieser Bahn erinnere an die Witzgesclsichten über die Sckundärbahnen. Der größte Prozentsatz der Züge lange mit Verspätungen an. Ministerialdirektor Geheimer Rat Tr. Rikterstädt: Als man die Gütcrverkebissrclle nach Ericnscblag verlegte, habe man auch die Einrichtung eines Perionenhaltepunktes in Er wägung gezogen, konnte aber daraus nicht zukommen, weil an dem Fortbestehen des bisherigen Haltepunktes Chemnitz und Reitzenhain sehr interessiert seien. Wenn ans sine neue Perioncnhaltestelle zugekommen würde, könne es sich nur um eine weiter nach Einsiedel zu gelegene handeln. — Abg. Lang hammer-Chemnitz snat.-lib.I stimmt den Ausführungen des Vorredners bei. Eine Personciihaltestesie in Ersemchlag würde die Interessen von Harthau und der Vorstadt Alt Chemnitz aui das icbwerite verletzen. — Abg. Ulrich bemerkt demgegenüber daß die Stadt Chemnitz noch der Seite hin, wo die Stalion Erfenschlag liege, noch wenig entwickelt sei. Alt-Ehemnitz habe nicht das geringste Interesse an dem Fortbestehen deS Bahn hofs Erfenschlag, weil es eine gute Straßenbahnverbinduna besitze, — Nach einer abermaligen Entgegnung des Abg. Lanabammer bewilligt die Kammer einstimmig die für diesen Titel als zweite und letzte Rate eingestellten 85Ö0M Mark. Zum Personal- und Besoldungsetat dcrLandcs-Brand- oeriicherungsanstalt ans die Jahre 1906/07 erstattet namens der Finanzdeputation I. Abg. Enke-Leipzig ftons.j mündlichen Bericht. Einige Titel des vorliegenden Etats batten zu Bernchlmingen mit der Regierung Veranlassung gegeben. Die Regierung habe der Deputation befriedigende Auskunft erteilt. Im allgemeinen sei darüber geklagt worden, daß die Ausnahmen in die Landesvcrsichernng oft lehr lange auf sich warten lassen. Vom Regierungsvcrtrcter sei das nicht in Ab rede gestellt, aber mit der außerordentlichen Ucbcrbürdnng der Beamten motiviert worden, Tic Ucberlastung der Beamten mit Nebenarbeiten sei als ein Notstand bezeichnet worden, der sich aber gegenwärtig nicht ohne weiteres beseitigen lasse. Aus den Wun'ch, die srciwilligc Versicherung aui Waren und H.iU sabrilatc auszudchnen, habe die Regierung erwidert, daß dies nur möglich sei, wenn besondere jachverilondige Beamte a» gestellt würden. A>i> sieie Auskunft hin iei der Anregung nicht weiter Folge gegeben worden. Redner schlägt schließlich die B, willignng der geforderten Ausgaben vor. — Abg. Rudel! Teube» ikous.ft Tcr Berich, zeige ziinächii ein erirei'iicheS Büd insofern, als man aus ihm eine Steigerung der Versicherungs beträge ersehe. Inucrbaiö zehn Fahre» sei die Summe von 1,8 aui 6,8 Milliarden gestiegen. Die Steigerung der Vernche rungssiimme für Gebäude bilde e,ne Parallele mit der Besie rung der Wohnungs-Verhältnisse der Bevölkerung Sachieue. Freilich sei die Bevölkerungszisier nicht in demselben Maße gewachsen. Ein ernstes Bild zeigten die Angaben über Schäden- Vergätungen, für die l908/0i lisi Millionen mehr geleistet wur den als veranschlagt war. Das sei bedauerlich, denn die Gebäude seien doch massiver und die Feuertechnik besser geworden gegen früher. Tie durch mit Streichhölzern 'dielende Kinder ver ursachten Brände seien von 886 aui 196 gestiegen, es 'ei alio durch Fahrlässialeft der Brandversicherungsansialt ein Schade» von etwa IktOitOO Mark entstanden. Er würde der Rcgi, rung dankbar iem, wenn sie Aufschluß geben könnte, z» wel chen Resultaten die Erhebungen darüber geführt hätten, um die Ursachen dieser Brandschäden zu beseitigen. Erfreulich sei die steigende Zab! der Gc'nck'e um Bech'lfttt zur Umwandlung von weicher Bedachung in harte. So onaenenm für den einzelnen Besitzer die Ermäßigung der Steuer-Einheiten für die Brand Versicherung sei, io wenig könnten sich die Gemeinden damit ein verstanden erklären, weil nach der Höhe dieier Steuer-Einheiten ihnen die Beibilftn für die Fei'.ersöich-Ennichtnnacn wgnrge,! Hier müßten stabile Berhältnriie geickmisen werden Die frei- willige Versicherung sei immer als ein Schmerzenskind bezeichne! worden, und sie iei es auch beule noch. Eine Erhöhung der Versicherungssumme aus diesem Gcbieie sei immer noch nrch! cingetreien, sogar ein Rückgang. Die rc'ichsgc>etz<iche Regelung des Versicherungswesens werde ,a lwssentlicb bald erfolgeni es iei aber trotzdem notwendig, daß die Landesregierung ihrerseits in Anlehnung an das Ncichsac'etz aui dein Gebiete derZrer willigen Versicherung größere Freiheiten eniräume. Große Sum men gingen jetzt dem Lande verloren und kämen den privaten gro ßen Dersichcruiiasgesellschaftcn zu gute. Von 1891 bis 1900 Hallen die Privatversicherungs-Anstaltcn an Prämiengeldcrn aus Sächsin eine Einnahme von ungefähr 17 Millionen Marl, der 17 Millionen Mark Ausgaben gegenüberstanden: sie verdienten also in zebn Jahren rund 28 Millionen Mokk, von 1897, bis 1901 sogar 30 Mill, und im Jahre 1901 allein 1600 000 Mark Tie Landesbrandversichcrunqskasse könne zwar nicht so verfahren, sie verlange aber !o hohe Prämien, daß dann meist die Per sichern»» ganz unterbleibe. Hierin müsse zum Nutzen der säch- si'chcn Indnnric bald Wandel geschaffen werden. — Abgg. Günther-Plauen ffrcis.s unk L ch u I z e - Tresden i»at.-lib.j orücken ihr Bedauern ans, den interessanten Darlegungen des Vorredners nicht mit statistischem Material dienen zu können. — Ministerialdirektor Geheimer Rat Merz: Tie Erhebungen über die Uffachen der fahrlässigen Brandstiftungen seien noch nicht beendet. Die Polizeibehörden seien angcwieicn worden, dem Mißbrauche der Streichhölzchen tunlichst vorzuheugcn. Eine Revision des Versickerungsgeietzes sei vorläufig nichr angängig, solange nicht die reichsgeictzlichc Regelung erfolgt sei. Gegen die Erstreckung der Landes-Brandversicherunasanstalt aus die Mobiliarversicherung lägen schwere Bedenken vor. Die Regie rung sei irop fortgesetzter Erwäguna dieser Frage noch nicht zu einer Besatzung gekommen. — Nach einem kurzen Schluß worte des Berichterstatters, der seinem Bedauern darüber AuS druck gibt, daß der Abgeordnete Nudelt seine Anregungen nicht der Deniitgtio» zu teil habe werden lgsicn, beschließt die Kgm wer einstimmig, den Periongl- und Besoldungs-Etat der Landes BraiidvcrsichcrungSansialt in den Ausgaben mit 622 075 Mk. z» bewilligen. Präsident Dr. Metznert: Die Regierung tzal mir erklärt, daß sie demnächst, und zwar in sehr kurzer Frist, eine Bör slage wegen A ende rung der Z u s a m ui e n se tz n n g der Knust nnv Wissenschaft. ß* Klavierabend Max Paner. Zu den wenigen jüngeren Pianisten, die das Wagnrs unternehmen dürfen, am Flügel die künstlerischen Kosten eines Abends ganz allein zu tragen, ge- kon der Künstler, der sich gestern abend wieder einmal im Museithause — bei uns hören ließ. Neues über ihn, Max Paner, und sein Spiel z» sagen erübrigt sich nach den großen Er- lol'en. die der Konzcrtacbcr bereits in trüberen Jahren bei uns davongetragcn. Auch diesmal gab es allerhand an ihm zu bewundern. Schon dos Programm konnte nachdenklich stimmen. Zwar auf die Brahms-'Louale, obgleich herrlich interpretiert, hätte man gern verzichtet; die sim-mall ist eben gar zu wider borstig und selbst einem musikalisch ziemlich gebildeten Publikum — es sitzen ja nicht lauter Kritiker im Saale — immer nur schwer zugänglich. Aber dafür war die Schubertschc .4-ckur- !Lonate um so willkommener mit ihrem köstlichen Andante und dem von Pauer brillant rhythmisierten Allegro. Dann gob's ein selten gespieltes Stück von F'aver Scharwenka, „Thema mit Variationen l>-mc>II", das man mit Vergnügen, wenn auch ohne tiefere geistige Emotion kennen lernte, und nachher gar von dem seligen st. Heller die sechs Präludien aus ox>. 81. Die Augen, pai'ckan die Ohren wollten einem fast über geben, was Herr Pauer aus dielen Stücklem mit de» alt modischen Titeln, wie ,,mit leichter Grazie", „mit bcaucmer Gra zie", „einfach skizzenartlg", bcraiisznholen wußte. Die Geschmeidig- reit seines wunderbar ansoruckssäbigen Anschlags, die plastisme Klarheit und rhytbmische Eleganz seines Spiels ließen sich gerade hier am deutlichsten erkennen, während der »ach Heller ge- gobotene Liszt, die Isi-mall-Ballade. die technische Bravour und die physische Kraft des Künstlers bewundern ließen. Ein voll gerüttelt Maß des Lobes verdiente auch der prachtvolle Blntbner von wunderbar eindrrnelich singendem Ton. XV. B-'liner Lebe». „ . . . . . k!. B e r l i n. 23. November. Paul Lindau, der vor fast zwei Jahrzehnten den ersten, nicht übel gelungenen Versuch machte, das Wesen und Leben ocr neuen deutschen Reichshauptstadt in einem größeren Romanzyklus „Berlin" zu entrollen, nannte eine dieser Abteilungen „Spitze n". Er schilderte darin, wie arme Berliner Mädchen sich durch Spitzenklöppcln mühsam ihr kärgliches Brot erwerben und die schönsten darunter ihr Glück machen, indem sie durch einen reichen Mann, in den seltensten Fällen aus dem Umwege über dos Standesamt, in den stand gesetzt werden, selbst kostbare Spitzen zu kaufen und zu tragen. Hinter- und Vorderhaus, dis ipäter aus dem modernen idealer, aiffangend mit Sudcr- manns „Ehre", eine so große Rolle spielen sollten, wurden bereits in diesem Berliner R"man als wirkungsvolle Gegensätze vcnrcndel. Lindaus „Spitzen" erregten bei ihrem Erscheinen großes Aussehen und bildeten damals das Ercianis des Tages, iyeute ist dos Buch wohl ziemlich vergessen. Vor einigen Jahren hie^ in der Berliner Gesellschaft das Schlagwvri wiederum „spitzen". Es bandelte sich da um ein neues 'Wochen blatt, dem eine Schriftstellerin^ die sich „Truth" nannle, diesen Titel gegeben halte. Diese „Spitzen", die sich gegen bekannte Größen einer gewissen Schicht der Berliner Geicllschast richt len, suchten den mehr oder minder gewöhnlichen, stets aber mög lichst sensationellen Klatsch literarisch ausznschlachtcn. Das El- schcincn jeder Nummer riet in den betreffenden Kreisen eine nicht gcrilige Aufregung hervor und bildete immer dos Hauptihewa der Gespräche in Berlin XV. Die Wochenschrift nahm ober ein jähes Ende, als die Herausgeberin sich mit einem vielfachen Millionär verheiratete und es nicht mehr nötig hatte, mit bos haften „Spitzen" sich ihr tägliches Brot zu verdienen. Und wiederum lautet seit einigen Togen das Berliner Schlagwort „Spitzen", diesmal in der eigentlichen und harm losen Bedeutung des Wortes ohne jeden Nebengedanken. Im ncubegründeien Lyzeum-Klub ist eine große Ausstellung vvn Spitzen eröffnet worden, darunter wundervolle Stücke auS dem Besitze von Fürstlichkeiten und von reiche» Privatiammlern und natürlich auch Sammlerinnen. Auch wer nur ein mäßiacs Verständnis für die Techniken und die inlimen Schönheiten der verschiedenen Spitzenartcn besitzt, wird sich in dieser Ausstellung mit ästhetischem Genuß und Vergnügen Umsehen. Einzelne Eremvlare gewinnen zudem durch ihre Herkunft und ihren Besitz ein besonderes Interesse. So erregt das Entrücken, namentlich der Damen, ein prächtiges Sp.itzenluch. das die frühere Königin von Italien der deuljchen Kaiserin geschenkt hat. Es legt Zeug nis ab von dem lwhcn Stande der italienischen Spitzenschulcii. Den tlandrisckicn zum Ruhme gereicht ein kuniivoller Braur schleier, den Tamcn der belgischen Arisiokraiie dc> Prinze!»» Karl von Hoheuwllern zu deren Vermählung gestiftet baden. Aus dem Besitze der verstorbenen Kaiserin Friedrich slamiiu eine reich gcschmuckie Leincndeckc, deren Musterung die kiinstgeübie Mutier des Kaisers selbst entworfen hatte. Allgemeine Be- wliiiderling findet auch eine von der Königin von Rumänien, die nicht nur dichtet, sondern auch in weiblichen HandarbcOen Hervorragendes leistet, mit^erslaunüchcr Fertigkeit gearbeitet. Tansdcckc für den ältesten Sohn des rumänischen Thronfolgers. Auch ionstige ältere und neuere Spipcnarbciteu von hervor ragender Schönheit und Kostbarkeit sind hier zu einer sehens werte» Saniiiilung, ocreinigi und gewähren einen fesselnden Ileberblick über die sehr alte Sptgenindustrie, deren ioauderzeiig- uisse immer mehr zu einem nur iür die reichsten Oberschschlcii emchwiiiaOcyeii Luxus seit der Erfindung sei Ma'cbincntviycr im vorigen Jahrhundert geworden ist. Mit der stark besuchte» Ausstellung, deren Einnahmen einem gmncinnützigcn Zweck, gcwidinct sind, ist ern Verlaus moderner spitzen verbunden, den Danicii der Berliner Gesellschaft übernommen haben. Da ,ü von der einfachen Leinciffoitze. d'e auch der bcicheidcnen Börse zugänglich ist, bis zu großen, künstlerisch allsgetührlen Tischdecke» und kostbaren Svitzcnkleidenr io ziemlich alles zu haben, was der Domen Herzen aut dieftm Gebiete begehren können Es wird tlott gekauft und aui bezahlt. Bon schlechten Zeiten, über die man io viel klagen höri, ist hier nichts zu merken. Auch tonst merkt man in Berlin davon wenig. Aste Ber it !I ü g !> n g s l o k >11 e find ständig überfüllt Ncberall, wo man sich gut unterhalte» kann, ist kaum ein Platz zu hoben In manchen Berliner Theatern soll cs zwar bedenklich „knistern", soll sich ein naher Krach deutlich onkündigen 'Aber die meiste» mochcn glänzende Gesckiä'te und 'ch'oimmcn im Golde. Tcr Direktor des Metropolthcatcrs sa»'iiic>! mit seinem neuen Zug stück Schätze Aui eine Woche hinaus isl dieses Theater immer ausverkcniit, und die B'bcitbandlcr sitzen aus hohem Rosic und dikneren dem Pnbl.kum ihre Prci'c. Abci auch die ernsthaften Theater, sofern sie einigermaßen erfolgreiche Aufführungen heransgebracht haben, sind jeder Sorge iür die weitere Spiel zeit uberhobeu. Im Deuorhen Theater macht unter Reinhardt«
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