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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.04.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-04-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-190404178
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-19040417
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-19040417
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-04
- Tag1904-04-17
- Monat1904-04
- Jahr1904
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.04.1904
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Bezugs-Preis in der Hauptexpeditton oder deren AuSgabe- stellen ab geholt: vierteljährlich 3.—, bei zweimaliger täglicher Zustellung inS Hau» 3.7k. Durch die Post bezogen für Deutsch land ». Oesterreich vierteljährlich 4.30, fÄ die übrige» Länder laut ZeittmgSpreiSltft«. Arpaktio» an» Gxpedtttou: Johan utSgaff« 8. Fernsprecher 138 n. 222. Kiltalerpedittoueu: Alfred Hahn,Buchbandlg., llntversitätsstr.2 (Frrnspr. Nr. 4046), L. Lösche, Aathartnrn- strabe 14 (Fernsprecher Nr. 2935) u. König». Platz 7 (Fernsprecher Nr. 7305). Haupt-Filiale Dre»de«: Marienstraße 34 (Fernsprecher Amt l Nr. 1718). Haupt-Ftliale Perlt«: TarlDnncker, HerzglBayr^osbuchbandkg- Lützowstraße 10(F«rusprecherAmtVI Nr.4603.) Wp)igerTagtt>latt Anzeiger. Ämtsvkatt des Königlichen Land- «nd des Königliche« Amtsgerichtes Leipzig, -es Aales «nd -es Nolizeiamies -er Lla-t Leipzig. Nr. M. Sonntag den 17. April 1904. ynzeigeu-PreiS die 6 gespaltene Petitzeile 25 Reklamen unter dem RrdaktionSslrich (»gespalten) 73 nach den Familiennach. richten (6g«spaltrn) 30 Dabellarischer and Zissernsatz entsprechend höher. — Gebühre» für Nachweisung«» und Ofsertenannahme 23 4- ÜKtra-vetlagen (gesalzt), »»r mit der Morgen-Ausgabe, oha« Postbesbrderang SL—, mrt Postbesördenmg 70-—. Arma-meschlnh für Anzeige«: ULeud-Ausgab«: vormittag» 10 Uhr. Viorg«»-A«»gabe: nachmittag» 4 Uhr. Anzeige» stad stet» au di« Expedition zu richten. Di« Expedition ist Wochentag» «uuuterbrocheu geöffnet vo» ftüh 8 bi» abend» 7 Uhr. Druck uud Verlag vo» G. Pal- 1» Leipzig (Inh. vr. 1K, R. L w. «lillkhardt). 98. Jahrgang. dar Äicdligtle vom rage. * Die sächsischeRegierunghat bereits bei der Abfassung des neuen sächsischen Lotteriegesetzes auf eine eventuelle Interessengemeinschaft der deutschen Staaten Rücksicht genommen, ebenso die preußische. Der Abschluß der Interessengemeinschaft steht jedoch noch nicht in allernächster Zeit zu erwarten. * Der kommandierende General des 19. Armeekorps v. Treitschke wurde zum Ehren bürger von Leipzig ernannt. * Gestern nachmittag war ein telegraphischer Bericht über den Ausgang des Gefechts mit den Herero bei Okatumba an amtlicher Stelle in Berlin noch nicht eingegangen. * Nach einer Meldung des „Standard" wurden 12 000 Japaner, die westlich der Jalumündung ge landet waren, von 20 000 Russengeschlagen und auf die Schiffe zurückgetrieben. Aoebeurchau. Als der Reichstag vor fünf Wochen mit so absichtlicher Hast in die Ferien ging und gar nicht einmal den Versuch machte, die Etatsberatung zum verfassungsmäßigen Ter- min zu Ende zu bringen, da erzählte man sich ganz all gemein, das seien sozusagen die „guten Dienste einer be freundeten Macht" gewesen. Dem Kanzler hätte es Un behagen bereitet, zu einem Zeitpunkt mit dem Reichstag über sein Gehalt zu verhandeln, da tiefer Unmut über der ganzen evangelischen Welt lagerte. Er sehne sich, zumal da er schon auf die gewohnte österliche Jtalienfahrt verzichte, nach milderen Winden. Wenn der Groll verraucht wäre und die erste Verstimmung vorüber, dann wolle Graf Bülow zum Kapitel „EtatdesReichskanzlers" gern dem Reichstage Rede stehen. Und da diese Auf- fassungen, so erzählte man sich weiter, der stärksten Partei genehm gewesen wären, hätte der Präsident, der ihr immerhin als eine Art Ehren-Alter Herr angehöre, im März die schnelle Vertagung betrieben. Wie viel an diesen Geschichten auf Tatsachen beruhte, wollen wir nicht weiter untersuchen. An sich klangen sie plausibel genug, und niemand, der den Lauf dieser Welt kennt, in der auf stolze Bewegungen regelmäßig müder Wcrktagströdel zu folgen pflegt, hatte ein Recht, das Kalkül übel ersonnen zu schelten. Indes: manchmal kommt es auch anders. Vier Wochen gingen ins Land, Ströme und Bäche wurden, soweit das überhaupt nötig war, vom Eise befreit, und ringsum bedeckte die alte Erde sich mit jungem Grün. Aber die Erregung, die durch die Aufhebung des 8 2 im allgemeinen und die Begleitumstände im besonderen wach- gerufen war, legte sich nicht, und als G r a f B ü l o w in dieser Woche im Reichstag seinen Etat zu verteidigen hatte, da fand er zum Teil eine noch kritischere Stimmung vor, als sie ihm vor dem Fest beschieden gewesen wäre. Denn nun wickelten sich diese Erörterungen unter dem frischen Eindruck des englisch-französischen Eine wichtige Rerrevrrirg hat das Leipziger Tageblatt soeben eingeführt, die dem Interesse tausender seiner Leser begegnen wird. In dem Bemühen, seinen Ruf als gvosze Tageszeitung zu wahren, bringt das Leipziger Tageblatt nunmehr als einzige Zeitung Bkitteldeutschlands bereits in der Abendnummer neben den autführlichen Bursen der Leipziger Verse einen umfangreichen halbseitigen telegraphischen Kursbericht der Berliner Börse. Der hervorragend ausgestattete volkswirtschaftliche Teil des Leipziger Tagsblatte» erfreut sich von jeher besonderer Wertschätzung der Industrie-, Finanz- und Handelskreise Deutschlands und steht in Bezug auf schnelle «nd zuverlässige Berichterstattung mit an erster Stelle der deutschen Kresse. Das Leipziger Tageblatt vereinigt damit noch die Eigenschaften einer gretze« modernen Zeitung, der ihre unab hängige und gründliche Behandlung aller politischen Angelegenheiten, die eingehende Berichterstattung aus allen Gebieten der Aunst, Literatur und Wissenschaft rc. in gewählten Familienkreisen hohes Ansehen verschafft hat. Eilt Avobeabsnnrinent kann mit jedem Lage begonnen «erden. Bestellungen nehmen entgegen: Alle Kostanstalten und Briefträger, unsere Ausgabestellen, die Zeitungsspediteure, sowie unser Trägerpersonal. Krobenuintner« gratis «nd portosret durch die Haupt- Expedition, Leipzig, Iohannisgasse 8. Abkommens über Marokko ab, und wenn ein Gefühl des Unbefriedigtseins, der bangen Unruhe schon vorher in der Nation zu konstatieren gewesen war, so wurde es durch die Rede, mit der Graf Bülow den wohl wollend behutsamen Anfragen des nationalliberalen Red- ners >I>r. Sattler begegnete, nur noch bestärkt. Man wird es offen aussprechen müssen: eine schwächere, nichtssagen dere Auskunft hat der Kanzler selten gegeben, und eine alldeutsche Korrespondenz hat nicht so unrecht, wenn sie gegenüber der in gräflich Blllowschen Reden beängstigend oft wiederkehrenden Floskel von der Erhaltung des Welt- friedens höhnisch bemerkt: dieser Weltfriede sei ein Ding, das nur in der Phantasie des Kanzlers existiere. Tatsächlich würde er seit Jahren jeden Moment irgendwo anders gestört. Außerordentlich heftig hat den Kanzler in diesen viertägigen Debatten der antisemitische Abgeord nete Graf Reventlow angegriffen: seine Ausführungen waren ein wenig wirr und kraus, wie das bei diesen Herren, denen gleichfalls „die Bewegung alles, daS End- ziel nichts bedeutet", selbstverständlich ist. Aber man wird gestehen müssen: in manchen: Punkt sprach der Herr auch die Empfindungen von Leuten aus, die weder sozialdemokratischer Rechtsanwalt noch antisemitischer Bündler gewesen sind oder werden wollen. Es ist wirklich kein gerade beruhigendes Gefühl, unsere auswärtigen Ge schicke in den Händen von guten Menschen zu wissen, die keine größere Seelenfreude zu kennen scheinen, als wenn andere Leute ein vortreffliches Geschäft machen und auf die Art wieder einmal die bekannten „Reibungsflächen" vermindert werden. Auch sonst hat Graf Bülow manchen Angriff über sich ergehen lassen müssen. Die Agrarier haben ihn mit der Dringlichkeit, die ihnen Wohl ansteht, zur Kündigung der Handelsverträge ani miert; Herr Bebel zieh ihn ob der Ausweisung der Mandelstamm und Silberfarb schnöder Barbarei; ihrer hat sich der Kanzler in einer zweiten Rede mit gutem Ge lingen erwehrt. Ueber den dunklen Punkt der Aufhebung des 8 2 aber kam er mit allen Künsten seiner gewandten Beredtsamkeit nicht hinweg. Dabei ergab sich denn das überaus charakteristische Moment, daß die Begleit- umstände dieser Aufhebung selbst den Parteien Bedenken einflößten, die sonst im Namen eines falsch verstandenen Liberalismus die Beseitigung des „Ausnahmegesetzes" gebilligt hatten. Es ist ein eigenartiger Zufall, daß ein vorgestern dem Reichstage zugegangener Antrag, der das ZurückgreisenanfBeschlüsseeinesfrühe- renParlaments unmöglich machen will, Mitglieder der freisinnigen und der süddeutschen Volkspartei zu Ur hebern hat, und es war ein boshafter, aber kein übler Witz von August Bebel, daß er an des Kanzlers „dreimal unterstrichene" Versicherung: er regiere verfassungsmäßig und müsse daher auf die Wünsche der stärksten Parteien die gebührende Rücksicht nehmen, die Hoffnung knüpfte: dann werde Graf Bülow wohl auch die Wünsche der Sozialdemokratie erfüllen, wenn diese, wie er hoffe, über ein Kleines zur stärksten Partei geworden ... Inzwischen haben wir im preußischen Ab- geordnetenhaus, das an demselben Tage wie das Reichsparlament seine Arbeiten aufnahm, wieder einmal eine Kunstdebatte erlebt. Man hat von „cynischer" Kunst gesprochen und von nationaler, von christlicher, echter und unechter; Herr Studt hat — vermutlich, weil sich für seine Taten noch immer kein begeisterter Sänger finden will — die ganze, weit über Preußens Grenzen hinausragende Verstimmung treffsicher als ein Werk der „sensationslüsternen Presse" gebrandmarkt und ein frei konservativer Herr trotzte, was man ihm aufs Wort glaubte, der Gefahr, für einen Kunstbanausen gehalten zu werden. Nun aber scheint uns von Kunstdingen wirklich genug geredet zu sein. Es kommt nichts dabei heraus und wir blamieren uns nur vor den Gebildeten aller Völker. Einer der „kunstverständigen" Redner dieser Abgeordnetenhaus- debatte, die sich übrigens im menschenleeren Hause vor unbesetzten Tribünen abspielte, meinte begütigend: mau Feuilleton. Pietät «nd Fortschritt. In ihrrr Sitzung am 23. März hab«» sich die Leipziger Stadt verordneten für die Säkularisierung de» JohanniSfrted- hofes ausgesprochen. Und zwar mit großer Mehrheit. ES könnte nun die Befürchtung entstehen, daß hier in ähnlicher Weise wie kürzlich beim Kleistgrab am Wanusee manche ehr würdige Grabstätte, die zu Pflegen Leipzig» Ehrenpflicht ist, dem Fortschritt zum Opfer fallen solle. Diefe Befürchtung scheint jedoch wenig begründet, wenn man bedenkt, daß in jener Stadtver- ordneten-Sitzung bereits darauf hin gewiesen wurde, die Umwand lung müsse vor sich gehen „unter möglichster Schonung des Baum- bestandes und der Erhaltung der vorhandenen Denkmäler hervor- ragender Leipziger Bürger". Pietätgefühl und Fortschrittsliebe find ja mitunter schwer zu vereinigen. Eines der Gefühle siegt fast stets über das andere. Daß aber auch der allzu schneidige Fortschritt seine unschönen Schattenseiten hat, weiß jedermann. In Paris haben es Pietät- und Geschmacklosigkeit zuwege gebracht, daß eine Eisenbahn über einen Friedhof hinwrggeht und diesen in zwei Teil« schneidet. Da mag echt großstädtisch fein. Schön ist «S sicherlich nicht. Eine Grabstätte aber muß unter allen Umständen erhalte» bleibe»: Das Grab von Roderich Benedix. Der Lustspiel- dichter, dem es im Leben nicht zum Brstru gegangen ist, muß in jedem Falle der pietätvollen Verehrung sicher sein könne». Al» Rudolf von Gottschall End« September de» Jahre» 1873 am offenen Grabe des virlbetrauerten Toten stand, da sagte er u. a. auch: „Möge Leipzig, möge Deutschland, deue» der Verblichene mit Herz und Mund ganz angehörte, das an ihm Versäumte wenigsten« seinen Nachkommen gegenüber nach holen!" und er empfahl das Andenken an den Toten den Tausenden, die den Sarg umstanden. Es gilt schon jetzt, dieser Worte ein gedenk z» sein. Da» Grabmal von Roderich Benedix muß unter allen Umständen erhalten bleiben. DaS wäre ein schöner Fortschritt, der dieser Forderung nicht nachzukommen imstande wäre. ES gibt Fälle, wo auch d«r fortschrittlich- Grfimtte di« Pietät nicht außer Acht lasse» darf. Wir hoffen, daß Leipzig gar nicht erst vor eine Alternative gestellt werde, sondern daß es ohne langes Besinnen die beiden Gefühle taktvoll und zu seiner eignen Ehre zu paaren weiß. knut Tsodorlieb. Wissenschaft. t. Die neuesten Jupiter - Beobachtungen. Der Planet Jupiter ist der 'Sonne so nahe gekommen, daß er auch für die Astronomen als unsichtbar güt, und die Himmelsforscher muffen nun auf die Morgenstunden des Juni warten, ehe sie ihre Beobachtungen wieder aufnehmen können. Das Studium deS Jupiter während der letzten neun Monate hat, wie der Planetenforscher Professor Denning auSführt einige inter essante Tatsachen enthüllt, aus denen man Vie Hoffnung/ schöpfen kann, daß man über das Wesen gewisser mernvürdiger Vorgänge auf dem Planeten bald ein bestimmteres Urteil haben tvcrde. Ganz abweichend von den beständigeren Linien, die auf der Marsoberfläche erscheinen, besteht die Scenerie des Jupiter aus veränderlichen Bändern Heller und dunkler Massen, die sich mit verschiedener Geschwindigkeit um die Riesenkugel herumbewegen. Wahrscheinlich sehen wir die eigentliche Ober fläche des Planeten überhaupt mcht, und die Zonen, die sich durch das Fernrohr erkennen lassen, stellen nur Dampfe dar, die durch die schnelle Umdrehung der Kugel eine parallele Anord nung erleiden. Die Jupiterforschung ist nun hauptsächlich dar auf gerichtet gewesen, die Geschwindgigkeit der verschiedenen Gasströme zu bestimmen und außerdem die einzelnen Zonen nach ihrer Ausdehnung, Farbe und Veränderlichkeit zu unter scheiden. Der berühmte rote Fleck Ivar während der ersten Hälfte des vorigen Jahres etwas kleiner als früher und zeigte eine merkliche Verlangsamung seiner Bewegung. Wäh rend die Flecke in der Räche deS Aeauator», deren etwa 28 deutlich gezählt werden konnten, eine Umdrehungsgeschwindig keit von rund S Stunden 50ZH Minuten ergaben, betrug die gemessene Umdrehungsgeschwindigkeit de» roten Flecks über 8 Minuten mehr. Die Flecken in der sistllich gemäßigten Zone der Jupiterkugel bewegen sich sehr gleichmäßig und etwa mit derselben Geschwindigkeit wie der rote Fleck, die Flecken in der nördlich gemäßigten Zone noch etwas langsamer. In hohen nördlichen Breiten wurden im vorigen Jahre mehrere große dunkle Flecken entdeckt. Im ganzen wurden von Ende Mai 1903 bt» Anfang Februar 1904 1388 Reridiandurchgänge verschiedener -flecken festAstellt uttd die UmdrehungHeiten von 70 verschiedenen Gebilden auf der Planetenüberfläch« ge messen. F Die archäologische Durchforsch«»« Dalmattr««, für di früher nur wenig geschehen ist, hat der Oesterreicher Professor Vr. K. Patsch, der schon vorher in Kleinasien wichtige aeo- graphisch« Untersuchungen angestellt hatte, vor wenigen Mo naten zu einem großen Teile mit gutem Erfolg zu Ende ge führt. Während bis jetzt in ganz Dalmatien nur 18 römische Orte bekannt waren, und wahrend man nur einen einzigen antiken Straßenzug sicher nachweisen konnte, hat nun Professor Patsch in dem südlich der Narenta gelegenen Gebiet von Dal matien allein 120 römische Ansiedelungsstätten gefunden und zahlreiche größere und kleinere Wege sestaestellt. Es ist nun deutlich geworden, daß Dalmatien in römischer Zeit «ine dichte Bedeckung von Städten, Dörfern und Weilern hatte und daß es ein großes Netz von Verbindungswegen besaß. Aber auch die frühere Zeit ist nun erkennbarer geworden, indem eine Menge von Tmnuli und Walkburgen aufttefundcn unkt untersucht wurde. Sein besonderes Augenmerk richtete Professor Patsch auf das Verhältnis der Geologie des Landes zu seiner Ge schichte, auf die Bedingungen von Ackerbau, Handel und Ver kehr und somit auch auf die Frage nach den Gründen deS spä teren Niederganges Dalmatiens. Reiche Inschriften- und Münzkunde wurden gemacht, welche alsbald bekannt gegeben werden sollen, durch die Beobachtung der Gefäßfunde aber wurden wichtige Ausschlüsse über die Beziehungen des alten Dalmatiens zu anderen Ländern gewonnen. Professor Patsch wird seine Untersuchungen, die von der „Gesellschaft zur För derung deutscher Wissenschaft, Kunst und Literatur" in Böh men unterstützt worden sind, mit Eifer fortsetzen. (-) vo» Tschad-See. Der AorschungSreisende Auguste Chevalier ist von seiner wissenschaftlichen Mission, die er im Mai 1902 antrat, nach Paris zurückgekommen und jetzt damit beschäftigt, im naturwissenschaftlichen Museum des „Jardin oes Plantes" den Inhalt von 160 .Kisten zoologischer, botanischer und ethnographischer Sammlungen zu ordnen, die er aus der Region des Tschadsees heimbrachte. Eines der wichtigsten Resultate seiner Reise soll nach einem Berichte des Direktor» de» Museums die Entdeckung sein, daß die Baum wollkultur m jener Gegend gut gedeihen würde, und daß ein Kaffeebaum, der «ine Riesenhöhe von 16 Metern er reicht. veredelt werden könnte. Chevalier hat ihn cokte» excelsn genannt und versichert, seine Bohnen haben einen angenehmen Geschmack, von dem Tschadfee sagt er, wer sich darunter eine Art Binnenmeer denke, irre sich sehr. Der „Bee" sei gewöhn lich ein ausgedehnter Sumpf mit starker Vegetation und zahl reichen bewohnten Inseln, uttd so selten schiffbar, daß der kleine Dampfer „Leon Bloi", den der jetzig« Gouverneur von Sudan, Gentil, dorthin bringen ließ, mehrere Monate im Schlamm steckte. Auf seiner Fahrt erforschte Lhevalier einen See Jro, von dem bisher nur Nachtigall aesvrochen hat. Der Jro befindet sich an 'der Grenze de» Wavai-Geinetes uttd ist reich an Flußpferden und elektrischen Fischen. Seine Ufer find von Pfahlbauern, Gula«, bevölkert, die ihr Leben in den Sümpfen vettbringen. Die Mitglieder der Mission wateten während mehrerer Tage im Wasser. ch Orieutsabrten deutscher Lehrer. Die diesjährigen vier Studienreisen nach dem Orient beginnen am 7. Juni, 5. Juli und 2. und 30. August in Triest. Jede Reise dauert ab Triest bis wieder Triest 36 Tage, die Kosten belaufen sich auf ungefähr V00 ; auch Nichtlehrer und Damen können sich beteiligen. Jede Reise verfolgt folgenden Weg: Triest, Brin disi, Korfu, Patras, Korinth, Athen, Konstantinopel, Smyrna, Rhodus, Beirut, Libanon. Baalbek, Damaskus, Haifa, Kar mel Nazareth, Kana, Tiberias, See Genezareth (Bootfayrt nach Kapernaum), Jaffa, Jerusalem, Bethlehem, Emmaus, Bethanien, Jericho, Totes Meer, Taufstelle am Jordan, Port Said, Suezkanal, Kairo, Memphis, Pyramiden, Alexandrien, Brindisi, Triest. Außerdem finden, wie die „Köln. Ztg." schreibt, noch zwei Sonderfahrten von je dreiwöchiger Dauer statt, die am 29. September bezw. 20. Oktober in Trieft be ginnen, sich auf Aegypten-Palästina beschränken und mit etwa 500 bestritten werden können. Auskunft erteilt Jul. Bolt- Hausen in Solingen. Weratrrr. 8 Julius Mosen über die Jesuiten. An seinen Freund Professor vr. Adolf Stahr, der sich längere Zeit in Rom auf hielt, schrieb Julius Mosen aus Oldenburg am 29. Oktober 1845: „Suche Gelegenheit, eine Jesuitenparade anzusehen. Die schönsten Knaben aus den vornehmsten italienischen Geschlechtern sind die Rekruten dieser Macht; was sieht mau da für seine, bleiche, verstandesfanatische Gesichter, — gefallene Engel, welchen nur die Fledermausflügel fehlen. In den Ritzen der Ruinen alter Tempel und Paläste brütet die Sonne die schönsten Schlangen aus und in den Sümpfen das Miasma der pestartigen Krankbeiten, mit welchen sie eine dem Verderben geweihte Generation von der Tenne fegt." Diese Stelle Ist dem Buche entnommen „Ans Adolf Stahrs Nach laß". Briefe von Stahr usw., hrrausgegeben von Ludwig Geiger. (Verlag der Schulzeschen Hofbuchdandlung in Oldenburg.) ng. Au» einer Autobiographie victorien Sardou», die übrigens noch nicht gedruckt ist, teilt der „Gil BlaS' folgendes Bruchstück mit: .... Ich hatte zuerst mit meinem Vater in der Pojtstrahe gewohnt. Bald aber hatte ich eine eigene Wohnung im Feuillantines-Gäßchen. Dort begann ich eine Tragödie in drei Abenden unter den vielversprechenden Titeln: ^Luther", „Der Bauernkrieg", „Die Wiedertäufer". DaS alles in Versen natürlich. Vom Ernsten zum Scherzhaften übergehend — denn ich fühlte in mir den Drang, jede Woche mittdeitenS ein Stück zu schreiben —, schuf ich, ,mmer in Versen, ein« Komödie, „Die Freunde in der Einbildung", die ich meinem Vater alS ein Meisterwerk vorlas. Er bereitete mir aber eine schmerz liche Ueberraschung, als er mir sagte, daß er nicht ganz dieser Ansicht sei. „Dann versuche ich es wieder mit der Tragödie l" sag« ich. Und ich schrieb die „Königin Mfra". Man hat keine Idee, wer uttd was die „Königin Ulfra" wart Zunächst spielte die Geschichte in Norwegen. Dann hatte ich für meine Tragödie ein« nagelneue dramatisch« Form Le» Auddruck» erfunden: der Bei» verändert« oder verlängert« sich j« nach der veo
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