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Sächsischer Landes-Anzeiger : 15.02.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-02-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188902151
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18890215
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18890215
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsischer Landes-Anzeiger
- Jahr1889
- Monat1889-02
- Tag1889-02-15
- Monat1889-02
- Jahr1889
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 15.02.1889
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Süchslschrr Um * U. langen^, en,a.s^ lene ^ » UNd Echy »er, gebr»», 'ffe-erfatz, > e.Lederfchtz^ »chglSfer en14.Fety1 >gs S Uh." ang und z». GeschWh g- kvlelriui»« tze S3 (1L^ KW » n>S :achtu»g em ellM s »t »> 8tr»8«>«. »LinlÄgtz bei kevlttl tarlet: 16. heilen! VN, glatt u.gch in u. ^oinesia hes» LohgHj liefe«! einen verkäuftr I » r, mv, Llvr, Ikiintlliolr,! 8vlrvltdod n beliebe mni angabe uni« l er Expedition d.I ichentlichem Lei» Abend 9 Uhr Iq unser innig Sohn, Bn und Schwager LchMM jahre. eigen dies nurH 12. Februar »N«, geh. Wal o SchnmamI s, als Mult« amen der übiij rlaffenen. »4li»!«vtxv. üii 3 Illir evil r langen I/eiämI Urig weine gutsl re liebe >lutkc> ;r ine KrLielii!!,! Ir un erd. le 1beilnal>w«I ernäe 6alte rdsrbliebenen. TheatK !4. Abonn Zum I. Male: 8kskW Acten von irstück des DrM sowie sän»n»>ls »geS. Abonn.-Vorst) llrr»/ 3 Act. v. FM lariv ttsllinge^ ttigc» Nummer des Anzeigers" ililalt: „SächsiU l nng" einhält: >Ei» seltenes dine »ene Bcln^r liptverhandlungea >' d thüringischen L'"sl rn, Bautzen. LcM , Gera und vor ^ eipzia. — Bricsto!» ^ ..." Nr. SS. — y Jahrgang. Dir jeden Wochentag Abend (mit Datum de» folgenden Tage«) zur Versendung gelangende „Sächsische LandeS-Anzetger" «It täglich einem Extra-Beiblatt! 1. «leine Botschaft ». Sächsischer Erzähler >. Sächsische SerichtSzettung 4. Sächsisches Allerlei 5. Jllustrirtes UnterhaltnngSblatt 6. SonntagSblatt 7. Lustiges Bilderbuch kostet bei den Ausgabestelle» monatlich 70 Psg., bei de» Post-Anstalten 75 Psg. lPost-Zcitu»gs-Preisl.sürI88g: Nr. 5138?) Freitag, 15. Februar 18^9. Bv« den Hanptbttlttrru de» „Sächsische« LandeS-AnzesgerS" erscheint (Shnr drsie» tägliche Extra-Beiblätter) eine billig«« Sonder-Au-gabe mit« dem Mel: Chemnitzer General-Anzeige» sür monatlich nur 50 Psg. mit Zuträger»; außerhalb Chemnitz monatl. 57 Pf. m. Ztlk. lZeittingS-Preisliste für 18SS: Nr. 1277.) Unpartettscke tägliche Zeitung für Sachsen und Thüringen. Verlags-Expedition: Alexander Wiede» Bnchdruckerei, Chemnitz, Theaterstratze «r. S. Fernsvrcch«Anschluß Nr. 136. — Telegramm-Adresi«: Landes-Anzeiger, Ehcninitz Für Abonnenten erscheintse einmal im Jahr t Eo»»»kr-l!ist»dahnsahrvla»hesk sür Lachse». Viiiter-Eisenbahnfahrpiandest sür Sachse». Jllnstr. Aalender des Siiibsischen Laaddott». Illustritter Jahre-buch des Lander-Anzeil»»« «nzrigkNprclS: Raum einer schnialen CorvuSzeile IS Psg. — Bevorzugte Stell« (Isvaltige Petitzeile) 30 Psg. — Bei Wiederholung großer Anzeigm Preisermäßigung. — Bei Bestellungen von AuSwärt» wolle mm den Cimütkungsbclrag (in Briefmarken) beifüge» «je 8 Silbe» Corvusschrist bilden ca. 1 Zeile.) — Anzeigen könne» nur bis Vormittag angenommen werden, da Druck und Verbreitung der großen Auflage längere Zelt erfordern. —> Lie Anzeigen sinden ohne Preisabschlag gleichzeitig Verbreitung durch den „Chemnitzer General-Anzeiger" (billigere Sonder-Ausgabe der Hauvtblätter des „Sächsischen Lander - Anzeigers" ohne dessen tägliche Extra-Beiblätter.) Amtliche Anzeigen. Am lg. Februar ds. Js. ist das sür das Realgymnasium mit Nealschul- klassen, sür die höher« Knabenschule und die beiden höheren Mädchenschulen aus die Monate Januar, Februar und März zu zahlende Schulgeld fällig. Dasselbe ist in der Zeit vom 18. bis 25. ds. Mts. in der Schulaeld-Einnahmc ans dem Rathhanse, Poststraße Nr. 14, links 1. Obergeschoß, Zimmer Nr. 48, zu entrichten. Die Höhe des Schnlgeldbetrages ist aus de» im Mai vorigen Jahres zur Bertheilung gekommenen gedruckten Zetteln zu ersehen. Dieselben sind zur Einnahmestelle mitznbringe». Nach Ablauf der obigen Zahlungsfrist haben sich diejenige», welche das Schulgeld nicht berichtigt haben, der Ein- eitung des Zwangsverfahrens z» gewärtigen. Chemnitz, den l2. Februar 1889. Der Rath der Stadt Chemnitz. Andrä, vr., Oberbürgermeister- Neueste Nachrichten. Wien, 13. Februar. Vom österreichischen Kommissar auf der Ausstellung in Melbourne gelanglen Berichte hierher, wonach dori ein förmlicher Krach eingetreten ist; der Kommissar verlangte die Ermächtigung, die Ausstellungsobjekte um jeden Preis loszuschlagen. Diese Ermächtigung ist denn auch ertheilt worden. Belgrad, 13. Februar. Die Neubildung des Kabinets wurde definitiv verschoben, nachdem der König die Verhandlungen mit den Führern der Radikalen gänzlich abgebrochen hat. Von bestunter- richteter Seite wird versichert, der König habe die Unterhandlungen deshalb abgebrochen, weil ihm in jüngster Zeit mitgetheilt wurden sei, daß einige der radikalen Führer neuerdings an einer weitver zweigten Verschwörung gegen den Thron theilgenommen hätten. — Heute eröffnete der König in Nisch im Beisein des deutschen und des österreichisch-ungarischen Gesandten den ersten serbischen Weinbau- kvngrcß. — Ein hiesiges officiöses Blatt meldet, die serbische Regier ung beabsichtige, mehrere Ojficiere und Untervfficiere zur Ausbildung nach Rußland zu schicken und zwar auf Kosten des letzteren. Madrid, 13. Februar. Ein Telegramm der Agence Fabre meldet ans Berliner diplomatischen Kreisen, Deutschland beabsichtige, Marocco unter seine Gewalt zu bringen (?). Die Nachricht erregt hier Sensation. Berlin, 14. Februar. (Drahtnachricht unseres Anzeigers.) Meldungen au- Calcutta bestreiten die Glaubwürdigkeit der Gerüchte von beabsichtigten Feindseligkeiten des Emirs vvn Afghanistan, welcher im Sommer nach Kabul zurückkehren werde. Paris, 14. Februar. (Drahtnachricht unseres Anzeigers.) Das „Journal officiel" veröffentlichte das Gesetz, welches die Wiedereinführung der Bezirkswahlen anordnet und die Einberufung der Wähler des Nord-Departements aufhebt. Politische Rrmdscha»». Chemnitz, 14. Februar. Deutsches Reich. Das Armee Verordnungsblatt" veröffent licht die Kabinetsordre über die diesjährigen Kaisermanöver. Die selben finden beim 7. und 10. Armeekorps statt, und zwar bestehen dieselben aus großer Parade und Korpsmanöver gegen markirten Feind, jede« Armeekorps sür sich, und dreitägigen Manövern gegen einander. Ferner finden beim 7. und 10. Armeekvrps besondere Kavallerie-Uebungen statt. Jedes Armeekorps bildet eine Kavallcrie- division zu 6 Regimentern mit einer Abheilung reitender Artillerie zu zwei Batterien und einem Pionierdetachement. Zur Verwendung im Verbände der Kavalleriedivisionen werden dem 7. Armeekorps das Magdeb. Kürassiec-Rcgiment Nr. 7 und die Bonner Königshusaren und dem 10. Armeekorps das 1. Mecklenburg sche Dragoner Regiment Nr. 17, das 2. Hannoversche Hujarcn-Ncgimeut Nr. 15, die Perle- Das Quartett. Humoristische Erzählung von August Butscher. Fortsetzung. Nachdruck verboten. „Welche Wortspiele Du doch zusammenstoppelst," rief der musi kalische Vater mit einem Tone, der sehr streng sein sollte, in dem aber rin Lachlant sich nur halb versteckte. „Aber der Vierte oder eigent lich der Erst ? Ich sitze wie auf glühenden Kohle». Pagani? Das erinnert an Paganini und mir ist, a s ob ich vor nicht zu langer Zeit etwas üver Wesen Namen gelesen hätte." „Pagani?" erwiderte sie langsam und spielte mit der Taffe, aus der sie das Quartett gezaubert. „Pagani ist Amtmann in der Kreis stadt, wo ich ihn flüchtig kenne» lernte. Er ist jedenfalls derselbe Pagani, der als Violinspieler letzten Winter in den großen Koncerten so bedeutendes Aufsehen machte. Er sagte mir, daß es ein Herzens wunsch von ihm sei, dem berühmten Cellisten, dessen Tochter zu sein ich die Ehre h >be, einmal vorgestellt zu werden und wird gewiß seine Mitwirkung gerne Zusagen." Die Augen des „berühmten Cellisten" brannte» vor Entzücke». „Das muß jedenfalls ein höchst wissenschaftlich gebildeter Mann sein," bemerkte er geschmeichelt. „Ich bin sehr begierig, ob er sich herbcilasscn wird uno werde sogleich an ihn schreiben." „Ist gar nicht nöthig," war die rasche Erwiderung. „Er ist heute hier auf dem Nathhause in Amtsgeschäften und wird gewiß gerne einer Einladung folgen." „Das trifft sich ja herrlich," erwiderte der Baron, der seine Gicht ganz vergessen zu haben schien. „Aber —" er wurde plötzlich bedenklich — „wie kommst Du denn dazu, zu wisse», daß er heute hier sein wird?" Er blickte sie »lißlrauijch an. „Rosine hat mir's gesagt," war die leicht hingeworfene Er widerung. aber die Augen Hedwigas senkten sich und die feinen Hände spielte» in halber Veclegenheit init den SchürzenbSndcrn. „So? Hm, das ist Alles recht. Ist der Herr ledig oder ver- Iheirathet?" ! „Ledig noch, glaube ich," antwortete sie etwas stockend, „aber verlobt soll er icin, wie ich hörte," setzte sie kühner hinzu. „Ja, ja, >er ist verlobt, ich erinnere mich, daß er cs mir selbst mittheilte." „Bravo, das hebt das letzte Bedenken. Es ist nur Donners Itvegcn." Der alte Herr erhob sich leichter, als jemals, und rieb die Hände. iVergnügt blinzelte er in eine Ecke des Salons, wo verstäubt ein riesiges Futteral lehnte, da» Gefängniß seines Instrumentes» da- er berger und Salzwedler Ulanen zugethcilt. — Die Herbstübungen, der übrigen Armeekorps finden in Gemäßheit der Bestimmungen der I Felddienstordniing statt. I — Zu den Reserve- und Landwehrübungen werden in diesen, Jahre eiuberufen: bei der Feldartillerie 7500 Mann, bei der Fuß Artillerie 3800 Mann, bei den Pionieren 2300 Man», bei dem Eisenbahnregiment 400 Mann, bei der Lnftschiffer-Abtheilung 30 Mann, beim Train 5374 Mann. Bei der Infanterie und den Jägern finden außer der Einziehung von Ergänzungsinannschaften zu den Kaisermanöver» nur die durch die Heerordnung unmittelbar fest gesetzten Hebungen statt. Bei der Cavallerie derjenigen Armeecorps, welche kein Kaijermanövcr haben, können nach dem Ermessen der General cvmmandos für die Dauer der Herbstüvungen Reservisten, bis zu 4 Mann die Eskadron, behufs möglichster Erhöhung der AuSrück- stärke eingezogen werden. Aus der Ersatzrcserve werden zu eine» erstmaligen, zehnwöchentlichen Uebung herangezogcn 12,500 Mann, zu einer zweiten sechswöchentlichen Uebung 10,500 Mann, -u ei»:r dritten vierwöchentlichen Uebung 9500 Mann. Zur zehnivöchentlichen Uebung werden in diesem Jahre auch zum ersten Male die Cauoidatcn des Bolksschullchreramtes zusammen mit den Ersatzreservisten hcran- gezogen. An Uebungen finden in diesem Jahre ferner statt eine Pontonier-Uebung auf dem Rhein zwischen Philippsburg und Mann heim, eine größere Armirungs-Uebnng der Feld-Artillerie bei Posen und eine Belagerungs-Uebung bei Küstrin. — Der Wiederbeginn der ReichstagSverhandlnngen wird früher, als es erst hieß, erfolgen, weil die Hoffnung besteht, zu Ostern die Session schließen zu können. Das Osterfest fällt in die zweite Hälfte des April, und wenn der Reichstag von Aniang März bis Mitte April tagt, so hat er in diesen sechs Wochen reichlich Gelegenheit, alle »och ansstehenden Vorlagen mit Ausnahme des Alters- und Invalidenversicherungs-Gesetzes zu erledigen, Uever das letztere haben sich die Ansichten doch noch nicht gehörig geklärt, und so wird es am besten sein, die ganze Sache bis zum Herbst zu vertage». Dann wird eine erneute Kritik den Boden für eine Verständigung geebnet haben. — Die konservative Fraktion des preußischen Abgeordneten hauses hat Herrn von Hammerstein wegen des bekannten Kreuz- zcitungsartikels nicht wieder in ihren Vorstand gewählt. Die übrigen Borstandsmitglieder wurden sämmtlich wieder gewählt. — Die Angelegenheit Stöcker-Witte scheint noch Ueberraschungea bringen zu sollen. Von Herrn Stöcker nahestehender Seite war ge schrieben, der evangelische Oberkirchenrath werde sich mit der Sache vermuthlich nicht befassen. Dazu schreibt dir „N. A. Z.: „Wir wissen nicht, ob Herr Pastor Witte eine Beschwerde über Herrn Stöcker beim evangelischen Oberkirchenrath einbringen wird; wenn das aber der Fall sein sollte, würden wir uns um so weniger an maßen, der Entscheidung dieser hohen geistlichen Behörde mit eine,» „vermuthlich" vorzugrcisen, je mehr Momente bei der ernsten kritischen Prüfung dieses Streitfalles, in welchem übrigens notorisch nicht Pastor Witte der angreifende Theil war, in Betracht zu ziehen sein würden." — Für die nächste, am 1. December 1890 stattfindende allge meine deutsche Volkszählung sollen veränderte Formulare mit ganz »ene» Rubriken, wie sie sich durch die erweiterte Reichsgesetzgebnng vornehmlich ans sozialpolitischem Gebiete erklären, ausgegedcn werden. — Erörterungen über etwaige Milderungen der Härten des Paßzwanges a» der deutsch-französischen Grenze sind an maßgebender Stelle nun doch eingeleitet worden. Es soll erwogen werden, ob unbeschadet der nach wie vor aufrecht zu haltenden scharfen Grenz kontrolle nicht in einzelne» dringenden Fällen ein Ausnahmeverfahren gestattet werden könne. Es wird darüber mitgetheilt: Nach dem bis herigen Verfahren mußte die deutsche Botschaft zu Paris bekanntlich nun erlösen wollte wie einen Geist, der au einen bestimmten Platz gebannt ist. ,,Kunz!" rief er durch die Thür. Ein alter Diener erschien, gekleidet in eine verschossene Livree. „Geh sogleich und bitte mir den Rentmeister Haklitzel her, ebenso den Lehrer Bäcker. Ich habe in einer höchst wichtigen Angelegenhei mit ihnen zu reden. Dann verfügst Du Dich in Deinem Sonntags Nock auf das Rathhaus, wo der Herr Amtmann Pagani von Wasser lingen Arbeitet und richtest ihm eine Empfehlung von mir ans und die Bitte, er möge mir die Ehre erweisen, heute Mittag unser Gast zu sein. Ader höflich sage ich Dir! Verstanden?" „Zu Befehl," erwiderde lachend Kunz, der mit Geistesgaben nicht besonders bedacht worden war. Dann ging er mit einer Ver beugung, die er keinesfalls bei einem Tanzmeister gekernt hatte. „Und jetzt, Hedwiga", wandte sich Herr von Wetter mit großer Feierlichkeit an seine Tochter, „hole mir mein Cello her, den Trost meines Alters und das Licht meiner Seele." Er setzte sich breit in einen Sessel und spreizte mit mehr An strengung als Amnulh die Beine auseinander. Er schien auch nicht zu bedenken» daß seine pathetischen Bezeichnungen eigentlich an seine Tochter hätten gerichtet sein sollen. Diese aber, deren Gesicht in einem seltenen Roth blühte, machte sich viel mit dem Gchänse und dann mit dem Jnstrumcu e zu schaffen, ehe sie e» dem ungeduldig Harrenden brachte, der es zärtlich wie eine Braut an's Herz zog und dann mit dem Bogen so innig über die Saiten fuhr, wie etwa ein Liebender mit der Hand über die Locken der Geliebten. Während er dann gravitätisch mit Haklitzel, einem alten, etwas sonderbaren Herrn» und mit Bäcker, einem lebensfrohen, hübschen jungen Manne, verhandelte, hatte sich Hedwiga still hinausgeschlichen und promenirte trotz der Morgenkühle in dem Schloßcose, wo ent laubte Kastanienbäume die dürren Arme zum Himmel hoben und nur ein Röhrenbrunnen eintönig rauschte, wie «in Gebete murmelnder Eremit, der die Welt verachtet. Ihre Wangen waren immer noch roth wie Rosen, die lieblich blühe», dann wurden sie auf einmal bleich, wie verwelkende Astern. Eln kräftiger Schritt kam näher und hinter dem Brunnen, der in Strvh eingebaut, wie eine Klause dalag, umfaßte sie ein starker Arm und der „verlobte" Amtmann raubte ihr einen warmen Kuß. Merkwürdigerweise war sie nicht böse darüber, denn sie drohte nur lächelnd mit dem Finger und drehte den Kopf wie ein Bögelchen, das ängstlich späht, ob es auch allein. Dann gingen die be.de» schönen Gestalten — der Amtmann War ein herrlich gebauter Man« mit lebhaften und gewannen Manieren — rasch dem Schlosse zu, aber noch nicht hinauf zum Salon, sondern in ein kl ines Gemach bei der Küche, wo Hedwiga oft die Hanshaltungsgeschäfte besorgte. „Theurer Ernst", rede e sie den ihr „flüchtig" bekannt gewordenen Amtmann mit fliegendem Athem a», „ich muß Dir etwas sehr Wichtiges sagen: Ich habe einen kehr feinen Plan ersonnen, durch den ich Deine Gegenwart recht oft gewinnen kann, und Papa hat ihn lebhaft acceptirt." „Da bin ich sehr begierig," sagte der junge Mann eifrig und haschte nach der Hand der Donnersvraut. „Er ist eigentlich sehr einfach," bemerkte sie eilig: „Wir haben nämlich ei» Quartett gegründet, denn mein Vater ist ja ei» passio- »irter Cellospielcr, und in diesem sollst Du die erste Violine über nehmen und bei dieser Gelegenheit des „Kö»ic>S steinern Herz" erweichen." Sie lächelte schelmisch und sah ihn dann danksordernd an. Lebhaftes Erstaunen sprach aus seinen großwerdendcn Angen. „Ich ?" sagte er dann. „Du treibst Deinen Scherz mit mir." „Scherz?" fiel sie ihm eilfertig in die Rede. „Die Sache ist doch so plausibel als möglich. Du bist der bekannte Geiger Pagani, der alle Herzen in der Kreisstadt eroberte — und auch das meine" — setzte sie erröthend bei — „und hier wirst Du Dir ein Weib erzeigen!" „Ich?" sagte er wieder, indem seine Stimme zwischen Scherz und Ernst schwankte. „Ich der Geiger Pagani? Da hast Du Dich arg getäuscht, mein Herz, der Pagani, von dem Du gehört haben mußt, ist ein weitläufiger Vetter von mir, der nicht einmal meinen Namen trägt, sondern »nr unter demselben auftrat, weil er ihm au» verschiedenen Gründen paßte. Ich bin ein ziemlich fertiger Klavier spieler, aber auf der Violine habe ich nur die Anfaiigsgründe ge lernt und auch diese wohl längst wieder vergesse». O Hedwiga» Dein Feld,ug beginnt mit einem Rückzug!" Er sah sie traurig an. Hedwiga war sehr bleich geworden und sah mit großen, er schreckten Augen zu ihm auf. «Du bist es nicht?" seufzte sie dann schwer. „Da» ist ja schrecklich." „Nun, schrecklich gerade nicht, aber sehr unangenehm," gab er tröstend zur Antwort. „Wir müssen eben auf etwas Anderes denken." „O mein schöner Plan!" seufzte sie herzbrechend und blickte trübsinnig zur Erde. Aber sich Plötzlich aufraffend, — den» ihre Siimmunge» wechselten rasch, wie Aprilwctier — rief sie, indem e» wie ein Svnnenblick über ihre Zügtz ging: „Höre Ernst, mir kommt da ein köstlicher Gedanke, der zwar keineswegs ernst aussieht» aber unser» Plan doch nicht ganz in di« Brüche gehen läßt" erst bei der Landesverwaltung in Straßburg anfragen, ehe sie da» Paßviium ertheilen konnte. Da nicht selten von Straßburg aus erst bei den Polizei- oder Kreisdirectionen Auskunft eingeholt werde« mußte, so verginge» auch bei der größten Beschleunigung mehrere Tage, ehe die Aushändigung de» Passes, bezw. der Antritt der Reise erfolgen konnte. In plötzlich eintretenden Fällen, z. B. wenn eS sich darum handelte, an ein Krankenbett zu eilen, oder an einem Be gräbnisse theilzunehmen, wurde die- in Folge der vorgeschriebenen, zeitraubenden Formalitäten einfach unmöglich gemacht. Gerade diese Fälle sind es nun, welche von der Bevölkerung als ungerechtfertigte Härte empfunden werden, während man i>» Uebrigen mit der Fern- Haltung der französischen Hetzer ganz einverstanden ist. Zur Be seitigung der fast täglich auftretenden Klagen dürfte es genügen» wen« in derartigen unzweifelhaft von den Betheiligten als dringlich nach gewiesenen Fällen die Greiizkommissare ermächtigt würden, auch paß- lvsen Personen den Eintritt bezw. den vorübergehenden Aufenthalt in Elsaß-Lothringen zu gestatten. Ein Mißbrauch dieser, von Fall zu Fall entscheidenden Vergünstigung ließe sich durch Erlaß entsprechender Ansführungsbestimmungen wohl unschwer vermeiden. — In Sache» der Emin-Pascha-Expedition wird der „Post" mitgetheilt, daß der Weg durch Deutsch-Ostafrika nur eingeschlagen werden soll, wenn eine baldige Nicderwersung des Araber-Aufstande» erfolgt. Andernfalls soll ein Weg eingeschlagen werden, der früher schon in's Auge gefaßt ist, über den aber noch nichts bekannt gegeben worden ist. — Die vom Hauptmann Wißmann in Hamburg ange kauften Schiffe sind drei Schleppdampfer, „Altona", „Vesuv", „Vul kan", und ein Dampfer der Köln-London-Linie, „Harmonie", lieber den genauen Zeitpunkt der Abfahrt ist noch nichts bestimmt. Oestexxeich-Uttgarn. Die „Köln. Zlg ", welche bisher über den Verlauf des Dramas von Meierling beharrlich Stillschweigen bewahrte, schreibt jetzt: „Die Familie Velsera versandte Todesanzeigen ans Venedig, denen zufolge die junge Baronesse Marie Betsera plötz lich verstorben und in Venedig bestattet ist. Nachdem nunmehr der Tod der Baronesse festgestellt ist, wird es in u»S als zuverlässig be kannten Kreisen als Thatsache betrachtet, daß die Baronesse gleich zeitig mit dem Kronprinzen gestorben und in Heiligkreuz begraben, jedoch dann nach Venedig übergesührt worden ist." — Die Pester Polizei verhaftete den Rädelssührer der demonstr renden ungarischen Studenten, welcher auf offener Straße gerufen hatte, man müsse alle Minister aufhängen. Inzwischen haben neue Demonstrationen statt gefunden. Für die heutige Sitzung des Abgeordnetenhauses werden lebhafte Tumulte befürchtet. — Kaiser Franz Joseph von Oesterrejch ->at in seinem tiefen Schmerz auch die Familie des unglückliche« MävchenS nicht vergessen, welches mit seinem Sohne in den Tod ging: die Baronin Betsera, die Mutter der Baronesse Marie, erhielt aus der kaiserlichen Privatschatulle den Betrag von einer Million Gulden Papierrcnte (über 800,000 Gulden baar) zur Sicherstellung ihrer Familie überwiese». Italien. Aus Rom wird telegraphirt: Die Ruhe ist bis auf einige kleine Lärmscenen völlig ungestört geblieben. Die Zahl der ver- hasteten Excedenten ist auf über 600 gestiegen. Die meisten der Arrestanten sind Republikaner aus der durch ihre excentrischen Be wohner in ganz Italien bernchiigten Romagna. Sie behaupteten, sie seien besonders dafür bezahlt, daß sie »ach Nom gekommen. Frankreich. Der de» französischen Kammern vorgelegte Etat pro 1890 hat einen fürchterlichen Umfang. Er beziffert sich auf dreitausendundsiebenunddreißig Millionen Franke». Soweit werden wir hoffentlich nie kommen. — Boulcmger wird heute in der Kammer bei der Bcralhung über die Berfaffungs-Aenderung eine Rede halten. Er will der Kammer vorstellen, daß sie durch die am Montag be schlossene Abschaffung der Listenwahl ihren eigenen Ursprung ver leugnet habe, und ihr folgerichtig nichts übrig bleibe, als sich aufzu-
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