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Sächsische Volkszeitung : 23.07.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-07-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192107234
- PURL
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- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19210723
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Volkszeitung
- Jahr1921
- Monat1921-07
- Tag1921-07-23
- Monat1921-07
- Jahr1921
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 23.07.1921
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Nr.LSS 20. Jahrg. Ausg. ^ Fernsprecher: lledaktio« 32723 - Geschäftsstelle 32722 Postscheckkonto: Dresden Nr. 147V7 sämlMe Sonnabend, 23. Juli 1921« Redaktion und Geschäftsstelle: Dresden-A. IS, Holkelnstraste 40 volrsreumm Bezugspreis, vterteljghrllch kei Hau» SlnSgab« 4 mit INiillrlerter D-ttaae I».V» BiiSgabe N 1I.SS.« einschließlich PostbcstcNgcld. Preis der Sinzelnunimer AI g. Die Tlichsilche VolkSzcltimg ericheint an allen Wochentagen nachm. - Sprechslnnde der Redaktion: 8 bl? « Uhr nachm. Nnzeigen, Annahme von Gelchkstsanzeigen bi« IN Uhr, von FamMenanzeigen bi? II Uhr vorm. — Preis sllr dt« Petit-Tpallzeile aller Anzeigen I.4N -lk. im Reklameleil ü.än.Ik. — Für undcnti ch geschriebene, sowie durch Fernsprecher ausgegcbene Anzeigen lünnen wir die Verantwortlichkeit skr die Richtigkeit des Textes nicht übernehmen Ei» Wort zum Reichsschulgesetzentwurs <Z 146,2 der Reichsversassungs Von Fritz Günther. „In der Zeit schwerster Not, da dein deutschen Volke vom Feindbunde Forderungen aufgebürdet worden sind, die es nur enMs.'r rs in unerschütterlicher Einigkeit und Ge- schlossenheit zusammenstehr", unterbreitet der Sächsische Lehrer« verein durch seine Bezirksvereine der Bevölkerung einen Aufruf, „der die so notwendige Einheit aufs schlimmste gefährdet, Un frieden und Kumpf heraufbrschwört und zum Unsegcn unserer Volksschule gereichen muß." Dieser Aufruf redet zwei Seiten lang von der Schlechtig keit und Verderblichkeit des Entwurfes zu Paragraph 146, 3. Ab satz. Nach langwierigen, schweren Verhandlungen kam das Wei marer Schnlkompromiß zustande, mit unendlicher Mühe ward eine Brücke gesunden, die über die Gegensätze hinübersühren sotl und kann. Glaubt man denn in den Kreisen des „Deutschen Lehrer- Vereins" (der „Sächsische" ist eine Laudesgruppe von ihm), daß man unser weltanschaulich zerklüftetes Volk in eine Schule zwän gen kann? Der Aufruf gibt die Verschiedenheit der Weltanschau ung zu, ohne aber einen entsprechenden toleranten Standpunkt einzunehmen. Somit will diese Schule die nicht aus der Welt zu schassenden Unterschiede beseitigen — daß unter der einen Schule nur die weltliche religionslose gemeint ist, steht merk würdigerweise nicht in dem Schriftstück — und damit ein Misch masch einzelner durcheinander geworfener Anschauungen neu er zeugen oder durch eine andere alle vorhandenen verdrängen. Ein konfessionell begründeter Unterricht ist in dieser Schule ausge schlossen, weil sonst „die schon bestehende unheilvolle Zerklüstung unseres Volkes noch begünstigt wird." Daß ein solcher Unterricht den katholischen Grundsätzen keine Rechnung trägt, braucht hier nicht ausgesührt zu werden. Kurzerhand wird so den Eltern das Recht genommen, die Kinder nach ihren Wünsche» erziehen zu lassen. Tatsache ist. daß unsre konfessionellen Schulen Deutschland groß gemacht haben, Tatsache ist, daß die deutsche Schule auch unsren Feinden Anerkennung abgetrotzt hat, Tatsache ist, daß mancher ehrliche Ausländer mit Stolz auf seine Erziehung in Deutschland znrückdachte. Unanfechtbar ist aber auch die Tatsache, daß die konfessionelle Schule den Gemeinschaftsgeist, das Be wußtsein der Zusammengehörigkeit, des gegenseitigen Verbünde, seinS zn einer Schicksalsgemeinschaft, der Mitverantwortlichkeit für das Gesamtvolk in hervorragender Art nnd Weise pflegt. Tkitsaih« kst ferner, daß der katholische imd evangelische Arbeiter, Beamte nnd Angestellte brüderlich. Hand in Hand Grineinschafts. arbcit leisten zum Segen des Volkes. Christliche Eltern wollen und verlangen, daß ihre Ueber- cugung schon in den Herzen der Kinder grundgelegt wird. Daher ordern sie aus Achtung vor ihrer Weltanschauung eine Schule, die daS den Kindern gibt nnd erhält, was das Elternhaus vor bereitet hat und seinen Frieden erhält. DaS sind geheiligte Elternrechte und nicht Rücksichten auf „die kleinen und großen Zwiespältigkeiten der Bekenntnisse und Weltanschauungen". Sosern der Staat keine wolkeuferne, übernatürliche Einrichtung ist, son dern die Gemeinschaft aller seiner Glieder, muß er das ureigenste Privntrecht der Eltern schützen und — weil das Volk nicht gleich- notig ist. sondern sich durch eine Reihe selbständiger, geschichtlich und organisch anders gestalteter Teile unterscheidet — damit ab- finden. Die Losung „Ein Volk, eine Schule" ist weiter nichts als — ein hohles Schlagwort. Für die „Zerrissenheit in der Gegen wart" sollte mau nicht die Schule verautwortlich machen. Dazu tragen aber mancherlei Aufrufe und Resolutionen bei. ES teifft nicht zu, daß durch de» Gesetzentwurf „nicht das Einigende, sondern daS Trennende Grundsatz wird", linier» Stand punkt präzisiert Mansbach: „Solange die Kousessionen ihre Le- beiwmlrklichkcit erweisen, ist der wahre und dauernde Friede der Jugenderziehung nur herzustelle», daß sede Konfession bei sorg- süliigsler Pflege ihrer Eigenart die positive» Lebenswerte ihres BelemimisscS verständnisvoll entfaltet, aus öde oder gehässige Polemik verzichtet und die hohen gemeinsamen Ziele des Vater landes und der Menschheit nie aus dem Auge verliert". Das ist von jeher Leitmotiv der katholischen Schule gewesen. Die Schule soll, nicht wie dieser Aufruf eS will, den Men sche» zu einem toten, unselbständigen Glieds eines Mechanismus erziehen, das im Staatsganzeu aufzugeheu hat, eines schönen Programms halber. Kinder sind leine Schachfiguren. Deshalb ist die Schule als Erziehungsfaktor der Kinder wegen da, niemals darf sie die Aufgabe haben, eine Weltanschauung zu ertöte». Der Staat als Diener und Vollstrecker des Volkswillens hat die A»f- gnbr. das zu verhindern, er soll die körperliche» und geistigen Werte der Kinder, welche die Eltern seinen Schulen zn Treu händen übergeben, wecken »nd fördern. „Künftig werden eine ganze Reihe von Schulen möglich sein, nicht nur innerhalb eines Landes, nein, in jeder Gemeinde". Tavei ist nicht beachtet, daß die Reichcvcrfassung die Gründung cincr Schule vom „geordneten Schnlbetrieb" abhängig nmcht, daß also auch die genügende Anzahl Kinder vorhanden sein muß. Aufgabe einer gewissenhaften Gesetzgebung ist eS nun, hier die rechten Grenzen festznlegen. Nicht nur die Lernaufgabe der Schule muß berücksichtigt werde», sondern vor allem der so viel erhobene Ruf »ach Erziehung. Man möchte sagen, es ist ein bewußter Irr tum, die Leistungsfähigkeit der Schule aus der Zahl der Klassen zu beurteilen. Das .Heil der Jugend — darüber sind sich weite jlreise klar — liegt nicht in der vielstufigen „MammutSschule" Großstadt!), sondern jede Schule, die das Ziel erreicht, sittlich, staatsbürgerlich, körperlich und geistig fähige, persönlich und be ruflich tüchtige Jugend zn erziehen, stellt einen geordneten Schul betrieb dar. (Abg. Rheinländer in der Westd. Arb.-Ztg.) Wenn mau jetzt aber auf einmal die weniggegliederte Schule als „lci- jtlingsnnsähig" ablehnt, da? wird im Volke richtig beurteilt. Das Hanptinoment ist eben doch: es ist eine Bekenntnisschule. Ter Ausruf negiert vollkommen die Gewissensfreiheit (Art. 135 d. R.B.) und das den Eltern zngestandene Recht, initziibcstim- men am Charakter der Schule, Dieser Wille der Erziehnngsberech- ligten ist möglichst zu berücksichtigen (Art. 146,2 d. N.B.). Der Friede des deutschen Volkes, namentlich des gläubigen, wird einer bedenklichen Belastungsprobe unterworfen. Er aber steht höher wie technische Fragen. Bedauerlich ist, weil piele Leute mit der Tendenz nicht einverstanden sind, daß in vielen Gemeinden der Ausruf angenommen wurde mit einem Protest an die Neichs- regierung. Unsre Losung heißt: „Gleiches Recht sür alle". DaS deutsche Volk wehrt sich gegen jede Diktatur. Einmütig muß es den Ver such des Deutschen Lehrervereins (natürlich auch der Gruppe des „Sächsischen"), einen Schnlbürokratismiis anfzurichten, ablehnen. Das gibt's nicht in einem Voltsstaate, trotz der 0,5 Millionen. Mark, die der Deutsche Lehrcrverein zur Bekämpfung dieses Ent wurfes ausgewcndet hat. Eine soziale Tat kann man daS nicht nenne». Tie christliche» Bollskreise werden sich auf keine» Fall die Konfessionsschule verkümmern lasse». Sie muß vollberechtigt und gleichwertig sei». Gewissensfreiheit uns Elternrechte dürfen in einem demokratischen Staatswesen nicht vergewaltigt werden, trotz Liberalismus, trotz Sozialdemokratie, trotz der radikalen Lehrer schaft. Nur so ist der Schulfriede sicbergestellt. Möchten alle die Stunde richtig einschätzen und darnach handeln. ProgrammkriLik Die Veröffentlichung des Programms der Mehrheitssozia- listischc» Partei Denlschlands nn „Vorwärts" hat naturgemäß die Kritik sowohl im eigenen Lager der Mehrheitssozialdcmokratie als auch in dem der beiden linke-benachbarten Parteien hervor- gcrufen. Der Abg. David setz^ sich dem Agrarprogramin gegen über äußerst krnisch auseinander. Seine Angriffe richten sich in erster Linie gegen die Grundforderung des AgrarprogrammS: di .Vergesellschaftung von Grand und Boden". Er verweis' bei seiner Auseinandersetzung auf das Erfurter Programm. Dieses babe sogar bloß von der Verwandlung des kapitalistischen Privat- e'gentums an Produktionsmitteln in gesellschaftliches Eigentum gesprochen, die Enteignung des landwirtschaftlichen Kleinbesitzes habe cS jedoch mit aller Entscbieden'heit znrückgewicscn. Seine Einwendungen entsvringen der Furcht, daß diese „Vergesellschaf- tnngSphrase der Sozialdemokratie nur die Agitation unter der Bauernschaft erschwere und den Gegnern eine wirksame propa gandistische Waffe in die Hand gebe. In gleicher Weise verfehlt erscheint David auch die Forderung, wonach oie „allmähliche Neberfnhrnng des Großgrundbesitzes in eine genossenschaftliche Betriebsform" verlangt wird. Nun hat auch der Chefredakteur des „Vorwärts", Fried rich Stampfer, sowohl zum Programm als auch zu den Ausführungen Davids Stellung genommen. Auch er ist in manchen Stücken mit dem neuen Entwurf durchaus nicht ein verstanden. Vor allem bezeichnet er eS als einen organischen Fehler der Vorlage, daß er ein Mittelding zwischen einem Be kenntnisprogramm und einem Handbuch sei. Auf diese Weise sei dieser Entwurf bestenfalls als Rohmaterial für ein Partei programm anzusprechen. Er vermißt in diesem sozialdemokra tischen Programm vor allem K'e offene Erklärung nnd die Er kenntnis, daß ohne einen Staat, der wirtschaften könne, So zialismus überhaupt nicht möglich sei. Zum SozialisiernngS- programin sagt Stgmpfer folgendes: „Sb eS richtig ist, die Ent stehung von Kriegen ausschließlich auf kavitalistnche Entwick lungstendenzen zurückznführcn, dies zu prüfen, müßte einer besonderen Erörterung Vorbehalten werden. Aber ganz und gar frisch ist es zn sagen, daß „diese unerträglichen Zustände" durch die iiebersührnng der großen WirtschaftSbctriebe i» die sozia listische Ge>neii»virtschaft überwunden werden können. Wenn wir heute Kohle, Eisen, Stahl und noch einiges andere „Reife" sozialisieren, glaubt dann wirklich jemand, daß damit „die uner träglichen Zustände überwunden wären?" Auch die „Freiheit" hat sich nunineür entschlossen, in einem lange» Leitartikel daö sozialdemokratische Programm zu zer pflücke». Es ist auch für einen Außenstehenden selbstverständ lich daß die Freiheit nun alles Mögliche getan hat, um diesen Prograinnientmnrf mit einigen nnfreundlichen Randbemerkun gen zn versehen. So nennt die Freiheit die Vorlage iitopistisch, snstenilos, konfus nnd spricht die Meinung ans, seine Annahme wäre vom Standvnnkt der Gesamtbewegung schädlich, „weil er die Kluft innerhalb des Sozialleinnö verlieft". Sie nennt das ganze Programm einen mißglückten Versuch. Diese Stellung nahme deS führenden Blattes der IlSPD verursacht dieserlialb auch dem „Vorwärts" einige .Kopfschmerzen. Er setzt sich des halb mit den Ausführungen des unabhängigen Organs vor allein in der Frage Diktatur und Demokratie aufs eingehendste aus einander. Wir sind gespannt, n ie sich diese häuslichen Aus rinandersetziingcn weiter entwickeln werde». Dr. Gradnauer über dre innere Lage in Oberschlesien Berlin. 33. Juli. Ncichsminister des Innern Dr. Grcid- n g n e r empfing gestern einen Mitarbeiter des „B. T.", dem er über die augcnblictliche Lage in O b e r sch l e s i e n, sowie über die nächsten Aufgaben des N e i ch s m i n i ft c r i - >l m s des Innern ». a. erllärte: Ich teile die Anssassnng des Reichskanzlers, die er einem amerikanischen Journalisten gegenüber über den Zusammenhang der Entscheidung der ober schlesischen Frage und der Lage der ReichSrcgieniiig darlegte. Nur eine baldige Entscheidung kann großes Un heil verhüte». An einen neuen Ansstand der Polen ans eigener Kraft glaube ich nicht. Ein solcher Aufstand könnte aus- breche», wenn Frankreich ihn will und herbeiführt. Es muß drin gend gewünscht werden, daß die Deutschen in vberjchlesien Ruhe bewahren, damit nicht durch unüberlegte Handlung ein Vorwand für die französisch polnischen Pläne geschaffen wird. Ans ober- schlesischen Kreisen wird mir vereinzelt Mitteilung gemacht, daß dort eine gegen die deutsche Regierung und Verfassung gerichtete P ii t s ch g e s a h r seitens der in der Auflösung begriffene» Selbst- sehutzsormatioilcn bestehe. Meines Erachtens müssen die Vorgänge aufmerksam verfolgt werde». Ich glaube aber, daß alle führenden Männer des Selbstschutzes keinen Anlaß zn einer Besorgnis geben. Es dürste sich vielmehr um einige abenteuerliche Unter führer handeln, die mit ihren Leuten im Lande umherziehen nnd das Gesahrenrlement bilden. Ueber die Fragen seine» Ressort erklärte der Minister, daß er im Herbst hosfe, den Gesetzentwurf zur Errichtung einer R e i ch s k r i m i n a l p o l i z e i dem Reichs tag vorlegen zu können. ES handelt sich dabei um eine bessere Bekämpfung des Verbrechertums durch Errichtung einer Reichs stelle, die in ständiger Gemeinschaft mit den Landespolizcibehör- den arbeiten soll. Neben dieser Reichskrimincilpolizet soll auch das jetzige R e i ch s k o m m i s s a r i a t für die Ueb erwa ch ung der öffentlichen Ordnung eine gesetzliche Ginnd- lagc erhallen. Ans dem Gebiete des Verfassnngsweiens sei ein Gesetzentwurf zum Vollzug des Artikels l4 der Neichsversassung fertiggestellt. In diesem Gesetz soll das Verfahren geregelt wer den, durch das bei Aendernng von Landgebieten oder bei Neubil dung von Ländern der Wille der beteiligten Bevölkerung festge- steltt wird. Eingeleitet sei ferner die Reform der Gesetzgebung für die Reichsbeamten nnd die allgemeine Regelung de» B e a »i t e n r e ch ts. Als wichtigste Aufgabe betrachtet der Minister znnächst daS Gebiet der Schul- und Kulturpolitik. Hier erwähnt er das Ju- geiidwohlfahrtSgeseb, dessen größter Teil im ReichSiagsansschuß in erster Lesung bereits durchberaten ist. Sehr heiß umstritten ist das Gesetz zur Ausführung des Artikels 116, Absatz 2 der Neichsversassung, da? gleichfalls dem Reichstage vorliegt. Den jetzigen Zustand auf dem Gebiete des Schulwesens hält der Minister für unhaltbar, aber er verkennt nicht die großen Schwierigkeiten, hier großzügiges Neues zn schaffen, da die WeltanschaulliigSfrageii des deutschen Voltes und seiiwr Par teien sehr weit auseinander gehe», wodurch auch die Schulfragen stark in Mitleidenschaft gezogen werden. Von großer Tragweite ist auch der Gesetzentwurf über die Lehrerbildung, der aber infolge der Schwierigkeiten unserer Finanzlage den ge- sttzgcbendeil Körperschaften noch nicht vorgelegt werden konnte. Auch bezüglich der B c r u f u n g s sch u l e n liegt ein Nefercn- ten-Eiitwnrf fertig vor, der aber auch vorläufig an einer befrie digenden Lösung der Kostenfrage ein Hemmnis findet. Zum Res ser' des Reichsministcriuins deS Innern, das ja bekanntlich da» in» fangreichste Ministerium überbanpt ist, gehört dann auch noch die Frage des Gesundheitswesen?. Hier verdient der Gesetzentwurf zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten her« dorgehoben zu werden. Amerika und Oberschlesicn Neuqork, 23. Jul!. Die englische Anregung einer Ver mittlung der Vereiniaten Staaten l», der ober» schlesischen Krise wird ln Amerika ziemlich kühl aukaenommen. Eine Intervention der Bundesregiernrg würde nur dann erfolgen, wenn der europäische Friede unmittelbar bedroht märe. Nene französische Truppen »ach Obrrscklesien unterwegs London, 22. Juls. An niitunterr-cktet-r Stille wiid bekannt, daß Frankreich cS »ich: für gut bkstwden habe, das Eiee'n S de» MeinnngSan'tausche? mit London über di> Frage de- Ent'»düng neuer Truppen nach Obcrichllsie» abzuwartzn nnd daß sich eine französische Division b.rests aus dm Wege » ich Oberichlesun bestndkt. „Dally Ehronicle" teilt mit, daß in London die Entsendung weiterer sranzösischec T nppe» als n cht aeeienet angesehen weide, um die Lage zu klären. Man sei vieimebr der Ansicht, daß dadurch die Polen zn we te>en Angriffe» aut die Dinl'chen niovosiert werden dnrsliii. ES sei dann möglich, daß die Deutschen sich rächt-» und daß plötzlich wieder das ganze Volk l» Waisen stände. Dann hätten die Franzose» wieder cmen Vorivans, um mit einer neuen Besetzung des Nulngeb elcS droh» zn löm-m. — „Daily Clironicle" bedauert, daß England zurzeit nicht a>n n ns Soldaten enlb Hirn und nach Ooerich eii.n senden rönne. »n> oen Franzoien dort daß Gleichgewicht zn halten, nnd laut, daß BeiaiH ioininiision von Sachverständ'gen die ober'chlesilche Fug" in tz'.ncr W > e werde besiegen können, da sie nur an den Ob ntcn Ra! zu berichte» haben wurde. Lcrmid verlas;' Obertch-esieu (Eigener D r a h t b e r i c!> t der „Sä ch ß VoIkSzeii g.") Breslau, 26. Juli. Wie von privater Seile aus Oppeln inilgelettt wird, Kat General Lerond in der Nacht vom Donners tag zum Freitag Oberschlesien Verlusten. Er if! über Prag nach Paris gereist. Bekanntlich wurde bisher in drr französischen Presse behauptet, daß sich Lerond einer Operation »nlerzieben müsse oder daß er einen Urlaub antreien wolle. Keine französischen Spitzel in der Sipo? Berlin, 22 In!'. Zn der Blatt rnieldnng über das Vorhan densein sransi'snctzer Spitzel in drr preußischen S rnypoi zci n ira von zuständiger Stelle erklint- daß die Naclirisil Oir die Tussc>tortcr Schutzpolizei, oe au die cEenchlestzche Grcnzc cejandt worden war, nicht zn trifft. Im ubiigen sind Erhebungen cingelc.tct worden. Korfantys Pariser Reise (Eigener Drahtbericht der „Sächs. V o lk S z e i t g.") Rom, 26. Juli. Der Pac'scr Vertreter des „PopGo Ro. wano" erfährt, Korfaiilnö Pariser Reise sei voller Abenteuer. Die französische Regierung verweigerte de» Reisepaß, woran' K>rfanth mit gefälschten, Paß ins Umwege» nach Parw reiste. Nach seinem ersten Auftreten habe sich die Regierung ater b«. eilt, ihm den Mund zn stopfe». Französisch-polnischer Gehei,nvertraci Berlin, S?. Juli. Anläßlich einer Proteffoersammluiig in Breslau machte Dr Kleinert mlfschcncrrcgende Mitteilungen übe, daS Zusammenirkeilcn von Franzosen und Polen >n Oberschlesicn zur Vorbereitung eines vierten volntzchen Aufstandes. Ein polnisch- französischer AlllonSaudschuß sei am !v. Juli gebildet woroen. Ec habe dke Aufgabe, die Franzosen dabei zu unterstützen, in allen Ortschaften polnische OnSwehrcn zu gründen und sämtliche Zivil- verw silnngsbchörden, sowie die Gruben- und Polizeiverwaltunacn zu überwachen. Ein polnischer Geheimbund mit dem Sitz in Orzekcho arbeite darauf hin, durch Tenor die Massenaus wanderung der Deutschen zu erzwingen. Wie der Lokalanz. aus Oppeln meidet haben die französischen Kreiskontrolleure Bestimmungen erlassen, wonach der Begriff In surgenten nur auf Deutsche beschränkt wird, die an der Kampffront zur Abwehr des polnischen Aufstandes gestanden hoben. Dte ehemals polnischen Platzkommandantkn, die sich während de» Aufstandes dte öffentliche Gewalt angemaßt halten, seien nicht als Insurgenten zu bezeichnen. Dt« Kreiskontrolleure geivähren ihn«» dte wettere Ausübung ihrer Amtsgewalt.
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