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Dresdner Journal : 18.12.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-12-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187412188
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18741218
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18741218
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1874
- Monat1874-12
- Tag1874-12-18
- Monat1874-12
- Jahr1874
- Titel
- Dresdner Journal : 18.12.1874
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M2S3. 1874 Freitag, de» iS, Deeemder IULrttot» Ilrtr. ^jLlirUok: 1 l'Ulr. 1b icu»»»lo«d1vwM«rili 1 L»,«rd»1v6« äoattodvu Loivl»« tritt?c>«t- iu>ä Sl»MP«l»U»<>dl»L tÜL»U. l»»er»t«apr«l»e, I^ür «isQ kLum vuior ^««p-tltsovv kstittvila: 7 llot«r „Lia^i »»uät" äio 2vil«: b H^r. Lriekvlovu: FL^Uodnüt Xuill^dm« ä«r 8ooo- UQ«l koistt»^«. ^bvoä» kür äs» kol^vaäso 1«^. DreMklÄmmmi. Verantwortlicher Redacteur: Commisfionsrath I. G. Hartmann in Dresden. I»»«r»t«u»»»Ii»v »a»^Lr1,r : 4-> Kromti»trtt«r, Lommissiollbr cis« 1trv«In«r 4ouro»ls; : L'«A«n 4-o^c u. L S»wkllr^-I!«dll»- Vi«»-I^tp,t^->»»«I-»r«il»o-rr»Lk1vrt » N.: //aa»r»«tr,n «k i^vAirr, L«rli» Vt«ll-»»wdi»r>s-?r»^-I.«tpil^-kr»Lll- kurt ». N. -Hü»cd»at Nu4. >«rULt ^1 ,^<4e-mr^rr, /nra/ieient/a»i4,^/, Xtürrc^/ Lr«m«»t 4t,' .^/r/ertte-, 8r«»- l»a! 4a ÜtanAein » Uür^ini; vdsmuiti: /<> ^o,A^, Vr»»'»- kurt » H.: L 4a«Atv'»okv u. 4 4/err»»a»tn'«:tiv 0u«klv, 4)a««LeF <7o., OorUti: /nv-D„ ÜLHLovsr: 0. k»ri»: 4iu//i«r t^o., Stutt^»N: «t c'o., ü'üliei. at»no»»ck»«-4iürekiv, Vivo: Oxpr/iL. Uprwusxvkvrr - Ilönixl, kxpvclition Uts 0r«>«<tner loiirmrls, i)rvn«l«it, >Iitr^nr«ttIivn^!d8sv Ho. 1. Abonnements - Ginkadung. Llufdas mit dem i. Januar l 875 beginnende neue vierteljährliche Abonnement de- „Dresdner Journals" werden Bestellungen zu dem Preise von 4 Mark 50 Pf. für Dresden links der (Llbe bei der unter zeichneten Expedition, für Dresden rechts der Elbe in der Bach'- schen Buchhandlung (Hauptstraße 22) und für auswärts bei den betreffenden Postanstalten angenommen. Ankündigungen aller Art finden im „Dresd- ner Journal" eine sehr geeignete Verbreitung. Die Jnsertionsgebühren werden im Jnseratentheile mit 20 Pf. für die gespaltene Petitzeile oder deren Raum berechnet; für Inserate unter der Rubrik „Eingesandtes" sind die Jnsertionsgebühren aus 50 Pf. pro Zeile sestgestellt. WM Wir ersuchen um recht baldige Erneu erung des Abonnements, da wir sonst die Lieferung vollständiger Exemplare ohne Mehrkosten für die geehrten Abonnenten nicht garantiren können. Äömgl. Expedition des Dresdner Journals. ÄmtUcher Mml. Dresden, 15. December. Der Geheime Kirchenrath Dr. Zapff in Dresden ist zum Königlichen Commiffar bei den in Dresden zu errichtenden Prüsungscommissic.- ncn für die Wahlfähigkeits- oder Amtsprüfung der Lehrer, sowie für die Prüfung von Fachlehrern ernannt worden. Dresden, 12. December. Le. Majestät der König haben dem Pfarrer Or. p!G. Karl Hermann Dürbig zu Großstädte!» das Ritterkreuz des Albrechtsordens zu verleihen geruht. WchsmnNkcher Tkei!. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Donnerstag, 17, December, Rach mittags. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Vor Eröffnung der heutigen Sitzung des Reichstags courfirte das Gerücht, Fürst Biümarck habe die gestrige An nahme der v. Hoverbeck'schen Resolution (vgl. den Sitzungsbericht in der Beilage) als ein Mißtrauens votum aufgrfaßt. Einzelne Abgeordnete col- portirten sogar daS Gerücht, Fürst Bismarck habe bereits beschlossen, seine Entlassung zu nehmen. Nach Eröffnung der Sitzung erfolgte, der Ge schäftsordnung gemäß, die nochmalige Abstimmung über die v. Hoverbeck'sche Resolution: den Reichs- kanzler um Declaration deS Art. 31 der Ver fassung des deutschen Reichs zu ersuchen, damit kein Reichstagsabgeordneter ohne Zustimmung des Reichstags während der Dauer der Session verhaftet werde. Die Resolution wurde ange nommen ; für diese« be stimmten die Fortschrittspartei, das Centrum und die Hälfte der National liberalen. Der Antrag der Abgg. Winterer und Gerber auf Reactivirung d>S französischen Schulgesetzes in Elsaß - Lothringen wird auf Antrag deS Abg. Zinn durch einfache Tagesordnung erledigt. Hier- auf folgt die Berathung des elsaß-lothringschen Budgets. Versailles, Mittwoch, 16. December, AbendS- (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die Nationalversammlung genehmigte heute in dritter Berathung den Gesetz- Feuilleton. Redigirt von Otto Baues. K. Hoftheater. — Altstadt. — Am 16. December. „Das Leben rin Traum", Schauspiel in 5 Acten von Calderon, nach Gries' Uebersetzung von Zahl- haas bearbeitet. (Neu einstudirt; Vorstellung zu er mäßigten Preisen.) Das spanische Nationalelement erschuf sich bekannt lich mit seiner ungesunden Sympathie für ritterliche Ueberreste des Mittelalters im 16. und 17. Jahrhundert eine Summe von verkehrten Anschauungen, welche der dramatischen Poesie eine ungesunde Nahrung darboten. Sie ergeben für die Bühne eine historische Apotheose der menschlichen Unfreiheit und der damaligen Begriffs- befangenheitcn und Sitten, die man ost Unsitten nen nen muß. Interessant bleibt für unsere Tage stets die Betrach tung dieser Verewigung, bei der so viel Erhabenheit, so viel schöpferische Poesie, so viel drastische Situations färbung, so viel Reiz, Gluth und Liebenswürdigkeit in episodischen Einzelheiten mit untergeflossen und wieder im Genüsse daraus abzulösen sind. Ein völlig verfehl tes Beginnen wäre es aber, unserer Gegenwart viele der berühmten spanischen Dramen als sittliche und poetische Wahrheiten darbietcn zu wollen. Nur ein von romantischen Selbsttäuschungen überspannter Jüngling könnte einen lebendigen Zugang zur vorwaltenden Be- griffswelt jener „Ehrendramen" zu entdecken glauben. Geklärte Naturen werden eS immer bedauern, daß Lo pez und Calderon in einer Zcitepoche geborm wurden, in der sich, ihnen selbst ost unbewußt, die gesunde Ge fühlsweise ihres edeln Herzens in Lüge und tyrannische Unnatur verwandeln mußte. „Der Stern von Sevilla", entwurf über die Militärdienstpflicht der in Frank- reich geborenen Söhne von Ausländern Der Marquis de Ploeuc überreichte eine Peti tlon von ÜL in Aegypten wohnenden Franzosen, welche die Aufrechthaltung der Capitulanonen verlangt. Die PetitionScommisfion schlägt vor, die Petition dem Minister des Auswärtigen zu überweisen. Gambetta unterstützt diesen Vorschlag, beklagt, daß daS Resultat der Verhandlungen mit Aegypten der Versammlung nicht mitgetheilt worden ist, und fordert die schleunige Bertheilung deS GelbbucheS. Die Petition wird dem Minister deS Auswärtigen überwiesen. Henri Martin beantragt, die »weite Lesung deS Gesetzentwurfs über die Unterrichtsfreiheit der höheren Lehranstalten nicht morgen vorzunehmen; er wolle einen Gegenentwurf einbringen. Die Rechte stimmt dem Anträge nicht bei. Bei der Abstimmung ergiebt sich eine unzureichende Stim menzahl wegen Enthaltung der Linken von der Abstimmung. Die Dreißigercommisfion hat beschlossen der Versammlung vorzuschlagen, daß in der ersten Sitzung nach den Ferien nicht, wie die Linke will, der Gesetzentwurf über die Uebcrtragung der Ge walten, sondern der Gesetzentwurf über die Er richtung einer Ersten.Kammer berathrn werde. Dresden, 17. December. Bekannt ist der große Werth, welchen man russi scherseits einer gedeihlichen Fortsetzung des vom Kaiser Alexander angeregten und zunächst auf der Brüsseler Conferenz in Berathung gezogenen Werks einer den hu manen Anschauungen unserer Zeit entsprechenden Codi- ficirung des internationalen Kriegsrechts bemüht. Erst vorgestern haben wir an dieser Stelle einen brmcrkens- werthcn Correspondenzartikel der „St. Petersburger Zeitung" mitgetheilt, in welchem auf diese Humanitären Bestrebungen der russischen Regierung Bezug genommen und der denselben entgegenstehenden Schwierigkeiten ge dacht wird. Das in Brüssel begonnene Werk soll dem nächst in St. Petersburg fortgeführt werden, es droht aber die von Seiten Frankreichs und namentlich Eng lands diesem Unternehmen gegenüber von Anfang an bekundete kühle und reservirte Haltung für dessen Fortgang hinderlich zu werden und man bcmübt sich nun an der Newa, die Bedenken der westlichen Mächte thnnlichst zn widerlegen und zu beseitigen. In dieser Richtung ist neuerdings ein dem St. Petersburger aus wärtigen Amte nahestehendes Blatt zu wirken veranlaßt worden, in einem ausführlichen Artikel, dem auch die officiöse „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" ihre Spalten geöffnet hat. Wir glauben daher, zur Kennzeichnung der verschiedenen Standpunkte Ruß lands und Englands und zur Ergänzung des hier gestern Mitgetheilten, die vom Gortschakow'schen Lcib- organ angestellten Betrachtungen hier im Auszüge folgen lassen zu sollen. Das nordische Blatt knüpft an die abfälligen Urthcilc der englischen Presse an und wendet sicb gegen die Stellung, welche „Times", „Standard", „Saturday-Review" und andere Blätter gegenüber der beabsichtigten Fortsetzung der Brüsseler Conferenz einnehmcn. „Saturday-Rcvicw" nament lich findet die Beharrlichkeit, welche die russische Regie rung an den Tag legt, die in Brüssel begonnene Arbeit zu Ende zu führen, viel bezeichnender und Verdacht be gründender, als die ursprüngliche Fassung des Ent wurfs. Falls cs sich bewahrheite, daß eine zweite Con- fercnz über dieselbe Frage nach St. Petersburg zu- sammenbernfcn werden solle, so müsse man voraussetzen, daß die drei kaiserlichen Regierungen irgend Etwas be absichtigen n. s. w. Hierzu bemerkt nun seinerseits das „Journal de St. Pstersbourg": „Diese Einstim migkeit der englischen Presse, das in Brüssel begonnene Werk zu verurtheilen, ist sehr leicht zu verstehen und „der standhafte Prinz", „der Arzt seiner Ehre" zählen zn den schrecklich schönen Marksteinen dieser Verirrung. Ihre oft so dichterisch phantastische Vollgestalt liegt in den formellen Hüllen nnd veralteten Vorurtheilen ihrer Zeit eingesargt. Zu den wenigen Stücken, welche ganz oder theil- weise eine Ausnahme bilden, gehören „Donna Diana", dieses ideale, ewig jugendliche Lustspiel und „das Leben ein Traum." Letzteres Werk zählt nicht allein keineswegs zu den historischen, sondern überhaupt nickt einmal zu den realistisch möglichen Dramen. Es hat einen rein alle gorischen Sinn und giebt lustige dramatische Symbole für den Geist eines realen Inhalts. Die Charakter zeichnung ist nicht die des Individuums, sondern die der Gattung. In diesem Drama kämpft die ungebundene Freiheit gegen die traditionelle Macht und willkürliche Fessel des bestehenden Weltganzen, das menschliche wild ausgewachsene Naturrecht gegen das angemaßte Willkür- recht der Vorurtheile und gegen die krankhafte Disciplin der Cultur. Statt daß das Alte, wie so oft in Wirk lichkeit und Poesie, an dem jungen, berechtigten Oppo- sitionsvrincip zu Grunde geht, löst cs sich hier verklä rend in demselben und kommt mit ihm zur humanisti schen Versöhnung. So muß denn in Bezug auf die Bühne die künst lerische Auffassung des Ganzen und die Darstellung der einzelnen Rollen verwaltend eine symbolische Schablone, weniger aber das Bild personeller Wirklichkeit sein, weil sonst das Kunstwerk von der Höhe einer philoso phischen Tableauxfolge in die seichte Niederung einer materiellen Thatsache hcrabgezogen wird. Diese nothwendige Unterscheidung finde ich bei un serer Bühnenaufführung noch sehr wenig festgehalten. Die Jnscenirung war oft recht geschmackvoll, das Ler erklärt sich, wie wir dies schon gesagt haben, zur Ge nüge durch die insulare Lage Englands, welche ihm wesentlich andere Interessen schafft, als die des Contiuents es sind. Von seinen Küsten und seinen Flotten ge deckt, fürchtet England nur in geringem Grade die Eventualität einer Invasion. Wenn es Krieg führen will, kann es dies nicht anders, als indem es Andere angreift. Es hat daher auch nur ein sehr geringes Interesse daran, die Kriegsrechte durch Reglemeutirung zu begrenzen. Wir würden auf diese Gesichtspunkte auch durchaus nichts entgegnen, wenn die englische Presse nur für England spräche. Aber die Anmaßung, ihre Urtheile auf contincntale Staaten anzuwenden, die nicht isvlirt sind, dir langgedehutc, für Invasionen offene Grenzen haben, dir unmittelbar mit ihren Nachbarn in feindliche Berührung treten können und welche mit der Grsammtheit der allgemeine» Interessen des Con- tinents durch eine enge und unmittelbare Solidarität verbunden sind, diese Anmaßung ist unzulässig. Ein solcher Mangel an Logik (iUn-xititö) könnte nur uoch durch die Naivetät derjenigen Continentalstaaten Über boten werden, die sich durch eine derartige egoistische Theorie verführen ließen." Weiter führt das „Joumal de St. Pötersbourg" aus, daß der Artikel der „Saturday Review" ebenso viele Jrrthüprer als Worte enthalte. Der in Brüssel vor gelegte Entwurf sei keineswegs gescheitert. Derselbe hatte zum Zweck, eine allgemeine Discussion über Fra gen von allgemeinem Interesse zu veranlassen. Diese Discussion habe stattgefunden, ernsthaft, ehrlich und gründlich. Mehrere der dabei aufgeworfenen Fragen seien gelöst worden. Bezüglich der andern seren die verschiedenen Ansichten ausgezeichnet und eine Jnstruc- tionsergänzung erbeten worden. Diese letztere werde Gegenstand der zweiten Conferenz sein. „Welches auch immer das Resultat derselben sein möge, die Fundamente sind gelegt, die Regierungen haben sich durch ihre Er klärungen moralisch verpflichtet, das internationale Recht hat eine solide und praktische Basis gewonnen, die Ge setzgebung einiger Länder hat die ausgestellten Regeln bereits zur Anwendung gebracht. Das Werk ist be gonnen, es wird seinen Weg sortsetzen und von der Zeit seine Weihe und seine Entfaltung empfangen." Alsdann wendet sich das St. Petersburger Blatt an die „Saturday Review" mit der Bitte um Aufklärung über die den drei kaiserlichen Regierungen suppeditirtcn „ge heimen Ziele". Diese drei Höfe seien continental und der Nothwendigkeit ausgesetzt, den Krieg hinzunehmcn oder ihn zu führen. Indem sie suchen, ihn regelmäßiger zn gestalten, handeln sie mithin sehr unparteiisch, von kei nem anderen Interesse geleitet, als dem der Menschlichkeit. „Endlich", heißt cs sodann zum Schlüsse, „hat die Brüsse ler Conferenz die Wichtigkeit der Rechte der Neutralen keineswegs verkannt, sie hat denselben mehrere Sitzun gen gewidmet und mehrere Artikel sind das Product dieser Berathungen gewesen. Aber neben diesen Rechten giebt es auch Pflichten. England, welches auf Grund seiner insularen Lage leicht neutral bleiben und durch die Ausdehnung seiner Kriegs- und Handelsmarine aus dieser Neutralität großen Vorthcil ziehen kann, wollte ohne Zweifel nur die Rechte präcisircn und diese un beschränkt gestalten. Aber ein so exclusiver Gesichts punkt kann von der Gesammtheit der Staaten nicht zu- gelassen werden. Uebcrdem sind die maritimen Fragen durch England selbst vom Programm der Brüsseler Conferenz ausgeschlossen worden. Die melancholische Art, in welcher „Saturday Review" sich über die ^in Washington und Genf gemachten Erfahrungen äußert, zeigt den Grund dafür in genügender Deutlichkeit an. Cs ist dies eine ausreichende Antwort an die Adresse der Utopisten, welche gewünscht batten, daß die Con- fcrenz das Princip des internationale» Schiedsgerichts ansspräche. England, welches das Beispiel dazu ge geben, verwirft cs heute, weil es dabei nichts gewonnen hat. Aber wenn man darauf verzichten muß, den Krie gen vorzubeugen, was bleibt weiter übrig, als ihre Gebräuche zu regeln? Wenn die englische Presse cs ne» ließ nur hier und da zu wünschen übrig, im Costume hatte man beachtenswcrthr Feinheiten ausgesührt, aber die Kleider und die Bärte — man bewundert auswärts mit Recht an unserer Bühne die Kunst, sich einen Bart zu machen — erschienen oft befriedigender als die Sprecher nnd Sprecherinnen. Der so intelligente Schauspieler Herr Walt der entfaltete als Clotald in Aussprache und Betonung eine Hohlheit der Declamation, die in ihrer Wirkung geeignet ist, über die Grenze des Ernsthaften hinüberzuführen, und erinnerte an seinen Andreas Doria im „Fiesco," statt denselben vergessen zu machen. Wie angenehm spielt dagegen Herr Walther ost alte vornehme Herren im Conversationsstück. Daß man Frl. Karras, deren fragliches Talent erst in kleine» modernen Rollen hervorzulocken ist, die Prinzessin Estrella gegeben hat, geht über meinen Hori zont und streitet mit den Begriffen von Humanität, die sonst unserer Regie eigen sind. Herr Dettmer stand mit seiner künstlerischen In tention zu Anfang außerhalb seiner Sigismundrolle und bewegte sich in einem zu materiellen Pathos, später aber gewann er als Prinz seine natürliche Sicherheit und hatte vorzügliche Momente voll gesunder Kraft. Frl. Ulrich hat in der Rosaura eine schwierige Rolle, welche sie indeß in manchen Scene», unter andern in der mit dem zurückeroberten Bildniß, durch die feinste Darstellung dankbar zu machen wußte. In der Sprechweise des Hern, Jasfö als Basil schien mir der richtige Ton für diese Dichtung ange schlagen. Otto Banck. Erstes Abonnement - Conccrt des Neustädter ChorgesangvereinS den l6. d. im Saale des Gewerbe- Hauses. Das Hauptwerk desselben war „Odyssens", Dichtung von W. P. Graff für Chor, Soli und Or- vorzieht, unter diesem Gesichtspunkte die Interessen Eng lands von denen des Continents zu isoliren, so kann sie den kontinentalen Staaten keine Vorwürfe machen, daß sie ihre gegenseitigen Interessen ohne England regeln." Tagesgeschichte. Dresden, 17. December. Vom Gesetz-und Ver ordnungsblatt für das Königreich Sachsen ist das 21. Stück vom Jahre 1874 in der Ausgabe be griffen. Dasselbe enthält: Nr. 164) Drcret vom 22. Octobex d. I. wegen Concessionirung der Magdeburg- Köthen-Halle-Leipziger Eisenbahngeselsschast zum Betriebe der Bahnstrecke von der sächsisch-preußischen Landcs- grenze bei Schkeuditz bis Leipzig; Vir. 165) Bekannt machung vom 21. November d. I., die Bewilligung einer in dem allgemeinen Ortsstatut für die Stadt Zwickau enthaltenen Ausnahme von bestehenden Gesetzen betref fend; Nr. 166) Verordnung vom 24. November d. I., das Akürzungszeichen für das Wort „Mark" betreffend (abgedruckt in Nr. 281 des „Dresdn. Journ."): Nr. 167) Bekanntmachung vom 27. November d. I., eine Anleihe der Actiengesellschaft „Muldenthal-Papiersabrik vormals Schmidt und Mehner" in Freiberg betreffend; Nr. 168) Bekanntmachung vom 29. November d. I., die Bewil ligung einer in dem Gesellschaftsvertrage des Spar- und Vorschußvereins zu Gränitz, eingetragene» Grnossensckaft, enthaltene» Ausnahme von bestehenden Gesetzen betref fend ; Nr. 169) Verordnung vom 2. December d. I., die Quittung über die Vergütungen für die von länd lichen Gemeinden an durchmarschirende Truppen verab reichte Marschverpflegung und Marschfourage, sowie über die an solche Gemeinden zu zahlenden Servisentjchä- digungcn betreffend; Nr. 170) Bekanntmachung vom 1. December d. I., den Transport von, aus 2. Locomotive» mit angchängtcm Pflug, Cultivator und Egge bestehen den Dampfculturapparaten betreffend; Nr. 171) Verord nung vom 2. December d. I., die Einführung neuer Stempelmarken betreffend (ab ged ruckt in der Beilage zu Nr. 288 des „Dresdn. Journ."); Nr. I72) Bekannt machung vom 4. December d. I., die Abgrenzung der Landbaubezirkc und der Bauverwaltercicn betreffend (ab gedruckt in der Beilage zu Nr. 288 des „Dresdn. Journ."); Nr. 173) Bekanntmachung vom 4. December d. I., eine Anleihe der Muldenthal-Eisenbahngesrllschaft betreffend; Nr. >74) Verordnung vom 3. December d. I., die Ex propriation von Grundeigenthum für Herstellung eines Wasserdruckwcrks bei der Station Elster an der vöigt- ländischen Staatseisenbahnlinic betreffend. 1 Berlin, 16. December. Der Reichstag erledigte in seiner heutigen 6stündigcn Sitzung nur den Bericht der Geschäftsordnungscommission über die der selben durch den Antrag der Abgg. Ur. Lasker und Gen. am letzten Sonnabend vorgelegten Fragen, ob die Verhaftung eines Rcichstagsmitglieds während der Session ohne die Zustimmung des Hauses zulässig sei und ob und welche Schritte zu thun seien, um solchen Vorkommnissen für die Zukunft vorzubeugen. Die Geschäftsordnungscommission hatte sich über keine» An- trag einigen können. Dafür wurde aus der Mitte des Hauses eine große Anzahl von Anträgen cingebracht, deren einige die Freilassung des Abg. Majunke für die Dauer der Session, andere die Declaration oder Abände rung des Art. 31 der Ncichsverfassung in den» Sinne forderten, daß jede Verhaftung während der Sessionen des Reichstags obne Zustimmung desselben unzulässig sein solle, wogegen Abg. O>. Becker (Oldenburg) eine motivirte Tagesordnung ciubrachte, welche die Erledigung der Frage bei Gelegenheit der Strafproccßordnung in Aussicht stellte. Das Haus entschied sich unter Ablehnung aller übrigen Anträge für eine vom Abg. Frhrn. v. Hoverbeck beantragte Resolution, welche die Declaration oder Abänderung der Verfassung in dem angcdeutetcn Sinne verlangt. (Vgl. den Sitzungsbericht in der Beilage.) — Von morgen ab bis zum Eintritt der Weihnachts- ferie» wird der Reichstag täglich zwei Sitzungen ab- chester von Max Bruch. Die Ausführung gab den er freulichsten Beweis von der Leistungsfähigkeit des Ver eins, von dem künstlerischen Ernst und Eifer, womit das Unternehmen dieser Concerte ergriffe» »ud durch geführt wird, das sich der lebhaftesten Unterstützung des Publicums würdig zeigt und uns jene Wiedergabe mannichfaltigcr großer Chorwerke verspricht, welche wir seit lange hier in zu beschränkter Art empfingen. Der Dirigent Herr Fr. Reichel hatte "das Werk mit außer ordentlicher Sorgfalt und cingehendcm musikalischen Verständnis einstudirt, seine Leitung war sicher und belebend. Der Chorgesang, präcis, rcin, voll Frische, rhythmischen Schwunges nnd gut nucmcirt, der warm em pfundene, edel gehaltene Vortrag der Titclpartie durch Herrn Gura, die löbliche Leistung des Fräulein Jenny Hahn aus Breslau, die sehr befriedigende Unterstützung in den kleinen Solosätzcn durch einige Dilettanten, end lich die tüchtige Ansführung der ungemein schwierigen Orchesterpartic durch die Mannsfcldt'schc Kapelle er gaben eine trefflich gelingende Gcsammtwirkung. Mit poetischem Geschick hat W. P. Graff eine Reihe lyrisch dramatischer Situationen aus dem großen Epos für die Composition umgedichtet: zu wenig, um den reichen Inhalt desselben in neuer Form zusammen- fasse» zu können, zu viel, als daß ein Componist in dieser zerstückelten Form, in diesen illustrircnden Tonbildern ein abgerundetes Ganzes schaffen und eine Ermüdung der Hörer bei der ausgedehnten Behandlung des uns fern liegenden epischen Stoffs vermeiden konnte. Aber Max Bruch hat in denselben mit großem Talent und mit Begeisterung für dic Aufgabe eine Fülle schöner, reich rrfundcner, tief nnd wahr gefühlter Musik gegeben; in einzelnen Situationsbildern plastisch gegen ständlich, mit kühner, kräftig charakteristischer Malerei, geistreich nnd auch verschwenderisch im instrumentalen
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