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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.06.1893
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-06-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930610021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893061002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893061002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-06
- Tag1893-06-10
- Monat1893-06
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Uaiversitätlstraß» i, L,nts Asche. techniaeastr. 14, pari, »ad Köatg«pla» 7. Abend-Ausgabe. rimMr.TagMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. A«zetge«-Prei- dte «gespaltene Petitzeile SO Pfg. Reklame» »ater demSiedacttonlstrich l4ge» spalte») 50-4. vor de» Famtliraaachrichle» (Sgrspaltea) 40^. Nrüßrre Lchristea laut »aserem Prris- verzeichniß. Tabellarischer and Zisserasatz »ach höherem Tarif. Ertr«-Beilagen (gesalzt), a»r mit der Morgen »Aulgabe. ohne Poslbrförderaag >6 SO.—, mit Postbesörderuuf 7v.-x Annahmeschlaß für Anzrigear Ab«»d»Aasgab«: Vormittag» 10 Uhr. Morgea-Au-gabe: Nachmittag» »Uhr. Eoan- und Festtag» früh V,ö Uhr. Bei de» Filiale» und Annahmestelle» je rt»r halb« Stund« früher. >»iet,ea find stet» an di, ErNedttt»» zu richte». Druck und Verlag von L. Pol» i» Leipzig H2S3. Sonnabend den 10. Juni 1893. 87. Jahrgang. ' 8»ul!-0 -Lar. 205 0. 320 0. noä iO'i.OO 6. 107,35 6. 100.40 0. 107.40 6, 87 40 6. 100 25 6. 97.40 L tOOLb 6, 102. - L 103. — 0. 101»)» I03.SLL 8»I»id«», 10S,—L 103, — 6, 103,7» 6. 103,SO 6, 103.7» 0. 104.3» 0, 104») 0. 104») g. 104.00 0. 104 »0 L 104.8» 0. 90,— ü. 91^0 0, 91») L 103L0 0. 104— 0, 103,7» 0. I04L0». 104, -0. 104,— O, 10».— 0, .103,80 0, Iatz»»t»id»e. cre» 15732 18582 -9- 128- 12P52 I42L2 144.- I»7,70 11880 11730 948» 00I) 9,79 123, » «41» 238- 228 — 37552 482.- 123 25 879 autmor« 8231 »Iv.li« ltz» r 0ri«:d'» « »L. 8er»1.8^, Ut». >I,id, >12»^ l.-8tilde, >d»da«» »lol»«» -aa.I-5 »»4^,5 e. tt-»4 4 «008 r« r»v»»> 2«, 8, „»«8 »a»atdr, 1»r-^ Kr gefälligen Geachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den 11. Juni, vormittags nur bis VsS Ühr Met. Lxpkilltlon <168 loelprlxer l'Lxedfattes. klmtlitze Bekanntmachungen. Bekanntmachung. . I» der «acht »o» »«riaen Toiiner»tag »um Freitag ^»m 1 Uhr ist aus de« Kege von Leipzig-Stein,schockier > uch Lettzzig-Lchleutztg. unmittelbar bet den sogenannte« «iturrlen, »an etnem Unbekannten an einer in Letuzig- > Aetuzschocher «ahuhasteu Ara» der versuch eine» Sttt- > lchmtsoerbrechens begangen «arden. Ler Unbekannte, welcher ebenfalls »an Lei»zig-S>ein- hchacher brr gekommen ist. wird beschrieben als aus- phtttber Zwanziger, non langer schmächtiger Gestalt, mit > Wullen Lchuurrbärlchen. Sr bat gute dunkle Sletdung. irtbesondrre etn sehr kur» gehaltenes Lacket getragen, keim -nkbeUeidung hat tu geblümten vausschuhen be- s ln,»«». Sr soll aufsallend schars »aS « ausgesprochen che». Str ersuchen. Alle«, wa» »ur Srmtttelung des fragliche» ! Ubrkanuten biene« kann, schleunigst zur Scnntnitz unserer tttntual-Abtheilung,« bringen. Leipzig, am S. Juni 18VS. I»kr» L^«Il»ete»iiit «l«r I viputg. TU. 17ir. vretschnether. R. Lekanntmachuug. Nachdem dem beim Unterzeichneten Polizeiamt angestellten Criminalcommtssar Affesior Srich Müller ! »it Zustimmung des Rache» der Stadt Leipzig das Dieustprädlcat .Itlizeirath" beigelegt worden ist, wird die» hierdurch zur üfseut- Ich» Nenotuib gebracht. Leipzig, am S. Juni 18S3, Da» Palizetamt her Stadt Leipzig. sV.L.Nb6. Bretschneider. VeutschlanL und das Ausland. ü Mit verhaltenem Athem sieht Frankreich der Ent> > »ickelung der Dinge in Deutschland zu. Mit einer nationalen Litciplin, die uns Bewunderung und Neid erregt, vermeidet i« französische Presse Alles, wa- die Arbeit der die erhöhte Sicherung de» Reiche- bekämpfenden Parteien stören könnte. Su» res »gitar. Es bietet den besten Maßstab für den Grad der kartnverblcndung der Gegner der Militairvorlage, daß sie das krdrobliche in der regungslosen Spannung der Franzosen nicht nieuum oder nicht beachten zu müssen glauben. Unsere Feinde «a 1810 wünschen und erwarten, daß die deutschen Wähler Opfer, welche die Ausgleichung der französischen Uebermacht «fordert, verweigern werden. Damit ist die Unhaltbarkeit ! ln Ansicht dargethan, Frankreich rechne darauf, daß Deutsch- ltid sich durch seine Rüstungen zu Grunde richten werde, cha geraden Geaeutheil fürchtet es von einer Ber härluag der deutschen HeereSmacht die Durch sieuzung seiner Rachepläne. Und des Wciterm ist trraelhan, daß Frankreich die wirthschaftliche LeistungS- sihigkeit Deutschlands günstiger beurtheilt als die Lolllbethörer in Deutschland sie anzusehen sich den Anschein pbea. Dächte man jenseits der Vogesen, daß die Militair vorlage uns ruinöse Lasten auferlegc, dann allerdings würde man unS dort die „zu Boden ziehende? Rüstung von Herzen gönnen. So zeigen uns die Franzosen wider Willen die Noth- wendigkeit und sriedenverbürgende Bedeutung der HeereS- resorm — wenn wir sehen wollen. Der rabicale und klerikale Patriotismus macht indessen die größten Anstrengungen, den Wählern eine Binde um die Augen zu zieben. Cenlrum, Volks partei und Socialdemokratie brauchen Mandate, und darum wird Deutschland als ein von lauter zärtlichen Freunden um gebenes Land dargestellt. Die Organe der Volkspartei, er- muthigt durch das Debüt ihres Führers Baumbach, verlegen sich seit einigen Tagen mit Ausdauer aus die Diplomatie, selbst verständlich, um zu dem Ergcbniß zu gelangen,, daß die Rede des Grasen Kalnoky einen Wcndepuncl in der europäischen Lage in der Richtung der Anbabnung des ewigen Friedens bezeichne. Mit der im Augenblick unzweifelhast günstigen Lage reicht diese Demagogie natürlich nicht auS, denn die Wirkung der Militairvorlage kann und soll nicht in diesem und nicht im nächsten Jahre zum Vorschein kommen, ja die Inangriffnahme einer vielfach so tief einschneidenden Reform, wie die Militairvorlage sic in Aussicht nimmt, hat sogar das Vertrauen auf die Erhaltung deS Friedens in der nächsten Zeit zur Voraussetzung. Darum muß die augenblick liche Lage dem Volke als eine unverrückbare geschildert werden. Für die „Freisinnige Zeitung" ist es heute bereit- unzweifelhaft, daß die Annäherung Rußlands an Oesterreich vollendete Thatsache und daß damit eine fried liche Wendung eingetretcn ist, „bedeutsamer als je zuvor innerhalb der letzten 15 Jahre", also nach der Ansicht deS Herrn Richter auch bedeutsamer als die Bildung deS Drei bundes. Ebenso unzweffclhast ist cS diesem Staatsmann, daß die Besserung des Verhältnisses zwischen Oesterreich und Rußland mit einer Besserung der deutsch-russischen Be ziehungen und der europäischen Lage überhaupt Zusammen falle. Diese Auffassung ist vermuthlich aus den zünftigen Diplomaten Baumbach zurückzuführeu. Laien sind der An sicht, daß, wenn Oesterreich und Rußland sich hinter dem Rücken Deutschlands einander genähert haben, dicö eine Lockerung des Dreibundes und sohin nichts weniger als eine Friedensbürgschaft bedeute. Man glaubt sich auf den Fürsten Bismarck berufen zu dürfen, der eS wiederholt als eine Ausgabe Deutschlands im Dreibund bezeichnet hat, zwischen Rußland und Deutschland zu vermitteln. Etwas ganz Andere« wäre eS aber, wenn ein Bundesgenosse DeutscklandS ohne dasselbe eine veränderte Stellung zu einer zu Frankreich neigenden Macht (Kronstadt!) eingenommen hätte. Wobei nicht außer Acht zu lassen wäre, daß die päpstliche Politik der Annäherung Rußlands an Frankreich nicht ferne gestanden hat. Wir wisse» nicht, ob man im Landrathsamt zu Meiningen oder in derObcrbürgermeistcrei von Danzig jemals etwas davon gehört hat, daß auch von Wien ein Weg nach Rom führt, können aber in keinem Falle an dieser in der Geschichte einige Male bemerkbar geworoenen Thatsache zweifeln. Wenn also, was sehr unwahrscheinlich ist und wofür die Rede deS Grafen Kalnoky jedenfalls keinen Anhaltspunkt bietet, eine wesentliche Acnderung i» der politi schen Constellation eingetretcn sein sollte, so wäre sie jeden falls auf Kosten des deutschen Einflusses, dessen Stärke gleichbedeutend ist mit der Stärke der europäischen Friedenspolitik, vor sich gegangen, und wenn Deutsche an eine solche Acnderung glauben, so müssen sic hinsichtlich der Militairvorlage das gerade Gegentheil von Dem empfehlen, was die Herren Richter, Liebknecht und Bebel anpreiscn. Politische Tagesschaa. * Leipzig. 10. Juni. Während der Berathungen deS aufgelösten Reichstags über die Militairvorlage ist bekanntlich auch von den Rednern und der Presse derjenigen Parteien, die eine Ver stärkung unserer Wehrkraft sür nöthig erachteten und deshalb eine Verständigung über die Vorlage herbeizuführen suchten, darauf hinaewicsen worden, daß bei unserer wirthsckastlichen Lage eine Erhöhung der Militairlasien auf das Maß deS Unerläßlichen beschränkt werden und auck daraus Bedacht geiwunncn werken müsse, daß im Reiche sowohl wie in den Einzelstaatcn für Culturzwecke nicht selten daS Geld fehle. Dieser Hinweis war durchaus am Platz, eS ist ihm auch bereits Rechnung getragen worden durch die Zustimmung der ver bündeten Regierungen zu dem Anträge Huene, und eS wird ibni ferner Rechnung zu tragen sein, wenn eS sich um die Beschaffung von Mitteln für culturelle Zwecke handelt. Jetzt werden aber von den Gegnern deS Antrags Huene jene Hin weise zu der Behauptung ausgebauscht, Deutschland sei schon so mit Militairlasien überbürdet, daß für Eultur- zwecke nichts mebr übrig bleibe und die Annab me deS Antrages Huene unfehlbar den wti-thschastlichrn und cnlturevc» Ruin deS Volkes nack, sich zieben würde. Zur rechten Zeit erscheint daher bei Gustav Fischer in Jena von Rickard von Kaufmann unter dem Titel „Die öffentlichen Ausgaben der größeren europäischen Länder nach ihrer Zweckbestimmung" eine Schrift, die auf Grund eines umfassenden und sorgfältig gesichteten amtlichen Quellenstoffes untersucht, in welchem Verhältniß die Bevölkerung der hervorragendsten europäischen Staate» zu den öffentlichen Lasten beiträgt. Auf Grund streng wissen schaftlicher Untersuchung gelangt er zu Schlüssen, welche jene Behauptungen unserer Opposition auf das Schlagendste wider legen. Wir können natürlich nicht die ganze Schrift Kauf mann'- zuni Abdruck bringen ; aber eS genügt auch, wenn wir anführe», daß der Verfasser die vom Staat ge machten Ausgaben für Staatsschulden aus den Kops der Bevölkerung in Preußen mit 10,08, in Oesterreich mit l2,33, in Italien mit l8,lk, in Frankreich mit 22,8, in Großbritannien mit 14,86, in Rußland mit 9,80.6 berechnet. Tic vom Staat gemachten Ausgaben für LandeS- vcrtheidigung betragen auf den Kopf der Bevölkerung in Preußen 13,52, in Oesterreich 7,88, in Italien 9,30, in Frankreich 20,02, in Großbritannien 16.73, in Ruß- Rußland 9,3l Keines von den verglichenen Ländern trägt eine so leichte Last für Staats schulden und Landesvertheidigung zusammen, wie Preußen-Deutschland. Bei gleicher VolkSzakl wie Frankreich würde Preußen, bei ebenfalls gleicher Belastung durch die Landesvertheidigung wie dort, rund 630 Millionen verausgaben, gegen rund 430 Millionen, die tbatsächlich auf den preußischenAnthcil fürLandcSvcrthcidiguiig l892 93 veraus gabt worden sind. Dann aber fällt zu Gunsten der Finanzen Preußens und ähnlich auch der übrigen deutschen Einzelstaatcn mS Gcwicbt, daß hier die Domanialeinnahmen ganz unver- hältnißmäßig größer sind, als in irgend einem anderen der in Vergleich gezogenen Länder. Das aber kommt wieder daher, daß die sämmttichcn Staatsschulden Preußens und der anderen deutschen Lander zu „nützlichen" Anlagen verwandt worden sind, d. h. solchen, welche ihre Anlagckosten verzinsen und tilgen und darüber hinaus noch Uebcrschllsse erbringen. Die Domanialeinnahmen entlasten eben den deutschen Staatsbürger in viel wirksamerer Weise, als solches in einem der verglichenen Länder der Fall ist. Die jenigen, die behaupten, daß der „Militarismus" sür alle übrigen Enllurzwcckc bloS kümmerliche Reste übrig lasse, werden durch von Kausmann dahin belehrt, daß auch unter den sämmtlichen irgend belangreichen Verwendungszwecken auS dem Gebiete der Civilvcrwaltung keiner ist, in dem Preußen-Deutschland sowohl nach dem Kopf-Satz wie im Procentverbältniß der einzelnen Ausgaben zu den ge summten Ausgaben nicht einen ehrenvollen, wenn nickt, wie cS meist der Fall ist, den ersten Platz ein nähme. So werden für die Sicherheit im Innern, Wohl thätigkeit, Gesundheitspflege, Justiz und verwandte Zwecke in Preußen verausgabt auf den Kopf 7,8t .6, in Ocstcr- rcick 5,16 .6, Italien 5,22 .6, Frankreick 5,08 .6, Rußland 2,54 .6 Bei der Förderung deS Erwerbs lebens wird Preußen mit einem Kopfsatz von 1,53 nur von Oesterreich übertroffen, welche» hierfür 2,65 veraus gabt, während sonst nur Frankreich hierfür etwas über l die andern Staaten nicht einmal diesen Betrag, Italien nur 34-s verwandten. Für Unterricht, Miss en schaft und Kunst werden verausgabt in Preuße» 7,70 gegen in Oester reich 4,39 .6, Italien 3,09 Frankreich 6,63 England 6,30 .6, Rußland >,3l u. s. w. Damit soll nicht gesagt sein, daß in Preußen und im ganzen Reiche nicht noch mehr geschehen könne und müsse für culturelle Zwecke, deren Förderung die Schaffens- und Erwerbskraft des Volke- steigert und dadurch auch die Tragung der mili» tairischen Laste» erleichtert. Aber jedenfalls beweisen die angegebenen Zahlen, daß daS Reich noch keineswegs an den Grenzen seiner wirtdschastlichen LeistungSsäbigkeit angekommen ist und trotz seiner militairischcn Lasten für culturelle Zwecke durchschnittlich noch mehr aufwendet, als jeder andere europäische Staat. Der starke Eindruck der Erklärungen de- Grase« Kalnakq spiegelt sich in den lebhaften Erörterungen wider, welche dieselbe» in der aesammten europäischen Presst hervor- gerufen haben. Graf Kalnoky selbst hat daS Bcdürfniß em» psunvcii, in der gestrigen Sitzung de» BudgetauSschuffeS der österreichischen Delegation auf seine früheren Erklärungen zurückzukommcn und sic, insonderheit den Standpnnct er kämpfend, welchen hervorragende deutsche Blätter, wie die „Nalionatzcitung", bei Beurtheilung dieser Angelegenheit eingenommen haben, eingehend zu erläutern bez. richtig zu stelle». Wir geben die ausführliche Mittheilnng über die gestrigen Acuycrungen deS österreichischen Minister- deS Auswärtigen unter „Oesterreich-Ungarn". Die DiS- cussion in der Presse erstreckt sich vorwiegend auf daS Verhältniß Rußlands zu den beide» mittel europäischen Kaiscrmäckten. Nicht minder knüpfen die Preß- erörterungcn an jene Acußerungcn an, welche Gras Kalnoky über die Beziehungen zwischen Oesterreich-Ungarn und Rußland getban hat. Man erinnert sich bei diesem Anlässe, daß vor nicht langer Zeit von einer Verstimmung deS Zaren die Rede war, als deren Ursache die Audienz deS bulgarischen Minister- Präsidenten Stambulow bei dem Kaiser Franz Joseph be zeichnet und als deren Folge die ausfällige Umgehung Wien» bei der Heimfahrt de» Großfürsten Wladimir auS Rom angesehen wurde. Man nimmt ferner an, daß jene Ver stimmung deS Zaren durch den Besuch deS Kaiser» Franz Joseph bei dem Minister v. GierS erheblich gemildert worden sei und daß die deutsche Intervention, durch welche der Empfang deS Fürsten Ferdinand von Bulgarien bei dem Sultan vereitelt wurde, den Zaren mit großer Genugthuung erfüllt habe. So sucht man sich an der Hand einzelner Thatsachen und ihrer angeblichen Wirkungen die Wendung zu erklären, welche Graf Kalnoky zu constatircn in der Lage war. — Wie man sich in Paris die Wiener DclcgationSredcn zurcchtlcgl, darüber möge eine Probe au- dem „TcmpS" Platz sinden. „Man kann sagen", so bemerkt diese« Blatt, „daß Gras Kalnoky bestrebt ist, Wien an Stelle Berlin» zum Stütz- uiid Drehpunct der großen internatio nale» Maschine zu machen. Seine Rede ist ein haupt sächliches Symptom dieser Schwenkung, und deshalb wird man sich durch seine Ausführungen in Berlin sehr empsindlich berührt fühlen, so empfindlich, daß man wahrscheinlich einen Tbeil dieses Eindruckes zu verheimlichen suchen dürfte. (?) Man bat allen Grund, zu glauben, daß Oesterreich sich zu einer Wendung der Dinge beglückwünscht, welche ihm wieder einen Tbeil jenes Ansehens und jener Autorität zurückgiebt, welche die Dynastie der Hohenzollern aus Kosten der Habs burger »ach und nach usurpirt hatte. Es kann sich um so mehr dazu beglückwünschen, al» die Allianz, die man ja zur Zeit noch als ^cine LebcnSnothwendigkeit bezeichnet, dadurch nicht gefährdet ist." Fs«illeton. Offene Pforten. Roman von B- W. Howardt. (Fortsetzung.) Nachdruck »rrdolrn. Neunte« Capitel. Die beiden Lieutenant», Herr v. Raven und Herr v. Haller, schätzten sich glücklich, ein neue» schönes Gestirn am Himmel d«, Wynburg aufgehen zu sehen; v. Raven beeilte sich, Gabriele tir Taffe Kaffee, welche die Hausfrau für sie eingcschenkt, zu räche», und v. Haller präsentirt« ihr den Kuchenkorb. Die I»2Am Damen fragten sie, ob sie Wynburg schon kenne und »d e» ihr gefalle, worauf sie sich wieder ihren eigenen Interessen «wandten und nebenbei Gabrielen- Toilette mit kritischen Micke» betrachteten. Tie Unterhaltung wogte sehr lebhaft hin und her, ohne da« Gabriele besondere» Gefallen an den Gesprächen über wildfremde Personen und Verhältnisse gesunden hätte; jetzt len die Rede auf einen Ball beim französischen Gesandten, m« Kraulein Emma Mayer sagte mit großer Bestimmtheit: „Natürlich gehen wir Alle hin — dort amüsirt man sich tttl käftlich. — Sie gehen dock auch bin, Fräulein v. Dobna?" .Lelbstverständlich", warf die Gräfin au» dem Salon ialchrr ein, „meine Nichte soll sich nach Möglichkeit amüsiren. O (hmeud — Jugend", setzte sie mit schwärmerischem Augen- »sschüg hinzu, „du blühst nur einmal!" .«er Einzelnen, Gottbegnadeten bleibt sie immer treu", Rikrte der alte Oberst galant, indem er der Gräfin die tzidllßte. k» schmachtender, dankbarer Blick belohnte den alten hm» «d die Laune der Gräfin hatte sich auffallend gehoben, r* »loderte so liebenswürdig, daß Gabriele sie ganz er beut «»blickte — sie erzählte französische Anekdoten und ml ab und zu einen kleinen Schluck Enratzao. 2»j»ssch«n wechselte die Majorin einige scherzhafte Be- altztzßni «it v. Raven, lächelte v. Haller zu, streichelte die Wange ihrer „herzigen" Bertha, flüsterte ihrer „süßen" Emma ein Compliment in» Ohr und recapitulirte mit Gabriele die Gelegenheit, bei welcher sie ihren Vater kennen gelernt Dann schwebte sie wieder zu ihren älteren Freunden in den Salon, und v. Raven brachte das Gespräch auf die Frükjabrs- rennen und sprach die Hoffnung auS, daß Gabriele dies herrliche Schauspiel genießen werde. „O, Jedermann geht hin", flötete Bertha Mayer. „Jedermann", secundirte die Schwester. „Wir Beide, Raven und ich, werden mitrciten", kündigte v. Haller an. „Wie entzückend — wie himmlisch!" riesen die Zwillinge enthusiastisch. „Da- gnädige Fräulein reiten auch?" fragte v. Raven lebhaft. „Ja", lächelte Gabriele, „ich reite, seit ich denken kann." Die Osficicre waren entzückt; v. Raven überlegte bei sich er wolle ibr seine Jennv anbieten, und v. Haller sah sie im Geiste schon aus seiner Sylphide, während die Zwillinge und Fräulein Sophie v. Müller cS im Stillen sehr anmaßend von der Fremden fanden, daß sie gleich die Eonversation mit den Lieutenant» an sich riß. Eine Weile besprachen die Osficicre mit Gabriele die Vorzüge ihrer Pferde, und Beide waren er staunt über die Kenntnisse, welche die Baronesse in dieser Hinsicht an den Tag legte, bis Sophie der Unterhaltung einen Dämpfer auszusetzen beschloß, indem sie abweisend bemerkte: „Mama bält eS für sebr unpassend sür junge Mädchen, wenn sie sich aus Pferde verstehen; wir reiten natürlich auch, aber wir dürfen niemals in die Ställe gehen und verstehen gar nicht« von Pferden." „Dann wundert es mick nur, daß Sie reiten können, Fräulein v. Müller", äußerte Gabriele ruhig; „mein Papa behauptet, um gut zu reiten, müsse man sein Pferd studiren." „Und darin hat Herr v. Dohna vollkommen Recht", er klärte v. Raven; „auch ihr Detter Hugo, gnädiges Fräulein, huldigt dieser Ansicht" „Sie sind Graf Hugo « Freund, Herr v. Raven?" fragte Gabriele lebhaft. „Ja — armer Schelm! Sah ihn gestrr. — sieht ent setzlich auS — hohläugig und bleich, wie eine Leiche, die schon im Grabe gelegen!" „Er war der beste Reiter im Regiment", bemerkte v. Haller, seine Stimme mit Rücksicht auf Gräfin Adelheid dämpfend. „Er sah aus wie ein Halbgott, wenn er zu Pferde saß", seufzte Fräulein Emma. „Wie ei» Halbgott", seufzte auch Bcrtba. „Werde ihn bald wieder besuchen", sagte Raven theil- nehmcnd. „Ick auch", nickte v. Haller mit einem spöttischen Seiten blick aus den Kameraden. „Vielleicht theilen daS gnädige Fräulein Hugo einstweilen mit, daß wir bald kommen", bat v. Raven. „Wenn ich Graf Hugo sehen sollte, sehr gern", sagte Gahriele errötbend. „Tbeuerste Adelheid, Deine Großmutk ist wirklich fürst lich", klang in diesem Augenblicke die Stimme der Majorin herüber, „Du läßt mich doch nie im Stich." „Aber wer sollte bei einer solchen Gelegenheit nicht mit vollen Händen geben", wehrte die Gräfin sanft ab. „Hunderte aus Lebenszeit verkrüppelt — Kinder, deren Eltern vor ihren Augen zermalmt wurden — Eltern, die ihre Lieblinge, die Stutzt ihres Alter», beweinen — o, cS ist zu gräßlich!" „Was ist denn gescheben?" sragte v. Raven bestürzt. „In Ancona ist eine Kirche eingestürzt", erklärte die Majorin mit Tbränen in den Augen, „und dadurch sind zahllose Faniilicn unglücklich. Der italienische Eonsul bat eine Sammlung ver anstaltet, und da er zu meinen speciellen Bekannten gekört, habe ich mir'S nicht nehmen lassen, auch mein Scherslein bci- zntragen. Ich gedenke, einen kleinen Bazar zu arrangiren, alle meine guten Freunde werden mich gern unterstützen, und meine tbrure Adelheid bat Die» bereits avfs Edelmütbigste getban." Auch der Gräfin Augen feuchteten sich; die Leidenden, deren Seufzer sie nicht hören, deren verstümmelte Glieder sie nicht sehen mußte, rührten sie unaussprechlich. Jetzt erhob sie sich, um zu gehen, und sofort stand Gabriele an ibrer Seite. „Und nicht wabr, theucrste Adelheid, Du interessirst auch Graf Hugo für Ancona?" „Gewiß, er wird sich - nicht nehmen lasse«, Hülfe zu spenden und nun gar in diesem dringenden Falle." „Freilich — er ist ja seiner Mutter Sohn", sagte die Majorin sanft. Gabrielen» Herz war voller Theilnahme, und fest über zeugt, daß sie die Gräfin falsch beurtheilt habe, stahl sie ihre Hand bei», Hinabgebcn mit leisem, abbitlendem Drucke in die der Tante. Aber diese schob die Hand de» Mädchen- zurück und sagte mürrisch: „Laß daS — wenn ich treppab gehe, kann ich keine Be rührung vertragen." Erkältet und verletzt schritt Gabriele schweigend zum Wagen; die Gräfin rief beim Einsteigen dem Kutscher zu: „Zur Gräfin Waldenberg", und fügte dann zur Erläuterung für daS junge Mädchen hinzu: „Wir besuche» beute nur meine nächsten Freunde — sür formelle Besuche ist eS zu spät. Du warst übrigens ziemlich unverbindlich gegen die ,»ngen Damen, die sich doch säinmllich in der besten Gesellschaft bewege»." „Meinst Du die Schwestern Mayer?" fragte Gabriele er staunt. „Ja wohl — sic mögen nicht sebr tief und gelehrt sein, aber man sicht sie überall gern. Bei der Gräfin Waldenberg darfst Du schon steif und formell auflretcn — sic liebt der gleichen, und sic ist bei Hose sehr einflußreich und der besondere Liebling der Königin. Augenblicklich hat sie ihre Sorgen, sie will ibre Tochter verheirathcn »nd da- macht ibr ziemliche Schwierigkeiten", schloß sie spöttisch lachend. „Noch Eins", setzte sie nach kurzer Pause binz», „die Gräfin ist sehr klug »nd liest viel, sollte sie mit Dir von Bucker» sprechen, dann gehe aus ihre Unterhaltung ein, mit jungen Mädchen und >ungen Herrn dagegen wäblc ein andere» Tbema; cS würde pedantisch klingen, wollten junge Leute über Bücher sprechen. Man muß stets intelligent, aber niemals originell erscheinen wollen. Gabriele." „Eine wohlerzogene Ente setzt ihre Zehen hübsch einwärts", murmelte Gabriele belustigt vor sick bin, eingedenk der weisen Lehren, welche die Enlciiinuttcr in Andersen » reizendem Mär chen ihrem häßlichen jungen Entlein erthcilt, bevor sie e» mit auf Hen Hof nimmt. Tie Gräfin sah das Lächeln in
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