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Sächsische Volkszeitung : 24.09.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-09-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-190309244
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19030924
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19030924
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Volkszeitung
- Jahr1903
- Monat1903-09
- Tag1903-09-24
- Monat1903-09
- Jahr1903
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 24.09.1903
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sMuna «-scheint täglich nachm, mit Ausnahme der Sonn. n. Festtage. Bezugspreis r Vierteljahr!. 1 Mk. 8« Pf. (ohne Bestellgeld). Post-Bestellnummer 8888. Bei außerdeutschen Postanstalten laut Zeitungs-Preisliste. Einzelnummer 1« Pfennige. Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit, Recht und Freiheit. 0«c»«n,climl, stOMloi, «na «„cd»kirr,nie, Dresden, Pilluitzer Straße 43. Nr. 217. Redaktions-Sprechstunde: 11—1 Uhr. Am. N°. l.,««. Katholiken r Rupert. Doniierstng, den 24. September 1903. enr Gerhard. Wissenschaft und Gottesglanbe. In Kassel begann am 20. d. M. die Tagung des VI. Kongresses der Naturforscher und Aerzte. lieber 1200 Teilnehmer hatten sich zusammengefunden. Nicht nur aus Deutschland. Oesterreich und der Schweiz, auch viele Teil nehmer ansHolland. Skandinavien. England. Rußland und jenseits des Weltmeeres wohnen den Beratungen bei. Der Kongreß hat neben den allgemeinen Versamm lungen. Geschästssitzungen usw. noch !iO Abteilnngssitznngen, darunter die Gruppen für Physik, Mathematik, Chemie, Elektrochemie. Geophysik, Geographie, Mineralogie, Botanik, Zoologie, Anthropologie, Pharmacie, Anatomie. Pathologie, die verschiedenen medizinischen Fächer. Zahnheilkunde, Militärsanitätswesen, gerichtliche Medizin, Hygiene, mathe matischer und naturwissenschaftlicher Unterricht, Tierheil kunde usw. Die medizinische Hanptgrnppe wird in einer besonderen gemeinschaftlichen Sitzung sich mit der Licht- therapie beschäftigen, wozu drei Vorträge von Prof. Mac- fadyen-London, Prof. Jensen-Breslan und Prof. H. Nieder- München angemeldet sind. Ueber die hochwichtigen Beratungen, die höchst inter- essanten Mitteilungen aus den Gelehrtenkreisen zu referieren, möge den Fachblättern Vorbehalten bleiben. Der im Namen der Stadtvertretung den Kongreß begrüßende Geheime Kommerzienrat Pfeiffer hob mit Recht die Bedeutung des deutschen Forschergeistes hervor, der reiche Erfahrungen ge sammelt hat, ans denen wir so manches Kostbare lernen. So dankbar daher die Wissenschaft ihren Jüngern sein muß, wo sie Erfahrungen auf dem Gebiete der Natur- forschung sammelten und dadurch den ungeheuren Fortschritt auf allen Gebieten ermöglichten, so haben hiebei manche ver gessen, die Grenze zu beachten, wenn sie ans den Ergebnissen die Folgerungen auf ein Gebiet anwandten, das zu dem transzendentalen gehört, also dem Bereiche der Retorte und des Seziermessers entrückt ist. Um so tadelnswerter ist es daher, wenn Männer der Wissenschaft den Sprung aus dem empirischen Gebiet hinüber ins Gebiet des Unsichtbaren machen, um daraus Waffen gegen alles, was der christliche Glaube lehrt, zu schmieden. Gleich der erste Vortrag auf dem Kongresse wagte sich mit großer Kühnheit und einem bedauerlichen Ungeschick auf das Gebiet, welches der Naturwissenschaft im Allge meinen verschlossen ist. Professor I)r. A. Ladenburg ans Breslau sprach über „Einfluß der Naturwissenschaften auf die Weltanschauung". Das Thema ist sehr wohl geeignet, auch von einem ungläubigen Gelehrten wissenschaftlich, da her objektiv behandelt zu werden. Professor Ladeuburg machte aus seinem Unglauben keinen Hehl, verband ihn aber mit einer ganz erstaunlichen Oberflächlichkeit, wie man sie bei wahren Gelehrten nicht zu finden Pflegt. Als Vertreter des modernen Materialismus und Naturalismus verdienten seine Ausführungen eine kurze Aufmerksamkeit Der Vortragende machte eine Wanderung durch die Weltgeschichte. Die Weltanschauung der Griechen war wissenschaftlich, mit dem Christentum gingen aber die ge- wonneuen Ansätze wieder verloren. ,. das Mittelalter breitete .tiefe schatten aus. fast tausend Jahre mußten ins Land gehen, ehe nach Ueberwinduug der Scholastik durch den Humanismus von einem Wiedererwachen der Wissenschaft und damit von einer Rückwirkung der Wissenschaft auf die Weltanschauung geredet werden konnte". Muß man aus diesem Gedankeugaug schon die unwissenschaftliche Phrasen- logie bewundern, so kann das Folgende noch mehr ein mitleidiges Lächeln nicht verwehren. Erst 200 Jahre später beginne nun das Zeitalter der Naturwissenschaften. Das Coperuikussche System, des Newtouschcu Gravitationsgesetz machten „die Phantastische Spekulation zu schänden"- „es mußte dem Menschen klar werden, daß es ein Traum,' eine Vermessenheit war, sich in den Mittelpunkt der Welt und in nähere Beziehungen zum Herrn der Welt zu bringen und zu glauben: „und er schuf den Menschen nach seinem Ebenbilde". Ans diesem unbewiesenen, im .Kopfe des Pro- fessors Ladeuburg selbst konstruierten, nicht sehr tiefsinnigen Schluß kommt er ans die Bibel zu sprechen. Seine An- nähme über den Wert derselben besteht in der ebenfalls nur aus der Lust gegriffenen Behauptung, die Bibel könne nicht göttliche Offenbarung sein, weil das Alte Testament das Werk 'phantasiereicher, aber kenntnisarmer Menschen und das Nene Testament ebenso Menschcnwerk sei. Die Kirche, sagt Redner weiter, habe es empfunden, daß durch die neuen Ausschlüsse die Stellung des Menschen zum Schöpfer entscheidend verändert werden müsse. Den Be weis hierfür bleibt Redner selbstredend wieder schuldig. Er behauptet nur. daß die grausamen Verfolgungen der katholischen und protestantischen Kirche den Zweck hatten, denFortschritt der Wissenschaft zu hindern; —einer Pseudo wissenschaft, wie Ladeuburg sie zum Besten gab, jedoch der echten Wissenschaft nie. Redner streift sodann die von berühmten Empyrikern ausgestellten Naturgesetze und behauptet schlankweg, daß die Vorstellung eines weltbeherrschenden Gottes mit dem ge- setzmäßigen Verlauf alles Geschehenen kaum vereinbar sei; jedenfalls könne auch er nicht über den Gesetzen stehen. Er müßte doch sonst irgendwo und irgendwann in Er scheinung treten. Wenn auch unsere Vorstellungen über die Entstehung des Weltalls nur dunkel und unklar seien, so stehe das eine doch fest, daß die Vorstellung eines be stimmten Urhebers, der unabhängig von der Welt selbst stände, durch nichts zu stützen sei. Man sieht, der Herr macht sich den Schluß sehr leicht- Wir finden Gott weder durch die Chemie noch durch eine' andere Wissenschaft ans, er tritt also nirgends in die Er scheinung — folglich existiert er nicht. 2 Jahrgang. -.7 amworlcte ihn, ri„ Smd-,,.-L T-n-s de-» der" I-im Wci-.l,°it Pro,-!!°r Bock di-,° a»! den, Lührck 'U,d'i!c„ 7L" nichts- l'l-lachwrs cr>°m° „lolchchws Br,wo-. Mir, Student mehr Vogik in, Veil.,-. Mo dir gelehrten Meister, die sich mit ihrem Bravo blamierten. Darwm — sein Name wurde natürlich auch genannt und Pros. Ladeuburg trat, zwar sehr vorsichtig, "für die Abstammung des Menschen und Tieres von derselben Äta,uniform ein. Darwin hat seine Säge als Hypothese behandelt; seine Junger versuchten sie als Tatsache zu be weisen. Der berühmte Professor Virchow hat mit der Lange der Satyre diesen Versuch wiederholt als nnwissen- schriftlich bezeichnet. Man würde Darwin überhaupt Unrecht tun, ihn für den jetzige» materialistischen Darwinismus verantwortlich machen zu wollen. Er setzte noch einen Schöpfer für die Urformen voraus. Die Epigonen Büchner. Vogt, Hackel aber entwickeln die Hypothese der Deszendenz'- theorie bis zu den äußersten Konsegnenze» deS Materialis mus. Noch mehr solcher abenteuerlicher Phantasiegebilde, wie die Darwinsche Hypothese und das Ansehen der'Natin> Wissenschaft wird ans das Bedenklichste erschüttert worden. Das siegeSgewissc und selbstbewußte Auftreten des Professors Ladeuburg muß bei jedem etwas vielseitiger, gebildeten Manne Mitleid erwecken. Die Reaktion, welche sich unter wahrhaften Leuchten der Naturwissenschaft zu vollziehen begonnen hat. scheint bisher ans dem Kongreß keinen Vertreter gefunden zu habe»; vielleicht entsteht noch einer, der die Herren der Natnrwissenschaften aufmerksam macht, daß ihre Autorität dort anfhört, wo das Arbeitsfeld für ihre Experimente zu Ende ist. Tie moderne Natur- Wissenschaft vermag das positive Christentum nicht zu er schüttern. Ihm hat das seine Gift der Encyklopädisten nicht zu schaden vermocht, es wird auch den Angriff des in der blinkenden Rüstung der Wissenschaftlichkeit gekleideten Materialismus siegreich überwinden. LV. Politische Nuudschan. Deutschland. — Der „Vorwärts" läßt nicht von seinen „Kaiser- schloß"-Jdeen. Er veröffentlicht heute sogar das Klischee Blei inr Herzen. Erzählung von IN. von der LanS. AnS dem Holländischen übersetzt von L. van Heeinstcdc. (8. grortsetzun„,> (Nnckdrilck Verbote».) Seiner Worte jedoch eingedenk sprach sie leise für sich: „Nicht denken, nicht grübeln, ich darf nur für ihn beten." Neben ihrem Bette stand ein kleiner zierlicher Betstuhl an der Wand. Darüber hing ein elfenbeinernes Kreitz mit einer Mnschel, die als Weihwasserbehälter diente, und über diesem ein schöner großer eingcrahmter französischer Stahlstich mit der Unterschrift: „Inr (loiiicmi-oimo onfoix-o Uo Nariv." Das Bild stellte die heilige Jnngfrau dar als junges Mädchen, nicht älter als Annette und mit den nämlichen feinen, zarten Zügen, dem nämlichen träumerischen Ans- drnck. Vielleicht hatte die fortwährende Betrachtung jenes anmutigen, kindlichen und doch tiefsinnigen Angesichtes, woraus die feinfühlende Seele sprach, dem blonden zarten Kinde einige Aehnlichkeit mit der Gestalt der Heiligen verliehen; denn wenn man sie so beim Lampenschein vor dem Bilde sah, sollte man fast sagen, daß sie dem Maler als Modell gedient habe. Ein tief schmerzlicher Zug lag um die halbgeöffneten Lippen, wie in peinlicher Bewegung war die eine Hand nach dem von sieben Schwertern durchbohrten Herzen aus- gestreckt. Annette stellte sich auf das Kissen des Betschemels, und indem sie sich auf den Zehen erhob, streckte sie ihre schlanke Gestalt so hoch ans, daß sie die Lippen ehrerbietig auf jenes grausam zerfleischte Herz zn drücken vermochte. Dann kniete sie nieder und senkte ihr Haupt über die Lehne, so daß die langen blonden Haare wie ein glänzender Goldschleier über ihre Schultern niedcrfielen. Sie betete lange und innig mit hörbarem Geflüster der Lippen, wie in vertraulichem Gespräch mit jemand, der ihre Bitten mit offenen Ohrel« entgegennahm. Und wie sollte das Gespräch des unschuldigen Kindes, das für einen leidenden Vater flehte und das selber mit ihm litt, auch taube Ohren gefunden haben? t Am nächsten Morgen Punkt 8 Uhr saß Doktor de VrieS in dem Zimmer unten am Nebencingang des Hauses, wo er seine armen Patienten empfing. Eine große Anzahl elend anssehender und in ihren dünnen, schlechten Kleidern vor Kälte zitternder Leute fand sich ein. Mütter mit kranken, in Tücher eingewickelten Kindern, heruntergekommene Arbeiter mit grauen stoppe!- bärtigen Gesichtern, auch einige frische junge Mädchen oder reinliche alte Mütterchen, die nicht für sich selbst, sondern für andere kamen. Sie brachten an ihren plumpen, geflickten -schuhen den Schmutz von der Straße mit in den weißen Gang und, ungeachtet der großen Matte vor der Türe, sogar in das Wartezimmer, dessen Boden mit Wachstuch belegt war. Dort ließen sie sich mit knmmerbleichen Gesichtern und schmerzlichen Mienen ans die an der Wand stehenden Stühle, so weit diese reichten, nieder und warteten geduldig, bis an sie die Reihe kommen würde. Obschon die meisten dieser Leute einander fremd waren oder sich nur flüchtig beim Warten in diesem Raume kennen gelernt hatten, unterhielten sie sich doch öfters mit der Vertraulichkeit, die den Leidensgenossen ans den geringen Ständen eigen ist, in lebhafter Weise. Die Mütter mit den wimmernden Kindern ans dein Arm konnten es natürlich nicht unterlassen, sich gegenseitig das Leid ihrer Lieblinge zn klagen, während die alten Weiber lange Litaneien über alle möglichen Krankheiten und Widerwärtigkeiten ihres Lebens hersagten. Nur me Männer starrten gewöhnlich schweigend vor sich hin m er gaben nur kurze Antworten, wenn sie von den grauen an geredet wurden, Von Zeit zn Zeit, wenn die Stimmen zn laut wurden, sodaß der Doktor im Nebenzimmer dadurch gestört war , ertönte von dort ein kurzer ungeduldiger «chcllenklang, der sofort die Stille wieder herstellte. Ein anderes elektrisches Klingelzeichen verkündete, daß der Patient, der beim Doktor war, dessen Zimmer durch eine ziveite Tür verlassen hatte. Dann kam eine all gemeine Bewegung in die Schar der Wartenden, man rückte von dem einen Stuhl ans den anderen vor, und die Stehenden nahmen die freigewordenen Sitze ein. Gerade in einem solchen Moment trat eine ärmlich aber sauber gekleidete Fra» mit einem schwarzen Um- schlagtnch in die Tür und musterte mit verlegenen Blicken die bunte, schäbige Gesellschaft. Die Blicke, welcher sie begegnete, waren nicht beson ders freundlich. Es kam ihr vor, als wolle man sie schon auf der Schwelle zurückhallen mit der unbescheidenen Frage: „Was habt Fhr hier zn sck,affen?" Leute ans der Hefe des Volke* sehen gewöhnlich etwa-.' besser gekleidete Personen mit einem gewisse» Mißtrauen von der Seite an. besonders wenn jemand sich dort ein- findet, wo sie das Reich für sich allein in Anspruch nehme» möchten. Man glaubte vielleicht, die ,vra» gehe mit der Absicht nm. »och vor den anderen Einlaß zu begehren »m deshalb wohl mochte man sie mit argwohnstche» und wenig wohlwollenden Mienen betrachten. Müßt Ihr auch beim Doktor ,em. Mamsel l fu g eine alte Frau mit eine», spitzen Kinn, welche nahe an der ^ '"vi, ich mich»- -Mk» »»' DoNor -.-Pries -Mm-,».ci- km- A»a-r-d-i- ich»».»»», »>ch >»» I»""«»» ,»>r »»..'.» l°,,»>i- »1.-- di- M° ichnim-ijch, wo»-»," !>° v-ri-m-»,' w»„r!-»d"i,.- »». »i-m»»d ,M ,i°r-»- !", »> ^k,i-L7 »7" j»»'»!!»''».Lu,r.»!»,.»-».«-.>-», i» ich- Ecke gedrückt hatte. iiermkommen, mn sich „Di- brauch, wahrlich -"f'' a»d-r- nrati« vom Dottor b-ha»drl» »» - - ^ons-MW !->»>-> Stimme vernehmen. '' ?
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