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Sächsische Elbzeitung : 16.04.1908
- Erscheinungsdatum
- 1908-04-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787841065-190804164
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787841065-19080416
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787841065-19080416
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Elbzeitung
- Jahr1908
- Monat1908-04
- Tag1908-04-16
- Monat1908-04
- Jahr1908
- Titel
- Sächsische Elbzeitung : 16.04.1908
- Autor
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gernspreckstrUl! Nr. 22. Die „Sächsische Elbzeitung" erscheint Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Die Ausgabe dcS Blattes erfolgt TagS vorher nachm. 4 Uhr. Abonnements Preis viertel jährlich 1 Mk. 60 Pfg., ,wei- monatlich I Mk., einmonat lich 60 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pf- Alle kaiserl. Postanstalten, Postboten, sowie die ZeitungSträger nehmen stet» Bestellungen auf die „Sächsische Elbzeitung" an. MO AKT Amtsblatt siik dns MMt -MM ds MMt tzWtBmt M dkl kisdini i« smie sür dm MtimMeut jll ßeW». Mit „Illustriert. «»uuta--hlatt"< Mit Humor. Beilage „«etfentlaseu". Mit „Laudwirtschaftl. Beilage". Tel.-Adr.: ClbztliuNg. Inserate, bei der weiten Verbreitung d.Bl. von großer Wirkung, sind Montag«, Mittwochs undFreitag« bis spätestens vormittag« S Uhr aufzugeben. Prei« für die gespaltene CorpuSzelle oder deren Raum 15 Pf. (tabellarische und kompliziert« nach Übereinkunft.) „Eingesandt" unterm Strich SO Pf. die gelle. Bei Wiederholungen ent sprechender Rabatt. Inseraten-Annahmestellen: In Schandau: Expedition gaukenstraßr 1S4, in Dresden und Leipzig: di« Annoncrn«Bureau« von Haasenfiein L Bögler, Jnvalidendank und Rudolf Mosse, in Frankfurt a. M.: G. L. Daube L Eo. Mr. 4«. Schandau, Donnerstag, den 16. April 1908. 52. Jahrgang. Sum Karfreitag. Keine rauschende Festlichkeit, keine schmetternde Musik. Es ist die stille Woche, und am Freitag schaut sie am ernstesten aus. Karfreitag ist's. Im altsächsischen Heliand-EpoS wird er „aller Tage trübster" genannt, und in Wolframs „Parzival" mahnt der alte Einsiedler Treviiigent den weltlich auftretenden Ritter eindringlich: ^Dcs Karfreitags Minne nehmt zum Ziel! . . ." Christus der Gekreuzigte! Den Heiden eine Torheit, auch denen, die gegenwärtig in Wort und Schrift sich breit machen. Aber ob sie ihn noch so sehr verkannten und verlästerten — der Mann mit der Dornenkrone ist dennoch seinen Weg gegangen. Trotz aller An würfe ist es ein Siegeszug gewesen. Ungeahnte' Segenströme sind geflossen, und sie haben zu ganz neuen MenschheitSidcalen hingeleitet. Das gesamte Welt- und Kulturbild ist beeinflußt worden, lind wie sagte doch Goethe nn vertrauten Gespräche mit Eckermann: „Mag die geistige Kultur immer fortschreiten, mögen die Naturwissenschaften in immer breiterer Ausdehnung und Tiefe wachsen und der menschliche Geist sich erweitern wie er will — über die Hoheit und sittliche Kultur des Christentums, wie es in den Evangelien schimmert und leuchtet, wird er nicht hinauskommen." Diese Evangelien aber wären unverständlich, wenp man aus ihnen das Kreuz streichen wollte, die große, wunderbare Karfreitags tatsache: Ja, sie ist von einer schweren, herben Trauer umgeben. Das Haupt von Blut und Wunden, das sich sterbend neigt, ist wie eine weltgeschichtliche, aber auch wie eine persönliche Anklage. Eine schmerzliche, aber richtige Empfindung: „aller Tage trübster". Was uns immer und immer wieder zum Kreuz auf Golgatha hinzieht, ist nicht nur menschliche Teilnahme mit dem Schicksal eineA unschuldig Verurteilten, es ist auch nicht nur Bewunderung für die stille Größe, mit der er litt und starb. Nein, es ist weit mehr als das. Im Kreuz auf Golgatha erhalten die tiefsten Fragen des Mcnschenherzens und die schwierigsten Lagen des Daseins religiöse Beleuchtung. Wir Menschen sind gewöhnlich uns am nächsten, wenn wir auch andere lieb haben. Am Kreuze auf Golgatha aber leidet und stirbt einer, der erkannte, daß sein Leiden der Menschheit zum Segen dienen müsse, und darum willig auch das letzte und schwerste auf sich nahm. Wie er die Seinen liebte, so liebte er sie bis zum Ende; darum ist das Kreuz das Wahrzeichen der sich bis in den Tod opfernden Liebe. Gerade in unserer Zeit tut es ganz besonders not, diesen Grundgedanken des Christentums, welcher in dem zum Symbol unseres Glaubens gewordenen Kreuze Christi seine höchste unterzuordnen jemals werden und vollkommenste Verwirklichung gefunden hat, mit allem Nachdruck geltend zu machen. Liegt doch der tiefste und letzte Grund der sozialen Schäden und Not stände, an deren Heilung und Beseitigung unsere Zeit sich müde arbeitet, in der Selbstsucht. Es wird keine bessere Karsreitagsfeier geben, als wenn wir unS dnrch die Erinnerung an das Liebesopfer auf Golgatha zur tätigen und kräftigen Mitarbeit an der Losung der großen sozialen Aufgaben, die unserer Zeit gestellt sind, mahnen lassen und in ihr den Antrieb zu einer Opfernülligkeit sehen, in der jeder einzelne bereit ist, persönliche Interessen dem Gemeinwohl — und ohne welche diese Lösung niemals möglich sein wird. N gesetzliche Maßregeln, wie ernst gemeint und zweckentsprechend sie auch sein mögen, allein imstande sein, die soziale Frage zum Ausdruck zu bringen, wenn nicht mit ihnen die christliche Liebe für die Allgemeinheit Hand in Hand geht, die allein eine dauernde Versöhnung der sozialen Gegensätze zu bewirken vermag. Nur auf dem Grunde der sittlickien und religiösen Welt- und Lebensanschauung wird eine wirkliche Heilung all der Schäden, an denen unser Volksleben krankt, möglich sein. Auch das Walten einer ewigen Vorsehung, das heißt der Gott, der die Liebe ist, hat zum Leid die Freude gelegt. Die Christenheit weiß von einem großen Versöhnungstage zu reden, und jedem einzelnen Menschenkinde soll er für sein ureigenes Innenleben zu gute kommen. Also neben jenem allgemeinen Kultur segen noch ein ganz besonderes, gleichsam ein heiliges Persönlichkeitsgeschenk. Unsere Väter bekannten: „Christi Blut und Gerechtigkeit ist mein Schmuck und Ehrenkleid!" Wir brauchen uns dessen nicht zu schämen. Das Pochen und Stürmen in der Menschenbrust verlangt nach wie vor nach einem wirklichen Frieden, und da hilft immer noch der schlichte Ruf: „Des Karfreitags Minne nehmt zum Ziel!" Hier ist ein ruhender Pol in der Erscheinungen Flucht, hier ist das Gefühl der Geborgenheit. Millionen haben es bekannt und bekennen es noch: „In meines Herzensgründe dein Nam' und Kreuz allein funkelt allzeit und Stunde. Drauf kann ich fröhlich sein"; Millionen haben es erfahren und erfahren's noch, was für ein einziger Trost es ist, daß wir einen Karfreitag haben: „Das Vaterhaus ist immer nah', wie wechselnd auch die Lose —, eS ist das Kreuz auf Golgatha Heimat für Heimatlose." — —barth. Inserate fürdieFeiertagsnummer! Des Karfreitags (17. April) wegen wird die Nummer vor den Osterfeiertagen erst Sonnabend, den 18. April vorn». 11 Uhr zur Ausgabe gelangen. Wir bitten unsere geehrten Inserenten, ihre Inserate bis Donnerstag abend und nur dringende Inserate bis spätestens Sonnabend früh 7 Uhr aufzugeben; später eingehende Inserate finden keine Aufnahme. Gleichzeitig sei bemerkt, daß wegen der Feiertage die nächste Montag-Nummer ausfällt und für dieselbe benötigte Inse rate ebenfalls bereits in der Feiertags- Nummer zu veröffentlichen sind. GesOstsAelle -er MWen wjeituilg. Politische RuridschiM. Deutsches Reich. Der Aufenthalt des Kaiserpaares auf Korfu hat bis jetzt keine bemerkenswerteren Vorgänge und Begeben heiten gezeitigt. Am Montag früh unternahmen die Majestäten mit ihren Kindern einen Spaziergang durch den Park des Schlosses Achtllelon bis hinunter zum Meeresstrande: nach der Rückkehr ins Schloß hörte der Kaiser verschiedene Vorträge. Hierauf begab er sich im Automobil nach Korfu, um an Bord des englischen Panzerschiffes „Jmplacable" zu frühstücken. Der Monarch weilte bis 5 Uhr nachmittags an Bord des „Jmplacable", dann verfügte er sich in das Achilleion zurück, wo später Abendtafel beim Kaiserpaare unter Teilnahme des Königs won Griechenland stattfand. Die Kaiserin hatte nach mittags eine Ausfahrt im Automobil vom Achilleion nach dem Schlosse Mon Nepos mit der Kronprinzessin Bon Griechenland und deren Kindern, sowie den kaiser- Uchen Kindern unternommen. Der Reichskanzler Fürst Bülow hat in Rom gleich an seinem Ankunftstage, am letzten Sonntag, dem italie nischen Minister des Auswärtigen, Tittoni, einen langen Besuch pbgestattet, welchen Herr Tittoni am Montag der Botschafter nach Petersburg ab. Man glaubt, das Ergebnis dieser Konferenz werde sein, daß in dieser Angelegenheit keine weitere Friktion eintreten wird. Ein Niesenbrand hat am Sonntag eine Vorstadt von Boston, der Hauptstadt des nordamerikanischen Staates Mafsachusets, zum größten Teil eingeäschcrt. Das Feuer brach morgens aus und hatte bereits nachmittags eine ungeheure Ausdehnung angenommen. Ein Kabeltclegramm berichtet darüber: Boston (Massachusetts), 13. April. Gestern früh entstand in der Vorstadt Chelsea ein riesiges Feuer. Vis nachmittags 5 Uhr waren etwa 500 Häuser von den Flammen ergriffen. Das Feuer zerstörte einige sehr schöne öffentliche Gebäude, historische Kirchen, Fabriken, Geschäftshäuser und Hunderte von Wohnhäusern. Der Schaden wird auf 7--10 Millionen Dollars geschätzt- Lokale- und Sächsisches. Schandau, dm 16. April 1908. Karfreitag. Ein ernster Tag zieht mit ihm herauf; alles Lachen verstummt an ihm und alle Fröhlich keit schleicht sich scheu zur Seite. Karfreitag tst'S: der Tag, an dem das Erdenleid unseres Herrn und Erlösers seinen Höhepunkt erreichte, an dem er in seiner Kreuzes qual die Worte sprach: „. . . sie wissen nicht, was sie tun!" . . . Etwas Scheues und Banges haftet dem Bei dem Brande kamen 4 Personen ums Leben, 50 wurden verletzt. Etwa 15000 Menschen sind obdachlos und werden von einem Hilfskomitee mit Nahrungsmitteln und Kleidungsstücken versehen. Nach neueren Feststellungen beziffert sich der durch den Brand in Chelsea, der Vor stadt Bostons, verursachte Materialschaden auf zwölf Millionen Dollars. Man befürchtet, daß noch Leichen unter den Trümmern liegen, denn es werden mehr als hundert Personen vermißt. 400 Personen im ganzen haben Verletzungen erlitten. Als Ursache des Brandes gilt Selbstentzündung in einer Lumpenfabrik. Die Trümmer der niedergebrannten Gebäude werden von Truppen bewacht, mehrere Plünderer, die auf frischer Tat ertappt morden waren, wurden sofort auf offener Straße standrechtlich erschossen. Boston, der Geburtsort Benjamin Franklins, wurde schon einmal, im Jahre 1872, von einem Großfeuer heimgcsucht, das in den Tagen vom 9. bis 11. November über 800 Häuser und Waren lager zerstörte. Der Vorort Chelsea ist von Boston durch einen Bach, Chelsea-Creek genannt, getrennt. Die Stadt hat ungefähr 40000 Einwohner. China. In Hanlau herrscht eine furchtbare Ueberschwemmung. ES sollen etwa 2000 Personen ertrunken und 700 Dschunken wrack geworden und gesunken sein. Angesichts von den Menschen, die in banger Verzagtheit all der Schmerzen dessen gedenken, der sür sie in den Tod gegangen und alle Sünden der Welt auf sich ge nommen. Doch nicht sollen wir uns ausschließlich den düsteren Betrachtungen hingeben, wir sollen auch aus blicken auf das, was da kommt: auf die Erlösungsstunde des bevorstehenden Auferstehungsfestes. — —* Karfreitagsgebräuche. In manchen Gegenden peitscht man am Karfreitagsmorgen vor Sonnen aufgang stillschweigend das Vieh mit Kreuzdornruten: die Schläge treffen das Vieh, die Schmerzen aber haben die Hexen, die auf dem Vieh sind. Die Nuten steckt man auf einen heimlichen Ort, wohin weder Sonne noch Mond scheint. Eine andere abergläubische Meinung b;e nachmittag durch einen ebenfalls ausgedehnten Gegen besuch erwiderte. Dazwischen hatte Fürst Bülow vor mittags die Ehre des Empfanges seitens des Königs Viktor Emanuel; die Audienz dauerte etwa eine Stunde und verlief dem Vernehmen nach überaus herzlich. Für Dienstag mittag war der Empfang des Fürsten im Vatikan angesetzt; da die Frau Fürstin hierbei ihren Gemahl zu begleiten gedachte, so könnte also dem Be suche des Reichskanzlers beim Papste schwerlich eine politische Bedeutung beigcmcffcn werden. Oesterreich-Ungarn. In Budapest erregt ein Doppelselbstmord Aufsehen. Die Majore Nikolaus und Paul Palkowttsch, Zwillings brüder, ersterer Gcncralstabschcf der XXXI. Division, letzterer dessen Stellvertreter, verübten Selbstmord. Man glaubt, daß ungünstige Vermögensverhältnisse an dem Selbstmorde die Schuld tragen. Italien. In Italien wendet sich die Volkmcinung immer energischer gegen die Anarchisten. In Rapallo, dem bekannten oberitalienischen Luftkurorte, griff eine erregte Volksmenge eine Anarchtstenschar an, die eine Versamm lung als Protest gegen die Anwesenheit des portugiesischen Exdiktators und der Zarin-Mutter abhalten wollten. Die auswärtigen Anarchisten mußten unter polizeilichem Schutz an den Bahnhof gebracht werden. England. Zur Erneuerung des englischen Ministeriums ist aus London noch zu melden, daß der gegenwärtige Parla- mentssckrctär für die Lokalverwaltung Mac Namara zum Parlamentösekretär der Admiralität ernannt worden ist. Damit ist die Umbildung des Kabinetts abgeschlossen. Amerika. Der zwischen der nordamerikanischen Union und Rußland in der Mandschurei aufgetauchtc Konflikt scheint seiner Beilegung entgegenzugehen. Im Washingtoner Auswärtigen Amte hatten am Montag der Staatssekretär des Aeußercn Root und der russische Botschafter v. Rosen Tage an, an dem man den Heiland an das Kreuz ge schlagen. Wie eine Schuld liegt es über der Welt, die im Auswärtigen Amte eine lange Unterredung über die noch immer ungcsühnt ist. Als Abschluß der Fastenzeit Lage in der Mandschurei. Nach der Unterredung reiste/ liegt der Tag da, der zugleich den Abschluß der Letdens- zett des Herrn bildete. Reue und Buße heischt er ernsten
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