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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 07.10.1905
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-10-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19051007014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1905100701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1905100701
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1905
- Monat1905-10
- Tag1905-10-07
- Monat1905-10
- Jahr1905
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ch d« HauptexpodMo» oder dem» A»s-ab* * stellen 'tb-ehystt pEEu^shrkich del lügüch pu«imast-«r Zufioll»»- ins Hn>I viertekjährüch ^ßl 8»—^ D»rch u»f«r« aus» wättig« «Xgabestellen «ad durch die Post bezog« sür Deutschland «d Oesterreich plertüjLhrSch 4^0, für dto Sri-« laut Z^ffnu-apsefstist^ Redaktion «n» ExPedtttour Johauuis-ass« Lüephon Sir. LS^ «r. »ch Rr. U7» lverltu« Uedukttuur.lv««,» Berlin d^v 7, Dorottzeeustraße ur» Del. I, «Q «7L Dresdner fst«dakkiv»s»S»teau; Morgen-ArrAglrde. WWM.TaMM Handelszeitung. Amtsblatt -es KSnigl. La«»- und »es LSnigl. Amtsgerichtes Leipzig, des Nates «nd des Nolizeiamtes der Ltadt Leipzig. Anzeiqen-Prei- die S gespaltene Petttzetle iS Pf. Familie»^ Wohnung»- nud Stellen. Anzeigen 20 Pf» Finanzielle Anzeigen, Geschäftsanzeigen unter Text oder an besonderer Stelle nach Laris. Für daS Erscheinen an bestimmten Lagen u. Plätzen wird keine Garantie übernommen. Anzeigenannahme: Augustusplatz 8, Eck« JohanuiSgafse. Die Expedition ist wochentags ununterbrochen geässuet von früh 8 bis abends 7 Uhr. Filial-Expedition: Berlin, Lützowstr. 10 . » DrrSdr«, Marirnstr.34. Druck »nd Verlag von E. Polz in Leipzig «Inh. vr. «, R. L W. «ltnkhardt). Herausgeber: vr. Viktor Klinkhardt. Nr.SU. Gourra-err- 7. Oktober 190L SS. Jahrgang. Var MStigrle vo» cagr. * Die spauische Regierung hat da« Programm für di« Marokko-Ko»sere»z u»d den Vorschlag, diese in Alge» cira« stattfindea zu lass«, bereitwMigst augeuomm«. * Der Schiffsverkehr durch d« Suetzkaual hat wieder begonnen. * Äu Remscheid ist bei der allgemeiue» Orts- kraukeukasse ei» Aerrtestreik ausgedroch«. (S. Deutsche« Reich.) * Em« au di« österreichische Regieruug gerichtete Jater- pellatioa vou Abgeorduetea aller d«tsch« Partei« ver» laugt streuge Uutersuchuug über eia« Dyuamitauschlag, der gegen era« mit Teilnehmern vom deutsche» Volks- tag gefüllte» Schnell;»- iu der Nacht vom l. Oktober versucht, aber »och rechtzeitig «tdrckt Word« ist. (Siehe Ausland.) . * Am 5. «ud S. Oktober wurd« i» Preußen zwei choleraverdächtig« Erkraukuug« augemeldet. Die Ge samtzahl der Eholerafäll« beträgt jetzt 282, von den« 89 tödlich verlaufe» st»d. L«k Weide aer »er« staidaitrer. Der heutige Tag, vou gauz Leipzig mit freudigem Stolze begrüßt, bedeutet eiu« wichtigen Wendepunkt in der Ge schichte unserer Stadt. Mit der Weihe de« ueueu Rathauses, da« umrmehr eudgiltig seiaer Bestimmung übergeb« wird, wird eiue Epoche unserer Stadtgeschichte abgeschlossen, der« Anfänge vier Jahrhunderte weit zurückliegru. Wohl ist da« Aeußere eiuer Stadt nur au« kaltem, leblosem Steine ge formt, weiß aber dennoch eiue eindringliche Sprache zu reden. Ja deu Bauwerk«, private» wie öffentlichen, spiegelt sich da« geistig«, soziale und wirtschaftliche Leb« eine« Volke» wieder, sein Schönheitssinn, seine LebeuSfreudigkeit, sei» Reichtum^ sei» Gemeiufiau. Und wenn heute die Mass» sich vor dem wuchtigen, präch tigen und festen Baue an der Markgrafen» und der Lotter straße bewundernd dräng« und sich gehob« fühlen von dem stolzen Gedanke», daß sie teilhab« au dem mächtig« Werke, da« bürgerlicher Opfermut geschafft», so lohnt es sich gewiß, den Blick einmal zurückzuweudeu iu jene Tage, al« vor 350 Jahren das nunmehrige alte Rathaus vor den Augen der erstaunt« Welt erstand» war. Damals wie heute war der Neubau da« Werk eiuer vou wirtschaftlichem, politischem und künstlerischem Aufschwuoge begünstigt« Zeit. DaS ganze mittelalterliche Leipzig, da« Leipzig der Gotik, war bis aus weüige Reste verschwand«. Au seine Stelle trat am End« de« 15. uud iu der erst« Hälfte de« 16. Jahr hundert« allmählich ein ganz andere« Leipzig, da« Leipzig der Spätgotik »ud der Krähreuaifsauce. Thomaskirche, Barfüßerkirche, Peters» uud Nikolaikirche wurd« dem neuen Geschmacke «tsprechead renoviert. N« erstand« da« Ge- wandhau«, da« Rote Kolleg, die Nikolaischul«, da« Zeughaus, da- Beruhardioerkollegium, Auerbach« Hof, die Wage am Markte, die Pleißeuburg, da« Fürsteahau- uud etwa« später noch der Burgktller, die Pfarrhäuser an der Thoma-kirchr. So hatte Leipzig im Verlaufe weniger Jahrzehnte eia völlig neue«, schönere« uud freundlicheres Grwaud angelegt uud war, obwohl durch doppelte Mauern, Türm« und Stadt graben stark befestigt, mit »sein« steil« Dächern, sein« ziaueugeschmückt« Giebeln, seiner» schlank«, vou vergoldet« oder .gläsern«- Kugel« umtauzt« Turmspitz« ganz lustig auzuseheu*. In dieser Zeit erhöhte» Wohlstände«, frischer, fröhlicher Uuteruehuumg«l»st »ud gesteigerten Kuustgrfühls reifte nur» langsam der Gedanke au ein« Neubau des ältesten Rathauses. Beeinflußt vou dem reger« Geistesleben, das mit d« Reformatio» sein» siegreich« Einzug auch iu Leipzig« Manern hielt, sucht« die vom Glaub««» uud Gewissenszwang befreit« u»d zu höherer Schätzung ihre« persönlichen Wertes gelaugt« Bürger ihrem vermehrt« Selbftbewußtsetu auch äußerlich io der Errichtung eines gemeinsam« Zweck« dienenden, präch' en Rathaus baues Ausdruck za geb«. Und die große Ze .t fand ihren großen Meister. Unter d« Händen des Hieronymus Lotter entstand em Bau, besser» Maße uud ornamentale Ausstattnog staunend betrachtet uud der uuwidersproch« i» W«U» «ad Reisebeschreibung« al« eiue« der sieb« Weltwunder ans- gezählt wurde. So ist da« alt« Haus al« ei» st»mn»er Zeuge au« einer Zeit erhalt« -eblieb«, die für die Geschick« und Gestaltung unsrer Stadt von entscheidendem Einfluss« war. Und welche Fülle vou Ereignissen ist seit jenen Tag« a» dem ehr würdigen Baue vorübergrzog«! Der dreißigjährig« Krieg mit sein« Belagerung« und Brandschatz»»-«, der fiebru- jährige mit d« riesig« Kvutribatiouru Friedrich« ll-, die napoleonisch« Kriege mit all' ihre« Jammer, alle« faud sein« Widerhall a» sch»« altersgrau« Hauern. Der Sriegslärm, die politisch« Zerfahrenheit, di« öffentlich« Unsicherheit wirkt« lähmend a»f Leipzig« Entwickln»-. E« fol^e ein« still« Zcht, i» der jahrh»»d«rl«laug n»r w«ig öffentlich« Gebäude «tsta»»«, di« Beachtung ver diene». Di« privaten Vdrockbaut« de« 18. Jahrhundert« vermocht« de» Stadtbild« »richt das Gepräge «iues „Mffch- masch vo» groß« und klein«, da» Auge beleidigend« Häusern' zu nehme». Erst al« »ach d« Befreiungskrieg« die real« Interessen nicht mehr vorwiegend die Gemüter beschäftigt«, setzte wieder eiue Kunstbewegung eiu, die zur Schaffung des Augusteum», der Buchhaudlerbörse «ad der Post führte, denen später noch das Museum und das n«e Theater folgten. Diese Bewegung nahm in d« letzten Jahr zehnt« einen ungeahnt« Aufschwung. Die politische Neu- gestaltung Deutschland- löste viele Kräfte au-, die bi» dahiu gebunden Ware», die besser« Erwerb-Verhältnisse i» all« Schichten der Bevölkerung, die vertiefte Erziehung durch Presse, Schule «ud Kuastanstalt« öffnete den Siu« für da- Schöoe uud Echte, die Bedürfnisse der Großstadt drängten zu ueueu Bauten. Und so vollzog sich vor d« Augen der jetzigen Generation eine Umwandlung unsrer Stadt, wie sie uiemaud für möglich gehalten hätte. Die Grenzen weiteten sich, ganze Straßen und Stadtteile schwanden dahiu, um neuen, helleren und gesünderen Platz zu machen, prächtige Baut«, umrahmt von herrlichen Anlagen, wuchs« aus der Erde empor, mächtige Anstalt«, die hnmauitär« Zweck«, der Erziehung, Kunst und Wissenschaft gewidmet sind, dien« dem öffentlich« Wohle. Die schönste uud reifste Frucht aber diese» üppig« Blühen» und lebru-kräftig« Treiben» ist wiederum eiu RathauSueuban. Die große Zeit hatte wiederum den Meister gefunden, der eiu Bauwerk ersinnen konnte, da» neben den praktisch« Bedürfnisse», für die r» bestimmt ist, zu einer der größten architektonischen Schöpfungen de- neuen Deutschland- geworden ist. Der große Meister aber konnte sich wiederum auf eia Geschlecht stützen, da- der hohen Aufgabe, die der Geist der Zeit gestellt, gewachsen war, auf unerschrockene Männer, die sich uicht scheuten, da» Millionenobjekt in Vorschlag zu briugea uud vor der Menge zu verteil igen, auf tatkräftige Helfer, die mutig da- Werk in Angriff nahmen und zum glücklichen Ende führte», auf feinsinnige Künstler, die l»e- Meister- Ide« Gestalt vrrl .heu, aber auch auf opferfreudige Bürger, die da« richtige Berständai» dafür besaß«, daß ein reise» Volk Werke schaffen muß, die uicht nach dem reellen Werte, sondern einzig und allein nach der Wirkung beurteilt werden dürfen, die sie auf da» Empfinden der Menschen ausüden. So ist da- Rat- Hau- eine Ruhmestat der Stadt Leipzig, eine Ruhmestat der Förderer des RathauSgedaukenS, eine Ruhmestat de- genialen Schöpfer» geworden. Nicht nur äußerlich iu der reizvollen Verbindung der Renaiflanceelemente uud der heiteren Ornamente de- Leipziger Barock-, in den charakteristisch« Merkmalen eiuer mittelalterlich« Burg, sondern auch iu seinem ganzen kraftvollen, wohlgegliederten uud deuuoch ein heitlich« Organismus, in dem reiche», plastische» Schmucke, in der Solidität de- ausgesuchten Materials, in der Sorgfalt und dem Ernste derArbeit ist e» zu einer Verkörperung Leipzig» geworden, wie e» sich von den Zeiten der Pleißeuburg uud de- alteu Rathauses bis zur Entstehung der „neu« Burg' machtvoll entfalte, hat. Mögen aber auch die kommeud« Geschlechter offenen Auge- und begeisterten Sinne- in den toten Steinen zu les« versteh«, daß ihn« die festgefügt«, massigen Quadern al» Symbole unerschütterlicher Bürgertreue, die harmonisch zu einem wirkungsvollen Ganzen vereinigten viel fältig« Teile al» eia Sinnbild derjenigen Einigkeit erschein«, die allein Große- zu schaffen imstande ist. Der reiche, figürliche, heitere, formevschöne Schmuck aber möge mahn«, daß neben ernster Arbeit auch heitere Lebtussreude zu ihrem Rechte kommen muß, daß uiemal- Schachergeist und Profit wut eiu Gemeinwesen beherrschen darf, wenn es seiner hohen Aufgabe gerecht werd« will, eine Förderiu uud Beschützerin der i» langer Kulturarbeit mühsam errungen« ideellen Güter zu sein. Dan» wird der wie der Bergfried eiuer Burg aus dem Jnueru des Baues hoch uud schlank über die Giebel herausgewachseue Turm, der weithio di« Landschaft beherrscht, stolz uud freudig küud«, daß die Großstadt Leipzig kein krankhafter Auswuchs des Voltskörpers ist, souder» daß fie mit ihr« reiche» Mittels, ihre» der Volk-Wohlfahrt «ud der Volksbildung gewidmete» Einrichtung« ringsum Segen ver breitet uud das Land befruchtet. Uud wen» abermals S50 Jahre vergangen sei» werde», dann mögen die, die dereinst zurückblicke» auf deu heutig« Tag, freudig bekenn« könne», daß alle Wünsch« und Hoffnung«, die sich a» den neu« Bau knüpften, m Erfüllung grgang« find, daß eiue lauge Blütezeit, frei vou erschütternd« Katastrophen, der Weihe des Hauses gefolgt ist. Mit aufrichtiger, herzlicher Freude uud zugleich als ei» günstiges Omen begrüß« wir es, daß des Königs Majestät a» Leipzig- Ehrentag »ater uus weilt und teil nimmt au dem, «a« «ns heute hoffauugtftoh bewegt. Wie einst Kur fürst Moritz die „alte Burg' erbau« liefh um sei» Leipzig zu schütz«, das „er wie seiu« Augapfel liebt«', wie alle Wettiner mit ihrer landesväterlich« Huld Misere Stadt beschirmten, daß st« l«b«skräftig sich entfalt« konnte so verei»igt hrnte i» der festlich geschmückt« „neu« Burg' «ser geliebter König sei»« wüusch« mit d« uaser«, di« wir in die Worte unseres Oberbürgermeisters Justizrates De. Tröndlt» zusammrafaff«: „Möge der mutige Sian, der unser Leipzig groß gemacht hat, im »«« Hause fort leb« für und füll' freidell Speck von Zternlwrg Sder <Ue 8eried«»ge». (Mn Antervieta.) Der deutsche Botschafter in Wal hing ton, Freiherr Speck vou Sternburg, der sich gegenwärtig in Berlin wegen notwen diger Konferenzen im Au-wärtigea Amte aushält, empfing am Freitag den Berliner Vertreter de» „Leipziger Tage blattes' uud sagte ihm im Laufe der Unterhaltung folgende-: „Seit meiuer zweimonatigen Abwesenheit von Amerika sind zwar einige sehr wichtige weltpolitische Ereignisse, die sowohl Deutschland wre die Bereinigt« Staat« tan gier«, zu verzeichnen gewesen, so daß mau Aenderungea in unserem Verhältnis zu Amerika immerhin vermuten könnte. Jedoch vergessen Sie nicht, daß die Bast» für da- wichtigste Ereignis, den Friede» vou Portsmouth, schon bei meiner Abreise geschaffen war, geschaffen durch die vereinigt« Bemühung« Sr. Majestät de- deutschen Kaiser» und de- Präsidenten Roosevelt. Der Wert der Proposttionen bestand hauptsächlich darin, daß die beiden Kontrahent« ohne jede Einwirkung Dritter in direkte Unter handlung« mit einander eiutreten konnten. Wo kein Ver mittler ist, braucht auch kein Brokergewinn gezahlt zu werd«, und sicher ist e- diesem Umstande mit zu verdanken, daß in die kriegeriichea Verwickelungen nicht audrre Staat« mit hiueiugezogen wurden. Mau kann den beide» StaatShäupteru für diele selbstlose Schaffung der Möglichkeit zur Erledigung d«S Konflikte» garuicht dankbar genug sei». Und da» gemeinschaftliche und erfolgreiche Be mühen um den Frieden hat sicher bei Kaiser Wilhelm und beim Präsidenten Roosevelt die sympathischen Gefühle dieser beiden Männer für einander noch verstärkt, wa» nur von günstiger Rückwirkung auf die Beziehungen der beiden Nation« zu einander seiu kann.' Auf die Frage, ob die jüngst erfolgte Annäherung zwischen Deutschland und Rußland, dre vielleicht nach dem Marokko abkommen auch auf uaser Verhältnis zu Frankreich im günstigen Sinne ««wirken könne, drüben in Amerika eine gute Aufnahme finden werde, meinte Freiherr vou Sternburg, r» könne immer angenommen werden, daß Tendenzen auf Erhaltung de- »Lata» <zuo und die freundschaftlich-rechtlichen Beziehung« der Staat« zu einander in Amerrka Zustimmung fand«. „Wie sich die deutsch-amerikanischen Handels beziehungen gestalten werden, ist augenblicklich nicht zu sagen. Jn-besondere ist auch die Meldung unzutreffend, Präsident Roosevelt habe mir bei meiner Abreise von Washington eine Art Fragebogen überreicht, nach dessen Ausfüllung er sich entscheiden wolle, ob er für einen Handelsvertrag mit Deutschland eintreten werde. Verhandlungen über die Handelsbeziehungen haben bekanntlich zwischen uu- überhaupt noch nicht stattgesundeu. Im nächsten Monat tritt erst der Kongreß in Washington zusammen, und damit beginnt die intensive Arbeit, die während de- Sommer- ruhte.' Ueber Lmerikallische iunerpolitische Verhältnisse uud TageSsrageu sich auSzulaffen, lehnte der Botschafter ab und motivierte die« damit, daß eS nicht die Aufgabe eines Vertreters iu fremdem Laude sei, die dortige Entwicklung zu beeinflussen oder Partei zu ergreifen. Nur da» sage er sehr zeru, daß er iu der glücklichen Lage sei, seine persönlichen rruudschaftlich« Gefühle für da» amerikanische Volk in leberemstimmuug mit seiu« amllichen Wünschen und Direktiven zu wissen. Dann kam der Botschafter auf da» Deutschtum iu Amerika zu sprechen und konstatierte mit Genugtuung, daß er auch eiue ganze Anzahl von tüchtigen sächsischen Landsleuten in hervorragenden Stellungen drüben kennen gelernt habe. Speziell erwähnte er einen Herrn von Nostitz, Ehefredakteur de» „LouiSviller Anzeiger»', der ein alter Kriegskamerad von ihm sei und dem Deutschtum in Amerika ausgezeichnete Dienste leiste. Frbr. Speck von Sternburg beabsichtigt, nm die Mitte diese» Monat-, wahrscheinlich am 17. Oktober, die Rückkehr nach Washington auzutreteu. Er drückte zum Schluß noch besonders herzlich seine Wünsche für da- Wohl seiner alten Leimat Leipzig au-, von der er sich freue, daß sie jetzt die festliche Einweihung ihres neuen, schönen Rat hauses begeheu könne. veutrrber Keich. Leipzig, 6. Oktober. * Die Kämpfe t« DeMschDstafrtka. Berlin, 6. Ok- tober. Der Gouverneur Graf Götzen telegraphiert vom 5. Oktober, daß einige Dörfer, 2 Taaereis« südlich vou Dar-es-Salaam, durch Räuberbaud« geplündert worden seien, di« auch eiue Polireiabteiluog angegriffen hätten. Die achte Kompaguie von Kleist ist heute dorthin abgerückt. Morogoro ist am SO. September durch Hauptmauu Frhr. v. Wang«- hei« uad eiu Detachement Marine-Infanterie, ebenso Kibuta ia d« Matumbi-Berg« vou eiue« ander« Detachement Marino-Infanterie besetzt Word«. Das Detachement Wangen heim ist bea»ftragt Word«, des Bezirk »wischen Kiloffa und Ruahar zu beruhig« uud die Verbindung mit Mahenge herzustellen. * Pär sie »«« Mmzerkrenzer wird Größe, Geschwindigkeit, Stärke der Armierung und der Paazeruug in der „Köln. Ztg.' ausführlich erörtert. Ja dem ueu« Etat stad die Aafchlagsummeu für einen neuen Panzerkreuzer vou 18»/, auf 14 Millionen für Schiffsbau, von 4 Million« auf 4 SSO 000 -ck für artilleristisch« Annieruug uad von 400 000 auf 470 000 -sk für di« Torpedoarmierung erhöht Word«. Die neu« Paazerkreuzer erhalt« eine Läng« von 137 m und «i»e Breite von 21,8 » geg« ISS m uad 20/t m bei der „Rooa'-Klaffe, »ährend der Tiefgang hei beide» Schiff-klasse» a»»äher»d der gleich« «bliebe» Mr 7F «»d 7,» ». Durch di« Zu- »ahme der Länge »nd Breit« war «i», Erhöhung der Wasser- verdrö»-»»a von 9500 auf 11800 t möglich. Dies« ver größern»- ist dazu verwaadt Word«, einmal die Geschwürdig- Närnöer», 5. Oktober. Zur E»thüllu»- des Kaiser Wilhelm-Denkmal-, die auf d« 11. November festgesetzt ist, treff« hier «in r Das Kaiferpaar, der Prinzreg«t von Bayers keit von 21,0 auf 22,5 Seemeilen zu erhöh«, anderseits dazu, die Bestückung gegen früher nahezu zu verdoppeln. Wahrend die „Rooa'-Klaffe nur vier21-Zeatlmeter-SchneUade- kanouen hat, erhallen die neuen Kreuzer deren acht. Dafür ist die aus 15-Zeatimeter-Schnelladegeichützen bestehende Mittel artillerie von zehn auf sechs Geschütze herabgesetzt, die für die Abwehr von Torpedobooten vorgeseheaen 8,8-cm-Schnell- ladegeschütze sind aber von sechzehn auf zwanzig erhöbt worden. Auch die Panzerung ist gegen früher weientllch stärker aus gefallen. Der Gürtelpanrer weist eine Stärke von 170 nuu auf, während er auf „Roon' nur 100 mm beträgt. Die schwere Artillerie erhält 170 mm, die Mittelartillerie 150 mm Pauzerschutz und das Panzerdeck eine Stärke von 55 mm, gegen 150, 100 und 50 ww auf „Kork'. ' Deutscher Güterverkauf au Pole». Die Meldung, daß Graf KoSpoth, der Kurator derLiegnitzer Ritter-Akademie, die Herrschaften Offen und Hasstg an den Polen Martin Biedermann in Posen verkauft habe, ist, der „Schles. Ztg.' zufolge, dahin richtig zu stellen, daß e» sich um die dem Landrat von Buddenbrockschen Erben gehörig« Rittergüter Hoffen, Honig und Niesten bandelt. Diese Güter hat Graf Kospoth, mit dessen Schwester der verstorbene Landrat von Buddenbrock verheiratet war, als Bevollmächtigter der Budden- brockich« Erben an Biedermann für mehr als 1 100 000 verkauft. Im Kreise Groß - Marienberg herrscht große Auf regung über dies« Uebergang alt« deutsch« Besitzes iu polnische Hand. * Die agrar-konservative Herrschaft tu Vachs« al» Folge Per Wahlkreis-Einteilung. Da» ErgebuiS der sächsischen Landtagswahleu gewinnt eine besondere Beleuchtung, wenn man die städtischen Wahlkreise von den ländlichen trennt, wie dies die Verfassung selbst tut. Bei eiuer solchen Ver gleichung ergibt sich, daß das Uebergewicht der konservativen Partei sich einzig und allein auf der WahlkreiSeiuteilung aufbaut. In den 37 städtischen Wahlkreisen find nämlich diesmal gewählt 20 Natioualliberale, 2 Freisinnige, 1 Wildliberaler, 1 Reformer und 18 Konservative. In den 48 ländlichen Wahlkreis« steh« dagegen 3 Natioualliberale, 1 Sozialdemokrat uud 1 Reformer 40 Konservativen gegenüber. Bon deu 53 Konservativ« ent fallen somit 40 auf tue Wahlkreise des platten Landes uud 13 ans die der Städte. Hieraus ergibt sich, daß iu dem Augenblicke, wo eine ver jetzig« Bevölkerungszahl ent sprechende Neueinteilung der Wahlkreise stattfiadeu würde, die konservative Mehrheit nicht vorhanden sei» dürfte. I» deu städtische» Wahlkreisen ist der Einfluß der Konservativen stetig zurückgegangen, denn bei den vorletzten Wahlen (1901) besaß die Partei noch 18 städtische, 1908 uoch 18 uud jetzt uur noch 13 Kreise, wobei zu bemerke» ist, daß i» d« einzelnen Bezirken die konservativen Abgeordneten von einer Minderheit der Wähler gewählt worden sind, wie z. B. in DreSden-Neustadt und in Riesa-Oschatz-Wurzen, wo die liberale Partei unterlag, obwohl sie bei den Urwahlea eine größere Stimmenrahl auf sich vereinigte, al- die konservativ« Bewerber, die infolge unsere- famosen Dreiklaffeuwahlrecht- die Mandate erhielt. * Mu Aerzteftreik ist, wie die „Nat.-Zta.' meldet, bei der Remscheider allgemeinen Ortskrankenkasse durch das Verhalten de- sozialdemokratisch« KaffeuvorstandeS hervor gerufen worden. Der Vorstand hatte im Gegensatz zum Vertrage für sich einseitig das Recht in Anspruch benommen, nach Belieben Geldstrafen, Gehaltskürzungen (in ernem Falle je 1000 bei zwei Aerzten), Strafversetzungen, sowie Ent hebungen vom Dienste zu verfügen, ohne irgend einen Anlaß, der ein derartiges Vorgehen rechtfertig« könnte. Die Aerzte erklären dem gegenüber: „Zur Sicherung unserer vom Kreisvorstaude auf- schwerste be drohten Existenz sind wir gezwungen, uns mit deu ungerechtfertigt gemaßregelt« Kollegen solidarisch zu erklären und mit dies« den schweren Vertragsbruch der Kaffe und deu unerwartet« Borstoß des Vorstandes gegen unsere uud unserer Familien Existenz zu beantworten mit der sofortigen Niederlrgung der Tätigkeit für die Kaffe, welche unsere treue Pflichterfüllung so undankbar zu lohnen und unsere wirtschaftliche Abhängigkeit vou ihrem Vorstande oder dessen Beamten gründlich auSzunutzen sich nicht scheut. Zugleich erklären wir, daß wir uns nie wieder in da- Joch einer „beamteten Kassenarztstelle' werden zwängen lassen, nach den bei der Rem scheider Ortskrankenkasse gemachten schlimm« Erfahrungen, daß wir unS aber freuen würden, recht bald wieder al- wirtschaftlich und wiffenschasilich freie unabhängige Aerzte unS dem Wohle unserer Kranken widmen zu können." Die Remscheider Ortskrankenkasse ist die, bei der s. Zt. der große Konflikt zwischen Aerzten und Kraukenkaffen be gonnen hat. * Minister a. D. van Leourotz -p. Wie aus München gemeldet wird, ist dort heute früh der ehemalige Justiz minister Freiherr Leopold von Leourod aestorbeu. Er war am 18. Dezember 1829 in Ansbach geboren, studierte in Würzburg, Heidelberg uad München die Rechte, war 1862 Staat-anwalt in Traunstein, 1872 iu München, 1879 Direktor und 1885 Präsident de» Landgericht- München I und im April 1887 Justtzminister. Au» dieser Stellung schied er im vorigen Jahre. Einer seiner Brüder war Bischof von Eichstädt, dieser starb vor knapp einem Monat. ' Kleine politisch« Nachricht«». Der Kaiser besichtigte heule mittag in Rominten dir beiden Ehrenkompagni«. Hieraus wurden dir Mannschaften bewirtet. Der Kaiser zog die Ossizirre zur Tafel, an der ferner teilnahm« General drr Infanterie Frhr. v. der Goltz, Oberpräsideat Graf Moltk«, sowie eine Offiziers deputation de» erst« Pionier-Bataillon». — Da« Schulschiff de» deutschen Schulschissvrreta» „Großherzogin Elisabeth" tfl am 6. Oktober wohlbehalten tu Fuuchal (Madeira) einartrosfeu uud wird voraussichtlich am 18. Oktober uach Barbados weitersegrlu. — Drr Berliner Verlag vou E. S. Mittler «ud Sohu kündigt an, daß „Kaiser Wilhelm de» Grvße» Briefe, Reden und Schriften' „mit AllerdSchster Genehmigung Seiner Majestät de» Kaiser-" demnächst erschein« sollen. Di« patronifiert« Ausgabe wird zwei Bänd« umfass«; der StaatSarchivar Professor Dr. Ernst Berner hat st« besorgt. — Wie mG tetegraphisch gemrldet wirk ist heut« d«r La»drabbia«r vo» H«ss«»-Rasfau tu Eaffel Tr. Präger a» d« Folg« et»«r t» V«rltu vorgrnommenru Operation gestört«».
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