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Dresdner Journal : 15.12.1864
- Erscheinungsdatum
- 1864-12-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186412156
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18641215
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18641215
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1864
- Monat1864-12
- Tag1864-12-15
- Monat1864-12
- Jahr1864
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- Dresdner Journal : 15.12.1864
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Lip«äitioo ä«> vroiäner 3oarn»i» Or«»<ieo, >1»ri»o,tr«,,« Ko 7. Ämtlicher Thril. Dresden, 9. December. Mit allerhöchster Geneh migung ist dem Zeichnenlehrer an der Unterklasse der hiesigen Kunstakademie Carl Gottlob Echönherr das Prädikat als Professor beigelegt worden. Nichtamtlicher Theil lleb erficht. Lelearaphisch« SkaLrichteu Sachsen und die Krifi« d«S Zollvereins, i. Tagksgeschichte. Dresden: Rückkehr der mobilen Bri gade auS Holstein. — Wien: Unterbleiben der groß deutschen Versammlung. Zur Herzogthümerfrage. Ver handlungen des Abgeordnetenhauses. Erzherzogin Marie Eleonore -s. Begnadigte Oesterreicher aus Rußland. Aenderungen in der ungarischcn-Justizpflege. — Tre viso: Die Untersuchung bezüglich dcS Putsches in Friaul. — Berlin: Tagesbericht. — Köln: Preß« proceß. — München: Di« äußere Politik Bayerns, s MligiöseOrden. — Hannover: Truppen auS Holstein zurück. —Malchin u.Altenburg: LandtagSverhdlgn. PartS: Mocquard's Letchenbegängniß. Volksbiblio- theken. Steuer Gouverneur für Cochinchina. — Bern: Zollverhandlungen. Vom Ständerath. — Genf: Fazy'S Spielhölle geschloffen. — Turin: Verlegung der Residenz. Großfürst Nikolaus. — Rom: Bri ganten vevurtheilt. — Madrid: Bankcapital erhöht. — Bon der polnischen Grenze: Russische Amts sprache in Polen. Belgrad: Unzufriedenheit in Albanien. — Athen: Korfu soll Freihafen werden. Schleswig-Holstein. (Abschiedserlaß der Bundcscom- mifsare. Die RtverSforderung der neuen Commissare. Vermischtes.) vreslnrr Nachrichten. Provinzialvachrichtrn. (Leipzig. Mittweida. Penig.) Vermischtes. Eingesandtes. Feuilleton. Inserate. Tagrskalender. Börsen nachrichten Telegraphische Nachrichten. Pari«, Mittwoch, 14 De«ea>b,r. Der bentige „Moniteur" bringt ein kaiserliche- Dekret, welches bestimmt, daß die seit dem Jahre 1857 einaefübrte Steuer für die Ueberfirdrluug ausländischer Ge sellschaften und Unternehmungen vom 1. Januar 1865 ab nach der Hälfte des Aktienkapitals und der Gesammtbeit der Obligationen berechnet wird. Aus Paris wird den „Hamb. Nachr." vom 14. Deeember telrgraphirt: Spanien sei entschlos sen, auf daS Entschiedenste gegen Peru vorzugeben. Der Aufstand anf San Domingo habe neuerdings an Umfang zuaenommen. DaS Gerücht, daß der italienische Gesandte am französischen Hofe, Herr Nigra, nach Italien reise, sei unbegründet. Die neuen handelspolitischen Abmachungen zwischen Frankreich vnd Preußen enthielten keinerlei Zu geständnisse an Oesterreich. London, Mittwoch, 14. Derember. Einer Angabe der heutigen „Morniug-Post" zufolge tritt das Parlament am 7. Februar k. I zusammen. Wie „Reuters Office" meldet, hat die Pforte den Antrag aus Bildung einer von den Groß Mächten zu ernennenden Commission, um dir Do- naupolizei unter internationale Bewachung z« stellen, angenommen. New-Uork, 2. December. Der Südgeneral Hood hat Schofield in Franklin angegriffen und zurückgeschlagrn. Schofield zog sich nach Bille zurück. Der „Richmond Examiner ' meldet, Sher- Fenillrtou. Dresden, 14. Dccbr. Auf dem hiesigen Conser- vatorium der Musik fand gestern eine musikalische Auf führung zur Nachfeier drS GeburtSfesteS Sr. Maj. des Königs statt. Der freudigen Frier jenes Tages war der Prolog gewidmet, welcher daS Programm eröffnete. Wir hörten die Ouvertüre zu „Prometheus" von Beethoven, Baßarie aus Händel'S Messias (vom Orchester begleitet), Mozart'S Claviertrio mit Klarinette und Bratsche, wobei sich besonder« anrrkennenswerth der Clarinettist auszeich nete, und Phantasie für Violine von VieurtempS. ELmmt- liche Stücke wurden mit jenem eifrigen Fleiße auSgeführt, der bei fortgesetztem Streben und künstlerischer Leitung noch gelungnere Resultate für die Zukunft verspricht. Einige der Leistungen geben zu dem Wunsche Veran lassung, für öffentliche Produktionen der Schüler nur solche Stücke zu wählen, welche in den technischen An forderungen nicht über deren Kräfte hinauSgehrn: denn da« Talent derselben kann sich nicht im Kampfe mit den technischen Schwierigkeiten, sondern nur bei sicherer Be herrschung derselben freier und wirkungsvoll entwickrln. Den Schluß de« Programms machte rin Duett au» der „Schöpfung" und ein Clavierconerrt von Mozart. B. Wtihnachts-Pl»«bertirn. Die Jahreszeiten wechseln nach ihren unabänderlichen . Gesetzen, die Tage nehmen zu und nehmen ab, der Früh. ltng folgt dem Winter, der Winter dem Herbst, Pfing sten ist da» Fest der Maiglöckchen ««d ersten Rosen, Weihnachten erscheint, wenn nur noch tzir Tanne grünt, dir ja auch „zur Wtnterzrit" in ihre, Schmucke bleibt, die Natur geht ihren Gang unbekümmert um dir Leiden und Freuden der Menschheit, in stetem vechsel, gleich- mäßig und unantastbar. Uns Menschen bleibt Nicht» man habe den OkonerfluA übrrschritten und werde die Serküste erreichen. Die Generäle Beauregard und Johnston concentriren die südstaatlicken Streit kräfte bei Augusta. Wrchselcours auf London 252; Goldagio 131. Dresden, 14. Deeember. Dachsen und die Krisis des Zollvereins, i. Die Krisis des Zollverein» ist beendet; am 12. Ok tober d. I. haben diejenigen vier Staaten desselben, welche sich am längsten dem französischen Handelsverträge wider setzten, ihren Widerstand ausgegeben und den Zollvereins vertrag auf Grundlage des neuen Tarif» unterschrieben. Der Fortbestand des Zollvereins ist dadurch wiederum auf 12 Jahre gesichert und zwar gesichert auf der Grund lage eines neuen Tarifs, wie er den vorgeschrittenen wirthschasilichea Verhältnissen des Vereins, seiner mächtig erstarkten Industrie und den so außerordentlich erweiter ten Verkehrsbeziehungen der Neuzeit im Hauptwerke ent spricht. ES ist aber dadurch nicht nur der Industrie des Zollvereins ein neuer, ausgedehnter Markt in Frankreich eröffnet, eS ist auch dadurch zugleich eine feste Basis ge geben worden, auf welcher sich die Beziehungen des Zoll vereins zu den übrigen Nachbarstaaten und insbesondere zu Oesterreich in einer, Erfolg versprechenden und beiden Theilen vortheilhaften Weise ordnen lassen. Wenn wil in letzter Beziehung gerade auf die VeikehrSvcrhältnisse zu Oesterreich den größten und entschiedensten Werth legen, so ist cs nicht bloS die politische Rücksicht, die eine möglichst enge Verbindung mit dem größten und mächtigsten deutschen Bundesstaate uns dringend empfiehlt, es ist auch die geographische Lage Sachsens, die uns auf einen möglichst freien und möglichst erweiterten Verkehr mit Oesterreich zu beiderseitigem Nutzen klar und deutlich hinwetst. Können wir in Sachsen nun auch auf die rasche, fast unerwartet rasche Wendung der Dinge, durch welche di« Wiedervereinigung aller Aollvereinsstaaten ermöglicht wor den ist, nur mit dem Gefühle einer vollkommenen und ungetrübten Befriedigung blicken, da das Verfahren, welches die sächsische Regierung unter wiederholter ein stimmiger Billigung beider Kammern der Etändcversamm- lung und in Ucbereinstimmung mit der öffentlichen Mei nung und den Wünschen des Landes in dieser Angelegen heit vom Anfang bi» zn <?nvr consequent festgehalten hat, dadurch feine glänzendste Rechtfertigung erhält, so dürfen wir uns doch auch nicht verschweigen, daß dieses Verfahren Sachsens auch heute noch von einigen Seiten her einem scharfen Tadel, einer entschiedenen Vcrurthei- lung begegnet. Wir haben in dieser Beziehung während der ganzen Krisis , eine große Zurückhaltung bewahrt, wir haben alle die zahllosen, zumeist höchst leidenschaftlichen und verletzenden, immer aber durchaus einseitigen und ungerechten Angriffe der österreichischen und vieler süd deutschen Blätter gegen Sachsens Verhalten in der Zoll frage theils ganz unbeachtet, theils wenigstens ohne ein gehende Antwort gelassen; nicht etwa deswegen, weil unS eine passende Antwort nicht zu Gebote gestanden hätte, sondern aus dem einfachen Grunde, weil wir von der Macht der vorhandenen realen Verhältnisse und von dem schließlichen Durchbruch einer richtigen Erkenntniß zu fest überzeugt waren, als daß wir eine Widerlegung jener Angriffe als für die Sache nothwendig hätten ansehen können, und wir daher glaubten, daß ein Fortfpinnen der von anderer Seite immer von Neuem begonnenen journalistischen Fehde die Verbitterung -der Gemüthcr, die ohnedies schon groß und nachthcilig genug war, nur zwecklos vermehren würde. Jetzt aber, wo der Streit abgeschlossen, wo die mo mentan getrennten Thcilc sich wieder vereinigt, die Gc- müther sich beruhigt und in daS Unvermeidliche gesunden haben, jetzt dürfte es doch an der Zeit sein, einen prü fenden Rückblick aus daS Verfahren Sachsens während der letzten Zollvcreinskrisis zu werfen, nicht, um daran eine jetzt mehr als je unfruchtbare Polemik gegen Anders denkende zu knüpfen, sondern um dadurch objectiv die in übiig, als uns in ihre Gesetze zu schicken und unser kleines Leben dem großen, gewaltigen Fortgänge des ihrigen anzupasscn. Die Glocken der Kirchthürme werden in wenigen Tagen das Weihnachtsfcst einläuten, wie die ersten Maiglocken den Frühling, und es heißt jetzt sich festlich vorzubereitcn zur hohen Zeit der Christfreude, ob auch Manches vielleicht zur Festfreude nicht stimmen will. Es ist gut so eingerichtet; stimmt auch manchmal nicht der Mensch zum Feste, so hebt doch das Fest das mensch liche Herz auf Augenblicke über daS Gewöhnliche hinaus und weiß rS inmitten der Sorgen und Plagen des Le bens mit hohen und heitern Empfindungen zu erfüllen. Die hohen Feste der Religion bleiben die Leuchtthürmr in der nimmer rastenden Brandung des Lebens und es ist ein unbeschreiblicher Trost, daß keine Ebbe und Fluth, keine Windsstille oder Windsbraut, in politischen oder socialen Dingen, auf jene Feste Einfluß auSübt. Unsre unermüdlich sorgende und schaffende Stadt legt denn auch allmählich ihr gewohntes weihnachtliches Gewand an, durch den politischen Lärm klingt rin sanfter FriedenS- ton unh neben dem erbitterten Publicisten und Corrr- spondenten läßt der fromme Wrihnachtswandrrrr wiederum seine Stimme vernehmen. Die weihnachtlichen Leitartikel de» Letzter» werden immer mehr Leidartikel, nicht, wir wir hoffen wollen, in Bezug auf den Gehalt seiner Ar tikel, sondern im Hinblick auf die mit jedem Jahre wach sende Masse der Artikel, über welche er auf dem Weih- nachtSmarkt seine Stimme abgebrn soll. Warum hat nicht Mutter Natur bei der Budgrtaufstellung des Sch- und Fortbewegungsvermögens der Zeitungsschreiber eine Func- tionSzulage bewilligt? Zwei Augen und zwei Beine, welch armselige Beihilfe für einen Chronisten, der die Aufgabe hat, da» farbenreiche Lebensbild, welche» sich auf den Straßen der Residenz in der Christwoch« entfaltet, in dem Focu» de« Feuilleton» aufzusangea und in seinen der Hitze d«S KampkeS so vielfach übersehene und oft ge fälschte Wahrheit der Thatsachen und Motiven klar zu legen, und somit auch Denen gegenüber , di«, in allen andern Beziehungen unS eng befreundet und gleiche Wege mit uns wandelnd, in dieser speciellen Frage unsre Geg ner waren, wenn sie überhaupt die nöthige Ruhe und Unbefangenheit wiedergewonncn haben, um unsre Gründe wenigstens anzuhörcn und nicht mehr absichtlich mißzu verstehen, den Nachweis zu führen, daß die sächsische Re gierung ihre Freunde nicht verlassen, ihrer bisherigen Haltung in den deutschen Fragen nicht untreu geworden, »icht in blinder Unterwerfung unter den Willen Anderer, sondern einfach um deswillen so gehandelt hat, wie sie grthan, weil dies nach ihrer eigenen, festen und auf ge nauer Kenntniß der Verhältnisse beruhenden Ueberzeugung dem wahren Interesse SachjenS und Deutschlands ent sprach und sie, wenn sie anders gehandelt hätte, das eigene Land den größten Nachtheilen würde ausgesetzt haben. Worauf hat denn überhaupt das Verfahren Sachsens in dieser Angelegenheit beruht? wodurch unterschied cs sich von dem ' rfahren einiger anderer Staaten? Die Antwort ist lr Sachsen hat die Frage wegen der Annahme des französischen Handelsvertrags und der damit nothwendig verbundenen Abänderung der Handelspolitik d«S Zollvereins ohne alle und jede Beimischung poli tischcr Rücksichten lediglich von dem Standpunkte der volkswirthschastlichen Interessen, von dem deS nationalen Wohlstandes aus betrachtet und sich bei der Beantwor tung derselben nur nach Dem gerichtet, was ihm dem wahren und bleibenden Interesse des eigenen Landes und deS ganzen Deutschlands entsprechend erschien. Freilich glauben wir, daß die sächsische Regierung, indem sie so all« politischen Rücksichten, wie man diesen Ausdruck ge »Ähnlich versteht, bei Seite setzte, doch in einem höhern und cdlern Sinne des Wortes, auch zugleich eine sehr richtige Politik befolgt hat. Jene, jetzt fast ausschließ lich sogenannten „politischen Rücksichten", — wir sind weit entfernt, ihren hohen Werth, ihre Nckthwendigkeit irgend wie zu verkennen, aber, es liegt in ihrer innersten Htatur, sie sind wandelbar; gerade die vorliegende Frage hat cS recht deutlich gezeigt: was aus politischen Rück sichten heute höchst unzulässig, ja unmöglich erscheint, — e» erscheint, und zwar wieder auS politischen Rücksichten, zuweilen morgen nicht nur möglich, sondern sogar höchst nothwendig — wenn zwischen heute und morgen ein Mi- ntstnwechscl liegt, zuweilen auch ohne daß dies der Fall ist: Wollte man nun dir Beurlheilung rein materieller, volkswirthschaftlicher Fragen von diesen wechselnden, po litischen Ausfassungen, von momentanen Stimmungen, von der Zu- oder Abneigung nach der einen oder dcr andern Seite hin abhängig machen, so würden sich die nachthciligen Folgen sehr bald bemerken lassen. Die ma teriellen Interessen des Volks verlangen zu ihrem Ge deihen eine gesicherte Stabilität dcr leitenden Grundsätze dcr Regierung, und Nichts ist ihnen nachthciliger, als die Befürchtung, daß ein Wechsel politischer Ansichten auch auf die Behandlung materieller Fragen von Einfluß sein könnte. Es scheint aber doch, als ob eine einsichtsvolle, klare und feste Leitung und Beförderung der materiellen Interessen dcS Volks auch eine wichtige Aufgabe einer jeden Regierung fei. Anders als mit den politischen Rücksichten verhält cs sich mit den rechtlichen Beziehungen zu andern Staaten. Eine Verletzung dieser konnte sich die sächsische Regierung nicht zu Schulden kommen lassen; wäre durch die An nahme des französischen Vertrags irgend ein Recht eines andern Staats verletzt, irgend eine Verbindlichkeit Sach sens umgangen worden, es hätte von Annahme desselben, Wäre sie auch noch so vortheilhast gewesen, unbedingt abgesehen werden müssen. Es kommt hierbei zunächst nur Oesterreich in Frage; aber dieser große, deutsche Nach barstaat, dessen materielle und volkswirthschaftliche Ent wickelung für Sachsen von der allergrößten Bedeutung ist, durfte erwarten und voraussehen, daß die sächsische Regierung sich ihm gegenüber nicht nur auf die strengste und pünktlichste Innehaltung übernommener Verbindlich keiten beschränkte, sondern daß sie überhaupt Nichts thuc, interessantesten Partien wiederzuspiegeln! Welch armselige Behelfe für den Wcihnachtswandcrer, wenn er die von Aladin's Schätzen strahlenden Bogengänge der Modcwaa- renhandlung von Jos Meyer (»u peiit b»rar) am Neu markt schildern, wenn er das in dcr Spielwaarcnhand- lung von G. W. Arras (Sccstraße) Erschaute im Fami lienrath elassificirt recitircn soll oder als der Vertraute junger Damen letzter» Auskunft geben soll, welche DesscinS zu einem Kaffeewärmer für die Frau Mama oder zu einer Nachtmütze für den Herrn Papa wohl ge schmackvoller sind, ob die bei C. Hesse (Altmarkt) oder bei W. Bilke (Schloßstraße)! Hoffmann-Callot, der berühmte Stammgast dcr Weinhandlung Lutter und Wegener in Berlin, der Romantiker, glaubte einst von einem Doppelgänger verfolgt zu werden, und erblickte in diesem Gespenst daS Unglück seines Lebens. Der Weih nachtsmann würde sich glücklich preisen, dürste er außer dem Talente jenes Dichters, auch eines ähnlichen Be gleiter- durch die Straßen Dresdens sich rühmen. Ex würde ihn in der Weihnachtszeit als einen wahren Helfer in der Noth begrüßen. Die Abfassung von Weihnachts schauen streift nachgerade ein Wenig an die Geschichts schreibung des frühen Mittelalters, insofern dcr Historiker gcnöthigt, sich auf fremde Berichterstatter zu verlassen, ein förmliches „Quellenstudium" unternehmen muß. So lange bei unS nicht lebendige Referenten, wie Brirfpakete in London, mit Hilfe von Luftdruck in unterirdischen Canälen aus einer Straße in die andere befördert wer den, ist e» mit der persönlichen Gegenwart de» Journali sten bet der Mehrzahl der Ereignisse eine mißliche Sache. Er muß nothqcdrungen dem Beispiele der politischen Correspondenten folgen und im Glauben an die Wahr heitsliebe miithrtlsamrr Freunde, gleich ihnen, zuweilen wie der Blind« von der Farbe sprechen. Im Vertrauen anf dt« oftbewährte Nachsicht seiner Beschützer trägt er was den wahren und bleibenden Interessen Oesterreichs nachthcilig werden könnte. Es wird daher unsre Aufgabe sein, die Motiven kurz zusammenzufassen, durch welche Sachsen bewogen wurde, den französischen Handelsvertrag, und zwar zunächst unter dem Vorbehalte des Beitritts aller übrigen Zollvereins staaten, dann aber unbedingt und unter Aufgabe dieses Vorbehalts anzunehmen und sodann nachzuweisrn, daß durch diesen Schritt weder ein Recht, noch irgend ein wesentliches und dauerndes Interesse Oesterreichs verletzt worden ist. In letzterer Beziehung wird freilich darüber, was diesem Interesse entspricht, nur die österreichische Regierung selbst entscheiden können; wir vermögen nur von unserm Standpunkte aus zu sprechen. Wenn aber von einer Regierung verlangt wird, daß sie die Inter essen des eigenen Landes opfern soll, um die Interessen eines andern Landes nicht zu beeinträchtigen, so wird man nicht zugleich von ihr verlangen können, daß sie sich über Das, waS diese letzter» erheischen, dem Ansspruche der andern Regierung unbedingt unterwerfe, sondern man wird ihr das Recht zugestehen müssen, selbstständig zu prüfen, ob das behauptete Interesse wirklich vorhanden und von solcher Bedeutung sei, daß ihm gegenüber ein eigenes Opfer gerechtfertigt erscheinen könnte. Diese Aufgabe zu erfüllen, wollen wir in einigen fol genden Artikeln versuchen. Tagcsgeschichte, Dresden, 14. December. Ueber die Rückkehr der k. sächsischen Truppen aus Holstein sind wir in der Lage, nachstehende authentische Mittheilung zu geben Am 15. December gehen in Harburg ab: Mittag gegen 1 Uhr der Jnfantcriebrigadestab und das 1. Infanterie bataillon, welches am 16. December früh 1 Uhr in Göttingen, '>46 Uhr in Kassel, Vormittag All Uhr in Eisenach, Abends s^8 Uhr in Llchtensels, am 17. Dccbr. (Sonnabend) früh All Uhr in Hof, Mittag '411 Uhr in Chemnitz, Nachmittag 'Dll Uhr in Riesa und Nach mittag '>45 Uhr in Dresden einireffen wird; Nachmittag 3 Uhr erfolgt in Harburg die Abfahrt der 12pfündigen Granatkanoncnbatteric und Abends ^47 Uhr die des 2 Jn- fantericbataillons (Ankunft in Dresden am 17. Dccbr. Abends 7 Uhr und 'L9 Uhr). Am 16. December gehen in Harburg ab in 4 Zügen: die Opfündige ge zogene Batterie, das 1. Jägerbataillon, die reitende Bat terie, der Rcitcrregimentsstab nebst dcr 2. Schwadron des l. Reiterregiments, welche am 18. Mittag 12 Uhr, ^43 Uhr, An Uhr und ^8 Uhr in ^>vf ankommen, von wo das 1. Jägerbataillon nach Leipzig abgrht (Ankunft da selbst Mittag '^12 Uhr), während die übrigen Züge Vor mittag V-9 Uhr, Nachmittag 2 Uhr und '>41 Uhr Chem nitz passiren und die beiden Batterien Nachmittag '»2 Uhr und Abends 7 Uhr in Dresden eintreffen, die Reiterei aber nur bis Pristewitz geht (Ankunft daselbst Abend '^>8 Uhr). Am 17. December gehen in Harburg ab: 3 Schwadronen des 1. Reiterregiments (in 2 Zügen), welche am 19- Decbr. über Chemnitz (woselbst ihre Ankunft früh '>48 n. '-411 Uhr erfolgt) Mittag '>41 Uhr und Nachmittag 'st 4 Uhr in Pristewitz cintrcffen, wäh rend die an demselben Tage abgehenden beiden Muni- tionScolonncn am 19- früh A6 Uhr und '>48 Uhr in Hof und Nachmittag 2 Uhr und '/44 Uhr in Leipzig an langen. Am 18.'December verlassen in 3 Zügen Harburg: die 5. Schwadron und die Hälfte dcr 2. Schwa dron des 3. Reiterregiments, das 4. Jägerbataillon, der Armeebrigadcstab und die 2. Hälfte der 2. Schwadron des 3. Reiterregiments, welche am 26. Decbr. Vormittag 'st9 Uhr, Mittag 'st 12 Uhr und Nachmittag 2 Uhr in Leipzig anlangcn; an demselben Tage geht auch in Har burg Abends das 13. Jnfanteriebataillon ab, trifft am 20. Decbr. früh 'st8 Uhr in Hof, Nachmittag 'st3 Uhr in Chcmnitz, Abends 'st 7 Uhr in Riesa und '>49 Uhr in Dresden ein. Am 19. December verlassen Harburg in 4 Zügen: das 3. Jnfanteriebataillon, dcr Division» stab und die Pionniere, die Provianicolonnc und dje Hospitäler, von denen die Provianicolonnc am 21. Dccbr. Nachmittag 2 Uhr in Leipzig anlangt, während die an dern 3 Züge Vormittag 'st8 Uhr, füll Uhr und Nach- alfo kleinlaut, nur den geringen Haufen des Selbster schauten, gleich der Ameise des Horaz zusammen. Je näher das Fest heranschreitet, um so entschiedener drängt sich das Conglomerat all der Erzeugnisse des Lurus und des Nothwendigen, daS wir, sofern cs den Anfor derungen der Gegenwart entspricht, mit dem Gesammk- namen „Mode" bezeichnen, in den Vordergrund. Zwar halten unsre Modcwaarenhandlungen das ganze Jahr hindurch den Schein des winterlichen Glanzfcstes aufrecht, in diesen Tagen aber, wo die Nachfrage stärker als je, machen sie die rasfinirtesten Anstrengungen, um die Er findungen der Mode im glänzendsten Lichte zur Schau zu stellen und um jedem Geschmack Genüge zu leisten. Beginnen wir daher unsre Umschau innerhalb des Ge biete» der Mode; beugt sich doch auch unsre Zeitung unter dieses Joch, indem sie, denn weiter hat eS keinen Zweck, eine Weihnacht-schau bringt. Doch, wir haben es zunächst hier nur mit den Kleidcrmoden zu thun und zwar mit dem Costüm der Frauen. In dem dcr Männer welt ist die Behauptung, daß es nicht- Dauerndes auf Erden giebt, zur Lüge und die Langeweile zu Kleidern geworden. Die ununterbrochene Einförmigkeit der Män nertracht könnte zu tiefsinnig geschichtSphilosophischen Be Pachtungen anregen. Die Frauen allein sind eS, die in dieser Beziehung das ewige Naturgesetz der Metamorphose vertreten. Jedenfalls lassen sie cs an Fleiß und Uner müdlichkeit hierin nicht fehlen. Selbst wa» sie zuletzt mit einer früher niemals vorgekommenen Ausdauer festhiel- ten, ist endlich vom Untergange bedroht, nämlich dir Crinoline; letztere» wollen wenigsten» die Modezeilungrn wissen, welche zugleich melden, daß sich die Mode wieder mehr den Mustern aus der ersten Kaiserzeit zuncigt und also in- Ertrem überspringt, indem di« beiden Empire« die beiden Aeußerstrn der weiblichen Enthüllung und Verhüllung bezeichnen. Fast fürchten wir, daß trotz aller
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