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Dresdner Nachrichten : 14.11.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-11-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187711148
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18771114
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18771114
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1877
- Monat1877-11
- Tag1877-11-14
- Monat1877-11
- Jahr1877
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 14.11.1877
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Nr: 818. ». «d»n» »e«k»t«prrl» UchLM-r, L0VI,durch dir voll - «ari lü VIz-. «In»«!.Nummern Ik>vt»«. «uff,,. 32000 n»l. gür »>« Nll«>at« etn,«» s-ndter Manu,crt»te «acht sich die «edactto» nicht verdindlich. Nileriten-Unnadme ou»- »trtl: L»»»«>»t»i» ullä V««I»r in Hamburg, ver- IIn, Wien, Letbjtg, valel, »rellau, tzrankfurt a. M. — Luch tlo»« in vcrUn, »elp,ia, Wien, Hamburg, Franffurt a. M.. Mün chen, — v»ub» ch o». in Aranifurt a M. — kr. ?«I»t in iliicmnitz. — N»- ^.,lu>iirt«. V-UI». » 0«. inMr«. Mttrebacleur: vr. Lmll Für daS Feuilleton: vcrantw. Redactrvr: , Lru»t in Dresden. Mittwoch, LL. November. V. _ Tageblatt für MM, Unterhaltung,Heschästsverkehr. IZörsenliericht,Fremdenliste. XX». Jahrgang. Dresden, 1877. INI»!»!« werden MaNch» Niraie in b>« «ib. s Uh> «ng.>wmmcn, Sonnlagl »i« Mliu^ö lN Ui.r. 2a «euiladl: grosse jllofte«- »atze 5 di« Nachm. 4 Ubr. — Der Raum einer et»» Ivaiitgcn Pciiljkile kaUri >L Pfgr. aiiigciaudt die Zeile NN Pjge. Eine Äaranlie tür da» nachsttägtge Srlchei» neu der Inserate wir» nicht gegeben. «urwartige Aiinonren» Anstrüge von u»I unbe kannten Zirmen undPcr- soncn tnicrircn wir nul gegen Branumerando» Zahlung durch Brtis» marken oder Voiletniab» luag. Acht Silben kosten IL Piar. Inscratc slll die Montan» Nummer «der nach einem ffcluag« »te P-uueile ua P Poltttsche-. Bezüglich der Meldungen vom Kriegsschauplatz, der franzö sischen VerfassungstrisiS und des Gesundheitszustandes des Papstes verweisen wir die Leser auf die „Tagesgeschichte", eventuell auf d,e Depeschen. Wir lenken vielmehr heute die Blicke der Leser auf zwei die sächsischen Verhältnisse näher berührende, augenblicklich den Landtag beschäftigende Fragen. Die eine.ist die Erbauung von Secundärbahnen. Ein Theil der Staatsbahnen Sachsens, theils vom Staate, theils früher von Privaten gebaut, trägt jetzt bereits den Charakter von Secundärbahnen, obwohl sie als Normal bahnen gebaut sind. Sie stehen, wie die Regierung erklärt, nicht in richtigem Verhältniß zu dem auf ihnen sich bewegenden, Verhältnis mäßig nur untergeordneten Verkehr. Sie verzinsen weder das Bau kapital, noch decken sie immer die Betriebskosten, und erfordern des halb oft sehr ansehnliche Staatszuschüsse. Dieser Umstand beeinflußt nachtheilig die Entwickelung des sächsischen Eisenbahnbaues über haupt, Die Hauptverkehrslinien des Landes sind gebaut; es handelt sich also in Zukunft nicht mehr um größere Durchgangsbahnen, sondern uin den Bau kürzerer Bahnstrecken zu Vermittelung des Verkehrs einzelner Gegenden mit den Hauptbahnen. Dieser Ausbau des sächsischen Bahnnetzeö soll in Zukunft vorzugsweise nur durch Secundärbahnen erfolgen, wobei die Ausgaben auf das unbedingt Nothioendige beschränkt werden. Namentlich will man Schmal spurbahnen bauen. Zwei derartige Projccte liegen dem Land tage vor: DaS Elsenbahnproject Kirchberg - Mtlkau Ist bestimmt, einer Bevölkerung von 16,000 Einwohnern die ersehnte Schienen- verblnduug zu gewähren. Gegenwärtig vermittelt den lcbbaltcn Personenverkehr ein Omnibus. Zahlreiche Fabriken erhalten künftig billigen Bezug der Kohlen und Rohmaterialien und ctncn billigen Versandt ihrer Prodncte. Eine schmalspurige Bahn siebt die Möglichkeit, ohne zu grohe Schwierigkeiten und Kosten die Bahn durch Kirchberg hindurch bis Saupödori thalautwärtö zu führen uno die Fabriken mit Zwciggeicisen an die Bahn anzu schließen. Das Umtaden der Massengüter ist allerdings nicht zu vermelden, aber erfahrungsgemäß verursacht dies weder besondere Schwierigkeiten noch Kosten. Dte schmaispurlgc Bahn kostet von Milkau bis Babnhof Kirchberg 468,000 Mark, eine norinal- spurtge würde 693,ooo Mark kosten; svrtgciührt bis Saupödors, verursacht die Schmalspurbahn noch wettere 171.000 Mark. Sie wird 7,-<i Kilometer lang sein, die größte Fahrgeschwindigkeit wird 15 Kilometer in der Stunde betragen. Eine zweite Secundärbahn soll von Pirna nach Berg gießhübel erbaut, jedoch nicht biö Gottleuba sostgcsetzt wer den. da dieses Städtchen keinen erheblichen Frachtvevlehr, auch kein productives Hinterland besitzt und mit Berggießhübel durch eine treffliche Straße verbunden ist. Auch würde die Babn dahin viel zu theuer kommen. Die Bahn Pirna-Berggießhübel soll normalspurig gebaut werden, da daö Terrain keine besonde ren Schwierigkeiten bietet und die Bahn im Wesentlichen den Charakter einer Schleppbahn für Massengüter, Steine und Erze, anntmmt- Doch wird sie auch dem Personenverkehr dienen. Mit den Gteinbrüchen iin Lohmgrundc wird sie vom Babnhof Rott werndorf auö ein ZwciggeleiS verbinden, auf welchem Pferde die Steinlowrieö aus die Hauptlinie ziehen. Die Hauptlinie wird 14.« Kilometer lang sein und 1.333,ooo Mark kosten. Von einem allseitigen Interesse ist der Gesetz-Entwurf über die Besteuerung des Gew erbeb etriebes im Umherziehen, über dm am Montag die 2. Kammer kurz debattirte. Wenn dieser Ent wurf auch zunächst durch die Wanderlager und Waaren- Auctionen hervorgerufen wurde, so ordnet er doch die Besteue rung des ganzen Hausirgewerbes einheitlich. Die Handwerker und Gewerbtreibenden mögen aus der Vorlage dieses Entwurfes erkennen, daß eine fortgesetzte planmäßige Agitation, wenn sie einen ehren haften Hintergrund hat, wie die ihrige, gegen die Steuerfreiheit der Wanderlager, schließlich von Erfolg begleitet ist und es gereicht unserer Regierung nur zur Anerkennung, daß sie den Stimmen eines so acht baren und einflußreichen TheileS der Bevölkerung, wie der, der sich durch das Ramsch-Auctionswesen benachtheiligt fühlte, Rechnung trug. Leider kann die Hilfe, welche die Regierung auf dem Wege cineS Partikularlandesgesetzes dem ehrenwerthen Gewerbestand bieten will, nur eine beschränkte sein, da das Reichs-Gewerbc-Gcsetz in den vielen Punkten, gegen welche die Mißstimmung ebenso berechtigt als groß ist, nicht der Abänderung im Wege der Einzelgesetzgebung untersteht. Die jetzige sächsische Besteuerung ist notorisch unzu reichend für die Veranstalter von Wanderlager. Diese haben es nämlich jetzt in der Hand, sich der Gewerbesteuer in völlig legaler Weise zu entziehen, indem sic die für den stehenden Gewerbebetrieb vorgeschriebene Anmeldung bewirken, womit sie aus der Kategorie der Hausirer auSscheiden. Wenige Tage nach erfolgter Anmeldung aber ziehen sie ihre Anmeldung wieder zurück und erlangen nach den bisherigen sächsischen Steucrgesetzen den Vortheil, erst vom nächsten Termine, von der Anmeldung ab gerechnet, steuerpflichtig zu werden; es darf ihnen überhaupt eine Steuer gar nicht abgefordert werden, wenn sie ihren Gewerbebetrieb vor Eintritt dieses TermineS wieder aufgebm. Diese schlauen Patrone betreiben daher ihr gewinn reiches Gewerbe in Sachsen, ohne überhaupt nur einen Pfennig Gewerbesteuer zu entrichten. Wie füllt nun die Regierung diese Lücke aus? Sie schlägt Bestimmungen vor, wie sie Preußen und Weimar über die Besteuerung des Gewerbebetriebes imUmherziehen bereits besitzen. Zu diesem Behufs trennt sie diese Art Steuer voll ständig von der Gewerbe- und Personalsteuer und gestaltet sie zu einer von dm übrigen directen Steuern völlig unabhängigen Special steuer, die von denKreissteuer-Räthen einheitlich veranschlagt werden soll. Indem wir uns Vorbehalten, in den nächsten Tagen die für das gesammte gewerbesteuerpflichtige Publikum interessanten Details dieses Gesetz-Entwurfes eingehender vorzuführen, beschränken wir uns für heute auf folgende Bemerkungen: Als regelmäßig anzu legender Steuersatz für den Gewerbebetrieb imUmherziehen wird ein Satz von SO Mark aufgestellt, der in besonderen, speciell bezeichneten Fällen eine Erhöhung bis auf 150 Mark und eine Ermäßigung bis auf 2 Mark gestattet. Diese neue Steuergattung soll am 1. Januar 1879 in'S Leben treten ; dieNegierung veranschlagt ihren finanziellen Ertrag, da sie auf jährlich 10,000 solcher Gewerbescheine rechnet, von denen jeder durchschnittlich 12 Mark bringen wird, auf 120,000 Mark. Denn, um nicht eine besorgnißcrrcgcnde Meinung Auskommen zu lassen, cs handelt sich nicht um eine Extra-Besteue rung etwa der Jahrmarktsleute, der Meßsieranten, der HandlungS- Reflenden, der Lcbensmittel-Berkäufer, Marktweiber und Marketen der and sonstiger ein ehrliches Gewerbe betreibender Hausirer, die hoher barangrtriccht werden sollen, sondern um Verhinderung der jetzigen Steuerhinterziehungen, in denen namentlich die von aus wärts kommenden und am Steuer-Termine mit dem in Sachsen ge wonnenen Gelde verduftendenNamsch-Auctionäre undWanderlager- Heldcn Meister sind. Reueste Telegramme der „Dresdner Nachrichten." Wien, den 13. November. Im Abgeordnetenhaus« legte der Handelsminister einen Gesetzentwurf betreffs Erwerbung der Nleder- Oesterreichischen Südwestbahn durch denStaat vor. Das Eisenbahn- Expropriationsgesetz wurde mit 165 gegen 66 Stimmen in dritter Lesung angenommen. Hierauf erfolgte die Verathung des Bank statuts. Wien, den 13. November. Die „Polit. Correlp." meidet: Die serbische Regierung IclMc die Aufforderung der Pforte, das serbische Ovservationoeorpö an der Grenze zurückzuziehen, ab, da sic dieGrenzdcwobner unmöglich obncmilitärischcn Schutz lasse» könne. Nach cincm Telegramm der „Politischen Eorrcip." auö Bu karest vom 13. Novbr. itt cö Skobcleff gelungen, sich in der er stürmten Position zum grüne» Berg gegen die wiedcrbolten An griffe der Türken zu behaupten. Ein letzter Versuch der Wicdcr- crobecung wurde mit 70 Geschütze» unter den schwersten Ver lusten der Türken zurückgewlcsen. In den von den Russen be setzten Tbei'.en Bulgariens ist ein vollständig regulärer Post- und Telegraphendlenst eingerichtet worden. Paris. 12. November. Der Herzog DecazeS bat gestern Paris verlassen, ui» einer Jagd beizuwohnen. ES wird ebenfalls bemerkt, daß sich sämmtltchc Prinzen von Orleans augenblicklich von Paris fern halten. Der Graf von Paris ist unter dem Namen eines Grälen Lulcroth in Nizza eingelroffcn. Dem „Temps" zufolge ist der Redacteur dcö in Aurerre erscheinenden Journals „La Constitution" zu einem Monat Geiängniß und 5,09 Frcs. Geldstrafe verurtheitt worden wegen des Abdrucks eines Artikels der „NorvdciMhen HUgcmeincn Zeitung", der von den Pariser Journalen undcanstaitvel veröffentlicht worden war. Versailles, den 13. November. Die Kammer nabm den gestrigen Antrag Lcblondö, betreffend die Aentcrung der Ge schäftsordnung. mit 303 gegen 39 Stimmen der Bonapartisicn an. Cassagnac nnv Mittchcll bekämpften den Antrag. K o nst a nt i n o pel, 12. November, lieber taS Gelccht bei» Schiptapane wird türkischerseito I» einer Depesche ver breitet: Die Russen eröffnctcn eine heftige Kanonade, wir ant worteten, daS Gefecht nadrn größere Dimensionen an und dauerte bis zum Abend. Der Feind rief 5 Bataillone aus Gabrowa zu seiner Unterstützung ber-zü, die unser Feuer paksircn mußten. Unser Verlust ist, abgesehen vom Tode deS Arlillericcomiiiandaiiten Lchmaun Pascha, der im Gefechte fiel, ein unbedeutender. Locale- aud Sächsisches. — Die Fürstlichkeiten, welche zu der Beisetzung der Königin Amalie hierher gekommen waren, haben Dresden im Laufe des gestrigen Tages sämmtlich verlassen. Die Abreise des deutschen Kronprinzen erfolgte gestern Nachmittag vom Fricdrichstädter Bahnhof aus mittelst der Berlin-Dresdner Bahn nach Berlin. Se. Maj. der König gab seinem hohen Gaste persönlich das Geleite zum Bahnhofe; beide Fürsten verabschiedeten sich gegenseitig auf's Herzlichste. Se. k. k. Hoh. der Kronprinz von Deutschland und Preußen hat am Montag das historische Museum unter Führung des Herrn Direetor Büttner mit außer ordentlichem Interesse besichtigt und daran keinen Anstand genom men, daß in einigen Sälen gerade Schcuerfest war. Sodann ist Se. k. k. Hoh. nach den, Atelier des Prof. Schilling gefahren, um die neuesten Werke des Schöpfers des National-DenkmatS auf dem Niederwaldc in Augenschein zu nehmen. Gestern Morgen erfolgte die Besichtigung der Dresdner Militarbautcn. Als Führer durch die Albertstadt fungirte der Herr Kricgsministcr v. Fabrice, gegen den der Kronprinz sich über den raschen Fortgang und die Zweck mäßigkeit der Bauten höchst befriedigt aussprach. - Unter den Tbeilnebmern an den Bclsctzungöfeierllchkelten erregte einiges Interesse der ans der Lausitz vier eingetroffene Baron v. G crodoris. Derselbe war bekanntlich biszninJahre 1866 Obcrhosmarschall am hiesigen königl. Hofe, tntriguirtc in damaliger Zeit gegen de»Minister v.Beust und ließ sctncn Sohn in einem preußischen Dragonerregimentc dienen, daö gegen die sächsisch-österreichische 'Armee nach Böhmen rückte. Infolge dessen wurde seine Stellung am hiesigen Hofe etwas schief. Hcrr v. Benst sorgte dafür, daß sei» Gegner nicht in Dresden ziirückblicb, son dern mit der jetzt verewigten Königin Amalie über Prag nach RegenSburg ging. In RegenSburg erhielt Herr v. GcrSborff lei nen Abschied. Jetzt bat der frühere höchste Hoibeamte der Köni gin als Privatmann seiner so gütigen Gebieterin die letzte Ebre erwiesen. — Den Ereguien. die gestern Mittag In der katholischen Kirche für dte lKönIgin Amalie abgehalten wurden, wohnte eine wohl aus 5000 zu schätzende 'Anzahl von Andächtigen del. Der Hochaltar war schwarz umhüllt, die gleichfalls mit schwarzem Crep drapirten Empore» trugen Schilde mit den Wappen und Namcnö- chiffren der Verewigten. DaS sog. „Schmerzenslager" (oaKrum äoloris) war mit Cruzlsix» Krone, Reichsapfel und Zepter ge schmückt. In den Betstübchen wohnten die gesammte königliche Familie und die fremden Fürstlichkeiten der ernsten Feier bei. Se.kaiserl.Hoh. der deutsche Kronprinz sowie der Herzog Johann Albrecbt von Mecklenburg und Prinz August von Coburg-Gotba verharrten als Protestanten wahrend der ganzen Feierlichkeit stehend. DaS Requiem von Cherubinl, daö zur 'Aufführung ge langte. wurde vom Kapellmeister Krebö trefflich blrigirt. - Während eine Menge von schriftliche» und mündlichen Gesuchen aus den ersten Familien der Stadt um Zutritt in die katholische Hoikirche während der Bestattung I. Maj. der Königin Amaila betreffenden OrtcS zurückgewiesen worden sind, gelang eö kurz vor der Beisetzungökelerlichkcit einem nicht unbeträchtlichen Theile des Publikums, in die Kirche zu kommen. Die eine Thür wurde nämlich geöffnet, um einige zutrittSberechtigte Personen etnzulassen; daö nachdrängendc Publikum verhinderte die Schlie ßung der Thür und strömte in großer 'Anzahl in die Kirche, wo c» zwar nicht ln Trauergcwändern, aber sonst i» würdigster Hal tung der Cenmonie beiwohnte. — Graf Launah. der Botschafter Italiens in Deutschland und speciell auch am königl. sächs. Hose beglaubigt, war von Berlin, wo er seinen Amtssitz hat, zu den Beisetznngöscicrlich- keitcn hier cingetroffen. Er sowohl, aiö die auö gleichem 'Anlaß auö Berlin hier cingrtrofsenen Cavaliere: der würtembergiichc Gesandte, Frhr. v. Spitzemberg, der von der deutichen Kaiserin besonders hierher entsendete Oberhojnieister Gras 'Nesselrode, der Adjutant dcö Herzogs von Meiningen, Major v.Jmhvff und der Hoimarschall des Herzogs Friedrich von Schleswig-Holstein. Baron v. Jssentoiff, sind gestern von S. M. dem König in besonderer Audienz empfangen worden. Ebenso haben nach dem „Dr. I." die LandeSunIversttat und die beiden städtische» Colicgieu von Leipzig und die Provinzialstänte d<r Oberlausitz durch besondere Deputationen S. M. dem Könige ihr Beileid auödrücken lassen. — Aiö gestern Nachmittag in der zweiten Stunde der deutsche K ronprlnz das königl. Schloß verließ und dem Tbeaterpiatz zugiug, irai er a»i drei preußische Soldaten vom 17. Regiment, die sich daS neue Hoithcatcc ansahen. Er ging sofort aus diese zu und erkundigte sich, weher sic kämen. AlS ihm die Mittheiluug wurde, baß sie von einem RekrutentranS- port auS ccm Elsaß zurücktchrend, vier Rasttag Hallen und nun iin Begriffe wäre», sich Drcotc» besehe» zu wollen, gab er ihnen zur Ausführung dieses Vorhabens nöthige Notizen. Wohl an 15 Minuten vergingen, el>e der Kronprinz mit herzlichem Hände druck von einem Jeden der Soldaten sich verabschiedete. — Gcwcrbcvcrein. In Vertretung des Herrn Vor stand Walter, welcher aiö LandtagSabgcorkncter der Beisetzung der Königin Amalie beiwohnte, cröffncte Herr E risioiani die Hauptversammlung am Montag, indem er der verstorbenen Sachscnsürstin. die jederzeit eine treue Förderin des sächsischen Gewcrbcstandcs und eine treue Pflegerin der Armen gewesen, eine» warme» 'Nachruf widmete. Stach kurzer Pause zeigte und erklärte Herr Ingenieur H a rtwi g ein Druckreductionö- Ventil für Wasscrleituugoröhrcn von Luschwcck u. Hcbestreit k'Adlcrgasse). Dieser Apparat hat den Zweck, das Zerplatzen der düniilvantigen HauSwasscrleitungSröhren, wie sie hier und da noch bestehen, zu verhindern. Daö Zerspringen dieser Röhren entsteht durch den starken Rückschlag l bci unseren Nicterschraub- hähncn ca. 15 bis 20 Atmosphären) beim schnellen Zutrchcn der Hähne. Der Apparat miicert diesen Rückschlag und bietet, ab gesehen von seiner Billigkeit <15 bis 20 Mk.), noch insofern einen Vorthcil vor einem anderen hier in Handel gebrachten Druckrcdnctionövcntil, als er eine Abmessung der Druckverhält- nissc ermöglicht. Elgenthümlich ist übrigens, daß die Herren Erfinder diesen Apparat auf gut Glück und ohne alle theoretische Unterlage conslruirt haben. So kommt cö auch, daß man zwar die Wirkung dcS Ventils kennt, nicht aber die Gesetze, wodurch die Wirkung hcrvorgcbracht wird. Den Hauptvorlrag hielt so dann Herr 11>. Hohlscld, welcher in populärer Form ein ab straktes Thema, die Kunst zu denken, behandelte. Die Philosophie dcS Unbewußten, führte Redner auö, spielt, wie wir au der eben besprochene» Erundung gesehen, aus allen Gebieten des Lebens eine hervorragende Nolle. Nach und nach entwickelt sich das Dunkclbcwußte zur vollen Klarheit; aber noch giebt cö eine 3. Stufe, in der eS wieder insofern unbewußt wird, daß wir, um cs zu fassen, gar nicht erst zu denken brauchen. Ten größten Philosophen schwebt ihr System Ansangs nur dunkel- bewußt, ahnungsvoll, vor; nach und nach wird dasselbe ver arbeitet. Diese Verarbeitung ist das Denken und, wenn die selbe mit Absicht erfolgt, die Kunst dcö Denkens. Daö Denken hat eine subjektive und objektive Seite. Zu elfterer gehören daö Hlnmerken (NefiectireiO, welches insbesondere schwierig ist. wenn der Aufinerkeiide von allem Sinnlichen abstrabiren soll, daS Erfassen oder Begreifen, welches durch den guten Wißen befördert wird, und endlich die Durchdcstimmung des Erkannten, wozu die Aufnahme cincö Gcsammteindruckco, das Zerlegen in einzelne Thcilc und die Vergleichung erforderlich sind. Die objektive Seite dcö Denkens besteht im Bilden von Begriffen, welche sich an Wesenheiten und Eigenschaften knüpfen und die dcstnirt und ein- gelhcilt werden, im Fällen von Urthcilen, wovon das Kunst- urthcil und das juristische Urtbcil die schwierigsten sind, und im Ziehen von Schlüssen. Um die Kunst dcö Denkens zu erlernen, muß man jung anfangcn. Mittel dazu sind für Kinder Ratdiel- iösungen und die Fröbcl'schcn BeichastigungSmittei, spater daS Erlernen einer fremden Sprache und auch Mathematik, ferner Logikitudium oder daü Studium eines philosophischen Systems. Nach Beendigung dieses mit Beifall aufgcnonuncne» Vortrags betrat Herr Walter, eben von der BeisetzungSicierlichkcit zurück- gekehrt, die Tribüne und Weilte mit, daß vom Vorstande be schlossen worden sei, cineCondolenz-Adresse an Se.Majestät den König zu richten. Nach Vortrag dieser Adresse, in welcher die ungchcucheltsie und auirichtigste Tbeilnahmc des Vereins an dem ticsschweren Verluste, den unser Königshaus abermals ge troffen, ausgesprochen ist, wurde dieselbe eimnüthig von der Ver sammlung genehmigt. — Von gutunterrichtcter Seite schreibt man uns über de» projectirten Neubau eines sächsischen GesanotschaitS- und Bundeöcoinmissar - Hotel s in Berlin Folgendes: Nach den „Dresdner Nachrichten" vom 10. d. SN. wird daü Projcct, in Berlin für die Regierung ein eigenes HauS zu erwerben, vielfach ungünstig beuiweiit. ES nimmt dies in dem gegenwärtigen Zeitpunkte nicht Wunder. Hätte die Re gierung vor 4 oder 5 Jahren diesen Antrag an die Stände ge bracht, so würde man bereitwillig daraus eingcgangcn sein. Da mals aber hätte die Erwerbung bezw. Erbauung cincö Hauses iür die BundeöbcvoUmächtigteu an 300,000 Mk. mchr gekostet. Plan sollte eö daher der Regierung Dank wissen, daß sie diese Summe dem Lande erspart hat, obwohl daö Bedürfnis, bereits damals vollständig erkannt wurde. Daß die Bevollmächtigten zum BunkcSrathe, einschließlich der ständig in Berlin wohnhaften Bevollmächtigten (des Gesandten und Militärbcvollmächtlgtcn) für ihre Person weit ungcnirter und angenehmer wohnen, wenn sie ihre Wohnung wählen können, wo sie wollen, ist In keiner Weise zu bestreiten. Indessen kann die 'Annehmlichkeit der Bundesbevollmächtigtcn nicht entscheiden. Die Frage ist nur die: Erkennt man es als ein Bedürfnis), einen ordnungsmäßigen Geschäftsgang und eine geregelte Registratur vcrzustellcn und den nichtständigen Bevollmächtigten die Hilfsmittel und Hilfskräfte bereit zu stellen, deren sie zur Erfüllung ihrer wahrlich nicht be- neidcnöwcrtbcn Ausgabe bedürfen? Erkennt man cS ferner als ein Bedürfnis), daß die Vertreter desselben Landes sich in steten, Verkehr mit einander erhalten und ihre 'Ansichten und Wahr nehmungen in Bezug aus die dem Bundesrathe oder Reichstag vorliegenden Angelegenheiten täglich sich mitthetlen? Wird diese Frage bejaht, so bietet sich zur Erfüllung des Bcdürinisscö nur die Concentrirung der Wohnungen, der Expedition, der Biblio thek und dcö Archivs ln Einem Gebäude bar. Da die Vorlagen bekanntlich in den meisten Fällen erst wenige Wochen vor der Eröffnung deö Reichstags an den Bundeörath gelangen, so müssen dieselben von den Ausschüssen deö letzteren meist in sehr kurzer Zeit, vielfach wäbrend der Sitzungen veö Reichstags, er ledigt werden. ES bleibt daher den Bevollmächtigten, welche meist 3 bis 4 Ausschüssen angebören und ihre Regierung ebenso wie den Stimmführer aus dem Laufenden erhalten müssen, häufig sehr wenig Zeit Übrig, um sich aui die AuSschußarveiten gründ lich vorbcrciten zu können. Gleichwohl beruht nichtvloS auf der persönlichen Tüchtigkeit, sondern auch aus der Gründlichkeit der Vorbereitung der Einstuß, welchen die einzelnen Bevollmächtigten in den 'Ausschüssen des Bnndesrathcö und den CommissionS- Berawnnge» deö Reichstags auoüben. Daß Vorbereitung und mündliche Besprechung in bobem Grade erschwert. vielfach ganz
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