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Dresdner Nachrichten : 13.11.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-11-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187711130
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18771113
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18771113
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1877
- Monat1877-11
- Tag1877-11-13
- Monat1877-11
- Jahr1877
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- Dresdner Nachrichten : 13.11.1877
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«r. 317. « ««««» fr«, »- >» «d»«. !>« «I-rUllä-r» »ull,,e S2000 «,»l. gür die >ü«,»br »tn^> sandttk Manulcttplr ««»t fich di, «»dar««, nicht verbindlich. J«>,r»t»-Lnnabme «u». «tri»: ch«»i»>ii«t» u«» Hvmburg. «er. lin,«Sieu, Leivil,. «aiel. «N»l°u,ffr-M>r« M.. —in «erlin. L«i»»ia. wir». Hamburg «r-nksurl a. M„ Mün- chen - Lnud« » ««. in gronifn« a- M. — Ar. «vt«t in «demni»— L»»«t«, »«liier ch co. in Part«. Dienstag, den 13. November. Aörfenkericht und Kremdenfilke. Druck und Cigenthum der Herausgeber: Lltpsch ^ NeichlUdt in Dresden. Verantw. Nedactcur: Elllff Vepskh in Dresden XXL Jahrgang. Mltredacteur: vr klnitl Für daö Feuilleton: Qnlieale werden Marten. L,ratze Itz bii Ab.» Uhr «ugruouimen. Soniilaa« bis Mittags >2 Uhr. >In virusladl^ »rvtzc Doller- L»ffe L vii Nachm. 4 Uhr. — Der Raum einer et»- »halttgiN Pe»t»ei!e sollet lö Psge. En>a'landl ti, Zeile M Psgc. liue (tzaranlle lür da; Nnchls,läqlg'e ltlichemen der Inlerale wird n tlchjr g c g e>ble/il.! «niwäriige Annoncen- Anliräge von uns unbe. sannlc» Firmen und Per. tonen inleriren wir nur «egen Präiiumeranvo- Zahluiig durch Uries« inarlen oder PoticiNjatz. lunq. Acht Silben kosten Ib Plge. Inlerale für tne Montags - Nummer oder nach einem Festtage die Pciitjkile rtv Psge. Dresse». 1877. Politisches. Gegen türkische Ministerwechsel und dm Sturz von Großvezieren ist Europa nachgerade abgestumpft mordm. Selbst an gewaltsame Thron-Veränderungen hat man sich gewöhnt. Dennoch machen die Meldungen über die Gährung, die sich der Bevölkerung Konstan tinopels bemächtigt hat, die Erdrosselung von 40 Dienern des Ex- Sultans, seine Gefangensetzung, die Verschwörungen gegen das Leben des jetzigen Sultans, die Verhaftungen und Verbannungen, dazu die sich häufenden und überstürzenden, tollen Gerüchte gerade jetzt einen unheimlichen Eindruck. Ob Abdul Hamid Nachfolger des Propheten bleibt, oder seinen Bruder erdrosseln läßt, ob Murad V. nach der Genesung aus dem Wahnsinn wieder den Thron der Khalifen besteigt und die ihm zugedachte brüderliche Liebe an Abdul Hamid ausübt, wäre unter anderen Zeitkäufen für die übrige Welt ziemlich gleichgiltig. Heutigen Tages aber ist zu besorgen, daß sich aus dem Chaos nicht der Sieg dieser oder jener Partei, sondern ein völlig anarchischer Zustand entwickelt. Und dies ist für eine Be endigung des Krieges, die doch einmal eintreten muß, höchst bedenk lich. Die Aufregung der Bevölkerung Konstantinopclü begreift sich leicht. „Plewna" ist den Türken zu einer wahren Mythe geworden; man hat eine türkische Marseillaise gedichtet, die „Plewna" heißt und in türkischer, griechischer, armenischer und französischer Sprache ge sungen wird. In den Oaka vkautants der europäischen Vorstadt Pera trägt allabendlich eine Sängerin, eine türkische Fahne in der Hand, dieses Lied unter der begeisterten Theilnahme des Publikums vor. Und nun soll, wie cs scheint, Plewna, dieses beinahe mystische Symbol der Widerstandsfähigkeit der Türkei, entweder fallen oder doch aufgegeben werden? Eine Entmulhigung hat sich der Ge- müther der Türken bemächtigt wie nie zuvor und russische Agenten nähren diese Stimmung nach Kräften. Zur rechten Zeit kam daher die Meldung von dem Siege Moukhtar Pascha's in Erzerum. Obwohl derselbe zu seinem eigenen Besten und zum Vortheile der Türkei seinen Erfolg möglichst ausge pufft haben mag, so viel steht fest, daß Erzerum von ihm gehalten werden kann. Tie Eroberung dieser Hauptstadt Armeniens wäre erst die rechte Ausbeutung des russischen Sieges bei Awliar gewesen. Die Generäle Heymann und Tergukasoff haben cs wahrlich an Energie bei der Verfolgung des geschlagenen Moukhtar nicht fehlen lassen, sie waren aber zu ermüdet, um unmittelbar nach dem letzten Siege von Deve-Boyun in Erzerum einzudringen. Sie ließen Moukhtar 4 Tage Zeit, die Befestigungswerke Erzerums zu verstär ken, seine Truppen zu reorganisiren und durch strenge Excmpel die wankend gewordene Disciplin wieder einzuführen. Als dann die Russen mittelst Bayonett-Angriffes (das schwere Belagerungsgeschütz ist noch weit zurück- sich Erzerums bemächtigen wollten und hierbei durch die Sympathie der christlichen Armenier der Stadt unter stützt ivurden, schickte sie Moukhtar mit blutigen Köpfen zurück. Jetzt kann er Erzerum weiter befestigen und die angekündigten Ver stärkungen abwartcn, während ebenfalls die durch die Strapazen der kraftvollen Verfolgung erschöpften Russen erst das Eintreffen ihrer Hauptmacht abzuwarten haben, ehe sie zu weiteren Schlägen die Kraft ,verspüren. — Auf dem bulgarischen Kriegsschauplatz macht sich bei Men türkischen Abtheilungen eine erhöhte Bewegung bemerkbar. Sowohl Reouf im Schipkapaß als Suleiman mit der bulgarischen Ost-Armee, als Mehemed Ali mit dem sich in Sophia sammelnden Entsatzheere scheinen gleichzeitig gegen die Russen losbrechen zu wollen, um sie auf allen Seiten zu beschäftigen, wenn der Entsatz- Versuch LSman's beginnen soll. — In Rumänien empfindet man es äußerst übel, daß die rumänische Armee in so viel kleine Truppen körperchen zersplittert und unter die russische Armee gesteckt wurde, daß von einer eigenen Numäncn-Armee ferner nicht mehr die Rede ist. Bei dem Londoner Lord-Mayors-Essen hat dieser Tage Disraeli eine lange Rede über die orientalische Frage gehalten, in welcher er den Frieden als nicht unmöglich und nicht fern schilderte. Unter ge wissen Voraussetzungen freilich. Die Nichtantastung der sich lebens fähig erwiesenen Türkei betont Disraeli hauptsächlich, und er er innert an jenes Wort, das der Zar am Vorabende des Krieges in Livadia „mit jener Großmuth, die dessen wahrhaft erhabenen Cha rakter auszeichnct", gesprochen, womit er sein kaiserliches Wort und seine Ehre verpfändete, daß er keinen Gebietszuwachs anstrebe. Disraeli rühmte ferner die Friedenswilligkeit des Sultans. Mittler weile sind trotz dieser trefflichen Eigenschaften der beiden absolutesten Monarchen Europas Hunderttausende tapferer Soldaten eines qual vollen Todes gestorben, Millionen Menschen der Verzweiflung und dem Elende preisgegeben. England hat nicht zum geringsten Theile durch seine schwankende Politik dieses traurige Ergebniß erzielen helfen, und wenn jetzt Disraeli „Geduld und Hoffnung" als die besten Auskunftsmittel rühmt, so weiß auch jetzt Niemand, ob er mit seinen schönen rhetorischen Guirlanden die Spitzen des gegen Ruß land drohend erhobenen englischen Dreizacks verhüllen oder ernst liche Schritte thun will, der Welt die Segnungen des Friedens zu verschaffen. „Nicht wahr, mein alter Kamerad, wir Beide werden mit Hilfe der Armee die Ordnung überall aufrecht zu erhalten wissen!" Mit diesen Worten hat Mac Mahon dem Marschall Canrobert auf die Schultern geklopft. Die Luft in Frankreich ist voller Electricität und die Stunde naht, wo sie sich nach irgend einer Richtung hin entladet. Die Deputirtenkammer ist nunmehr fest gebildet, Albert Grävy der Präsident. Erst jetzt ist Gelegenheit zu den Kämpfen. Ein Mißtrauensvotum gegen Mac Mahon wird nicht lange auf sich warten lassen. Neueste Telegramme der „Dresdner Nachrichten." Wien, 12. November. Die „Politischen Corresp." meldet aus Cattaro: der Fürst von Montenegro traf vorgestern beiWirba- zar am Skutarisee ein, um die dort concentrirten Truppen zu in- spicircn, woraus eine bevorstehende Aetion gegen Podgorizza ge schlossen wird. Inzwischen wandte sich der Fürst mit 20 Bataillonen gegen Antivari, griff dasselbe ain Sonntag Nachmittag an und ist der Kanonendonner bis Cattaro hörbar. Paris, 12. November. An der Börse circulirte heute das Gerücht, Papst Piuü IX. sei verstorben. LoraleS and Sächsisches. — Im Laufe des gestrigen Tages sind die zur Beisetzung der Leiche der Königin Amalie erwarteten deutschen Fürsten hier cin- getroffen. Se. kaiserl. Hoh. der Kronprinz des deutschen Reiches und von Preußen traf, direct von Wiesbaden kommend, in früher Morgenstunde auf dem Leipziger Bahnhof in einem Salonwagen der Nassauischen Eisenbahn mit dem fahrplanmäßigem Zuge ein. Se. kaiserl. Hoh. trug die Uniform des sächsischenHusaren-Negiments, dessen ruhmgekrönter Inhaber er ist. Unseres Königs Majestät be grüßte seinen hohen Verwandten persönlich auf dem Perron; beide Fürsten küßten sich wiederholt und herzlich. Se. kaiserl. Hoheit, welcher in Begleitung des General-Leutnants v. Gottbcrg, des Ritt meisters v. -Neukirchen und des Hauptmanns v. Pfuhlstcin eintraf, fuhr mit unserem König nach dem Nesidenzschloß. Größerer Em pfang war, dein Ernste der Veranlassung der Hierherrcise, verbeten ivorden. In der Nacht zum Sonntage traf der Erb-Großhcrzog von Weimar und derFürst Heinrich XIV. von Neuß j.L. ein und stiegen im Victoria-Hotel ab ; Prinz August von Coburg-Gotha, welcher gestern Vormittags eintraf, stieg im Hotel Bellevue ab, während der von München eingetroffene Prinz Karl Theodor in Baicrn im Palais am Taschenberg sein Quartier nahm. — Eingehüllt in den Schatten der Nacht, nur theilweise und flackernd beleuchtet von den am Hochaltar flammenden Kerzen, nimmt der imposante Jnncnbau der katholischen Kirche, wenn sich durch seine Gänge ein königlichcs Leichenbegängniß bewegt, einen eigenthümlichen Charakter an. Ein Gemisch von weihevoller Erhebung und geheimnißvollem Schauer, das eines fast gespenstcr- haften Zugs nicht entbehrt, füllt die Seele des Thcilnchmcrs, wenn er durch die hohen Säulengänge die sterblichen Neste eines gekrönten Hauptes in ernstem feierlichen Zuge dahintragcn sicht. Von den Emporen tönen die ergreifenden Klänge des Miserere, der Zug, durch zahlreiche Wachskerzen doch nicht genug erleuchtet, taucht in dem Dunkel der Kirchengänge unter, taucht zwischen anderen Säulen wieder aus dem Schatten hervor, man sucht bald die blitzenden Uniformen der Hofbeamten, bald den hochgetragenen Sarg, dann wieder die weißen Gewänder der Geistlichkeit, dann die schmerzge füllten Züge der königl. Familienglieder, dann ist wieder Alles finster — da noch einmal blitzen die Wachskerzen zwischen zwei Säulen auf, und hinunter geht es in die stille Fürstengrust. Dies Alles, unter stützt von dem. auf einer Jahrhunderte alten Tradition beruhenden katholischen Ritus, der in solchen Augenblicken besonders weihevoll auftritt und sich mit gleicher Alach t an die ganze Seele wie an alle Sinne des Menschen wendet, macht stets ein königliches Leichenbe gängnis; zu einem Ereignis; von mächtigen Eindrücken. Schon die Wahl der Abendstunde stimmte die Seele aller derer ernster, welche Theilnehmcr oder Zeugen der feierlichen Beisetzung der sterblichen Hülle der Königin Amalie waren. In; Mittclgang der Kirche bildete eine Escadron Gardercllcr unter Führung teö Rittmeisters b. Bünau und tco Lieutenant Grat Secbach Spalier, während sich i» dem Scitengangc neben der Krcuzkapclle der Zug in tcr geiler» bcrcito gemeldeten Ordnung bildete. Daö Schiff selbst und die Tribüne» wurden vom diplomatischen Corps, von Hosbcamteii,Hofdame», dem Landtag und einer städtischen Deputation eingenommen. Der Sarg stand kurz nach Olkhr i» der Krcuzkapclle, bewacht von L Gardcrcitcr» und umgebe» von 12 brenneutc» silbernen Kandelabern. Zwei Wachskerzen brannten außerdem zu Häupten der Dahstige- schiedenc». Ein Geistlicher verrichtete »nuntelvrochc» »eben dem Sarge Gebete. Kurz vcr 7 llbr traten vor dem Sarge die hohe» Fürstlichkeiten ein. Sc. M. unser König und Prinz Georg. K. H.. nahmen, brennende Kerze» in der Hand, Ausstellung am Eingänge der Kapelle; »Bischest Ncruert segnete nochmals den Sarg cl». Die erlauchten Söhne der verewigten Königin bekundeten deutlich Ihre tlcie, innere Ergriffenheit, alö die irdische Hülle ihrer tbcurcu Mutter nun den letzten Gang antrat, der keinem Sterbliche» er spart bleibt. Der Sarg wurde vo» U) Haitlickcn aus ihre kräftigen Schultern gehoben, während 12 Kammer- Herren alü Ehrenträgcr zu beiten Seiten teö Sarges einhcrschrittcn. Hinter unseren allerhöchste» Herrschaften schritten paarweise: Se. K. H. der deutsche Kronprinz unb der Erzherzog Carl Ludwig, alS Vertreter der Kaller von Deutschland und Oesterreich. Der deutsche Kronprinz hatte Feldmarschallo-, der Erzherzog Gencralsunilorm angelegt. Letzterem folgten zwei andere Schwiegersöhne der Königin: der Großherzog von Tos cana und Prinz Earl Theodor ln Baicrn; ferner der Elbgroß herzog von Weimar und terHerzog Johann Albrccht vvn Mecklen burg, alö Stellvertreter Ihrer großbcrzoglichcn Väter, endlich S. Durchlaucht Fürst Heinrich XIV. bou Neuß und die Prinzen Her mann von Weimar u. August von Coburg-Gotha. Eine glänzende Sülle heimischer unb sremdherrllchcr Officlere folgte diesen Fürst lichkeiten. Von malerischer Wirkung war auch diesmal das Er scheinen der Ebelpagcn, die. 22 an der Zahl, unter Führung teö Premler-Lleutenant v. Posern alS Pagenmelstci. Wachskerzen in der Hand, den Sarg unb die Fürstlichkeiten während teö Zngeö umrahmten. Dtc beiden Leibpagen der verewigten Königin, die Eadetten Gras Münster und Ulrich, erschienen ganz In schwarzem Crepe, die übrigen Pagen In der bekannten kleid samen rothen Unstorm Ludwigs Xiv., jedoch einen Flor um den Arm. DieEadettc» von Bcschwitz. vo» Mlnckwitz, von Lüttichau Bachelbel. Gras Scbnlcnbtirg, v. d. Wenr. b'Alinge und Köhler waren den Fürstlichkeiten beigcgebcn, die übrigen zum Zuge commandirt. Ter Zug selbst vollendete unter dem Geläute aller Kirchenglocken der Stabt und während die Sänger der; Kapelle das Uworors mc;i Domino sangen, scincn Weg durch den Seitcugang und zurück durch taö Hauptschiff nach dem Hochaltar, bog. was die Geistüchtcit. den Sarg und die Fürstlichkeiten aulangt, in die FamiUcngrmft hinab. während die übrigen rheilnchiucr au dem Zuge vor dem Hochaltar Halt machte». In der Grust hat. wie »ns ei» Zuhörer berichtet, der bochw. Bischoi eine zu Herzen gebende treffliche Ncte gehalten. Als Obcrhoimarschall v. Köimcritz dem Blichest dm einen Schlüs sel zum Sarg übergeben hatte, vcciügtcn sich dic Fürsliichkeiien in die Betstübchc», die Geistlichkeit a» dac> Hochaltar. Hier ergab sich nun ein äußerst weihevolles Bild von einheitlicher Wirkung. Man kennt den Hochaltar. Er war schwarz verhängt, ein dreifacher Ausbau von Kerzen aus schwelen silbernen Leuchtern umgiebt tag leuchtende Cruzifir. Vor dem Altar kniete der Bi. schof, umgeben von seiner tcrzcntragcnten Geistlichkeit in weißen Gewänder». Wenige Stufen ticstr bildete» die Edel, pagcn in ihren rolhcn Gewändern, noch einige Stiffen tiefer die Dienerschaft in gelber Livree, dichte und lerzen- strahlenbc Kränze; der Platz vor dem Hochaltar war gestillt mit Offizieren und goldsirotzenden Hosbeamtcn. Dazu erscholl das 8 »Ivo Idoxina tvom König Friedrich August dem Gerechten componirt) — cö war ei» hochvoUendclcs Stimmungsbild. Gegen >8 Uhr war die Feier zu Ende. die Fürsiengrntt zählt einen Sarg mehr, der eins der edelsten Fraucnhcrzcn birgt. Tiesergriffen zerstreute sich die hoch- ansehnliche Versammlung. — Landtag. In der gestern Mittag stattgestmtenen Sitzung der 2. Kr. gab der erste Gegenstand dcrT.-O., diePrü- iung der Wahl dco A b g. Speck, zu einer längeren und leb hafte» Debatte über die Beibringung von Iustizbcamkcn bei der Wahibcwcgnng, sowie über die regierungsseitig erfolgte Feststel lung tcS Wabltcrmlns am einen Tag in der Vorwoche zur Leipziger Messe 'Aula». Gegen die Wahl dcö Bürgermeisters Speck im 41. ländlichen Wahlkreise waren zwei Proteste cinge- lauien. in denen behauptet wird, daß in de» Orte» Untcrhains- dort und Grießbach bei der Wahl Unregelmäßigkeiten vorgekom- mcn seien. Die mit der Wahlprüstmg beauftragte ff. Abth. Olles. Eyso l dts beantragte nun. die Regierung um 'Anstellung geeig neter Erhebungen zu ersuchen, das Resultat derselben der Kr. milzuthcilcn und VIS dahin die Wertst Spcck's zu beanstanden. Daraus verliest Abg. Bunde eine an ihn ergangene Zuschrift, worin der Gemeindevorstandvon Unterhainstors ans seinen Pflicht- civ versichert, daß die in den Protesten enthaltenen »An gaben unrichtig seien. Abgeordneter Bunde erklärt weiter, daß ihm der Gemcindcdiencr von Untcrhainsdori mit Handschlag dasselbe versichert habe, und beantragt aus Gnmd dieser Versicherungen, den Gegenstand an die Abihciiung zurück- zuvcrwcisc». Abg. Ullrich erblickt in dem vorliegenden Falle den besten Beweis dafür, wie man in dem indnstricuc» Sachsen die Wahl Industrieller zu HIntcrtrcibe» suche. «Hohols Die Regierung >ei in dieser Beziehung selbst mit gutem »Beispiel voran- gcgangc», indem sie den Wahltag in die Vorwoche der Leipziger Messe habe fallen lassen. «Beifall!> Durch diese Maßregel feie» allein in Erimmitschau 300 Wähler an der Ausübung ihres Wahlrechts behindert worden. Durch die Fassung teö »Artikels im „Dresdner Journal", welcher das Verfahren der Regierung zu rechtfertigen suchte, sei de» Industriellen geradezu Hohn ge sprochen worden. Uebrigcns vcrrathc dcr Artilcl eine große Un kenntnis; der elnschlagenten Verbällnissc, welche in den Kreisen herrschen, anö denen derselbe hcrvorgcgangcn. »Abg. K ramer: Es scheine jetzt Sitte zu werken, laß sieb bei Wahlen in den ländlichen Wahlkreisen Iustizbcamtc als »Agitatoren belhelligen. In dieser Beziehung habe sich diesmal vor »Allem GcrichlSamt- inanu Forkel in Rcichenbach hervorgcthan, ebenso Gcrichtsamt- mann Keller in »Auerbach. Durch eine solche Agilalionslhäligkcit werde die »Autorität dco Richters geschädigt. Er wünsche eine »Aenßcrnng seitens tcr Regierung darüber, ob cs wahr sei, waS man allgemein sage, daß der Regierung ein solches Eintreten Ihrer Beamten in die Agitation angenehm sei. Redner verliest eine Znschriift aus dem -il. ländlichen Wahlkreise, I» welcher die in den Protesten gegen Speck behaupteten Unregelmäßigkeiten bestätigt werden Iüstizministcr »A bckcn: Die Justizverwaltung bade kein formelles Recht, de» richterlichen »Beamten die Bewil ligung bei den Wahlen wie bei der Wcwlbcwcgimg z» verbieten oder ihnen deshalb 'Ausstellungen zu machen. Etwas Anderes sei cö, wenn der bete. Beamte für Tendenzen eintritt, welche unver einbar sind mit seiner Staatödiener- und «pecieü seiner Riebter- stellung. Anderenfalls balle er sich aber nicht für berechtigt, einen solchen Bcamtcn zu maßregeln. Er habe übrigens einen sehr dra stischen Beweis taiür i» den Hände», daß. hätte er cö in einem anderen Falle thun wollen, das Urftheil ganz anders gelautet hätte. Staatsminislcr v. N o st I tz W allwitz erklärt, daß er den Artikel über die Feststellung des Wahltages selbst in des „Journal" gegeben babc. Mit tcimcldcii sei kein Hohn gegen die Iiidnstliciicn ausgesprochen worden. Den Vorwuri, daß die Regierung den Gewerbcstand beeinträchtigen welle, verdiene die Regierung nicht. »Abg. Riebter-Tharandt: Wen» man be Haupte, daß dadurch, daß dcr Wahltag in die Vorwoche zur Messe gciastcn sei. Wahlberechtigte behindert worden seien, zur Wahl urne zu schreiten, so bandle sieb's mir um eine geringe »Anzahl «Ohols. Er kenne liberale Imftizbcainlc, welche sich auch an der Wahl agitation bethciligt «Ruic: Name» l>. »Aba. kW. Sehas!rath: Seit 1831 habe wachsen stolz daran; sei» können, daß weder seitens der Regierung noch deren »Beamten Wahlbccinfinssnngcn porgctommcn, selbst nicht i» den Zeiten schwärzester rllcaction. Nach der beute von Minister Abekcn lundgegebenc» »Ansicht scheine indes; in dieser Beziehung eine neue Aera anzubrechen. Er hätte gewünscht, daß dcr Minister das Benehmen des betr. Beamten eher gcmißbilligt als gebilligt batte. Ein Staatödiener sei für sein Amt bestellt: finde er noch Zeit, sich an Wahlagitationen zu bctbelligen, so vernachlässige er entweder sein Amt oder cö werde damit bewiesen, das; wir zu viel Beamte habe». »Abg. Ullrich dankt dem Minister v. Nostitz für das Zugeständniß dcr Autor schaft des „Journal"-»Artikels; die Industriellen wüßten nun doch, woran sie seien. »Abg. R o t b bedauert im Gegensatz zu seinem Vorredner die Erklärung des Ministers, weil der »Artikel Im Lande allgemeine Mißbilligung erregt. Dem »Aba. Richter erwiedcrt er, das; die Bewegung gegen den von der Regierung festgesetzten Wahltag nicht von »Agitatoren, sondern von der Chem nitzer Handelskammer auögegangen. »Abg. v. Ebrensteln erklärt, daß. so lange den Staatödiener;; versassungögemäß daö Recht gewahrt sei, zu wählen und gewählt zu werten, sie sogar die Pflicht hätten. sich an den »Wahlen zu belhelligen. »Avg. Günther: In der glücklichen Zeit, welche »Abg. Di. Schaff- rath hcrangczogcn, sei die Parteiorganisation »lebt so entwickelt gewesen wie heute; die gegenwärtigelebhaite Wahlagitation hänge mit den letzigcn »Verhältnisse;; zusammen, mit dem regeren volitischen Leben, welches beute pulsirt, und an welchem »Abg. Dr. Schaffrath und seine politischen Freunde ja wesentlichen »Anlbcil baden. Wolle man Beamten daö Recht nehmen, sich bei der Wahlbewegung zu bethciugc», so dürften dieselben auch.
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