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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 13.06.1927
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1927-06-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19270613015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1927061301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19270613
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1927061301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1927
- Monat1927-06
- Tag1927-06-13
- Monat1927-06
- Jahr1927
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 13.06.1927
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BerWrfte Forderungen Rußlands an Polen Die zweite Sowjetnote überreicht. — Der Terror im Innern dauert an. Ehamberlins Flug nach Wien verschoben. — Der Auslakl in Gens. - Tragischer To- -es bayrischen Finanzminislers. Polen wir- veranlworllich gemacht. Warschau, 12. Junt. Die Absendung der zweiten russi schen Note an die polnische Negierung ist nun erfolgt. Die russische Regierung betont, daß diese Note der letzte Versuch Rußlands sei. den Konflikt mit Polen betzulegen. Die Sowjetregie- rung wünsche keinen Krieg, aber sie müsse unbedingt darauf bestehen, daß die polnische Negierung Genugtuung gebe. In -er Note heißt es u. a.: Die Sowjetregterung nimmt die Er- klärung der polnischen Negierung, daß sie bereit sei. der Gattin Woskows eine Entschädigung auszuwerfen, mit Be» sricdigung zur Kenntnis, erachtet jedoch eine tatsächliche Durchführung dieses Angebots für unmöglich, da sie es für eine Pflicht des Sowjetstaates selbst hält, die Familie ihres auf seinem Posten gefallenen Vertreters zu versorgen. Die Eowjetregierung kann sich aber nicht einverstanden erklären mit der Einschätzung der Ermordung Wojkows als eines induoiduellen Aktes eines Wahnsinigen, wie die polnische Regierung in ihrer jüngsten Note angibt, sondern sie betrachtet seinen Mord als eine der Aeußerungen des systematische« und planmäßigen Kampfes der duuklen Mächte der Weltreaktton und der Friedensgegner gegen die Sowjetunion. Mit um so größerem Bedauern ist die Sowjet- regiernng gezwungen, festzustellen, daß die polnische Regie- rung bisher nicht gebührend beachtet hat, daß dt« Duldsam keit, die die polnische Autorität gegenüber den verschieden artigen terroristischen, in Polen gegen die Sowjetregterung arbeitenden Organisationen an den Tag legt, ein Hindernis siir die günstige Entwicklung der Beziehungen zwischen den beide» Staaten darstellt. In der nächsten Zeit wird einiges Material zu dieser Frage der polnischen Regierung vorgelegt werden. Die Eowjetregierung kann sich nicht damit einver standen erklären, daß die polnische Regierung die Verantwor tung für den Mord unter Berufung ans den Verzicht Woj- kowö auf die ihm angebotene persönliche Gchutzwache ablchnt. ks war der polnische» Regierung längst bekannt, daß sowjet- seindliche Organisationen einen Anschlag auf das Leben des Eowjetvertreters sich zum Ziele gesetzt hatten. Dies hat der Direktor des polnischen Departements im Ministerium des Aeustcrn, Lukasevicz, am 2. November IS24 Wojkow, einen Tag nach dessen Etntrcssen in Warschau, mitgebcilt. Die Sowjetrcgicrung erwartet: 1. daß die polnische Regierung alle nötigen Maßnahmen zur umfassenden Untersuchung der Angelegenheit, zur Feststellung des Schuldigen und zur Aufdeckung aller siädcn des Verbrechens sowie zur raschen und strengen Be strafung der Schuldigen, insbesondere des direkten physi schen Mörders, treffen wird; 2 daß die polnische Regierung, den Voruerhaudlungeu des provisorischen SowjetgcschäftsträgerS Ulsanow mit dem kkrtrcter des polnischen Ministeriums des Aeußeru ent sprechend, einen Vertreter der Sowjetregierung zur Teil» uahme am Untersuchungsverfahreu i« diesem Prozeß zulasseu wird; .1 daß die polnische Regierung endlich und tatsächlich unverzügliche und energische Maßnahmen zur Liquidie rung der auf polnischem Gebiet entfalteten Tätigkeit der terroristischen Banditcnorgan'iisatiouen und Personen, die gegen die Sowjetbcamtcn und deren Vertreter gerichtet ist, ergreifen und Personen, die eine derartige Tätigkeit ausübcn, aus Polen ausweise« wird. Am Schluß der Note heißt eS: Die Sowjetregterung sieht entsprechenden, ohne Zögern erfolgenden Mitteilungen der polnischen Regierung entgegen. Die Sowjetregierung ist der Meinung, daß die Folgen des tragischen Mordes nicht kraft einer formellen Erklärung, sondern lediglich durch wirksame Maßnahmen seitens der polnischen Regie rung überwunden werden können. Fm Hinblick daraus ist die Towjctregierung gezwungen, aus die Erfüllung der oben» genannten elementaren Forderungen zu bestehen. * Warschau, 11. Funi. Die Uutersuchun« gegen den Mörder des Gesandten Woqkosf, Kowerda, ist bereits ab geschlossen. Die Staatsanwaltschaft hat heute entschieden, daß Üomcrda vor das Standgericht gestellt werden soll. Es droht ihm die Todes st rase. Ein beachtenswertes Geständnis. Rede des russischen KriegSkommissarS. Moskau, ll. Junt. Der russische Volkskommissar für Krieg, Woroschtlom, hielt in Moskau eine längere poli tische Rede, aus der wir folgende bemerkenswerte Sätze wtcdcrgeben: „Wir waren «nS stets klar darüber, daß die proletarische und die kapitalistische Welt ans die Dauer nicht sriedlich nebeneinander bestehen können. Wir lavierten aber, um die Atempause möglichst anSzndehncn. Nach dem anglo-russischen Bruch wäre die militärische Offensive gegen uns nur ein logischer Schritt gewesen. Wenn dies nicht geschah, so nur deswegen, weil die englische Bourgeoisie sich verrechnet«:." Wvroschilow, der eben noch die Unmöglich keit eines friedlichen NebcnctnanderbcstchenS der proletari schen Welt betonte, fährt fort: „ES liegen Erklärungen Deutschlands, Frankreichs, Italiens, Polens und der Randstaaten vor. daß für ihre Politik gegenüber der Sowjetunion der Weg Englands nicht gangbar sei. Eng. I land allein ist nicht stark genug. Wenn daher ein Krieg i« nächster Zukunft auch wenig wahrscheinlich ist, so muß er doch in ein bis zwei Fahren erwartet werden." Die übrigen Ausführungen WorvkchiloivS richteten sich in der üblichen Weise gegen England und sind wohl in erster Linie nur propagandistisch zu werten. Das Politbureau hat dem Chef der G. P. U.. Men- schtnskt, seinen Dank ansgesprochen und gibt bekannt, daß der Terror zur Unterdrückung der Erregung innerhalb der Bevölkerung durchgeführt werde. Sobald die Ruhe wieder hergestellt sei, solle der Terror eingestellt werden. Die Nach richt, daß Trotzki, Sinvwjew und Rade! verschickt worden seien, entspreche nicht den Tatsachen. Neue Kinrichlmrgen in Rutzlan-. Riga, 11. Juni. Nach Meldungen an« Blagowjeschtschensk sind dort fünf Mitglieder gcgenrcvolntionärer Organisationen hiugcrichtet worden. Die 'Verurteilten wurden beschuldigt, im Austrage des Großfürsten Nikvlajewitsch monarchistische Agitation unter den Kosaken getrieben und gegen die Sowjetregterung gehetzt zu haben. Anch in Tscheljabinsk wurde ein ehemaliger weißgardistischer Offizier erschossen. Desgleichen werden a«S Wladiwostok und aus Tiflis Hinrich tungen gemeldet. In den letztgenannten Städten wurden mehrere angesehene Grusinier zum Tode verurteilt. Neuer UeberfaN auf einen Sowjefbeamkerr. Brandstiftungen in Rußland. Riga, 11. Juni. Im Kaukasus wurde auf den Chef der transkaukasischen G. P. U. Metschewski ein Ueberfall ver übt. Kavallerieabteilungen sind zur Fahndung nach den Tätern in die Berge entsandt worden. — Bet Nischninowgorod stehen über 6000 Hektar Torfmoor in Flammen. Es wird an genommen, daß eine Bande den Brand angelegt hat. — Wie aus Charkow gemeldet wird, brach in dem dortigen Bahn hofsgebäude Großfeuer aus, dessen die Feuerwehr nur mit Mühe Herr werden konnte. Der Schaden beträgt einige Millionen Rubel. Man vermutet auch hier Brandstiftung. Wojkoffs feierliche Beisetzung. Moskau. 12. Junt. Die Leiche LeS ermordeten Warschauer Gesandten Wojkoff ist in Moskau eingetroffen. Die Straßen, durch die sich der Zug bewegte, waren von Truppen der G. P. U. abgesperrt. Tste Beisetzungsfeierlichkeiten fanden gestern abend statt. Der Note Platz am Kreml war in weitem Umfange durch achtfache Milizreihen und Milttärketten abge sperrt. Die Straßenmündungen waren von berittenen G. P. U.-Truppen besetzt. Während der Sar« vor dem Mausoleum ausgebahrt wurde, hielten Rvkow und andere Sowjetführer Ansprachen. Dann wurde der Sarg unter den Klängen der Internationale und unter den Kanonenschüssen der Salutbatterien an der Krcmlmauer betgesetzt. Beginn der Verhandlungen in Genf. Die Ankunft -er Autzenminisler. Genf, 12. Juni. AlS erster ist heute der deutsche Außeu- minister Dr. Stresemann von Frankfurt a. M inGens eingetrossen und im Hotel Metropol abgesticgen. wo die BureauS der Delegationen bereits seit gestern eingerichtet sind. Kurz nach ihm kam der französische Außenminister Briand a«. Um die Mittagszeit traf der englische Außenminister Chamberlain ein und stieg im Hotel Beaurivage ab. In den frühen Nachmittagsstunden haben sich der Vertreter Japans, Graf Jshii, und der italienische Vertreter. Scialoja. sowie auch andere Delegierte Besuche gemacht. Dabei sind zwischen Briand und Chamberlain Verhandlungen über die deutschen Fragen angeschuitten worden. In Genf wurde heute das Gerücht verbreitet, daß die Frage der Besichtigung der zerstörten Festungsanlagen im deutschen Osten ohne große Schwierigkeiten ge regelt «erden dürste. Aus welche Weise das geschehe« soll, steht jedoch noch völlig dahin. Wol-emaras bei Skrefemann. Genf, 12. Juni. Außenminister Dr. Stresemann empfing heute abend den Besuch des litauischen Minister präsidenten Wolde maras zu einer Aussprache, die der Memelfrage galt und über eine Stunde dauerte. Im übrigen benutzte die deutsche Delegation den Sonntag zu vorberei tenden Besprechungen für die morgen vormittag beginnende Ratstagung. jW. T. B.j Stresemann hat -och freie Kan- für Gens? Berlin, 11. Juni. In verschiedenen Meldungen war die Behauptung aufgestellt worden, daß Dr. Stresemann auf Grund der letzten Sitzung des Retchskabinctts die Verpflich tung etngcgangen sei, in den Deutschland betreffenden und in Genf zur Verhandlung kommenden Fragen keine endgültige Stellung einzunehmen, ohne vorher eine Entscheidung des Reichskabinetts einzuholen. Die „Germania" stellt fest, daß diese Meldung falsch ist. Dr. Stresemann wird in den «ns interessierenden Fragen nach freiem Er messen entscheiden, genau wie cs bei der letzten Rats tagung im März der Kall gewesen ist. England und die RheknlandrSumung. London. 12. Juni. Der „Manchester Guardian" erklärt im Zusammenhänge mit den bevorstehenden Besprechungen der Außenminister in Genf, daß sich der britische Standpunkt in der Frage der Nhcinlandräumnng nicht geändert habe. Großbritannien stimme im wesentlichen der deutschen Auf fassung zu, sei aber der Ansicht, daß nichts unternommen werden könne, bevor sich nicht Frankreich diesem Standpunkte gcuähert habe. Sin türkischer Beobachter beim VStkerbunb. Konstantinopel, 11. Juni. Die türkische Regierung hat beschlossen, zur Sitzung des VölkerbundsratS nach Genf einen Beobachterzu entsenden, und hat den bekannten türkischen Politiker Schttkri Kaja-Bet mit dieser Aufgabe betraut. Obwohl Schükri Kaja-Bci Pressevertretern erklärte, daß er keine bestimmten Aufträge habe und eine besondere Absicht mit seinem Besuche in Genf nicht verbunden sei, kann man ohne weiteres doch daraus entnehmen, daß die Türkei heute mehr Interesse am Völkerbunde hat als ehedem, und vielleicht auch versuchen will, mit den Staaten West- europaS engere Fühlung zu nehmen. Zaleski -rohl mit -er Investigation. Paris, 12. Juni. Der polnische Außenminister Zaleski, der zusammen mit Briand zur Ratstagung nach Gens fuhr, hat, von Vertretern der Pariser Presse über seine Unter, redung mit Poincars befragt, erklärt, daß er sich mit dem Ministerpräsidenten lediglich über finanzielle Kragen und vor allem über die neue polnische Anleihe unterhalten habe. „Was die deutschen Befestigungsanlagen betrifft, die zu verschwinden hätten, sage ich lediglich, daß Deutschland sich zu Feststellungen über das, was von ihm getan worden ist. bereit erklären muß, wenn es begreift, welches seine wirklichen Interessen sind. Wenn Deutschland sich auch weiterhin darum drückt s!s, glaube ich, daß es angebracht sein würde, den Völkerbund zu einer Investigation auf» zusordern, die von einer gemischten Kommission, au bereu Spitze eiu französischer General als Präfideut steht, durch- gesührt werden müßte." » Herr Zaleski zeigt uns mit der anmaßenden Sprache, die er sich wieder Deutschland gegenüber herausnimmt, ganz im Gegensatz zu seiner nachgiebigen Haltung gegen bas drohende Rußland, daß mit Polen eine vernünftige Auseinandersetzung nicht möglich ist, solange Deutschland wehr- und machtlos im Getriebe der europäischen Politik dastellt. Seine Drohun- gen mit einer Völkerbundöinvestigation wegen der Ostwerke sind übrigens haltlos, weil nach der Genfer Dezember-Ver- cinbarungen, deren Entstehung Zaleski selbst beigewohnt hat, eine solche Intervention in diesem Falle durchaus unzu lässig ist. Ein polnischer Grenziibergriff. Ei« deutscher Beamter über die Grenze gelockt «ad verhaftet. Köslin, 12. Juni. Wie erst jetzt bekannt wirb, wurde am Mittwoch der in Sonnenmalde bei Bütow stationierte deutsche Grenzbeamte Block bei einem Dicnstgang an der Grenze in der Nähe von Sommin von einigen polnischen Grenzbcamten aufgefvrdcrt, über die Grenze zu kommen, um die Aufklärung eines an der Grenze vorgekommenen Dieb stahls gemeinsam zu beraten. Beim Ucbertritt über die Grenze wurde Block verhaftet und sortgebracht. Wo er sich jetzt befindet, ist nicht bekannt. Man vermutet jedoch, daß er in Könitz oder Bereut in Hast ist. Der Grund zur Verhaftung soll angeblich Spionagcverdacht sein. Eine Bestätigung war bei den Stettiner Regierungsstellen bisher nicht zu erlangen, doch stammt die Nachricht aus zu- verlässiger Quelle. Amerikanische Zuftimmung zum Aniikriegs- vakt? Washington, 12. Juni. Das Staatsdepartement hat der französischen Regierung mitgctrilt, bas, die Vereinigten Staaten bereit wären, in diplomatische Verhandlungen über eine mögliche Verständigung wegen eines Vertrages für ewigen Frieden zwischen den beiden Ländern einzutreten. »Petit Parisien" erklärt dazu: Auf den Vorschlag BrtandS hin war Washington zuerst stumm geblieben, aber baS Schweigen der offiziellen amerikanischen Kreise bedeutete nicht etwa Interesselosigkeit, sondern wohlüberlegte Prüfung. Deshalb gewinnt der gegenwärtige Beschluß des amerika nischen Staatsdepartements nur noch mehr Beheittuna,
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