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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.04.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-04-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188104147
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18810414
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18810414
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1881
- Monat1881-04
- Tag1881-04-14
- Monat1881-04
- Jahr1881
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.04.1881
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. «n- LkPrtttir» IohaaneSgasse 3S. Sprecht»»-ni -er Lrdictir». Vormittags 10—1» Uhr. Nachmittag« 4—k Uhr. DM »«, WMß»»« ^»,-»«»«««, «»»Mcrik,« »»ch« sich »k *,»««>»» »ich« »<r»>»»U» »n««H«e »er f»r »ir nlchftsolgrnö« Nn»««r tzeftt«»tc, Injerste an Woche,»«»«» »iS S Utzr Rachnttt»«,«. «»To«,- «u» Festtage« früh t>i« ',,9 Uhr. 3« -n» 3itt»leu für 3ns.-^unahmr. ktt« Ule»«. UniversitälSstrabe »2, Louts Lösche, Kalharilieristraße Ich p. «ur tt« ',»8 Utzr. ripMer. TagMM Anzeigen. Organ für Politik, Localgefchichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Naflage L«,«GG. Atzonnnnrnlsprris viertelj. 4V» Mlu, iacl. Briliaertohn ü Mk.. d«rch die Post bezog«, ü Mt. Jede einzelne Nummer 25 Pf. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren für Eztrabrtlaa«, ohne Postdesürderung 39 Mk. »tt Postdesürderung 48 Mk. Zuftrate Kgespaltme Pelitzeile X) Pf. Größere Schristtn laut unserem Preis» verzeichnlß. Lnbellarischer Sah nach höherem Tarif. Kecl«i»en unter den Uedactisnstrich die Spalt,eile 50 Ps. Jufrra»« sind stet« an die »xpetzitt«« h» seadtu. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prnsuuwer-uiäo oder durch Post- nachnahme. 1Y4. Donnerstag dm 14. April 1881. 75. Jahrgang. Zur gefälligen Veachlmg. Unsere Expedition ist morgen Freitag, den LS. April, Bormittags nur bis Uhr geöffnet. LxpeLlUoa ä«8 I-elp/lxer l'nKvdlLttv«. Amtlicher Theil. Verpachtung von GartenplStzen. Bon dem »Wischen den» Gohltser shahrweqe und der Entritzscher strafte aus der der Sladlqemeinde Leipzig gehörigen Vareelle -kr. 27V7 der Stadtflur gelegenen Gartenplay Nr. 14 sollen 2 weitere Unter« abt-elluasen und zlvar Nr. 141. 14 X. von je 145 Quadratmeter Flächengehalt znr Anlegung von Gärten, welche jedoch nicht zum geiverbSmäßigen Betriebe der Gärtnerei benutzt werden dürfen, sofort gegen ein jährige Kündigung Donnerstag, den 14. d. M. Vormittag- 11 Uhr aus dem Rathbaust, l. Etage. Zimmer Nr. 16, a» hie Meistbietenden Verpachtet werden Die Verpachtung«- und Bersteigerungsbedingungen liegen ebendaselbst auf dem großen Saale schon vor dem Termine zur Einsichtnahme aus. Leipzig, den 6. April l-81. Der Stath der Stadt Leipzig. vr. Grorgi. Stvß. M-tische Gewerbeschule. Die Ausstellung der Lchülerarbeiten im Schullocal, Grimmaischer Steinweg Nr. 18, 2. Etage, findet vom IS. tzts LS. diese« Monats »ou LS—L Utzr statt. Zum Besuch derselben beehrt sich im Name» de« Lehrerkollegium« ergebenst einzuladen Leipzig, am 12. UpM 1861. vor DirrrtMk Nt,p«r. Nichtamtlicher Theil. wesrn seien; der Lordmayor wurde zum Opfer auserkoren, weil er. obgleich Irländer, die irische ZwangSbill befür wortet habe. O'Donnell flüchtet« mit einem Genossen nach Frankreich, wo Letzterer noch weilt, vier Verschwörer sind noch gegenwärtig in England. Eine fenische „GchannUtzelbandr" in New-Aork vcrurlheiltr G ladstone, al« den Urheber der "jwangsbill, welche einen blutigen Zusammenstoß zwischen lotizci und Bevölkerung in Irland hcrdeigesührt habe, zum Tode und berathschlaqt« di« Art der Uriheilsvollstreckung. Die Londoner Polizei ergriff Vorsichtsmaßregeln. — Wir knüpfen an diese Mittheilungen eine überaus interessante Cor- respondenz der „Post" über die England jetzt beschäftigende Frage de« „Processes Most". Das genannte Blatt schreibt: Der Proreß gegen Most wird vermutbitch Anfang nächsten Mo- nat« zur Verhandlung komme«. Mittlerweile werden von Seiten der Nadtcalen große Anstrengungen gemacht, um die öffentliche Meinung zu Stilisten des Angeklagten zu beeinflussen. In Ver sammlungen und einzelnen Blättern wird leidenschaftlich an das Volk appellirt, seine alten geheiligten Freiheiten zu »er- theidigen, welche durch fremd« Einmischung und ausländischen Absolutismus bedroht wären. Selbst viele liberale und konser vative Blätter haben sich gegen da« Vorgehen der Regierung ausgesprochen. ES vrrdieut indessen in Betreff dieser konservativen Blätter erwähnt zu werden, daß ihre Verurtheilung der Regierung mehr der herkömmlichen Partei-Leidenschaft entspringt, die so hüufig die Annahme verständiger «ud gerechter Maßnadmen verhindert, als einer wirklichen Mißbilligung d«S gegen Most eingeschlagenen LeriahrenS. Man hat tu de« Mostsschr» Falle aus die Verschwörung Orsini's gegen Napoleon IH. Bezug genommen und behauptet, daß, wie Lord Palmerston. all er in Folge der Pression der franzö sischen Regierung rin« Bill für die Bestrafung der gegen sreinde Souveräne gerichteten Verschwörungen einbrochte, geschlagen wurde und seine Stellung niederlegen mußte, so auch jetzt jeder versuch, di» Freiheit des englischen Volk« zu beschränken, schlschlagen müsse. Diese Begründung wird aber nicht durch die Thatsachen unterstützt und paßt anch nicht aus den vorliegenden Fall. Ich will mich hier daraus beschränken, zwei Fälle anzusüyren, in denen rechtlich srstgeslellt worden ist, daß Angehörige diese« Landes nicht ungestraft Schmähschriften veröfs. chen dürfen, in denen fremde Souveräne angegriffen oder geschmäht werden. E« sind die« die Fälle Lord Äoodon 's und Bint 'S, welche beide von englischen Beschworenen eines vergehen« für schuldigbefunden wurden; Lord Boodon, weil er eine gegen die Königin Marte Antoinette gerichtete Schmähschrift veröffentlicht hotte, Bint, weil er sich in einem Zeitungsartikel da« gleiche vergehen legen den Kaiser Paul hatte zu Schulden kommen lassen. E« st vielleicht interessant nnd nützlich, die incrimtntrtr Stelle in Bint'« Artikel mit dem Mo st'scheu Artikel zu vergleichen und lo zu sehen, ob die 12 Geschworene», welche von den Radikalen und den Feinden der Regie««an bearbeitet werden, Most für nichtschuldig zu «klären, durch die Heftigkeit des «tnt'schr, LuWiß» «nMft»ä>t fr:» würdsu, da» Beispiele jener 12 englische» Geschworene« nicht zu folgen, welche letzteren ohne Bedenke» für schuldig erklärten. Wir lasten deshalb jene Stelle ln de« Büttsschen Artikel hier folge«. „Der Kaiser von Rußland macht sich bei seinen Unterihanrn durch verschiedene Acte der Tyrannei verhaßt und in den Bugen Europa« durch seine Jncouseqaeuze« lächerlich.'' Wenn eine derartige Sprache strafbar gefunden «erde» konnte, ist «I dann möglich, daß ein ver- ständiger uud ehrlicher Geschworener den Verfasser de« scheußlichen Triuwphgeschrei« der „Freiheit" bei der Ermordung de« Kaiser« «letzander und der cyuischeu Tivaden, in denen zum Mord« aller Touveraine ausgesordert wird, für nicht schuldig erklären kann? Wäre e« möglich, daß einem Ausländer in einem derartigen Falle ein Privilegium Zustände, wrlcheS man einem Engländer verweigerte? nnte man fragen, ob man in England li wählt werden können. Denn für den Augenblick ist kein ein zelnes Ministerium in Preußen, nicht das der Justiz (denn )ie neue Gerichtsoraanisation ist vollständig durchgrführt und arbeitet exact), nicht das der öffentlichen Arbeiten (denn die Zerstaatlichung der Eisenbahnen ist vorläufig abgeschlossen), o wichtig wie eines von jenen beiden. Im EultuSmimsterium zilt es. bei den immer weiter fortschreitenden Friedensver- »andlungen mit Rom und dem preußischen Episkopat die Augen offen zu halten und dem Staate nicht allzuviel zu vergeben, und das Ministerium des Innern hat alle Hände voll zu lhun, um den organisatorischen Gesehen, die am t. d. Mt«, eingesührt werden sollten und nach dem Scheitern des Com- Leipzig, 14. April. Mit besonderem Interesse wird man alle Kundgebungen verfolgen, welche aus die gegenseitige Stellung der libe ralen Parteien u n ter sich bei de» bevorstehenden Wahlen Licht wersen. Eiue solch« Kundgebung liegt wieder seitens....... de« Parteitags der deutschen Fortschrittspartei in I""Bnvueg,nm zw -7-°."'_ u»d m-i«"-- -ME "Ä Lü und es läßt sich auch vom naNonalliberalen Standpunkt I schied zwischen beiden Fällt» außer Sagen. Das BerbrechrnOrstnt's nicht Mel dagegen emwende». Uebrr da» Verhalten der der« «wurde außerhalb England« besagen, da« «ergehen Most'« hat t» schiedenen liberalen Parteien bei den Wahlen heißt r«: „Alle 1 England selbst st-ttgeftmde». er ist in England verhaftet worden Liberalen müssen gegen di« Wahl von Eonservativen, Ultra« I »nd r« ist nicht davon die Rede, für seinen Fall eine ne»» Bill eim montanen oder Socialdemokraten ihre volle Kraft aufdieter», I zubrinaen. Die englischen Gesetze reichen dafür vollständig an« nutz und wir erachten eS daher in Wahlkreisen, in welchen di« I die Presst«, einer gewissen answörttge» Regierung wäre daher unnütz. Gefahr besteht, daß die em« oder andere dieser Parteien da-!,- für dir nicht brr germgste Beweis vorhanden U-de^ewicht erhält, kür die dring«nde Pflicht eines iW-n U ^ ^ Mannes, der sich zu einer der liberale« Parteien rechnet, ^'Übrigen Liberalen zusamwe» zu ftchm. Dievorwieg«dr ^^M^schnEst^^dst ma^ b^de^eAsschen Volk mit Richtung der liberalen Wähler in «ne« Wahlkreise wird für I Rech« »» hoffen, "ß ein so »«würdige» «ersahrrn die Antzwahl der Abgeordneten bestimmend fein müssen." I keinerlei Erfolg Auch diesem Sah könne» wir vollständig beiftunmen. Wir s haben aber bisher nirgend« bemerkt, daß seitens der Fort schrittspartei praktisch danach gehandelt wird. Wir können schon jetzt eine ganze Reih« von Wahlkreisen namhaft machen, in den« dt« Wahl von konservativen. Ultramontanen oder keinerlei Erfolg haben werde. Der Bnndesrath hielt am Dienstag unter dem Bor de» Etaatsmimstrr« v. Bötticher eine Plenarsitznng . m i-vnwrm».°en, ».rrumonranen °°" , Socialdemokrat«, mit großer Wahrscheinlichkeit zu befürchten >de« Unt^ati^t^im auswärtigen steht, in denen die vorwiegend« liberale Richtung entschieden! den von drrnationalliberalen Partei verfochtenen Grund-1^ " säyeu eutspricht und in denen trotzdem im Widerspruch mit! milgetbrilie Besckluß V E jenem theoretischen Satz und unbMmmert um die Förderuug,! d*t>U»n »vegen Abän^nmg der internationalen Reblaus» di« dadurch den Eonservativen, »tramontanen oder Social- temokraten geleistet wird, di- Fmtschrittsgartei chre Land,baten gegen die langjährig« »«nmaUiberalen 4. «llssckusse« wurde bierau treter aufstellt. Auch wir sind für da« Zusammengehen aller! ^? Liberalen gegen die Parteien der Neactwn oder Revolution; I , allein dir« Zusammengehen muß im Allgemeinen aus einer ehrlichen A^rkennung de« Besitzstandes Truhen und dars!^5^m Erlaß der Naä>ver,°llung von Anchov.z abschlägige »lchr praktisch daraus hinauSlausen, daß unsere Partei allent-! ran'on:nl^i bald«, durch den „entschiedenen Lib-rali.mu«" au« chren Eichftger Dec^aratE. ^ Fe,nh^«numm-rn b«. e.nzu. Wahlkreisen hi»au»gedrängt werden soll. I lüd»"den, Garn wurd«, nach dem Anträge des Zoll und Selbst die „Norddeutfche Allgemeine Zeitung" scheint da» Ziel und "die nothwendig« voraussetznng einer'wirklich p«r-1 au^wärt^« lammtanschen Regierung ist. halt» wir daran fest, da» v»r>F??^. Allem die deutsch« Fortschrittspartei uud die Geeessio-^^d^r^Trun^s^ '' ^ ^ Gesetzentwurf über nisten bei den bevorstrbende» Wahlen Hand in Hand zu I " "V «hm. 1»r Ausgabe haben und sich nirgend« bekämpf» solftT ^, gt blnbm werde^ Begründet wred die»- Diejenigen Be^aadth-il. der Bolkspart!^ welch« ehrlich dem Böden der ReichSversassung stehe», werden keim ver- i» p^'schen Justizministerium viele und l-dhast- Bedenk., anlaflung Hab«, sich hierbei don uns zu trennen." ««wird vielmehr anzunehmrn. daß der hier a»H wThldündniß mit See.ssionisten 'm Re.chstage ;urSrled.gu..g gelangen w.ch und ,»lk,Partei hingewi.s.u, mit b,rechn.t.r ^^^0^.zmm.s.enum hat^ Schweigsamkeit aber der nationalliberale» I . Auffassung zu erkennen Partei nicht mit einem Wort gedacht. Das sind ^'«e H^fiunGN nicht di. Vorbereitungen »« einem ehrt,chen Bund unter den! ^^'"t^Sett Monaten aber bat sick d,es Ressort Mt liberalen Parteien, sonberü nur dap^ den gesammten Libera- Eine unbedeutendwe Herr von Puttkamer wird also wenigstens bi« zcm Aus London liege» heute sehe bemersenswerth« Meldungen l Sommer die bewen Ressort« des Innern »nd de« Eultstz vor Nach einer Kabeldepesch« trat 0'D»»»ell, einer der «neben «naiGer tzennalten: so will es Fürst Bismarck. Pulver-Attentäter gegen Manfton-Hons«, «un Sannabend lMan »nß gestehen, eine passendere Zeit, um den versuch zu mit einem französischen Dampfer in Ne».York ei». Dev-! mache», ob eines einzige» Manne« Kraft zur Bewältigrmg der Drunksucht in der gegenwärtigen Reichs« selbe behauptet, daß 6 Personen am Complott beteiligt g«-f der p«t«intrn Arbeitslast hinreicht, hätte nicht leicht auche- petenzaesetzr« eines br wenigstens durch Aus riedigenden Abschiusse« völlig entbehre», ühruilgöbestimmungen eine Wirksamkeit u ermöglichen. Trotzdem ergeben sich Stockungen da und >ort, und es steht noch nicht einmal fest, weichen Personen die Durchführung der neuen Ordnung anverlraut werden oll. An Stelle der bisherigen Vice Präsidenten an den Sitzen der Oberpräsidenten müssen seht Regierung»-Ehef- »räsidenten ernannt werden, aber bisher scheint eine solche krnennung nur in Danzig erfolgt zu sein. In Magdeburg fehlt sogar seit dem l. dS Mts der Oberpräsident, und trotzdem muß der frühere Birepräsident, der auch schon seinen Abschied erhalten hat, einstweilen dir Geschäfte sortführrn. Wie wir hören, verschließt sich denn auch Herr v. Puttkamer nicht der Nothwendlgkcit, in dieser Beziehung baldigst eine Arnderung eintrrten zu lassen. Es dUni«» demzufolge in nächster Zeit Beisetzungen und Beförde rungen in der höheren Bureamratie in größerem Maßstabe tattfinden. und man erwartet di« bezüglichen Ernennungen noch vor der Reise de« Kaiser» nach Wiesbaden. Einzelne der hierbei in den Vordergrund tretenden Personensragen werden nicht ohne alle Schwierigkeiten sein und eine delicate Behandlung nvthig machen. Die „Nordd. Allg. Ztg." enthält in Anknüpfung an eine neulich« Wahlbetrachlung der 8. L>. 0. «ine längere Aus lassung über die nationalliberale Partei. Der Zweck de« Artikel« ist, den Ralionalliberalrn zu Gemüth« zu sichren, daß, wenn sie nicht mehr di« einflußreich« Stellung von früher einnehmen. Die» der Abwendung von der nationalen" Politik de« Reichskanzlers zuzuschrcchen sei, oder mit andern Worten, daß sie sich «m Widerspruch mit ihrer früheren Hat» lung in die Opposition hätten drängen lassen. Dieser Aus- ührung liegt der alt« sehlerhaste Gedanke zu Grund«, der di« osftciöse und gouvernementalr Presse beherrscht. Daß das 3olit!s^ Einvernehmen» zwischen dem leitenden Staatsmann und oer natioaallioeralen Partei nicht mehr da« alt« ist, Da« ist freilich nicht zu leugnen Allein es ist falsch, zu be haupten, daran fei die letzter« schuld, indem sie ihre Haltung und ihr« Grundsätze plötzlich geändert habe. Die Wandlung ist nicht aus Seiten der nationailiberalen Partei vor sich qe- mgen, sondern aus Seiten de« Reichskanzler», dessen olltik in manchen Prineipienfragrn einem andern Grund gedanken entspringt als früher und darum die Verständigung mit den gemäßigten Liberalen erschwert und oft ganz un» möglich gemacht yat. Die Erfahrung wird doch lehren, daß ein« nationale Politik aus die Dauer im Gegensatz zu den gemäßigt liberalen Elementen nicht zu sichren »st, und wenn es wirtlich einmal so weit kommen sollte, daß — woraus jetzt von recht« und link» hingeardeilel wird — Reaktion und Radikalismus sich vnvermit telt und unversöhnlicb gegenüber- stehen, so würbe eine kurze Probezeit genügen, um anss Neue die Unentbehrlichkeit einer gemäßigt liberalen Mitlelpartri darzuthun. Die Mittheiluna, daß Professor Reuleaux, der freilich erst von seiner Ausstellungsreise nach Melbourne zurückgckehrt sein muß, die Stelle nne« Unterstaatssecretair« nn Handelsministerium erhalten soll, klingt gar nicht so unwahrscheinlich, wenn auch in erster Reihe daran sestzuhaltrn ein wird, daß Herr Reuleaur der Nachfolger des Unter» iaatssecretair» Iacobi im Präsidium de» RelLspatentamtS ein dürfte. Die Zeiten sind fa vorüber, in welchen derartige Posten nach der Anciennetät m einem streng bureaukratischen Schema besetzt werden, auch werden jetzt immer mehr Männer der Praxi», zu denen ja Herr Reuleaux trotz seine» Professor titel« allmählich rii rechnen ist. in die Ministerien hinein- gezogen. So hat Herr Maybach neuerdings den technischen Dtrectvr der Veroislb-Märkifchen Eisenbahn, früheren Ober- mascbinenmeister Stambke, als Vortragenden Rath in da« Arveitsministerium berufen. In der braunschweigischen Erbfolgesrage wird daran erinnert, daß vor mcht langer Zeit in Braunschweig rin Regentschaftsgesetz, wie e« hieß, unter Billigung der RetchSregierung. zu Stande gekommen ist. worin für den Fall der Erledigung des braunschiveigischen Throne« Vor sorge getroffen ist; dasselbe beruht auf der Annahme, daß der Herzog von Eumber land der rechtmäßige Erde, aber wegen feiner bekannten Stellung zum Reiche nicht regierungsfähig fei, und bestimmt, daß während der Fortdauer dlekes Stande« der Dinge ein Regentschafts-Ausschuß die Regierung«, geschästc zu führen haben wird. Am Dienstag «and in Hamburg eine seitens der Handelskammer einverusene Versammlung „Eines ehrbaren Kaufmanns" statt mit der Tagesordnung: „dir Freihasen stellung Hamburgs". Uebcr da« Ergebniß derselben ist bereit« telegraphisch berichtet worden; au» den Verhand lungen ist-indessen die Red« de« Herrn Heinrich Amfinä bervorzuheben. Genannter Herr kam aus eü, in letzter Bllrgerschastssitzung fiattgehabte« vorkommniß zurück, bei welchem de« greisen Kaiser« in einer Weise gedacht sei, welche die allseitiaste Empörung wachgerusen habe. Aller ding» habe iene Aeußerung sofort die gebührende Zurecht Weisung geiunden und hätte Redner deshalb' keinen Anlaß, aus diese Angelegenheit in dieser Versammlung nochmals zurückzukommen, wenn er diese Angelegenheit aber trotzdem berühre, so geschehe Dies, um auch der Ham- burgcr Kausmannschast, ver man so häufig den Patriotismus abzusvrech«, sich bemüht habe, in ihrer Gesammtheit Ge legenheit zu geben, ihrer Verabscheuung jenes Vorkommnisse- und der durch dasselbe gekennzeichneten Gesinnung Ausdruck ,u verleihen. Die Hamburgische Kausmannschast möge in der Bethätianng ihrer Liebe zu und ihrer Achtung vor der Person unseres Kaiser» mit den, Redner einstimmen in den Ruf: Kaiser Wilhelm, Hoch. Hoch, Hoch! (Die Versammelte» stimmten in diesen Ruf drei Mal begeistert eia.) Eine Gemeinde der sirvenbürgischea Sachsen klagt einer Leipziger Verlagsbuchhandlung, welche sie in aner- kennenswertyer Weise m,t deutschen Büchern unterstützt, ihre lieb« Roth. Die magyarisch« Eomitatsbehörd« bat ein Statut ausarbeiten lassen, nach welchen, Bücher für Bolks- »ibliotbckcn nur »>it Genehmigung des königlich ungarischen Schulinspector« angrsLassl werden dürfen. Der amtlich ein- gelirfrrte und zur Benutzung ausgedrungcnc Katalog weist sich alS ein Verzeichniß lauter magyarischer Originalwcrke und magyarischer Uebersetzungen von deutschen, französischen und englischen Romanen aus, dem auch kein einziges deut- che» Buch einverleibt ist. Da außer dem Pfarrer und dem Notar kein Mensch in der Gemeinde ein Wort ungarisch versteht, so wird diese gegen ein solches Verfahren protestiren; mit welchem Erfolge, läßt sich denken. Möchte der deutsche BerlagShaudcl unter diesen bcklagenSwertben Verhältnissen nicht verabsäumen, unsere deutschen Land-leute in Sieben bürgen recht reichlich mit guten Büchern zu unterstützen. Als ein Pröbchen wahrhaft erheiternder Zustände in Ungarn wird berichtet, daß man dir Candidatur des Ministerpräsidenten TiSza für den nächsten Reichstag in Süd Ungarn, nnd zwar in einer serbisch deutschen Stadt, in Neusatz, ausgestellt hat! Eines schönen Morgens waren alle Ecken in Neusatz mit riesigen Placaten „Eljen Tisza" beklebt. Diese- Euriosum erklärt sich durch die Stellung der Deutschen zu den Magyaren. Die Stadt Neusatz hatte nämlich früher immer eine serbische Mehrheit, und auch bei der letzten NeichstagSwahl ist der serbische Eandibat durcb- zedrungcn. Seitdem man aber zu Neusatz bas nächste »rutsche Dorf Iarek zugeschtagcn hat. dessen Einwohner am Neusatzer Hotter Felder haben, gehen die Serben einer Majvrisirung entgegen, zumal sie ihre Stenern nicht regelmäßig zahlen. Aber die Neusatzer Denlschcn und Magyaren wurden unter sich uneinig, und so bätten die Serben wieder den Sieg davon getragen. Die Magyaren wurden nämlich in letzter Zeit frech unk' ttbermütbig gegen die Deutschen. Die vielen ungarischen Beamten und di« Lehrer am ungarischen Gymnasium schimpften gräulich über alles Deutsche. Da rafften sich aber die bedeutend zahl reicheren Deutschen zusammen und stellten ihren deutsche« Eandidaten auf. lim den Sieg der Serbe» z» verhindern, compromitlirte man zuletzt — auf Eoloman TiSza! Es scheint wirklich, daß der Ministerpräsident die Candidatur anfangs angenommen hatte, denn über drei Tage prangten die Placate in Neusatz mit „Etjen TiSza!" Aber zuletzt fand man in Pest die Sache doch zu bunt. Das wäre gerade Wasser aus die Mühle der äußersten Linken, daß TiSza i» einer serbisch-deutschen Stadt candidirtc! Jetzt ist man in Neusatz von der Candidatur TiSza'S abgestanden; wa» aber nun werden wird, darüber schweigt die Korrespondenz. Die tunesische Expedition erhält Paris in fieber hafter Spannung. Aus Tunis wird telegraphisch gemeldet, daß der General Sadi Alibry feierlich mit dem Eommando der tunesischen Armee betraut wurde und demnächst abzieht; er sammelt sich jetzt nahe beim Bardo. Außer den 7VV regulären mit dem Kriegöministcr abgezogenen Soldaten campiren noch 5UV0 bei Souk el Braba. Niemand wisse, so heißt e« weiter, welche Haltung diese Truppen einnehmeu werden, wenn die Franzosen die tunesische Grenze über schreiten. Der Protest de- BeyS ist a» de» Straßenecken von Tunis angeschlagen. Die anlisranzöüsch,.' Partei sang« an, sich weniger drohend zu zeigen, in Folge der italienischen Krise jedoch hegten die Franzosen noch ernstliche Befürchtungen; der italienische Eonsut Maccio ahre fort z» Hetzen. Die Tuneser ffranzc'c» könnten nötbigrn^ all» aus bewaffnete Unterstützung der zweitausend Man» »arken Eolonie der Mozabitcn rechne». Tie Mozabitri' lammen auS einer Oase der algerischen Sahara. Die zebu- tausend KrumirS haben sich in Heerbausen von zwölf- vis achtzehnhundert Mann zerstreut. Ein Tbcil der .ttrumirS soft feine Unterwerfung gegen pecuniärc Entschädigung angeboten haben. Unter dem Eindrücke dieser besorgnißerregenden Nach richten ist die osftciöse Pariser Presse über den n>ä»»ticheii Protest des Bey« ganz au- dem Häuschen. Der „TempS" sagt daß eS sich bei der Einladung Frankreichs, der Bey möge sich an der Unterdrückung der KrumirS bethciligc», uni einen Act „entgegenkommendster Freundschaft" gehandelt habe, denn inan wisse diesseits sehr wobt, daß in mititairischcr Hinsicht das Eingreifen der tunesischen Streitkräfte von gar keiner Wirkung gewesen sein würde. „Aus diese freundschaftliche Einladung hat der Be» mit einem Protest an die Großinächtc geantwortet. DaS ist seineSache. Frankreich wollte »>it ihm zusammen marschircn, es wird DieS ebne ihn thun und, wenn eS sein muß, trotz ibm." Der „TempS" fügt dieser Drohung die nachdrückliche Behauptung hinzu, daß ver Bey kein Reckt habe, sich aus die Oberhoheit de» Sultans zu berufen, eine Souverainetät, welch« nicht vorhanden, von Frankreich niemals anerkannt worden sei. Zwar habe der Sultan seit >836 mebrrrc Male versucht, dieselbe geltend zu machen, allein Frankreich habe ihr jedeSmal daS Mittelmeergeschwader entgegengesetzt, welche» der ottomanischen Flotte niemals gestattet habe. Tunis zu be rühren und dort auch nur einen einzigen Soldaten ans Land zu setzen. Um nun der wachsenden Ungeduld de- Publicum« einige Nahrung zu geben, veröffentlichen die osftciöse» Blätter ganze Spalten läppischer Nachrichten im Style der folgenden: „Montpellier: Um 12 Uhr 46 Min. ging ein Ertra- zug mit l27 Mann und 5 Ossicicren ab. Toulon: Soeben sind au» Lyon 294 Soldaten. I2Ossiciere uud 2 Pferde. auS Alby >68 Soldaten und l Osficicr angekommen." Die öffent lich« Meinung in Pari» fährt fort, die Langsamkeit der Zu rüstungen »noegreislich zu sinken, und da» militairilchc Fachbstrtt „Avenir mititaire" schließt sich den heftigen Kritiken an. Di«. „Rtpublique Franyaise" dagegen hat einen Artikel zur Ver teidigung Farrc's und behauptet mit dem größte» Ernst, die Langsamkeit der Mobilisation sei absichtlich und eine über aus kluge Maßregel; man wolle nämlich da» zu rasche Zu- sammenströmrn großer Truppcnmasien aus dem Opcrations- terrain wegen der dadurch entstehenden VcrpstrgungSschwierig- keiten verhindern!! Solchen Unsinn wagt da» leitende Blatt Frankreichs, der Moniteur GambettaS, den kriegerischen Franzosen allen Ernstes weiß zu mache». Depretis ist nunmehr bestimmt mit der Neubildung des italienischen Ministerium» bkaustragt worden. Wie der „Boss. Ztg " aus Rom berichtet wirb, würbe» von den biS- herigc» Ministern der Finanzminister Magliani, der Unter- richtsminister Bacelli, der Minister für öffentliche Arbeiten Baccarini und der erst vor wenigen Tage» ernannte Kriegsminister Aer rer o ihre Aemtrr behalte». Es würden demnach nur Eairoli als Minister de« Auswärtigen, der Marinnninistrr Ae ton. der Iustizminister Villa und der Ackerbauminister Mieeli zu ersetzen sein. Wie eS weiter heißt, dürste Devreti«, wenn ihm di« Eabinctsbilduug grlmgt, da» Ministerium de« Innern beibehaltrn. wahrrich
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