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Dresdner Nachrichten : 03.11.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-11-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187711034
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18771103
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18771103
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1877
- Monat1877-11
- Tag1877-11-03
- Monat1877-11
- Jahr1877
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 03.11.1877
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«r. »«7. VL'ÄN.« «»e^nftratze l». «do». ilcmciUlprel« diertelii»»- ' lichlMirk «OPfge .durch dtk Post »M-rt 7L Z,,-. «tntrl.Nu«m,rn I0Vf,e. *uft,,e 3200V »l»l- gllr dt« «ltckgad« ein,«» sandtee Vtanuscrivte «acht sich dt« »rdaclie« nicht verbindlich. Snseraten-Aniiab«» an», tvärt«: auch tn Homdur«, Bee- lt„, Wien, Vet»»,. V°IN. Brcslaii, nranlsurt a M. — »ach dl««» In «crltu, LrtVtta. Wien, L«mdur>, ktrailksurt a. Ws., Mün» chc». — Vaud, ck ho. tn «ranksurt a. M. — kr. Vati« tn itbemnttz. — S»- vallla. » 0». tnl" Mitredacteur: vr. L»»1I 8«r da« Srutlleton: »«ust»Zuu». Veranstv. Rebacteun Lro»t in Dresden. Sounsve»», i. November.' Hageblatt für MM, Unterhaltung,Heschästsverkehr. Börsenbericht,Iremdenliste. XXll. Jahrgang Dresden, 1877. Inftrnt« «erd«» Maki«« Zirad- n> die Ad.NUb« „gcnommcn. Lonntn,, »u Mittag» »2 Uiir. In «icnjiadt: grob« »iafte«- nasse L dt« Nachm. 4 Uhr. — Der Raum «i»er «,»- »baltigen Petisteile kotze, >5 Psa«. Äugesaudl die Zette -tu Psae. Eine ttiaraniic sür dal nachfttägtgc Erjchri- ue» der Inserate wir» nicht gegeben. Auswärtige Annoncen« Aufträge von und u»de- kauinen Firmen »»d Per- soncn tnscrtreii Ivtr nul geg.n Pränumerando« Zahlung durch Brtes» marken oder Poitefttgah» luna. Acht Silben «osten lö Pige Insclatc sül die Montag» - Nummer »der nach einet» ,^cl.iag» vte P-lttäeile R» P >». Politische». Zur Rettung OSman Paschas und seines Heeres in Plewna mternimmt die Pforte außerordentliche Anstrengungen. In Kon stantinopel dämmert die Erkenntniß, daß die Erhaltung dieses bisher siegreichen Heeres wichtiger ist als die Züchtigung des Fürsten Nikolaus von Montenegro, als die Einschüchterung Serbiens, als die Bedrohung Griechenlands. Alles, was von Truppen an den Grenzen dieser Nachbarländer unthätig steht, rafft daher die Pforte zusammen; sie entsendet au» der Hauptstadt am Goldenen Horn alle verfügbaren regulairen Heereskörper nach Sophia, um ein Entsatz heer zu bilden. In etwas überschwenglicher Weise beziffert man tür- kischerseitö dieses Entsatzheer auf 100,000 Mann. Ziehen wir 40,000 ab, so bliebe immerhin eine ansehnliche Macht, die, geführt von einem intelligenten und muthigen Feldherrn, wohl im Stande wäre, dem in Plewna eingesponnenen Löwen Os»,an Luft zu machen. Als Führer dieses Entsatzheeres bezeichnet man Mehemed Ali, den vor Kurzem durch Jntriguen abgesetzten Generalissimus der ostbulgarischen Armee der Türken. Mehemed Ali muß jedoch sich in Könstantinopel zu rechtfertigen verstanden haben. Um die Russen irrczusühren, wurde wiederholt türkischerseits ein falscher Bestim mungsort für seine künftige Verwendung angegeben; das Wahr scheinlichste ist, daß er versuchen soll, seinem Kameraden Osman ein Hilfsheer zuzuführen. Begreiflicher Weise liegt den Russen daran, den Fall Plewna« zu beschleunigen ; doch machen die seit ü Tagen fallenden Strichregen alle Operationen unmöglich. Es wird Alles darauf ankommen, ob Osman mit Munition und Proviant so lange versehen ist, bis ihm die ersehnte Hilfe naht. Nach einer türkischen Nachricht ist er bis Ende dieses Monats hinreichend damit versehen, und verstünde er gut zu wirthschaften, so brauchte er noch lange nicht zu seinem letzten Zwieback, zu seiner letzten Patrone zu greifen. Scheint es so, daß der „siegreiche Glaubensheld", der Ghazy Osman doch noch nicht ganz zu verzweifeln braucht, so steht eS um so trüb seliger mit dem „Ghazy" Moukhtar in Hocharmcnien. Die türkische Widerstandskraft in Asien ist völlig gebrochen. Moukhtar und Ismail Pascha haben sich nur vereinigt, um im Verein weiter zu flüchten. Man hat nicht einmal den Versuch gemacht, die Stellungen bei Zewin und Delibaba zu halten, und auch die als sehr verthei- digungsfähig geschilderte Position bei Kopriköi zwischen Zewin und Erzerum auf dem Knotenpunkte der Straßen Kars-Erzerum und Bajazid-Erzerum liegt bereits im Rücken der flüchtenden Paschas, welche den Weg von Kars und Jgdyr nach Srzerum in unglaublich kurzer Zeit zurückgelegt haben und jetzt eine Defensivposition bei Erzerum einnehmen. Ueber kurz oder lang werden die Russen vor Erzerum stehen. Aeußerst schwierig ist es, klar zu sehen über die Umstände, welche das Scheitern des deutsch-österreichischen Handelsvertrags verschuldeten. In österreichischen Kreisen behauptet man: Bismarck sei gar kein böser Streich gespielt worden, als seine Unterhändler unqerrichteter Sache Wien verließen. Es läge dem deutschen Kanzler daran, Oesterreich dauernd schwach zu erhalten, die Aus gleichswunde zwischen beiden österreichischen Reichshälften sich nicht schließen zu lassen, damit cs gegenüber den eventuellen Ereignissen im Frühjahr im Innern zerklüftet dastehe. Wir mögen an diese Lesart nicht glauben, da sie der zu oft und feierlich betonten Freundschaft zwischen Oesterreich und Deutschland schnurstracks widerspräche. Auch zeigt die Entwickelung des Verhältnisses zwischen der österreichischen und der ungarischen Reichshälfte bereits jetzt, daß eine solche pessimistische Speculation Bismarck's, wenn sie vorhan den wäre, Fiasko gemacht hätte. Denn statt sich zu verfeinden, sind beide Reichshälften einig geworden, bezüglich der ferneren Zollvcr- handlungen mit Deutschland gemeinsame Interessen einmüthig zu verfolgen. Uns will eS als das Wahrscheinlichste dünken, daß in Oesterreich die schutzzöllnerische Richtung so stark und der Glaube, daß Deutschland sich, wie so oft in Zollfragen, auch diesmal vom Ausland leimen läßt, so fest ist, daß man in Oesterreich die Hoff nung nicht aufgiebt, Deutschland werde doch noch zu Kreuze kriechen und seiner Industrie neue Erschwernisse der Existenz durch Beharren auf der thörichten Frcihandelspolitik schaffen. Voller Unmuth äußern sich die preußischen Blätter über dm niederschlagenden Gang der dortigen Landtags-Verhandlungen. Mit Besorgniß blicken die Patrioten unseres Nachbarstaates, die sich in allen Parteim finden (wir fügen ausdrücklich hinzu, auch unter dm Nationalliberalen) in die Zukunft. Was soll werdm, wmn die bescheidensten Ansprüche des konstitutionellen VerfassungSlebmS so kläglich scheitern, wie in der Minister-Urlaubfrage? Man lebt in Preußen „in einem Zertrümmerungs-Processe aller parlamentarischen Rechte und Befugnisse"; nach dem mühevollen Ringen eines ganzen Menschenalters ist man heute dahin gekommen, daß die bescheidenen Errungenschaften des VerfassungSlebmS wieder stückweise abbröckrln. Wie tief muß aber die Partei der Nationalliberalm die Schuld für solche Zustände fühlen! Nicht einmal zu einem „Nein!" in der Frage de« Pferde-Ausfuhr-Verbotes vermag man sich zu ermannen. Dabei ivirft die Steuerfrage ihren Schatten in alle Verhandlungen. Die neue Staats-Anleihe von 126 Millionen Mark ist nicht bloS dazu bestimmt, productive Anlagen (Eisenbahnen, Kanäle, Hafen bauten u. s. w.) zu schaffen, sondern das Deficit zu decken. Gleichsam zum Hohne auf diese traurige Lage bringt die freiconservative Fraktion im preußischen Abgeordnetenhaus« den Antrag ein: „Preußen solle da« Reich ersuchen, sich durch Erhöhung der indirekten Steuern neue Einnahmen zu schaffen, d. h. auf Erhöhung der Tabak«-, Petroleum- und anderer Abgaben himuwirken. Der Partikular-Staat also erhöht die direkten, das Reich die indirectm Steuern, eine höchst sinnreiche Zwickmühle. Mit großer Genugthuung hingegen verzeichnen wir einen Artikel des „Berliner Börsen-Courier" Über die sächsische Eisenbahn' Politik. Das fortschrittliche Blatt bemerkt, daß man mit keinem Vorwurf schneller zu Hand ist, als den, des Partikularismus, der NeichSfctndlichkeit und des Mangels an Patriotismus. Es heißt dann: „Wir unsererseits bekennen uns laut zu der Ueberzcugung, bas; eS keinen berechtigteren PartikulariSmuö giedt. als den. welchen die sächsische Regierung in Ihrer Eiscnbabn-Polltik docu- mentirt hat. Dmclbe ist vielmehr rcichdircnndlich als reichs- selndlich. Wolle man doch eben vic Reichs-Negierung nicht mit de», R e i ch e verwechseln! Jene kann eine Politik treiben, welche dlesein zum Schaben gereicht. So lange noch Deutschland ein Bundesstaat aus Grund der bestehende» Reichö- Versassung ist, wird man vom allgemein deutschen Standpunkt der Einzel-Negierung baö Recht einräumcn »Men. das ihre», Staate relchöverlassungöinähig verbliebene Mäh von Selbststän digkeit allermindestens so weit zu wahren, als nicht ei» größeres deutschnationales Interesse fernere Nachgiebigkeit und Selbstbe schränkung sordert. Den Bevölkerungen der Einzel-Staaten gegenüber haben die Regierungen derselben sogar unzweifelhast die entschiedene Pflicht, solche Politik zu üben. In und sür Preußen ist das auch Immer seitens unserer Negierung anerkannt, obgleich sür die glückliche Fortbildung des deutschen Staats wesens der umfangreiche und daher besonders anspruchvollc preußische Staat em viel größeres Hindernis; bildet, als irgend ein anderer deutscher Bundesstaat. Die sächsischen Staatsmänner befolgen nun keine andere Politik, indem sic das Eisenbahnnetz ibreS Landes der einseitigen Eentralisirungs-Politik der Rciclio- Negicrung selbstständig und unabhängig zu erhalten trachten; die günstige geographische Lage Sachsens, baö sich in breiter Aus dehnung an die Reichögrcnze lehnt, hat dem Dresdner Eabinel den Sieg verliehen, gegen die Pläne der Reichs-Regierung. Es ist darin für einen Unbefangenen nichts NclchoseindlichcS zu finden. Denn Sachsen opponirt la einzig gegen die Versuche dco Reichökanzleramtes, das ist thatsächlich nur gegen die spccisische p re u ß i s che E is c >, ba h n - P o l i t i k. Erst wenn — was bis zu dieser Stunde nicht der Fall — die gesetzgebenden Factorcn des Reiches zu Gunsten der preußisch-deutschen Eisenbahn-Politik gesprochen haben, kann überall von einer Opposition gegen das Reich die Rede sein. Denn nicht allein, das; ein natürlicher Selbsterhaltungstrieb die Einzelstaaten hindert, sich mit de» Eisenbahnen eines richtigen Fundamentes ihrer Erislenz, wie Herr v. Nostitz sich treffend ansdrückt, zu entäuücrn. kann in einer wirthschaitSpolltische» Streitfrage - und das ist denn koch die Frage der Eentralisirung keS deutschen Eisenbahnwesens in den Händen des Reiches —von Patriotismus nicht geredet werden. So lange überall der sächsische Parlikularismuö sich in den bisher bewiesenen Grenzen hält, ist er weder rcichofcindllcl, noch rcichs- geiährlich. Er ist es weniger insbesondere alö der spccifisch preußische Par ticulariSmuö, der sich bei gleichem Anlasse so selbst bewußt und sicgeogcwlß in den Vordergrund drängt und der um so bedenklicher erscheint, alS hinter ihm eine größere Macht steht und seine Verfechter in der Presse es lieben, zur Täuschung der Menge für „preußisch" stets „deutsch" und sür „Preußen" das „Reich" zu setzen." .Lang, lang ist es her", sagen wir mit dem schottischen Volks lied«;, daß wir von Berlin aus so treffliche Worte vernommen haben. Diese Auseinandersetzungen sind so lichtvoll, so überzeugend, daß ihnen Etwas hinzuzusctzen, ihre Bedeutung abschwächen hieße. Neueste Telegramme der „Dresdner Nachrichten." Wien, den 2. Novbr. Die „Politische Eorrespondcnz" mel det aus Bukarest von, 1. d.: Ehestst Pascha versuchte am 31. Okto ber von Orhanis aus die Russen bei Telisch anzugreifen; nach mehrstündigem Kampfe wurde Chefict von den Russen bei Nado- mirze geschlagen und artete der Rückzug in wilde Flucht aus. — Plewna ist nunmehr allseitig und vollständig cingcscblosscn. Augsburg, I. November. Wie die..Alig. Ztg." aus Pest erfährt, wäre bie wegen Abschlusses eines Zollbcrtragcö aus der Basis der ineistbcgttnstigtcn Natio n an die deutsche Re gierung zu richtende Zuschrift von der österreichischen und der ungarischen Negierung bereits acccptirt und sollte noch heute behuts Uebcrmillelung nach Berlin a» das Ministerium dcsAns- wärtigrn abgcscndct werden. Den Legislativen beiter Rcichs- hälslcn würde schon in nächster Woche der i» einen Marimai tarif umgeändertc Tarif vom Mal d. I. vorgelcgt werde», der dem jetzt geltenden Tarii von, Jahre 18<»8 zicmiich entspreche. Petersburg, 2 No». Ossicicllcs Telegramm aus Bogot vom 3l. Octover: In dem am Ui. d. bei Telisch stattgchablen .Kampfe warf das Leibgarde-Ulanen Regiment zuerst 15«berittene Baschibozukö und Ticbel leise» und griff sodann die feindliche In fanterie an. Auf russischer Seite wurden hierbei :l Oiflcierc ver wundet und gegen 5« Soldaten gctödtct oder verwundet. Die Verwundungen bestände» größtentheilSinBajonetstichen. Näheres fehlt noch. In diesem Kampse wnrtc Prinz Albrecht von Sachsen- Altenburg verwundet. Eine .Kugel turchbobrte seine Eigarrcn- tasche und contusionirtc den Prinzen unbedeutend. ,K on st a »t l n o p c l, l. November. Nach hier ei »gegange nen Nachrichten sind an 2« Bataillone türkischer Truppen in .Khoridjukak, in der Nähe des Engpasses von Devebopoun. zu- rückgelasscn worden. - Me»c»ied Ali Pascha ist in Ealonichi cingetroffcn. vorale» and Sächsisches. — In den nächsten Tage«, gedenkt Se. Maj. der König sich nach Wermsdorf zu den herkömmlichen Herbstjagdcn zu begeben. Dieselben werden durch die Thcilnahme der Großherzöge von Weimar und Toskana ausgezeichnet sein, welche auf die Einla dungen Sr. Maj. des Königs ihr Erscheinen in Wermsdorf zugesagt haben. — Wie man sich erzählt, hat die Erbschaft, welche unserer hochverehrten Königin aus den, Nachlasse des Prinzen Wasa zu gefallen ist, bei Weitem Das überstiegen, was man nach der beschei denen Lebensart, die der verewigte Prinz zu führen gewohnt mar, erwartete. Prinz Wasa scheint selbst nicht den Umfang seines Ver mögens gekannt zu haben. Doch geht ein Gerücht, welches unsere Königin mehrere Millionen österreichische Gulden erben läßt, ent schieden zu weit. — Dem Landtage sind bisher 30 kgl. Decrete zngegangen. DaS eine reaulirt nach den Abänderungen, die durch die Reichs« sustizgesetze eingetreten sin», die besondere Stellung, welche tn Prozessen der Landesherr und die Mitglieder derkgl. Familie künstlg elnnebmen. Darnach nimmt der König tn privatrechtlichen Angelegenheiten Recht bei dem Ober- lcmdeSgerlcht in Dresden, desgleichen die Mitglieder des könlgl. Hauses. Für die Verhandlungen vonRechtsslrcitlgkeiten zwischen dem Könige und Mitgliedern des kgl. Hauseö Ist die Oeffentllch- kelt ausgeschlossen, sie sind auch nicht zu», persönlichen Erscheinen vor Gericht verpflichtet. Im klebrigen richtet sich das ge richtliche Verfahre» in. Ganzen nach de» allgemeine» bürger lichen Rechtsnormen. Der König und seine Gemahlin können nicht zum Zeugnltz ausgerusen werken; Gegenüberstellung eines Mitgliedes des könlgl. HauseS mit anderen Zeugen vor eine», Beschuldigten findet nur statt, wenn sie von Ersterem verlangt wirb. Die Abnahme eines Partei-Eides, der einem Mit glied des könlgl. Hauses in einem Rechtsstreit zuiällt, erivlgt durch ein Mitglied deS Ober - Lnndesgerichtö. Die de», König in einem Eivilprozeiie zusaUenben Partei-Eide leistet der Anwalt des.Königs. In Straf- und Disziplinarsachen entscheidet der König über Wotglleder des königl. Hauseö in erster und letzter Instanz, doch kann der König den bctr. Fall durch das Ober- Landesgericht erörtern und begutachten lassen. Zu Entscheidung von Ehcirrungen setzt der König jedesmal ei» besonderes Gericht nieder. - Ein weiteres k. Dekret beantragt die Veräußerung deS Kam», er gut eS Mügeln und Kalkreutb nebst Vor werken; die Bodenfläcke dieser Domainen beträgt 332 resp. «83 Hektar. Diese Domainen werden am 3«. Juni 1878 resp. 188« vachtirei. Der Erlös davon wandert dem Domainensonbs zu. der dafür Waldareal ankaust. Bezüglich unserer gestrigen Mlttheilungen über den Pnii- nelli'schen Mord und die darüber im Publikum Verbreitete» Ge rüchte sind uns von gutunterrichtetcr Seite folgende Notizen ,zu- gcgangen: Das Gerücht, daß eine Frauensperson als Mörderin In Hast genommen worden sei, ist ebenso unrichtig als die Version, baß man auf eine solche alö muthmaßliche Urheberin der Tbat dtgiltre. Die Haare, welche in den geschlossenen Händen des Er mordeten gesunde» worden sind, hat man einer genaueii wisscn- ichaitlichcn Untersuchung unterzogen, deren Resultat noch nicht ins Publikum gedrungen ist, doch wird versichert, daß die bei der Aushebung und den sonstigen mit der Leiche vorgenommenen Pro- ceduren gegenwärtig gewesenen Poilzeideamten die Haare i» den Hände» des Ermordeten iür Barthaare Pusinclli'ö ballen, die in den Händen desselben zurückgeblieben sind, alö er sich mit ihnen vor den Hammerschlägen des Mörders zu schützen versucht und im TodcSkampfe dabei seinen eigenen Bart gefaßt bat. Unwahr ist weiter das gestern verbreitete Gerücht von der Verhaltung von Pusinclli'ö Schuhmacher. Die beiden Herren» ein älterer und ein jüngerer, welche nach der öffentlichen Bekanntmachung der Polizei am Tage vor dem Morde 'Abends in der Mcbinger Bierniedcrlage mit dem Ermor deten verkehrt haben sollen, sind angeblich noch nicht auSgemittelt und habe» sich auch noch nicht leibst gemeldet, wohl aber sind andere Personen srciwiilig bei der Behörde erschienen, die an jenem Orte In den späteren Nachniittagsstunbei, des 25. vorigen Monats mit Pusinelli gesprochen haben. Dann ist auch iettgestellt worden, wo der Ermordete am Abend der Tbat verkehrt hat. Er ist nämlich In Lingke'ö Hotel bis gegen 8 Uhr gewesen und hat sich um diese Zeit nach Hause begeben. Vor Schluß deS Blattes hören wir. daß die Polizei bereits vorgestern 3 Personen wegen des Mortes verhaftet hat und dem Gericht überliesern wird. Die näheren Umstände dieser Verhaftungen entziehen sich aber vor der Hand noch der öffentlichen Kenntniß. Noch müssen wir bemerken, daß die hiesigen Anverwandten des ermordeten Pusinelli laut gestern früh an den Plakatsäulen und Straßenecken angchcstetcn Bekanntmachungen der Königl. Polizei-DIrection eine Summe von 1000 Mark zur Verfügung gestellt haben, um damit zur Entdeckung des Raubmörders führende Mittbeilnngen und Dienstleistungen nach eigenem Ermessen zu belohnen. — Es ist begreiflich, daß die Erregung über den au dem Privatus Pusinelli verübten Raubmord nicht sobald einer ruhigeren Auffassung weicht. Gerüchte aller Art wechseln mit einander. Als glaubwürdig bezeichnet man uns die Mittbeilung» das; der Betrag der von de», Raubmörder fortgeschleppten Summe baarcn Geltes in Gold und Hunbertmarknoten viele Tausende beträgt. Man beziffert die von bcm Mörder Vorgefundene Summe aus 2«. ja aus 30,00« Mark. ES wäre verwunderlich, daß ein so geiziger Mann wie Pusinelli eine so beträchtliche Summe tobt hätte daliegen lassen, wen» nickst einerseits die an vielen Geizigen beobachtete Lust, in baarem, blitzenden Gelbe resp. Golde zu wühlen, in Frage käme und wenn nicht andererseits Pusinelli kurze Zeit vor seiner Ermordung größere Summen baaren Gelte« tür fällig gewordene Eoupons erhoben, Vas Geld aber noch nick t wieder zinsbar angelegt hätte. Thatiache ist. bas; folgende Werth- papierc von dem Mörder entwendet wurden: ttl Stück Actic» der Hannoverschen Bank, 50 Stück Acticn der Braunschweigischen Bank nnd l l Stück Eoupons von Livornescr Eisenbahn-Obliga tionen ü 500 Francs. Zur Ebaractcristik Pusinclli'S dient es auch, daß er in der Restauration, in welcher er regelmäßig verkehrte, mit dem Wirthe einen Vertrag abgeschlossen hatte, wonach er das Tövichen einfachen Bieres, das er zu trinken pflegte, um 2 Pige. billiger erhielt, alö die übrige» Gäste — sonst würde er nicht länger sein „Stammgast" bleiben. - Dem hiesigen .Kaufmann und Melngroichändler Emil Herrma»n ist bas Prädicat „Königlicher Hofiieserant" verlieben worden. Im verflossenen Monat wurde» ourtcn in der Haupterpctition der städtIs chcn Sparkasse «Altstadt) 23-1,704 Mark ein gelegt und 258,018 Mark ziirückgehoit, während tn der Fillal. E,Petition (Neustadt» 88,738Mark eingelegt und I2l,780Mark znrüctgcbolt wurden. — Vergangene Woche besuchte I. M. die Königin Carola ganz imcrwartek die Schule in Leutcwltz, wohnte de». Unterrichte in den weiblichen Handarbeiten bei und sprach ibrc Befriedigung über die bereits erzielten Leistungen der Mädchen »nd über das schön cingcrlckstctc Schulhauö aus. Die Gemeinde ist scbr erneut über diesen Besuch. — Laut heutige», Inserat läßt die S.-B. Dampfschiff- s ah rtS-G cs c l l s chast in Veranlassung der nächsten Sonn tag in Pillnitz, Hosicrwitz, Laubcgait und Nlckcrpovritz stattfln- tendcn Kirmessen von PINnitz-Hostcrwitz Abcndö 7 Uhr ein > Erlra-Dampsschiff nach Dresden abgcben. weiches jedoch an den > Stationen Kleinzschachwitz und Waldscvlößchcn nicht landet. Die Stationen Spaar, Waldschlößchen, Tolkewitz und Kleinzschachwitz werden gemäß vorgetachtcr Bekanntmachung am 0. November sür dieses Jahr einaezogcn. — Ai» l. ds. Monats feierten i» einiachcr Welse zwei Be amte der Eultuö-MInIstcrial-.Kasse. bie Herren Buchhalter-Assistent Viol nnd Calculator Moder Ihr 25jährigcS Staatodiener- Iubilänm. Von Seiten ihrer Eolicgen wurde jedem der beiden Inbilare unter Ausspruch herzlicher Glückwünsche ein geschmack volles Kaffeeservice alö Geschenk überreicht. — An den Anichlagöiäule» finden sich Plakate vor, bie zu einer öffentlichen Bürgcr - Vcr i a m m I u „ g sür heute Abend nach der Eentral-Halle einladcn. Diese Einladung gclst von einen, politisch farblosen ld. h. aus alle» Parteien gemischten» „Eoinitö unabhängiger Bürger" aus und scheint in der Haupt sache den Zweck zu verfolgen, den nationalliberalcn Bezirkö- bcrclnSwahien einen kräftigen Damm entgegenzusctzen. Es wäre zu wünschen, daß der Dresdner Bürger endlich die Gleichgiltig keit fallen lasse nnd durch seine Betheiligung die Eligucnwahlc» für die Zukunft umnöglich mackst. Es ist jedenfalls vortlstilhait. daß in einer solchen Versammlung allen Büraer» Gelegenheit gegeben wird, ihre Meinung z» äußern, währcrd bisher die Eanditatcnlisten meist nur hinter verschlossenen Vereinsihüten ausgestellt wurden.
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