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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.12.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-12-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188112210
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18811221
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18811221
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1881
- Monat1881-12
- Tag1881-12-21
- Monat1881-12
- Jahr1881
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.12.1881
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Erscheint täglicb sriih 6'/, Uhr. Nr-arlio» lind LkPrditio» IobanneSgasse 33. Aprrchlinildrn drr tirdarlion: Borniiltaq» 10—13 Uhr. Nachmittag» —k Uhr. kr» ta UUcka-tk «,i«rian»i»r M»NNÜ,1V!, micht fich »>« Sictacüon »ickl »«dwLIc» Am>ah»e der für die «S»ftf»l«e»de Nummer tefttmmten Jnsernte an Sachentilnei» dt« r U»r NachmtttaaS. an kann- »»d Festtagen früh bis '/,S Uhr. ?«l dm chiliairu sie Zus.-Auuahme: Ltt« Klcm»», UniversitätSstraße 21, Lauts Lösche, Katharincnstraße 18, p. mir bi» 'l.tt Uhr. ttpMrSagMatt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte. Handels- «nd Geschäftsverkehr. S55. Mittwoch dm 21. December 1881. Auflage L7LV«. LV»Nllr«e»i«vrkis viertelt. 4'/, Mtl.» mcl. Brinaerlohn L M.. durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 25 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Vebühreu sstr Extrabeilage» ohne Postbeiürvcrung 39 Mk. «lt PostdeiSrderung 48 Mk. Inserate sgeipaltene Petitzeile SO Pf. Gröbere Schecken laut unsere« Preis verzeichnis. -Tabellarischer Sa» nach höherem Tarif. Kerlamen nntrr den UeLartionsitrich die Svaltzeile SO Pf. Jcherarr sind stet» an die Expedition zu senden. — Rabatt wirb nicht gegeben. Zahlung pr»emim<-e!m>1o oder durch Post- aachnahme. 75. Jahrgang. Amtlicher Theil. Bekanntmachung. 3«r Aernhaltuug von Störunge» i«Postdte«st< betriebe während deS bevorstrbeade« Wethnnebt»» Päckereiverkehr» habe ich die hiesigen Postämter angewiesen, vom LI. bi» einschlte-lich 24. December d. I. die SchluHrette» für die ab- znfendenden Fahrposigeqenstände eine Stande früher, als unter gewöhnlichen Verhältnissen, ctntrete» ,« lassen. Am ersten Weihnachtsfeiertage werde» die Paketannahme - undPacketanS gabestellen de» ganzen Tag für da» Publicam geöffnet sein. Eetpzig, den 18. December 1881. Ter Kaiserliche Ober-Postdirector Walter. Lg. Die nächste Nenjahrmesse beginnt mit dem 2. Januar 1882 und cntigt mit den, 13. Januar 1882. Eine foge- «aunte Vorwoche, d. b. eine Frist zum AnSpackeii der Waaren und zur Eröffnung der Mcßiocalc vor Beginn der eigent lichen Messe hat die Neujahrsmesse nicht. Leipzig, den 28. October 1881. Der Skath der Stadt Leivrtg. I>r. Georgi. Harrwitz. In Veranlassung der durch Legung von Pserdebahngeleisen auf dem Raastädter Steinweg, im Brühl und auf der Goethestrage spätesten« in, nächsten Frühjahr bedingten Ncupflasterung dieser Straften sind dje Besitzer der an den selben angrenzenden Grundstücke nach unserer Bekanntmachung vom 10. März er. verpflichtet, die Trauf-, Fallrohr- und Wirthschastswäffer durch unterirdische Beischleußen für ihre Rechnung direct in die Hauptfchleufte abzuleiten und zwar sind diese Anlagen aus Kosten der Betheiligten durch uns, uachdem da« hierfür zu berechnende Bauschkostcnquantum cin- gezablt ist, außerhalb der Privalgrundstückc auSzusühren. Air fordern daher die Besitzer beziehentlich Administra toren der an genannten Straßentraeten angrenzenden Grund stück« auf, weg« Nnterftihrnng der Aallrohr« be- ziihenUich «egen noihwendig »'erdender Einlegnng oder mmlegnngvo« BetschlenAen bei un« Anzeige z» er» statten, damit die Ausführung der Arbeiten rechtzeitig auf Kosten der Adjaccnten erfolgen kann. Im Falle der unterlassenen Anzeige haben die Säumigen außer Verwirkung einer Geldstrafe bi« zu 60 Mark zu ge wärtigen, daß die vorstehend gevachten Arbeiten von Raths- Wegen aus ihre Kosten auSqesührt werden. Auch sind etwa beabsichtigte, die bezcichnelen Straßentracte berührende Arbeiten au den Privat-GaS- und Wasser leitungen vor der Pflasterung auSznführen. Mit Rücksicht aus die Erbaltung eine« guten Straftcn- pslaster« werden Arbeiten der ebengedachten Art im Straßcn- körper während eine« Zeitraumes von 5 Jahren nach be endeter Pflasterung in der Regel nickt zuaclassen werden. Leipzig, den 6. December >88l. Der Rath^er Stadt Leipzig. ^ Eich, vr. Tröndlin. chorlu«. Bekanntmachung. von einer jungen Freundin deö Waiscnhause« sind UN» LOH Mark mit der Bestimmung zugegangen, die Zinsen für die Kinder zu einer kleinen Sommersrcudc alljährlich zu verwenden. Für diesen Beweis hochherziger Gesinnung fühlen wir uns gedrungen, unfern innigsten Dank hierdurch auszusprechen. Leipzig, den 15. December 1881. Da» Arme«-D«r,ctoriu». , Ludwig-Wolf. I. Die am 27. October a. e. verstorbene Frau Juliane Gmtlte verw Lorenz ged Hartmann in Reudnitz hat der hiesigen Armenanstalt ein Vermächtniß von 8«1» Mark ausgesetzt. Mil dem NuSdrucke de« aufrichtigsten Danke« bringen wir die« hiermit zur öffentlichen Kcnntiiiß. Leipzig, den 15. December 1881. Da» Armen-Directortum. Ludwig-Wolf. I. Hoh-Auction. Mittwoch, den 28. December ». I. sollen von Vormittags 9 Uhr an auf dem Schlage in Adthciluna 27» de« Burgauer Forstrevier», in der Lindcnaucr Goltge, in der Nähe de« Leulsch-Leipziger Fahrweg« und der grünen Linie ca. 1K0 starke Abraum- und <0 starke Laughaufe» unter den im Termine an Ort nnv Stelle öffentlich auSge- bangenei, Bedingungen und der üblichen Anzahlung an den Meistbietenden verkauft werden. Zusammenkunft: auf dem Schlage in der Lindenauer Gottge. Leipzig, den 12. December 1851. De» Rath» A»rstdep«tatt»». Bekanntmachung. Di« Lieferung von ca. SO Tausend Stück porösen Ziegelsteinen m Umbau de» Kaiser!. PostaedauSe» am AugustuSpIade hierseldst " im Wege des allgemeinen nnbiettingSv-rsahren» vergeben werden. Bezügliche Angebote nebst Proben sind bi» zum Dvnnerft«,, de« 22. Deermber b I.. v«r«. 1« Utzr de« Postbanburrau. Postamt 10. HoSpitalstrafte, woselbst auch die Bedingungen zur Unterschrift autlicgen, frri rinzusendea. Leipzig, den 17. Trccmbrr 1881. Dt« vtzuberwalk«»». r.7 an Nichtamtlicher Theil. Herr von Puttkamer. Wohl ist da« deutsche Parlament nach heißen Kämpfen ui die Ferien geaangen, indessen es hat der Presse und den Parteien eine so wichtige Frage gewissermaßen al« Der- inächtniß hinterlassen» dag die öffentliche TiScussion bi« zu», Wictcrznsammenlritt de« Reichstage« übereichlichcn Stoff zur Behandlung hat. Mir meinen die große Frage de« Tage«, ob ein Beamter verpflichtet sei, seine politische Uebcr- zcugnng der Regierung, welcher er dlcnt, blindlings zu opfern. Diese Frage ist mit dem Namen eine« Mannes verknüpft, der wiederholt in neuerer Zeit aus dem engen preußischen Verwaltungsorgani-muS heraus in den breiteren Rahme» der Reichspolitik getreten ist. Es wird aber schwerlich so bald gelingen, zuverlässig festzustcllen, ob dieser Mann — sein Name ist Puttkamer — seinen viclberufenen Appell an die „Pflichttreue" der Beamten (wohlverstanden wie sic sich in seinem Kopse malt) mit oder ohne Einverständnis deö Reichskanzler« in die denkwürdige Debatte vom 15. De- ccmbcr geschleudert hat. Während die Ansichten überwiegend dahin gehen, daß sich der preußische Minister deö Innern durch sein heißblütige« Temperament habe Hinreißen taffe» und viel darum geben möchte, wenn er jenen UngliickStag au« seinem Leben streichen könnte, fehlt e« auf der andern Seite nicht an beachtenSwerthcn Stimmen, die geradezu von einem Aufträge de« Fürsten BiSmarck an Herrn von Puttkamer, so zu reden, wie er gethan, zu berichten wissen. Indessen cS muß. wie gesagt, betont Werken: volle Klar heit wird hierüber nicht zu erlangen sein, und zwar um des willen nicht, weil der Kanzler seinen Vetter nicht so leicht fallen lassen wird, und weil er gegen Diesen, ganz gegen feine sonstige Gewohnheit, Rücksichlcn beobachtet, aus welche hin Herr v. Puttkamer, Manches thun oder unterlassen kann, was einen andern Minister schon längst in die Gewitterschwüle einer „Krise" versetzt haben würde. Wenn so oft und niit Rccbt von den Schwierigkeiten gesprochen wird, mit welchen die AmtSgenossen deS Fürsten Bismarck ihre Selbstständigkeit zu behaupten haben, so erleidet dieser fast zur Reget ge wordene Zustand jedenfalls eine Ausnahme bezüglich de« preußischen Minister« des Innern. Niemals bat unser leiten der großer Staatsmann einen ergebeneren, geschmeidigeren und die Kunst der Anpassung mit größerer Würbe übenden Mit arbeiter gehabt, als er in Herrn v. Puttkamer sich darstallt. Niemals hat ein Minister so «ie dieser «» verstand«», mit den Ideen de» Leiter« der inneren Politik derart zu verioachsen, daß sie geradezu al» feine eigenen gelten konnten. Die Biographen de« Fürsten BiSmarck wissen von Dem, wa« man sonst Freundschaft oder innige persönliche Zuneigung nennt, nicht allzuviel zu berichten. Dem genialen StaatSinanne solche rem memchlichcn Empfindungen aber überhaupt abzu- sprcchcu, wird gewiß Niemand den Muth und da« Recht haben. Wenn er zcnr- FreundschastSgesüht aber jemals ge zeigt hat, so kann sich Herr v. Puttkamer rühmen, mit dem selben voll und ganz bcchrl worden zu sein. Gleichviel also, ob der Kanzler der geistige Urheber jener bekannten Minislcr- rcdc vom 15. December ist oder nicht: er wird seinen Amts- genossen vielleicht schcu au» persönlichen Gründen nicht fallen lassen. ES lohnt sich aber doch, über diesen äußeren Anlaß hinan« ans die Beweisgründe cinzuaeheii, an« denen man mehrfach ans einen Auftrag des Reichskanzlers an Herrn v. Puttkamer geschloffen hat. Jener Ruf an die Beamten, bei de» Wahlen die Regierung energisch zn unterstützen, ist, so wir« auSqesührt. in Wirklichkeit nicht« Geringere« al« der Generalmarsch, mit welchem die ganze vielgliedriqe Burcau- kralie daraus aufmerksam gemacht werden soll, daß schon al«- bald ihr Diensteifer von Neuem in Anspruch genommen werden würde, weil eine Auslösung deS Reichstags und die Ausschreibung wiederholter Wahlen jeden Tag zu erwarten stände. So bestechend diese Auslegung ist, so stellt sie sich bei näherer Prüfung doch al« eine allzu finstere oder, wenn man will, allzu hoffnungsvolle dar; den» cS ist schwer begreiflich, daß innerhalb der Regierung Jemand noch an der Hoffnung sesthalten sollte, durch Neuwahlen die Regierungs-Parteien verstärkt, die Liberalen geschwächt in den RcichStagSsaal zurückzuführen. Der Zug nach links, das haben schon die Stich- und Ersatzwahlen bewiesen, kann au« einer wiederholten Wahlkampagne nur neue Kraft und Nahrung gewinnen, und wenn sich Fürst BiSmarck die allcrgünstigsten Aussichten auSinalt. die er von einer Auslösung zu erwarten bätte, so, wäre e« höchsten- die, daß die Parteien in ihrer bisherigen Stärke, also ohne eine weitere erbebliche Einbuße der Conservativcn in daö Parlament zurückkchren. Die an fänglich auch in RcichStagSkreiscn ziemlich allgemein gehegte Besorgniß. alsbald vor die Unbequemlichkeit neuer aufregender Wahlagitationen gestellt zn werden, ist deshalb mehr und mehr der Auffassung gewichen, daß man sich mit den jetzigen Zuständen, so gut oder so schlecht cS geht, aus mehrere Jahre werde einrichten müssen; Herrn von Puttkamer aber wäre damit Gelegenheit gegeben, aus einem ankeren Gebiete Erfolge rinzuheinisen, als auf dem Boden der Wahlpolitik. Leipzig, 21. December. Die Nachrichten. daßFürstBiSmarck sich auf da« Land begeben wolle, scheinen sich ru bestätigen. Wie wir hören, beabsichtigt der Kanzler jedoch, nach Neujahr nach Berlin zurückzukehren und die Interpellation Hcrtlmg'S im Reichs tage selbst zu beantworten. Die Geschäftslage bei der dreiwöchentlichen Ver tagung deS Reichstage« ist nicht gerade eine sekr günstige. Wenn man ansang» gemeint batte, die Session an Weihnachten schließen zu können, so hat sich dies« Annabm« al» eine starke Täuschung erwiesen. Selbst die zweite ElatSberötbung bat nickt vollftändig zu End« geführt werden können; der Titel von den „Zöllen", der in die Bndgetcon,Mission zurück ver wiesen worden, steht noch au». Die Hamburger Zollvorlage gelangt erst, nach Neujahr au« der Eommisfion in da» Plenum zurück, eben so die Vorlage über BerusSstatrstik. Dazu kommen die Anregungen au« der Mitle de» Reichstaq», der kirchcn- politische Antrag de» Eentrum». dir Reform des Hast pflichtgesetze» und Andere». Die» große ArbritSmatcrial wird sich in aller Kürze nicht bewältigen lassen; cS wird webl Enke Januar herankommen. bevor der Reichs tag geschlossen werden kann, und da verfassungsmäßig der preußisch« Landtag vor Mitte Januar berufen werden muß, so wird ein etwa vierzehntüaige« gleichzeitige» Tagen nicht zu vermeiden sein. Bon der Abncht der Berufung einer Früh- jahr»session de» Reich-lag« hat bisher Zuverlässige» noch nicht verlautet, doch sind allem Anscheine nach endaittige Be schlüsse in dieser Beziehung heute noch nicht getroffen. Dem Reichstag ist die am 3. November d. I. zu Bern Unterzeichnete Internationale ReblauS-Convention zur Befchlußnahme zugeganaen. BeioefÜgt ist eine Denkschrift, der wir da« Folgende entnehmen: „Die Internationale RedlauS- Eonvcntion vom 17. November 1878 hat sich nicht in allen ihren Thcilcn bewährt. Diejenigen Bcstlmmungcn namentlich, welche den Verkehr mit anderen als Rcbpflanzen betreffe», sind wegen der weitgehenden Erschwerung und Beeinträchtigung de» Ausfuhrhandels mit Erzeugnissen de« Gartenbaues von den Vertretern der letzteren in Deutschland, wie in anderen betheiligtcn Staaten, hart angesochten worden. Die Anträge aus Revision der Convention, welche von deutscher Seite bei den übrigen VertragSstaatrn gestellt worden, haben zur Ab haltung einer internationalen Conserenz geführt, welche vom 3. October bis zum 3. November d. I. m Bern getagt hat. Die Revision der Eonvenlion hat sich auf deren gesummten Inhalt erstreckt und daS Ziel verfolgt: 1) den Weinbau wirk samer al« bisher zu schützen und gleichzeitig von den Hinder nissen zn befreien, welche der Berwerthnng seiner eigenen Er- rugnisse durch die Convention von 1878 äuS zu weit gehender Vorsicht bereitet worden sind; 2) unter Aufrechterhaltung und Berschärfnng der dem Verkehr der HandelSqärlnereien rc. aus zuerlegenden Beschränkungen, welche den Weinbau gegen die von diesen Anlagen vorzugsweise ausgehende Gefahr in Wirk lichkeit zu sichern geeignet sind, — diejenigen Anordnungen der Convention zu beseitigen, welche den Weinbau nur scheinbar schützen, den Handel aber, namentlich den Ausfuhrhandel, mit anderen als Reb-Pflanzci» zu vernichten drohen; 3) den Sinn derjenigen Vorschriften, welche bei Ausführung deS iilternatio- naleu Vertrage- zu verschiedenartiger Deutung Anlaß gegeben haben, klarzustellcn. überhaupt d,e Bestimmungen des Ver trages schärfer zu fassen und übersichtlicher zu gestalten". Auf der äußersten Rechten scheint sich wieder einmal ein« Secession vollziehen zu sollen. Man erinnert sich »och der Vorgänge, welche um da» Eingehen der „Deutschen Laudeözeitung" und die Begründung de« „Deutschen Tage blatt««" spielten und zu einer heftigen ZeitungSsehd« zwischen den beiderseits betheiligten Kreisen Veranlassung gaben. Nun mehr tritt die Nedaction de» eingegangenen Blatte« wieder ^ dic Oeffentlickkeit, um Mit einer neuen Zeitschrift, den Wschen GesellschaftSblättern", die Lücke au»;ufüllen, ivelche durch da- Eingehen der „Deutschen LandeSzeitung" angeblich entstanden, und uin zugleich die auf Bercbrislllchung von Staat und Gesellschaft gerichteten Bestrebungen zu vertreten, ivelche in der social-conservativen Bereinigung ihren Krystalli- satiouSpunct gesunden haben. Die Redaction dieser neuen Zeitschrift ist diejenige der „Deutschen LandcSzeitung", und c« sammeln sich um da» wicderauferstandene Organ die Miß vergnügten der altconservativen Partei, dieselben Personen also, welche sich einst mit den» „Reichsqlöckner" idcntificirten. Die „Polnischen GelellschastSblätter" ziehen schon jetzt sehr heftig gegen die Officiösrn und ihre Gefolgschaft zu Felde. Da-Blatt hält übrigen» für da» notywendiae Ende der heutigen Verwirrung die Verbindung der evangelischen Eonservativen mit dem Centrum und einem Reichskanzler, der sich mit drr allein mögliche» Mehrheit über die möglichen gesetzgeberische» Productionen zu vefftändigen sucht. Dieser eine Reichs kanzler scheint indessen den Herren von der „Deutschen LandeS- zeitung" der Fürst Bismarck nicht zu sein, und sie nennen den Versuch, Windthorst als Führer de» Centrum» un möglich zu machen, ein geradezu kindische- Bemühen. Au» diesen Andeutungen eraievt sich der El»arakter de« neuen Organs zur Genüge. Inwieweit e« in konservativen Kreisen Anllang finden wird, muß die Zukunft lehren. Unwillkürlich aber erinnert man sich de« AuSspruch« von Mommsen, welcher meinte, eS gäbe in Preußen überhaupt keine selbstständigen Conservativcn, sondern nur Kornspeculanten und Spiritus brenner. Die osficivse Presse hat sich Über den Antrag de» Centrum» wegen Aufhebung de« sog. JnternikungS- gesetzt» noch nicht ausgelassen. Trotzdem kann vernünftiger weise über die Stellung der Regierung zu dem An träge kein Zweifel sein. Dekanntlich ist jene» Gesetz einzig und allein au» der Initiative Preußen« hcrvorgeaangen al« eine nothwendige Ergänzung der preußischen Malgeseye. Naturgemäß würde man also an seine Abschaffung erst denken können, wenn der Friede zwischen dem preußischen Staate und der katholischen Kirche geschloffen, wenn die Maigesetze ent- weder beseitigt oder weitere Auflehnungen gegen dieselben nicht mehr zu befürchten wären. Nicht» von alledem ist bis jetzt der Fall. Nur wenn man annehmen wollte, daß die preußische Regierung mit dem Papste bereit« eine voll ständige Einigung erreicht hätte, welche in der bevorstehenden Landtag-scssion zum gesetzgeberischen Abschluß kommen sollte, nur dann würde e» verständlich sein, wenn sie in diesem Zu- 7amn,cnhaiige die Hand zur Ahschassung de- Gesetze« vom 4. Mai 1874 böte. So wenig aber auch über die Verhand lungen mit Rom in die Oeffentlichleit gedrungen ist — daß eine wirkliche umfassende Verständigung Über die kirchenpoli, tische Gesetzgebung noch nicht errcicht ist. darf als sicher an genommen werden. Ist dem aber so, so ist auch eine Zu- slimmung der Reich-regierung zu dem Antrag« Windthorst'« ausgeschlossen. Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" bringt die folgende, ihre Anschauungen über die Würde de« Reichs tage« kennzeichnende Betrachtung: ..Al« die deutschen Fürsten den BundeSvrrtrag unterschrieben, waren sie bereit» sich der Führung de» König» von Preuße,» al» deutschen Kaiser» an« zuvertrauen; schwerlich aber hat e« in ihrer Absicht gelegen, sich und die Bundesregierungen den wechselnden und zufälligen Mehrheiten eine» Reichstage» zu unterstellen, wie der heurige sich in den bisherigen 3 Wochen seine» Beisammen sein» gekennzeichnet hat. Unter der Oberherrschaft einer solchen Versammlung würde jede Aussicht aus Stabilität und Sicher heit schwinde». Die deutschen Professoren und Kleinstädter haben >n ihrer Nichtachtung der Realitäten und namentlich der monarchischen »nd dynastischen Realitäten in Deutschland die Nation schon einmal in der Paul»kirche um die Möglichkeit gebracht, ihre Eü»heit»bestrebungen zu verwirklichen. Die Nation wird nicht zugeden wollen, daß heute, nachdem die Einbeit de» Vaterlande» nicht durch die Rednrr und die Zeitungsschreiber, sondern durch die deutschen Heere aus deu Schlachtfeldern gewonnen ist, dieselbe wiederum durch die Unfähigkeit parlamentarischer Versamm lungen und durch dieExcesse ehrgeiziger Partei führer geschädigt wird." Wir leben nickt in Eng land; wa» aber würde wohl, so fragen wir. da» Parlament zu ähnlichen Verunglimpfungen seiner Würde durch die Regierung-Presse sagen? Die „Post" setzt ihre Betrachtungen über die Aus sichten des Papstthums fort. DaS sreiconscrvative Blatt meint, Rom, könne ein starke« deutsches Reich, da« überall eine Stufe der besonnenen Erhaltung gegen di« wüsten, keiner dauerhafte» Leistung fähigen Kräfte des Radi kalismus wäre, sehr wohl in seine Berechnungen ziehen. In den Köpfen einzelner bedeutender Katholiken in den ver schiedenen Ländern haben sich gleichzeitig die Ideen einer neuen Stellung de» PapstlhumS in der Welt geregt, für welche der nothwendiqstc Schritt eine Regeneration seiner Organe, ein neuer Aufschwung in der Kirche wäre. Mau bedürfte dazu der äußeren Sicherheit, einer Wicderregutirung der europäischen Stellung. Welche Lebens fähigkeit solchen Gedanken inne wohnte, pflegte erst die nachfolgende Historie zu wissen, und auch in dieser herrsche osl noch Zweifel, ob gewisse Gedanken an ihrem inneren Widerspruch oder an der Macht der äußere» Um stände zu Grunde gegangen. Genug, daß seit der Thron besteigung deS jetzigen Papste« in der Curie der Gedanke lebendig geworden und noch nicht wieder erloschen sei, eine Aussöhnung mit dem deutschen Reich zu suchen und an dem selben vielleicht eine Stütze für eine besonnen großartige Evolution zu finden. In Deutschland stehe diesen Plänen da» Centrum entgegen, welche» nicht damit zufrieden ist, noch sei» kann, die deutsche Kirchenpolitik in eine bestimmte Bahn zu leiten. Eine merkwürdige und einflußreiche Entscheidung, welche eine naheZukunft bringen müsse, bestehe darin, ob sich die päpstliche Politik von derPolitik deSCentrumö zu scheiden den Muth und auch den entsprechenden Einfluß auf den deutschen Kleru» habe. Kommt c« nicht dazu, was man vorläufig für daS Wahrscheinlichere halten müsse, so stünden wir vor einer neuen Epocke de« CullurkampfcS. für dessen Fortsetzung sich dann auch andere Mittel finden würden. Vollziehe sich aber jene Scheidung, deren Idee einzelne» katholischen Persönlichkeiten doch längst nicht mehr fremd fei — man brauche nur den Namen Baumstark zu nennen — so könne sich ein Vorgang einleiten von tief eingreifenden Folgen für die Entwickelung Europa» in den nächsten Jahr zehnten. Anderweitige» Nachrichten entgegen ist sestzustellen, daß die Abgesandten der li beralen Fraktionen für die Berathung einer Reform de» Haftpslichtgesetzes erst am Sonntag ihre Arbeiten beendigt haben. Der scstgestelltc Entwurf wird von den Fractionen sofort nach dem Wicderzusammentritt de» Reichstag» in Berathung genommen werden. Man schreibt un» au» Wien vom 18. d.: „Der Telegraph dürste Ihnen bereits den Inhalt der „Bcrlöbnn 'qSrede" ge meldet haben, welche in der rumänischen Kammer der Ministerpräsident Bratiano bezüglich der beiannlen, Oester reich verletzenden rumänischen Thronrede gehalten hat (unfern Lesern bekannt. D. Red.). Wie sekr auch der Ministerpräsident sich bemüht, jene verletzenden Stellen Vrb- ziischwäcben und die Hochachtung und Sympathien Rumä nien« für Oesterreich al« «ine „historische Ucverlieferung" dar- zustrllen, so hat diese versöhnliche Schwenkung der rumäni schen Regierung hier im Ganzen doch wenig befriedigt. Man meint unter Anderem nicht mit Unrecht, daß, wenn man in Bukarest eine wirkliche Versöhnung beabsichtige, mau den in Bratiano'« Rede enthaltenen Sympathieau-drücken auch die Zurückführuna der rumänischen Politik auf den ihr in der Donausrage gebührenden Standpunct folgen lasse» müsse. Davon se» aoer in der Rede Bratiano'« absolut Nicht» er wähnt und somit hätten seine „FreundschastSversicherungen" keinerlei praktischen Werth. Noch eigenthümlicher werden diese durch einen Artikel de» hier eingelangten „Romanul" illustrirt. In jenem beißt e« nämlich ausdrücklich: „Da« ganze Land sei über die Sprache erfreut, welche die Regie rung in der Thronrede bezüglich der Donausrage geführt habe." Diese Widersprüche bezeichnet man hier al» ein „ge wagte» Doppelspiel", welche« man in Bukarest mit Oester reich treibe." Au« Cattaro meldet man vom 17. d.: „In Monte negro herrscht eine ausfällig militairifche Bewegung, welche augenscheinlich mit den Vorgängen in Süddalmatien in Verbindung stehen. So hat am 14. d. der Fürst einem Ministerrathe präsidirt, in dem der Kriegs,»inister ermächtigt worden, die montenegrinischen BcobachtungStruppcn an der dalmatischen Grenze um vierhundert Mann zu verstärken. Auch montenegrinische FreiwilligewAbthcilungen sind bereit» nach der Grenze abgegangcn. — Im Hasen von Ragusa werden au» Pola weitere Transportschiffe mit Mundvorrath und KriegSbedars erwartet, deren Bestimmung, nach kurzem Aufenthalt vor Ragusa, Cattaro ist. — In Verbindung mit diesen Nachrichten wird au- Pola geschrieben: „Auf ber hie sigen Schiff-werfle sowie in den Magazinen de» Arsenal» herrscht seit zwei Wochen große Thätiakeit. welche auf di« Ausrüstung eine« größeren Geschwader» schließen läßt, deren Bestimmung die dalmatischen Küsten sein dürste." Wie un« au» Krakau berichtet wird, will man dort in Erfahrung gebracht haben, daß Rußland im Lause der jüngsten Tage eine Reklamation an die österreichische Regierung gerichtet habe, um aus die „große Zahl russisch« Unlertbanen polnischer Nationalität aufmerksam zu machen, welch« sich ohne Erlaubniß der russischen Regierung in Gali zien aushielten, um sich dort Rußland feindlichen Agitationen anzuschließen. Man behauptet auch, die russisch« Note ent halte ein ziemlich lange» NamenSverzeichniß solcher russisch polnischer Flüchtlinge, welche unter „falschen Namen ", die in jener Liste gleicksall» «wähnt, in Galizien sich aufhaltea. Dabei wird auch namentlich hervorgehoben, daß mehrere jener Flüchtlinge an galizischen Journalen und Zeitschriften publi- ristisch thätig seien. deren Haltung Rußland gegenüber als eine überaus feindselige bezeichnet werden müsse. Ander« in Galizien ohne Erlaubniß befindlich« russische Nnterthanen werden überdie« geradezu nihilistischer Tendenzen verdäch tigt, wa- vielleicht seiten» der russischen Regierung »ur rin öloj^« Schreckmittel, um die Ausweisung anderer ihr miß liebigen Personen au» Galizien zu veranlassen. Tie Skaudattucht der Pariser ist ausacreclu M
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