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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.06.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-06-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040602012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904060201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904060201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-06
- Tag1904-06-02
- Monat1904-06
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Bezugs-Preis "o. Sp««chft«»der ss—8 MarieustraßeSS (Fernsprecher Amt I Nr. 1713). Ha»Pt»Etltal« Berltttr LarlD«ncker,Herzal.BayrHost«chbcmdla- Lützowstraße 10(Fer«IprechcrAmtVl Nr.4603.) ft, b« Hmcptetzxdtttmi ob« der« *»»-ar»> stelle» aoarholt: vierteljährlich 3.—, bei pvetmalig« tätlich« 8»t«ll»a hch Nr. 276. Morgen-Ausgabe. MMer. TaMaü Anzeiger. Amtsblatt -es königliche« Land- und -es Königliche« Amtsgerichtes Leipzig, -es Aales «n- -es Nokizeiamtes -er Lta-t Leipzig. Donnerstag dm 2. Juni 1904. Anzeigen-PreiS die 6 gespaltene Petitzeile 2S Reklame» ««ter dem Redaktion-strich (4gespalten) 7» 4, «ach den Yanrtliennach. richte« (S gespalt«) SO Tabellarischer «nd Ziffernsatz entsprechend Häher. — Gebühren für Nachweisungen uad Ossertenannahm« SV Srtra-Vetla,en (gefalzt), «nr mit der Morgen» Ausgabe, ohne Postbefvrderung «0.—, mit Postbefördermrg 70.—. Annahaeefchknß für Elttzetge« t rlbesd«Ausgabe: vormtttaaS 10 Uhr. Morgeu-Au-gab«: «achmittag» 4 Uhr. Anzeige« find stets au die Expedition zu richten. Die Ettreditioa ist wochentags ununterbrochen geöffnet «su früh S bis abend« 7 Uhr. Druck und vertag von G. Pol» t« Leipzig (Inh. vr. B..R.L W. Klinkhardt). 98. Jahrgang. Var wichtig»« vom Lage. * Die HaagerKonvention von 1902 über das internationale Familienrecht (Ehe, Trennung von Lisch und Bett, Vormundschaft) wurde gestern von Deutschland, Belgien, Frankreich, Luxemburg, den Niederlanden, Rumänien und Schweden ratifiziert. * Der Gouverneur von Kamerun, v. Puttkamer, ist gestern von dort in Berlin eingetroffen. * Der Lloyddampfer „Aachen" ist gestern nach mittag 5 Uhr mit einem Truppentransport von 12 Offizieren, 3 Portepeeunteroffizieren, 177 Unteroffi zieren und Mannschaften, sowie 289 Pferden nach Deutsch-Südwestafrika von Hamburg ab- gegangen, nachdem er vom General v. Bock und Polach verabschiedet worden war. * Die württembergische Abgeordneten kammer nahm einen Antrag an, der die Regierung auffordert, im Bundesrate unverzüglich auf Schaffung einer geordneten Arbeiterve r- tretung zu dringen. (S. Deutsches Reich.) vel ffiMMampf i» sranlrreicd. Die Pariser Radikalen möchten gern das Kind mit dem Bade ausschütten. Der Senator Clsmenceau zumal deklamiert fortwährend über die Schlaffheit der Regie rung. Diese Leute begreifen nicht, daß es unmöglich ist, Einrichtungen, die sich im Laufe von Hunderten von Jahren eingewurzelt haben, im Handumdrehen aus- zureiben und auszuroden. Sie haben aus den Erfah rungen der Revolution immer noch nicht gelernt, daß die Entwicklung eines Staates eine organische sein muß, wenn sie sich als segensreich erweisen soll. Daß eine Ueber- gangsfrist nötig ist, um die Kündigung des Konkordats, wenn dieselbe wirklich erfolgen sollte, gesetzgeberisch vorzu- bereiten, das muß selbst dem der Politik fremden Dilettanten einleuchten. Aber dieser Zug, Staats- einrichtungen lediglich nach Verstandeserwägungen nieder- zureitzen und aufzubauen, liegt tief in der französischen Natur. Wenn der Ministerpräsident bereits im nächsten Januar der Kammer einen Bericht über die Kündigung des Konkordats vorlegen will, so kann man nur sagen, daß bereits dieser Zeitraum äußerst kurz bemessen ist. Es ist jedenfalls sicher, daß Combes die bisher bewahrte Energie auch weiter an den Tag legen wird. Er wird entschieden den Versuch machen, die Republik völlig zu der- weltlichen, und seinen Intentionen ist die polternde Un- geschicklichkeit des Vatikans trefflich zustatten gekommen. Freilich ist die Lage der Dinge trotz der hervorragenden Eigenschaften, die man dem Ministerpräsidenten nicht ab sprechen kann, in Frankreich doch immer eine solche, daß die Regierung nur von Tag zu Tag ihr Leben fristet und der leitende Staatsmann in jedem Augenblick über einen parlamentarischen Strohhalm stolpern kann. An An lässen fehlt es nie. Einen solchen Anlaß hat vor einigen Tagen ein Volksvergnügen geboten. Wie unsere Leser wissen, hatte man in Paris vor einiger Zeit einen Wett lauf von Arbeiterinnen veranstaltet, der alle Beteiligten höchlichst amüsierte. Nun kam das Pariser Blatt „Le Matin" auf die geniale Idee, einen Wettmarsch franzö sischer Soldaten zu arrangieren, und unbegreiflicherweise gab der Kriegsminister Andrs seine Erlaubnis zu dieser Posse, wahrscheinlich, um seine äußerst geringe Papula- rität zu heben. Allein es wurde aus der Posse eine Tragödie, und die Tragödie fand jetzt in der Kammer ihr Nachspiel. Der Kriegsminister mußte selbst zugeben, daß seine Erlaubnis ein schwerer Mißgriff gewesen sei. Von den beurlaubten Soldaten liegen 34 im Hospital, einer ist gestorben, 42 sind noch nicht wieder zu ihren Re gimentern gestoßen. Es ist höchst wahrscheinlich, daß diese 42 Mann nach der Anstrengung des Marsches das Bedürf- nis gefühlt haben, sich ausgiebig zu stärken, und daß sie Paris sehr viel amüsanter finden als ihre Garnisonnester. Wir haben von dem General niemals etwas gehalten, aber wir hatten unS nicht vorgestellt, daß er sich dazu ent- schließen könnte, die Armee zu Reklamezwecken zu miß brauchen. Man bedenke nur, daß bei dieser Veranstaltung die Offiziere Armbinden mit der Aufschrift „Matin" ge- tragen haben, und man übertrage dann den Vorfall auf unsere Verhältnisse. Trotz der zärtlichen Hand, die die Regierung August Scherl gegenüber hat, ist eS nicht wahr- scheinlich, daß General von Einem für eine derartige Ver anstaltung zu gewinnen wäre. ES ist sehr natürlich, daß in der französischen Kammer die Linke zu den Erklärungen des Kriegsministers mit eisiger Kälte schwieg und die Rechte sie mit stürmischem Gelächter verhöhnte. Bei der Abstimmung haben zwar die Sozialisten den Kriegs« Minister gerettet, doch dürfte seine Stellung von nun an völlig unhaltbar sein, und jedenfalls täte Combes gut, Herrn AndrS schleunigst über Bord zu werfen; denn ein Minister, dessen bloße» Erscheinen fortan Heiterkeits stürme auslösen wird, ist in einem Kampfministerium keineswegs am Platze. Trotz alles Demokratismus dürfte es doch auch in Frankreich noch eine Reihe von Leuten geben, welche einsehen, daß die Armee unter einer der artigen Leitung in der Tat nur einer völligen Desorgani sation entgegengehen kann. ver Eirch-lapanircde Weg. Die tag« in spart Arthur. * London, 1. Juni. Der „Daily Mail" wird aus Niutschwang gemeldet: Aus Port Arthur entkommene Chinesen berichten, die Lage der Einwohner sei ver- zweifelt. Hungersnot hat eine fortwährende Preissteige, rung veranlaßt. Ganze Straßen einschließlich mehrerer öffentlicher Gebäude sind durch Granaten zerstört. Viel fach fänden Kämpfe statt. Die Krankenhäuser sind von Kranken und Verwundeten überfüllt. Die Toten werden weit ins Land hinaus getragen und ohne Zeremonien ein- gegraben. In den Forts stehen höchstens 10 000 Mann. Die Garnisonen der Forts nach dem Meere zu sind so weit wie möglich herabgemindert. Die Arbeit an den be schädigten Schiffen ist eingestellt. Alle Civilisten müssen militärische Dienste tun. Auf Diebstahl ist Todesstrafe gesetzt. Die Chinesen durften die japanischen Linien pas sieren. Die Eisenbahn ist bis Kintschau völlig zerstört. — In Wafangtien stehen 15 000 Japaner. weiter« Linzelheiten über die Schlacht bei Aintscha« veröffentlichen die „Times". Danach ist der Rückzug der Russen teilweise in zügellose Flucht ausgeartet. Die zweite Stellung, 12 oder 14 englische Meilen von Port Arthur, wohin sich die Russen zurückzogen, war wenig günstig. Sobald General Togo in der Lage ist, einen ernsten Vorstoß wieder aufzunehmen, müßten die Russen auf ihre letzten Verteidigungswerke von Port Arthur sich zurück ziehen. weitere Meldungen. * London, 1. Juni. Ein Berichterstatter der „Times" meldet von dererstenjapanischenArmee: Nichts deute daraus hin, daß die Japaner sich in Bewegung zu setzen gedenken, ebensowenig ist ein Anzeichen für einen Massenvorstoß der Russen südwärts vorhanden. Es ist unwahrscheinlich, daß sie vor Liaujang standhaften wer- den, da alle Stellungen auf der Landstraße nach Port Arthur, den Motienpaß inbegriffen, auf beiden Seiten umgangen werden können. * London, 1. Juni. Nach einem aus Tschifu ge- meldeten Gerücht wurde gestern 6 englische Meilen von Port Arthur eine Schlacht geschlagen. Eine Bestätigung fehlt. * Tokio, 1. Juni. Angesichts des Vorgehens der Russen im Nordosten Koreas werden die Japaner Gensan demnächst räumen. * Petersburg, 1. Juni. Nach der Räumung der Stel lung von Kintschau durch die Russen beschränken sich die Japaner auf die Deckung der Einschließung von Port Arthur. veulscbrs beleb. * Berlin, 1. Juni. * Der Bundesrat überwies am Mittwoch die Mit teilungen des Präsidenten deS Reichstages über die Reichs- tagSbeschlüffe zur allgemeinen Rechnung über den Reichs- hauShalt für 1899, zur ReichShauShaltSübersicht für 1901, zu den Uebersichten der Einnahmen und Ausgaben der Schutzgebiete für 1900 bi» 1902 und zu den Petitionen, über die vom Reichstage bei Beratung deS Reichshaushaltsetats 1904 beschlossen worden ist, den zuständigen Ausschüssen bezw. dem Reichskanzler. * Tie Neugestaltung unserer handelspolitischen Verhält nisse. Nachdem die Unterhändler-Verhandlungen mit Oester reich-Ungarn wegen der Neugestaltung der handelspolitischen Verhältnisse begonnen haben, sind e» nunmehr fünf Taris- vertragSstaaten von den in-gesamt acht, mit denen die neuen Handelsbeziehungen auf Grund de» neuen deutschen auto nomen Zolltarifs mündlich erörtert sind. Auf die Ver handlungen mit Rußland folgten die mit der Schweiz, mit Italien, mit Belgien und mit Oesterreich. Mit einem sechsten Tarifvertragsstaate, mit Rumänien, sind die Verhandlungen zunächst schriftlich anae- bahnt. Als anfangs der neunziger Jahre de» vorigen Jahr hunderts die Handelspolitik des Deutschen Reiches auf eine neue Basis gestellt wurde, war Oesterreich-Ungarn der erste von den größeren europäische» Staate», mit denen da- Deutsche Reich zu einem handelspolitischen Abkommen ge langte. Die Vereinbarung mit Rußland folgte erst zwei Jahre danach. Man hatte, al» die Verhandlungen mit den auswärtigen Staaten ans Grund des neuen deutschen Zoll tarifs begannen, e» al» einen charakteristischen Unterschied gegenüber der vorigen BerhandlungSära bezeichnet, daß diesmal zuerst mit Rußland der Versuch zum Abschluß eines neuen Abkommen» gemacht wurde. Der Versuch hat leider bisher noch zu keinem positiven Ergebnisse geführt. Jetzt, nachdem nnt Oesterreich-Ungarn die münd lichen Verhandlungen eröffnet stad, bietet sich die Möglichkeit, daß wieder mit diesem Staate früher al» mit Rußland eine handelspolitische Verständigung herbeigeführt wird. Hoffentlich gelingt e» aber, mit beiden Nachbarstaaten zugleich zu neuen Abkommen zu gelangen. Die Interessen aller Erwerbszweige im Ausland« nicht minder, wie in Deutschland drängen darauf, daß die handel-polrtischen Beziehungen zwischen de« einzelne« Staate« recht bald eme Klärung auf einen längeren Zeitraum erfahren. Erst wenn dieses Ziel erreicht sein wird, wird für die einzelnen Staaten wieder eine Stetigkeit im Handel uad Berkchr «»treten »ad dies« Stetigkeit wird für all« von großem Nutzen sein. * Eine Mahnung an die Agrarier kann man die Rede nennen, die Prinz Ludwig von Bayern, der dereiostige Erbe der wittelsbachischen Krone, am Sonntag auf der land wirtschaftlichen Versammlung in Rothenburg o. d. T. gehalten hat. Auf eine Anrede des Präsidenten Grafen Crailsheim erwiderte Prinz Ludwig: Meine Herren! Ich glaube, keiner von un» möchte die alte Zeit zurück haben. Ebenso wie wir moderne Menschen sind, waren die Leute, die vor 100 Jahren gelebt haben, moderne Menschen, vor 200 Jahren auch, und so haben sich die Leute in ihrer Zeit verhältnismäßig wohl gefühlt, sie haben die Vorteile zu schätzen gewußt, aber die Nachteile haben sie gewiß lebhaft empfunden, und so geht eS uns ja auch; die Vorteile wissen wir zu schätzen, die finden wir mehr oder weniger, die Nachteile findet jeder sehr leicht. Und wie mit der Landwirtschaft, so ist es in anderen Berufskreisen auch. Aber falsch ist es, die ver schiedenen Berusskreise gegen einander auszuspielen, sondern nur das Zusammenwirken wird zu günstigen Erfolgen führen. Es ist ja selbstverständlich, daß jeder Beruf zunächst für sich selber sorgt, und er wäre ein Tor, wenn er das nicht täte, aber er muß bedenken» daß andere Menschen auch auf der Welt sind und genau dasselbe Recht haben zu leben wie er. Auf dieser gegenseitigen Uebereinkunft und Rücksichtnahme beruht die Existenz des Staates und der allgemeinen Wohlfahrt. Diese sehr verständigen Worte verdienten, nicht nur in Süddeutschland beherzigt zu werden. * Die ttanalkommissio» des preußischen Abgeordneten hauses setzte Mittwoch die Beratung des Gesetzentwurfs betr. Maßregeln zur Regelung der Wafferverhältnisse au der Oder bei § 7 (Kosten) fort. Der frcikonservative Abg. Wagner beantragte die Streichung der Bestimmung, wonach für die Oderregulierung der Strecke Küstrin-Raduhr der Staat vor weg 7 Mill. Mark bezahlen soll. Frhr. v. Richt ho feil bean tragte dagegen, auch für die Provinz Schlesien 7 Mill. Mark als Vorausleistung des Staats einzusetzen. Landwirtschaftsminister v. Pod bie lski und Finanzminister v. Rhein baden erklärten sich lebhaft gegen den Antrag Richthofen, dessen Annahme das Gesetz gefährden würde. Der Antrag Richthofen wurde darauf abgelehnt, ebenso ein Antrag, auch Privatpersonen zur Kostendeckung heranzuziehen, da die Regierung erklären ließ, diese Heranziehung bewährte sich bisher nicht. Die Kom mission nahm jedoch einen Antrag an, der ausspricht, daß nach 8 29 des Kommunalabgabengesetzes Privatpersonen zur Deckung dieser Kosten herangezogeu werden können. * Arbeitervertretung. Wir berichteten bereits An fang April, daß in der Kommission der w ü r t t e m b e r - gischen Abgeordnetenkanimer ein Antrag einstimmige Annahme gefunden hätte, der darauf aus ging, eine geordnete Vertretung der Ar beit e r zu schäften, wenn möglich, im Wege der Reichs- gesetzgebung, eventuell aber auf dem Wege landes gesetzlichen Vorgehens. Minister vr. v. Pischek er- klärte damals bereits die Zustimmung der württembergi- schen Regierung zu dem Antrag, der seiner Ansicht nach durch die R e i ch s gesetzgebung zu verwirklichen sei, da gegen eine l a n d e s gesetzliche Regelung staatsrechtliche und politische Bedenken beständen. Jetzt ist dieser Antrag auch im Plenum der Kammer angenommen worden, wie aus folgendem Telegramm ersichtlich ist: * Stuttgart, 1. Juni. Die Kammer der Abgeordneten nahm heute einen Antrag an, in dem die Regierung ersucht wird, im BundeSvate für die unverzögerte Einbringung einer Gesetzesvorlage betreffend Errichtung einer geord neten Vertretung der Arbeiter zum freien und friedlichen Ausdruck ihrer Wünsche und Beschwerden, auch der StaatLregierung gegenüber, cinzutreten und für den Fall, daß die bei der Reichsbehördc zurzeit im Gange befindlichen, auf Schaffung dieser Vertretung gerichteten Bestrebungen ohne Aussicht auf Erfolg verlaufen, dem Landtage den Entwurf eines auf eine Aenderung gerichteten Landesgesctzes vorzulegen. Da die württembergische Regierung nach der Er- klärung des Ministers v. Pischek auf Beschleunigung der Sache im Bundesrate drängen wird, so dürfte die sozial politisch sehr bedeutsame Frage der Schaffung von Ar beitskammern ihrer Verwirklichung einen wesentlichen Schritt näher gekommen sein. * Ein Dementi. Die „Rordd. Alla. Ztg." wendet sich Hegen das Bestreben, die Person deS Kaisers in die Er örterungen der kriegerischen Vorgänge in Ostasien hineinzu ziehe». Das offiziöse Organ schreibt ersichtlich inspiriert: Unter Berufung auf eine der Tagespolitik fernstehende Zeit schrift wurde in der Presse erzählt, ein zum Kriegsschauplatz in Ostasien kommandierter deutscher Offizier nehme ein ziemlich umfang reiches Handschreiben des Kaisers an General Kuropatkin mit. Wir können diese sogenannte Information als eine fette Ente bezeichnen. Bei dieser Gelegenheit mag allgemein vor Meldungen ge warnt sein, mit denen man in der ausländischen Presse die N eutralität Deutschlands zu verdächtigen sucht. Beispielsweise verbreitete „Daily Lhronicle" unter der Ueberschrift Kaisers ckoxs kor kuMm" eine Depesche de- „Reuterschen Bureaus" aus Petersburg, nach der der Kaffer drei in Deutschland ausgebildete Schäferhunde für den Wacht- und Ambulanzdienst einer russischen Gesellschaft zu über lassen befahl, nachdem die deutschen Militärbehörden einem dahin gehenden Gesuch nicht entsprochen hatten. Diese nett klingende Geschichte, sagt die „Nordd. Allg. Ztg.", hat ebenfalls den Fehler, nicht wahr zu sein. * Ein Echularzt wird in Mannheim als städtischer Beamter angestellt, dem jede Privatpraxis verboten ist. Al» Gehalt sind 10 000 ausgeworfen. Da» Vorgehen der Stadt Mannheim ist sehr lobenswert und sollte al» Vorbild dienen. * * HnMtnrH, 31. Mai. Aus Anlaß deS BrauerauS- stande» tagt heute hier eine allgemeine Versammlung der Wirte und Hotelbesitzer von Hambnrg-Lltona. In derselben wurde nach lebhafter Debatte in geheimer Abstimmung mit 932 gegeu 57 6 Stimmen der Beschluß der letzten Versammlung, wonach die Wirte kein boykottiertes Bier schänken dürfen, aufgehoben. * Kiel, 30. Mar. Auf der Pfingstkouferenz der schleswig-holsteinischen Geistlichen positiver Rich tung erklärte einer der Hauptredner, Pastor Lic. Wohlen- berg-Altoua, in seinem Bortrage über da- Verhältnis der Kirche zum Staate, eS sei da- beste, daß die Geistlichkeit auf die Aufsicht über die Schale verzichte. * Heidelberg, 31. Mai. Wie der Zentralvorstand des evangelischen Verein- der Gustav-Adolf-Stiftung be kannt macht, wird die 57. Hauptversammlung des Gesamtvereins vom 20. bis 22. September hier stattfinden. flotte. * Schiffsbewegungen. Der Ablösungstransport für die Schiffe der Kreuzerdivision ist auf dem Darnpfer „Pisa" am 30. Mai in Newport News (Virginia) eingetroffen, wo der Besatzungswechscl stattfindet. Der Transport des abgelösten Bcsatzungstcils S. M. S. „Bussard" ist auf dem Dampfer „Stuttgart" am 31. Mai in Aden eingetrofsen und hat an demselben Tage die Reise über Suez nach Port Said fortgesetzt. Korvettenkapitän Back hat am 3l. Mai in Colombo (Ceylon) das Kommando S. M. S. „Bussard" übernommen. S. M. S. „Iltis" geht am 3. Juni von Nanking nach Hankau am Aangtse. Die aktive Schlachtslotte ist am 31. Mai von Kiel in See gegangen. S. M. S. „Bremen" ist am 31. Mai von Wilhelmshaven zu Probefahrten in See ge gangen. S. M. S. „Zielen" ist am 31. Mai in Wilhelmshaven eingetrofsen, Poststation bis auf weiteres Wilhelmshaven. Posi- station für S. M. S. „Rhein" vom 1. Juni bis 6. Juni Trave münde, vom 6. Juni bis 13. Juni Warnemünde, vom 13. bis 15. Juni Flensburg, vom 15. bis 19. Juni Sonderbnrg, vom 19. bis 22. Juni Laboe, vom 22. bis Ende Juni Kiel. IIusIanÄ. Oesterreich - Ungarn. * Tie Ernennung König Ebuarbs zu« österreichischen Fclbmarschall ist eine besondere Auszeichnung, die bisher nur dem Deutschen Kaiser zuteil wurde; Kaiser Wilhelm II. ist am 4. Mai 1900 zum österreichischen Feldmarschall ernannt worden. Die Verleihung der Würde an König Eduard ist ein Akt der Höflichkeit, der dafür Ersatz bieten soll, daß Kaiser Kranz Joseph den Besuch des Königs Eduard in Wien nicht persönlich in London erwidert. Der Kaiser hatte die Absicht, nach England zu reisen. Aber die Aerzte rieten ihm umsomehr ab, sich den Anstrengungen der weiten Reise auszusetzen, als der Kaiser Seefahrten nicht gut ver trägt. Während der letzten Anwesenheit des österreichisch - ungarischen Botschafters am britischen Hofe Grafen Meus dorfs in Wien wurde im Einverständnis mit König Eduard vereinbart, daß der Gegenbesuch des Kaisers in London unterbleibt und Erzherzog Friedrich als Vertreter des Monarchen nach England geht. Er bringt nun dem König die Insignien der Feldmarschallswürde mit. Politische Be deutung hat die Ernennung nicht. Belgien. * Der Rückgang per sortaltfttschen Stimmen bei den letzten Wahlen erweist sich als sehr bedeutend. Sie verlieren an die Liberalen je ein Mandat in Charleroi und Tournet. Schon vor zwei Jahren machte sich eine Ab nahme sozialistischer Stimmen bemerkbar, aber in weit ge ringerem Maße als die-mal. Wenn es infolge der schwachen klerikalen Mehrheit früher oder später zur Auflösung der Kammer kommen sollte, so darf man darauf rechnen, daß die Sozialisten weitere Einbuße zu Gunsten der Liberalen erleiden. Spanien. * Tas neue Wchrgefetz. Die Deputiertenkammer der Cortes hat die vom Kriegsminister LinareS schon 1898 ver tretenen und im vorigen Jahre wieder eingebrachten Vor schläge angenommen. 1898 hatten die Cortes schon einmal die Beseitigung der Stellvertretung beschlossen. Parteihader ließ den Beschluß aber damals nicht zur Durch führung kommen. Die Dauer der allgemeinen Dienstpflicht wird von 12 auf 15 Jahre erhöht, davon 3 Jahre aktiv, 4 in der I., 6 in der II. Reserve (Landwehr), 2 in der Territorial-Reserve (Landsturm). Der Kriegsminister hat jedoch das Recht, die 2 Jahre dienenden Leute mit unbe schränktem Urlaub zu entlassen. Junge Leute mit einem gewissen Bildungsgrade schon nach einem Jahre, Leute, die sich selbst verpflegen und bekleiden, werden in den Truppen teil eingestellt, den sie nahe bei ihrer Heimat wählen. Wer ein brauchbares Pferd mitbringt bezw. kauft, kann der Kavallerie zugewiesen werden. Wer bei der nötigen Vor bildung sich verpflichtet, in den Staatsschatz mindestens 120 P. zu zahlen, sich selbst verpflegt und bekleidet, wird in jedem der 3 Jahre nur auf 6 Monate, davon 3 im Herbst, bezw. Sommer, 3 im Frühjahr einbeordert. Die genannte Summe ist dreimal (einmal für jedes der 3 Jahre) zu entrichten und soll als Minimum dem fünffachen Bettag der Personal steuer^ entsprechen. Dreimalige Zurückstellung in Rücksicht auf Studien und Berufe (aber nur bis 10 Proz. des Kon tingents) ist zulässig. Alle diejenigen, die erwerbsfähig sind, aber nicht zur Einstellung gelangen, zahlen eine Wehrsteuer auf 3 Jahre, die ihrer 5 fachen Staatssteuer entspricht, die Familien der Fahnenflüchtigen auf 7 Jahre. Die Wehrsteuer fließt dem Kriegsbudget zu. Dieses weist für 1904 den Be trag von 140 527 252 Pesetas (1 187 000 Pesetas mehr) auf und gibt die DurchschnittSiststarke auf 83 000 Mann an, krankt aber im Kapitel 17 noch immer an dem liebel der Erhaltung einer sehr großen Zahl der vorzeitig in die Nicht- vktwität übergeführten Offiziere, die fast 9,5 Millionen be ziehen. Türkei. * D«S Sk»«e»tsche Patriarchat erbob in den letzten Tagen abermals im Jildiz und bei der Pforte Vorstellungen wegen der Nachgiebigkeit der Pforte gegenüber den kirch lichen Wünschen der Kutzowalachen, wobei es an deutete, daß eS gezwungen sein werde, zur Verteidigung seiner Privilegien dieselbe Politik anzuweuden, wie 1871 gegen di«
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