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Sächsischer Landes-Anzeiger : 24.01.1892
- Erscheinungsdatum
- 1892-01-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-189201243
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18920124
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18920124
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsischer Landes-Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-01
- Tag1892-01-24
- Monat1892-01
- Jahr1892
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 24.01.1892
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WWWWW Latum de- folgende,, Tage») zur Ver sendung gelangende unparteiische Zeitung „Sächsischer Landes-Rnieiaer": mit täglich eine« Extra-Beiblatt 1 «leine Botschaft 2. Sächsischer Erzähler 8 Sächsische Gerichtszeitung 4. Sächsisches Allerlei r. Jlluftr. UnterhaltungSblatt 6. SonnlagSblatt 7. Lustiges Bilderbuch lostet bei dej, Ansgabestellen monatlich 70 Psg., bei den Post-Anstalten 7b Psg. «üchstfcher FMes-Anreißer. verbreitetstes unparteiisches tägliches Lokalblatt. Die Hauptblätter de- „SSchs. Landes-AnzeigerS" erscheinen (ohne dessen Extra-Beiblätter) auch in einer billigeren Sonder-AuSgabe altr „Chemnitzer General-Anzeiger" für Chemnitz monatlich 4V Psg. freilnSHaus; außerhalb Chemnitz monatlich 50 Psg. mit Zutrageir. Postzeitnng-preiSlistefür 1892; Nr. 1342. Sonlitast, 24. Januar 1892. Der SLchs. Landes-Anzelger ist für das Jahr l892 eingetragen in der deutsche» Post-ZeltungS-Prei-liste unter Rr. 5580, in der österreichischen unter Nr- 2S51. FürAbonnenttnerschelut jeelmnalimJahr: Jlluftr. WeihnachtSbuch (Jahresbuch). Verlags-Anstalt: Alexander Wiede Chemnitz» Theaterstraße Nr. 5. Fernsprech-Anschluß Nr. 138. Telegr -Adr.: Lander-Anzeiger, Chemnitz. Anzeigenpreis — Unter „Kleine Die Anzeigen Deutsches Reich. Der Kaiser ist von seinem Ausflüge »ach Kiel nach Berlin am Freitag Nachmittag zurückgekchrl und hat im dortigen Schlosse wieder Wohunug geiiouiine». Am Sonntag Abend treffe» der König und die Königin von Württemberg in Berlin ein und werdenfestlich e»ipfangen werden. Eine Vervollständigung und Verschärfung der gefetz- llchen Bestimmungen über die Bestrafung der Spionage ist schon wiederholt in Aussicht gestellt worden. Jetzt heißt eS, daß sich der Bundesrath in nächster Zeit mit einem Gesetzentwurf über die Be strafung des VerrathcS militärischer Geheimnisse zu beschäftigen haben wird. Der BnndeSrath hat am Freitag in Berlin eine Sitzung abge- halten und »ntcr dem Vorsitze des StaatssccretärS Frhr. v. Maltzahn in derselben dem llebercinkomme» mit Italien über den gegenseitigen Patent-, Muster- und Markenschutz zngestinimt. — Die Bttdget- tommission des Reichstags hat am Freitag Abend die Berathnng des MilitärctatS begönne». — Die HandelSeommissiou des Reichstages hat de» Gesetzentwurf angenommen, nach welchem da mit 1. Februar i» de» Transitlägern lagernde Getreide mit de», neuen Zollsatz belegt werde» soll. - - PreustischeS Abgeordnetenhaus. Am Freitag wnrde die erste Etaisbcrathiing fortgesetzt. Abg. Graf Limburg (cous.) ist damit einverstanden, daß im Etat die strengste Sparsamkeit ob waltet, und meint, man dürfe nicht z» viel von der Staatsbahuvcr- waltung verlange», damit nicht die Finanzen geschädigt werde». Redner bellagt die Schädigung der Landwirthschaft durch die Ermäßigung des Schutzzolls und führt Klage» über die Anwendung deS neuen Einkommensteuergesetzes aus die Landwirthschaft. Finanzininister Miquel bezeichnet diese Klagen nicht als berechtigt. Abg. von Hüne (Ctr.) ist der Ansicht, daß die Landwirthschaft mit. dem ermäßigten Schutzzoll recht gut anSkommcn könne. Abg. Frhr. von Zedlitz (freicons.) ist damit einverstanden, daß strenge Sparsamkeit im In teresse der Ctaalsfinanzr» beobachtet werde. Ministerpräsident Graf Caprivi führt ans, daß das »ene Volksschnlgcsetz der Verfassung entspreche; eine Schwenkung sei da nicht vorgekommen. Wenn da» Gesetz nicht jeder Partei gefalle, so sei das nicht zu ändern. Die Negierung wird sich keiner Partei anschließen, sondern das lhu», was sie nach ihrer Uebrrzcugnng für Recht hält. Abg. Cramer (cons.) meint, daß es WN der Finanzlage nicht so schlimm stehe, wie der Finanzminister behauptet. Abg. Or. Sattler (natlib.) bekämpft die Polenpolilik der Regierung und das neue Schulgesetz, welches letztere für seine Partei schlechterdings unannehmbar sei. CultuS- minister Graf Zedlitz hofft doch, eS werde eine Einigung über das Schulgesetz zu Staude kommen. Abg. Rickert (sreis.) will davon Nichts wisse» und meint, die Regierung werde schwerlich für die Dauer ohne die Unterstützung bestimmter Parteien auskommen. Nach einige» Weiteren unerhebliche» Bemerkungen tvird die Debatte geschlossen. Ein Thcil deS Etat» wird der Bndgtlcommission überwiese», der Rest sofort im Plenum erledigt werden. Nächste Sitzung Montag 11 Uhr (Volksschnlgcsetz.) — Das Inkrafttreten des Arbeiterfchutzgesetzes an» 1. April. Mit de», I. April werde» bis auf die Sonntagsruhe- vorschifte» sämmtliche Beslimminigen des Arbeiterfchntzgesetzes vom l. Juli 1881 Gesetzeskraft erlangen, u. A. auch die über die durch di« Arbeiter begangene» Vertragsbrüche. Diese Vorschriften zerfallen i» zwei Categoriec», die eine betrifft die Betriebe und Werkstätten mit weniger als 20 Arbeiter», die and re die Betriebe, in welchen in der Regel mindestens 20 Arbeiter beschäftigt werden. In den erstcre» könne» die Arbeitgeber als Entschädigung für den Tag des Vertrags bruchcs und jede» folgenden Tug der vertragsmäßigen oder gesetzlichen Arbeitszeit, höchstens aber für eine Woche den Betrag des ortsüblichen Tagclohnes fordern, und diese Forderung ist an de» Nachweis eines Schadens nicht gebunden. Jedoch wird durch ihre Geltendmachung der Anspruch aus Erfüllung des Vertrage» und auf weitere» Schaden, crsatz auSgejchlossc». Diese Bestimmungen finde» auf Arbeitgeber und Arbeiter i» Fabriken mit mindesten» 20 regelmäßig beschäftigten Arbeitern keine Anwendung. Für diese ist die Vertragsbrnchangelegen heit so geregelt,. daß die Betricbsuntcrnchmer die Verwirkung des rückständige» Lohnes bis z»»> Betrage des durchschnittlichen Woche» lohne-: anSbcdingen können, dagegen dann verpflichtet sind, in der Arbeitsordnung über die Verwendung der verwirkten Beträge Be. stimittungcn zu treffe». Abgesehen also von der Verschiedenheit in dem Höchstmaße der znlüssijwn Entschädignugsfordernng für den Ver tragsbruch, beruht der Unterschied zwischen beiden Betriebsarten ein mal darin, daß die Arbeitgeber in den kleinen Betrieben auf Grund de» Gesetze- die Entschädigungssumme verlange» könne», während die Unternehmer der große» Betriebe mit ihren Arbeitern erst eine Ver einbarung getroffen haben müssen. Daraus crgiebt sich als natürliche Cvnjcqnenz. daß die Arbeiter sich in de» erstcre» ohne Weitere» der gesetzliche» Bestimmung zu unterwerfen haben, die in den letzteren dagegen eine solche Vcreinbarnng abznlchnen oder anzunchmen den freien Willen habe». Sodann darf nicht außer Acht gelassen werden, daß mit der Focderung der Entschädigung i» dcn kleineren Betrieben der Anspruch anf weiteren Schadenersatz nnsgeschlossen wird, bei dcn größercn dies indessen nicht ohne Weiteres der Fall ist. Oesterreich-Ungar,». In der Kapttzinergrnft in Wie» hat am Freitag die feierliche Beisetzung der Leiche des verstorbenen Erzherzogs Karl Salvator stattgcsnnden. — Das Wiener Strafgericht stellte die Untersuchung gegen Berthold Frischaucr, Nedacteur des „Wiener Tageblatt", welche wegen Störung der öffentliche» Ordnung «inge- leilct ivar, ei». I» genanntem Blatte waren anläßlich der Delegations- Session beunruhigende Nachrichten reprvducict worden, durch welche in Wien und Berlin eine Börsenpanik hervorgeruse» wurde. Italien. Mit de»« Papste fleht eö entschieden nicht gut auS. Direct krank ist der alte Herr nicht, er erlbeilt auch noch Audienzen, aber ein sehr starkes Sinke» dcr Körperkräste ist unverkennbar. Bei solchem Alter erlischt da» Leben so leicht wie ein Lampenlicht. Spanien. I» Spanien ist ein weitverzweigtes Dynamltcomplott endcckt. E» wurden 65 Verhaftungen in Malaga, Cadix, Luelva, Sevilla »nd zahlreiche» kleineren Städte» vorgenommen. Man fand große Dynamitvorräthe, viele Bomben und Revolver. Frankreich. Ma»r reformirt schon wieder mal. Jetzt sind Gcn ralstab und Cabinet deS Marineminister- c»> der Reihe. Die Hauptperson tvird jetzt Admiral Gervais, der „Held von Kronstadt". — Eine kommenden Sonntag zn verlesende Erklärung der fran zösischen Bischöfe an die Kirchengemcinden hat die Radikalen sehr aufgeregt. Es wird von neuen Maßnahmen gegen den Klerus in den Pariser Jonrnalcn gesprochen. Wird aber wohl «in Sturm im Wasserglas« bleiben. Rußland. Mit der Zarin steht es schlecht. Körperliches Leiden kann nicht in Frage komme», aber die Aerzte fürchten früher oder später den Ausbruch von Verfolgungswahn. — Im Interesse der uoth- leidende» Bevölkerung sind allerlei Maßnahmen neu getroffen; Helsen werden sie wenig, denn soeben hat erst wieder der Vorsitzende des NothstandscomiteeS in Orcl, Wirklicher StaatSrath Amicukow, wegen Unterschlagung von 24000 Rubeln forlgejagt werdcn müsse». Auch gegen die Judeuverkolgungeu sind scharfe Bestimmungen erlaffen, trotzdem vergeht aber kein Tag ohne dieselbe». — In der rnsstfche» Stadt Slobadskoi stürzte am Dreikönigsfest da- Kirchenportal ein. 50 Menschen sind zerschmettert. Afrika. Major v. Witzmann. Wie der „Post" aus Kairo gemeldet wird, dauert die «rsrenliche Genesnng des Major- v. Wißmaiin fort, und soll derselbe bereit» mit den Vorarbeiten für di« Dampfer- expedition nach dem Bietvria-Nyanza beschäftigt sein. — Ans Deutsch- Ostafrika. Der mächtigste der kleinen Häuptlinge am Kilimandscharo, „König Mandara von Moschi, ist gestorben, und sein ältester Sohn HU dessen Würde übernommen. Mandara war durch Leutnant Ehlers zuerst mit den Deutschen bekannt geworden; er halt- sich sehr freund lich gezeigt, und er sandte vor anderthalb Jahren auch jene Gesandt schas^M,d;zudriitschec, Kaiser, welche Ehl-rS vorsührte, und die in Berlin ziemliche- Aufsehen machte. Später, als Or. Peter» sein Hauptquartier im Kilimandscharogebiet aufschluz, kam es zwar manch mal zu kleinen Reibereien, aber Mandara ivar eine friedliche Natur, so daß ein leidliches Berhältniß bis zu seine», Tode verblieb. Fritz; aber so viel merkte Jeder sofort, daß er ein echte» Berliner Kind von unverfälschter Raffe war. Wie immer spielte Herr SeniuS seine Rolle auch s»»st mit köstlicher Natürlichkeit n»d mit jener Komik, die angeboren und ungewollt ist. — Ich motz offen gestehen, ich theile teil Wunsch, der schon vielfach laut geworden ist: Herr SeniuS möchte in seine», eigentlichen Fach viel mehr nnd ösicr beschäftigt werden. Sei» Fähnrich Erich in den „Ge- wagten Mitteln" beispielsweise licserte den Beweis, daß er einen Reif- Reiflinge» abgebe» würde, wie er vielleicht besser hier noch nicht war Da» Publikum würde eS der Direclion sicherlich Dank wissen, wen» dieser Anreg ung Folge gegeben würde- Schreiber wäre schon früher damit hcran-gegongen, aber er war bisher der Meinung, Herr Sein ns gehöre in erster Linie dem Opernhanse an. Das de», nickt so ist, hat er jetzt erst erfahre». Und nun »och kurz zn de» Lndwigswaldern. Herr Voigt als Fabrikant Schröder ging nicht sonderlich tief in dcr Charakteristik, spielte aber wahr und mit wirlsamcr Komik. Da» Töchterlei» des Villen wurde vo» Frl. Bast» mit ansprechender Natürlichkeit gegeben. — Ei» prächtiger Charakterkopf war der verkümmerte und allmählich zu aller Lebenslust aiiflhancnde 1»r. Cruffu» deS H«rn Kramer. Nicht mindcr erschien der sittenstrenge, kleindürgerllche Rector des Herrn Walther als ein wohlgelungencS Meisterstück darstellerischer Kraft. — Die Fra» Dociorin (Frl. Bach), die Fra» Rector!» (Fron Funk- , Schirmer) und da» Dienstmädchen vo» bedenklich lleinbürqerllchem Schrot Z »nd Kor» (Fra» Voigt): — Diese drei Gestalten erfreuten sich zwar jubeln- l de» Beifalls, sobald ste acliv wurde», entziehe» sich aber im Nebligen dcr " moderne« Kritik. ' - Vllsn: wer einmal gründlich lache» »nd sich an einem blühende» »nd sprühenden Itnsin» weidlich ergötzen will, der besuche die Wiederhol,,„gen der tollen Komödie von Blninenlhal und Kadclburg. L. IV. Ttadttheater. Donnerstag, dcn 2l. Januar: „Die Großstadtluft", Schwank in vier Auszügen von Oscar Blumeuthal und Gustav Kadclburg. Zehnte Neuheit! — Die fortwährenden Ausbrüche heiterster Laune, die sich znwcilcn, besonders aber am Schluffe des zweiten Auszuges, zn tollster Ausgelassenheit gesteigert, verbürgen dein Schwank der Berliner Doppclfirma nnzwcifclhast eine längere Reihe von Aufführungen. Er wird wohl auch hier, wie anf so vielen dcntichcn Bühne», ei» rechtes Zug- und Kassenslttck werde», umsomehr, als Herr Direktor Jesse ihn selvst vorzüglich nnd mit prächtiger Ausstattung in Scene gesetzt hat- Der anspruchslosere Titel „Schwank" mußte de» Verfasser» als Schutz n»d Schirm für die »»sinnigste» Einfälle diene». Die Haiidlnng ist im Grunde Nebensache »nd stellt sich bei näherer Betrachtung als eine Summe von An leihen heraus, über die Blumeuthal das ganze Füllhorn seiner mehr oder weniger geistreichen Witze, Wortspiele und Kalauer ansgcgvssen hat, während dcr Schauspieler Kadclburg inehr i» theatralischer n»d bühncntechnischcc Hin« sicht Handreichung leiste» mußte. De» possenhaften Inhalt darf m in ebenso wenig ernst nehme», als die Charaktere, die ohne Rücksicht auf Wahrheit und LebenSsähcgkeit lediglich de» Zweck habe», die ergötzlichen Einfälle ihres Schöpfers zn vermut,!». Im klebrigen sind diese Menschcngewächse, die der Berliner Großstadtluft ihr eigenartiges Dasein z» danken haben, recht windiger Natur, »nd man merkt dcnilich, wie ihnen »Mer dem Einfluß dieser Lust eine gewisse Verwandtschaft mit der Gattung der Snuipspflaiizc» eigen wird. Daß von diese» Vertretern der Neichshauptstadt der Gang der Weltgeschichte nicht abhängt, darüber ist man bald llar. Es ist säst ausnahmslos das oberfläch liche gesellschaftliche Fatzkelhnni, das seine fröhliche Laune in de,» Schwank austobt »nd als gelindeste Kritik höchstens den Ausspruch heraiisfordcrt: Es muß — leider — auch solche Käuze gebcnl Im Gegensatz z» den Großstadtmenschen stehen die Kleinstädter von Lndwigsivalde, »nt wenigen A»cnaln»c,i burleske Zerrbilder einer nicht bloß vormärzliche», sondern säst vorsündflMhlichcn Vergangenheit. Ihr Auftrcien erinnert gelegentlich an die possenhaften Pantomime» d«S Circus: aber diese grotesken Gestalten, für die seiten der Darsteller noch ei» klebriges ge,Han wnrde, wirkte» zwerchfellerschütternd genug und erfüllten somit redlich den Zweck ihres Daseins. Das lustige Stück wurde lustig „nd flott gegeben, nnd die rosige Stimm»»» der Mitspielenden wirkte, wie schon oben angedentet, anregend anf die Zu schauer, so daß eine fühlbare Wechselbeziehung zwischen Darstellern »nd Publikum herrschte- Die fidelc Laune wollte sich sogar selbst durch de» von den Verfassern lrampshast zttsamniengequüllen Ernst in, dritten Aufzug nicht verjage» lassen- Das beste ist amb, man faßt diese Scene als Parodie auf; lebenswahr ist sic doch nicht. — Was das Einzelspiel airlaiigt, so sei zunächst dcr Großstädter »nd ihrer Vertreter gedacht. Das fragwürdige Lenz'sche Ehepaar, von dem die Frau wenig »nd der Man» gar nichts wcrth ist, wnrde von Frl. Woytaich »»d Herrn Sch,olli»g fein und glimpflich gespielt. Die liebenswürdige Ironie und Laune, die Beide ihrer Darstellung verliehen, machte das seichte Paar genießbarer. Herr Ulrichs entwickelte als Fritz Ftewmlng frisches Leben »nd unver wüstliche Lärme. Aber dieser uenherzigc, rothväclige Jüngling verleugnet- in Erscheinung nnd Wesen die Großstadtluft und war seinem ganzen Auf treten nach mehr ein naiver Naturmensch ans der Provinz als ein Berliner. Man glaubte ihm nicht, was die Verfasser dem jungen Liebhaber mit „einiger Vergangenheit" alles in den Mund grlegt. Man srente sich wohl a» dem lebhaftem Spiel, aber man vergaß »>e, baß es Herr Ulrichs war, der da spielte und der »ns einmal „berlinisch" komme» wollte. Doch — so wird man frage» — kann denn nicht auch ei» junger Berliner Treuherzig und rothbäckig sein? — Warum denn nicht? Möglich ist da» schon; aber ernniß dabei auch dar Characteristische einer gewissen Sorte von Berlinern haben, wie eS dieser Schwank gerade crsvrdert; und dieses Characteristische da sich nicht gut erkläre» läßt, hatte eben Herr Ulrich- nicht. Sem Fritz Flemming konnte auch ans Leipzig, Franksurt oder Bre-lau sein. Daß rr in der Berliner Großstadtluft sein« specisische Eigenschaft emvfaugen, konnte man wohl an- seinen Worte», nicht aber »«» seinem Wese» ent- "^"serr Seniu-, d. h. sein Cousin Bernhard, Uffm »«stand immer fünf Minuten zu spät smictionirl, - ja. da» war ein Berliner l Es Ist wahr, dieser harmlose Junge hatte im Uebriffen wenig gemein mit seinem Freund Aus Nah und Fern. — Leveusgefährliche Fahrt auf einer Eisscholle. Drei Fischer an» Sarkan an, kurische» Haff hatten sich beim Eisgang ans ' das Haff gewagt, »in die Eisschollen von ihren ansgelcgtc» Netze» abzuhalten. Hierbei wurde ihr Boot umgcworfen, und sie kamen auf eine große Eisscholle zu liegen, auf welcher sie bis zum Abend, jede» Augenblick de» Tod vor Augen, umhertriebe». Durch de» Zusammen stoß mit aiidere» Eismassen wurde ein Stück nach dem audercu-ÄN der treibenden Scholle zertrümmert, bis sie zuletzt bei Eintritt Vir' Mondbelenchtung völlig zerbrach, und die Fischer in'S Wasser stürzten. Glücklicherweise war der Strand nahe, und cs gelang den beherzten Männern, wen» auch gänzlich erstarrt »nd vom Eis« schwer verletzt, das Ufer bei Pnsterort zu erreichen. Ihr Kahn nebst de» Geräth- schaften ist verschollen. Berliner Produeten-Börse vom 21. Januar. Weizen: loco 207—226 Mk.,pr. Januar 208,— Mk., pr. April-Ma 207,25 Mk., pr. Mai-Jiini 208,25 Mk. Roggen: loco 214-225 Mk.. Pr.Jan 220,— Mk., pr.April-Mai 2l4,— Mk.,pr. Mai-Jnn! 2ll,2S Mk. Kündigung:' b Tendenz: v.rstaut. — Spiritus: 70 loco 47,20 Mk., vr. Jan.-Febr. 46,80 Mk., pr. Arpil-Mal 47,70 Mk., pr. Junl-Jnli 48,20 Mk. Pr. Juli-Ang. 48.50 Mk. Kündigung: 9. Tendenz: „icdrigcr. — Rüböl: loco 57,20 Mk. pr. Ja». 56,80 Mk-, pr.April-Mai 56,80 Mk. Tendenz: matt- — Hase»; pr. Ja». 156,— Mk., pr- April-Mai 156,— Mk. Drahtnachrichten und letzte Meldungen. Chemnitz, 23. Januar 1893. Wilhelms Hase». Für den Ban von provisorischen Marinekaserueu i» CnxHafen wird im Nachtrag znm Marine-Etat eine grössere Summe gefordert werden. Lübeck. Die hiesige Handelskammer richtete ein« Eingabe an den Reichstag, welche die Ausdehnung de« Bestimmungen des Getreidetransitlager-GesetzeS auch ans die Weintheilnttgslager befürwortet. Brüssel. Nach amtlicher Feststellung erfolgten in letzter Woche 160 Todesfälle 1,» Folge der Influenza allein in Brüssel ohne die Borstädte. Paris. 300 hiesige Kattsleute hielten im „Hotel Continental" eine Versammlung ab, in welcher über die Betheilignng an der Weltausstellung in Chicago berathen wnrde. Es wnrde ein provisorisches Comite« gewählt, dessen Aufgabe es fein soll, der Regierung bei der Organisation der französischen Sectio» zur Seite zu stehe» nnd welche dafür Sorge trage» soll, dass di« französische Industrie sich in umfassender Weise an der Ausstellung bctheiligt. Brüssel. Das Palais deS Herzogs von Aren- berg am Platz Petit Sablon steht seit heute früh 2 Uhr i» Flammen. Ter Brand ging vom Schlafzimmer der Prinzesst,» Cr oh auS; der Prinz nnd die Prinzesfin und deren Kinder vermochten kaum, das nackte Leben zu retten. Das Cabinet des Grafen Egmont, welches sich bekanntlich indem Zustand befand, wie es Egmonl in» Augenblick seiner Verhaftung 1S67 verlassen hat, ist bis ans die Mauern zerstört. Allmählich gelingt eS, des Feuers Herr zu werden. Drei Feuerwehrleute wurden bei ven Rettuugs- «nd Löscharbeite» schwer verletzt. Verantwortlich: für Politische», Oertliches und FenillelonIfli'scheS: Julius The! ßl für Sächsisches: Franz Gütz e; für den gerichtlichen Thcil: O. Ne »newitzi für de» Jnseratcnthcil: dcr Verleger Alexander Wiede; jännntlich I» Chemnitz, lür nicht erbetene Zusendung«» sind Verlag und Redaktion nicht verbindliche Kkvt-g «oi-sll itt l!Ii°MNr, LLLLL 19, I. »«»«« lgvgoniibek llvm vscltsnlonltmsi), Killt siel, sur 12 l. Lottsris mit Koossn nngslsgsutiioiiat smpkolilsn. Serden-Bengttline (schwarze, weiße und farbige v. Rk. 1.85 bi- Mk. 11.68 — glatt, gestreift und gemustert >Ä
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