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02 Deutsche allgemeine Zeitung : 22.04.1851
- Titel
- 02
- Erscheinungsdatum
- 1851-04-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id799109797-18510422025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id799109797-1851042202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-799109797-1851042202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDeutsche allgemeine Zeitung
- Jahr1851
- Monat1851-04
- Tag1851-04-22
- Monat1851-04
- Jahr1851
- Titel
- 02 Deutsche allgemeine Zeitung : 22.04.1851
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Dienstag. Zweite Ausgabe. Abend« S Uhr. 22. April 18SI. ikeiz»jig. Di« Zeitung er. scheint tLglich zwei mal und wird au«gegeben in Leipzig Bormittag« l l Uhr, Übend« «Uhr; in Lreld«« Abend« L Uhr, «ormittng« 8 Uhr. Drei» für da« Vierteljahr > Thlr.; jede einzelne Num mer l Rgr. -— Nr. 200. —— Deutsche Mgem« Zeitung. «Wahrheit und Recht, Freiheit uud Gesetz!» Zu beziehen durch all« V»ft- «mter de« In- und Au«lande«, sowie durch die Srpeditionen in Leipzig (Querstraße Sir. 8) und Dretden (bei <s. Höckner, Neustadt, An der Brücke, Nr. Lj. ansertionsgetühr für den Raum einer Zeile I Ngr. Deutschland. ' -f-j-Berlin, 2l. April. Die Osterfeiertage bezeichneten unsere politische Windstille auf eine fast unheimliche Weise. WaS nur irgend Berlin verlassen konnte, hatte sich in diesen Tagen davongemacht, und selbst der neuernannte dänische Gesandte Graf Plessen konnte seine Cre- ditlve nicht überreichen, weil der Ministerpräsident v. Manteuffel auf sei nem Landgute verweilte. Inzwischen liegt nach allen Seiten hin so viel .Unerledigte- vor, und zugleich ist die ganze Situation so gedrückt und gedrängt, daß man fast da- Gefühl haben könnte, eS müsse schon in den allernächsten Tagen wieder einmal eine diplomatische Bombe platzen. Da- Verhältniß Mischendem österreichischen »nd preußischen Ca- binet hat seit der letzten österreichischen Note nur an innerer Unklarheit ge wonnen, obwol die ganz äußerliche und formelle Einigung unter den alten Bundestag als auSgeMacht angenommen werden kann. Die neue Rückäußerung Preußens dürfte noch nicht abgeschlossen sei», und ist durch die Osterfeiertage nicht ohne Absicht suSpendirt worden, während sich österreichischerseits Graf Thun sehr beeilte, nach Frankfurt zurückzukehren und dort nach seinen neuen Instructionen das Terrain zu behaupten. Jndeß verweilt Graf Arnim-HeinrichSdorff noch immer hier und ist noch nicht im vollständigen Besitz der Motive, nm welche eS sich bei der Neubesetzung deS preußischen Gesandtschaftspostenö in Wien handeln dürfte. Die schriftlichen Transaktionen zwischen Preußen und Oester reich werden jetzt vorzugsweise die Gestaltung der BundeSerecutive be treffen, obwol nicht anzünehme» ist, daß man darüber noch vor Eröff nung deS Bundestags selbst zu einer bestimmten Vereinbarung gelangen wird. Jedenfalls will das österreichische Cabinet eine solche vorgängige Vereinbarung nicht, weil eS die inner« Verlegenheiten und Widersprüche, in denen der alte Bundestag sofort auSeinanderklaffen muß, am liebsten zur Einsetzung einer provisorischen Centralbehörde benutzen möchte. DaS Provisorische bei der Reconstituirung Deutschlands ist seit lange ein Lieb- lingSproject der österreichischen Politik. In diesem Zwielicht glaubt man, die übrigen Intentionen Oesterreichs am besten reifen lassen zu können. Es sind bestimmte Anzeichen vorhanden, daß Oesterreich von neuem An träge auf Errichtung einer provisorischen Centralbehörde zur sogenannten Sicherung Deutschlands beabsichtigt, welche Behörde so lange zu fun- giren hätte, bis der Bundestag über seine eigentliche Gestalt definitiv mit sich ins Reine gekommen. Es würde dieses Provisorium nur ein neuer Keil sein, mit dem die österreichische Machtpolitik sich in die Ein geweide Deutschlands vorschiebt. Daö preußische Ministerium weiß of fenbar noch nicht, wie weit eS seine Entschlüsse greifen soll. BiSjetzt bewegt eS sich noch in den Gleise» und Consequenzen von Olmütz ivie in einer Tretmühle, in der eS ziemlich handwerksmäßig arbeitet, was eS gerade muß. Denn von dem Schaffen nach eigenen Intentionen kann da nicht mehr die Rede sein. Die hiesige konstitutionelle Partei wird durch das jetzt entschiedene Schicksal der konstitutionellen Zeitung eine merkliche Einbuße an ihrer Vertretung erleiden. Die Zeitung ist nämlich in diesen Tagen von der hiesigen Schutzzöllnerpartei durch Ankauf erworben worden und wird fortan diesen Interessen als Organ dienen. Der bisherige Ver- waltungSrath tritt zurück, und die Redaction wird der bekannte Schutz- zollpublicist vr. Glaser unter den Auspicien einer dahinterstehenden Ge sellschaft, als deren Haupt der bekannte Abgeordnete der I. Kammer Hr. Degenkolb zu bezeichnen sein möchte, übernehmen. Den politischen Theil dieses Blattes, wie er künftig sein wird, kann man sich trotz der beibehaltenen konstitutionellen Firma denken. Uebrigenö sieht man das Organ ohne große-Bedauern von seiner bisherigen Wirksamkeit zurück treten, die ungeachtet aller in der letzter» Zeit aufgewendeten Energie Loch nur eine äußerst geringfügige war, und auf keiner Seite einen rech ten politischen Credit genoß. In den Annalen des Zeitung-Wesens seit 4848 wird eS durch erfolglose Verwirthschaftung eines Ungeheuern Actien- «apitalö stets bemerkenswerth bleiben. — In der Allgemeinen Zeitung machen sich aus Norddeutschland schwere patriotische Klagen über den Zustand des Vaterlandes gel tend. Wenn doch, ruft der Correspondent aus, die Männer, welche seit mehr al- einem Vierteljahre in Dresden tagen und in da- Danai denfaß schöpfen, auch nur einigermaßen wüßten, was in den ntchtoffi- ciellen Schichten der großen Massen deS Volks vorgeht! Es wird selbst in diesen Tagen nicht für unpatriotisch gelten, darauf hinzuweifen. Ver- Hehle man eS sich doch nicht, daß Alles, waö in Dresden geschieht und nicht geschieht, in der Nation auch nicht die allermindeste Theilnahme findet. Ich spreche hier insbesondere von dm gebildeten Claffew aller Harteischattirungen, die extremsten natürlich abgerechnet, von denen übri gens selbst jene nach rechts mit dem Gange, welchen die Dinge an der Elbe nehmen, keineswegs zufrieden sind. WaS wäre denn auch bis heute anders zu Tage gefördert worden als Ians caprins, um welche etliche Dreißig hernmstreiten? Man hat uns gesagt, daß die weiland Abgeordneten zur Paulskirche nicht einsichtsvoll und gewürfelt genug gewesen seien, um etwas für Deutschland Ersprießliches zu Stande zu bringen. Man mag recht haben. Aber Denen, welche den lautesten Tadel erhoben und die schärfste Kritik übten, ist nun seit zwei Jahren Gelegenheit die Fülle gegeben worden, die Dinge besser zu lenken. Wie ist ihr Gebühren gewesen ? Ich weiß nicht, von wem das Wort herrührt, daß die Ebbe sehr tief fallen müsse, ehe gewisse Blöcke und Klötze über daSWaffer hervortaucht» können, so viel aber weiß ich, daß die Staats männer von „perikleischer Hoheit" vermalen im deutschen Vaterlande ganz ungemein dünn gesäet sind. Unsere Zustände erscheinen wahrlich nicht be- neidenSwerth, daß aber das Ausland nnS in unserm Unglück ärger als je zuvor verspottet und unö mit der Lauge des Hohnes und Spottes so frech überschütten darf, das schmerzt am allertiefsten. Scheint eS doch als ob die Myriaden Soldaten, die wir von Nord nach Süd inS Feld gestellt haben, und die am Mark unserer Finanzen zehren, lediglich vorhanden seien, um die Wurde Deutschlands nach außen nicht wahrzunehmen. Jüngst hatte ich Veranlassung, eine weite Strecke im Norden zu durch reisen und viel mit Männern aus verschiedenen Classen zu verkehren. Ueberall dieselbe Bitterkeit und jene funeste Gleichgültigkeit „bis auf Wei teres", die wahrlich ans nichts Gutes deutet. Ich will durchaus nicht sagen, daß diese Männer irgendwie die Revolution gewünscht hätten, aber Das ist die Wahrheit, daß sie an Allem, waS die Staatslenker thun, nicht das mindeste Interesse zeigten. Und sie gehörten zumeist den sogenannt konservativen Kreisen an. ES steht ohne Zweifel schlimm um die neue Ordnung der Dinge, welche all und jeder moralischen Unter stützung so völlig entbehrt. Man läßt eben Alles über sich ergehen, man gibt den gleichgültigen Zuschauer ab und macht höchstens bittere Glossen wenn etwa Enthüllungen über die Dresdener Conferenzen den Schleier lüften; wenn -Plane zum Vorschein kommen, durch welche die Landeö- abgeordneten um ihre verbrieften und beschworenen Rechte gebracht wer den sollen; wenn das Recht der Steuerbewilligung über Bord geworfen wird. Aber wie ein rother Faden zieht sich durch jedes Gespräch Schles wig-Holstein und Kurhessen. Ich besorge, daß namentlich diese einst zu einer Drachensaat werden, denn wo es sich um sie handelt, schwindet al ler Parteiunterschied. Und wenn dazu die deutsche Flotte aufs Tapet kommt, welche auf der Weser zu verfaulen droht! Von alle Dem ist frei lich im Brühl'schen Palast kanm die Rede, aber in der Nation ist aller dings davon die Rede.... Und nun die Mittelpartei, wo wäre sie denn noch? Sie glaubt selbst nicht mehr an sich, und sucht, wie jener rö mische Gladiator, nur mit Anstand zu sterben. Sie hat hat kein Ver trauen mehr zu sich selbst, wie sie eS bei den Massen längst verloren hat. Wo diese nicht bis auf Weiteres noch royalistisch sind, wie i» Preußen theilweise, da haben sie sich nur zu häufig den Demokraten zugewendet. Die Demokratie selbst aber ist nur zu gut prganisirt, ohne vielleicht irgendwo sehr von einem Geheimbunde abzuhängen; sie hält instinktmäßig zusammen. Aus ihren Ansichten macht sie nirgend ein Hehl, sie erklärt aber auch, daß sie zu warten wisse, daß ihr jeder Gedanke an Aufstand fremd sei, daß aber ihre Zeit um so eher kommen werde, je ungestörter man die dermaligen Staatslenker gewähren lasse, daß man namentlich in Dresden und Berlin, in Schleswig und Kassel die treuesten Helfer finde, und sich wol hüten werde, so schätzbaren Bundesgenossen irgend welche Schwierigkeiten in den Weg zu legen. Daß Bayonnete gegen diese Demokratie und gegen die Demokraten nichts vermögen, scheint mir auögemacht. Da sie in vielen Gegenden einen sehr bedeutenden Be- standtheil der Bevölkerung bilden, so wird man sie als einen politischen Factor nicht ignoriren können und ebenso wenig wird man übersehen dür fen, daß man eS nicht mit der Straßendemokratie von ehemals, sondern mit einer einflußreichen politischen Partei zu thun hat, welche tagtäglich Anhänger gewinnt und eine Menge „respektabler" Leute auö allen Clas sen der Gesellschaft in ihren Reihen zählt. Wie lange kann ein solcher Zustaud verhalten, der Alles in der Schwebe läßt und aus einem Laby rinth in ein zweites zu führen droht! Denn wie die Dinge heute liegen, so Md die Aussichten weder in politischen noch materiellen Beziehungen irgendwie trostreich. Man gibt im Brühl'schen Palaste der Paulskirche ein Relief, mit welchem die letztere zufrieden sein kann. Es ist etwas Andere-, in diplomatischer Atmosphäre zu athmen und in den schlän gelnden Jrrgewtiiden der Diplomatie sich zu verlieren, und etwas An deres, in und mit den verschiedenen Volksschichten als vorurtheilSfreier
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