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Dresdner Journal : 03.05.1865
- Erscheinungsdatum
- 1865-05-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186505033
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18650503
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18650503
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1865
- Monat1865-05
- Tag1865-05-03
- Monat1865-05
- Jahr1865
- Titel
- Dresdner Journal : 03.05.1865
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^vioo. Mittwoch, von 3, Mai. 18VS. Llmnnmatvpretsr: Fsürlial»: S Vble. — kizr. io >i.j»^I.i 1 „ 1» „ „ „ I triti k»M «x> io Vr—L«>: 1b Xxr. I slsmai»« R»oEl«r»i 1 ttgr. ) »«M»U »nferalntpreisr: Ktlr ä« 8»»» «lo«r U,,z,»It«o«o L«U«> t >Mr. ,^io^,«u»ar" äi« L«il»> T HA». Erfchetnen; IlEÜotr, »tt ck«r Koon- nnä ^smtxL«, sb«a»a Nir »«» 5ol^«o^eo 1»U. Arrs-mrIourM. » 1 "ch e ZVerantworllicher Redacteur: I. G. Hartmann. ' Wnseratemnnuttz»« «u»in,. , t». , LowauiiiouL, 6»» ve«»«lo«r ^ouraat»; «i>«vä»,.: S. L. S-u-du-x-LItov» L Vooi.»»; varti»; O»opiv»'«ck« Uueb b»»<tl., Var«»»; »r«a>«a! b). vcui.orr',!; >r—t»a: k,ovi» 8r»»oa«; VraoUurt ». «.: )>ro>-i«'»et'- Lockt».; LSlo: -ioo».» v»o«»«a; k«rt«: v. I-ÜM»;«-».» (28, ra« ä« boo» eok»a»); kr»^: k». v»»«l.ica'» vucdk.r 77W»: Lowptoir ä. k. VVi«o«r 2«itaa^, St«s»o«pl. 8V.. > chrran-gebrr: LLoiFl. Lxp«<il»loa ä«, vr«,äa«r ^oara«U» vr—a«a, tt»ri»o»dr»»«« La. 7. Nichtamtlicher Thetl. Lebersicht. Lele-raßhisch« Nochr chtr« Zkituvgsscha«. (Deutsche, französische und e^ltf^e Zeitungen über Lincoln'» Ermordung.) Lsgesgrschichte. Dresden: Thcilnahme für Lincoln. — Wien: Der Kaiser nach Prrßburg. Lu» de« Li» geordnetenhausr. Tagesbericht. — Graz: Stift Ad mont abgebrannt. — Berlin: Parlamentarisches. Bom Hofe. Univerfitätstestatr abgeschafft. DtScipli- aaruntersnchvng. Mtniskrtalvnfügung bezüglich der Haussuchungen. — Bona: V«m, loxeoäi entzogen. — Köln: Bischöflich« Verfügung bezüglich der Jvbi- läumsfrter. — Stuttgart: Das neue Etsenbnhnban- gesrtz. — Darmstadt: Kammerverhdlgn. Der Groß herzog zurück. — Frankfurt: Königin von Dänemark. Parts: Tagesbericht. Au» Merico. — Madrid: vom Senat. Beileid für Lincoln. — London: Bet- letdsadreffrn nach Amerika. — Kopenhagen: Trauer- gottrsdtenst. MilitLrstrafbestimmnngen. — Stock- - Holm: Die Königin von einem Unfall bedrohl. — Bon der polnischen Grenze: Dontlowski verhaf- tet. — New-Bork: Details über dir Ermordung Lincola's. Neueste Nachrichten. — Peru: Revolu tion in den Südprovtnzen. Schleswig - Holstein. (Oesterreich und die Kieler Ha- sevangrlegenheit. Gegen die Annrrionsprofefforru. Delegtrtenversammlung in Rendsburg.) Dresdner Nachrichten. Statistik and Lolkswirthschast. Feuilleton. Inserate. Tagrskaleuder Börsen- nachrichte». Beilage. Lus der vundestagSfitznng vo« «. April. (Ab stimmungen über den Antrag bezüglich Schleswig- Holsteins ) Telegraphische Nachrichten. Wien, Dienstag, r. Mai. Sestern Abend fand eine Berathnng des Zolltarifansschaffeg des Ab« neordaetendanses über den Handelsvertrag mit de« Zollverein statt. Herr v. Hock deschmichtigtr die er hobenen Bedenken. Die Empfehlung brr nlnnahnee des Vertrags dnrch die Majorität des Lusschnffes ist «adrscheiplich. Loah»«, Montag, 1. Mai, Nachts. Beide Häuser des Parlaments haben die la der Sitzung »om 27. v. M. von Earl Naffell und Lord Pal merston augezeigte Brileidsadreffe betreffs der Er», moroang des Präsidenten Lincoln einstimmig ge nehmigt. Die Königin bat einen eigruhä'digea Londoleulbrief an vie Witwe des Präsidenten Lincoln geschrieben. Dir in Loudon lebenden Ame rikaner halten heute rin Lrauermeetiug ab. St. Petersburg, Dienstag, 2. Mai. Ein kaiserliches Manifest proclawirt den Großfürsten »l.xauder als Thronfolger. Ein anderes kaiser liches Secret dedut ans die preußische Grenze das Recht der Zollbehörden aus, certificatlose, der Zoll- pstrcht unterlirgeude Waarru im Nayou vou 50 Serk zu saifiren. Dresden, 2. Mai. Die Ermordung Abraham Lincoln'» hat seit mehrern Tagen di« gekämmte europäische Presse in tiefe Bewegung versetzt. Worte de» Abscheu» und der Theil- nahmc ertönten von allen Seiten — darin herrscht Ein stimmigkeit. Nicht so in Betreff der Motiven de» Ver brechen» und der politischen Folgen, welche daraus für die Vereinigten Staaten erwachsen könnten. Vorherrschend zwar find e» die bisherigen politischen Anhänger der Eon« föderalen, welche eine neue Erschwerung der politischen Lage der Vereinigten Staaten prophezeien, aber auch an dere, bisher dem Norden zugethane Blätter sind nicht frei von Befürchtungen. Man hebt in dieser Beziehung hervor, daß der nunmehr bis zum Ablauf der Präsidentschafts zeit — fast 4 Jahre — zur Führung der Regierung be rufene Licepräfibent Herr Johnson au» Tennessee di« zu diesem Amte erforderlichen Eigenschaften nicht besähe. Man well alle Anzeichen dafür sehen, daß rin« Mi litärdiktatur bevorsteh«. Die große Mehrzahl der ruro« pätsche« Blätter aber — und darunter diejenigen, wel chen man zutrauen kann, daß sie ohne politische Sieben- zwecke und Parteirückstchten di« Sachlage auffaff-n — zeigen volles Vertrauen darauf, daß dies« Unthat den Siez und die Reconstruction der Union nicht aushalten werd-'. Wir lassen zum Beleg des Gesagten ein« kurze Umschau unter den Zeitungen folgen. Da» die deutschen Blätter betrifft, so geben sie ihrer Stzmpathi« für die Sache der Union neuen Ausdruck. So sagt der Wiener „Botschafter": „Das Errigniß ist erschütternd, aber in diesem Momente hat es glücklicher weise kein« politische Tragweite mehr, vor vier Mona ten hätte Lincoln'» Tod den Neubau der Union verhin dern können; jetzt ist da» große Werk so gut wie voll bracht und die ruchlose Hand des Meuchelmörder» kann in dem Geschicke de» Süden» keine Veränderung mehr hervorbringen." — Di« „Constttuttonrlle Oester- reichscheZeitung" brmerktunterAnderm: „Der Staat, der eine Armee schuf und ihr Generäle wie Sherman und Grant gab, wird auch Lincoln und Erwarb ersetzen kön nen. Die Greuelthat de» Dopprlmord» wird nur die Folge haben, die Wuth der Soldaten zu entflammen, die nun um so eifriger sein werden, den Rest der Rebellen armee zu vertilgen. Die Freund« de» Süden» werden fortan zum Schweigen verdammt sein, um nicht al» Freunde der Mörderbande angesehen zu werden. Der Opfertod der beiden Männer macht jeder Opposition gegen ihre Strebungen ein End«, sie fallen al» Befreier der Mensch heit von der Schmach der Sclaverri." — „Ost-Deutsche Post": „Dir Entwickelung und die großen Ereigniffe jenseits de» atlantischen Meere» haben dieSsrit» bestell»« ein Echo, al» wäre man hier direkt dabei bethriligt- Und in der That ist man es auch; immer klarer wird da» Bewußtsein, daß jener Etaatenbund, der einen so großen, furchtbaren Proecß seit vier Jahren durchgemacht, am Morgen seiner Wcltrolle erst steht, und daß vielleicht nur kurze Zett und sicher nur wenige Jahre verstreichen, bi» er mit mächtiger Hand herüber greifen wird in die Ge schicke diese» alten Europa». Schon zittert England und auch in Frankreich fühlt »an sich nicht behaglich vor tzer aufstrebende» Größe dieser sechste» Großmacht, bi« größer als all« übrigen zu werden verheißt. Die De monstrationen der Freundschaft, die man dort, gemacht, sind heuchlerisch. Dies wird man in Washingtca wohl herauSfindrn und wenig gerührt darüber sein; die Theil- nahmebczeigung au- Oesterreich wird politisch weniger intrressiren — aber weil sie uneigennützig und unerwar tet ist, ihren guten Anklang finden." — Von preu ßischen Blättern citiren wir zunächst die „Neue Preu ßische Zeitung" und „Norddeutsche Allgrmctne Zeitung", welche sehr im Gegensätze zu den voraufgehcn- den Sähen sich äußern. Die erstere sagt: Der jetzige Viceprä- sident Hr. Johnjon au» Tennessee, rin früherer Schneider, wisse von den Geschäften gar Nichts, und da der bedeutendste Minister, Hr. Seward, der bisher im Wesentlichen die Politik leitete, gleichfalls schwer verwundet dantederliege, so entstehe eine so furchtbare Lage, wie man sie sich kaum trauriger au-d«nken könnte. Die Militärdiktatur habe jedenfalls an Chanren gewonnen. Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" nimmt gleichfalls die Unfähig keit Johnson?» an und fügt hinzu: ,,E» bedarf kaum einer Erwähnung, von welchen tiefgehenden Folgen es begleitet sein würde, wenn in dieser aufgeregten Zeit der Vtceprästdrnt für unfähig erklärt unv «in anderer Beamter an sein« Stelle eingesetzt werden würde, der dann wahrscheinlich einer der siegreichen populären Ge neräle sein würde." — Andererseits schreibt die „Na- tional-Zeitung": „Der Präsident der Union ist jetzt Andrew Johnson. Wir wissen von ihm nur, daß er bei seinem ersten Acte al» Vicepräsident zum öffentlichen Ge spött« wurde, daß er einen glühenden Haß gegen die Re bellen nähren und jüngst erst ungezügelte Worte de» Rachedurstes auSgrstoßen haben soll. In Nordamerika war der Einfluß de» Präsidenten auf dir Politik von jeher unermeßlich; wie erst unter den gegenwärtigen Ver hältnissen, wo dir persönlichen Tugenden der Umsicht und Mäßigung in den Vordergrund treten. Wohl ist John son von Männern umgeben, welche den Platz aus dem Präfidentenstuhle würdiger auSsüllen mögen; aber die Usur pation ist in Nordamerika unbekannt und eine Mllitär- dtctatur wär« «in schlimmere» Uebel, al» rin miß alhenrr Präsident. Eine wir ungeeignete Persönlichkeit auch An drew Johnson sein mag. er bedeutet die Gesetzlichkeit und die Herrschaft der Verfassung. Wird die Größe deS Be rufes ihn umwandeln? Ja der Mitte tiefen Betrübnis se» strahlt der eine HoffnungSschein, daß da» Wirken Lincoln'» und die Thatrn de» amerikanischen Volke» die Zukunft dem Einflüsse eine» Einzelnen entrückt habe». Bon den vorgezeichnetea Wegen kann nicht mehr abge- wichcn werden. Lincoln hat die Herrschaft den verbün deten Cliquen entwunden und dem Volk-griste wieder gegeben; er hat die nordamertkanische Demokratie wieder begründet. Da» wird der Ruhm der nordamertkanischen Institutionen sein, daß sie selbst die gegenwärtige Prü fung unverletzt überdauern; der Tod eine» großen Zeit- genoffen wirb zur Verherrlichung de» Menschengeschlecht» werden." — Die übrigen liberalen deutschen Zeitungen äußern sich ähnlich. Wir heben folgende Schlußbemer- kung der „Weser-Zeitung", al» «ine» in transatlan tischen Dingen erfahrenen Blatte» hervor: „Der bewaff nete Widerstand ist für immer gebrochen, er kann nicht erneuert werden. Je tückischer, gefährlicher, umfassender die Pläne, die sich hinter dem Bubenstück der beiden Mord gesellen etwa enthüllen, desto mehr werden alle Patrioten Amerikas darauf hingewiesen sein, durch feste», einheitliches Zusammenhalten gemeinsam dagegen Front zu machen." In der französischen Presse herrschte bekanntlich viel Vorliebe für die Conföderirten. Diese Verehrer de» „chevalereSken" Süden» sind einstweilen ziemlich kleinlaut. Die Entrüstung über die Unthat spricht sich aber in sämmt- lichen Blättern au». Der „Moniteur" thrilte in seinem Bülletin die Einzelnheiten mit, die über die grauenvolle Ermordung Abraham Lincoln'» auf telegraphischem Wege nach Pari» gelangt waren, und fügte Nach stehende» bei: „ES kann in Europa wie in Amerika nur ein und dasselbe Gefühl de» Abscheue» gegen dir Elenden sich kundgeben, welche den Meuchelmord in den Dienst der politischen Parteien stellen." Solche Verbrechen, sagt der „Conftituttonnel", können nur da- Gewissen der ganzen Welt empören und eine allgemeine Entrüstung Hervorrufen. Da» „PayS" eröffnet seine Spalten mit einem Artikel über Herrn Lincoln, worin diesem die wärmste Anerkennung seiner großen Verdienste gezollt wird. „G-wiß, sagt e», da» amerikanische Volk zählt in der glorreichen Reihe seiner Präsidenten Männer, welche an Intelligenz Herrn Lincoln überlegen waren; eS giebt keinen unter ihnen, der an Geisteskraft, Stärke deS Pa triotismus, an Zähigkeit deS Willen», an Energie der han delnden Fähigkeit über ihm stand." Auch die „France" widmet Herrn Lincoln einen länger» Artikel, in welchem neben dem tiefsten Abscheu gegen die schändliche That, deren Opfer er geworden, sein Verdienst anerkannt, zu gleich aber die Ansicht au-gesprochen wird, daß der Mord des Präsidenten nicht die Politik der Vereinigten Staaten ändern wird. Interessant wegen deS ContrasteS sind die englischen Zeitungen. „Time»" sagen: „Dem Süden, der schon gebrochen und geschlagen ist, kann auS der Beseitigung Mr. Lincoln'» und Mr. Seward'S kein denkbarer Vor- thril erwachsen. Aber, ungerecht, wie e» un» scheint, wird die conföverirte Sache doch nicht der Unrhre entgehen, welche diese Mordthaten auf sie werfen werden." Die „Time»" erklärt schließlich, e» wäre für die Vereinigten Staaten da» Beste, wenn Mr. Johnson, dem nie Je mand im Ernst die Prästdentenrolle zugedacht hätte, zu freiwilliger Abdankung bewogen werden könnte. Die Auf gabe der Vereinigten Staaten sei eine so gewaltige, daß man zweifeln dürfe, ob Mr. Lincoln ihrer Lösung ge wachsen gewesen wäre; daß Mr. Johnson sie nicht lösen könne, sei eine moralische Gewißheit. — Die südlich ge- FeuiUeton. K. Hoftheater. Die Vorstellung am Montag den 1. Mat brachte zwei neue einaktige Lustspiele, da» erste von Gustav zu Putlitz, „die Zeichen der Liebe" betitelt. Die kleine Erfindung dieser Blüette beweist zwar nicht» Reue» und fordert bereiten Glauben für einige voraus gesetzte Zufälligkeiten, aber die LiebeSrtvalität von Onkel und Neffe und da» bekannte Erpertmrnt mit den Ge fühlsäußerungen eine» jungen weiblichen Herzen» find zu belebter, leicht geschürzter Verwickelung und zu einigen sehr heitern Situationen auSgesührt. Der Verfasser ar beitet solch« dramatsich« anspruchlose Kleinigkeiten mit gebildetem Sinne und gefälliger Routine und sein Dia log überrascht zwar nicht durch geistreiche Emsälle und Pointen, ist aber mit Natürlichkeit und G schmack und bühnenwirksam behandelt. Da» Lustspiel gefiel mit Recht, woran auch die durchru» guie, lebendige und abgerundete Darstellung wesentlichen Anthril hatte. Dir Herren Pvrth, Heese und Koberstrin, Fräulein Wolff und Allram betheiligtrn sich daran. Die Letztere führte die chargirte Parti« der Wally recht gelungen und mit realer Charakteristik au», Fräul. Wolff spielte di« junge Alin« mit natürlicher Herzlichkeit und frischer Munterkeit. Sie muß sich indeß bemühen, di« Uebergänge feiner auszu- bildr» und zu starke Färbungen de» lebhaft naiven Aus druck» zu meiden, um solche« Figuren die Grazie de» Wesen» zu bewahren. I« zweiten einactigen Stücke „Er schreibt an seine Frau" ist eia geschmacklose» unmottvtrtr» Lustspirlrrcept zu eine» albernen trivtalin Possenspiel ausgeführt, das »« einen Act ,» lang ist «ad durch keine Bemühung der Darsteller dem Mißfallen entgehe« kau«. Auch das folgend« neu eiastudtrt gegebene, atz« veraltete Lustspiel 2. Feldmann'» „Eta höflicher Mann" »ersucht da» Un mögliche, um UN» durch outrtrte Charakteristik einer an sich glücklich angelegten Figur, durch burle-ke und plumpe Scherze drei Acte lang zu unterhalten, aber cS enthält gleichwohl ein paar wahrhaft komische Scenrn, denen sich auch der ernsteste Sinn mit herzlichem Lachen gefangen geben muß. Namentlich die Hauptscene de» JustizrathS mit der Witwe Herold ist von urkomischer und dabei natürlicher Wirkung und zeigt da» vorzügliche Talent de» Autor» zum Lustspiel. Wie wenig r» leider durch den Leichtsinn seine» Schaffen» gepflegt wurde, beweist auch hier die geschmacklose Lösung de» Mißverständnisses und der taktlose Schluß de» Stück». Herr Jaff» spielte den höflichen Mann in sehr gelungen durchgeführter cha rakteristischer Zeichnung, treff nd in Ton und Mimik, mit humoristischen, oft fein gestalteten Zügen. Die übri gen Rollen de« Stück», die unbedeutende Aufgaben bie ten, wurden befriedigend gegeben. C. Banck. Literatur. Eine „Bibliothek ausländischer Classtker", welche jetzt vom bibliographischen Institut in Hildburghausen «dirt wird, darf der Theilnahme des gebildeten Publicum» mit Recht empfohlen werden. Da» Unternehmrn ist umfangreich angelegt. E» soll die eng lisch«, französische, spanische, italienisch«, skandinavische, amerikanische und russische Literatur mit verhältnißmäßi- ger Au»wahl sowohl in ihren Blüthenepochen al» auch durch ihre bestrn Autoren der Gegenwart vertreten. Die Namen tüchtiger Ucbersetzer lassen gedtrgene Arbeiten erwarten, und die bereits erschienenen Bänd« sind geeig net, auch streng« Ansprüche zu erfüllen. Fünf Bänd« wurden bereits ausgegrben. Tögarr's schöne« Heldenepos „Die Frithjoftsagr" wurde von viehoff mit trefflicher Sprachbehandluna in den Versmaße» d!^ Originals über setzt. Wilhelm Jordan lieferte den „Macbeth" und „Romeo und Julie", Ludwig Seeger den „Hamlet" von Shakespeare. Klarheit, Natürlichkeit und fließende Glätte der Sprache zeichnen dies« Arbeiten auS. In Treue und charakteristischer Wiedergabe d«S ShakeSpeare'schen Geiste» möchte Schlegel'» Uebersetzung allerdings unerreichbar bleiben; in einzelnen Fällen muß die meisterhafte, einzig mögliche Lösung der Urbertragung, welche dieser Sprach künstler erfand, für seinen Nachfolger schon durch da» Gebot verloren gehen, eS anders zu machen und die Be schuldigung deS AbschreibcnS zu vermeiden. Töpffer'S „Rosa und Gertrud" wurde von C. Eitnrr vorzüglich übersetzt. Diese Novelle bietet durch die Reinheit, Sitt lichkeit, edle Frömmigkeit und psychologische Wahrheit ihre» Inhalt» einen wahrhaft labenden, id.al läuternden Genuß, nicht minder auch durch eine musterhafte Mei sterschaft der ErzählungSkunst, die in der Weise in unsrer Literatur der Gegenwart völlig verloren gegangen ist. Diese „Bibliothek ausländischer Classtker" wird vor aussichtlich eine große Thrtlnahmc und Verbreitung finden, da auch elegante Ausstattung und Billigkeit zu ihrer Empfehlung beitragen. Monatlich werden ungefähr zwei Bändchen erscheinen, und der AbonnementSprri» stellt sich für ca. vierzig Bogen nur auf einen Thaler. Der Ein zelpreis der bereits edirten Bänd« ist 6 bi» 10 Ngr. Die von König Ludwig I. von Bayern im vori gen Jahre au» dem Besitze de» englischen Consul» Hör- muzd Raffam in Mofful erkauften assyrischen Alter- thümer sind seit Kurzem in einem Anbau gegrn den innern Hof der Glyptothek in München aufgestellt. Im Ganzen sind r» laut einem Berichte der „L A." sieben Relirfplatten, zu denen noch der GypSabguß einer kolossalen geflügelten Löwrnstgur kommt, welch« Kaiser Napoleon III. dem König« Ludwig l. zum Geschenk ge- «acht hat. Da« Material der Figuren besteht aus einer finnten Blätter „Post", „Herald", „Advertiser" und Andere beuten da» letztere Thema noch Wetter aus mit den bekannten englischen saftigen Phrasen. „Daily- New»" bemerken dagegen: „Waö Mr. A. Johnson be trifft, den englische Blätter so arg mißhandeln, so haben wir r» für unsre Pflicht gehalten, E-kundigungen über ihn «inzuziehen. Diejenigen, die ihn am besten kennen, schildern ihn al» einen Mann von soltven Anlagen und mäßiger Lebensweise.... Bor drei Jahren war ja auch nichts zu schlecht, um nicht von Mr. Lincoln geglaubt zu werdrn, über den sich Alle- jetzt mit sentimentalem Be dauern äußert." Der „Star" sagt unter Anderm: „Wenn englische Journalisten früher von Abraham Lin coln sprachen, erniedrigten sie sich bis auf die Stufe be grüßten CarrikaturenzrichnerS. Seit den tollsten Tagen der kritischen Raserei gegrn den „corstcanischen Menschen fresser" ist in englischen Schriften kein fiemder Staats mann so behandelt worden, wie Mr. Lincoln. Aber Napoleon war unser rücksichtsloser Feind, während Abra ham Lincoln unser standhafter Freund geblieben war, nie etwa- un» zu Leide lhun wollte, nie ein gegen die eng lische Nation unfreundliches Wort schrieb oder sagte." Tagesgeschichte. Dresden, 2 Mai. Infolge der erschütternden Nach richt von der Ermordung des Präsidenten Lincoln hat sich der Herr Staatsminister Freiherr v. Beust zu dem hiesigen Consul der Bereinigten Staaten von Nordame rika, Herrn William S Campbell E»q., begeben, um demselben zugleich im Auftrage Gr. Majestät de-König- die Gefühle inniger Theilnahme und tiefer Entrüstung auszudrücken. Da aber Herr Campbell zur Zeit in Dresden nicht anwesend war, so hat der Herr Staats minister dieselbe Aufmerksamkeit dem hiesigen amerikani schen Viceconsul, Herrn Knoop, zu erweisen nicht unter lassen. Wien, 30. April. (W. Bl.) Se. Mas. der Kaiser ist heute Mittag mittelst SeparathofzugS nach Preß burg zum Rennen abgereist. In Begleitung Er Ma jestät befanden sich der Erzherzog Wilhelm, ferner der Generaladjutant Graf Crenneville, der KriegSministrr Ritter v. Franck, Fürst Franz Liechtenstein und Graf Coudenhove, sowie di» begleitenden Adjutanten. Der Hoszug langte laut einer sofort an die BelrirbSdirection abgegangrnen telegraphischen Nachricht um 1 Uhr 25 Min. in Preßburg an, woselbst sich am Perron de» Bah-.ho- feS der Somit», au» vornehmen ungarischen Magnaten bestehend, der Herr Bürgermeister der Stadt Prcßburg und der Gtadthauptmann zum Empfange Sr. Majestät eingrfunden hatten. Se. Majestät grüßte allerseits freund lich, indem er den festlich geschmückten Bahnhof betrat. Ein um 3 Uhr hier eingrlangteS Telegramm meldete: Am Bahnhofe brachte die zahllos« Menschenmenge bei Ankunft deS ZugeS ununterbrochen lebhafte EljenS auS. Die Stadt ist festlich drcorirt, Fahnen und Blumen prangen allenthalben, vorherrschend sind Nationalfarben. Der Kaiser fuhr im offenen Wagen, gefolgt von dem ihn begleitenden Erzherzog und den Adjutanten, unter Eljenrufrn und Böllersalven zur Egcrauer Haide, wo der Rennplatz ist. Beim Erscheinen Sr. Majestät in der auf da» Prachtvollste arrangirten Hofloge erhoben sich sämmlliche Anwesende und brachten donnernde El- jen» au». Gewiß 50,000 Menschen waren auf dem Rennplätze und alle Tribünen überfüllt. Abends um 6 Uhr war Se. Majestät wieder in Wien angekomme«. — DaS schönste Frühtingswetter begünstigt heule dir Vorarbeiten für die morgen stattfindende Festlichkeit zur Eröffnung der Ringstraße durch Se. Majestät den Kaiser; eS ist der großartigste Corso, welcher die Kaiser stadt zieren wird. — Bischof Feßler hielt gestern Nach mittag seinen feierlichen Einzug in St. Pölten. — Krau Obrist, um deren Befinden sich die ganze Stadt mit wärmster Theilnahme erkundigt, hat da» Bewußtsein wieder erlangt. Sie erinnert sich bereits deS Attentates und auch deS ThäterS. * Wien, 1. Mai. (Tel.) In der heutigen Sitzung deS Abgeordnetenhauses motivirte der Sectionschef Art Alabaster. Am Eingang der Halle stehen zwei ko lossale geflügelte Löwen, die zu den charakteristischsten und interessantesten Erzeugnissen assyrischer Kunst gehö ren. Auf dem starken Nocken sitzt ein menschliches Haupt, voll Würde und Majestät; auf diesem steht man die ge wohnte dreigehörnte Mütze, welche hier mehr konisch und ohne allen Zterrath ist. Die Thtere erscheinen sünsbri- nig, damit der Beschauer, wo immer er auch stehen mochte, die volle Front- und Seitenansicht deS ThiereS genöffr. Mächtig ausgebreitete Fittige wachsen auS den Schultern hervor und spreizen sich über den Rücken hin, um di« Lenden aber windet sich ein geschlungener Gür tel, der in Quasten endigt. Da» interessanteste der Re lief» ist eine gigantische beschwingt« menschliche Figur, welche 8 Fuß in der Höhe und 5 Fuß in der Breite mißt. Die Figur, welche man in der Regel mit d m Namen „priesterlicher Dämon" bezeichnet, trägt Tunicr und Stola und hält in der erhobenen Rechten den Pi ntenapfel, in der Linken aber da» viereckige Waffergefäß. Recht- und link» zwischen dieser Figur befinden sich die kleinern Relief» de» adlerköpfigen Gotte» NtSrah, besten stark gekrümmter Schnabel von beträchtlicher Länge halb offen ist und eine schmal« spitzige Zunge zeigt. In München starb am 29. April der in den wet- testen Kreisen al» Bildhauer berühmte Ludwig Schal le«, geb. 1804 in Wien. Schaller gehört« mit zu den Künstlern, welche in der ersten Epoche der aufblühenden deutschen Kunst in München hrrvorragtrn, unv war bet verschiedenen Unternehmungen de» König» Ludwig l be schäftigt. Auch modellirtr er das Herdervenkmal in Wet- «ar; ferner stammen vou ihm zahlreich« Statuetten ge feierter Dichter.
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