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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 22.06.1910
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1910-06-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19100622025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1910062202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19100622
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1910062202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1910
- Monat1910-06
- Tag1910-06-22
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LoupOQS, Linlü8un^ unä Vsrvertuo^. :.: Depots, LutbmvkßruuA oklensr u. versodliossdursi- Xreckilbriele auk alio Hauptpiiit^s ckor ^Volt. :: AÜD7 erttgo ^Lesev. Die jüngste Schwester dcr Kaiserin Prinzessin Fcodora zu Schleswig-Holstein ist heute in Obersaßbach gestorben. Als Nachfolger des zum preußischen Minister des Innern ernannten früheren Ober Präsidenten von Schlesien v. Dallwitz soll Prinz Friedrich Wil helm von Preußen auserschen sein. Die Verlobung des Prinzen Victor Napoleon mit Prinzessin Clcmcntine von Belgien ist heute offiziell bekannt gegeben worden. Aus dem gesunkenen französischen Unterseeboot „Pl.u- vios c" wurden heute die letzten Leichen geborgen. Durch eine neue Fcueröbrunst wurden in Mo bilem Uber hundert Häuser eingcäschert. Neueste vrabtmelMngen vom 2l. Juni. Trauer im Kaiserhaus«:. Karlsruhe. Prinzessin Fe o d o r a z u Schles wig-Holstein, die jüngste Schwester der Kaiserin, ist heute vormittag in Obersaßbach, wo sic zum Besuche bei dcr Freifrau v. Röder weilte, au Herzschwäche g e st o r b e n. Dcr Ministerwechscl in Preußen. Berlin. In einem durch Sperrdruck hcrvorgehobcnen Artikel beschäftigt sich das offizielle Organ dcr National liberalen, die „N a t i o n a l l i b e r a l e Korrespon- dcn z", mit dem Ministerwechscl in Preußen und faßt ihr Urteil dahin zusammen: „Der Wechsel bedeutet, daß sich der Reichskanzler entschlossen hat, der Machtstellung des schwarz-blauen Blockes Rechnung zu tragen und einen einseitig konservativen Kurs zu steuern." Dcr Artikel bedeutet eine Absage der Nationalliberalen an den Reichs kanzler. Er schließt: „Das vom Fürsten Bülow in Aus sicht genommene Wiedersehen bei Philippi wird kein freudiges sein." Vom „Pluviose". Calais. Heute früh sind die letzten Leichen aus dem Unterseeboote „Pluviose" geborgen worden. Paris. Im „Pluviose" wurde in der Nähe des Periskop das Notizbuch des Schisfslcutnants Eallot ge sunden, das die Eintragungen über die letzten Tauchungen enthielt. Um l Uhr 56 Min. brechen die Eintragungen ab. Das ist der Augenblick des Zusammenstoßes mit dem Postdampfcr. Auch das Bordbuch des Postdampfcrs „Pas de Calais" gibt als Zeitpunkt des Zusammenstoßes die Zeit von l Uhr 56 Min. an. Zur Kretasrage. Paris. Dcr „Petit Parisien" schreibt über die Kreta- fraae. Frankreich habe die Vorschläge Englands und Rußlands betr. die provisorische Regelung dcr Kretafrage wohl angenommen, werde aber seine Bemühungen, eine endgültige Regelung der Angelegenheit herbcizu- sühren, energisch fortsctzcn. Berlin. Die Gattin des Rittergutsbesitzers v. Haakc auf Kleinmachnow wurde gestern während einer Spazier fahrt plötzlich von Unwohlsein betroffen. Sic fiel vom Wagen und erlitt so schwere Verletzungen, daß sie bald daraus verstarb. Berlin. Es scheint nunmehr erwiesen, daß der Fabrikant Kohl wetz sich durch Zpan kalt ver giftet hat. Dagegen bleiben noch die beiden Schreck schüsse und die Würgemale am Halse unaufgeklärt. St. Pölten. Kaiser Franz Joseph ist heute früh hier etngctroffen und am Bahnsteige vom Bürger meister und den Spitzen der Behörden begrüßt worden. Der Kaiser wohnte aus dem Zivilschteßplatze einem Fcst- schießcn und auf dem Militärschietzplatze einem Mannschasts- Bestschießcn bei, nahm auf dem Rail,ausplatz eine Huldigung der Schuljugend und dcr Sängerschaft entgegen und kehrte um IN Uhr nach Wien zurück. Ter Aufenthalt in Sankt Pölten gestaltete sich zu einer herzlichen patriotischen Kundgebung. Turin. lPriv.-Tel.) Die Verlobung deS Prinzen Victor Napoleon mit dcr Prinzessin Elcmcntiue von Belgien wurde heute offiziell bekannt gegeben. Prinz Victor ist heute hier cingetrossen, ebenso Prinzessin Elcmentinc, letztere in Begleitung der Prinzessin Lätitia. Die Hochzeit wird am 15. August statt- finden,- sic soll privaten Charakter tragen. Paris. Der Polizeipräfckt Lepinc erklärte in einer Sitzung des Gemeinderatcs infolge dcr Interpellation eines Sozialisten, daß er alles tun werde, um die Stellung dcr Schutzleute zu verbessern, daß er ihnen aber nicht gestatten werde, eine Vereinigung zu bilden, die ge setzwidrig sei- Der Streik der Postbcdienstetcn habe zur Genüge gezeigt, wie gefährlich es sei, Beamten eine der artige Erlaubnis zu erteilen- Dcr Minister des Innern sei auch entschlossen, ausdrücklich zu bestimmen, daß den Schutzleuten das Recht zur Vcreinsüildniig nicht gewahrt werden könne. Mobilem. Durch eine neue Feuersbrunst sind über hundert Häuser eingcäschert worden. Mit knapper Not konnte das Ncgicriingsgcbäiidc gerettet werden. Oettlicbrs «na ZScbslscbes. Dresden. 21 Juni —* Se. Majestät der König in Esse«. lieber den Be such Sr. Majestät bei Krupp wird aus Essen vom 26. d. M. mitgeteilt: Der König von Sachsen traf am Sonntag mor gen um 7 Uhr. mit dem V-Zuge von Dresden kommend, auf dem hiesigen Hauptbahnhofe ein. Zum Empfange waren anwesend: Herr Krupp v. Bohlen und Halbach und der Kommandeur des 7. Armeekorps v. Einem, sowie einige Herren aus dem Kruppschen Direktorium. Der König entstieg als Erster dem Wagen und begrüßte die zum Empfange anwesenden Herren herzlich. Ihm folgten seine beiden ältesten Söhne, dcr Kronprinz Georg und Prinz Friedrich Christian. Einige höhere Offiziere bildeten das weitere Gefolge. Die Herrschaften begaben sich durch den Südausgang des Bahnhofes zu den in der Hohcnburg- straße wartenden Automobilen und fuhren dann zum Hügel. Im ersten Automobil saßen der König mit den beiden Prinzen und Herr Krupp v. Bohlen und Halbach. Am Vormittage wohnte der König mit seinem Gefolge dem Gottesdienste in der katholischen Kapelle dcr Kolonie Altenhos bei. Eine Rundfahrt durch die Kolonie und die Besichtigung des Erholungshauses füllten den weiteren Teil des Vormittages ans. Nachmittags fand eine Be sichtigung der Kolonien Alsrcdshos und Kronenbcrg, der Kruppschen Sparkasse und Vücherhallc statt. Kurz nach 5 Uhr trafen die Herrschaften an der Münsterkirche ein und besichtigten den Münsterschatz. Ueberall wurden sie von der Bevölkerung lebhaft begrüßt. Am Abend wurde auf Villa Hügel ein großes Feuerwerk abgebrannt. -- Landnckrtschaftsiiiinister Freiherr v. Schorlemer weilte aus Anlaß des Besuches des Königs von Sachsen als Gaß des Herrn Krupp v. Bohlen und Halbach aus Villa Hügel. —* Se. Majestät dcr König begab sich heute vor mittag 8 Uhr 26 Min. im Automobil nach dem Schießplätze Wahn. —* Se. König!. Hoheit Prinz Johann Georg begab sich heute nachmittag 4 Uhr 16 Min. in Begleitung des persönlichen Adjutanten Hauptmanns v. Elterlein nach Coswig zur Besichtigung dcr alten Kirche daselbst, in der Professor Tr. Bruck. Mitglied dcr König!. Kommission zur Erhaltung der Kimstdenkinäler, einen Vortrag über Denk malspslegc hielt. —* Ihre Künigl. Hoheiten der Kronprinz und Prinz Friedrich Christian sind heute früh 8 Uhr 6 Min. aus Essen hier wieder eingctrosfen. —* Der preußische Vaurat Alexander Talke feierte gestern hier seinen 86. Geburtstag. Herr Talke war früher langjähriger Direktor der Tilsit—Jnstcrburgcr Eisenbahn und dann nach der Verstaatlichung Betriebsdirektor dcr Ostprenßischen Südbahn. Seine Verdienste im Privat bahndienst wurden erneut dadurch anerkannt, daß ihm an läßlich seines achtzigsten «Geburtstages dcr Charakter als Geh. Vaurat verliehen wurde. —* Fünfzigjähriges Bürgerjubiläum. Am 16. d. M beging die Privat» Frau Johanne Friederike verw. Lotzc geb. Henne, hier, Näcknitzstraße 18 wohnhaft, das fünfzig jährige Jubiläum als Bürgerin dcr Stadt Dresden. AuS diesem Anlaß ist ihr ein Glückwunschschreiben dcr städti schen Körperschaften übersendet worden. —* Fackckzng. Ter von Ser hiesigen Studenten schaft geplante Fnckclzng stellt sich heute abend auf dem Stübelplatzc bezw. der Stübelallee und bewegt sich von abends 6 Uhr an durch die Grnnacr Straße, über den Pirnaischen Platz und durch die König-Iohann-Straße, die nördliche und westliche Seite des Altmarktes, die Scestraßc, Prager Straße, den Vismarckplatz, die Ncichsstraßc, Berg »nd Morcaiistraße nach der Nismarcksäulc. Während des Vorbeimarsches des Zuges durch diese Straßen sind dir Fahrbahnen von allem Reit- und Wagcnverkehr frcizn halten. —* Tarifbewcgung in den Dresdner Brauereien Gestern nachmittag war die erste Besprechung zwischen den Beteiligten behufs Abschlusses eines neuen Tarifs an beraumt. Zu einer Verhandlung kam man aber nicht, weil die Vertreter der Freien Gewerkschaften ent schieden ablchnten, mit den Vertretern der ans nativ nalem Boden stehenden Arbeiter gemeinschaftlich zu verhandeln: ein Standpunkt, welcher von den Freien Gewerkschaften anfänglich in Berlin, Karlsruhe und Frankfurt a. M. bei den dort kürzlich stattgchabtcn Verhandlungen auch eingenommen wurde. Da die Ber trcter dcr Brauereien aber entschieden erklärten, aus keinen Fall nur einseitige Verhandlungen zu führen, son dcrn nur mit dcr Gesamtheit der Beschäftigten einen neuen Tarif abschlicßcn zu wollen, wurde die Besprechung vertagt, um den Vertretern der Freien Gewerkschaften die Möglichkeit zu geben, sich Vollmacht zur gemeinsamen Ver handlung bei ihren Mitgliedern cinzuholcn. H««rt uncl ivirrenrcdakt. -s* Deutsche Bnchknnstansstclluug in Leipzig. Die Ge neralversammlung des Vereins „Deutscher Buch- g c w e r b c k ü n st l c r", die gestern in Leipzig abgchalten wurde, ernannte Max K l i n g e r - Leipzig zum Ehren mitglied. wählte die „Zeitschrift für Bücherfreunde" znm BereinSorgan und beschloß, im November d. I. eine Deut sche B u ch k u n st a u s st c l l n n g in Leipzig und an schließend an sie eine Wanderausstellung abzuhaltcn. f* Adolf von und zu Gilsa, dcr frühere langjährige Intendant des Königlichen Hoftheatcrs zu Kassel, ist kürzlich auf seiner Besitzung Münchöhof bei Niedcrhone im Alter von 72 Jahren gestorben. Er hat daS ihm unter stellte Königliche Theater korrekt geführt, ohne ihm erhöhte Bedeutung zn verleihen. f* Die Galavorstellung in der Pariser Großen Oper zum Besten dcr Hinterbliebenen des „Pluviose" hatte einen künstlerischen und materiellen Erfolg allerersten Ranges. Es winden 1 66 666 Franken eingenommen. Bemerkenswert ist. daß zum ersten Male seit 1876 auf der Bühne der Großen Oper in deutscher Sprache gesungen wurde. Es mar der zweite Akt von Wagners „Tristan und Isolde", den die Damen Fremstad, Louise Homer, sowie die Herren Burma», Hincklcy, Reiß und Ananian glanzvoll tnterprcticotcn. Stille breitete sich während der Aufführung Uber das verdunkelte Haus. Fünf- ober sechsmal wurden die Künstler gerufen, und die Zeitungen sind des begeisterten Lobes voll. Das Goethefest in Tiefurt. DaS Iubftänmsfest endete mit einer einzigartigen Ver anstaltung, einzigartig insofern — obgleich sic zwei zeitlich wett aiiScinaiiderliegendc Vorgänger hat — als ein Fest, wie es amSviinabend geboten wurde,mir imPark des kleinen und doch weltbekannten Ttrsurt möglich ist- Man wußte aber offenbar, daß inan sich der Elite der Geistermclt im alten Liesurtrr Park nicht tm modernen Gewand und den Allüren der Gegenwart nahen durfte, und so hatten sich! die Tiefurtcr Gäste in die Gewandung jener Tage gcwor-! fen und die Gestalten wieder wach werden lassen, die ihr bleibendes Dasein dem größten Genius jener Zeit verdan ken. Als die ersten zogen die „Vertriebenen" aus „Her mann und Dorothea" ein. Wandciniüdc und ver staubt, die karge Habe in Körben und Bündeln, ziehen sic einher, gefolgt vom Wagen, der den dürftigen Hnnsrat birgt. . .. Mit der künstlerischen Hand eines Regisseurs mar diese Gruppe zusammengestellt und von packender Wirkung. Sic war zweifellos die beste des ganzen Zuges. Noch ziehen die Nachzügler im Staube vorbei, da erscheinen kriegerische Gestalten zu Fuß und hoch zu Rotz, die Mannen Götz von B e r l i ch i n g e n s. im Wams des Landsknechts und StahlrUstung, die Herren und Damen des Bambcrger Bischofs, unter den letzteren, alle überstrahlend, Adelheid von Weisungen. Wir sehen die Rcichscxckiition, den Trompeter, dem dcr bekannte heikle Auftrag zuteil wurde, und Unsterblichkeit erlangt hat, und den Troß schwer und glänzend gepanzerter Bcrlichingenschcr Retter, begleitet vom Bannerträger des Berlichingcnschcn Geschlechts mit der Fahne, die ein weißes Rad im schwarzen Felde zeigt. Nun zieht der Wagen eines Nürnberger Kaufherrn herein, schwcrbeladen mit Waren und begleitet von Bewaffneten sowie Ratsherren, Patriziern. Bürgern und Bürgerinnen von Heilbronn. Die nun folgende Gruppe des „B u n d- sckuh" war die umfangreichste, denn es waren an ihr über T50 Personen beteiligt, und drei Künstler hatten an ihrer Komposition sich betätigt. Die Idee war die, daß aufständische Bauern und Bäuerinnen ans dem Anfang des 16. Jahrhunderts von einem Auge gegen die Ritter schaft hcimlchren und ein Siegcsfest feiern. Die Frauen waren den Siegern cntgegcngezogcn und verkünden mit Iubelrusen den Sieg. Dazwischen jauchzt eine Hochzeits gesellschaft von Burschen und Mädchen dem jungen Paare zu. Das bunte Bild wurde noch gehoben durch den Fah nenwagen mit der blutroten Kriegssahne, wasscnstarrende Männer sowie schwere und leichte Geschütze lMörscr und Feldschlangen). Abwechslung kam in das Bild durch die ! folgenden Gruppen ans dem Kulturleben: Die Rokoko- ! Gruppe und Thcat ergruppe, beide durch Kostüme repräsentiert, wie sic stilcchtcr kaum getragen werden kön nen. Den Schluß bildete die E g m o n t - G r u p p c, die natürlich hauptsächlich flämischen Eharalter trug und daS Gesamtbild wirkungsvoll abschloß. Das Großherzogspaar erwartete den Zug im Parke auf der Terrasse des sog. Tempels. Der Großhcrzvg trug ein nach einem Tischbeiiischcn Gemälde niigcscrtigtcs Kostüm — weiße Bein Neider, lwhe schwarze Schube, blauen Rock mit dem Stern des Fallenordeiis sowie hohen grauen Hut —, mährend die Grvßhcrzvgin Fcodora in einem der Kostüme erschien, daS den Trachten Anna Amalies nach gebildet war: weißseidenes Kleid mit orangefarbenem Samt garniert, blauem Gürtel und großem weißen Hut mit mächtigen Straußenfedern. Der vor dem Fnrstcnpaar geplante Vorbeizng der Gruppen' mar infolge des ver kehrten Arrangements total „vorbeigeliiiigen", schadete aber dem Gesamteiiidrnck nicht im geringsten. Der Fesi- platz, hart an den Gestaden der Ilm, mit dem „Tempel" alS Kops, mar zum „I a b i m a r l 1 s s e st zu Plunders weilcrn" hergcrichtet. Leider baite ma» den Raum für die Teilnehmer am Spiel wie für die Zuschauer viel zu klein bemessen, so daß den meisten der Anwesenden der Genuß verloren ging. Das ist um so bedauerlicher, als cs nur wenigen beschicden sein dürste, die Ausführung dieses Gocthcschen Schönbartspicls überhaupt und vor allem an seiner Geburts- und Tausstattc zu sehen. Arran giert mar daS Ganze mit großem künstlerischen Geschick, und gespielt wurde von den Mitgliedern des Weimarer Hoftheatcrs ganz vortiesslich. Die Iahimarkistnpen w»r de» großenteils von Schülern dcr .Kunstschule gestellt, die ihrer Laune temperamentvoll die Zügel frcigabcn. so daß „Leben in die Bude" kam. Das Großhcrzvgsvaar. das „miticmang" dem Trubel Platz genommen, amüsierte sich köstlich. — Nach einer Pause folgten musikalische Aufftib Hingen, wie Haiidns Kindersinsoiiie. ausgcfiihrt von 25 Kindern im Kostüm der Zeit, drei Gesangsauartettc von Haydn, vier Lieder aus dem Ende des 18. Jahrbundcrts. die „Lustigen von Weimar" von Goethe, sowie „Eine kleine
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