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Dresdner Nachrichten : 04.03.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-03-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187503045
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18750304
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18750304
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1875
- Monat1875-03
- Tag1875-03-04
- Monat1875-03
- Jahr1875
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- Dresdner Nachrichten : 04.03.1875
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»Nchel-U til,ltch «kl» 7 Uhr in dir »r»«ditton Marien!,ratze I». Adan- n,«rni»»re>« »terteltiidr- lich «Mark 2» Pt,«..durch dt« Pest S Mart iX> 7»äe. »tn»el. Nummern IOPi,c. 26000 «r»l. gilr di« «Uckgade «i»,e» tandier Manuskript« m«»t sich di« «edaelta» «tiht »erdtndltch. Ji>s«ra!ki>.»ni!°hme au» »iiktl: 8n»«,»l»i» UN» Vo«I»' in Hamburg. Per, >>n. Wik», ürip.ig, »«!»,>«. «»„. t. yranksur« ». M.. Mün chen. — v»,d» ch 0». In Nrarkfurt a. M. — I«». Voigt in ilhemnttz. — N». k»»,lnLtt«. Su»i«r id 0,. in Pari». Tageblatt für Politik, Uaterhaltung u. Geschäftsverkehr, i Druck und Eigenthum der Herausgeber: iLitpsch Lr Netchardtin Dresden. JiNrrnie »erben M»»«»n. S,ratze >3 angenommen dt» Ad. KUdr. Sonnt»,» di» Mütag« >2 Udr- In «Ikusladl: arotze »lafter. gaije ü di» Nachm.» Udr. — Der Raum einer et«, ibailigen Peliijetie lostet Id Pf,-. tttngeiandt di, Zeile 3» P,ge. »tue tparonilt tur da» nachsttagige Erschei nen der Inserate wird nicht gegeben. »lutzwSrtige «Innonee,.» »lnsträge von uniAnde. lannle» Firmen unNster- joncn inserire» wir nur gegenPränumerando- Zahlung durch Bries. marken oder Posleintad- lung. Neun Süden tosten IS Pier. Inserate iNk die Montag» - Nummer oder nach einem gelllog» die Pclrtjelle Lü Psge. Nr. «3. Zwanzigster Jahrgang. Mttrrdacleur: vr. Li»U Für das Feuilleton: »»rtwgwwm. Dresden, Donnerstag, 4: März 1875- »olütsche». Papstmacht gegen KcnigSmachtl Die Papstmacht hatte in der letzten Encyklica an die preußischen Bischöfe Hellen Aufruhr gegen d e Staatsgesetze gepredigt; die Königsmacht Preußens bleibt die Antwort nicht schuldig. Im letzten preußischen Ministerrathr, dem Bismarck vorsaß, sind die Maßregeln besprochen worden, die staat- licherseit« zu ergreifen wären, fall« die Bischöfe den vielberufenen Papstbrief hirtenamtlich zur Kenntniß ihrer Diözesanen bringen s.llten. Ob sie die« thun, bleibt zunächst noch ungewiß. Der neunte Piu» hatte in der Ueberzeugung des gefährlichen Inhalte» seiner Encyklica dieselbe unter außergewöhnlichen Vorsichtsmaß regeln, etiva wie eine Ladung Dynamit, über die Alpen gesendet. Der Post hatte er den er plosiven Brief gar nicht anvertraut, sondern geheime Boten mußten ihn persönlich den Bischöfen einhändigen, die ihn iin „Wests. Merkur" und in der „Germania" veröffentlichten. Jetzt sind die Bischöfe in lebhaftem Briefverkehr mit dem Papste be griffen; sie suchen sich um die Veröffentlichung jenes Brandschreibens zu drücken, da sie wohl wissen, daß sie dann der strafmde Arm des Staates sicher ereilen wird; falls aber, wie der Unfehlbare von sei nem Standpünktchen aus ganz recht hat, auf der bischöflichen Ver öffentlichung bestanden wird, so wird für den katholischen CleruS in der Thal eine, wenn auch nicht unverdiente, Leidenszeit anbrechen. Schon hat der preußische CultuSminister die katholischen Lehrer und Beamten seines NeffortS zu der unzweideutigen Erklärung aufge fordert, ob sie dem vom Papste anbefohlenen Ungehorsam gegen die btaat-gesetze Folge geben oder die Autorität des Staates anerkennen wollen. Der Staat ist sicherlich berechtigt, von den Kirchenfürsten «ine gleiche bindende Erklärung zu verlangen. Sollte es in der Folge zu einem Aufräumen in Piaffe kommen, so trägt einzig die Vermessenheit und Verblendung der modernen unfehlbaren Kirche die Schuld. Kein Staat kann sich cS gefallen oder selbst nur bieten lassen, daß ihm eine fremde Macht die Staatsgesetze für ungiltig, für unverbindlich erklärt. Mit den großen Kirchenlichtern Preußens, deren Haltung hauptsächlich den Kirchenconflict herbeigeführt hat, braucht man kein Mitleid zu empfinden, wenn jetzt «in Unwetter über sie loSbrrchen sollte. Ihr Tisch wird immer reich gedeckt sein, des Lebens bitter« Noth tritt nicht an sie heran, und für denLlus fall an Macht wird sie der Glorienschein des Martyrienthums trösten. Aber tiefste Theilnahm« wird man für dir arm« kleineren Beamten und Lehrer fühlen, di« in die qualvolle Wahl gezwängt werden, zwischen ihren Pflichten gegen den Staat und ihren religio scn Ueberzeugurrgen zu entscheiden. Noch lange wird in Wien der Ofenheimfall nachzittern. ES sind folgende Blätter, die unverhohlen über die Freisprechung des genialen Ritters von« Schwarzen Meere aufjubeln: die „Neue Freie Presse", das „Tagblatt", das „Fremdenblatt", die „Morgenpost", das „Extrablatt" und das „Neue Wiener Blatt". Hingegen ver treten die nicht zu unterdrückende Stimme der Moral die „Presse", das „Neue Fremdenblatt", di« „TageSpresse", die „Deutsche Zei tung", die „Vorstadtzeitung". Alle politischen Parteien sind in letzterer Gruppe vertreten: die ministerielle, die Verfassungspartei, das schwarzgelbe konservative Oesterreicherthum, der deutsche Natio- nalliberalismus und die Deinokratie. Das giebt den tröstlichen Be weis, daß Ehrlichkeit nicht das Monopol einer Partei ist, sondern daß die Begriffe über das, was erlaubt, was sittlich, in allen Par teien Vertretung finden. So wenig wir in dem Ofenheimfallc mit der keuschen Maid der „N. Fr. Pr." übereinzustiminen vermögen, so sehr spricht uns die Auffassung der ungarischen Verhältnisse durch dieses Blatt an. Sachkunde und erleuchteter Patriotismus leiten demjenigen Nc- dacteur des Weltblattes die Feder, der über Ungarn zu leitartikcln hat. Mit beißender Ironie fertigt derselbe das neue Ministerium »es Magyarenreiches ab. Bekanntlich ivurde Ghyzy gestürzt, weil er ernstlich Steuererhöhungen durchführen und den schwergeschädig- ,en Staatscredit wieder Herstellen wollte. Nun ist das neue Mini Zerium Wenkheim-Tisza auf der lächerlichen Basis zu Stande gekom men, daß für 1875 noch einmal, aber zuin allerletztenmale die Pumpe des Schuldenmachens in Bewegung gesetzt werden soll. DaS soll die letzte Sünde sein-, von 1878 an will und soll Ungarn tugendhaft werden und dis Staatsbedürfniffe durch eigene Steuer kraft aufbringen. Die Ungarn hoffen nach den, schneereichen Winter auf einen bis in den heißen Sommer ausreichenden Wasserstand, um mit einer reiche» Ernte ihre Finanzen zu verbessern. Dieses Experiment ist ungemein frivol, es kostet dem Lande die gewiß wucherischen Zinsen eines »reuen Anleihen« und erschwert, selbst wenn die Ernte gut ist, die finanzielle Regeneration des Landes un geheuer. Doch Ungarn zahlt diesen Preis, um Tisza das Ver gnügen zu bereiten, eine zeitlang Minister zu sein. Derselbe wird alle wichtigen Beamtenstellen mit seinen Parteigenossen besetzen und bald wird die Deakpartei einer von der Reblaus verheerten Wein pflanzung gleichen. In Tisza lebt der MagyariSmus der unga rischen Tiefebene, der von europäischer Eultur am wenigsten beleckt ist. England glaubt, die Zeit sei gekommen, die Zügel in Irland etwas rveiriger straff halten zu können. Der Besitz von Waffen soft, nach einem dem Parlamente vorgelegten Entwürfe, zwar nach wie vor verboten, die für Uebertretung des Verbots jedoch festgesetzte Gefängnißstrase von 2 auf 1 Jahr herabgesetzt werden. Personen, die des Nachts auf den Straßen angeiroffen werden, sollen nicht mehr verhaftet iverden, auch die Schließung der Wirthshäuser soll ausgehoben, die volle Preßfreiheit in Irland wiederhergestellt wer ben. Uebersicht man das Verzeichniß jener bisher von dem „freien" England in Irland beobachteten Zivangsmaßregeln und vergleicht damit Das, ivaü Deutschland in Elsaß-Lothringen glaubt noch nicht entbehren zu können, so muß der Vergleich unbedingt zu Gunsten der freisinnigen deutschen Verwaltung ausfallen, wenn auch die > Engländer hierüber, der irischen Wunde am eignen Leibe nicht ein gedenk, mitunter hochmüthig vie Nase rümpfen. DaS nordamerikanische Repräsentantenhaus hat sich noch kurz vor seinein Auseinandergehen zu dem Spaß für ermächtigt gehalten, das Regiment des schurkischen Kellog in Luisiana für gesetzmäßig zu erklären. Am 4. März nimmt eine demokratische Mehrheit die von den Republikanern verkassenm Sitze ein und wird hoffentlich den Beschluß seiner Vorgänger umstoßen. Locale» und SSchsische». — Se. K. K. Hoheit der Erzherzog Carl Ludwig reiste Diens tag Abend 7 Uhr 40 Minuten nnt dem Wiener Schnellzuge wieder von hier ab. Derselbe wurde von I. Majestät der Königin Wittwe bis zum böhmischen Bahnhof begleitet, woselbst sich auch Se. Kgl. Hoheit der Prinz Georg, der K. K. österreichische Gesandte Freiherr von Frankenstein, der Stadtkommandant Generallieutenant von Haußen, Kgl. Polizeidirector Schwauß und verschiedene Herren vom Dienst zur Verabschiedung eingefunden hatten. — Die junge Erzherzogin Antoinette von Toskana, welche jüngst bei dem Prinzen Albert Pathe gestanden hat, ist gestern nach Salz burg zu ihren Eltern abgereist. — Dem Generaladjutanten, Generalleutnant Krug von Nidda, isi das Großkreuz des Sachsen-Weimarischcn weißen Falkcn-Ordens verliehen morden. — Der aus dem sächsischen Staatseisenbahndienst nach Oester reich übergesiedelte Hofrath Frhr. v. Weber, der technische Consulent des Handelsministeriums, wird mit dem Ablauf seines Anstellungs vertrages am 31. Mai d. IS. aus dieser St^lung ausscheiden. — Eine Gencralverordnung des Justizministeriums bestimmt, daß Expropriationen im Allgemeinen von den Amtshauptmann- schaften zu leiten seien, weil an diese die Zuständigkeit der früheren Straßenbaucommission übergegangen. Dagegen gehören Ausein andersetzungen zwischen dem Expropriaten und*dritten Interessenten (also z. B. zwischen dem Hypothekengläubiger und dem Besitzer eines Gutes, von dem ein Stück abgetrennt worden) vor das Gericht des Orte», wo das Grundstück liegt. — Die vereinigten Kabelgesellschaften (für Deutschland die vereinigte deutsche Telegraphengesellschaft) beabsichtigen die Kabcl- gebühren für Depeschen nach den Vereinigten Staaten von Nord amerika vom 1. Mai «n auf die Hälfte des bisherigen Tarifs von der europäischen Küste ab —auf 2Mark per Wort— herabzusetzen. — Die Sitzungen des Kgl. Schwurgerichtshofes für die erste Quartalsperiode 1875 nehmen den 15. März ihren Anfang. — Das Factotuzn -Hüttner's, der Mitarbeiter des Leipziger Tageblattes, Leonhardt, ist wegen Beleidigung des Secretärs der Zittauer Handelskammer, vr. Roscher, mit 54 Mark Geldstrafe be legt worden. — In Bezug auf rmsere gestrige Mittheilung über den ver storbenen General von Heintz geht uns von einem Augenzeugen folgende ergänzende Zuschrift zu: „Im Gefecht bei Düppel am 13. April 1849 war S. M. König Albert im Stabe des preußischen GcnerallieutenantS v. Prittwitz commandirt. S. M. ritt zu den im starken Geschützfeuer stehenden sächsischen Schützen — hielt bei diesen aus und ritt erst auf wiederholten Befehl des Generals von Prittwitz auf die rückwärtsliegenden Höhen zu Diesein zurück. Gene- rallieutenant v. Heintz hatte einen directcn Befehl an Se.Maj. damals gar nicht zu ertheilcn." — Wie tnapp das Geld im GcschäftSlcbm, selbst beim soliden Geschäft ist, erkennt man aus der Thatsache, die bei dem soeben hinter uns liegenden Ultimo zu Tage trat, daß die Wechselproteste eine bisher nicht für möglich gehaltene Höhe erreichten. Es war nichts Seltenes, daß Advokaten, denen vorzugsweise das Geschäft des Wechsclprotcstirenü obliegt, ganze Tage zu ! Der eine viclbc- übcr lZOWcchsel- gen mit Wechseln unterwegs waren, schäftigte Sdchwaltcr erledigte an einem Tage Proteste in den verschiedensten Stadtthcilcn. — Der Stadtrath fordert neuerlichst alle hiesigen Hundcbcsitzer zur strengsten Beaufsichtigung und Beobachtung ihrer Hunde auf, da man am 18. v. M. im benachbarten Plauen einen im höchsten Grade tollen Hund getödtet hat, welcher vorher wohl init hiesigen Hunden in Berührung gekommen sein kann. Im Hinblick auf die in jüngster Zeit an vielen Orten ausgebrochenen schrecklichen Folgen von Bissen toller Hunde ist die Wachsamkeit dringend onzurathen. — Am 1. April verläßt Bebel das Zwickauer LandcSgcfäng- niß, das er am 2. Juli v. I. bezogen hatte. — Ein Fuhrknecht trollte vorgestern gegen Abend mit einem Schleifwagen ganz gemüthlich auf der linken statt rechten Seite der Leipzigerstraße hinaus, dem Zuruf eines Gendarmen, doch vor schriftsmäßig rechts zu fahren, leistete er keine Folge und/wurde noch grob und verweigerte auch seinen Namen zu neunen, so daß sich der Gendarm endlich genöthigt sah, den Menschenffestzunehmen und wegen seines renitenten Benehmens zu arretiren. — Gerade auf dein Bahngleise, welches von der Maricnbrückc über den Leipziger Bahnhofsplatz nach dem Schlesischen Bahnhof führt, litt am Dimstag Nachmittag 5 Uhr ein hochbeladener Stroh- wagen Schiffbruch. Dies, wirkte insofern störend aus dm Bahn betrieb ein, als ein Zug auf ein anderes Gleis gebracht werden und hintenherum fahren mußte. — Der durch den romantischen Quaderfelsen vor Tetschen ge triebene Tunnel der österreichischen Nordwestbahn scheint doch nicht so dicht gemauert zu sein, wie man erwartet hatte. Denn Personen, die jenen Tunnel öfters zu passiren haben, erzählen uns, daß durch das Mauerwerk so viel Masse von oben herabgeströmt sei, daß das selbe iin Tunnel jetzt mehrere Fuß lange gefrorene Wasserlachen bilde. — Wir theiltin vor einigm Tagen mit, daß in neuerer Zeit viel Diebereim in Vorhäusern, derm Thürcn unvorsichtiger Weise offen gelassen worden seien, vorkSincn. Jetzt ist es der Polizei geglückt, einen solchen Kleidermarder zu fassen und zu überführen. Derselbe hatte am Montag gegen Abend vom Vorsaale eines hiesigen Sachwalters in der Seeslraße einen Ueberzieher gestohlen und sofort, aber wohlweislich in der Neustadt versetzt. Er selbst fiel der Polizei vorgestern Abend wegen eines Excesses in die Hände und wurde, nachdem der gestohlene Ueberzieher schon vor her glücklich gefunden worden war, gestern der Entwendung des selben überführt. Der Bursche hatte bei seiner Verhaftung eine kleine Bisam-Pelzboa bei sich, die er zwar gesunden haben will, die jedoch von ihm ebenfalls irgendwo gestohlen worden zu sein scheint. — In der Dimstagnacht trieben zwei hiesig« selbstständige Kaufleute in der Kreuzstraße durch Anschlägen an die Fensterläden re. solchen Unfug, daß die Nachtwächter gegen sie einschritten. Dein gegenüber beriefen sie sich aber darauf, daß sie „Dresdener Bürger" seien und thun könnten, was sie wollten. Diese Renitenz war Ver anlassung zu ihrer Sistirung nach der nächsten Polizeiwache, und da sie dort in gleicher Weise sich benahmen, wurde kurzer Proceß mit diesen würdigen beiden Bürgern gemacht und sie nach stillen Ge mächern hinter der Frauenkirche befördert. — Der gestern eröffnet«: Pferdemarkt im Central-Schlachtvieh Hofe war weniger von Luxuspferden, als von Arbeitspferden besucht, unter denen man allerdings auch hin und wieder recht klägliche Exemplare sah. IM, 150 bis 300 Thaler waren die Durchschnitts preise für ein brauchbares Arbeitspferd, feine Equipagen-Jucker wurden das Paar bis zu 1300 Thaler gehandelt. — Auf der Kaiserstraße erlusiirte sich der Kellner eines dorti gen Restaurants damit, daß er vermittelst eines TeschinS nach Sper lingen schoß. Diese luftigen Gassenjungen traf der Servietten schwenker nun zwar nicht, wohl aber die Fensterscheiben verschiede ner benachbarter Häuser, was den betreffenden Glasern wohl viel, den Angeschossenen aber wenig Freude machte. Ter Freischütz von der Kaiserstraße ist übrigens dingfest gemacht worden. — In der Zahnsgasse sind gestern Nachmittag die vor einem Lastwagen gespannten, von ihrein Führer aufsichtslos stehen gelasse- ncn Pferde durchgegangen und ist an der Ecke der Breitestraße und Seestraße eine mit EiSaushacken beschäftigte Frau von denselben um- gerissen und dabei an Arm und Fuß stark contusionirt worden Gleich darauf hat man die Pferde wieder zum Stehen gebracht. — Gewerbeverein, am l. März. Herr Vorstand Walter erwähnt unter den Eingängen zunächst der Amneldebogeu zur Weltausstellung und bedauert nur. da» die Anmelbesrift tl.' März d. I.) eine gar zu kurz bemessene sei. Ein Herr Hempcl aus Oschatz zeigt und bespricht ein aus Glasspänen tzergestelltes Rouleau, schön silberglänzend, von größter Elasticitüt, waschbar; Prc«ö 150 blö 180 Mark. Der Kronprinz des deutschen Reiches kaulle dem Hersteller 2 dergleichen Ercmplarc ab. Herr Redar- teur Brückner theilt ein aus Berlin erbalteneS Schreiben betreffs Poslstenograpbic mit, wonach allerdings zunächst mir dieGabels- bcrgcrsche Stenographie in's Auge gefaßt ist, cs den Vertretern dcS Stolze'schen Systems aber linbcnvmmcn bleibt, Vorschläge, bezüglich Bearbeitungen ibrctz Systems zur Prüfung eiiiznsenden. Herr Ingenieur Schneider sprach hierauf eingehender über das schon mehrfach ventilirte gehärtete Glas des Herrn Siemens, rich tiger dcS Herrn Pieper, den» dieser ist der glückliche Nachahmer der sraiizöstschen Erfindung. DaS bis zur Weißglühhitze erhitzte GlaS criährt durch ein Bad aus animalischen, vegetabilischen und mineralischen Oelen und Fetten eine rasche Abkühlung und erhält dadurch ungcsähr die 40-sache Wicdcrsiantösähigkeit res gewöhn liche» Glases. Gehärtetes Tafelglas hat mau bis jetzt nur in kleinen Scheiben hcrzustellen vermocht. Die dem Geiverbcverein überlassenen Teller aus gehärtetem GlaS wurden zum Besten der Meißner Verunglückten verkamt, waS 7'Mark ',<> Pfennige ergab. Herr 1>r. Thcile macht weitere Mittheilungc» über die Erpcdition zur Beobachtung dcö Venusdurchgangs nach den Aucklanbeinselii, bezüglich daö Befinden der Dresdner Mitglieder. Bis kurz nach Eintritt der VenuK in die Soiiiicnschelbc war der Himmel bedeckt, cS stürmte und regnete; da hellte cs sich plötzlich aus: die Be obachtungen und Ausnahme» gelangen vollständig; kurz nach Austritt der Venuö auf's Neue Regen und bedeckter Himmel; also ganz besonderes Glück! — Weiter sprach Herr Jiistitutsiehrcr G. W. F. Schmidt eingehend über Winkclromanc. Während auf de» andern Gebieten der Poetik, dem lyrischen, dramatischen und didaktischen, die Winkcllitcratnr tast alles Terrain verloren stic Lyrik har nur ln dcnTcrtderscn zn Jahrmarktsschauerbükern und die Dramatik an den unteren Berliner und Hamburger Buh ne» einige Vertreter derselben auizuweiscn» macht sie sich aus dem Felde der Epik, namentlich des Romans immer mehr breit. Diele Winkelromane, gewöhnlich Schauergeschichten der Jnciuisltion ober dcS Icsuitiömus, der Nonne Ilbrvk. der keuschen Jsabclla von Spanien :c. behandelnd, in R» bis 4i>Hetten iiWbiS 4« »Pfennige erscheinend, von reizenden" io Prämien begleitet, sind nichts An deres, alS eine neue Auflage der Ritter- und Räubergeschichten. Ei» solcher Roma» „Der Schrcckcnslcin" von G. Nentwigt?», in Dresden verlegt/-empfiehlt seine» Helden offenherzig in dem wie der avzuholcnde» Prospekte — als — ei» Scheusal. „Mit der rasfinirteslen Schlauheit", heißt cs dort, wendet er Jntrigue, Uebcrrebung. Heuchelei, später Gift, Pulver und -Blei au, um seine» Herrn und Mohlthätcr nebst dessen ganzer Familie zu vernichten, verräth' de» Freund, nachdem er ibn zum scheußlichsten t!) Ver brechen au einer jungen hochstehende» Dame «!» verleitet, vpseri zwei unschuldige Mädchen (!s seinen Plänen, von denen er die eine eigenhändig erdrosselt." — Und hinterher noch die tragi komische Bemerkung: „Er wäre bewunterswürtig, wenn er nicht zu verabscheuen wäre." - Roma» und Prämien haben »ngcsäbr den Preis einer gute» Goetheauögabc. Zwei I» Berlin verlegte Winkelromane „Fürst und Jesuit" oder: „Der Zweck heiligt die Mittel" (jedenfalls Wahlspruch des Verlegers!» und die „Geheimnisse von London" stehen diesem nicht nach. Traurige Beweise für de» „trefflichen" Inhalt des ersten sind folgende, bc sonders hcrvorgchobeiie Kapitel überschritte»! „Der Todtengräbcr oder: der Lauscher hinter der Kirchholomauer — der Spion oder: das aut Gkas gemalte Mnttergotteöbild —der Todtenschädcl oder: Ein dunkles Geheimnis« dcö Tottengräbers — Eine Entdeckung in der Zigeuncrhöhlc, oder: Der Schlupfwinkel der Jesuiten Die betgeiügtcn „oder" sind sicher relcend! Der zweite Ronmn steht nicht zurück. Die Frechheit, mit der dieser literarische Schund Vertriebe» wird, macht cs zur Pflicht jedes Gebildete», ivsbcson- dcrc aber der Lehrer und der Presse, durch Aufklärung dcö bc tbbrten Publikums diesem Unwesen et» Ende zu machen. Auch die VolkSbibliotbeken dürften i» ihnen einen gefährlichen Feint haken.. Im Hauptvortrage sprach Herr Zahnarzt vr. Spinner in populärer dankenSwerthcr WUle unter Vorlegung verschiede ner Zeichnungen und Präparate über „Die Pskegc der Zähne". Mn mangelhaftes Gebiß vermehrt die Arbeit des
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