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Dresdner Journal : 10.10.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-10-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190510108
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19051010
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19051010
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1905
- Monat1905-10
- Tag1905-10-10
- Monat1905-10
- Jahr1905
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- Dresdner Journal : 10.10.1905
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ve;u,»»reiS: Beim Bezüge durch die ^,lHtft»a<»e innerSal» Dre»»eu» 2,LV M (einschl. Juiragung), durch die im Deuliche» Reiche 3 M. (au-schließlich Bestellgeld) vierteljährlich. Einzelne Nummern tv Ps. Wird Zurücksendung der sür die Schristleitung bestimmten, aber von dieser nicht ein» geforderten Beiträge bean sprucht, fo ist das Postgeld beizusügen. Zi es-nn W Zonrnal. Hecausgegeben von der Königl. Expedition des Dresdner Journals, Dresden, Große Zwingerstraßc 20. — Fernspr.-Anschluß Nr. 1295. Erscheinen: Werktag? nachm. 5 Uhr. — Originalbcrichte und Mitteilungen dürfen nur mit voller Quellenangabe nachgedruckt werden «ttkündigungSgebührci,: Die Zeile kleiner Schrift der 7 mal gespaltenen Ankündi gung? Seite oder derenRaum 2<> Pf. Bei Tabellen- und Ziffernsad 5 Pf Ausschlag sür die Zeile Unterm Nc- daktionsstrich (Eiiigesandt) oie Textzeile initiier Schrift oder deren Raum 50 Pf. Gebühren - Ermäßigung bei öfterer Wiederholung. Annahme der Anzeigen bis mittags 12 Uhr für die nach mittags erscheinende Nummer. 1- 23« Dknswq, den 10. Oktober nachmittags. Amtlicher Teil. Dresden, 10. Oktober. Ihre Majestät die Königin-Witwe sind heute vormittag 10 Uhr 19 Minuten nach Sibyllenort in Schlesien gereist. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem in den Ruhestand getretenen Bürgerschul oberlehrer Karl Heinrich Ludwig Eck in Leipzig das Perdienstkreuz zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, den Ober-Postschaffnern Rudolph in Leipzig und Söllner in Leipzig-Reudnitz das Allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Reichsgerichtsrat Or. Turnau in Leipzig den ihm von Sr. Majestät dem Deutschen Kaiser und Könige von Preußen ver liehenen Kronen-Orden 2 Klaffe mit dem Stern anlege. Das Ministerium des Innern hat derKranken- und Sterbekasse für Handlungsgehilfinnen und andere Personen in Dresden und Um gegend, eingeschriebenen Hilfskasse, nach Aufstellung des II. Nachtrags vom 25. Mai 1905 zu ihrem Kassenstatute bescheinigt, daß sie, vorbehältlich der Höhe des Krankengeldes, den Anforderungen des 8 75 des Krankenversicherungsgesetzes vom 10. April 1892 in Verbindung mit dem Abänderungsgesetze vom 25. Mai 1903 genügt. Dresden, am 4. Oktober 1905. 8088 Ministerium des Innern, Abt. IIIU Ernennungen, Versetzungen re. im öffent lichen Dienste. Im «kschäftsbcreiche des Ministeriums dcr Finanzen. Post-Verwaltung Ernannt: Strunz, seither Postsekretär, als Ober-Postsekretär in Leipzig; Orschel, Blechschmidt, Schaarschmidt, Kutzschky und Keßler, seither Postanwärter, als Postassistenten im Ober-Post direktionsbezirke Chemnitz; Beier undHeinrich, seither Post assistenten, Gruberund Trenkler, seitherOber-Vostassistenten, als Postverwalter in Ottendorf Okrilla, Demitz-Thronitz, Bienenmühle bez. Großhartmannsdorf (S). Im «eschäftöbercichc des Ministeriums des Innern. Landes-Versicherungsanstalt Königreich Lachsen. Besördert:dieBureauassistentcnLutze,Jeremies, Beck und Leschke zu Sekretären, die Expedienten Heinrich, Voigt und Beck zu Bureauassistenten -- Schiedsgericht für Arbeiterversichcrung zu Leipzig. Befördert: Expedient Deluy zum Burcauassistemen. Jm weschäftsbereiche des Ministeriums des Kultus und Sffentl. Unterrichts. Zu besetzen: Die Schul stelle zu Ebmath i. V. Kollator: Die oberste Schulbehörde. Außer freier Amtswohnung im neuen Schulhause und Gartcn- genuß: 1200 M Grundgehalt, 2 M vom Kirchendienst, NO M. für Fortbildungsschule, 55 M für Turnunterricht und gegebenenfalls 60 M für den Unterricht in weibl. Hand arbeiten an die Frau. Bewerbungen mit Amtszeugnis bis in die neueste Zeit bis 20. Oktober an den Bezirksschulinspcktor zu Oelsnitz i. V.; — a) die Kirchschulstelle zu Kloschwitz. Kollator: Die oberste Schulbehörde Neben freier Wohnung mit Gartengcnuß 1215 M. vom Schul-, 426 M vom Kirchen dienste einschl. 30 M. für eine Chorsingstunde, 385 M für 7 überstunden und 60 M der Lehrerssrau, falls sie den Hand arbeitsunterricht erteilt; — K) die Kirchschulstelle in Schwand bei Weischlitz Kollator: Die oberste Schulbehörde. Außer freier Wohnung mit Gartengcnuß 1200 M. Grundgehalt, 250 M vom Kirchendienste, 137,50 M sür den Fortbildungs schul- und Turnunterricht und 72 M. der Lehrersfrau, falls sie den Handarbeitsunterricht erteilt Bewerbungen mit allen erforderlichen Unterlagen bis 28. Oktober an Bezirksschul inspektor Schulrat Vr Putzger, Plauen Behördl. Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile l Kunst und Wissenschaft. Hur zweiten Ausstellung von Handzcichnungcn deutscher Künstler. II. Albert Bartholoms ist der Schöpfer des Denkmals der Toten Dieses Werk ist seinerzeit bei uns reichlich überschätzt worden; auf jeden Fall sind die spezifisch- plastischen Qualitäten der umfangreichen Arbeit ziemlich bescheidener Natur. Uns begeisterte die an sich gewiß schöne, unsere Seele erhebende Erfindung; wir vergaßen aber, daß derartige mehr dichterische Werte auch mit viel einfacheren Mitteln, also mit wesentlich geringerem Auf wand an Kraft vermittelt werden können Jener Bartholoms besuchte einst unseren deutschen Bildhauer August Gaul in dessen weit draußen an der Peripherie Berlins gelegener Werkstatt. Was er da von neueren Werken Gauls sah, das gefiel ihm ganz gut; in die wahre Begeisterung geriet er aber erst, als er vor einem Relief stand, das noch aus der unerquicklichen Begas-Modelleurzeit des Künstlers stammte. Es war eine sognannte „malerische" Plastik, die den von uns ge feierten Franzosen in der Werkstatt des Schöpfers der plastischsten Plastik unserer Zrit die Laute reinster Wonne entlockte! Ein bezeichnendes Histörchen, das Gaul wohl mit gutmütigem Schmunzeln erzählt, das unS aber doch recht nachdenklich stimmen kann. ES wäre ein Leichte» gewesen, für die Ausstellung deutscher Handzeichnungen nun auch ein Dutzend „malerische" Zeichnungen au« Gaul« früherer Zeit zu bekommen, und ich darf leider nicht zweifeln, daß e« unseren, jenen Franzosen anschwärmenden Kunstfreunden mit diesen Arbeiten, wenn sie neben den jetzt aus- Nichtamtlicher Teil. Dresden, 10. Oktober. Am morgigen Tage begeht Se. Königl. Hoheit der Herzog Karl Eduard von Sachsen-Eoburg und Gotha Sein Hochzeitsfest mit Ihrer Hoheit der Prinzessin Victoria Adelheid zu Schles wig-Holstein -Sonderburg-Glücksburg. Hoch gemute Freude erfüllt damit zum zweitenmal in diesem Jahre das Coburg-Gothaische Volk: grüßte es in den vergangenen Sommertagen den jungen Fürsten zum erstenmal als Landesherrn, so steht es nunmehr gerüstet da, die erlauchte Frau zu emp fangen, die Hinfort dem Lande Herzogin sein soll. Ein Bund der Herzen findet in dieser Vermählung seinen glückverheißenden Abschluß! Tas Volk der Sachsen, das mit dem Coburg-Gothaischen Volke durch Bande des Blutes und einer gemeinsamen ruhmreichen Vergangenheit enge verbrüdert ist, richtet heute ehrerbietig seine Blicke nach Glücksburg, wo das Hochzeitsfest des erlauchten Paares in Gegenwart Sr. Majestät des Kaisers und der Kaiserin und zahlreicher anderer Fürstlichkeiten ge feiert wird, und entbietet dem Herzog und der Herzogin tiefgefühlte Segenswünsche für eine glück liche, durch Liebe und Treue festgefügte gemeinsame Zukunft! Der Konflikt zwischen Uulnönien und Griechenland. Aus Wien schreibt man uns: In Bukarest wie in Athen werden derzeit diplo matische Einflüsse geltend gemacht, damit der Zwist zwischen den beiden ältesten Balkan Königreichen eine baldige Beilegung erfahre Wenn diese Bemühungen auch bisher zu keinem greifbaren Ergebnisse führten, so darf man doch auf ihren baldigen Erfolg hoffen. Die Verwirklichung der Repressivmaßnahmcn. mit denen die beiden Regierungen sich bedrohen, würde die Interessen Griechenlands und Rumäniens schädigen, und diese Erwägung dürfte dazu beitragen, daß die wohlgemeinten Ratschläge Dritter Gehör finden. Eine weitere Verschärfung des Konflikts hätte aller dings auf dem zunächst in Betracht kommenden wirt schaftlichen Gebiete für Griechenland und seine Kon- nationalen ernstere Bedeutung als für Rumänien. Der Ausgleich des Gegensatzes wird aber schon wesentlich erleichtert sein, wenn zwingende materielle Momente auch nur auf das Verhalten des Kabinetts Rhallis oder eines möglicherweise bald ans Ruder gelangenden neuen griechischen Ministeriums einen starken Truck üben. Die rumänische Regierung hat sich im bisherigen Verlaufe des Konflikts fast stets auf die Abwehr beschränkt, und sie hat ihren Stand punkt erst kategorisch geltend gemacht, als sie durch die aggressive Politik Griechenlands förmlich heraus gefordert wurde. Tie einzelnen Vorkommnisse, die jetzt das Thema einer geharnischten Auseinander setzung bilden, hatten nur untergeordnete Bedeutung. Tie wirkliche Ursache des Konflikts war das Eingreifen Rumäniens zugunsten der Macedo- rumänen, die durch die griechische, vom Pat riarchat unterstützte Propaganda bestimmt werden sollen, ihre Nationalität zu verleugnen und dem Hellenismus Parteigängerdienste zu leisten. Die Intervention des Patriarchats konnte den Glauben Hervorrufen, daß wichtige religiöse Interessen auf dem Spiele stünden, was aber keineswegs der Fall war. Die kirchlichen und kulturellen Forderungen der Kutzowalachen berührten niemals die Sphäre, in der das Patriarchat durch seine natürliche Mission zur Einmengung genötigt gewesen wäre. Das Patriarchat selbst hat die Grenzen seiner Mission überschritten, indem es seine kirchliche Macht für eine national politische Propaganda einsetzte und diese Propaganda durch Exkommunikationsdrohungen und alle erdenklichen Maßnahmen moralischen Zwanges förderte. Die Kutzowalachen wollten den rumänischen Gottesdienst und die rumänischen Gebete; sie wollten aber dem orthodoxen Glauben ebenso treu bleiben, wie die Rumänen des Königreichs oder wie die Russen und Serben, die ihre Gebete doch auch in ihrer Sprache verrichten. Sie wehrten sich nur gegen die griechische Assimilierungspolitik, die auf eine Verquickung der religiösen Abhängigkeit vom Patriarchat mit der nationalen Abhängigkeit vom Hellenentum hinzielte. Tie rumänische Regierung hat ihre Pflicht erfüllt, indem sie ihnen Schutz gegen jene Politik bot, und sie hat hierzu den vollkommen korrekten Weg einer Verständigung mit dem Sultan und der Pforte eingeschlagen Auf diesem Wege er rang sie für ihre Schützlinge wertvolle Erfolge. Die Errichtung der rumänischen Schulen in Macedonien, die Anerkennung der kirchlichen Selbständigkeit der Rumänen seitens des Sultans sicherte den Kutzo walachen ihre nationale Zukunft. Damit war den groß- griechischen Bestrebungen ein Tamm gezogen In Äthen wollte man sich aber mit den Tatsachen nicht abfinden. Man erhob gegen die rumänische Regie rung die Anschuldigung, daß sie selbst eine weit ausgreifende panrumänische Propaganda entfalte und man suchte so eine Rechtfertigung dafür zu gewinnen, daß man die Zuflucht zu Gewaltmitteln nahm, um eine den eigenen Aspirationen zuwiderlaufcnde Ent wickelung in den Kutzowalachischen Gebieten Macedo- mens zu stören. In Macedonien tauchten Banden auf, die — wie autoritativ festgestellt ist — in Griechenland ausgerüstet wurden, von griechischen Offizieren befehligt sind und seitens der griechischen Konsuln und Geistlichen mannigfache Unterstützung erhalten. Diese Banden drangsalierten in barbarischer Weise die friedliche rumänische Bevölkerung, und die Kunde von ihren Greueltaten rief in den Volks kreisen Rumäniens so lebhafte Entrüstung hervor, daß die Bukarester Regierung auch dann zur Ein mischung genötigt gewesen wäre, wenn sie eine solche nicht schon im Interesse des Änsehens Rumäniens und im Interesse der Humanität für geboten erachtet hätte. Tie rumänische Regierung hat vielleicht in den letzten Phasen des Konflikts allzugroße Energie ent faltet und sich so mit einem, wohl nur geringen Teile der Verantwortung sür die peinliche Verschärfung des Zwischenfalls belastet. In der Balkanpolitik wirken eben häufig Einflüsse, die eine nüchterne und kaltblütige Führung der Äktionen sehr erschweren. Solche Einflüsse haben sich auch diesmal geltend ge macht. Während des gesamten Verlaufs der rumänisch-griechischen Auseinandersetzung wurden von dritter Seite Intrigen aller Art ge sponnen, um Rumänien zu einem schroffen Auftreten zu bestimmen, dessen Ergebnisse den anderen Gegnern des Griechentums in Macedonien ohne jedes Risiko zu statten kommen mußten. Die Energie der rumänischen Politik und der Eiser der Neben interessenten dieser Politik wurden möglicherweise wieder durch Gerüchte verstärkt, nach welchen die gestellten gehangen hatten, ebenso gegangen wäre, wie Bartholoms mit dem malerischen Relief. Trotzdem rate ich aber jedem, der sich in der Ausstellung zunächst kopfschüttelnd von den scheinbar so belanglosen Schaf studien Gauls wendet, diesen Blättern doch ein wieder holtes und recht eingehendes Studium zu widmen. Wem sie sich erschlossen haben, dem werden sie zu einer un unterbrochen fließenden Quelle des lautersten Genußes und der reizvollsten Belehrung, denn cs sind die reinsten, meisterhaftesten Vorarbeiten des reinsten, meisterhaftesten Bildhauers, den Deutschland seit langer Zeit gesehen hat. Die Zeichnungen tragen mehr als alle bis jetzt be sprochenen den Charakter der absoluten Studie. Aber was für Studien! Wir sehen auf den sechs Blättern wohl kaum mehr als ein paar Hundert der leichtesten Linien, — Linien, die, ohne hart zu sein, die Bestimmt heit der klar gefaßten Vorstellung tragen und dabei die Weichheit alles gefühlten Lebens zeigen, ohne auch nur entfernt sich verschwommener Weichlichkeit zu nähern. Ein Gefühl für Körperlichkeit ist in diesen Strichen, daß unsere Hand, stehen wir vor ihnen, ununterbrochen zu leisen Tastbcwcgungen angeregt wird. Dabei wird fürs Auge durchaus nicht mit den üblichen Mitteln der Zeichnung eine üble plastische Täuschung angestrcbt; keine Stelle ist auch nur mit der leisesten Schattenlage modelliert Nur ein paar Linien, dem beweglichsten künstlerischen Mittel, dem Graphitstift mit überlegener Hand entlockt — und vor uns steht die schlagendste Form; ein paar Linien überschneiden sich, und sic werden zum lebendigsten Ausdruck sich bewegender, sich im idealen (mit keinem Strich angedcutetcn) Raume lagernder Maßen. Vom Guten zu sprechen ist eine herrliche Sache. Man hofft dabei ja weniger den einzelnen Künstler zu „fördern", als den Sinn sür die Bedeutung der Gattung, der er angehört, zu wecken. Ich führe daher noch an, was Fntz Stahl in emem ausgezeichneten Aujsatz in „Kunst und Künstler" über Gauls Zeichnungen und ihr Ver hältnis zu den fertigen plastischen Arbeiten des Künstlers schrieb. „Gaul ist nicht Naturalist; er will in erster Linie den „Stein", die „Bronze", nicht das Tier. Er kann deshalb auch nicht, was man so sagt, nach der Natur arbeiten. Wenn er eine Figur oder Gruppe schaffen will, so muß er frei sein, den Stoff schon vollständig beherrschen, das Tier auswendig kennen Eine geknetete Studie müßte ihn schon irresühren So hält er seine Beobachtungen nur in gezeichneten fest. Gauls Zeich nungen stehen sehr hoch, man kann sie neben die unserer besten Maler stellen. Mit ungemeiner Schlagkraft setzt er das Gesehene, einen Umriß, ein Detail, hin; er rcißt ein ganz Momentanes aus der Natur heraus. Diese Blätter sind das Gegenteil von aller akademischen Zeich nung, frei von jeder Konvention, von jeder Absicht, eine „Zeichnung" zu machen, unmittelbare Dokumente seines Sehens, wirklich nur Hilfsmittel und gerade dadurch so wertvoll." * * Ein ganz anderes Bild! — Anselm Feuerbach! Und als kritischer Scheinwerfer Hugo v Tschudi, der Direktor der Nationalgalerie. In seinem Manet»Buche spricht er von Couture, dem gefeierten Maler der Römer der Verfallzeit, „dessen innere Unwahrheit der deutsche Feuer bach nie ganz überwunden hat." Ein hartes Urteil! Aber trotz de« neuerdings wieder steigenden Feucrbach- KulteS glaube ich nicht, daß eine spätere Zukunft Tschudi unrecht geben wird Die wertvollen Zeich nungen de« Künstlers, die jetzt bei Arnold mit ausgestellt sind, wirken bis auf eine Ausnahme trotz ihrer großen Noblesse inmitten der lebensvollen Umgebung doch etwas blutarm Sie haben eine Schön heit, der wir nicht glauben, daß sie aus dem Innersten 1905. griechische Diplomatie kürzlich einen Schachzug von entscheidender Bedeutung versucht hätte, indem sie den türkischen StaatSlenkern den Abschluß eines förmlichen Bündnisses vorschlug. So dürfte ein Zusammentreffen von Einzelmomenten die rumänische Regierung veranlaßt haben, die Fortschleppung des latenten Konflikts zu beenden und eine Klärung der Lage in dem einen oder dem anderen Sinne zu er zwingen. In Athen wird man klug handeln, wenn man einen Ausgleich ermöglicht, der nicht nur eine diplomatische Augenblicksjchöpfung, sondern die Basis einer dauernden Verständigung wäre. Diese Ver- ständignng ist nur dann erreichbar, wenn die grie chische Regierung anerkennt, daß Rumänien den Rechtstitel znm moralischen Schutze, zur kulturellen Unterstützung jener kutzowalachischen Einwohner Makedoniens besitzt, die sich als Rumänen fühlen und ihrer Nationalität treu bleiben wollen. Ist man in Athen zn dieser Anerkennung bereit, so wird die rumänische Regierung sicherlich nichts dagegen einwenden, wenn die leitenden griechischen Politiker für das hellenische Königreich analoge Rechte bezüglich der mit Griechenland sympathisierenden Kutzowalachen in Anspruch nehmen Ein der artiger Ausgleich kann nicht in einem ge schriebenen Vertrage festgestellt werden, er kann nur darauf beruhe«, daß beide Beteiligte sich ent schließen, ihre nationalen Bestrebungen in loyaler und korrekter Weise geltend zu machen Man müßte in Athen wie in Bukarest auf die zweifelhaften Er folge einer kühn phantastischen Politik verzichten nnd sich mit anderen Erfolgen begnügen, die durch diesen Verzicht gewiß nich^ zu teuer erkauft wären. Für Rumänien wäre das Einlenken leicht, da die rumä nischen Staatsmänner in der neuen Richtung nur vorgegangen sind, weil sie angesichts der stürmischen Initiative Griechenlands nicht passiv bleiben konnten. In Athen sollte man aber vernünftigerweise auch vor einem größeren Opfer nicht zurückschenen, das keineswegs nur im Bereiche der Beziehungen zu Rumänien gute Früchte bringen würde Tas Wohl wollen der Mächte war Griechenland nnd Rumänien im gleichen Maße zugewendet, als diese beiden Staaten Seite an Seite ihren Einfluß zugunsten der Beruhigung auf der Balkanhalbinsel betätigten und die Bevölkerung beider Staaten hat diesem Wohl wollen mannigfache Vorteile zu verdanken. Wenn Griechenland nun in einen schroffen Gegensatz zn Rumänien tritt, so stellt es die Mächte vor eine Entscheidung, die kaum zweifelhaft sein kann. Die panhellenische Propaganda hat die Balkankrise ver schärft und schon wiederholt die bedauerlichsten Zwischenfälle heraufbeschworen, die — wir erinnern nur an die vorjährigen Demonstrationen in Saloniki — einzig infolge der klugen Haltung der nicht- griechischen Bevölkerung ohne verhängnisvolle Kon sequenzen blieben Die Ausbreitung der griechischen Bandenumtriebe in Macedonien bedeutet eine neue, sehr ernste Komplikation der dortigen Verhält nisse, eine neue Gefahr für das Friedenswerk der Mächte. Die rumänische Propaganda Hot nie mals ähnliche bedenkliche Erscheinungen hervor gerufen. König Carol konnte mit Fug und Recht in seiner diesjährigen Thronrede, in der er zum erstenmal öffentlich die Pflichten Rumäniens gegen die Stammesgenossen jenseits der Grenze betonte, zugleich mit diesem Hinweis erklären, daß Rumänien von ganz Europa als Vormacht der friedlich konservativen Balkanpolitik anerkannt werde Rumänien besitzt die Sympathien Europas in unbeschränktem Maße. Griechenland hat diese Sympathien bereits zum Teile einqebüßt und zwar zu einer Zeit, zu der der Natur heroorgewachsen yt, sondern die uns mehr wie eine gute, von außen aufgetragene Vergoldung erscheint. Gewiß ist's trotzdem eine Schönheit, die ein Mann von vieler Geschmackskultur und feinsten geistigen Traditionen erfand Toch langt die Fähigkeit zu solcher Schönheit eben gerade den Stoffen gegenüber, die Feuerbach mit Vorliebe behandelte, nicht zu Man sehe sich in der Ausstellung sein Medusenhaupt an. Ein gut gezeichnete» Werk voll ernsten Ausdrucks. Aber man denke, wie etwa Böcklin eine derartige Aufgabe gelöst hätte, wie bei ihm die mitgesühlte Qual und Lust der Seele die Formen und Züge gebaut und gebildet haben würden. Vor Feuerbachs Meduscnhaupt versteinern wir nicht! Trotz dieses Mangels im Blick auf die Werte seeli schen Ausdrucks könnte die besprochene Zeichnung ein mächtiges Kunstwerk sein, als rassige zeichnerische Dar stellung der objektiven Formen- oder Hell- und Dunkel erscheinung. Aber auch das ist nur in be schränktem Maße der Fall. Der Künstler läßt kaum mehr sehen als sein vorzügliches, in manchen Schulen und an verschiedenen Meistern gebildetes Können und einen guten Geschmack, doch in allen dem spricht sich kein Er lebnis aus, wie in einer Zeichnung Leibis, Liebermanns Gauls rc., in denen doch auch keine erschütternden Be richte aus den Reichen der Seelen gegeben werden. Alles in allem fehlt Feuerbachs hochaeartetcr aristo kratischer Natur ein Zuschuß urwüchsiger Kraft, ihm, dem idealistischen Sohne eines feinsinnigen Stubengelehrten ein Tropfen niederländischen Blutes, um uns in der Kunst ganz bannen zu können. Eine ausgesprochene Krastnatur ist dagegen Otto Greiner Er versucht sich, dem Zuge der Zeit folgend, zwar auch manchmal auf dem Gebiete hoher Phantasie» kunst, und erleidet dann um so ärgeren Schiffbruch, al» ihm außer der echten Phantasie auch die geistige Kultur fehlt, tue ein Feuerbach in seinem Vatcrhause von der
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