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Dresdner Journal : 21.11.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-11-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187911217
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18791121
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18791121
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1879
- Monat1879-11
- Tag1879-11-21
- Monat1879-11
- Jahr1879
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- Dresdner Journal : 21.11.1879
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M271 Freitag, den 21. November. 127» Xt,»n»»m»»r«prel„ Iw 6»-ir«ck«a klick«: Mn lick: . . 18 Hark. H jiUn Iivd: 4 Sl^rtc dO?s. Lmreluv tt ämmviil: 10 ?s Lo»««rk»ld 6es6eut»cd«v keioke» tritt ?o»t- uvä 8tempelru»etil»8 inmu. lassrateninviser kür äea k»am einer svlpnltensil ketitreile 20 ?t. Vater „Liagseruiät" äis Lsils 80 ?k. Dresdner Älmmi. Lriiekslnenr l'i^Iiok mit ^uennkme äer 8oaa- nnä keiertn^e ^vsnä» tür Nen fol^enNea ^»8 Verantwortlicher Redacteur: Im Auftrage Rudolf Günther in^vresden. Io„er»tea»nni>kme >»»«Itrt^, l^lpiiz ^r Branstetter, VoiaminineaLr 6« Vreetiaer ^ouroul»; U»wdar8->erli» Vier I-eipeix t ». H: Aaa«e»n>tein tc kt>Ater,' Verliv Viva - kr»8't<«ipri8 krliiilkiu't ». kl. HÜLeküll! L«</. .1to«<e, Lerlia: §. V»->rn»>I, „ ttan^ , Lrowea - F, , Nr«,I»u -S'tanAen'« Unrenu; vkewuil»- ^r. kc»,At: kr»nit!nrt a N.: F ^orArr'eelte u. </ V. //errmann- »eke >jncriinm<IIun8; vdrUtr: L/ü//er, 8»a»or,r: 6 : ?»cl» L«rUr - kr»riiturt ». n Stut»8»rt: /)a,«äe Sc Lkwdurx: F LVratiAen, F«i. Ltetner. Hvraukxvder: KNniel. LipeNitiva 6«» I-reeNaer ^ourruU», lire«ien, 2»in8«>'>Unuu« tlo. 20. Ämtlicher Theil. Dresden, 17. November. Se. Majestät der König hat dem Pfarrer emer. Gottlieb Benjamin Rothe in ReinSdorf da« Ritterkreuz I. Clasfe vom Albrechts» orden allergnädigst zu verleihen geruht. Bekanntmachung der Königlichen Brandversicherungs-Commifsion vom 15. November 1879. Nachdem von dem Königlichen Ministerium des Innern die Verlegung des Sitzes der Lübecker Feuer- verficherungs - Gefellschaft für das Königreich Sachfen von Leipzig nach Dresden genehmigt worden ist und die Direction der vorge nannten Feuerversicherungs-Gesellschaft an die Stelle des zeitherigen hierländtjchen Vertreters, deS Kauf manns Herrn Carl August Brandt in Leipzig, den Kaufmann Herrn Johann Heinrich Ernst Adolf Callenberg in Dresden zum Bevollmächtigten und General-Agenten der Lübecker Feuerversicherungs-Gesellschaft für dos Königreich Sachsen ernannt hat, wird Solches und daß der Letztere in dieser Eigenschaft bei der Brandversicherungs Com mission legitimirt und von derselben bestätigt, sowie bei dem Rache der Stadt Dresden in Pflicht ge nommen worden ist, hierdurch zur öffentlichen Kennt- niß gebracht. Dresden, am 15. November 1879. Königliche Brandversicherungs-Commisfion. von Oppen. Rudolph. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichten. Wien, Mittwocd, 19. November, Abends. (Tel. d. Boh.) Heute wurde der Bericht deS Refe- rrnten Ed. Sueß über dir Vorlage, betreffend die Einbeziehung Bosniens und der Herzegowina in das österrrickifche Zollgebiet, unter die Mitglieder de- Abgeordnetenhauses vrrtheilt. Es heißt darin: Die Einbeziehung von Bosnien und der Herzego wina m den Zollverband der Monarchie ist eine Maßregel, welche so sehr im Interesse dieser Länder einerseits, sowie deS Reiche« anderersiits liegt und welche in der vergangenen Session so oft bereits im Abgeordnetenhaus befürwortet wurde, daß der Ausschuß es nicht für nöthig hält, in eine weitere Begründung des Zweckes dieser Regierungsvorlage einzugehen. Diese Ein beziehung setzt eine Reihe von Verfügungen in Betreff der Verwaltung der Monopole, des Geldwesens, der Theilnahme an den Erträgnissen des Zollgefälles voraus, in Bezug auf welche der Ausschuß den von einem ausführlichen Motivenberichte begleiteten Vor- fchlägen der Regierung in allen wesentlichen Punkten beigetreten ist. Der Bericht begründet sodann die vom AuS- schuffe beantragten Zusätze und Aendrrungen, so wie die Resolution, welche lautet: „Die Regierung wird ausgefordert, bei Einbe ziehung Bosniens und der Herzegowina in das österreichisch-ungarische Zollgebiet die Vergütungs preise sür Tabak und Salz der Art zu vereinbaren, daß dieselben die Gestehungskosten einschließlich der Verzinsung des Bau- und Betriebscapstals nicht überschreiten." Buda-Pest, Mittwoch, 19. November, Abends. (W. T. B.) Der Ausschuß der Drputirtentafel Feuilleton. Nediglrt von Otto Banck. Literatur. „Die Geschichte des sächsischen Po st wesens von seinem Ursprünge b>S zum Ueber- gange in die Verwaltung des norddeutschen Bundes" ge- wann durch Gust. Schäfer, OberpostdirectionSsecretär, eine Darstellung (R. v. Zahn's Verlag, 16 Bogen), welche zum ersten Male die kulturgeschichtliche Bedeut samkeit desselben sür das gesammte Verkehrswesen in Deutschland auf Grund archivalischer Quellen zur Geltung bringt; denn anderen Werken über Postwesen waren meist nur einige ältere Aufzeichnungen (in der „Sammlung vermischter Nachrichten zur sächsischen Ge schichte" 1772, Bd. 7) zur Benutzung geboten. Nach dem das Mittelalter kaum ein Bedürfniß für regel mäßige Beförderungen gekannt hatte, ging aus dem dann auSgedreiteten originellen Botenwesen 1613 be reit» der städtische Boten- (dann Post-) meister zu Leipzig hervor; 1616 folgte die von Kurfürst August eingerichtete Hospost; der Postbericht von diesem Jahre, al« der älteste, ist »n dem Schäser'schrn Buche abge druckt. Die erste directe Post ging von Leipzig nach Frankfurt a./M; erst eine zweite 1625 mittelst Fuß- doten nach Dresden; 1652 ward letztere in eine Reit post, diese 1683 in eine „Postcalesche" verwandelt, welche 3, dann 4 Stationen hatte, doch mußte 1706 noch eine langsame Post, die sogenannte „Küchen- kutsche mst 1H Tag Fahrzeit eingerichtet werden, „da viele Personen da» geschwinde Fahren nicht vertragen können, auch wegen der sür die Hostasel bestimmten zur Borberathung der Vorlage, betreffend die Ver waltung Bosniens, nahm den §1 der Vorlage in der vonTaray vorgeschlagenen Fassung an, nach welcher das Ministerium im Linne der für die gemeinsamen Angelegenheiten bestehenden Gesetze angewiesen wird, auf die durch daö gemeinsame Ministerium zu leitende Verwaltung Bosniens seinen gesetzmäßigen Einfluß auSzuüben. Der Finanzausschuß genehmigte den TranS- portsteuerentwurf alS Grundlage für die Special debatte. Der Kinan^minister versprach, noch im Laufe der Session Gesetzentwürfe über dir Gruppi- rung der Eisenbahnen und die Reduktion der Tarife vorzulegen. Paris, Mittwoch, 19. November, Abends. (W. T B.) Der Kinanzminister, L«'vn Say, hat dem Staatsrath eine Vorlage unterbreitet, durch welche das Drcret von 1855 über die Zulassung auSländ,scder Wcrthpapiere zur Cotirung an der Börse dahin geändert werden soll, daß künftig die nizvnt8 «1« nicht die Regierung, über die Zulassung zu entscheiden haben. Rom, Mittwoch, 19. November, AbendS. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Deputirten- kammer theilte der Ministerpräsident Cairoli mit, daß daS Ministerium sein Entlaffungsgesuch ein- gereicht habe und er von dem König mit der Bil dung eines neuen Cabinets beauftragt worden sei. Cairoli ersuchte sodann die Kammer, ihre Sitzun gen und die Einbringung der heute anqemeldeten Interpellationen bis zum 27. d. zu vertagen. London, Donnerstag, 2V. November. (Tel. d. DreSdn. Ionin.) „Reuter's Office" berichtet auS Konstantinopel von gestern Abend, der die Machtbefugnisse Baker Pascha- definirende Jradeh werde morgen unterzeichnet werden. Baker Pascha werde die reine Exekutivgewalt in Kleinasien be sitzen und dir nothwenigen Reformen dem Sultan direkt Vorschlägen. Bukarest, Mittwoch, 19. November, AbendS. (W. T. B.) In der Deputirtenkammer verlas heute der Minister deS Auswärtigen, Bo^reScu, zwei Botschaften deS Kürsten, durch welche dir außer- ordrntlichr Session der Kammern biS zum 26. d. MtS. verlängert wird und die Häfen von Tultscha und Küstendsche für Freihäfen erklärt werden. Dresden, 20. November. Die Organe des Liberalismus beschäftigen sich noch immer lebhaft mit der preußifchen evangelischen Ge neralsynode und den Beschlüssen derselben. Mit be sonderer Verbissenheit geschieht dies von der„Magde- burgischen Zeitung". In einer ihrer letzten Num mern veröffentlicht sie einen Leitartikel mit der Ueber- schnst: „Rechtgläubige Verlogenheit". Seine Tendenz ist, die Einigkeit im Geiste, welche auf Grund des gemeinsamen Glaubens die Kirch lichgesinnten in der Landeskirche, speciell in der Generalsynode zu ge meinsamer That verbindet und verbunden hat, für „Verlogenheit" auszugeben. Die Ausführung zeigt, daß die „theologische Lupe", in deren Besitz das als „Glaubensrichter", sowie als „Gewissens- und Her zenskündiger" fungirende liberale Blatt sein will, be reits sehr verschoben und verstaubt sein muß. Die „Neue Preußische Zeitung" schließt ihre Kritik der Auslassungen des Artikelschreiders der „Magde burger Zeitung" mit folgenden Sätzen: „Wenn der Verfasser die Geschichte des Protestantismus untersuchen Austern und sonstigen Raritäten". Ueber die Unvoll kommenheiten damaliger Einrichtungen fehlt es nicht an ebenfo eigenthümlichen, vom Verfasser mitgetheilten Beschwerden; aber auch verbessernde Neuerungen stießen auf Bedenken, welche für die Zeitanfchau- ungen von Jnteresfe sind. So beklagte sich 1675 die Universität zu Wittenberg in ausführlichem Schrei ben über die Errichtung eines dortigen Postamtes; „die armen Kinder" werden das Porto nach dem Ge wicht gar nicht auslösen können, daher sich die Stu- direndcn von Wittenberg fortwenden würden und die Akademie, dieses Kleinod im Lande, veröde. DeS Personales bedurfte es nur wenig; ein Ort, wie Gör litz z. B., hatte einen Postmeister, „so Handlung mit Tuchen treibt und dabei studiret" und zum Biieftragen war ein Junge bestellt; an kleineren Orten, „wo täg lich über 2, 3 oder 4 Briefe nicht sind", besorgten solche die Thorwärter. Doch bezeichnen schon 1683 während de« TürkenkriegeS sächsische Feldposten da« stete Streben nach Fortschritt. Wie aber selbst diese von anderen Postverwaltungen gehemmt wurden, wie dann namentlich die kaiserlich privilegirte Turn- und TaxiS'sche und die kurfürstl. brandenburgische Post durch Concurrenzlinien und andere Erschwerungen die sächsi schen Entwickelungen beeinträchtigten, darüber giebt der Verfasser kulturgeschichtlich wichtige Berichte. Nicht minder über Taxen, Einkünfte und das seit 1712 mit der Post verbundene Zertung«wesen. Rach Schilderung der mst und fest 1815 eingetretenen so wesentlichen Veränderungen schließt mit Ende de» Jahre» 1867 da« an interessantem Materiale durchau» reiche Buch, welche» nicht allein für die Lulturentwickelung Sachsen«, sondern für die Geschichte de» Verkehr» iw Allgemeinen würde, so dürfte er finden, daß «die „Rechtgläubigkeit" die evangelische Kirche zusatnmengehalten und vor völligem Zerfall bewahrt hat. Die Erfahrung würde sich ihm aufdrängen, daß die Beweisung de« Geistes und der Kraft in Werken der Liebe von dieser Rechtgläubigkeit auSgegangen ist. Und er sollte doch wissen, daß ir^it wenige Männer, auf deren Namen unser Volk Wßlz ist, „rechtgläubige" waren und sind, und daß diese „Rechtgläübiakeit" Noth und Tod überwindende Kraft bewiesen M' Die Macht der Thatsachen wird ihm nicht gestatten, jM Phrase länger zu fröhnen, wenn er der Wahrheit» die Ehre geben will." — Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" untersucht die Gründe für den Vorfall deS religiös-sittlichen Lebens in Deutschland Mid sagt: „Abgesehen davon, was die Gesellschaft gesündigt hat, so ist die Gesetzgebung aller modernen Staaten unab lässig darauf gerichtet gewesen, den Zusammenhang zwischen Staat und Kirche auszuheben und Einrich tungen zu schaffen, welche es den Individuen gestatten, außerhalb jeder kirchlichen Beziehung zu bleiben; ja nicht dlos gestatten, sondern ihm zur Pflicht machen, bei den wichtigsten Acten des Lebens sich nur an den Staat zu wenden und unter dessen Autorität zu stellen, ohne gleichzeitig sür die Belebung des Zusammen hanges mit der Kirche der Lässigkeit der großen Menge entsprechende Sorge zu tragen. Die Wirkungen der Gewöhnung, resp Entwöhnung stellen sich allmählich ein, telbst >n den Kreisen, auf welche sich die Nach wirkungen einer auf Spekulation oder Genußsucht be ruhenden Lebensauffassung nicht erstrecken würden. Natürlich weist der politische und kirchliche Liberalis mus diese Erklärung zurück, möchte glauben machen, daß die Landeskirchen mit ihrer Orthodoxie abstoßend, mit ihrem „Fanatismus" erkältend auf das religiöse Bedürfniß wirken, und tröstet sich damit, daß das religiöse Bedürfniß, welches in der Landeskirche keine Befriedigung findet, sich an die Separation wenden werde und daß die separatistischen Vereinigungen die Pflanz- und Pflegestätten eines m voller Innig keit aufblühenden religiösen Lebens werden würden, wie solche- in der Schweiz, m England u. s. w. der Fall ist. Gegen diese Erklärung, welche eigentlich nur eine Selbstbeschwichtigung ist, haben wir Zweierlei einzu wenden. Einmal bestreiten wir, daß die Kirche, je be stimmter sie den Lehrbegriff sormulirt und festhält, um so mehr von sich abstoße. Wir behaupten oas Gegen theil, und zwar ebenso mit Rücksicht auf die Erfahrung, als aus Rücksicht auf die sittlichen Anlagen deS Men schen, welche nur unter Obhut einer strengen Autorität zu der ihnen vorbehaltenen Entwickelung gelangen können. Sodann aber können die Separationen nur dann zu Pflanz- und Pflegestätien einer intensiveren Religiosität werden, wenn sie auf dem Boden der Landeskirche erwachsen; sonst muß man gewärtig sein, daß das religiöse Leben sich in widerliche Carricaturen verzerrt, welche sich selbst nicht immer eines blasphe mischen Charakterzuges erwehren werden. Gerade die Beispiele, welche man anführt: die Herrnhuter u. a. dergleichen Gemeinden, bcweiien unsere Behauptung. Sie entstehen nicht, weil die Kirche etwa der religiösen Anlage überhaupt eine nur unzureichende Befriedigung gewählt, sondern weil sür gewisse, besonders intensive Ge- müihsregungen eine innigere Gemeinschaft verwandter Seelen Bedürfniß wird. Wenn aber das religiöse Bedürf niß überhaupt zerstreut und abgeschwachl wird dadurch, daß durch die Gesetzgebung ohne Gegenwirkung nach der andern Seite hin der Zusammenhang zwischen dem Staat und der Kirche abgelöst oder daß namentlich der Einfluß der kirchlichen Organe auf die Erziehung möglichst zurückgedrängt und dem Prwatermesfen deS Einzelnen anheim gegeben wird, sich nicht blos auf seinen goüt außerkirchlich einzurichten, sondern auch in den Kindern die religiöse Anlage unentwickelt zu lassen — bei solchen Zuständen müßte die Hoffnung auf eine Wiedererweckung und Pflege religiös-sittlichen Lebens mittelst der kirchlichen Separation als völlig haltlos erscheinen. Es wird zwar nicht an Predigern in der Wüste fehlen; aber die Propheten, welche in Nordamerika entstanden sind und sich in skurriler Ver schrobenheit wohl auch bei uns gezeigt haben, beweisen, wie wenig trostreich die Hoffnungen sind, mit welchen der Liberalismus sich mit dem Einwurfe des eigenen Gewissen« abfinden möchte. Die Separationen müssen den Boden der Landeskirche zur Voraussetzung Haden, wenn sie den auf sie gefetzten Hoffnungen entsprechen fallen, sonst werden sie zumeist nur den Spruch des Dichters bewahrheiten: „Wie Emer ist — so ist sein Gott, drum wird auch Gott so oft zum Spott." In Italien ist die seit Langem von den Blättern theils in Aussicht, theils in Abrede gestellte Minister krisis am Vorabende einer neuen Kammersession nun doch zum Ausbruch gekommen. Der Zweck der De mission des gesummten Cabinets ist die Verstärkung und Neubildung desselben aus den Reihen der wie derum vereinigten Linken, und der Ministerpräsident Cairoli hat sich mit seinem Amtsvorgänger Depretis, welchen er bei der Spaltung der Linken ablöste, über das Programm des neu zu bildenden Cabinets geeinigt. Dieses Programm soll drei Punkte umfassen: die Ab schaffung der Mahlsteuer, wogegen der Senat und die Rechte in der Abgeordnetenkammer opponiren, eine Revision des Budgets, über welches sich in der letzten Zeit wesentliche Differenzen zwischen dem Finanzmlni- ster Grimaldi und der Budgetcommission ergeben haben sollen, und die Berathung des Wahlreformprojects, über welches bisher auch die Linke nicht ganz einig war. Durch den Rücktritt des Cabinets sind die in den italienischen Blättern vorliegenden Nachrichten über die latente Ministerkrisis theils bestätigt, theils über holt oder widerlegt. Nach dem „Pungolo" wäre der Bautenmimster Baccarin« dafür gewesen, den Con- flict mit dem Senat, welcher die Aushebung der Mahl steuer abgelehnt, sofort auszunehmen, ohne sich vorher mit Depretis, dem er mißtraue, zu verbinden. Ihm hätte sich Villa, der Minister des Innern, angeschlosfen; Beide hätten im weitern Verlaufe auch dem Minister präsidenten erklärt, da er gar nichts gethan, um den Unterrichtsminister Perez zur Zurücknahme seiner De mission zu bewegen, so müßten sie ebenfalls ihre Ent lassung nehmen, und der Finanzminister Grimaldi wie der Justizminister Vars wären diesem Beispiele aus dem gleichen Grunde gefolgt. Cairoli hätte darüber in einem langen Telegramm an den König nach Monza berichtet, welcher ihm erwidert habe, er werde feine Ankunft in der Hauptstadt beschleunigen. Die Ministerlisten, welche bereits in Umlauf gesetzt werden, sind durchweg als verfrüht anzusehen; feststehend dürfte nur fein, daß das dritte Ministerium Cairoli ein vollständiges Coalitionsministerium der Linken sein wird, mit Cairoli als Präsidenten ohne Portefeuille und Depretis als Minister des Aeußern, während CriSpi sür die Kammerpräsidentschaft in Aussicht ge nommen ist. Die Bedeutung einer derartigen Perso nenverschiebung im italienischen Cabinet ist selbstver ständlich eine rein locale. Lagesgeschichte. Dresden, 20 November. Beide Kammern hielten heute Sitzungen ab. In der Sitzung der Ersten Kam mer, welcher die Staatsmimste: Or. v. Gerber und Frhr. v. Könneritz, sowie die Geh. Räthe Körner und Meusel beiwohnten, wurde zunächst auf den münd lichen Bericht der Finanzdeputation (Referent: Se. königl. Hoheit Prinz Georg) der Gesetzentwurf, die provstorische Forterhebung von Steuern und Abgaben rm Jahre 1880 betreffend, ohne Debatte genehmigt, neue und fehr fchützbare Beiträge veröffentlicht. Zur Veranschaulichung früherer Zustände sind mehrere, zum Theil in Farbendruck ausgeführte Bilder, Costume, Postwagen u. dergl. darstellend, sehr geeignete Bei gaben. —«. Theater. Der „Mannheimer Anzeiger" schreibt: „Die artistische Leitung unsere» HoftheaterS bereitet erne höchst interessante Aufführung des „Fiesco" nach der Schiller'schen Bearbeitung vor, in welcher das Werk zum ersten Male hier am 11. Januar 1784 in Scene ging. DaS im Archiv des hiesigen HoftheaterS befindliche Soufflirbuch de« „FieSco" weist die entschie densten Abweichungen von der gebräuchlichen Cotta'- schen Ausgabe wie der Schwan'scheu vom Jahre 1783 aus. Da- Stück endet nach dem Mannheimer, unzwei felhast von Schiller abgesaßten und mit Correcturen seiner Hand versehenen Soufflirbuche als Schauspiel. FieSco ersticht seine Gemahlin nicht, er wird von Vernna nicht ertränkt. Diese Aenderungen sind nicht plötzlich und willkürlich, sondern nn Lause deS Stückes wohl vorbereitet. Nach der Scene zwischen FieSco und Andrea« Doria, hier Act 4, Scene 14 (im Originale Act 5, Scene 1) ist «n Monolog deS FleSco von entscheidender Wichtigkeit einge- schoben. Der Loftath Or. Werther stützt sich bei Vorbereitung dieser Aufführung auf zwei unwiderleg liche Zeugnisse, daß Schiller diese Bearbeitung, zu welcher er anfang« von Dalberg und Iffland gedrängt wurde, selbst vollkommen billigte. E» ist erstens eine „Erinnerung an da- Publicum", in welcher Schiller den gutartigen AuSgang al« den besseren und höheren bezeichnet (Fiesco schließt: „Steht auf, Genueser, den Monarchen hab ich euch geschenkt — umarmt euren glücklichsten Bürger!"), und zweitens, wenn man etwa glauben wollte, daß er zu dieser „Erinnerung" vor der Aufführung von Dalberg moralisch genöthigt wor den sei, eine gedruckte Anzeige in den Güttingen'schen Blättern, nach welcher er jede Bearbeitung nach dem 1783 gedruckten Buche den deutschen Bühnen untersagt und seine Mannheimer Bearbeitung empfiehlt. ES dürfte jedenfalls von Bedeutung sein, diese Schiller'sche Bearbeitung, welche nur drei Mal zur Aufführung ge langte, weil, wie Schiller an Reinwald schrieb, „repu blikanische Freiheit hier zu Lande (in Mannheim!) ein Schall ohne Bedeutung, ein leerer Name" sei, wieder vorgeführt zu sehen. Das Stück ruhte hier von 1784 bi» 1812. Sicher dürfte sich Herausstellen, daß vom Bühnenstandpunkte aus die Äenderung des stet» un wirksamen mit Gräueln überladenen fünften Acte» de» Originale» au« gutem Grunde von den großen Büh nenkennern Dalberg und Iffland verlangt und von Schiller gebilligt wurde." — Wir fügen dirter Nachricht, ohne in deren Schlußworte unbedingt emstimmen zu wollen, den Hinweis hinzu, daß kürzlich an dieser Stelle in der Kritik über unsere FieScomscenirung jene „Erinnerung (Schiller'») an das Publicum" mitgetheüt wurde Jedenfalls liegt nur Mannheim ein solcher Theaterversuck nahe. * Da» 11. Heft von Petermann'» geogra phischen Mittheilungen (Gotha,Verlag vonJustu« Perthe») dnngt erklärende Worte zu der trefflichen geologttchen UedersichlSkarte von Indien, nach Medlicott und Blansord. Dann folgt der Schluß der Reffen in Crntralasien, von Or. A. Regel (1. nach Schlcho,
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