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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.10.1891
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1891-10-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18911019013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1891101901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1891101901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-10
- Tag1891-10-19
- Monat1891-10
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Legan für Pülitik, LocalgGichte, Handels- und Montag den 19. Oetvber 189 l. InsertionspreiS Morgen-Ausgabe: die 6gespaltene Petit» ,eilc20-^, Recl amen unter dein Uicdactivns» lrich (4 gespalten) liO-ij,, vor den Kamilien- »achrichten (ügeivallen) 40/»^. Abead-Ausgabe: die tigespaltenc Petitzeile 40^ Reklamen unter dem Redactivnsstrich <4 gespalten) 1 >l, Famtlininachrlchien und Auzeigen verlorener Gegenstände svgespalten) 20 Größere Echristen laut unserem Preis» vcrzeichnib. Tabellarischer und Ziffern)atz nach höherem Tarif. PNra-veilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, obne Poftbesördenrng 60.—, mit Postbesvrderung 70.—. Äunaifmeschluß für Inserate: Abend-Ausgabe: Vormittags 10 Ulir. Morge n - Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Sonn- und Festtags srüh 0 Uhr. Lei den Filialen und Annahmestelle» je eins halbe Stuud» früher. Jttseratr sind stets au dt» 8rpe>ttt<n zu richten. 85. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Donk. Nachdem Herr Konsul N'itter :c., hier aus Anlas; seines am 5. November d. I. in Aussicht stehenden fünfzigjährigen Jubiläums als Leipziger Bürger uns ein Capital von zwarizigtlittsend Mark und einen weiteren Betrag von sechshundert Mark mit der Bestimmung schcnkuugsweise überwiesen hat. das; die Zinsen dieses Capitals alljährlich am 5. November gleichmäßig an zehn Beamte der hiesigen Tchnlrmannfchaft, welche sich durch pflichteifrige und sonst lobenswertste Thütigkeit besonders anogezeichnet haben, als Ciratificativn vertheilt, und daß die mitüberreichtcn <>o«) schon in diesem Jahre zu gleichem Zwecke verwendet werden sollen, bringen wir diese Betätigung wahrhaft hochherzigen und edlen Bürgersinns mit dem Ausdruck tiefempfundenen Tankes für den verehrten Herrn Lchenkgeber hiermit zur öffent lichen Kenntniß. Leipzig, am 16. October 1891. Der Rath und da» Lolizeiaint -er Stadt Leipzig. vr. Georgi. Bretschneider. Leklumliliachllllg. Mit Zustimmung der Herren StaStverorViicten liabc» wir beschlossen, »ach Mas;gal>e des Plaues I. Ii. V. >». 4>47 w. >o. !»U54 die Fluchtlinie» für diejenigen Ttraffrn nnd Plätze i» den Stavttlzrlle» Lcipzig-lKoylis und Leipzig- vutritzsch sestzustrUrn, welche ans diesem Plane innerhalb der mit blauer Tusche ansgctragenrn Umgrenzung mit brauner Tusche ausgesnllt sind. Dieser Bebauungsplan liegt in unserer Tirsbanvcr- waltung (Nathhaus, Zimmer Nr. 10, II. Ltock), vier Wochen vom Abläufe des Tages »ach der Ausgabe der die erste Einrückung dieser Bekanntmachung enthaltende» Amto- blättrr a» gerechnet, zu jedermanns Einsicht ans. Widersprüche gegen Sen Plan find innerhalb dieser Frist bet deren Verlust schriftlich bei »nS aiiznbringcn. Leipzig, den Io. Oktober 1»9I. Io. Ter Rath der Stadt Leipzig. I5ü4. Ile. HIeorgu Ltkaimtmachung. Wegen Umänderung der Wasscrleitungsanlagen wird die Hohr straffe in ihrer Ausdehnung vo» der Elisenslraße bis zur Bäuerischen Straße auf die Dauer dieser Arbeiten sür den durchgehenden Fährverkehr gesperrt. Leipzig, am 17. Oktober 1891. Ter Natü der Stadt Leipzig. IX. 12169. Ilr. Georgi. Leistner. Lekillilltinlichilllg. Die Klempner- und Tachdeckerarbritc» (Falzziegeldach) zu einem Schulanbau und einem Tiirnhalleniicubau der 15. Bezirks schule in Leipzig-TcUerhausrn solle» in öffentlicher Ausschreibung vergeben werden. Kostenanschlags-Formulare und Bedingungen zu vorbezeichnetcn Arbeile» können bei unserer HochbawBcrwall»»g, Ralhhans, 2. Obergeschoß, Zimmer Nr. 5, gegen Bezahlung von >e 50 Z entnommen werden und sind bis z»m 26. ds. Mts., Nach mittags 5 Uhr, in verschlossenem Couvert ebendaselbst init der Aufschrift „Klempner- bcz. Tachdrckrrarbcitc» Schule Lripzig-Lcltcrhauskn" abzugcben. Jede Entschließung über Vergebung der Arbeiten behalten wir uns vor. Leipzig, den 18. Oktober 1891. Ter Rath der Stadt Leipzig. Id 4778. vr. Georgi. Lohse. Leipzig, 19. Oktober. * Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin sind mittelst Sonderzugcs Sonnabend 8 Uhr 27 Min. ans der Wildparkstation wieder cingelrosfen und haben sich zu Wagen nach Lein Neuen Palais begeben. * Im Bundesratb wird jetzt demnächst die Redempto risten frage zur Entscheidung kommen müssen. Eine Sitzung des Instizausschusseö, der sich mit dem bayerischen Antrag, betreffend die Nichlerstreckung des Zesuitengesetzcs auf diesen Orden, zu beschäftige» haben wird, ist zwar bis jetzt noch nicht angesetzt, indessen liegt der Antrag schon so lange vor, das; seine Erledigung nicht mehr lange auf sich warten lassen kann. Zn welcher Richtung sic erfolgen wird, ist noch ganz unsicher. * Immer näher rückt der Termin heran, von welchem an die Ansprüche auf Invalidenrente erhoben werden können. Nach dem Gesetze ist die Geltendmachung dieser Ansprüche während der Ucbergangszcit, d. b. während 5X47 Wochen, nach dem I. Januar l89l von der Voraussetzung abhängig, das; mindestens für die Dauer eines BcitragSjahrcS öder 47 Wockc» auf Grund der BcrsichcrungSpflicht die gesetzlichen Beiträge entrichtet worden sind. Es Ware., nun Zweifel darüber ausgesticgcii, ob aus die hiernach erforder liche Zeit eines BeilragSjahrcS auch Krankheiten und Zeiten militairischcr Dienstleistungen anzurcchnen seien, wie es im Allgemeinen im Gesetze vorgeschriebcn ist. Diese Zweifel sind durch eine Entscheidung des ReichSvcrsicherungS amlcS beseitigt, in welcher das Amt die strittige Frage bejaht bat. Personen also, welche nachdem sie nicht jediglich vor übergehend in ein die BcrsichcrungSpflicht begründendes Arbeils- ovcr Dienstverbältniß cingclrctcn waren, wegen bescheinigter, mit Erwerbsunfähigkeit verbundener Arbeit sür die Tauer von sieben oder mckr auf einander folgenden Tagen verhin dert gewesen sind, dieses Berhältniß sortzusetzcn oder bebusS Erfüllung der Wehrpflicht zum Heere oder zur Marine ein- gezogcn gewesen sind, werden diese Zeilen als Bcilragszeitcn auch auf da« erste BettragSjahr m Anrechnung gebracht Weid«. * Die „Nationalliberale Eorrespondenz" schreibt: „Die Frage der Bctbciligung deutscher Abgeordneter an der pariamcntarischen Fricdenseonfcrenz in Nom bat durch den Rücktritt des Herrn Bonghi von seinem Amt als Präsident des vorbereitenden EomitöS eine neue Wendung genommen. Unsere politischen Freunde und auch viele Männer auö anderen Parteien biclien die Belbeilignng deutscher Ab geordneter an der Eonferenr nach einer so schweren Ver letzung unseres nationalen Empfindens, wie sie in den Kundgebungen des provisorischen und, wie man annehmen mußte, voraussichtlich auch definitiven Leiters der ganzen Ver anstaltung enthalten war, nicht mehr sür möglich; sie glaubten eine ernste Sühne und Genngtlniung verlangen zu müssen, bevor sie sich entschließen könnten, an einer Versammlung tbeilziinehincn, die durch die beleidigenden Bemerkungen des an der Spitze stehenden Mannes unter den übelsten Aus sichten zu beginnen »nd keinerlei Bürgschaften zu bieten schien, baß die Eonserenz sich von Ausschreitungen fcrn- halten werde, die unsere patriotischen Empfindungen verletzen müßten. Diese Sühne und Geiingtbnung ist jetzt durch den Rücktritt deö Herr» Bonghi vom Präsidium dcö vorbcrei tenden Eomitös, wobei wir de» künftigen Ausschluß vom Präsidium der Eonserenz für selbstverständlich Hallen, in genügender Weise gegeben und die Angelegenheit stellt für uns wieder so, wie sie vor den Bonglii'sche» Extravaganzen gestanden. Wenn unsere politischen Freunde sich auch von Anfang an wenig praktischen Erfolg von der ganzen Veran staltung versprechen konnten, so glaubten viele derselben doch, man solle die Gelegenheit nicht vorübcrgehen lassen, persön liche Beziehungen zu Staatsmännern anderer Rationen an- zuttiüpsen, aus denen doch die Milderung manches VorurtbeilS »nd mancher nützliche GedankcnanStansch bcrvorgehcn kann. Wir glauben, daß nach der neuesten Wendung der Dinge in den Kreisen unserer Parteigenosse» überwiegend aner kannt werden wird, daß ein Hinderniß für die Be- tbciligung an der Eonserenz jetzt nicht mehr vorliegt. Wie zahlreich diese Betliciligmig auSfallcii und wer von den natieiiallibcralen Abgeorknclcn sich zu der Reise entschließen wird, bängt natürlich ganz von persönlichen und äußerlichen Umständen ab. Es werden darüber alsbald Verhandlungen mit unseren parlamentarische» Parteigenossen stattsinden. Wenn man auf dentschsrcisinniger Seite glaubt, die Haltung der Nationalliberalen in dieser Frage dakin kennzeichnen zu sollen, daß sic sich jetzt der Auffassung der Herren Rickert und Bartb angeschlosscn hätten, so müssen wir dock, aus den wesentlichen Unterschied Hinweisen, der in dem Entschluß der Theilnalnne vor jeder Genuglbuung sür die Kränkung unserer nationalen Empfindungen und in der Tbeilnahme nach einer solchen liegt." Wir können unS von der Bclbeiligung deutscher Abgeordneten an dem „internationalen Friedens- congreß" auch nach dem Rücktritt des Herr» Bonghi keinen Nutzen versprechen und könnten cs nur bedauern, wenn nationalliberalc Abgeordnete daran Tbcil nehmen würden. * Welche Unsumme von politischer Einsichtslosigkeit noch immer in der äußersten Ecke der conservalivcn Partei an- gesammelt ist, beweist wieder einmal schlagend die Tbatsache, daß die „Kreuzzeitung" de» sächsischen Wahlerfolg der Socialdcmokratic nicht etwa zum Anlaß nimmt, den staatSerhaltcnten Parteien ein einträchtiges Zusammenwirken unter Zurückdrängung untergeordneter McinnngSvcrschicden- bciten zu empsclilen, sondern vielmehr umgekehrt zur Ver hetzung der Ordnungsparteien aussorkert. Tie Moral der sächsischen Wahlen lautet für die „Kreuzzeitnng" also: Ter NationallilieraliomuS gilt in weilen »ireisen noch immer sür : eine im Wesentlichen smatcrhalleiide Rlchriliig, was, grundsätzlich genommen, doch »iir sehr ein» x-euno «uh* zu versiehe» ist. Daher die Unterstützung, die den natioiialliberalen Candidalen von conser- vativer Sette zu Theil geworden ist und die ihnen unter den Ber- hällniffen der Gegenwart >a auch nicht wohl versagt werden könnte; die Führer müssen mit dem Staude der Crlenntniß bei den Ge- sühricn rechne», sie dürieu natürliche Sinsen der Entwickelung nicht üliersvringen, als ob dieselben nicht Vorhände» wären. Wohl aber müssen sie der Ueberzeuguiig immer inekr Eingang zu vcrjchassen suchen, daß nur wahrhaft conservative Denkweise einen dauernde» sichern Wall gegen die Uebersluthnnq Lurch die Socialdcmokratie bietet, daß da» Zusammengehen mit Parteien, die sich nicht innerlich zu Gott und dem Könige bekenne», doch »nr einen mechaniichc» Schutz gewährt, ans de» als solchen im höchsten Sinne kein Verlaß isl, noch auch ;emals sein wird. * Als Eanvibat sür den erzbischöflichen Stuhl in Posen wird jetzt der frühere DivisivnSpfarrcr Propst Sa- wicki genannt. * In den Berichten über den Erfurter Parteitag der Socia ldcmokraten traten einige benierkenSweribe Er scheinungen bereits in demjenigen Stadium hervor, in welchem e« sich noch keineswegs um principielle Entscheidungen handelte, wie solche die Verhandlung über das neue Parteiprogramm er fordern wird, sondern mir die schinntzige Wäsche dcö Streites zwischen den „Jungen" und den „Allen" besorgt wurde. Der NcichSlagSabgeortnetc Auer berichtet NaineuS des Partei- vorslandcS »der dessen Thäligkeit. Dabei räumt er, und zwar zwei Mal, ausdrücklich ein, daß das Svcialislengesctz dennoch wirksam gewesen sei, obwohl eS zu den seit Jahren von sccialdemotralischer und temokralischer Seile vorgebrackilen Axiomen gekört hat, die Wirksamkeit dieser Maßregel, d. b. ihre Zweckcrsüllnng zu bestreiten. Angesichts dieses Umstandes verlohnt cS sich wobt, das Zcngniß des in der Eigenschaft eines Beauftragte» deö svcialkcmolratischen Parteivorstandes anflrclcndcii Herrn Auer fcstzunagelii. Er spricht davon — wir oilircn ausschließlich nach dem Bericht des parleioffieiellen „Vorwärts" —, daß die „Eadrcs der socialteinokralischeii Arincccorps" in bester Ordnung seien, und nennt das „eine wesentliche Leistung, die seit dem Socialistcngcsctz, dessen hauptsächlichste Aufgabe die Zerstörung der Organisation war, in II Monaten fertig gebracht wurde". Das Socialistengesctz batte also, so bezeugt Herr Auer, die socialdemokralische Organisation zerstört, mindestens gestört, nnd erst seil dem Anfhörcn der Geltung desselben — seit l l Monaten — hat man die „EadrcS der socialdemokratischcn Armeecorps" wieder in „beste Ordnung" zu bringen vermocht. * In einer Rede über die Taktik der socialdemo kratischcn Partei auf de», Erfurter Parteitag Kat Herr Bebel n. A. auch die Aeußerung gclhan, die politischen Gegner dürften bei de» Wahlen nicht mehr unterstützt, cS müßten überall eigene Eantidalcn ausgestellt werde». Es wäre sür die Zusammensetzung unserer parlamentarischen ttörperschaflen, insbesondere dcö Reichstags, von höchster Wichtigkeit, wenn der Entschluß, andere Parteien fernerhin bei den Wahlen nicht zu unterstützen, wirklich zur Ausführung tämc. Tie Teiitschfreisinnigcn, auch das Ecntrnm, deren Eanditaten sich bei Stichwahlen so oft der socialdemolratiscken stimmen zu erfreuen haben, würden den Verlust dieser Unterstützung schmerzlich empfinden; die Nationalliberalcn und Eonscrvativcn dagegen hätten bei strenger Ncntralitäk der Socialdemokraten in den S Ichwahlen schon manches Maiidat gewönne». Leider können wir den Worten des Herrn Bebel nicht den geringsten praktischen Wertb beilegen. Die Neutralität der Socialdcinokratie in den Wahlkämpfen zwischen den bürgerliche»Parteien ist schon oft und feierlich verkündigt, aber nie beobachtet worben. Stets bat sich in Stichwahlen, bei denen die Eonservaliven oder National- liberalen bctheiligt waren, die socialdcmokralisch-freisiittlig- ullramonlane BundeSgcnossenschast ziisainiiicngcfnntcn, mögen die Socialdemolralcii auch huudcrluial Neutralität be schlossen haben. * Aus Jena wird uns vom 17. Lctobcr gemeldet: Die Franzosen haben in ihrer thörichtcn Sucht, überall Spione zii sehe», wieder einmal einen unsinnigen Streich verübt. Sie haben nämlich de» Hausarzt der Großherzog- lichcu Landcöirrcnbcilanstalt in Jena, Privatdocentcn an der Universität Iir. Ziehen, welcher ans einer Ferienreise in Eorsika begriffen ist, als vermeintlichen „Spion" fcstgehaltc». Ans ein gestern Abend hier ein eingcgangcnes Telegramm, durch welches Dr. Ziehen seine Verhaftung meldet, ist sofort eine Depesche an den Präsectcn von Bastia abgeschickt worden, »in denselben über die Persönlichkeit des Verhafteten aufzu- Ilärcn und dessen Freilassung zu bewirken. * Das bayerische Justizministerium verlangt, wie man unö auS München schreibt, vom Landtage wiederum einen Ercdit von 2500Mart als Entschädigung sür unschul dig erlittene Hast, und eS ist deshalb diese Summe in den Etat von 189? 93 eingestellt worden. Zum ersten Male i» der laufenden Kinanzpcriode ist für den Etat von 1890 9 l der Betrag von 2500 Mark auf Verlangen des Justiz ministeriums für diesen Zweck bewilligt worden; doch i)l nicht bekannt, wie viel von dieser Summe verausgabt worden ist. * AuS Wien wird vom 17. October gemeldet: Der rumänische Gesandte beim Deutschen Reiche Georg Ghika ist heute nach Berlin abgereist. * Der fünfzigste Geburtstag des Abg. Plener gab dessen Parteifreunden Gelegenheit zu großartigen Hul digungen. Es fand ein Bankett statt, bei welchem der Ab geordnete Ehlnmecky in einer mit lebhaftem Beifall auf- gcnomnicnen Rede die Verdienste Plener's entwickelte. Nach weiteren zahlreichen Trinksprüchen anderer Nedner ergriff Plener selbst das Wort zu einem Toast auf das Wohl der Partei, deren Fortschritte er hcrvorhob. Seine Rede wurde mit jubelnden BcifallSäußcrungcii ausgenommen. * Aus siebcnbürgisch - rumänischen Quellen verlautet, zwischen den Rumänen Siebenbürgens und der unga rischen Regierung stehe ein Ausgleich bevor; die Ru mänen werken ih.'c Nückhaltung aufgebcn und in den unga rische» Reichstag cintrelen. Sie erhalten die Begünstigung, daß in jenen Bezirken, wo die Ruiiiäiien die Mehrheit bilden, sie nationale Abgeordnete wäblcn, wodurch etwa 20 rumänische Abgeordnete gewählt würden. Wo die Rumänen in der Minderheit sind, sollen diese sür den Regicrungscandidaten stimme». Es sollen zwei rumänische Obergespane ernannt, ein rilmäiiischcs Obergnmnasiiiin in Arad errichtet nnd bei der Durchführung des Nationalitälengesetzes mehr Milde wie bisher angewendel werden. * DaS Eircular deS französischen Eultusministers, betreffend die Einstellung der Pilgerfahrten nach Rom, haben auch die Bischöfe von VanneS und EontanceS mit Prolcstschreibcii beantwortet. Ter Eardinal Foulon in Rom bat dem Eardinal Langönieux zu seinem Briefe an den CultuSministcr beglückwünscht. * Nach einer Meldung a»S Paris sind der französischen Negierung Mittbcilungen über die Begegnung Marchese di Rudlni'S mit Herrn von GierS zugekoiiiinc», welche es als ausgeschlossen bezeichnen, daß sich von dieser Begeg nung irgendwelche Veränderungen der politischen Eonstellation datircn könnlcn. Der Zweck dieser Miltbeiluiigen war, eincr- sc:lS z» verhüten, daß man sich sranzösischerscits irgend welchen Illusionen bezüglich der Folgen der Mailänder Entrevue hin- gebe, und andererseits dem Verdachte vorzubcugen, als wäre eine russische Annäherung an den Dreibund auf Kosten französischer Interessen beabsichtigt gewesen, ein Verdacht, der in manchen Köpfen ausgcsticgen zu iciu scheint. * Anläßlich der jüngsten Vorgänge in Nom hat König Humbcrt, wie man sich erinnert, von dem dortigen Bürger mcister NamcnS der hauptstädtischen Bevölkerung ein Hiiltigungs Telegramm erhalten, das er augenblicklich er widerte. Tie Antwort wurde aber aus Gründen der Staats- raison nicht publicirt, sondern vom Ministerium zur Modi- sicirnlig wieder nach Monza zurückgcschickt. Am Abende daraus wurde das bekannte, ziemlich nichtssagende modificirle Telegramm veröffentlicht. Dem „Berliner Tageblatt" wird nun rer folgende, angeblich authentische Wortlaut beS könig licke» Telegramms mitgctbeilt: „Gerührt als Sohn, stolz als Italiener, schließe ich mich mit ganzem Herzen dem großen »nd edlen Protest des römischen Volkes, meines Volkes, an. Rathen Sie aber jetzt den Römern, zurückzukehren, denn Rübe ist die Sache dcö Starken. Umberto." * Wie der „Economisla d'Italia" erfährt, wird der Ministerpräsident di Ru di ui in der Rede, welche derselbe am 8. November in Mailand zu ballen beabsichtigt, sich hauptsächlich mit der wirthschafllichcn und finanziellen Lage Italiens beschäftigen. An die Zusagen anknüpfend, welche das Eabinet bei seinem Amtsantritt in ber Kam mer gemacht hat, werde der Minister feststellen, daß diese Zusagen volle Erfüllung erfahren hätten. Deö Weiteren werde Rudini die durchgeführtcn Ersparungen eingehend analysircn, daS abgeschlossene und die künftigen Budgets einer Prüfung unterziehen und die Absichten der Negierung darlcgen, durch deren Ausführung das bereits er reichte Gleichgewicht sichcrgcstcllt und den Budgets eine größere Elasticität verliehen werden solle. In Anknüpfung an die HandelsverlragSverhandlungen mit Deutschland, Oester reich Ungarn und der Schweiz werde der Minister eine Dar legung der Zollpolitik der Regierung geben. * Die „Agcnzia Stefani" veröffentlicht eine Mittheilung, in welcher die Blattermeldung, daß der Dreibundsvertrag dem russischen Minister deS Auswärtigen, v. GierS, in seiner Unterredung mit Rudini mitgclheilt worden sei, als gänzlich unbegründet erklärt wird. * Tie Londoner „St. James' Gazette" will Grund zu der Annahme besitzen, baß die Anwesenheit der russischen Truppen in den Pamirländern binnen kurzer Zeit zu einer gründlichen diplomatischen Auseinandersetzung zwischen Groß britannicn und Rußland führen werde. Man wisse jetzt, daß russische Truppen die Grenzen des afghanischen und des chinesischen Gebiets überschritten hätten, nnd cS sei nicht uiiwahrscheiiilich, daß England und Cbina gegenüber diesem russischen Vorstoß gemeinsame Sacke machen würden. Von anderer Seite verlautet wicdennu, cs seien zur Zeit weder in London noch in Kalkutta endgiltige Beschlüsse gefaßt und ständen dergleichen auch keinesfalls eher zu erwarten, als biö Capitain Bvuiighuöband, der von den Russen bekanntlich ohne viel Federlesens aus den Pamirländern ausgewiesen worden, zurückgckehrt und seinen Bericht erstattet haben würde. Letztere Version hat offenbar die größere Wahrscheinlichkeit sür fick, auch vom Standpiincte rein sachjichcr Erwägung aus. Wenn die Pamir-Affaire wirklich den ernsten Hintergrund hat, den sachkundige englische Autoritäten und die Auffassung der englischen Presse ihr übereinstimmend zucrkennen, so erscheint cö um so dringender geboten, nur aus vollster Kenntniß des Thatbestandes und nach sorgsamster Prüfung aller Möglich leiten in eine diplomatische Action einzutreten, deren Verlauf keineswegs sicher ist und ebensowohl Fcbl- schläge wie Erfolge zeitigen kann. Wie wenig die publi- cistischen Ankündiger und Befürworter einer diplomatischen Reclamation wegen des Pamirzwischcnsallö mit sich selber wegen der Einzelheiten des etwaigen rn»«Iu8 prooc-ckenli im Reinen sind, laßt schon ihre Hcreinzicbu >q Elünas in die Sache erkennen, gleich als ob die Pekinger Regierung, welche von viel näher liegenden Sorgen geplagt, und vornehmlich von dem englischen Vertreter in Schach gehalten wird, wäh rend Rußland sich eifriast um die Gunst Chinas bemüht, nichts Eiligeres zu tlum hätte, als den Engländern die Hälfte ihrer mittelasiatischen Beklemmungen abzu nehmen. Wenn, um die Pamir-Affaire in diploma tischen Fluß zu bringen, erst China hcrangezogen werden muß, dürfte de» Russen die Rccktswoblthat der Verjährung in ausgiebigstem Maße zu Gute kommen. Uebcrhaupt werden vollzogene Thatsachen durch nachträgliche diplomatische Manöver nicht wieder auS der Wett geschafft; besser ist eS jedenfalls, man stellt ihnen ähnliche Thatsachen entgegen, oder, falls dies Verfahren unprattikabel erscheinen sollte, man findet sich mit ihnen ab, wie man es schon mit so manchen vorangegangenen gethan hat. * Tie etwas unerwartete Taktik ber Parnelliten hat der Partei Gladstone einen fetten Strich durch die Rechnung gemacht. Man batte allerseits geglaubt, daß sich die beiden ,rractioncn am Grabe Parnell'S versöbncir würde», wäre cS auch nur, um sich in den Pariser Fonds im Betrage von nahezu 40 000 Lstrl. tbeilen zu können. So, wie die Dinge stehen, weigert sich das Bankhaus, die von Parncll und Me. Eurthy deponirte Summe heranözugcbcii, solange sich die Parteien nickl darüber einigen oder bis eine Partei den Beweis führen kann, daß die Gelder den Intentionen der Zeichner in Amerika gemäß Verwendung finden werden. Wahrscheinlich bezwecken die Parnelliten, durch ihre sittlich entrüstete Haltung ihren Landsleuten in Amerika zu imponiren und letztere zu veranlassen, in Zukunft nur ihnen, den Parnelliten, als unversöhnlichen Gegner Englands, die Dollars zu stiften. DaS Salisbury-Cabincl ist infolge dieser fortgesetzten Spaltung der feindlichen Mächte erheblich gestärkt worden und die Sache Gladstone'S hat einen empfind lichen Schlag erhallen. * ES war vorauszuseben, daß die unionistiscken Blätter Englands die Wahl Balsour's zum Leiter des Unter hauses mit Gcnugtbuuiig begrüßen würden. Denn Baliour ist ein eben so großer Gegner des Homerulc in allen seinen Spielarten, als ein tbatlrafliger Borkämpfcr der unionistischen Politik. Auch die liberalen Blätter äußern sich vorläufig höflich und zurückhaltend. Da die Neuwahlen zum Parla ment nicht mehr fern sind, so wird in der Thal von der
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