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Frankenberger Nachrichtsblatt und Bezirksanzeiger : 09.10.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-10-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786996049-186910090
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786996049-18691009
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786996049-18691009
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFrankenberger Nachrichtsblatt und Bezirksanzeiger
- Jahr1869
- Monat1869-10
- Tag1869-10-09
- Monat1869-10
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120. Sonnabend, den 8. Oktober. . 188». Fmilkentiergec Nachnchtsblatt , und Bezirksanzeiger. Amtsblatt des König!. Gerichtsamtes und des Stadtrathes zu Frankenberg. " > . . ^,.1, , > —— Erscheint Wöchentlich drei Mal. Vierteljährlich 10 Ngr. — Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Post-Expeditionen. Bekanntmachung. Gesetzlicher Bestimmung zufolge ist für die Gemeinde GunnerSdorf die Urliste zur Wahl von Geschwornen einer Revision unterworfm worden, und liegt dieselbe von heule an 14 Tage lang zu Jedermanns Einsicht bei Unterzeichnetem aus. Einsprüche gegen dieselbe sind innerhalb dieser Frist bei Unterzeichnetem anzubrtngen, sowie Diejenigen, welche nach 8 5 deS GeseheR von dem Geschwornenamte befreit zu sein wünschen, ihre Gesuche in dieser Frist schriftlich anher einzureichen haben. GunnerSdorf, den 8. October 1869. Rerge, Gem.-Borst. kvIiUUNtMUvKMß. Die in Gemäßheit 8 9 und 10 deS Gesetzes vom 14. September 1868 revidirte Liste über diejenigen OrtSeinwohner, welche zu dem Amts eines Geschwornen befähigt sind, liegt bei dem unterzeichneten Gemeindevorstande in der Zeit vom 11. bis 25. Oktober dieses JahreS zu Jed«» mannS Einsicht öffentlich aus, waS mit dem Bemerken andurch öffentlich bekannt gemacht wird, daß Diejenigen, welche nach 8 5 obigen Gesetzes von dem Geschwornenamte befreit zu werden wünschen, ihre Gesuche bei deren Verlust in der angegebenen Frist schriftlich bei dem unterzeichnete» Gemeindevorstande einzureichcn haben. Sachsenburg, am 8. Oktober 1869. Joh. Chr. Trinks, Gem.-Vorst. Die Randschrist eines Königs. Historische Novelle von M. Ant. Mendorf. (F o r t s e tz u ii g.) Indessen mglte sich bereits auf allen Gesich tern der Zug der Verlegenheit und deS Schreckens, denn deS Königs Antipathie gegen alle Schau stellungen war bekannt. Constanze, die, wie eine gute Schauspielerin, das Publikum stets im Auge halte, sah die Bewegung desselben und entdeckte bald dahinter die dunkle Figur dcSKo nigS, dessen Auge wie brennend nach ihr zu blicken schien. Ein „Ach!" entschlüpfte ihren Lippen und ohnmächtig fiel sie ihrem MarS in die Arme. Ein „Achl" war zufällig das Stich- wort, wiewohl die Rolle weil Anderes vorge- schrieben, denn MarS hätte noch alle seine wie pergefundenm Waffen freiwillig, der Erhörung willen, in den Acheson werfen müssen. Deshalb tanzte daS Chor der Grazien und der AmourS wieder in acht Payren hervor; sie wußten noch nicht von der Nähe des Königs, während nach Vorschrift unter dem Tanz die Hauptträger Wilhelmine und Apollo, Daphpis und Neptun Hand in Hand vorfl Stellung nahmen. Nur NenuS und MarS, die hinter der Bühne ver schwunden , erschienen nicht, wie nothwenbig sie auch zumSchlußsertest und Finale gewesen wären. Da schritt mit den schweren Reiterstiefeln und Sporengeklirr der König durch den Mittelgang daher bis dicht vor die Bühne. Sein Blick wirkte so jäh und erschreckend, daß mit einem Schrei des Erstaunens Prinzeß Wilhelmine nebst allen Mimen und Tanzenden entfloh. Nur der taube, eifrige Musiker Stricker ließ sich nicht stören, er schlug seinen Tact weiter, bis er ei nen energischen Druck auf seiner Schulter fühlte, da der König mit seinem Krückstock über die Karriere langte und mit diesem Zeichen ihm seine Anwesenheit bemerklich machte. Der taube Mann Wandte sich zornig um, — aber redendes Er- starren lag in seinen Augen, als er den strengen Herrn erkannte. Er ließ den Taetstab sinken, während dje Musik wie mit einem unarticultr- ten Schrei mitten im unausgelösten Akkorde ab- brach. Hierauf wandte sich der König zur Königin: „Ich bin verwundert, Madame, Sie im Co- mödienspiel zu treffen. Ich hatte davon gehört, allein das übertrifft meine Erwartung!" „Mögen Sie gehört haben, waS Sie wollen," entgegnete die Königin voll Ruhe und Hoheit, „Sie sehen, daS Slück ist berent, und — wie ich mir Unterhaltung, suche, wenn Sie verreist find, daS denk' ich, ist meine Sache! . . ." „Ich weiß, ich weiß," nickte langsam der König, „Sie haben immer Ihren Willen für sich, allein Sie kennen doch wenigstens meine Gesinnung wegen Seide und Flor, wegen Tou- p«S und französischer Haarfrisuren, daS muß mich befremden, wenn ich mich in diesem Saale umsehe. . ." „Sie hätten mir Ihre Ankunft anmelden sollen, so würden Sie nichts von alle dem gesehen ha ben, bann wäre erst Zeit gewesen, in der be- liebten inländischen Wollen-Serge zu brilliren." „Sie kennen aber mein striktes Verbot alles Tragens von Seide und ausländischem Kram; waS soll das Volk denken, wenn der Hof selbst den Uebertreter spielt?" „Geben Lie nicht so unnatürliche Befehle, Majestät!" „Hm! ich verstehe, Sie wissen besser, waS zum Wohle meines Landes gereicht, als ich — das ist eine alte Geschichte, die wir ruhen lassen wollen . . . ." Darauf wandte er sich und fragte: „Wo sind die Offiziere vom Corpö der GenSd'armerie? " Die Drei erschienen nicht, sie zogen sich um, und die Verwandlung ging nicht so schnell vom edlen Griechenthum in die knappe Leutnants uniform eines preußischen KriegerS. Unterdessen fragte der Monarch weiter: „Wo ist der Fritz? Er ist hier, ich weiß es." Da kam Wilhelmine, bereits wieder in die graue Serge gehüllt, an der Hand beS Kron prinzen daher. Dieser war klug genug gewesen, sich nicht heimlich zu entfernen, denn er ahnte wohl, baß er von Spionen umgeben sei, und daß am Ende gar der König ihm absichtlich ge. folgt war. Die Prinzessin wollte ihrem Vater zum Gruß die Hand küssen, allein er erhob diese abwehrend und ries zuerst zum Prinzen gewendet: „Ost, darum also war die Sauhatz in der Seydschener Haide so langweilig, weil wir den französische» Pomp am Hof der Königin in der Nase hat^ ten! . . ." Der Kronprinz schwieg, er befand sich bereitst in jenem bedenklichen Stadium deS Zwistes wist seinem Vater, daß er nicht mehr antwortete^ waS diesen stets um so mehr reizte. „Ha!" fuhr der König fort, „könnt ja beide zum starken Mann, unter EggenbergS Bande gehen; und Du, Wilhelmine, machst ja Deine Tournüren als Comöbianlin prächtig — iH merkt' es wohl; habt diese Kunst immer scho» mir gegenüber practicirt, trotzdem Ihr wißt, wie sehr ich ein Feind alles ComöbienspielcS bin."' Da kamen die drei Offiziere in ihrer Uniform daher, mit bleichen Sünberminen und niederge» schlagenen Blicken. „Oberst Pannewitz," fragte er diesen, „wie konnten Sie diesen Leuten Erlaubniß zu solchen AllotriiS geben?" „Ihre Majestät die Königin hatte befohlen!" vertheidigte sich der Oberst. „Ja, und die HoffräuleinS der Prinzessinnen hatten gewünscht! Glaube wohl, daS schmeckt den zierlichen Leutnants besser als Gamaschen» dienst und Nachtwache. Er, Leutnant Katte, ist mir längst zu windig, werd's Seinem Vater nach Königsberg schreiben, und Er, Spaen, ist nicht besser, Beide acht Tage schweren Arrest: zum Besinnen. Und Er, Rädel, mißfällt mir vornehmlich, denn Er schien mir sonst gar solide und arteint, deshalb soll Er vierzehn Tage i« Arrest nachdenken!" Damit wandte er sich, stieg in seinen Wage», und fuhr davon, indem er die frohe Gesellschaft gestört und zerstäubt zurückließ. Die Königin erhob sich und sagte kalt und gemessen: „Unser Fest ist zu Ende; ich entlasst Sie, wie Seine Majestät befohlen hat;" worauf sie sich von ihrem Sohn und Wilhelmine beglei» tet, in ihre Gemächer zurückzog. (Fortsetzung folgt.)
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