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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.07.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-07-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188107256
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18810725
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18810725
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1881
- Monat1881-07
- Tag1881-07-25
- Monat1881-07
- Jahr1881
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.07.1881
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Grscheiut täglich ftüh -V. Uhr. Uetaktio« »nt LkpedMo» Johan»e«gafle 33. Aprrchstulldeu -rr UrdarNr»: Vormittag- 10—12 Uhr. Nachmittag- 4—8 Uhr. ^ "K'8-HÄ'K ALA" ^ Annitzme 3«r für »tr »ichfts»l,e»dr Rümmer testtmmte» A«I«r«re a» Wochent«,«» hi« t Uhr Rschmitt«,», an Lonn- «ud Festtagen friitz kt«'/,» Uhr. In de« Iili»lru siir Ins.-^nnahmn vtta Klemm. Universität-ftraß« 22, Lant« Lösche. Ketharincnstraße 18, p. nnr »t« '/.» Utr. MiMgerTagtblaN Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Auflage L6,SS0. Ldoune»eut»rri» viertelj. 4V, MI», iacl. Bringerloha 3 Ml,, durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 25 Ps. Belegexemplar 10 Ps. Aebühren iür Extrabeilaar» ohne Postbesörderung 39 Mk. mit PostbejSrderung 48 Mk. Inserate flgrspaltme Petitzeile 20 Pf. -stöbere Schriften laut unserem Prei». verzeichnib- Tabellarischer Satz nach höherem Taris. Uerlamrn unter den Nedartiourftrich die Spaltzeile 50 Pf. Inserate sind stet- an die ttxpedltl»« zu seaden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pruenumerumla oder durch Post» Nachnahme. ^- 206. Montag den 25. Juli 1881. 75. Jahrgang. Leipzig, 25. Juli. An einem nach gewohnter Manier gegen den Frei handel polemisirenden Artikel der „Nordd. Allg. Ztq", auf dessen materiellen Inhalt wir nicht einzugehen beabsichtigen, findet sich unter Andern« der folgende bezeichnende PafsuS: „ES stehen Wahlen vor der Thiir, und der Wühler, dem cö um politische Freiheit zu thun ist, obwohl er schon mehr davon hat, al» er mit Verstand zu benutzen weiß, muß in dem Glauben erhalten werden" u. s. w. DaS dürsle so ziemlich daS Frivolste fein, waS bislang in diesem an Frivolität so überreichen Wahlkampfe geleistet worden ist. E» ist erklärlich, daß Machthaber, welche gewohnt sind, ihren Willen durchzusctzen, welche sich von Liebedienerei und knechtischer Vergötterung umgeben sehen, zu einer maßlosen Menschenverachtung kommen. Menschenverach tung, tiefste Menschenverachtüng, daS ist der erschreckende Zug, der durch die ganze gegenwärtige Agitation geht. Was Wunder, wenn man letzt der Nation mit cymschem Hohne die Beleidigung in« Gesicht wirft: sic ver stehe ihre politischen Freiheiten nicht mit Verstand zu be nutzen! Freilick, wenn nicht die Nation bald, im Innersten empört über die systematische Vernichtung ihres sittlichen Fond-, gegen solche- Treiben Protest einlegt, dann wirb man es noch dahin bringen, daß sie ihrer politischen Freiheit nicht mehr werth ist. Die constitulionelleMitwirkung deS ganze» Volke- an der Leitung seiner Geschicke hateine hohe sittliche und intcllcc- tuelle Reife de« Volke« zur Voraussetzung; m der Ausübung diese« FreiheitSrechtcS kann sich ein Volk erst wahrhaft selbst er ziehen — eS kann auch entarten. E» ist eine hohe Verant wortung. welche auf den geistigen Leitern deS Volks in einem konstitutionellen StaatSwesen ruht. Sie können zur Vervollkommnung de« sittlichen BolkSbewnßlscinS unendlich Vieles thun — sie können ebensoviel verderben. Und wer im Volke nur den Pöbel sieht, wer nur den Eigennutz und die genieine Leidenschaft als die treibenden Kräfte des Volks leben« betrachtet, der wird bald in Wirklichkeit nur diese Kräfte thätig sehen, er wird bald den Staat, der aus der Grundlage freier Bürger am sichersten ruht, aus dem unsichern Elemente bald hierhin und dorthin gerissener haltloser Massen schwanken sehen. Noch fürchten wir da» nicht; denn sest und sicher ruht im Volk-bewußtscin in Deutschland die Monarchie, noch halten wir die unselige Bewegung, in der wir stehen, für eine vorübergehende Zeit- erscheulung, noch haben wir dar Vertrauen, daß die deutsche Nation sich nicht depraviren läßt- aber lvehe denen, welchen durch ihre Stellung im politischen Leben unsere« Volks — mögen sie nun auf dieser oder aus jener Seite im Kampfe stehen — da« Theuerste desselben, seine sittliche Würde, zur Obhut anvertraut ist, wenn dereinst Rechnung abgehaltcn wird und sic sich über diese« höchste ihnen anvcrtraute Gut nicht auSweifen können! AuS Hannover wird un« geschrieben: Wenngleich augen blicklich die Hannoversche Bevölkerung durch Vielerlei, namentlich durch den Besuch der land- und forstwirthschasl- licheu Ausstellung anderweit in Anspruch genommen ist, so inden doch bereit« in den verschiedenen Wahlkreisen Bc- prechungcn über die bevorstehenden Reichstags wählen latt, insbesondere sind die nationalliberalen Führer thätig, sich über Austtellung der Eandidaten zu einigen. Fest stehend dürfen die Wiederausstellungen der bisherigen ReichS- tagSabgeordnetcn (im l. Wahlkreise. Leer-Linden, Amtsrichter Freiherr v. Beaulicu-Marconnay-Norden; im lü. Wahlkreise, Hilde-Heim-Alselv, Senator Römer-HildeSheim; im 13. Wahl kreis, Go-lar-Zcllerfeld, Kaufmann List-GoSlar; im 16. Wahl kreis, Lüneburg-Soltau, LandgcrichtSrath v. Reden-Lüne; im 18. Wahlkreis, Stade-Bremervörde. Rechtsanwalt Laporte- Hannover und im IS. Wahlkreise, Otterndorf, LandcSdirector v. Bennigsen) angesehen werden und deren Wiederwahl bei einiger Rührigkeit der nationalliberalen Partei sicher sein. Die Wiederannahme einer Canvidatur de« vr. Petcrssen (2. Wahlkreis, Aurich) und de» Gutsbesitzer« Stegemann, 6. Waylkrei«, Verden, lst noch zweifelhaft, dagegen beabsichtigt die nationalliberale Partei in den Kreisen, in welchen daS letztem«! di« Welfen siegten, mit Energie neue Eandidaten auszustellen, und zwar für Göltingen den LandtagSabgeordnelen vr. Köhler, für Harburg den Kaufmann und Hofbesitzer Bostclmann- Tostedt, für Melle-Sulingen den Geh. Ober-Justiz-Rath vr. Struckmann - HildeSherm, für Einbeck « Northeim den Oberbürgermeister vr. MiquSl-Frankfurt und für Osnabrück vielleicht da« Herrcnhau-mitglied Ober - Bürgermeister Brüning - Osnabrück. In andern Kreisen schwanken die Eandidaturen noch; nur so viel scheint sestzustehen, daß von Seiten der Conservativen und Fortschrittler die welsisch-orthodoxe Partei dadurch gestärkt werden wird, daß jede dieser beiden Parteien eigene Eandidaten aufstellt, und daher Zersplitterung entsteht, welche allein den streng geschloffenen Gegnern z» Gute kommen wird. Darauf legt man anscheinend weniger Gewicht und freut sich über die einzelnen kleinen Minder heiten und möglichen Niederlagen der Nationalliberalen. Die welsischc Partei wird unter Brüel-Windthorst zunächst sich bei den im August bevorstehenden LandeSsynokalwahlen über ihre Reich«tag«-Eondidaten leicht einigen und nur neue Eandidaten für den verstorbenen v. LandeSbrrg und für den ihr nicht ganz zuverlässig erscheinenden Geh.' Rath v. Alten zu suchen haben. Daß trotz der Niederlage de« Fortschritt« in dem benachbarten l. hessischen Wahlkreise Rinteln derselbe wiederum gegen den gewählten nationalliberalen ReichötagSabgeordneten vr. Schläger-Hannover in da« Feld ru rücken beabsichtigt, illustrirt die fortschrittlichen Gemeinplätze von der Noth- wendigkeit de« Zusammengehen» aller Liberalen deutlich genug und ermuthigt di« dortigen Eonservativen zur Gründung von conservativen Wahlvcreinen in der Grafschaft Schaumburg. Herr Gladstone soll de« Unterhauses müde geworden sein. Man schreibt au« London, er werde aller Wahrschein lichkeit nach zum Schluffe der Session ein« Peerschast an« nehmen. Er Hab« zwar keineSweg« die Absicht, sich au» dem öffentlichen Leben zurückzuziehen, allein er wünsche den Rest seiner Laufbahn in der ruhigeren Atmosphäre de« Oberhauses zu verbringen. Die Erhebung Gladstone'S zum Peer würde voranSsichtlich eine vollkommen« Reconstruction de» Eabinrt» im Gefolge haben. Mr. Br iaht, dessen Gesundheit sehr erschüttert ist, würde sich wohl von den Geschäften zurück ziehen und sein Nachfolger im Amte Sir Eharle« Dilke werben. Wahrscheinlich dürfte dann auch Mr. Göschen einen Platz im Eabinct erhalten. AuS Pari« wird der „Nat.«Ztg." dom Sonnabend gemeldet: Da- unter den Auspicien Gambetta'S von ehe maligen Redacteuren der Giradin'schen »Fra»«" gegründete Blatt „Pari-" enthält an der Spitze einen Artikel seine» ChefredacteurS, betitelt: „1>es ^Ilonucnck» L karis^. Daselbst wird die hiesige deutsche Gesellschaft „Turnverein" der Regierung und der öffentlichen Meinung denuncirt. weil die- elbe sich bemüht, deutschen jungen Kaufleuten hicrsclbst Stellen zu verschaffen. Der Artikel de- gambettistischen Journal« wäre überaus komisch, wenn er nicht leider zu sehr geeignet wäre, den hiersclbst noch immer herrschenden Deutschenhaß zu kennzeichnen, und wenn nicht befürchtet werden müßte, daß derselbe ein erneuerte- allgemeines Hetzen gegen die Pariser Deutschen hervorrust. Jedenfalls würde die französische Regierung wohl daran thun. dabei rechtzeitig zu intcrveniren. Die Expedition, die im Herbst gegen Bu-Amema Vorgehen soll, wird aus drei Eolonncn bestehen: die erste, 2500 Mann stark, gehl von Saida, die zweite, 1200 Mann, von Sebdu, die dritte, 1200 Mann, von G-ryville auS; alle drei vereinigen sich in der Gegend von Ksur und dringen dann bis Figuiy vor. Es werden dazu nur Truppen ver wandt, die bereit- an daS Klima gewöhnt sind. Ersetzt werden sie in ihren jetzigen Stellungen durch die neu auS Frankreich kommenden Verstärkungen. Die Vcrproviantirung der Expedition wird sehr schwierig sein, da die vorhandenen Kamcele und sonstige» Lastlhicre säst sämmtlich dienstunjahig ind. Die beiden Stämme, welche neue liefern könnten, sind abgefallcn und gen Süden abgezogen, obschon man ihnen noch 200,000 Frcs. (daS Käme« kostet aus den Tag 3 FrcS.) schuldig war. Tic Nachricht, daß die Türkei wegen deS RamazanscstcS einen vicrzchntägigen Aufschub für die Räumung der zweiten Zone de« an Griechenland abzutrctendcn Gebietes begehrt habe, bedarf der Beglaubigung. Die „Wiener Abcndpost" bemerkt zu derselben, cS werde auch diesmal die Bestätigung adzuwarlen sein, wie man denn überhaupt, auch waS andere Angelegenheiten anbelangt, über welche au» Konstantinopcl berichtet wird, stets ans einen mit der häufigen Veränderung der kort herrschende» Absichten zusammenhängenden Wechsel der Nachrichten gefaßt sein müsse. DaS griechische Regierungsblatt in Athen publicirt >wei Allerhöchste Verordnungen, welche sich auf die provisorische Administration der neuen Provinzen beziehen. Die erste hebt sämmtliche ottomanische DcrwallungS- und Finanz- bchördcn auf. Für jede Scction ist ein besonderer könig licher Commiffair zu ernennen, der unter Assistenz zweier Secretaire und einiger HuissierS und Schreiber die Administration leitet. Alle bisher existircnden Abthei lungen sind mit Ausnahme der Mudirals provisorisch bei- zubebalten und durch königliche Eparckcn zu administriren. Der Krone steht da« Recht zu, de» Wohnsitz der letzteren zu bestimmen. Ter königliche Eommissair ist außerdem befugt, jedweden Eommunalbcamten bis zum Maire hinauf nöthige»- salls ab- und durch einen anderen Bürger zu ersetzen. AlS Basis deS AdininistralionSmvduS gilt nicht in erster Linie die griechische Verfassung, sondern die m der Eonvcntion von Kon stantinopel enthaltenen Abmachungen. Der Sicherheitsdienst wird von der Gendarmerie, und jall» nöthig, von derMum- cipalität versehen. WaS daS Briaantenthum anbelangt, so werden zu seiner Unterdrückung sofort die in Griechenland dagegen bestehenden Gesetze mit aller erdenklichen Strenge ge- handhabt. Alle großjährigen Bürger sind verpflichtet, ihrem neuen Landesherr» den HuldigunaSeid zu leisten. Nach einer Konstantinopeler Melkung der „Pol. Corr." habe der Sultan die Entscheidung rüctsichtlich der in dem StaatSprocesse zum Tode vcrurtheilten Pascha- und anderen Personen biS nach dem Bairamfeste ver schoben. ES solle inzwischen ein Memorandum des Prinzen Hustuf Izzcbdin Efendi veröffentlicht werden, auS welchem an geblich hcrvorgeben werke, daß die Mitglieder der Familie tcS LultanS Abdul Aziz vom Sultan Murad mit großer Gehässigkeit verfolgt wurden. Der Zustand deS in Smyrna in Hast befindlichen Mchcmcd Ruschdi Pascha bade sich der Art verschlimmert, daß dessen baldiges Ableben erwartet werde. Der Groß-Ulema von Bagdad und Mitglied deS dortigen Provinzial - BerwaltungSrathcS. Schcr-Üllah, sei wegen vorgeblicher Mitschuld an dem Staatsverbrechen dc- gradirl worden. Amerikaner-Festmahl im Zaale des Kaufmännischen Vereins. L.äVb. Leipzig. 23. Juli. Tat zur Feier de- 105. Jahres- tag- der Unabhangigkeit-erklärung der nordamerikanischea Union für den Abend d«< 4. Juli anberaumt gewesene Festmahl der hiesigen amerikanischen Lolonie war wegen de- Mordansalle« aus den Prä- sidenten in letzter Stunde abgejagt und aufgehoben worden. Nachdem nun die neuen Nachrichten die Genesung de- schwerverwundcten Oberhauptes der Republik in säst sicherer Aulsicht stehend erscheinen ließen, ward beschloffen, da- Bankett doch noch, und zwar Freitag Abend, abzuholten. Bon Berlin, Tre-den , Braunschweig. Franks»« a. M. halten sich die dortigen amerikanischen Lonsuln, Gcneralconsuln und der Gesandte ansagen laste» und nahmen in der Thal säst Alle an dem Festmahl Theil. Im Saale de- Kaufmännischen Verein-, der jetzt restanrirt wird, war eine Festtafel in Huseiiensorm mit circa hundert Gedecken ausgestellt und die Plätze de- BorjiSenden und der Ehrengäste durch eine die Südwand de« Saale- bedeckende Fahnendecoration mit den Bannern der Union und de- Deutschen Reiche-, Sachsen-, Großbri- taunien- »nd Frankreich- ausgezeichnet. vor dem Prüsidentcnplatze beiand sich auch die wohlbekannte Uaabhöngigkeit-glocke, da« Modell der Glocke, mit welcher vor einem Jahrhundert der Lag der Freiheit vom Mutterland« eiu- geltutet worden war. Den Vorsitz führte Lonsul Oberst I. Eglinton Montgomery, an seiner Seite befand sich link- Bürgermeister vr. D r Sn dl in, recht- der außerordentliche Gesandte und bcvollmächtigle Minister Amerika- beim Deutschen Reich, Andrew D. White. Tann folg ten der hiesig« französische Lonsul Vicomte de Fontenay. Ge neralconsul Krei-mann (Berlin) link-, sowie Lonsistorialrath Prosestor vr. Baur, al- Stellvertreter de« einaeladenen Rector Magnificu-, Proftssor Manley (Loui«ville, Kentucky), Lonsul Fox (Braunschweig) re. Die Tafel «röffnete mit Gebet, gesprochen von dem hier auf hältlichen amerikanischen Geistlichen Mr. Bissel. Dann erhielt Bürgermeister Justizrath vr. Dröndlin da« Wort »um ersten Toast, der Kaiser Wilhelm «nd König Albert galt, vr. Tröndlin hielt eine kurze, kernige, packend« Aniprache, welche die innige Dheilnahmc erwähnte, die der greise Schuyherr dc- Dentschen Reiche- in seinem durch die Presse vrröffrnttichten vries. Wechsel mit dem augenblicklichen Präsidenten der vereinigten Staaten so herzlich bekundet habe, und di« Gemeinsamkeit der Interessen Deutschlands und der vereinigten Staaten aus dem Gebiete der Sittlichkeit, de« Recht-, de« Streben- nach dem Guten «nd Wahren trotz der Alter-Verschiedenheit beider Staate» m glücklichster Weise betonte. (Großer lebhafter Bestall.) Ge. Excellenz der amerikanisch« Minister White hatte de» unter den gegenwärtigen Umständen ganz besonder- bedeutenden Dnnk- prach aus den Präsidenten an-zubringen. In längerer von Beifall >er Tafelrunde an mehreren Stellen unterbrochener ruhiger Rede childene er die Gefühle, welche die amerikanische Nation in dieser chweren Prüsung-zeit schmerzlich bewegen, aber auch die großen und berechtigten Erwartungen, die man, wenn Gott den verwundeten Präsidenten ganz acncien der Nation zurückgiebt, an die Regierung diese- trefflichen Mainie« knüpfen darf, im Hinblick aus da- bis herige Leben und Streben deffelben, aus die bedeutsame Haltung desselben in Fragen von der größten Wichtigkeit und Tragweite, wie die der „Repudiation" (die Nichtanerkennung der Staatsschuld der Südslaaten). wo er Allen voran auf die Seite des Rechts und der Billigkeit sich stellte uud jenen Vorschlägen männlich kühn entgegentrat. WaS er »ntthig erstrebt, ward durchgejept. Garffeld ist der Mann, der der Gesinnung der Mehrheit de« amerikanischen Volke- am meisten entspricht, freuen wir un» seine-Besitze-, treuen wir uns, weil er schon von Jugend aus gezeigt, daß sein Charakter ein sester, ein sittlich ernster sei, weil er, al- der Bürgerkrieg ausbrach, sich als ganzer Mann und Krieger, der sein Leben sür da- Vaterland zu opfern bereit war, erprobt hat, weil er noch jetzt sort und fort bcniüht ist. sich über die Bcdürsnisse der Ration aus« Beste zu unterrichten, überall die einschlagcndcn Verhältnisse studirt und Nutzanwendungen aus die amerikaiiischen zu machen sucht. Eine der wichtigsten, dem Land« noththueiidenReformen ist l»c br-Civilstaat-diensteS. Cr hat sich überzeugt, daß >n dieser Beziehung etwa- geschehen muß, und ist gleich in den ersten Tagen seiner Präsidcntschajt darangegangen, die Lorrupllon zu bckämpsen und zu beseitigen. An der amerikanischen studirenden und strebenden Jugend ist cS nun, den Präsidenten hierbei zu unter- stützen und zwar dadurch, daß man sich zuin Staatsdienst durch gut« Borkennlnisse vorbereitet und sich nicht aus dal Glückspiel der politischen Parteien in der Aemterbesetzung sorglo« und ohne sitt liche- Bedenken verläßt. Gelingt unser»! Präsidenten die» gewaltige Säuberung-Werk, so wird er sur alle Zeilen groß dastehen in der Reihe der Präsidenten, eia würdiger Nachfolger eine- Jefferson und Lincoln. Der Toast wird mit großem Bestall begrüßt und lebhaft in- tonirt. Lonsistorialrath Prof. vr. Baur übernahm die Antwort aus den Trinkjpruch zu Ehren der Universität Leipzig in seiner humori stisch-ernsten, bieder-jovialen Weise, indem er aus die ethischen Grund lagen de- amerikanischen vollscharakter-, wie sie sich in Kcrn- mänaern wie Washington und Franklin offenbarten, hinwic-, der hier zahlreich studirenden jungen Amerikaner jreundüch gedachte und schließlich sich zu den chrcnwerthen amerikanischen Schwefternniver- silätcn wandte, denen er ein collcgialijches „hip, hip. hurrah!" auS- brachte. (Großer Jubel, nach dessen endlichem verlaus General- consul KreiSmann eia „hip, hip, hurrah l" sür den Redner vor- schlägt und aussührt.) Auch der ausländischen Gäste ward mit den Ehren des Becher- gedacht: Vicomte de Fontenay dankte in srauzösstchcr Sprache ms«'einigen die guten Wechselbeziehungeu der französischen uud der amerikanischen Republik entwickelnden Worten ln verbrudlichster Weis». Aus de» Toast, der der Königin von England galt, erwiderte der englische Geistliche Mr. William«. Gencralconjul krei-mann hatte mit seinem Trinkspruch: aus da- Vaterland, den besten Sloff und wußte ihm beredt gerecht zu werde». Prosessor Manley sprach über die guten Beziehungen zwischen Amerika und Deutschland und redete tn sehr anerlennender Weise von dem deutschen Element in Amerika. Mr. Look (Boston) erwiderte aus den Toast, der der Presse galt. Pros. Scott toastete aus die Damen, indem er die Engländerinnen, Amerika nerinnen und „gemüiylichen' Deutschen humoristisch verglich und mit dem Litat: „DaS Ewigweibliche zieht uns hinan!" schloß, vr. Gregory aus den zu den Hörsälen Eornell'S jurückkehrend.n Pros, und Rector White, den sein diplomatische- Amt mederlegenderr liebenswürdige» amerikanischen Gesandten in Berlin, Lonsul Fox aus Lonsul Oberst Montgomery und Familie (mit Anspielung aut cin srohe« Fanilllenercigiiiß- und Letzterer aus den nach Ä)jäh- rigcr diplomatischer und konsularischer Thätigkeü von Berlin abde- rusenen Gcncralconsui Krei-inana. Nach der Tajel, die di« Mitternacht dauerte, kam «in Telegramm auS Washington an Minister White an, welche- lautete: „Da- Befinden de- Präsidenten wird von Tage zu Tage besser; die große Sorge, welche man sich in der civilisirten Wett um seine Genesung macht, hat ihn sehr lies gerührt. Glückwünsche sür Ihre patriotische Versammlung. vlaine, StaatSsecretair. Washington, 22. Juli 1881, 1 Uhr Nachmittag-. Aus Sta-t un- Land. * Leipzig, 24. Juli. Die hiesige königl. KreiS- hauptmannschcist publicirt in ihrem Verordnungsblatt eine Bekanntmachung folgenden Inhalts: „Da» königliche Ministerium des Innern hat au» Anlaß eine» von dem evangelisch-lutherischen LandeSconsistorium im Einverständniß mit den in Lvungelicir beauftragten Herrn Staatsministern an dasselbe gerichteten Ersuchen« beschloffen, die Behörden seines Ressorts mit ausdrücklicher Anweisung dahin z« ver sehen, daß dieselben dem standesamtlichen Akte der Ehe schließung den lediglich dem kirchlichen Alle zuloinmeiiden Namen „Trauung", soweit die» etwa bisher geschehen sein sollte, künftig nicht weiter beilegen." * Leipzig, 24. Juli. Bon mehreren Seiten wird un« gemeldet, daß neuerdino» in der Umgegend von Leipzig Ver sammlungen an versteckten Orlen im Freien statlgesundcn haben, deren Theilnehmer dem Anscheine nach der social- demokratischen Partei angehörten. So ist unter Anderm in diesen Tagen eine solche etwa 40—50 Köpfe starke Versammlung aus einem von Thonberg nach Connewitz füh renden Wege, wo derselbe einen Einschnitt in da» Terrain macht, bemerkt worden. Von einem Redner wurde dabei eine längere Ansprache an die Versammelten gehalten. * Leipzig. 24. Juli. Bekanntlich wurden von dem hiesigen ComitS für die Feriencolonien auch einige Knaben »ach Lossa bei Wurzen geschickt. Von dort ist nun heute ebenfalls ein Bericht eingelausen, nach welchem das Befinden der Kinder ein ohne Ausnahme befriedigende- genannt werden dcuff. Die kleinen Colonisten wurden vei ihrer Ankunft in Wurzen von Herrn Lehrer Eißner in Lossa empfangen und nach dem letztgenannten Bestimmung-orte geleitet. Dort haben sie sich einer sorgsamen Pflege zu erfreuen. Die verflossene erste Woche ward mit Ausflügen in die Umgegend, sowie mit leichten Gartenarbeiten. Spiesen re. zugebracht. Ein besonder- freundliche» Entgegenkommen ist ihnen von Seiten de» Herrn RittcrgutSpaLter Maukisch zu Theil geworden, indem er ihnen nicht nur den Schloßgarlen geöffnet, sondern auch die Erlaubnis ertheilt hat, sich an den Stachel- und Johanni»- beer-Plantagen gütlich zu thun, eine Eoncession, von welcher selbstredend fleißig Gebrauch gemacht wurde. Endlich läßt die leibliche Verpflegung Nicht» zu wünschen übrig und so hat auch von dieser kleinen Station nur Erfreuliche» berichtet werden können. * Leipzig, 24. Juli. Herr Recht»anwalt O t t o Emil Frey tag I. hier hat, wie un» mitgetheilt wird, den von ihm seit einigen Jahren bekleideten Vorsitz im hiesigen Fort- blldungSverein für Arbeiter niedcrgclegt. — Leipzig, 24. Juli. Bon der den deutschen Aus wanderern aus nichtdeutschen Schiffen oft wider fahrenden schlechten Behandlung und Verpflegung, von der wir erst neulich nach der „Welt Post" eine Anklage gegen die englische Dampfcrgesellschast State-Li ne veröffentlichten, wird un» wiederum ein neue» Beispiel zur Kenntniß gebracht. Diesmal handelt eS sich um den Dampfer „Castor" von der Amsterdam-Ncw-Aorkcr Linie, welche durch billigere Preise als die der Bremer und Hamburger Linien, AuSwcm- derer zu gewinnen sucht. Der hieraus bezügliche Brief eines Passagiere», Anverwandter eines Leipziger Mitbürger», erzählt u. A., daß daS Schiss bis vor wcmaen Wochen noch als Frachtschiff diente, nur provisorisch zur Paffagierbeförde rung eingerichtet, auch als solches die Rückreise nach Europa macken wird. Also erbärmliches Unterkommen. Noch trau riger die Verpflegung: nicht auSgebackeneS Weißbrod, Mittag» ein dicker Brei von Saubohnen und Neiö, trockne Kartoffeln, Abend» wiederum ungenießbarer Kaffee. Und statt der ver sprochenen UebersahrtSzcit von 1l—l2 Tagen die Hälfte Zeit mehr! Unter den 7l3 Auswanderern waren »ur wenig Deutsche, '/, der Passagiere wollten ihre Beschwerden in New- ?)ork anbringcn. — Da» Schreiben ist der Redaktion der „Wettpost" zu demnächstigcr Veröffentlichung cingcbändigt worden. Möge dieser erneute WarnunaSrus unsere Lands leute vor weiteren bitteren Erfahrungen bewahren. — Frl. Castelli, deren zweites Auftreten im Carola thea t er am Sonnabend in Folge Erkrankung deS Frl. Gauger unterbleiben mußte, wird nun heute m der Auf führung deS beliebten Benedix'schen Lustspiels „Aschen- orödcl" die Rolle der Elfricdc spielen. * Leipzig. 24. Juli. Herr Fritz Käpernick wird, um seinerseits für die überaus freundliche Ausnahme, die ihm durch daS hiesige Publicum geworden, einen Beweis der Dank barkeit abzustatlen, in Ucbcreinstimmung mit Herrn Pinkert, am nächsten DienStag noch eine Vorstellung ver anstalten, deren Gesammterträgniß den hiesigen armen Invaliden auS dem Feldzüge 1870—1871 und den hülsS- bebürstigen Hinterlaffcnen gefallener Soldaten zufließen soll. Herr Käpernick gedenkt bei dieser Vorstellung ein sehr reich haltiges Programm zur Ausführung zu bringen und den äußersten Grad seiner Leistungsfähigkeit an den Tag zu legen. Wir sind überzeugt, daß diese Vorführung eine hochinteressante sein wird und daß alle Kreise unserer Bevölkerung dazu bei tragen werden, da» finanzielle Resultat zu Gunsten deS ge, dachle» menschenfreundlichen Zwecke- recht ansehnlich zcz gestalten. — Unter den hiesigen Gartenrestaurant», welche sich seit Iayrcn de» Besuchs eine- zahlreichen, vorzugsweise gewählten Publikums erfreuen, befindet sich auch der „ M a r ie n g a r t e n " deS Herrn Schröter in der Carlstraße. Umgeben von schützenden Colonnaden, bietet der mit großen schattigen Bäumen bepflanzte Garten einen sehr angenehmen Aufenthalt dar, und zur weiteren Unterhaltung seiner Gäste veranstaltet Herr Schröter von Zeit zu Zeit Concerte. Im Ucbrigcn hat sich das Etablissement, in welchem neben einem echten balrischcn auch da- treffliche Niebeck sche Lagerbier zum Verschank kommt, durch seine Küche einen woblbearündeten Ruf erworben und verschiedene Gesellschaften und Vereine haben sich den Mariengarten zur Abhaltung ihrer Zusammenkünfte und geselligen Vergnügungen bereit- seit längeren Jahren als Local auserlesen. I Leipzig. 24. Juli. Aus dem Leihhause präsentirt« gestern ein hiesiger Restaurateur einen LeihhauSschein über Versatz eine- aus 300 Mark lautenden Sparkassenbuches. Bei näherer Besichtigung des Scheine» von Seiten de» betreffenden Beamten stellte sich heraus, daß das Schriftstück durchweg gefälscht und ursprünglich aus 3 Mark sür Verpfändung eine» Stocke» gelautet hatte. Dieser Vermerk war vermittelst einer ätzenden Flüssigkeit vollständig herauSgewascben und dafür die falsche Angabe gemacht worden. Der Restaurateur, welcher aus den Schein im guten Glauben 20 Mark ge bracht hatte, vermochte den Verpsänder in der Person eine hiesigen GelbgießerS nachzuweisen. Letzterer wurde darauf noch gestern polizeltch in Hast genommen. — In seiner Wohnung in der Südstraße vergiftete sich gestern Abend ein hiesiger Lohndiener muthmaßlich au« Furcht vor den Folgen verübter Veruntreuungen. — Aus der Magde- burger Bahn wurden am heutigen Morgen drei Extrazüae nach Halle abgesertigt. welche von zusammen über 3000 Personen besetzt waren. Die Mehr zahl der Paffagiere benutzte die Gelegenheit zu einem Be suche der dortiacn Gewerbeausstellung. — Der ebenfalls heule früh aus der Berlin-Anhalter Bahn expedirte Extrazug de- Schmidl'schen Reiseburcau nach Dessau zahlte über 500 Theilnehmer. — Der Kürschnermcister Sparborth in Frohburg. Ehrenbürger dieser Stadl, ein Greis von 78 Jahren, hat den dielen wcrthvollen Geschenken und Stiftungen, die von ihm herrührcn, neue zugrsügt. indem er dem Bürgermeister 8000 Mark als Fond» zur Erbauung einer eisernen Brücke über den Wyhrafluß und 500 Mark zum Pflastern einer Gaffe der Stadt cinhändigte. — Da- „Tageblatt für Borna" schreibt: Durch einen selten vorkommcnten Unglückssall hat Herr Gutsbesitzer Schütz- hold inPrießnitz einen „herben Verlust" erlitten: Ein Pserd, dem der bedauernSwerthe Mann Futter reichte, bat ihm die Nase abgebissen und dieselbe hinunterqr» schluckt. — In einzelnen Thrilen deS Bezirk» der Osch atz er Amt»hauptman»schast ist massenhafte» Auftreten de» dem Futterbau höchst gefährlichen Schmarvtzergewächsc», der Klee- seide, bemerkt worden. — In der waldigen Umgebung von Schmölen bei Wurzen sind dieser Tage wiederholt Ringelnatter-Eier gesunden worden. — Am 4. Juli verließ der Schmiedemeister Noack au» Wurgwitz bei Potschappel seine Wohnung, um, wie er an gab, ein Capital von 1800 Mark zu erheben. Derselbe hat zwar seiner Frau einen Theil de» erhobenen Gelde» geschickt, ist bi» jetzt jedoch noch nicht zurückaekehrt, und man nimmt allgemein an, daß Noack sich nach Amerika begeben hat, um so mehr, da er sich sür die dortigen Verhältnisse in letzter . Zeit sehr intcressirte. — In Glauchau ist ein Geschäftsmann von zwei mit I eigenem Wagen umherrcisenden jüdischen Händlern frech Ibetrogen worden: er kaufte «in Faß Thran im Gewicht
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