Suche löschen...
02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 23.06.1910
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1910-06-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19100623026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1910062302
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1910062302
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1910
- Monat1910-06
- Tag1910-06-23
- Monat1910-06
- Jahr1910
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Lies«» Blatt wirb de« Leser« von Dresden »«d Umgebung am Lage vorher bereits als MenaNiirgabr zugestellt, während es die Post-Abvnuciuc» am Morgen in einer Gesamtausgabe erhalle». 54. Jahrgang. 171. v«H»«s,e»ütr »«erteltt»« Mr «re», den b«i U»«ttch ,u>«i- maliqer Aulraeun, (an S»i>«- und Monlagea nur einmal» r »a Ml. durch »»«warlieeKom- miillanüre »do Mk. Bei einmaliger Zu« üelluna durch die Polt SM.iatzn« Bestellgeld». Di« den Leiern von Dregden u llingedun, am Dag» voetzer ,u< gestellien Ab>,id»Au»- gaden erhalle», dt« au«« wanlaen Bezieher mit der Margen -iluegnb» zulammrn zugesteUi. Nachdruck nu, mttdeul- licher Quellenangabe („Dregd. Nachr", zu lässig. — Ilnaerlangi« Manuslripi« werde» nicht ausdewahrt. DomwrStag, 23. Juui 191V. Telegramm-Adresse: Nachrichten Dresden. Druck und Verlag von Licpsch Lc Reichardt in Dresden. Hauptgeschäftsstelle: Marienstras,e M/tO. Fernsprecher: 11» 2«r»6 . tlujetge«-Darts Annahme von Lnkün- dtglmgen dis nackm a Uhr. LonntaaS nur Manenstraße von 11 bis ' ,1 Uhr Ire einspaltige Ihrundzeile fra. « Ltlben) 25, Ps , Familien-^achrtckit'n o>l4 Dresden 2ll >v' . Steschäjttz-^l,,,eigen aus der Prwatseile Hei >' : die zweispaltige Heilea. TextietteLOP'. Sonn u öeicnaarn: die einspaltige t^iund« .ielk« :tOP, . aus Privat« s'ii« 4V Ps , Familien« Nachrichien a. DreSven dieGtundzelie 25, Ps — Au2nx>rilge Ausnägr tu,r gegen lUoraushe Zahlung. — Iede^ Be« ltgblatk toslet 10 Pf. V festen /lug.Kuknsckei'fEZöfine) so- Hn plÄULnsclteLtn^o7'^'""' /^c»c>Lk-nL . Au ^iv IslwG /lufrogbsu. Aüv orNgo Lofev. Tie Haarhut- und Stumpensabrik von Friedemann u. Riedel in Heidenau wurde durch eine Explosion in Asche gelegt: 0 Personen erlitten Verletzungen. Ter Kaiser ist in Altona cingetrofsen. Tic Leipziger Studentenschaft stielt in der Universität eine P r o t e st v e r s a m m l u n g gegen die Enznklika ab: an den König wurde ein Tanktelcgramm gesandt. „l„. VlI" ha» seine liebe rführung nach Düsseldorf glücklich vollendet. Tic russische Stadt Petri kau wurde von einem furchtbaren Unwetter heimgesucht. Im nördlichen Mexiko ist eine revolutionäre Bewegung auögebrvchen. Neueste vrahtmeläungeft »>o»> 22. Juni Hamburger Kaiscrtagc Potsdam. Der Kaiser ist um 8 Uhr 1 Min. von Station Wildpark mittels Sonderzuges nach Hamburg und Altona abgefahren. Altona. Der Kaiser ist um 12 Uhr 40 Min. aus dem Altonacr Hauptbahnhvse ctngctrossen. Die Nebersührung des „I-. 2. VII« nach Düsseldorf. tVor-l. Vermischtes.! Köln. lPrtv.-Tcl.) Die Nachrichten über die Fahrt des Luftschiffes „I. 2. VII" lauten überein stimmend dahin, das, der Ballon bei ruhigem Westwinde sehr glatte Fahrt gemacht hat. 82»0 Uhr wurde er in Worms, um 10 Uhr bereits in Bingen gesichtet. Frank- lurt a. M. wurde nicht berührt. Von Mannheim wurde der Weg durch das Rheintal genmnmen, wo unter den Tausen den in der gegenwärtige» Jahreszeit das Rhcintal bereisen, den Fremden und der Bevölkerung das plötzliche Erschei nen des stattlichen Luftkreuzers grobe Freude hervorrics. Die Höhen bei Bingen und Boppard waren von unzähli gen Schaulustigen besetzt, die unaufhörlich den Insassen des glatt dahinfahrcndcn Luftschiffes zujubelten. — Tie An- kunft des „T. 2. VII" in Köln, die gegen 12 Uhr er folgte, wurde begrübt von einer vieltausendköpfigen Men schenmenge, die alle Plätze und Stratzen und die Dächer der Häuser besetzt hielt und den Insassen des Luftkreuzers solange zujubclte, bis die Landung glatt bewirkt worden war. Nock den Aeubcrungen der Fahrtteilnchmer nahm die Fahrt bei dem ruhigen Westwinde einen überaus herrlichen Verlauf. Die Fahrtgeschwindigkeit war derart, dass das Luftschiff die Strecke Mannheim -Düsseldorf in vier Stunden zurücklcgtc, während ein Schnellzug sechs Stunden braucht. Die Maschinerie an dem neuen Lust- krenzer hat sich durchaus bewährt. Alle Teilnehmer, sowie die leitenden Personen sind vom Erfolge der Fahrt durch aus befriedigt. Schisssuufällc. Ruhrort. Im hiesigen Hafen sank plötzlich der Schleppdampfer „Wacht am Rhein". Die Be satzung konnte nur mit grober Mühe gerettet werden. üuitsi imci Wissenschaft. r* Aus der Königl. Gemäldegalerie. Wegen Vornahme baulicher Arbeiten bleibt der R c m b r a n d t - S a a l bis auf weiteres geschlossen. -s* Als Nachfolger Gehcimrat Bumms ist, wie bereits berichtet, der Münchner Professor Döderletn zum Letter der Charits-Frauenklinik in Berlin ausersehen. Gegen seinen Weggang macht sich eine lebhafte Bewegung in der medizinischen Fakultät und der Studentenschaft Münchens bemerkbar. Prof. Döderlein erklärte kürzlich seinen Zu hörern, die ihn in der Vorlesung stürmisch bcgrützten, datz, wenn sei» Vorschlag, betreffend den Neubau einer Frauenklinik in München, vom Minister abgclchnt werde, er an seinem Entschluß, München zu verlassen, fcsthaltcn werde. <* Aus Prag wird telegraphisch gemeldet: In dem benachbarten Michle ist der Geschichtsforscher Professor Julius Jung im SO. Lebensjahre gestorben. v* Ein Björnson-Mnscum in Norwegen. Das Ge burtshaus Björnsons, der Bauernhof Björgau in Wester- dalcn, soll von einer Reihe von Freunden des Dichters angetanst werde». Diese beabsichtigen mit Unterstützung der Gemahlin des Verstorbenen hier ein Björnson- Museum zu errichten, das alle Erinnerungen und später hin den literarischen Nachlaß des groben Norwegers anf- nehmen soll. Berliner Leben. L. Berlin, 21. Juni. Berlins «ommcrltche Freude in diesem verrückten Komctenjahr ist der Lnnapark. „Lunapark" — wie poetisch das klingt! Man denkt sogleich an einen stillen, idyllischen Park, mit lauschigen Plätzen nnd dichtem Gezweig, durch das der strahlende Mond sein sanftes Licht durchschtmmcrn läßt. Indessen, der Berliner denkt und der Angloamerikaner, der auf sein Schicksal einen immer stärkeren Einfluß ausübt, lenkt. Der Ionotajewsk. Auf dem Dampfer „Rusts" der, Nischnegorvdetz-Gcsellschaft explodierte ein Dampsrohr Ein Heizer erlitt tödliche Brandwunden. Unter den Fahr-! gästcn entstand eine Panik. Als sie sich eines Rettungs bovtes bemächtigen wollten, brach das Gestell und dns Boot fiel ins Wasser. Tie Insassen spranacn in den Flus und mehrere ertranken dabei. Bisher sind sechs Leichen geborgen. Unwettcruachrichteu Breslau. Die russische Stadt Petrikau und Um- aebiing wurden von einem furchtbaren Un wette, heimgcsucht. Mehrere Scheunen wurden cingcäschert und unter ihren Trümmern 6 Personen begraben. Beim Ein stürz einer Lehmhütte fand eine Witwe mit ihre» vier Kindern den Tod. — In Zborow zerstörte ein durch Blitz schlag entstandener Brand eine große Anzahl Wohn häuser. Obersaßbach. Mit der Kaiserin sind Prinzessin Friedrich Leopold und Prinz und Prinzessin August Wilhelm hier eingctrosfen. Breslau. Tie G r ä f i n I o h a n n a vonSchaff - gotsch ist der „Schlcs. Bolksztg." zufolge ans Schloß Kop- xiy an Herzschlag gestorben. Neuwied. Die Fürstin Marie zu Wied ist heute früh g e st o r b e n. München. Als der Ingenieur Krastel heute aus dem Oberwiesenfelde mit einem B l 6 r i o t - A v p a r a t ansstieg und sich in einer Höhe von 100 Metern befand, be gann der Apparat in Flammen auszugesten. Krastel landete jedoch glücklich. Der Brand wurde bald gelöscht. Wien. Die chinesische Militär-Studien kom Mission unter Führung des Prinzen Tsaitao ist heute hier etngetroffen. Gijon. Die spanische Negierung hat die Schlie. st u n g von sieben Schulen der Brüder der christlichen Lehre angeordnct. Die Schulen waren seit dem Jahre 1000 in Asturien gegründet worden. Santiago de Chile. Der oberste Gerichtshof hat das Todesurteil gegen den früheren Kanzlisten der deutschen Gesandtschaft Beckert wegen Brandstiftung nnd Raubmordes bestätigt. Tanger. Maclean ist in Kcz angekommcn und vom Sultan empfangen worden. veniicbes uns Sächsisches. Dresden. 22 Juni —* Ihre Königs. Hoheiten der Prinz und die Frau Prinzessin Johann Georg haben sich heute vor mittag in Begleitung der Frau Oberhosmeisterin Freifrau v. Finck nnd des Hofmarschalls v. Mangvldt-Reiboldt mittels Automobils zum Besuche des Herrn Kammerhcrrn Sahrer v. Sahr nach Dahlen begeben. Nach dem Frühstück daselbst statteten die prinzlichen Herrschaften dem Oberschloßhaupt- mann v. Earlowiv-Hartitzsch auf Honda und dann dem General d. I. v. Minckwitz in Dornreichenbach einen Be such ab, wo Ihre König!. Hoheiten das Abendessen ein- nehmcn. Danach reisen die Herrschaften nach Dresden zurück. —* Am Dienstag mittag besuchten Ihre Königs Hoheiten der Kronprinz und Prinz Friedrich Christian die Kriegsmarine-Ausstellung und verweilte» längere Zeit daselbst, um den Ausführungen des Geschäfts führers der Ausstellung, Herrn Kapitäns Köster, zu folgen. Am Schluß wurden die Maschinenwasscn nnd Schnellade ianoncn vorgesührt, bei welcher Gelegenheit der Kronprinz, einer Einladung des Oberleiters der Ausstellung, Herrn Kapitünlentnants d. R. Mumm, folgend, das Maschinen gewehr mit etwa 2S Platzpatronen im Schnellfeuer vo> - führte. Zum Empfang der Prinzen hatten sich auch die Vorstandsmitglieder des hiesigen Ortsverbandcs deS De»! scheu Flottenvereins cingesunden. Die jungen Prinzen sprachen sich wiederholt lobend über das Arrangement ans. —* Iohanuioseucr loderte gestern abend in der -1. Stunde vom Bismarckturm bei Räcknitz empor zum nächtlichen, sternbesäten Himmel. Eine wundersame Nacht »vor cs. Ter volle Mond stand klar über dem trutzigcn Ouaderban der Säule. Sein Licht tauchte die Landschaft in ein silbernes Dämmern. Glutroter Schein aber hnichte über das Korn ans den Feldern, wenn oben aus der Riesen schale des Turmes die Lohe vom Winde gefacht wurde. Gerade um lO Uhr stieg ein Raketenbündel von der Spitze der Säule empor in den silbernen Glast, das Zeichen für die anderen rings auf den Höhen um die Stadt. Nun glomm im Osten ein Lichtlein auf und wurde größer und leuchtender, die Alldeutschen bei Weißig sandten ihren Ivhannisgruß herüber, und von den Posscndorfer Höhen im Süden leuchtete es hernieder, und auf dem Höhcnzugc der Loßnitz flammte cS glühend ans dem Dunkel. Zur Bismarcksäulc empor aber wälzte sich die endlose feurige Schlange, der Fackelzug der Dresdner Studen tenschaft. Rot- und Grünseuer und der grcllrotc Schein, der den Zug begleitete, hatten sein Nahen verkündet. Wohl zehn Musikkapellen marschierten im Zuge, der diesmal durch die große Zahl der vierspännigen Galawagen be sonderes Aufsehen erregte. Tic Chargierten im Wichs, mit Rosen geschmückt, die ihnen von zarten Händen in der Stadt im llebcrfliis, ziigcworfen worden waren, nahmen ans den Qnaderpodestcn der Säule Aufstellung, in ihrer Mitte die Berbindiingsfahnen, während die Fackelträger den Weg am Moreaudenkmal säumten. Nach dem Bis marcklied in der Melodie der Lützowschcn Jäger hielt Student Sachße von der Technischen Hochschule eine kurze, markige Ansprache, in der er die Mannhaftigkeit Bismarcks rühmte und ihn als Vorbild der deutschen studentischen Jugend feierte. Ein dreifaches Hurra erscholl, dann brauste die deutsche Hymne zum Äismarckfeuer empor, und unter den Klängen des Gaudeamus flogen die Fackeln iin Neigen zusammen. Noch lange, nachdem sich die Studen ten und die Professoren, die zumeist mit ihren Damen der Feier beiwohnten, zur Stadt zurückbegcben hatten, loderte das Rtsmarckfener in des Jahres '»'> ,'te Nacht. — Die Anssührnng der Beleuchtung der Bismarcksäulc war Herrn Max Leibnitz lKreuz-Drogeries übertragen worden. —» Gustav - Adolf - Fest im Plaucnschen Grunde. Tie Hauptversammlung des Dresdner Haupt Vereins sand gestern vormittag in Wagners Gasihos in Dcuben statt. Nach Gesang und Gebet hielt Herr Oberkvnsisiorialrat v. Dr. DibeliuS die Eröffnung»? rede. Anknüpsend an das alte Luther-Lied: „Die Herzen auf, die Fenster auf, geschwinde, geschwinde", richtete er an alle Mitglieder des Vereins den Appell, einzustchcn für die deutsch-evangelischen Brüder in der Tiaspora und ihnen zu Helsen. Er begrüßte als Ehrengäste die Herren Obcrkonsistorialrat Dr. Kohlschüttcr, Oberkonsistorialrai Superintendent Dr. Benz und Amtshauptmann Tr. Streit. Die Grüße der schlesischen Gemeinden übcrbrachtc Herr Lnnapark ist eine angloamcrikanischc Schöpfung. Also lasse man alle poetischen Gedanken und idyllische» Gefühle hübsch beiseite und stelle sich ein riesiges Geschäftsvergnügen mit ungeheurem Lärm und noch geräuschvollerer Reklame vor. Lärm ist zu wenig gesagt: ohrenzerreißender „Radau" kommt der Wirklichkeit, der schrecklichen, schon etwas näher. Es genügt eigentlich, zu sagen, daß der verflossene Kolonial sekretär Ternbnrg, der doch durch langjähriges Börsen- gcschrct und später durch Roerens und Erzbergcrs Retchs- tagSrcden, sollte man meinen, abgehärtet genug ist, als Be wohner einer dem Lnnapark nicht nnmittelbar benachbarten Grunewald-Villa buchstäblich aus dem Häuschen geraten ist und einen feurigen Protest gegen den dort allabendlich verübten Unfug an die Polizei gerichtet hat. Man be greift, daß ein vielgcplagter Staatssekretär, der im Begriff ist. sich zur Ruhe zu setzen, von solchem fürchterlichen Ge töse nicht eben angenehm berührt ist. Aber obwohl er bei Erlab seiner Protestnote noch im Amte war, hat auch er sich gegenüber der einmal erteilten Konzession machtlos er wiesen, und der Rummel nimmt ungestört seinen Fortgang. Nur, daß er etwas früher, schon vor Mitternacht, anshörcn mutz, so daß die vornehmen Herrschaften, die sich aus dem gewöhnlichen Lärm der Millionenstadt in den Gruncwnld geflüchtet haben, nun wenigstens in ihrer "Nachtruhe nicht mehr gestört werden. Wenn man nun aber nach dieser Einleitung annehmen wollte, daß der Lnnapark an sich abscheulich sei und sein Besuch gleich nach den schlimmsten Hüllcnstrascn komme, dann würde man sich arg aus dem Holzwege befinden. Eine Qual ist nur für solche, die seine» Lärm von draußen mttanhören müssen. Wer sich mitten darin befindet, schüttelt zwar mitunter verwundert den Kopf, unterhält sich aber doch im ganzen ausgezeichnet. Tenn dieser riesenhafte „Rummelplatz" ist wirklich amüsant und bietet sehr viel. Der Schauplatz selbst ist nicht neu. Er befindet sich auf und unter den gewaltigen Terrassen am Halensee. Man stelle sich an einer Wasserfläche etnen Aufbau von vier mächtigen, überetnandcrliegenden Terrassen vor, die mit allen denk baren elektrischen Effekten tagcöhell erleuchtet sind und auf denen bei den Klängen mehrerer Ricsenorchester etwa 6000 Menschen essen und trinken. Vom erhabenen Pfühl schauen sie interessiert auf das seltsame Schauspiel herab, das ihnen tief unten andere Besucher gratis veranstalten. Da ist zunächst eine Wasscrrntschbahn — von einer Haus hohen, schiesen Ebene schießt ein mit Männlein und Weib lein voll besetzter Kahn auf eine breite Wasserfläche hinab. Hoch ans spritzt das Naß nnd versetzt den laut auskrcischen den Insassen eine kalte Dusche. Daneben ergötzen sich andere Genußmenschen in dem sogenannten Wackeltvpf. einer reizenden Erfindung, die selbst in unserem an tcch nischen Uebcrraschungcn reichen Zeitalter vcrblüssend wirkt. Man stelle sich vor, daß man sich mit einem halben Dutzend Gefährten in ein Riesengcfaß setzt, das zuerst ganz artig etliche schaukelnde Bewegungen macht, um sich dann wie ein heNlendcr Derwisch um sich selbst z» drehen nnd wackelnd in die Tiefe hcrabznrollen. Natürlich geht auch diese sinnreiche und angenehme Prozedur unter einem Höllenlärm der darin Eingespcrrtcn vor sich. Tie größten VcrgnügnngSgiialcn aber haben diejenigen auszustchen, die sich der mehrere Kilometer langen Berg- und Tal Rutschbahn anvcrtrauc». I» einer nicht gerade übermäßig tünsilcrisch hcrgesiclfte» Gebirgslandschaft mit Schluchten, Tunnels und Bergrücken saust ein mit :'-o Personen besetz tcr, durch elektrische Kraft getriebener osjener Wagen bcrg auf, bergab und i» die Tiefe, »m dann plötzlich wieder hoch oben anfzutauchen. Die also Beförderten stoßen bei jeder Biegung, bei jeder Hebung und Senkung ein förmliches Indianergeheul aus, das sich in einiger Enlsernupg wie das Masscngeschrci ungtücklichcr Geschöpfe ansnimmt, die bei lebendigem Leibe ans einem Scheiterhaufen verbrannt werden. Niedlich ist auch das Wunderhans, das sich, wen» alle darin versammelt sind, um sich selbst zu drehen beginnt, so daß plötzlich das Dach ans der Erde und das Fundament in der Luft liegt. Kurz, wer noch nicht die Drehkrankheit hat, kan« sie hier bekommen. Allerdings nicht umsonst. Denn jede dieser amüsanten Ueberraschungen kostet bare SO Pfennige, sodaß man, wenn man alle durchkosten will, im Lause des Abends ein hübsches rundes Sümmchen los wird. Es gibt nämlich noch der Sondervergnügnngcn mehr auf diesem merkwürdigen Gelände. Da ist ein ganzes Somalidors, an dessen Eingang von Europens übcrtünch ter Höflichkeit noch völlig unberührte Milde zum Besuch
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite