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Sächsische Volkszeitung : 18.09.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926-09-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192609187
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19260918
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19260918
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Volkszeitung
- Jahr1926
- Monat1926-09
- Tag1926-09-18
- Monat1926-09
- Jahr1926
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 18.09.1926
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Nummer 212 — 20. Jahrgang Smal wöch. Bezugspreis für Sepwr. 3.00 einschl. vrsteUgels. «aretgenpretse: Die Igesp. PeMzeile »0^. Stellengesuche A L. Di« Petitreklamezeile. 89 Milli. Meter breit, 1 Offertengebühren für Selbstabholer SO L, bei Uebersenbung durch bi« Post außerdem Portozuschlag. Einzel-Nr. 10 L. Sonntogs-Nr. IS L. Geschäftlicher Teil: I. Hillebrand in Dresden Sonnavend, 18.September 1926 gm Falle höherer Gewalt erlischt sede Verpflichtung auf Lieferung sowie Erfüllung v. Anzelgenauftrögen u. Leistung o. Schadenersatz. Für unbeutl. u. d. Fern ruf übermitt. Anzeigen übernehmen wir kein« Ver antwortung Unverlangt eingesandt« u. m. Rückport« nickt versehene Manuskripte werd. nicht aufbewahrt. Sprechstunde der Redaktion 2—3 Uhr nachmittag». Hauptschriftleit.: Dr. Joseph Albert. Dresden. Ll g« Milli«, Kvkl 0 rescien 7 o keste tzualitSten bli'eürigste Preise «SeichStteftellr, Drillt UN» Verla,, Saxonia. Buchdruckerei wnibH., Dresden»?!. I, Polierstratze 17. Niernrin 2IVIS. Polncheckkonio Dresden 14797 Bankkonto: Dresdner Bank, Dresden Für christliche Politik und Kuliur Redaktion der Sachsliche« VolkS»«t«un, Dresden-Attsladt I, Polierstratze 17. Fernrr» 20711 imd 21012. Kerrsnmorlsn Lckvtr« n,«-k». Ink. Ul. Tivlrnei- Lut»llls>«>ung Scknelclenmelste«' vne»6en - A., Seklokstrske 17, I. Uvrssn Sie MW her ZrieMOs« Ern Schreiben an -sn Dölkerbun- Herr Professor Hans Delbrück übermittelt uns fol gende Mitteilung: Ein zufälliger Umstand vereinigte in Frank reich an deni User des Biskayischen Meerbusens einige Per sönlichkeiten. die verschiedenen Nationalitäten an gehörend. sich mit dem Studium der Kriegsschnldfrage beschäftigt haben. Dian beschloß, die Gelegenheit und den Augenblick zu benutzen, um das nachfolgende Schreiben an den Völkerbund zu richten: Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Mitglieder des Völkerbundes! Die Hohe Versammlung, die in diesem Augenblick in Genf Zusammentritt, annulliert, indem sic Deutschland in den Völ kerbund aufnimmt und ihm einen ständigen Sitz in ihrem Rat gewährt, tatsächlich den fundamentalen Artikel des Versailler Vertrages, der Deutschland die Schuld am Ausbruch des Welt krieges zuschreibt. Wir stellen das fest. Indessen das öffentliche Gewissen, das durch jene Parodie eines Rechtsspruches tief verletzt ist, wird in dieser Maßregel der Wiedergutmachung nur eine verspätete und ungenügende Genugtuung erblicken. Die Umstünde, unter denen eine Ver urteilung ausgesprochen worden ist. unter Mißachtung der Grundsätze, die in zivilisierten Ländern dem Ankläger das Recht absnrcchen, sich selbst zum Richter über den Angeklagten zu machen bleibt ein zu empörendes Beispiel von Heuchelei und Ge walttat, um jemals diesen Nechtsbruch denen zu verzeihen, die: in, Angesicht der Welt die Verantwortung übernommen Habens Erlauben Sie daher, sehr geehrter Herr Präsident und sehr geehrte Mitglieder -des Völkerbundes, denjenigen, die nicht aufgehört haben, für die Aufdeckung der Wahrheit zu Kämpfen, Ihnen mit aller Bestimmtheit zu versichern, daß Ihr Werk nichtig sein wird, solange Sie nicht vollständig und öfsentlich die Ungerechtigkeit von t!>19 ausgetilgt haben. Eine unparteiische, gründliche und strenge Untersuchung über die Ursache des Weltkrieges wird der öffentlichen Mei nung die notwendige Beruhigung geben. Ihre Sache ist es, sie vornehmen zu lassen. Ihre Sache ist es, Fälschungen auszudek- ken, die auch heute nach die Geister vergiften und den unver söhnlichen Haß weiter gären lassen. Diese Untersuchung ist nicht allein unentbehrlich für -die völlige Wiederherstellung des Frie dens, sie wird gefordert durch die Würde und das Ansehen des Vö'kerbundes, der geschaffen ist durch eben jenen Vertrag, dessen verdiente Mißachtung er teilen muß, wenn er nicht die Satzung, auf die er gegründet ist. reformiert. Durch die Lüge hat man die Geister aufgeregt und die Na tionen veranlaßt, sich aufeinanderzustürzen. Nur ans der Wahr heit wird der Friede geboren werden. Außerhalb der Wahr heit ist ein politischer Ausbau moralisch unmöglich. Entweder der Völkerbund wird -das Licht bringen, oder er wird ein Nichts sein. September 1926. Für Deutschland: Haus Delbrück, Professor der Geschichte an der Universität -- Für Frankreich: Georges Dcmartial, Gustave Dupin, Mathias Morhardt, Alfred Pevcl. Für die Bereinigten Staaten von Amerika: Harry Elmer Barnes, Professor am Smith College, Northampton (U. S. A.). Ernste Mahnungen Dr. Äaas' Genf, 17. September (Drahtm.). Anschließend an die Ansprache des R e i ch s m i n i st e r s Dr. Stresemann hielt Reichsiagsabgeordncter Prälat Kaas eine kurze Ansprache, um die Empfindungen der anwesenden parlamentarischen Vertreter und übrigen Dele gationsmitglieder zum Ausdruck zu bringen. Er gedachte dabei mit Genugtuung dessen, was für das -deutsche Interesse und für die Vorbereitung einer weiteren glücklichen deutscl>en Zukunft in Genf getan worden sei. Er und die übrigen parlamentarischen Delegierten seien ohne Enthusiasmus hierher gekommen. Aber er höbe sich gerade hier davon überzeugen können, daß seit 1923, seit den schweren Zeiten, von denen der Minister gesprochen habe, wichtige Arbeit geleistet worden sei, um eine neue Zukunft für Deutschland auf anderen Wegen zu finden. Diese Wege seien entsagungsvoll und stellenweise unendlich tragisch. Aber er und seine Partei sKaas ist bekanntlich Zentrums mann. D. Red.s hätten schon lange vorher die Meinung vertreten, daß dieser Weg gegangen werden müsse. weil der Versuch, einen anderen Weg zu gehen, für die Zukunft unseres Volkes nicht zu verantworten sei. Wenn auch heute noch nicht voller Friede sei, so sehe man doch immer deutlicher ihn sich ab zeichnen. Wie soll cs möglich sein, daß ein Volk, das äußerlich so entmachtet ist, mit anderen Methoden sich einen Weg zu neuer Weltgeltung sämffen soll, als auf dem Wege eines ge meinsamen stufenförmigen Wiederaufstiegs und kleiner ziel bewußter. aber zweckmäßiger Teilerfolge? In Ilcbereinstim- mung mit Stresemann müsse er darauf Hinweisen, daß vielfach Bismarck für Anschauungen zitiert werde, die Bismarck selbst unter den heute gänzlich veränderten Verhältnissen ab solut und entschieden ablehnen würde. Die These, die an die Tore des Rcformationssaales von uns angeschlagen werde, sei. daß Deutschland nicht an eine Verzichtpolitik denke, sondern seine Forderungen, auf die es nicht verzichten könne, unter allen Umständen ausrecht erhalte. Der Prälat wandte sich dann an die Presse, in der er vielfach das Gefühl eines tatsächlich unberechtigten Pessimismus finde, dem Vorschub zu leisten verhäng nisvoll sei. Wo Großes zu sehen wäre, sieht man es klein, und Kleines vergrößert man ins Angemessene. Das sei ein» unfruchtbare Stimmun g für den Anfang des Kampfes, und am Anfang eines friedlichen Kampfes um die vollkommene Wiedererlangung unserer Weltgeltung ständen wir jetzt. Gen-' sei dafür die erste wichtige Etappe auf dem Wege zum Erfolg. Redner wies darauf hin, daß er als Parlamentarier des besetz ten Gebietes das Recht habe, derartige Mahnungen laut werden, zu lassen: denn das besetzte Gebiet habe in erster Linie Opfer gebracht und habe ihr Ertragen auch auf längere Sicht für weniger wichtig gehalten, als das Erreichen großer Ziele. Des. halb dürfe man fordern, daß die anderen außerhalb des besetz ten Gebietes ihre begreifliche Ungeduld ebenfalls zügeln. Eine moralisch und rechtlich nicht mehr haltbare Position sei von der Gegenseite innerlich bereits aufgcgeben. Redner schloß mit einem warmcmpfundenen Wort des Dankes für die Offen heit und Loyalität, mit der Stresemann und die behörd liche Delegation in den bisherigen Genfer Tagen das Zusammen arbeiten mit den Parlamentariern und den sonstigen Delegier ten zu fördern und fruchtbar zu machen, gewußt haben. Arrhland und China Bon Hermann Wilhelm Re uh, Berlin Der Reichskanzler Dr. Luther bezeichnete es in seiner grohen Hamburger Rede vom 2. März 1926 als eineu we sentlichen Erfolg von Locarno, daß es uns den Wieder eintritt in das politische System der Welt als Großmacht ermöglicht, uns aber auch gleichzeitig'eine weltgeschicht liche Entscheidung für Ost- oder Westeuropa erspart habe. Dieser letzte Passus war offenbar an die Regierung in Moskau adressiert, die in Locarno eine Festlegung Deutschlands zugunsten der Westmächte befürchtet und in die Speichen des Rades der Entwicklung einzugreifen versucht hatte, indem sie in einer allen diplomatischen Ge pflogenheiten hohnsprechenden Ueberstürzung ihren Außenkommissar Tschitscherin über Warschau nach Ber lin jagte. Diese plötzliche Reise Tschitscherins nach Berlin un mittelbar vor der Abreise der deutschen Delegation nach Locarno wollte damals manche Stimme aufkommen las sen, die behauptete, es bedeute diese Berliner Reise Tschit scherins einen Kurswechsel in der Politik Moskaus, die seither nach Asien orientiert gewesen, nun aber auf den Westen übergesprungen sei. Eine genauere Untersuchung der russischen Asien politik ergibt jedoch, daß man in Moskau nicht um Asiens millen asiatische Politik betreibt, daß die russische Asien politik nicht etwa Selbstzweck, sondern im höchsten Sinn Mittel zum Zwecke ist — Mittel zu einem Zweck, den mau im Westen durch Aufwiegelung des Ostens zu erreichen hofft oder, vorsichtiger ausgedrückt, aus taktischen Grün den zu hoffen vorgibt. In einer seltenen Klarheit beweisen das die Aus führungen des im November vorigen Jahres in Moskau zu Grabe getragenen Nachfolgers Trohkis in der Leitung des sowjetistischen Kriegsamtes, des Volkskommissars Frunse. In einem Expose, das er im Januar des letz ten Jahres an die Sowjetregierung gerichtet hat, sagt er aämlich wie folgt: „Die frühere politische Strategie, die nationalen Lei denschaften der europäischen Bölher gegeneinander aus zuspielen und damit künftige Kriege zwischen den Kultur staaten hervorzurufen. versprich! wenig Aussicht auf Er folg: denn vor ihrem Niederdruck werden sich die Kapita listenvölker in letzter Stunde immer noch verständigen. Es handelt sich darum, sie nicht durch direkten Stoß, son dern durch Umfassen ihrer äußersten Flügelstellungen zu zerdrücken. Die Flankenpositivnen der Kapitalsländer sind ihre Kolonialreiche. Das mächtigste, geradezu weltumfassende Kolonialreich ist Engla n d. Die Offen sive des Sowjetgedankens hat sich daher vorzugsweise gegen die größten Englandskolonien zu richten. Deren um leichtesten angreifbare liegen in Asie n und Afri k a. Wir müssen deshalb eine geistige, materielle und strate gische Zentrale für alle asiatischen und afrikanischen Ko lonialvölker organisieren. Diese Völker und ihre Unab- hängigkeitsbestrebungen sind von nun an aus Moskau zu leiten und zu fördern. Jedes der Kolanialvölker, Inder, Aegypter usw., besitzt außer seinem religiösen auch ein na tionales Sonderideal. Es ist nach Ueberzeugung dieser Nationen nur zu verwirklichen, wenn die Engländer und die übrigen europäischen Herrenvölker aus Asien und Afrika verjagt werden. Je häufiger und ausgebrciteter die Aufstände hochlodern, umso mehr werden die Märkte und Geldquellen des europäischen Kapitalismus schwin den. Dadurch wird die Arbeitslosigkeit in den Europa staaten bis zur wirtschaftlichen Katastrophe gesteigert. Selbstredend wird England und jede der Kolonialmächte mit gewohnter Waffengewalt gegen die Ausständigen ein- schreiten. Diese wie in früheren Kolonialkämpfen mit Schnellfeuer einfach niederzumähen, ist in Hinkunft aus geschlossen. Denn hinter jedem der Kolonialvölker steht als Lehrer und Instrukteur der kriegserfahrene Bolsche wismus. Die Aufstände können örtlich unterdrückt wer den: sie werden aber unter der Oberfläche weiterglimmen und zu geeigneter Zeit unsichtbar genährt umso stärker hochflammen. Die Kolonialmächte werden dann dauernd eine große und immer anwachsende Truppenmacht in ihren Kolonien versammelt halten müssen. Diese wird nach Niederwerfung des Aufstandes untätig im exotischen Lan de liegen bleiben, Untätigkeit größerer Trupvenmassen ist aber der Beginn innerer Zersetzung. Solche innerliche Zersetzung mit allen uns zu Gebote stehenden Mitteln zu fördern, ist Aufgabe unserer bewährten und unsichtbar arbeitenden Sowsetpropaganda." In diesen Ausführungen tritt der Kern der Ostasien srage klar zutage: Es kämpft in Ostasien, weil dort durch !tie Kolonialreiche unmittelbar benachbart, in Eurova aber durch Deutschland getrennt — Rußland mit seinem alten Widerpart, den Angelsachsen. Der Kampf dieser beiden schon zu zaristischen Zeiten gegensätzlichen Völker ist derselbe geblieben, nur der Schlachtruf hat gewechselt, wo früher der Zar stand, wacht heute die rote Fahne der Nätediktatur. Das hat man auch in China — trotz der gemeinsamen antienglischen Interessen — erkannt und diese Erkennt nisse notorisch festgelegt, indem man kürzlich in Peking eine chinesische Organisation bildete, die sich „Bereinigung zum Kampfe gegen den roten Imperialismus" nennt. China ist keineswegs grundsätzlich rußlandfrcundlich eingestellt, sondern — soweit man mit der Sowsetregie- rung sympathisiert — tut man dies nur wegen der durch die politische Zufallskonstellation bedingten, augenblick lichen Gleichheit der Interessen. In geradezu unüberbiet bar derber Form hat das nach einer Meldung des Times- korrespondenten aus Peking der chinesische Präsident Tucm-Chi-Iui ausgedrückt, der die bolschewistische Pro paganda als ungefährlich bezeichnet mit den Worten: „Sagt euren Landsleuten, daß die Chinesen mit dem Augenblicke aufhören, bolschewistisch zu erscheinen, an dem die Einstellung der sowjetrussischen Subsidien er folgt." Daß Rußland in China nur insoweit Sympathien be sitzt. als es sich für die Chinesen durch Handlangerdienste wertvoll macht, aber unweigerlich alle Aussichten in China verliert, sobald es diese Ursache der chinesischen Rußland freundschaft vergißt und in innerchinesische, mit dem er wachenden Naticmalbewußtsein Chinas verbundene Fra gen als täppischer russischer Bär einzugreifen versucht, bewies der allgemeine Entrüstungssturm, den das russische Ultimatum wegen der Ucbergriffe Tschangsolins bei der manschurischen Bahn auslöste. Tschang ist nicht etwa der sorgsam gehütete Augapfel Iungchinns, sondern wegen seiner Englandfreundlichkeit ein sehr gehaßter Mann. Aber das empfindliche, reizbare chinesische Nationalbe- wußtsein fühlt sich von jedem fremden Eingriff verletzt, gleichgültig, ob er von bürgerlichen oder kommunistische» Imperialisten kommt. Die Lehre aus alledem zu ziehen, ist nicht allzu schwer. Nicht für die bolschewistischen Rezepte zur Menschheitsbc- glückung schwärmt man in China, sondern von Chinas höchsteigener Freiheit. Die aber kann nur im Gegen- satz zu England errungen werden. Weshalb sollte sich da China nicht eines traditionellen Englandfeindcs, eben Rußlands, bedienen? Das ist nichts anderes als Po litik mit realen Mitteln. Daß sich die Russen — abgesehen von ihrem ererbten Expansionsdrang, der sich durch das Stichwort „Land aller Orthodoxen", „Panslawismus" wie „Bolschewismus" in gleicher Weise fassen läßt — darüber hinaus auch der
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