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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 24.06.1904
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-06-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19040624028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1904062402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19040624
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1904062402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1904
- Monat1904-06
- Tag1904-06-24
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An tündiaunaen auf der Brivatieite Zette L Bl» ! die 2 ivaltige Zeile aus lcu «eile so Pla . al» Einaelandl Ze»e so Pia 2n d!n««ern »ach r,m>- und a«tert»,en l lvaltiae Grund,eüc so Pia . auf Vrivatieit« eo Pf,. rivalliae Zeile auf Lertielte und al« lrinaelandt so Pf». Auswlirttae Aui. träge nur gegen Lorauädetabiung, Beiegviätter werde» mit tv Psg. berechnet. A-rnivrechanschlud: Amt l Ar. U und Ar. LOS». 8sllv-AlirW «l'sietols«»sveloelrs * pelmnen« Alltel» L'L' Lodert Luorv » äUSUSdl - «d»kor»»,u», »nrk A»„ I.»Ul>«- ckvulovleor uaN vortlneNvr St»»« «r. 174. Stikikl: Russisch-japanischer Krieg. Neueste Drahtberichte, Die Umladsteuer in Dresden. Ocsfentliche Handelslehranstalt, Gerichlsverhandlungen. „Tannbäuser". .Die Lokalbahn". Dresdner Lehrctgelaiigvereln. Freitag, 24. Juni 1SV4. Der russisch-japanische Krieg. Die östlichste Einbuchtung des Golfes von Liaotong, die «wogend von Kaitschou oder Kaiping, Datschitschao und Jnkau, ist seit einigen Tagen der Sl' ' Russen und Javanern. Na, O-Kneral Stackeiberg seine am 15 Ni . erneuerter Kämpfe zwischen der Schlacht von Wasangkou hat d. gesch' — — .. geschlagenen Truppen in Eilmärschen nach Norden geführt, um sich mit der .Hauptarmee des Generals Kuropatkin, die nördlich von Haitschöng bis Liao- jana und Mulden steht, zu vereinigen. Tie Japaner ihrerseits mußten, wie bereits mehrfach angedeutet wurde, das Bestreben baden, der Kolonne Stackeiberg den Rückzug abzujchneiden und sich bei Kaitschou. Dotschitschao und Haitschöng zwischen das ge nannte Südkorps und die Truppen Kuropatkins einzuschiebcn. Kuropatkin soll selbst das Kommando der russischen Armee über- iwmmen haben. Offenbar handelt es sich ihm zunächst darum, ea lß . .. Stackelberg auf seinem Rückzüge noch 50tX> Mann verloren habe. Der durch seinen Rückzug von Wasangou bekannt gewordene Generalleutnant Baron Stackelberg stammt aus einer deutsch- protestantischen Adclsfamilic Estlands. Er ist 1851 geboren und wurde 1869 Körnet in der Garde-Kavollcrie. Er bat mehrere Jahre lang die Transkaspische Kosakenbrigade kommandiert und auch während des Borerfcldzuaes sich gleich seinem engeren Landsmann v. Rennenkampff als Kaoallcrieführer hervorgetan. An Stelle des zum Chef des Feldstabcs ernannten Generals Ssacharow wurde er, wie die „Ostpr. Ztg." schreibt, mit dem Be fehl über das erste sibirische Korps betraut, das er, einer ver hängnisvollen Weisung aus Petersburg folgend, in den Rachen der japanischen Ucbermacht führen mutzte. Die Infanterie des ersten sibirischen Korps besteht aus der ersten ostsibirischen habt, denn er gibt Verlustlisten vom 38., 35. und 36. Schützen regiment, die eiengtlich zum 2. Korps gehören, bekannt, ferner von den Regimentern Tobolsk und Morschansk. Er halte also außer ferner zwei Artillcriebrigaden, Maschinengewehrabteilungen Sappeure, zwei Kosakenregimcnter. Diese ganze ansehnliche Truppenmacht ist zweck- und nutzlos in das Jener eines über legenen Feindes gesandt worden. Aus Petersburg wird dem „Daily Expreß" gemeldet, mehrere der angeblich in der Aalulchlacht verlorenen Geschütze seien an eine -große Eisengießerei verkauft worden und der Chef veS verantwortlichen Detachements habe einen Selbstmord begangen. .Zahlreiche Kisten mit Geschenken der Zarin selbst wurden auf den Bahnhöfen. auSgepliindcrt und mit Hobelspänen angefüllt vorgefunden. Der Bericht des Admirals Skrydlow über die Zerstörung der javanischen Transvortflottc ergänzt die von javanischer Seite vorliegenden Meldungen >i. a. durch die neue und interessante Mitteilung, daß ein sa pani scher Kreuzer der regelrechten Abschlachtung »nd Bcricnkunq der drei Tronsporr- fchlfsr ruhig Zusatz, ohne angesichts der Uebcrmacht einen Rettungs versuch zu wagen. Wenn Skrydlow seinerseits den Kreuzer un behelligt ließ, so darf man daraus schließen, daß chm die tspaken in der Hand, nämlich die Vernichtung von etwa 2000 feindlichen Landtruppen m't wertvollem Kriegsmaterial wichtiger erschien, als die Taube auf dem Dache, der Kreuzer, der vergebens die Verfolger aus sich zu ziehen trachtete. Daß er dies nicht energisch aenng tat. um dem Transporte eine Fluchtmöglichkeit ,i» ver schaffen, bildet zweifellos die schwerste Anklage gegen Admiral Kamimuro. Weitere Meldungen lauten: London. Dem Reutcrschcn Bureau wird aus Liaujang vom 21. gemeldet: Nach alaubivürdigen Berichten gehen die Ja- vager bei Port Artbur gegenwärtig nicht tätig vor. Die Russen sind augenscheinlich der Ansicht, daß die Besatzung der Zestung stand halten wird, so lange die Lebensmittel reichen. Für besonders bedeutsam wird die Lage im Norden an- acsehcn. Kuropatkin soll bei der Schlacht bei Wawangtien die Streitmacht, seden Augenvü« ihre Bereinigung durchzusühren. Die japanischen Truppen am Gols von Liau- tung haben seit dem 16. Juni unter starken Rcgensällen zu leiden, die die militärischen Maßnahmen erschweren. Neueste DrahtmeUmnaen vom 23. Juni. K i e l. Ter Kaiser besichtigte heute vormittag die kaiser liche Werft und hörte aus der Werft, sowie auf S- M. S. „Braunschweig" den Bortraa des Staatssekretärs von Tirpitz. Kiel. Bei der heutigen Wettfahrt der Kriegsschiffs boote kam cs infolge der außerordentlich steifen Brise zu ver schiedenen Unfällen. Mehrere Barkassen und Kutter stießen aneinander und kentcrten, doch wurden die Insassen der Boote durch Tainpfpinassen gerettet. Von der geretteten Gig der Kom mandantur von Friedrichsort werden zwei Mann vermißt. Braunschweig. Der zweite Senat des Oberlandes gerichts verwarf heute die Berufung des Grasen Civry gegen das Urteil des hiesigen Landgerichts vom 8. Juli v. I., wodurch seine Ansprüche gegen die Erben des Herzogs Wilhelm von Braunschweig, den Herzog von Cumbcrlcmd und den König von Sachsen, sowie gegen die Stadt Genf als Universalerbin des Herzogs Karl von Braunschwcig abgewiescn worden waren. München. Kammer der Abgeordneten. Vor Ein tritt in die Tagesordnung kam der Präsident auf die Vorwürfe zurück, die in der gestrigen Sitzung der Kammer der Reichsräte der Referent Reichscat v. Auer im Namen des Neichsratsaus- schusses erhoben hatte, nämlich, daß der Präsident den Angriffen des Llbgeordneten Tr. Heim aus den Reichsrat Grasen Crails- heim nicht entgegengetreten sei. Präsident v. Orterer führte aus, er habe sich stets bemüht, die Ordnung aufrechtzuerhalten, sei aber weder in der Lage noch gewillt gewesen, alle, jemandem unangenehme persönliche Angriffe unmöglich zu machen. Wenn Dr. Heim weitcrgegangen sein sollte, als zulässig war, so erinnere er daran, daß in der fraglichen Sitzung der zunächst berufene Verteidiger des Angegriffenen, nämlich der Kultusminister von Wehner, anwesend gewesen sei. Dieser bätte gewiß ein Ueber- maß von Angriffen zurückgewiescn. Er, Orterer, sei nicht in der Loge, aus den Ausführungen der Rcichsratskammcr eine Ordre für seine Geschäftsführung zu ent nehmen. Er habe sich stets bemüht, für den Bestand guter Beziehungen zwilchen beiden Kammern zu sorgen: leider sinke sein« .Hoffnung in dieser Richtung mehr und mehr. INnrnhe.) Der Kultusminister v. Äcbner erklärte, er könne die Auslassung nicht teilen, daß er berufen gewesen loärc, sich des Grasqn Crails heim anzunehiiien. Ivenn in den Aeußcrungcn des Abg. Dr. Heim ein ungerechter Angriff auf Crailsheim zu finde« gewesen wäre. Wenn er eingegriffen hätte, so hätte darin eine Kritik des Präsidenten gelegen. Dazu komme, daß Graf Crailsheim nicht zu seinem Ressort gehöre und für ihn nur eine Privatperson sei, er also keinen Anlaß gehabt habe, sich in die Sache zu mischen. Präsident v. Orterer stellt feit, daß der Kultusminister sich in haltlich und sachlich nicht gegen die Ausführungen Heims gewendet habe. Das Haus tritt sodann in die Tagesordnung ein. Paris. Der General rat des Seine-Depanements hat den Sozialisten Laudrain mit 52 Stimmen zu seinem Vorsitzenden gewählt. Der Nationalist Eseueril erhielt 42 Stimmen. Paris. In den Wandclgängen. der Kammer war gestern das Gerücht verbreitet, daß un vorgestrigen Ministerrat die Enthebung Lagraves von seinem Posten als General- kommissar bei der Weltausstellung von St. Louis beschlossen worden sei. doch solle diese Maßregel erst nach dem Scklusse der Arbeiten der Untersnchungskommission für die Kartäujcr-Angc- legenheit erfolgen. Mehrfach wird die Ansicht ausgesprochen, daß diese Arbeiten bereits in den nächsten Tagen beendet sein werden. Das Verhalten Bessons, welches allgemein bei den Deputierten einen kläglichen Eindruck gemacht hat und mit dem Vorgehen der Humberts verglichen wird, hat selbst die Natio nalisten. die aus seine Aussagen große Hoffnungen gesetzt hatten, zu der Ueberzeugung gebracht, daß die Kartäiiser-Angelegenheit nicht mehr als Angriff gegen den Ministerpräsidenten dienen kann. Man glaubt auch, daß der Gencrolprior und der Pater Rey der Vorladung der Untersuchungskommission nicht Folge leisten werden. Ersterer hat sich damit begnügt, dem Deputierten Pichat seine früheren Erklärungen zu wiederholen, daß er im Juli vorigen Jahres den Bestick eines Herrn X erhalten habe, der sich für die Genehmigung der Kartäuser verbürgen könne, wenn sofort 300000 Francs und nach der Genehmigung 2 Milli onen Francs bezahlt werden. Ter Generalprior habe dieses An- erbieten zurückgcwiesen. -Herr X. nach dem Namen seiner Aus- traggeöer gefragt, habe darauf die Namen von vier politischen Persönlichkeiten genannt. Ter Unterredung habe auch Pater Rey beigewohnt. Er könne den Namen des Herrn X nicht nennen, da er keine schriftlichen Beweise besitze und man ihn einen Verleumder nennen würde, ohne daß er sich verteidigen könne. Ten Zeitpunkt des Vorganges könne er nicht genau angeben. Nizza. In der vergangenen Nacht kam es zwischen aus wärtigen Straßenbahnern und her Polizei zu einem Zusam menstoß. Nach letzterer wurde mit Steinen zeworfen: es fielen mehrere Ncvolverichüsse, wodurch 15 Personen, unter ihnen vier Polizisten, verwundet wurden. Mehrere der Verwundeten wur den ins Hospital geschafft. Brüssel. Die formelle Unterzeichnung des von den Unter händlern paraphierten neuen deutsch-belgischen Handels vertrages hat gestern im belgischen Ministerium der aus wärtigen Angelegenheiten durch den Minister und den deutschen Gesausten slattgesunden. Rom. Aus Anlaß der heute erfolgten Enthüllung des Goethe-Denkmals schreibt „Messagero" in seinem Leit artikel: „Goethe in Rom": „Kein fremder Dichter hat so viel Anrecht auf das römische Bürgerrecht, wie Goethe. Victor Hugo verstand das große Rom niemals: Goethe dagegen war in Rom dank der Inspiration seines Genius ein wirklicher Bürger der ewigen Stadt geworden. Wir empfangen die Statue Goethes mit denselben Gefühlen der Sympathie, die er Rom und Italien entgegengebracht hat." Konstantinopel. Die Pforte hat gestern an die türkischen Botschafter im Auslande ein Zirkular-Telegramm richtet, das eine zusammenfassende Darstellung der Ereig im Vilajet Bitlis enthält. Privatnachrichten aus Bitlis me. daß in Musch ein Kriegsgericht unter dem Vorsitze des Divisions- generals Salih Pascha eingesetzt worden ist, um die schuldige» Armenier abznurtcilen. Die in die Berge geflohenen Armenier beginnen zurückzukehren. Bisher haben sich 300 Armenier den Behörden in Musch gestellt. Auf die Vorstellungen der Ver treter Frankreichs» Rußlands und Englands hat sich di« Pforte entschlossen, die infolge der jüngsten Ereignisse- verhafteten Armenier in Freiheit zu setzen und den Armeniern in Sassun die Rückkehr in die Berge zu gestatten, wo Kasernen für die Truppen zum Schutze der Bewohner erbaut werden solle». Fer ner hat dre Pforte beschlossen, unter die Armenier Geld zu ver teilen für die erlittenen Schädigungen, sowie denjenigen Arme niern, die die Niederlassung in der Ebene vorziehen, Ländereien einzuräumen. Man glaubt, daß trotz des Widerstandes eines Teils der Umgebung des Sultans dieser die Entscheidung der Pforte billigen wird. Der französische Konsul in Musch hat an die flüchtigen Armenier Unterstützungen verteilt. L' OertlicheS und Sächsische». Dresden. 23. Juni. —* Rchefeld. Nachdem bereits im Lause voriger Woche die Zimmer des freundlichen, lvaldumrauschten Jagdschlosses Rchefeld zum Bewohnen hergerichtet worden sirck, ist nunmehr mit der Ankunft Ihrer Majestät der Königin-Witwe Carola neues Leben in das während des größten Teiles des Jahres vereinsamt daliegende Schlößchen eingezogen, und auf dcr Terrasse flattert das Banner des sächsischen Königshauses lustig im Winde. Von glänzendem Hosgepränae und geschäftigen' Kommen und Geben ist freilich nichts zu spuren. Bildete Rche- seld zu König Mberts Lebzeiten das läv chcn des Monarchen, so dient es '' weltferner Erinnerungsplatz an „ _ Ihre Majestät pflegt bis in die achte Morgenstunde der Rnbe und begibt sich sodann zu der täglich um 9 Uhr in der kleinen Schloßkapelle stattfindenden Messe. Im Laufe des Tages unternimmt die hohe Frau Ausfahrten ober kleinere Spaziergänae zu Fuß, oder man gewahrt sie am offenen Fenster, oder aus dcr Terrasse des Schlosses inmitten ihrer Hofstaaten. Sie ist in der Regel von ihrer Jugendfreundin. Gräfin Fünfkirchen, welche, wie olle Jahre, so auch diesmal zu Bciuch der greisen Fürstin weili. Kunst und Wissenschaft. s* Mitteilung aus dem Bureau der Königlichen Hof» lheater. Als letzte Schanspicivorstellung vor den Ferien geht Sonnabend, den 25. Juni. Gerhart HauvtmannS sünfaktiges Märchendrama „Die versunkene Glocke" mit den Damen Salbach, Blcibtreu. Bastv und den Herren Wiecke. Wicne und Müller in den Hauptrollen in Szene. 7* König!. Hosopcr. „Tanohävser." Das Gastspiel einer stinacn Sängerin, Frl. Seiffcrt, als Elisabeth hatte zunächst wohl nur den Zweck einer allgemein praktischen Prüfung, ohne Absicht bestimmter Berufung für eine verantwortung-reichere Stellung. In diesem Sinne kiel das Debüt denn auch nicht un befriedigend aus. Vor allem wies Frl. Seiffert zweiaroße Vor- züge nach: Jugend und bemerkenswerte stimmliche Mittel. Sie verfügt über euren voll und kräftig tönenden Sopran von ge nügendem Umfange, für jugendlich dramatische Aufgaben gut ge- eignet, ziemlich rein in der Klangfarbe und gleichwertig m den Registern. Alles übrige steckt dagegen noch ziemlich im Elemen taren. Die Technik ist unbedeutend, kaum ausreichend, das Mote- >>al auszunützeu: die Behandlung des Textes mangelhaft: die künstlerische Reife geht kaum weiter, als his zur ersten schüch ternen Entwicklung. Immerhin konnte man aus der Behandlung dcr Rolle ein schätzenswertes Talent und eine gewisse musikalische Intelligenz nicht verkennen, wenn auch das Ganze nicht aus- rcichte, eine einwandfreie Befriedigung hcrvorzurufen. Am besten sang Frl. Seiffert immer noch die Austrittsarie/ die sie wenig stens technisch sicherer beherrschte, als die übrigen Szenen, m denen sie, namentlich im zweiten Finale, bedeutend an Sicher heit und damit auch an Zuverlässigkeit der reinen Tongebung wesentlich verlor. Kann sein, daß hier ein entschuldbarer Zu fall mit ihm Spiele war, jedenfalls sprachen diese Unsicherheiten nicht sonderlich günstig für die Debütantin. In der Darstellung gab Frl. Seiffert vorläufig nur die Schattenrisse der Figur, und nicht sonderlich charakteristisch zu der äußeren Erscheinung be rührte die moderne gerade Linie, die Mode unserer Tage, in der sich unS die Jungfrau aus dem Mittelalter, die spätere heilige Elisabeth, vorstellte. Indes sikid das Nebensächlichkeiten, aus die cs in diesem Falle Nicht onkommt. In der Hauptsache hat Ars. Seiffert, als angehende Künstlerin, nicht schlecht He cht ns- standen und als solche einen Erfolg, wenn vorläufig auch nur einen bescheidenen, zu verzeichnen gehabt. — Um nicht ungcre gegen die Debütantin zu ersche neu, wird man für einige au fällige Unsicherheiten im zweiten Finale auch die Edelsten am Hofe Landgraf Hermanns müssen. Es war da und jedenfalls war .. . Ruhe des Führers, Herrn Hoskapellmeisters Hagen, zu danken, daß die Sänger und Ritter und neben diesen die Hörer, mit dem sogenannten blauen Auge davon kamen. H. 8t V* t>8 war kein sni Residcnzthcatcr. Es war kein sonderlich glücklicher Ge danke, unmittelbar nach Roienows prächtigem „Kater Lampe" die recht wenig kurzweilige Komödie .Die Lokalbahn" von Ludwig Thoma zu geben. Das Stück läuft ebenfalls aus eine sehr lustig gedachte Pcrssflicrung hinaus, die sicher für eine brillante .SimpllzissimuS'-Novelle dankbaren Stoff gegeben hoben würde, ober unmöglich das Zeug zu einer abendfüllenden Komödie in sich hat. Dafür langt schon das rein Anekdotische des Sujets nicht auS, mag sich der Autor, sonst einer unserer besten Epigram matiker, auch redlich bemühen, durch allerhand Episodenwerk die Fabel zu .wattieren", d. h. äußerlich reicher auszugcflalte». Leider ist Tvoma dabei, vornehmlich in dcr Zeichnung der sichren den Charaktere, kaum über die gewohnte konventionelle Schablone binausgekommen. gar nicht zu reden von den vielen toten Punkte» im Dialog seines Dreiakters, die einem die Freude an den zum Teil ganz famosen satirischen Pointen recht lehr zu schmälern ver mögen. Einzig und allein eine ungemein temperamentvolle A n i - führung könnte das Stück über Wasser halten. Aber gerade damit baverte eS geltem Abend im Residenztheater recht empfind lich. Die Vorstellung war nicht gut. stellenweise sogar sehr schlecht und stach bedenklich gegen die vortreffliche Anfführung des .Kater Lampe" ab. Bor allem war man sich über den Stil nicht klar geworden, in den, man die Komödie zu spielen hatte: sie mnß entweder ganz auf den Ton der Groteske abgestimmt weiden, den gestern Frau Kronthal (Frieda Pilgermaier) am beiten traf, oder im Duktus deS feineren Lnsll'biels -gehalten werden, in dessen Bereich Herrn Schröder- sehr. diskret und doch wirksam char gierter Amtsrichter Beringer zu verweisen war. Tie gleiche Un entschiedenheit mochte sich im Dialekt bemerkbar: man sprach so ziemlich in sämtlichen Zungen.gewiß ein Zeichen dafür, daß dem Stücke noch drei oder vier Proben fehlten. Dabei mangelte es nickt an guten Einzelleiitungen. denen nur samt und sonders eine größere Ausgeglichenheit zu wünschen gewesen wäre. Ein beson deres Verdienst um das Zustandekommen der Vorstellung erwarb sich Herr Direktor Witt, der für den plötzlich erkrankten Herrn Ovel in der Rolle des Kaufmanns Stelzer eingespmngen war. Wegen guter, nur zum Teil etwas zu handfester Chargierung ihrer Typen haben noch die Herren Friese Major Rehbein). Bayer (Branereibesitzer Sckweigel), Gahd (Buchbinder Gschwendtneri. Olbrich fSchieinermeister Kiermayer). Kunde (Redakteur Heitzinger), Braunstein (Bader Hartl) und Christ (Schlosscr- meisler Grubcr) Anspruch auf Namensnennung. — DaS Publikum nahm die Komödie mit freundlicher Teilnahme auf. so daß sich dcr Vorhang an den einzelnen Aktschlüssen wiederholt beniühen mußte, um den Hauptdarstellern die Möglichkeit zu geben, vor dem dank baren Publikum zu erscheinen. IV. -f* Dresdner Lehrergesangverein. Ten Reigen der sommer lichen Mannerchor-Konzerte eröffnete in diesem Jahre der Lehrer- gesangverein mit seinem gestern im dichtbcietzten Garten des Linckeschen Bades veranstalteten Liederabend. Die mehr als 200 Kopse zählende Lehrersängerschaft begann damit zugleich die Reihe der Ehrungen, die zweifelsohne im Laufe der nächsten Monde von der gesamten deutschen Snngerwelt in dankbarer Rückerinnerung einem der deutschesten unter den deutschen Ge- songskomponistcn bereitet werden Lünten: dem einstigen Dresd ner Kreuzkantor Julius Otto, Dessen hundertster Geburtstag auf den 1. September dieses Jahres fällt. Dem Sänger vom „treuen, deutschen Herzen", dem gemütvollen Komponisten dcr „Burschen"- und „Gesellensahrten", dem humorbegabten Schöpfer der „Mordgrunddruck" und '»es „Langen Magisters" war dem entsprechend der gesamte umfängliche ErössnungSteil des gestrigen Konzerts gewidmet. Dem etwas konventionellen „Zuruf an Deutschland" folgte an weiteren Komposstionen Julius Ottos der tiefinnige Chor „Es ist ei» alteS Lied", dann daS nicht minder treue deutsche Herz" und „Der lange Magister". Eine überaus dankbare Ausgabe, die obendrein vorzüglich gelüst wurde, hatten sich die zwölf Sänger der drei Soluqnartette deS Vereins gestellt
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