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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 10.04.1905
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-04-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19050410013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1905041001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1905041001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1905
- Monat1905-04
- Tag1905-04-10
- Monat1905-04
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Bezugs-Preis in der Hanptexvedition oder deren Au«gab«- stellen abgeholt: vierteljährlich 3.—, bei zweimaliger täglicher Zustellung in« Hau« 3.75. Durch die Post bezogen für Deutsch land u. Oesterreich vierteljährlich 4.50, für die übrigen Länder laut Zeitunq-prei-Iiste. Diese Nummer kostet ML auf allen Bahnhöfen und III I bei den Zeitungs-Verkäufern I * lstevattton und Expedition: 153 Fernsprecher L22 Johanni-gasse 8. Haupt-Filiale Dresden: Marienslraße 34 (Fernsprecher Amt 1 Nr. 1713). Haupt-Filtale Berlin. TarlDuncker, Herzgl.Bahr.Hosbuchbandlg„ Lützowstraße 10 iFrrnsprecher Amt VI Nr. 40031 Morgen - Ausgabe. WpMcr TagMM Handelszeitung. Amtsblatt des Königl. Land- und des Königs. Amtsgerichtes Leipzig, des Nates und des Nolizeiamtcs der Stadt Lcipstg. Anzeigen-PretS die 6gespaltene Petitzeile 25 Familien- und SteUen-Anzergen 20 Finanzielle Anzeigen, Geschäjteanzeigen unter Text ober an bewnderer Stelle nach Tarif. Die «gespaltene Reklamezrile 75 Annahme,chluh für Anzeigen. Abend-AuSgabe: vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: nachmittag« 4 Uhr. Anzeigen sind stet« an die Expedition zu richten. Extra-Beilagen «nur mit der Morgen- Ausgabe) nach besonderer Vereinbarung. Die Expedition ist wochentags ununterbrochen grössnet von früh 8 bi« abends 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Bolz in Leipzig (Inh. Dr. V., R. L W. Klin kbardtl Herausgeber: vr. Victor Klinkhardt. Nr. 18?. Montag den 10. April 1905. 88. Jahrgang. Var Mcbligrte vom Lage. * Der „TempS" bestätigt, daß die Jacht „V-ctoria and Albert" mit dem englischen Königspaar an Bord in Tanger Station machen und baß das Königspaar dann von Cannes aus Paris besuchen werde. * In Benevent und Avellino (Süd-Italien) wurde gestern abend 8 Uhr 20 Min. ein starkes wellenförmiges Erdbeben verspürt. * Der spanische UnterrichtSmini st er Lacierva bat seine Entlassung gegeben unv rst durch Eortego ersetzt worden. * Die russische Baltische Flotte bat Sonnabend nach mittag 2*/» Uhr Slugapore passiert. * DaS Erdbeben in Britisch-Jndien hat nach der letzten Berechnung 2000 Menschenleben gekostet. (2. BelMlschles.) 8rlsgetung5ru5lanü in Orn baltischen ?kovmren. Riga, 4- April (21. März). Ueber Livland und Kurland ist neulich der kleine Be lagerungszustand oder, wie er offiziell und euphemistisch lautet, der „Zustand des verstärkten Schutzes" verhängt worden. „Verstärkter" Schutz klingt gut, — hoffentlich kommen wir damit überhaupt wieder zu einem einiachen Schutz. Denn bisher war von diesem so gut wie nichts zu spüren. Singend und pfeifend ziehen freilich Soldaten- Patrouillen tags durch die Straßen, hier und da greifen wohl Kosaken ein, aber im großen und ganzen ist doch in letzter Zeit die russische „Staatsgewalt" ein Begriff, bei dem man sich ein bedauerliches Achselzucken, trübselige Mienen, Worte, wie: „W i r können döbel nichts machen", „jedermußsich selbst zu schützen suchen" (!) und alles andere denken muß, nur nicht — Gewalt! Sentimentalität ist heute Trumpf, der Gegenpol, aber auch zugleich die Zwillings schwester der Brutalität. Denn diese beiden vertragen sich vortrefflich miteinander. Daß beide durch «in Drittes ein geschränkt werden, durch das Recht, davon weiß der Russe nichts, kann auch ein Volk nicht gut wissen, für das der selbst- herrliche Zar der alleinige Quell und Ursprung jeglichen Rechtes, dieses selbst also bloß ein Gnadenakt des Despoten ist. Wie sollte auch ein Richterstand wissen, was Recht ist, wenn er erstens nicht durch die Schule des römischen Rechtes ge gangen ist, zweitens seit Jahrzehnten im Dienste der Politik stsht — d. h. also, in so und so viel Fällen zur Zknebelung des Rechtes berufen ist — und wenn er drittens doch auch nur Mensch, d. i. c<Lo»> no-.<r<xo>> und zwar ein r u s s i s ch e s politisches Wesen ist und als solches eben sorgfältig auf einen neuen politischen Wind achtet! — Vielleicht kommt Ihnen diese Betrachtung etwas zu weit hervorgeholt vor, aber bitte, hören Sie und urteilen Sie selbst! Zur Zeit wird wieder munter gestreikt, in Groß- und Kleinindustrie. Wie es heißt, feiern etwa 70 und mehr Fabriken, wie es Sr. Majestät dem Arbeiter so beliebt. Nach dem russischen Fabrikgesetz liegt nun die Sache bei Streiks so: Wenn die Arbeiter einseitig die Arbeit nieder legen und der Aufforderung des Fabrikherrn, die Arbeit binnen drei Tagen wieder aufzunehmen, nicht nachkommen, darf der Fabrikherr Abrechnung machen und die streikenden Arbeiter entlassen. Zugleich muß er aber hiervon dem Fabrikinspektor Anzeige machen und diesen zur Aufnahme eines Protokolls veranlassen. Dem Fabrikherrn steht dann das Recht zu, auf Grund dieses Protokolls die Streikenden beim Bezirksgericht — (dasselbe, was in Deutschland das Landesgericht) — strafrechtlich wegen Kontraktbruches zu belangen. Qb das Gericht die Arbeiter schuldig spracht, ist natürlich ihm überlassen. Heute wäre ein schuldig sprechendes Verdikt natürlich kaum zu erwarten, da, wie mehr fach angekündigt, jene strafrechtliche Bestimmung demnächst aufgehoben werden soll. Das gibt indes noch kein Recht dem Fabrikinspektor, die Aufnahme des vom Fabrikgesetz bei Streiks geforderten Protokolls zu verweigern, wie das jetzt fast täglich geschieht, — zum Schaden des Fabrikanten! Tann bitt«, hören Sie weiter. Ich berichte über Tatsachen: Mehrere Fabrikanten haben ihre Etablissements geschlossen und die streikenden Arbeiter abgelohnt. Da aber der Fabrik inspektor — um der „neuen Richtung" willen — kein Proto koll über den Ausbruch des Streiks aufnahm, versuchten di« Arbeiter, den Fabrikanten wegen Kon- traktbruches zu belangen, und -war, weil er sie ohne Einhaltung der im Fabrikgesetz vorgesehenen Kündigung sfri st von 14 Tagen entlassen habe. Das heißt, di« Arbeiter strengten beim Friedensrichter — (das- selbe, was in Deutschland das Amtsgericht, nur ohne Bei richter aus dem Laienstvnde) — gegen den Fabrikherrn «in« Zivilforderung über volle LohnauSzahlung für 14 Tag« an und die Fabrikanten wurden jedesmal vom Friedensrichter zum Zahlen und zur Erlegung von Gerichts- kosten usw. „verdonnert", weil — sie nicht in der Lage waren, ein Protokoll des Fabrikinspektors über den AuSbruch eines Streiks vorzulegcn und dadurch ihre Berechtigung zur sofortigen Entlassung der Arbeiter nachzuweisen. Denn das Zeugnis deS Beamtenperfonols, daß tatsächlich die Arbeiter durch Streiken den Arbeitskontrakt gebrochen hätten, wurde von den Friedensrichtern entweder gar nicht akzeptiert oder nicht als Beweismittel gelten gelassen. Gegenüber der Situation versagt auch diePolizei. Be trunkene«, arbeitsscheues Volk dringt in di« Läden und schlägt di« Fenster ein oder zertrümmert alles im Laden Befindliche, wenn ihm nichts oder nicht eine Gabe in genügender Höhe gereicht wird. An «iner belebten Straße ist vor wenigen Tagen gleich nach Ladenschluß ein kleiner Goldschmiedeladen von zehn oder zwölf Burschen im Alter von 15 oder 16 Jahren beraubt worden, während die in der angrenzenden Wohnung befindliche Frau und Schwester des abwesenden Besitzers ver geblich um Hülfe riesen. Der 50 Schritte vom Laden auf Posten stehende Schutzmann hatte entweder beim Herannahen der Bande beide Augen geschlossen, — wie das jetzt mehr als sonst bei unseren Schutzleuten Sitte ist, — oder war ein fach davongegangen. Und in der 100 Schritte vom beraubten Laden entfernten PolizeibezirkSverwaltung erklärte man, heute ließen sich solche Einbrüche nicht vermeiden und die Polizei sei genötigt, nachts ihre Schutzleute überhaupt nicht auf Posten stehen zu lassen, da das für dies« „Hüter der Ordnung" — zu lebensgefährlich sei. Damit hat die wackere Polizei in der Tat recht. Denn vorigen Sonnabend wurde einem Schutzmann von einer aus sechs RowdieS bestehenden Bande das Seitengewehr abge nommen. Als er sich Sukkurs holte und mit diesem die Row- dies verfolgte, zogen diese ihre Revolver und schossen den ersten Schutzmann gleich über den Haufen, ein zweiter erhielt sieben Kugeln und starb heule und als dritter wurde ein Nacht wächter schwer verletzt. Verhaftet wurde niemand, man muß sich nur vielmehr wundern, daß die Nowdies nicht noch einen Schutzmann als Geisel wegsührten. — Dies sind alles nur die größeren Aktionen, mit Kleinigkeiten will ich Ihre Leser nicht belästigen. Zu diesen Kleinigkeiten rechne ich auch solche Vorkommnisse, wie, daß einige industrielle Eta blissements, die bisher Militürschutz hatten, auf diesen jetzt verzichten, weil die Herren Vaterlandsverteidiger in den ihrem Schutze anvertrauten Etablissements zu — „stibitzen" an fingen. In einer größeren, auch in Deutschland gut bekann ten Fabrik hat gar ein Kosak das Pult eines Direktors aufge brochen, dort gegen 300 Rubel „gefunden" und in Verwahrung genommen! Auf den Gütern geht eS nicht besser her, als in der Stadt. Uniformierte Persönlichkeiten — offenbar russische Polytech- nikcr und Studenten — tauchen auf, der Gegend bemächtigt sich eine gewisse geheimnisvolle Unruhe. Nach einigen Tagen versammelt sich ein Hausen arbeitsscheuen und verkommenen Gesindels, vielfach die jüngeren, nicht erbberechtigten Söhne von Banerwirten, bei der Kronsbranntwein- bude, hier trinkt man sich gründlich Courage an und dann geht es auf den Hof, wo alle möglichen und unmöglichen „For derungen" gestellt werden. Dazwischen schließen sich die Guts knechte der Horde an, dazwischen ergreifen sie Partei für den Gutsbesitzer. Werden die „Forderungen" nicht bewilligt, so werden Scheuern und Viehställe in Brand gesetzt, wenn mög- lich, wird auch geplündert. Einige Güter haben zwar Militär als Schutz erhalten, aber damit ist es ost auch ein merkwürdig Ting: das Militär ist Wohl anwesend, hat aber keine an deren Instruktionen, als bloß auf dem Gut N. „an wesend zu sein". Wenn es bei einem Uebersall auf das Gut auch aktiv gegen die Räuber vorgehen soll, bedarf es dazu erst besonderer „ S p e z i a l i n st r u k t i o n e n ". So war z. B. neulich auf einem Gut in Kurland die baldige Ankunft einer Räuberbande zwei Stunden vor deren Eintreffen gemeldet worden. Der kommandierende Offizier der anwesenden „Schutztruppe" erklärte aber, nichts tun zu können, da er „keine Instruktionen" habe. Zwei Stunden lang wurde darauf Telegramm um Telegramm an die vorgesetzte Behörde abgesandt, die Aufrührer trafen ein und schon begann das Plündern, als endlich die telegraphische Erlaubnis anlangte, das anwesende Militär dürfe auch von seinen Waffen Ge brauch machen! Wäre die telegraphische Antwort nur eine halbe Stunde später gekommen, dann wären Scheuern und Viehställe in Flammen aufgegangen und die militärische Schutzwache wäre ihrer Instruktion gemäß „anwesend" ge wesen! Da auch die Gutsbesitzer von der Regierung direkt auf „Selbstschutz" hingewiesen werden, haben bereits ein zelne Kreise Gelder zur Anmietung von Privat - Polizei beamten bewilligt. Und man kann sich darauf verlassen — auch die in Deutschland lebenden opiritus rectoros, die ihre Schürarbcit bis zu uns hintragen, mögen sich das gesagt sein lassen: wir Balten kennen keine Sentimentalitäten und machen keine „Fisimatenten", wenn es eins verteidigen heißt: die „segensreiche Himmelstochter" — „heilige Ordnung"! . . . Wenn man uns freie Hand läßt, dann werden w i r nicht nur schnell mit dem Pöbel fertig, sondern wir bewilligen auch gern alle billigen und gerechten „Forderungen", schneller und ehrlicher, als das von anderer Seite geschieht. Neben anderen werden daS auch die in der vorigen Woche streikenden Buchdruckers ehülfen, denen der Deutsche Buchdruckerverband 1000 ^l. zu Streikzwecken ge- spendet hatte, uns bezeugen. Der kleine Belagerungszustand ist also verhängt, und der erste, der daran glauben mußte, ist der russische Verein „Kruschok" in Riga, der seit Jahren eine namhafte Re gierungssubvention bezog und dessen Mitglieder sich aus dem „anständigen" Teil der hiesigen russischen Beamtenschaft und des russischen Militärs zusammensetzten. Heute ist er auf Verfügung deS Gouverneurs geschlossen worden. Wie mir ein Regierungsbcamter erzählte, sollen auf seinen Ver sammlungen in letzter Zeit „wilde, revolutionäre Reden" ge halten worden sein. Zuzutrouen sind solche Reden einem Russen schon, selbst wenn er Tschinownik ist. Tenn in Ruß land hackt selbst eine Krähe der andern die Augen aus. Aber verdächtig kommt mir diese Aufhebung des „Kruschok" doch vor. Ich vermute, seine Mitglieder gehören viel weniger zu den„Revolutionären", als vielmehr zu den „G i r o n d i st e n", wie sic hier genannt werden, d. h. zu den Gemäßigt- Liberalen, die es mit den „Reformen", die eine hohe SlaatSregierung mit so viel Tamtam ankündigt, auch ernst nehmen und darauf hindrängen, daß endlich auch etwas ge schieht. Wenn also die Kruschok-Männer wirklich die „For derung" verlautbart haben sollten, daß die russische Bureau- kratie das Fortwursteln und Auf-die-Iange-Bank-Schieben ernstlich aufgeben solle, dann, ja dann haben sie der Regierung in der Tat mit einer „Revolution" innerhalb ihres eigenen Heerbannes gedroht, wie sie sich eine russische Negierung nicht gefallen lassen darf. . .'. Vie Marolikottage. Die Lsntrenirne Eduardr VII. Den Korrespondenten deS „Journal" und deS „Figaro" ist nunmebr der „Temps" des Herrn Delcask« gefolgt, der sich aus Marseille telegraphieren läßt: Die Nachricht von einem Anlaufen der Jacht des Königs von England in Tanger bestätigt sich, und eü ist jetzt offiziell, daß König Eduard über Paris zurück reisen wird, wo er sich vierundzwanzig Stunden anfhalten wird. Man weiß nicht, ob der König in Marseille landen wird; wahrscheinlich wird die Landung in Cannes erfolgen.— „Wie großen Wert die Regierung auch auf das Einvernehmen aller Mächte in der Marokkofrage lege, Delcasss könne sich nicht bestimmen lassen, die von Jaurös gewünschte Initiative zu ergreifen. Man werde aber alle Anfragen aus Berlin gern beantworten." — Dem französischen Minister der auswärtigen Angelegenheiten ist durch den Onkel Wilhelms II. gegen die Expedition des deutschen Kaiser« eine Bundesgenossenschaft zu teil geworden, deren Absichtlichkeit keine der beteiligten Mächte in ihren Kalkül einbezogen hat; alle Erwartungen sind übertroffen. ver Humana in Ziiamriastilrs. Zur Lage. Wie der „Dtsck. Tgs.-Ztg." von kolonialer Seite ge schrieben wird, haben in Südwestafrika fick die Verhältnisse so gestaliet, daß man jetzt der Rückkehr des General leutnant« v. Trotha in naher Zeit nicht mehr entgegen sieht. Ein sprechendes Zeichen dafür, daß auch die Einjetzung der Zivilverwaltung noch in weitere Ferne gerückt ist, ergibt sich daraus, daß der Regierungsrat v. Lindequcst wie verlautet, nach der Riviera abgereist ist. Ein wenig erfreuliches Bild ergeben die unaufhörlichen Kämpfe von Truppen-Ableilungen mit Scharen von Herero und Hotten totten. Daneben kommen zahlreiche Berichte über Räubereien. Die zerstreuten Eingeborenen überfallen Viebpvstcn,Farmen und Ortschaften und treiben Groß- und Kleinvieh fort. Nur in den seltensten Fällen kann ihnen dies wieder abgejagt Werren. An mehreren Orten ist der Verdacht entstanden, daß die Viehwächter von der Anlunft der bewaffneten Räuber Kunde hatten, aber davon nichts meldeten. Dies Einverständnis macht das Unterdrücken der Räubereien unmöglich und ver hindert das Abfassen der Räuber. Der Kommissar Dr. Rohrbach hat im Februar zu Windhuk einen Vortrag gehalten, der manches Bemerkens werte enthält. Er sagte: der Schaden durch die Aufstände beläuft sich auf 10—12 Millionen Mark. Ueber drei Viertel davon ist Viehverlust. An 40 000 Stück Groß vieh und über 200 000 Stück Kleinvieh werden ver loren gegangen sein. Auf Beutevieh vom Feind in nennens werter Menge ist nicht mehr zu rechnen. Auch nach der Verwüstung rst noch Vieh sür einige Millionen Mark im Lande, ob wir auch dieses noch verlieren oder nicht, hängt davon ab, für wie nötig die Militärverwaltung seine Er- halrung ansieht und welche Mittel sie für diesen Zweck bereit stellen zu können glaubt. Zweifellos würde der Ver- tust dieses Restes schwerer wiegen als der der Haupt menge, denn damit würden wir ter Aussicht beraubt, in die neu einzuführenden Bestände unseren bereits akklimati sierten Rcstbesitz hineinzuwerfen und so die Einfuhr durch Blut mischung rasch akklimatisieren zu können. Wir können teilweise auf Einfuhr südafrikanischen Ersatzzuchtviehs aus derKapkolonie rechnen. Hinreichen werden die dortigen Bestände aber nicht. Der weitere Fortgang der B.siedelungSarbeit wird einer starken über seeischen Einfuhr auf keinen Fall entraten können. Als das Praktischste wird es sich empfehlen, wenn die geschädigten Farmer selbst sich genossenschaftlich zum Bezug von Vieh zu sammentun. Die Regierung muß und wird einem solchen Beginnen durch liberale Beiträge zu den Transportkosten ihren Beistand leihen. ver r«55ireh-japanir»e Krieg. Ein Dnell -e» Kapitän» Alad». Aus Petersburg wird gemeldet, cs gehe daS Gerücht von einem bevorstehenden Duell zwischen Kapitän Klado und Kapitän SilotS. V»n der Seeschlacht. Dem „C. A." wird aus London vom Sonnabend de peschiert: Heute nachmittag um halb fünf batten, nach einer zu Vieser Zeit in Singapore aufgegebenen Lloydüdepeiche, noch nicht alle Schiffe der russischen Flotte den Hafen niit östlichem Kurse passiert. Der „Hafen" um faßt den Kanal zwischen Singapore selbst und der Insel Halo Batam gegenüber der Südspitze ter Halbinsel Malakka. Da das Geschwader gestern mittag bei der „One Fathom-Banl" in der Straß« von Malakka gesichtet worden war, und die Enisernung von dort bis Singapore nur 150 englische Meilen beträgt, avanciert Admiral Roschdjestwensky offenbar mit großer Vorsicht. Die Durian-Straße und die Gewässer bi« hinüber nach den Natuna-Inseln sind frei von japanischen Schissen. Dagegen wimmelt eS nördlcch und südlich der Sundastraße von Wachtichiffen der Japaner, die angenommen hatten, die Russen würden, anstatt nörd lich von Sumatra, durch die Straße von Malakka südlich unv durch die Java-See die chinesische Südsee zu ge winnen suchen. Ob die Flottille, die gestern von Penang au« den russischen Schiffen südöstlich voraus dampfend gesehen wurde, eine japanische Kreuz cr- di Vision war, ist nach den hier vorliegenden Telegrammen nickt sicher. Wo Admiral Togos Flotte sich zurzeit be- sindet, ist somit unbestimmt. Man glaubt nicht, daß es sofort zur Schlacht kommen wird, sondern nimmt an, Togo wird die Russen in die Chinesische See hinaus gelangen lassen, bevor er ihnen die Spitze bietet. Dennoch herrscht in Singapore die höchste Aufregung im Hinblick auf den bevorstehenden Entscheidungskampf. In Hongkong haben die britischen Kriegsschiffe „Sullcy", „Ocean" unv „Glory" den Befehl erhalten, fofork mit Volldampf südwärts zu dampfen. Der „Sulley" ist bereits unterwegs nach Singapore. Deutscher Heicb. Berlin, 8. April. * Zur Monarchenzusammenkunft in Neapel schreibt die „Nordd. Allg. Zkg.": „Die Begegnung der beiden Herrscher auf dem gastlichen Boden des herrlichen Lanke«, die einen überaus herzlichen Charakter trug, gab abermals Gelegen heit zum Austausch warm gehaltener Kundgebungen, die ein neuer Beweis sind für die Innigkeit der deutsch- italienischen Beziehungen und für den fortwirkenden Bestand des Dreibundes. Von der Mittelmeerfahrt des Kaiserpaares ist noch zu melden: Der General unv Senator de Sonnaz, der schon bei König Humbert Gene- ralatjutant war, ist am Sonnabend gestorben. Kaiser Wilhelm sandte auf die Nachricht von dem Tode des Generals an den Bruder des Verstorbenen, Senator Sonnaz, ein herzliches Beileidstelegramm und beauftragte den deutschen Botschafter in Rom, ihn bei der Be erdigung zu vertreten und einen Kranz niederzulegen. Die Kaiserin war, wie wir bereits meldeten, am Sonnabend vormittag in Messina eingetroffen. Nachmittags begaben sich Kaiser und Kaiserin mit dem Prinzen Adalbert an Land. Am Landungsplatz vor dem Municipium hatte sich eine ge waltige Menschenmenge eingefunden, ebenso viele Boote. Tas Publikum, das die Fenster der Häuser dicht besetzt hatte, be grüßte das Kaiserpaar mit größtem Jubel. Die Mannschaften der hiesigen Festungsartillcrie bildeten Spalier. Vor nehme Einwohner batten eine Reihe eleganter Equipagen für das Kaiferpaar und das Gefolge zur Verfügung gestellt. Den ersten Wagen, der dem Sindaco gehörte, bestiegen der Kaiser und die Kaiserin. Eine Eskorte von Carabiniere schwenkte ein. Die Fabrt ging unter andauernden stürmischen Kundgebungen der Bevölkerung am Ufer nord wärts entlang nach der Villa Sonderson, wo der Tee ge nommen wurde und von wo aus eine herrliche Aussicht über die Bucht und die Meerenge und auf die schnee bedeckten Berge, des Festlandes sich darbietet. Das Kaiser paar begrüßte in der Villa die Familie des Besitzers und die seines Schwiegersohnes von Rekowski und nahm Blumen- svenden entgegen. An dem Strand überreichte ein kleines Märchen aus dem Volke der Kaiserin Blumen, die diese huldvollst annabm. Die Rückfahrt erfolgte auf dem Wasser wege. Die Kaiserin und Prinz Adalbert haben auf der „Hohenzollern" Wohnung genommen. * NcichSrrbschaslSsteuer. Nach der „Nat.-lib. Korr." wird in unterrichteten Kreisen damit gerechnet, daß sich der preußische Finanzminister mit der Einführung einer Reichs-Erbschafts steuer einverstanden erklären werde. * Ter Eentralvcrband Tcutscher Industrieller beruft soeben zum 5. Mai den Ausschuß und feine Delegierten versammlung nach Berlin ein. Auf der Tagesordnung der Delegiertenversammlung siebt unter anderem der Bericht des Geschäftsführers über die wirtschaftlichen und sozialen Ereignisse der letzten Monate, wobei auch die neuen Handels verträge und ihre Einwirkung auf die Industrie und der Ausstand der Bergarbeiter zur Erörterung kommen werden, sowie die Stellungnahme des Centralverbandes zu den Be strebungen, eine gesetzliche Verkürzung der Arbeitszeit er wachsener Frauen auf 10 Stunden herbeizuführen. * Eine internationale Arbrttcrschutzko uferen; tritt, wie schon früher gelegentlich erwähnt, am 8. Mai in Bern auf Einladung des Schweizer Bundesrats zusammen. Die Ver handlungen der Konferenz, welche nicht öffentlich sind, werden etwa vierzehn Tage bauern. Die Konferenz bezweckt die internationale Regelung folgender Fragen: Verbot der Ver wendung weißen Phosphors bei der Herstellung von Zünd hölzchen, Verbot der Nachtarbeit der Frauen. — Da- Königliche Statistijche Bureau in Berlin kann demnächst auf ein hundertjähriges Bestehen zurückblicken. Am 28. Mai 1805 unterzeichnete Friedrich Wilhelm III. eine KabineitSordre, die rin statistisches Bureau für den Bereich der ganzen Monarchie ins Leben rufen ließ. Seine ersten Dienslräume hatte das neue statistische Bureau im Börsenbaus im Lustgarten an der Pomeranzenbrücke, von wo es am 1. März 1815 nach dem Grundstück in der Lindenstrafie verlegt wurde, in dem eS noch heute sich befindet. Der Hauptgegenstand der Tätigkeit sollte die möglichst genaue Bestimmung de« Nationalver mögens des Staates sein. Man wollte die verschiedenen Wohlhaben- hrltSsiusen in der Bevölkerung ermittelt wisse». Wie Professor Dr. Stieda in Leipzig in einem bemerkenswerten Artikel im „Preußi- scheu Vcrwaltnngsblatt" aus Anlaß der Jubelfeier de« Statistischen Bureaus hervorhebt, sollten die Ergebnisse der Untersuchungen alllährlich in einer Haupttabelle über die Fortschritte des Nationalvermögens — Rückschritte schienen ausgeschlossen — dem König unterbreitet werden. Die Größe der fulttmerten Fläche, die Volksmenge, der Ertragsn>ert der verschiedenen Aulturarien, d. b. Vlecker, Forsten, Wielen usw., der Wert der Berrdelung OManufalluren), die Lerlrilnng deS Handel« — alle« dieses und noch einiges andere sollt« in bestimmten, den wahren Verhältnissen ent'prechenden Zahlen ausaedrückt werden. Daneben lallten die Mitglieder de« Bureau« sich damit beschäftigen, staatswirischaflltchr Glrcittragen mit statistischen Berechnungen zu beanlworien und den Nutzen oder Nachteil einer vorzunedmenden Operation darstellen. Mit besonderer Anerkennung gedenkt Stieda der Verdienste, di« sich an erster Stell» Ernst Engel, der Begründer de« Statistischen Seminar«, der Schövier der „Statistischen Kor respondenz", Adolf Wagner, August Meitzen, Richard Bückh, Emil Blenck und Hermann Brämrr um do« Statistijche Bureau er worben haben. — Der Unterstaat-sekrrtLr im Rrichsschatzamt Fischer, der sich ein« Blutvergiftung durch Eiaseiaatmoog znzog, ist btt «nf weiters
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