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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.08.1894
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-08-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940813017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894081301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894081301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-08
- Tag1894-08-13
- Monat1894-08
- Jahr1894
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Ännahmeschiuß für Änzeizear Lb«nd»>nsgab«: Vormittag- 10 Uhr. t Liorgen-Ausgad«: Nachmittag« 4 Uhr. Sonn- »nd Festtag» früh '/»3 Ohr. V«t den Filialen und Annahmestellen je «in« halb« Stund« früher. Anzeige» sind stet« an dt» «rpesttta» zu richten. Druck nnd Verlag von L. Polz in Leipzig Montag den 13. August 1894. 88. Jahrgang. Bestellungen auf Neiseabonnements nimmt entgegen und führt für jede beliebige Zeitdauer aus äle Lxpeältlon äes I-elp/lxer Johannisgasse 8. Amtliche Bekanntmachungen. Lekannlmachnng. Das 83. Stück des diesjährigen Reichsaesetzbiattes ist bei uns »ingegangen und wird bis pt» ». September bs». I«. ans dem Rn^hnussnabk^ur Etnsichtnah»« öffentlich anshLogen. Nr. 21SL. Uebereinkommrn zwischen dem Deutschen Reich und der EchrvBi, bete. de» gegenseitigen Patent-, Mnstrr- und Markenschutz. Vom IS. April 1832. Leipzig, den 9. August 1894. Der Rath der Gtabt Leipzig, vr. Dr-ndltu. . . Krumbregel. Bekanntmachung. rill NN« eia« Stiftung von Heinrich Meberkehrer, sonst Prnbft genannt, vom Jahr» 1Ü11 herrührendes Sttpendinm für Stndtrend« an hiefiger Universität im Betrag« von 81 » 7V ^ ist von Ostern diese« Jahres «a auf 2 Jahr« anderwett z» vergeben. Hterbet sind nach rinander z» berücksichtigen: 1) wiederkehrerssch« Verwandt« aus «tllandtstzeim, Jp-»se» oder vchsensurt, 2) dergleichen ans dem Bisthum Würzburg, 8) Stndirend« ans den Lindern, deren Angehörige die chemalige Bayer'sch« oder Meißnische Ratio» ans hiesiger Uaiversttüt bildeten. Bewerber, welch, einer de» vorstehenden Eigenschaft entsprechen, wollen ihre Gesuche »oter Beifügung der erforderlichen Zeugnisse dt«^^.^Sk»1e»^^W^^«ch»^» «inntch» löÄ!. Ä Der MMtz ber Dtsbt Leimt«, vr. r»«»dl«m zugewendet. Bon der Feinheit de- Geistes und der Vielseitig keit der Befähigung Hobrecht'« zeugen auch seine anziehenden historischen Romane. E« ist eine weitverbreitete Klage, daß unser öffentliches Leben in einem gewissen Niedergang begriffen ist» daß es uns mehr und mehr zu mangeln beginnt an fähigen, hingebungsvollen, selbstlosen Männern. Da» ist au« unserer ganzen heutigen Zeitrichtung und Geistesbildung zu erklären. Al« einer der edelsten Bertreter einer besseren alten Zeit ragt Hobrrchl unter dem jüngeren Geschlecht hervor. Möge eS dem Baterlande nie an Söhnen gebrechen, die, gleich diesem Veteranen, treu und stark ihr Beste« einsehen für ihres Volke- Wohl! Und möge ihm selbst noch ein langer freund licher Lebensabend brschiedeo seinl iörknLLtLnchuug. Li» von Ada» MLllor GWr »aller-, Bürger ,n 1824 gestiftete« Stipendium von «0 97 -4 jährlich ist an hiesig« Ttudirende, und zwar zunächst an Verwandt» de« Stifters, in deren Ermangeln»« a» Merseburger Stadtkinder, und wen» deren keine die hiesig» llntverstM des«»», beltebtg auf zmei Iah« von nnd mit Michaeli» d. A ab »» herg»«,. Wir fordern diejenigen Herren Studirrnden, welch« stch in einer d«r angegebene» Eigenschaften am diese« Sttpendinm bewerben wollen, hierdurch ans, ihre Gesuch« mit den erforderlichen Be- ichetnigungr» bis zu» 80. September h. I. schriftlich bet uns eia- znrrtchrn. Spät« eingehend« Bewerbungen können Berücksichtigung nicht finden. Leipzig, d« 9. Angnst 1894. Der Math »er Dtabt Leipzig. vr. Lrsndli». Morch». Arthur Hsbrecht. !7.1» 6. Morgen, am 14. August, begeht einer der edelsten detttfchenPatrioten die siebzigjährige Wiederkehr seines Geburts tages : Arthur Hobrecht. E» ist ein langes, arbeit-volles und erfvl-reiche«, geistig angeregtes und anregendes, stets selbstlos den große» allgemeine» Interessen gewidmetes Leben, auf da» der Gefriert« mit berechtigter Genugthuung zurückblicken kan», und Tanseud« werden ihm morgen ihren Dank und ihre Verehrung kundgeben für ein in hohem Grad nütz liches Wirken auf den verschiedensten Gebieten. Wir wollen den Lebenslauf dieses Mannes hier nicht im Einzelnen darlegen, er ist bekannt genug. Jedermann weiß, wie Hobrecht ledig lich durch eigen« Tüchtigkeit zu den höchsten Aemtern im Gemeinde» und Staatsdienst «mporgestiegea ist. Nach neun jähriger Wirksamkeit als Oberbürgermeister von Breslau trat Hobrecht 1877 an die Spitze Berlins, um diesem eben zur Reichshauptstadt rmporgrstirgeura und durch ein nie gesehene» Wachstbam vor neue »nd schwierige Aufgaben gestellten Gemeinwesen eine seiner Entwickelung gerecht werdende Verwaltung zu geben. Die darauf folgende Thätigkrit als preußischer Finanz minister ist ans politischen Ursachen kurz geblieben; ihr folgte «in« »unmrhr fünfzehnjährige so verdienstvolle wie wohlthätige parlamentarische Wirksamkeit. Nicht sehr oft pflegt Hobrecht das Wort zu ergreifen, aber in wichtigen und grundsätzlichen Fragen trat er meist als der berufenste Redner auf, der die Stellung der nationalliberaleu Partei von großen Gesichtspnnetrn ans darlrgte. Seine Rede war stet» gedanken reich, vornehm, fein durchdacht nnd von großen staatsmännischen Anschauungen erfüllt. Seit seinem Pintritt in da« Ab geordnetenhaus ist er hier eines d«r angesehensten Mitglieder mid der Führer der nationalliberalen Partei geblieben. Das di« letzter« ihm zu dank«, Hai, weiß Jider, de» es vergönnt war, die weise, mild« und doch fest« Leitung diese« Maonr« näher kenne» zu lernen Uud weit über den rügen Kreis der Partei hiuau« hat sich sei, »armes Interesse stet« allen patriotischen, gemein- nitzige», volksfrruodlichen und cultursSrdrrnden Bestrebungen Politische Tagesschau. * Letpjin, 12. August. Jenes Wort, da» mit Recht auf die französischen Emi granten angewandt wurde: „Nicht- gelernt und nicht« ver gessen", paßt auch vollständig auf unsere wackeren Arcisiuntgcn. Mögen sie auch bei den Wahlen eine beschämende Niederlage nach der anderen erfahren: für den Schars-Richter seiner Partei ist da« noch kein Grund, die alten ausgefahrcnen Gleise zu verlassen. Vor einigen Monaten wurde in frei sinnigen Versammlungen zu Breslau und Berlin die Auf nahme socialer Forderungen in da« sreisinnigr Programm angeregt, und schon damals war in freisinnigen Blättern, die sonst aus recht verschiedenen Standpuncten stehen, wie „Bolks- zeituag" und „Berliner Tageblatt", der Gedanke mit Freude» begrüßt worden. Aber schon damals hatte da« Organ de- Herrn Richter die Vorschläge mit jener Geringschätzung ausgenommen, die es allen Ideen entacgenbringt, die nicht dem erleuchteten Haupte seine« Herrn und Ge bieters entstammen. Lanze Zeit hat man dann nicht« vou den Pläuru veruommeu, bis endlich die „Voll-zeitung", der e« etwa« bange um da» Schicksal der Ideen wurde, so neugierig war, wissen zu wollrm ob denn nicht die Vorschläge aus da« Programm de« im September in Eisenach statt- fiuvenden Parteitage« der „freisinnigen Vvlkspartei" gesetzt kottdea würden. Darauf erwiderte nun die „Freisinnige Leitung" mit außervrdrnArchrr Kühle, daß der Programm- eotwun keinen Tag früher uud keinen Tag spater bekannt gegeben werdrn wurde, als es der Prograinmcominission genehm wäre. Da« bedeutet natürlich nicht« Andere«, als daß di« Anhänger der Reformen so spät al« möglich den Programmentwurf erfahren sollen, damit sie desto leichter über rumpelt werden tonnen. Denn der Entwurf wird natür- sich nicht« von den Reformen enthalten, da sich Herr Richter wohl schon für die Prograinmcommission die Ge treuesten derGetrrueu auSgcsucht habeu dürste. Ob unter solchen Umständen die „Reformer" auch nur da« Mindeste auj dem Parteitage durchsetzen werden, ist mehr al« fraglich. Frei sinnige Parteitage verlausen ja programmgerechter al« Hof- sestlichkeiten. Man wird also wieder einmal die alten Phrasen hören, Herr Richter dürfte wie gewöhnlich bei den aller dings immer mehr sich lichtenden «Lchaarcn seiner Anhänger den üblichen Jubel ernten, nnd zum Schluß werden die Herren bei dem gemeinsamen Festmahl die „Freiheit, die sie meinen" leben lassen. Ob wohl die gemeuchelten socialen Reformen wie Banquo'S Geist um Herrn Richter'« Stuhl schweben werden? Wir glauben es nicht. Herr Richter ist da« Thrannenthum schon etwa« länger gewohnt, al« e» Macbeth damals war. Mit 32 Stimmen Mehrheit hat da« englische Unter haus di« irische Pächterbill durchgedrückt, aber das Cabinet Roseberv wird auch diese« Sieges nicht froh werden, denn da- Oberhau« wird der Bill zweifello« seine Zustimmung versagen, zumal die Unterhaus-Mehrheit ibm nicht eben imponiren kann. Tie irischen Abgeordneten wollen in Voraussicht der Ablehnung zur nochmaligen Berathung de« Gesetze« im Unterhause eine Herbsttagung de« Parla ment« herbeiführen, indessen ist wenig Aussicht vorhanden, daß die Regierung diesem Wunsche willfäbrt. Natürlich sind die Iren üblicher Maßen wieder mit Drohungen bei der Hand, die sie allerdings wohlweislich i» die minder verfäng liche Form von Unheilprophezeiungen kleiden; werde die Bill verworfen, dann sei, sagen sie, eine Wiederzunahme der Agrarverbrrchen sehr wahrscheinlich, die Verantwortung dafür werde dem Obrrhause zuzurechnen sein. Sehr zutreffend bemerkt di« „Time«" dazu, k« sei allerdings anzunehnicn, daß der Ablehnung der Bill durch die Lord- eine gewisse Menae vereinzelter verbrechen in Irland folgen werde, allein da« sei der Preis, den die Eivilisation stet« zu zahlen habe, wenn sie den Gesetzlosen das Joch des Gesetze« auf den Nacken lege. Um den Iren wieder gute Laune zu macken, beabsichtigt di« Regierung in der nächsten Tagung rin Gesetz zur Einführung von Tagegeldern für die Abgeordneten eiinubringen. Niemand wünscht di« Einführung der Tagegelder lebhafter herbei al- die Iren. Sir können immer nur mit den größten Anstrengungen die Kosten zur Unterhaltung ihrer Abgeordnete» im Parlament ausbringen, und besonder« in der letzten Zeit, wo dir rbrmals reichlichen Geldsendungen der in Amerika lebenden Irländer immer spärlicher stoffen, hat den Iren die Beschaffung der Kosten für ihre parlamen tarische Vertretung groß« Mühe gemacht. Aber die Forde rung der Taaraelder für die Abgeordneten ist auch ein Theil des liberalen Programms von Newcastle, und die Einbringung de« anarkündigten Gesetze» wäre ein weiterer Schritt zur Durchführung de« Programm» der Liberalen. Trotzdem aber muß es fraglich erscheine», ob die Regierung klug daran thut, die Fülle der von ihr auf Grund de« Newcastler Programms ringebrachteu, aber »och unerledigten Gesetzentwürfe um einen neuen zu vermehren, der viel Widerspruch erregen und viel Zeit in Anspruch nehme« wird. Der Entwurf der von Erispi geplante» ttaltenifchen Berwaltungsreform ist in seinen Hauptgrundzügen in engerem Kreise bekannt geworden; er geht sehr viel weiter, als selb- «ingrwriht« Kreise erwartet hatte». De» Plan «in- -rheod und kritisch zu besprechen, wird erst Zeit sein» wenn derselbe in seinen ganzen Details und vfstciell vorliegt. Die Grundzüze de« Entwurf» sind folgende: Die Eintheilunz de« Lande« in 69 Provinzen mit eigenen Verwaltungen wird kurzer Hand ausgcgeben und dieüüAtministrationSbezirkc werden atif23 reducirt, d. h. je 3 Districtr zu einem verschmolzen und der ganze BerwaltungSapparat entsprechend vereinfacht. Ebenso werden 46 von den bestehenden Appell-GerichtShösen und Intendanturen aufgelöst und den verbleibenden 23 deren Geschäfte übertragen. Die gewöhnlichen Gerichtshöfe sollen von 186 auf 69 herabgesetzt werden, die CaffationSböfe von Palermo, Neapel, Florenz und Turin verschwinden vollständig. Selbst die bestehenden 23 Universitäten bleiben nickt ver schont; sie werten einfache Privat-Hochschule», während zwei eigentliche Staatsnniversitäten in Rom und Neapel ge schaffen werden. Die Grundlage de« ganzen Reformplane« ist eine straff durckgeführte Centralisation unter Aufbebung aller irgendwie entdelirlichen Unterinstanzen und ein gründ liche« Ausgeben de« alten bureaukratischen Schlendrian«. Die Durchführung verspricht allerdings sehr erhebliche Ersparnisse, aber wa« wird au« den Tausenden überflüssig werdenden Beamten, Richter, Lehrer? So unabweisbar die Reform ist, so wird sie dock noch viel böse« Blut machen und auf hart näckigen Widerstand stoßen. Nack den neuesten Nachrichten vom «ftafiatischen Kriegsschauplatz ist e« in der That zur Fortsetzung ker Feindseligkeiten gekommen, und namentlich Japan entioickelt eine erstaunliche Energie und begnügt sich nicht, seine kriegerischen Operationen auf Korea zu beschränken. Wie au-Tschisu gemeldet wurde, griff die japanische Flotte Wei-hai-wei an. Auf der einen Seite zurückgeschlagen, versuchen die Japaner jetzt aus der anderen Seite durch- zudringen. Der befestigte chinesische Hasen Wei-bai-wei liegt an der Südküste der in den Golf von Petschili führenden Straße von Petschili, ihr etwa« schräg gegenüber an der Norkküste der Hasen Port Arthur (Luschun-ku). In diesen beiden Häsen hat sich die chinesische Flotte, da sie die See nicht zu halten wagt, geborgen. Jetzt ist sie in dem südlichen Hasen von den Japanern ausgesucht worden. Die Wendung, „aus der einen Seite zurückgeschlagen, suchen die Japaner jetzt auf der anderen durchzudringen", ist unklar. Man könnte sie dabin deuten, daß die Japaner jetzt bei Port Arthur vorbeizukommen suchen; doch ist die« nicht eben wahrscheinlich. Vielleicht ist, wie die „Nat.-Ztg." vermutbet, die au« chinesischer Quelle stammende Nachricht überhaupt absichtlich unklar gehalten, und hat man sich zu denken, daß di« Japaner erst die chinesische Klottenabtheilung in Wei-hai-wei möglichst kampf unfähig machten und jetzt dasselbe in Port Arthur zu tbun ge denken, um dann nach Toku zu dampfen und von dort au« Peking zu bedrohen, fall« e« ibnen nicht blo» um die Zer störung der ihnen zunächst gcgenüderstehenden chinesischen Ge schwader zu tbun ist. — Auch in Korea schreiten die Ja paner zu umfassenderen Operationen. Wie dem „Rcuter'scken Bureau" au« Shanghai bekanntlich gemeldet wurde, verlautet dort, daß japauisckeTruppen in Stärke vo» 12666 Mann in Fils an und 8066 Mann in Nuensan gelandet seien. Diese Truppen würden sich um Söul zusammenziehen, um den von Norden kommenden chinesischen Truppen »nlgegenzu- treten, Der Hafen Fusan liegt an der Südostküste von Korea, der von Jucsan, worunter wahrscheinlich Grnsan zu ver stehen ist. an der Ostküste in der Broughton-Bai, in der Luftlinie etwa 26—28 geographische Meilen nördlich von Söul. Die in Gensan gelandeten 12 066 Mann sind also wobl be stimmt, mit anderen bereit- in Korea befindlichen Truppen — e« sollen dort ohne die jetzt angekommenen Corp« bereit« über 86 666 Mann stehen — die Stadl Söul gegen die chinesische Nordarmee zu decken, während die in Fusan ge landeten Truppen zusammen mit Abtheilungen, welche ihnen von Asan entgegengeschickt werden, wobl die geschlagene chinesische Südarmer vollend« auSeinaiiderjagen sollen. — Die Eile, mit welcher dir Japaner vperiren. erklärt sich Sü den klimatischen Verhältnissen de« Kriegsschauplatzes. Wenn überhaupt noch vor Eintritt der strengeren Zahre-zeit, die in der Koben geograzchischen BreiteKorra« bereit« einen nahezu arktischen Ebarakter tragt und allen Truppenbewegungen vn ipso Halt ge bietet, etwa» Entscheidende« geschafft werden soll, darf eben keine Zeit mehr verloren werden. An« der Mandschurei sollen (wie erwähnt) beträchtliche chinesische HeereSverstärkunge» im Anmarsch nach dem koreanischen ActionSfelke sein. Da die selben, bei der in mehreren Seetreffen bewiesenen maritimen Uebrrlegenheit Japan«, ihr Vorrücken ausschließlich zu Lande bewerkstelligen, so wird noch eine gewisse Zeit vergehen, ehe sie zur actuellen Verwendung bereit sieben, und diese Zwischenzeit muß japanischerseit« auSgenuyt werden. Ob es in den nächsten Tagen schon, wie Londoner Berichte in Aussicht stellen, zu einer größeren Schlackt kommen wird, muß abgewartet werdrn. Wenn e« sich bestätigen sollte, daß dir in den mehrtägigen Kämpfen zn Ende vorigen Monat- geschlagenen Chinesen sich in vollständiger Auflösung zurück gezogen haben, das ganze Land ohne SchwertstreiH den siegreichen Japanesen überlassend, so ist schwer einzuseben, wo und wie die Trümmer der chinesischen Streitmacht in Ermangelung vorbereiteter Ausnahmestellungen und intactcr Reservetruppenkörper, rasch genug rcagiren könnten, um den Siegern erneut in offener Felbschlackt entgegen zu treten. Da- Höchste, dessen man sich in diesem Falle seiten« der Chinesen zu versehen hätte, wäre die Jnscenirung einer zähen Defensive bi« zum Eintreffen der vorerwähnten Verstärkungen. Für Japan andererseits ist r« von Wichtigkeit, sich ihunlichst noch vor Eintritt de- Winter« z»m Herrn der strategisch wichtigen Positionen zu machen, um so durch den Vortheil der Stellung den eventuellen Nachtbeil der geringeren Zahl au«- zugleichen. Denn wenn China zur Noth auch während de« Winter« zu Lande mit Truppennachscküben au« seinem unerschöpflichen Mensckenreservoir sortfahren kann, so verbietet sich dir gleiche Maßregel für da« auf den See transport angewiesene Japan wegen der schweren Winter stürme, welche die Ueberfahrk und mehr noch die Landung größerer Transporte von Truppen und Kriegsmaterial zur Unmöglichkeit machen. Wie man hierau« entuehmen wird, hat also besonder» Japan den triftigsten Grund, seine korea nische Operaticn-bafl«, so lange es dir Jahreszeit noch ge statten will, so solide als es nur immer angängig erscheint, zu «tadliren und gleichzeitig dem Gegner durch offensive« Vorgehen möglichsten Abbruch zu thun. Deutsches Reich. * Berlin, 12. August. Der „Entwurf der Agende für die Evangelische Landeskirche", wie er laut ein- gebolter Ermächtigung de« Kaiser» einer zu diesem Zwecke noch zu berufenden Generalsynode zur Beschlicßung vor gelegt werden wiro, ist zur Ausgabe gelangt (im Verlage von E. S. Mittler >L Sohn in Berlin). Da« Vorwort be richtet über die Abänderungen de« den Provinzialsyuodcn vorgelegten Entwurfs: Ralch hat sich die Aufmerksamkeit nicht allein der liturgisch Jnteressirten. sondern auch weitester kirchlicher Kreise dem Entwurf zugewendet, dessen Bedeutung sür die Landeskirche jetzt erst allgemein zum Bewußtsein kam. Alsbald ist aber auch die in stiller und fried voller Arbeit gereiste Frucht naturgemäß lebdaster Kritik unterzogen worden. Dabei ist es den Kritikern deS Entwurfs, was bet den nicht persönlich am Leben unserer Landeskirche Betheiligten (?) nicht oussallcn kan», nicht immer gelungen, sich die der Revisiousarbeit durch den der Commission crtheilten Auftrag gesteckten Ziele und gezogenen Grenzen zu vergegenwärtigen, namentlich den Anschluß an die in der bisherigen Agende gegebene und die in den Gemeinden ringelebte Ordnung des Gottesdienstes und die Wahrung des Bekenntniß- ftandcs unter Fernhaltung von den theologischen und kirchlichen Streitigkeiten des Tages. Ersrculichcr Wei>e habeu die Verhandlungen der Prooinzialsynode» ganz überwiegend in dieser Hinsicht die richtige Stellung gesunden. Abgesehen von freudiger Zustimmung, die von allen Parteien — eine Synode ausgcuominen — dem Entwurf entgegengebracht wurde, haben die Provinzialsynoden in gründlicher und sachlicher Lurchderathung des Entwurfs eine große Zahl von Aeiiderungen im Einzelnen beantragt. Auch dies trat zu Tage, daß das Bersiändniß sür eine iu der Hauptsache einheitliche Ordnung des Gottesdienstes weit vorherrscht, und nur in wenigen Provinzialsqnode» weilerreichende Wünsch« auf Festhaltung bc- souderer provinzieller Formen hcrvorkratcn In angestrengter, durch die Haltung der Provinzialsynoden ermuthigter, durch anderweile scharte Kritik nicht eingeschüchlcrter Arbeit sind bei erneuter Re vision des Entwurfs die laut gewordenen Wünsch«, soweit diss mit den seslgestellten und bewährten Grundsätzen vereinbar war, beachtet und in erheblichem Maße berücksichtigt worden. Nach sorg fältiger Vorarbeit durch die Referenten hat die Agendecommijsion im April de» Jahres trotz der durch ihre veränderte Zusammen setzung erschwerten Lage in vierzehnlägigcr Berathung ihre Arbeit vollendet. Der Evangelisch« Ober-Kirchenrath bat im Einvernehmen mit dem Vorstand der Generaljpuode beschlossen, den Entwurf, so wie er von der Agendecommissio» gestaltet ist, einer außerordentlichen Generaljvnode zur verfassungsmäßigen Beschlußfassung zu unlerbreilcn und hierfür die Ermächtigung des Kaisers und König« zu erbitten. Bereichert ist der Eutwuri gegenüber dem den Provnizialsynoden vorgelegten durch »in Fonnnlir filr den lieber tritt von Eonver- titru auS der römischen Kirche, wo eine feierliche Vollziehung desselben begehrt wird, und durch «in Formular sür die Grundsteinlgnag vou Kirchen. Die Vorlegung anderer hier und da ge wünschter Formular« ist in Uedereinstimmung mit der Mehr heit der Provinzialshnodc» nicht sür rathjam erachtet worden. Dagegen habe» mehrere Theile de« Entwurfs, wie die Eingangs- sprüche uud Fcstgebcle für den Hauptgvllesdieiist, Erweiterungen er- fahren, und rin im Weste» viel gebrauchtes Kirchengebet »N aus genommen. Auch ist die Anordnung der zu dem Hauptgottesdiciist gehörigen Stücke übersichtlicher unv für den Gebrauch handlicher gestaltet worden. Dem mehrfach geäußerten Wunsch, La« für die einzelnen Zeilen des Kirchenjahres in der Borlilurgie Geeignete zusammenzustellen, glaubt« man, ohne den Umfang der Agende durch Wiederholungen übermäßig ailwactsien zu lassen oder die Frei heit des Liturgen in der Auswahl paralleler Stücke unliebsam ein zuschränken, nur insoweit entsprechen zu dürfen. Laß zur Einlage zwischen S. 2 und 3 bei der Liturgie d«S Hauptgoilesbienstes ein zeln« Doppelblätter gedruckt werden, welche das für die einzelnen Zeiten des Kirchenjahres Geeignete zusammensasse». Die durch A. 7,3 der General-Synodalordnung den einzelnen Gemeinden vorbcholtene Entschließung über Aneignung der die Ver waltung der Eacramenle betreffenden Normen durste nicht bindern, das, wa» unter Berücksichtigung der in der evangelischen Landeskirche vorhandenen verschiedenen Ordnungen und Bedürfnisse als da« An gemessenste erschien, zulamwenzuslellen und bei der letzten Revision solche Form»», sür welche in den Provinzialjynoden ein besonderes Jnieresse bezeugt wurde, nachiräsilich in die landeskirchlich« Agende ouszumhmcn. Demgemäß sind m dem Berlaus der sacramcntalen Handlungen »ich« blos einzelne vo» den Provinzialsvnoden begehrte Stücke eingesügt worden, sondern anstatt des Nbcndmahlformu- lars, welche» der frühere Entwurf in Anlehnung an die bisherige Agende sür die zweite Form des Haiiptgottesdicnsies darbot, ist die jenige altherkömmliche Form eingestellt, welche in den betreffenden Gemeinden in herrschender Geltung steht und deren Ausnah,ne vo» der nieistbetheiligten Provinziatjhnode ausdrücklich beantragt wurde. Ebenso hat in der ersten Form des Hauptgottesdienstes eine kürzere Gestalt der AbendmahlSlilnrgie bis zu den Einsrtzungs- wortcn, welche im Osten der Landeskirche lies eingewurzelt ist, als Parallelform Aufnahme gefunden. Auch in dem Formulare sür die Tauf« der Erwachsenen waren einige Parallclsätze einzustellen, welch» Mangel« jeder Anleitung durch die bisherige Agende in festem Gebrauch sich eingebürgert und daher zu bezügliche» An trägen von Provinzialihuoden Anlaß gegeben hatten. Immerhin mußte und konul« sich «m Hinblick aus den durch die General- iynodalordnniig gegebenen Rechtsschutz der herkömmlichen Sacra- meniSverwaltuiig die Ausnahme solcher Zusätze aus da« Maß ein- schränken, welche« die Rücksicht aus einen übersichtlichen Umfang der Agende ihr auserlegte. Für die Amtshandlungen ist eine andere dem Bedürfnisse des praktischen Kirchenlebens angemessenere Anordnung gewählt, des Formular für die Trauung handlicher gestaltet und sür di« liturgisach Umrahmung der kirchlichen »alectsisationen bestimmtere Anregung acaebeu worden. Die thunlichsr srcie Bewegung des Liturge», die Möglichkeit einer Auswahl unter verschieden.» Formen, die Schonung der in den einzelnen Gemeinden und Gebieten bestehende» Sitten und Gewöhnungen ist in noch höherem Maße vorgefehen, al» dies schon in hem ersten Entwurf durchgesllhrt war. Nicht der Ein- sörmigkrtt, sondern der guten Ordnung soll die Agende dienen. Aus Beseitigung von Unebenheiten der Sprache und Ueberlchwenglichkeit des Ausdruck«, sowie aus Ersatz angesochtencr Stücke durch an gemessenere wurde Bedacht genommen. Die der Heiligen Schrift entnommenen Stellen sind der revidirten Ausgabe vo» Luther'S Bibelübersetzung angepaßt, wie die« schon früher seitens de« Evan- aelischea Oberkirchenralh« bei Herausgabe der Perikopen und der Lcidcnsgeichtchte des Herrn geschehen ist und durch die Verhand lungen der Provinzioliytioden nahegelegt wurde. Die musikalischen Beilagen konnten noch nicht seetiggestellt werden und werden Nachfolgen. Es besteht dir Absicht, die,enigen Responsorien, welch« die neue Agende beim tzauptgottesdienste der Gemeinde, statt dem Chor, in den Mund legt, tn einer festen Form unter geeigneter Abwechselung darzubieten, während sür gottesdienst liche mehrstimmige Lhoraesänge der freien Bewegung inusikoliicher Production keine aeietzlichen Schranken gezogen werden sollen. Bon Feststellung und Ergänzung der kirchlichen Perikopen ist zur Zeit noch Abstand genommen, well die hierfür begonnenen Arbeiten der Eisenacher Ktrcheuconfereaz noch nicht zum völligen Abschluß ge- langt sind.
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