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Sächsische Volkszeitung : 10.01.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926-01-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192601105
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19260110
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19260110
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Volkszeitung
- Jahr1926
- Monat1926-01
- Tag1926-01-10
- Monat1926-01
- Jahr1926
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- Sächsische Volkszeitung : 10.01.1926
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Stummer 7 - 25. Jahrgang Vinal wöch. Bezugspreis: siir Januar A--. Bcstellqels. Anzeigenpreise: Die Igesp. PeNtzelle »>IH. Stellengesuche 20 L. Die Petitreklamezeile 89 Milli, meler breit. 1 «<t. Osfertengebühren für SelbstÄiholer M L. bei Uebersendung durch die Post außerdem Portozuschlag. Einzel-Nr. 1k Sonntags-Rr. 15 Veschüstlicher Teil: IoleiFohmann.Dresden. SiicklWe Sonntag, 10. Januar 1926 ... Leistung ... ruf iidermitt. Anzeigen übernel>men wir keine Ver. antwortung. Unverlangt eingesandt« u. m. Nllckporto nicht versehene Manuskripte werd nicht aufbewahrt. Sprechstunde d. Redaktion b bis 6 Uhr nachmittags. Hauptschrifttett.: Dr. Joseph Albert. Dresden volfszmung Gklchätt tttlle. rru« vnd «erlag, , «aronia- Buchdrucker.', GmbH.. Dresden-«. >0. Holbelnslroftesa. Hernrul 32722. Pusttcheckkonlo Dresden l47»7 Bankkonto: Für christliche Poitltk und Kultur Redaktion der Sächsischen «olkszettnng Dresden<«Ust. tk. Holbetultratze 46 jzerur»- »2722 und 33538. Der Schritt -er Kl. Enkenke /§/ 6//7S /z//- a'st? ZÄ/Zio/Z^s/?, c/aF /2. ^atnr/er»', sös/iülL A ^///', Z/n Z^o^s/r Lcrat/e §Zc/t eZ/i/Znc/sZ M2/7 /oz'z/e/'e Le//76 Le^<7/7/?/e/7 crz// e^c^eZ/re/l. Das Wespennest Die Budapest«! Affäre. — Vertuschungs. und Ablenkungsversuche zur Rettung des Regimes. — Hinter den Kulissen: ein Kampf auf Leben und Tob. Von unser in Budapest er Korrespondenten w. Budapest. 8. Januar. Der halbe Feiertag, der am 6. Januar (Dreikönigs tag) in Ungarn gefeiert wurde, hatte in der Aktion der Polizei eine gewisse Ruhepause entstehen lassen. Man beschränkte sich hauptsächlich darauf, die bisherigen Er gebnisse der Untersuchung zu sichten und zu ordnen. Erst tags darauf hat eine neue Offensive eingesetzt, die sofort zu neuen Enthüllungen und zu weiteren Verhaftungen führte. Trotzdem ist es genauen Beobachtern aller Vor gänge in den letzten Tagen nicht entgangen, daß sich schon wieder allerlei mächtige Kräfte durchzusetzen beginnen, die den Zweck verfolgen, die ganze Affäre auf be stimmte Geleise zu schieben. Als der entschei dende Ministerrat unter dem Druck des Auslandes sich dazu entschloß, in das Wespennest, dessen Vor handensein einigen Mitgliedern der Re gierung bereits recht wohl bekannt gewe sen war. hineinzugretfen, da erlitten die Er wachenden einen furchtbaren Schlag. Bis dahin hatten sie mit Bestimmtheit erwartet, daß der Reichs Ver weser Hort Hy und sein Budapester Scarpia, der Oberstadthauptmann Nadossy, auch diesmal nicht ver sagen würden. Als aber Prinz Windischgrätz und sein Freund, der Herr Polizeidirektor, in Haft genom men wurden, war unter den Rassenschühlern eine deut lich erkennbare Verwirrung ausgebrochen. Seither hat man sich wieder erholen können. Gömbös, der angeblich an einer Nierenentzündung darniederliegt, und Olain, der aus Mailand eiligst nach Budapest zurück gekehrt ist. haben schon wieder die Fäden in Händen, und in der Ofner Hochburg arbeitet der stärkere Teil der ungarischen Regierung bereits wieder präzise und planmäßig. Ministerpräsident Graf Beil) len hat ganz ge wiß keinen leichten Stand. Er inuß an Prestige des Landes noch retten, was zu retten ist, er muß den Schein des Rechtes und der Ordnung wahren und der Welt die Unparteilichkeit der Gerichte und Behörden beweisen: er muß aber auch die legitimistische Politik in die richtigen Bahnen lenken und die Abrechnung mit Horthy einerseits und den Albrecht-Putschisten ondcrer- seits vorbereiten, dabei darf er aber die tatsächlichen Macktverhältnisse nicht aus dem Auge verlieren und mutz so viel Borsicht an den Tag legen, daß er mit den Rassenschiitzlern nicht in einen offenen Konflikt gerät. Die alten Legitimisten, die Grafen Andrassy und Appvnyi haben es leicht, jetzt nach der starken Hand der Gerechtigkeit zu rufen und einem Ottoputsch die Wege zu ebnen. Graf Bethlen aber weiß, daß ieder unbedachte Schritt das Gegenteil von dem heraufbesckwö- ren kann, was er anstrebt. Er kann jetzt den Neichs- verweser nickt im Stiche lassen, denn abgesehen davon, daß es um sein Leben gehen kann, kann er auch die poiitiscken Gefahren nicht übersehen, die dadurch für sein Land heraufbeschworen werden, daß die Erwachenden nach wie vor zum Putsche rüsten. Die Hand der Negierung Bethlen ist daher ganz deutlich in verschiedenen Maßnahmen und Nackrichten bemerkbar, die hauptsächlich den Zwecken der Politik, nickt aber der Verfolgung aller Verbrecker dient. Alle Bestrebunaen der Regierung und ihrer Presse gehen dahin, die ganze Schuld auf Mindisch- grätz undMadossy zu schieben. Die Beiden wer den einfach ihrem Schicksal überlassen, die ganze Affäre wird als eine rein kriminelle hingestellt und die offenkundigen Spuren, die in das Lager der Rassenschiitz- ler führen, werden langsam und bedächtig ver schüttet. Die französischen Agenten ließen nicht locker. Die Druckerpressen, mit denen die Falsifikate hergestellt wurden, mußten gefunden werden. An drei verschiede nen Stellen wurde eifrig gesucht: im militärkartographi schen Institut, dessen Kommandant General Lazkovich nunmehr endgültig verschwunden ist, in der- Notendruk- kerei der Nationalbank, wo einige Arbeiter und Beamte Was man von Ungarn verlangt Scharf« Angriff« der Pariser Presse gegen die ungarische Regierung. Belgrad, 9. Januar (Drahtb.) In hiesigen diplomatischen Kreisen verlautet, daß dl« Staa ten der Kleinen Entente «Inen gemeinsamen Schritt in Budapest wegen der Banknotensälschungen vorbereiten. Diesem Schritt sollen sich auch di« durch die Fälschungen betroffenen anderen Länder anschließen. Es soll nicht nur ein Protest vorgebracht, sondern auch ein« Gutmachung des entstandenen Schadens ver langt werden. Die Pariser Morgenblätter verbinden die Berichte über di« Budapester Banknotenfälschungen mit einer auffallend scharfen Kritik an der ungarischen Regierung. Das unga risch« Kabinett, schreibt der „Petit Parisken", versuche, sede Berantwortung von sich abzuw 8 lzen. ohne daß es ihm gelinge, über den wahren Sachverhalt hinwegzutäuschen. Die Tatsachen sprechen gegen die Regierung. Die ungarischen Behörden hätten alles getan, um die Schuldigen zu decken. Wenn es den französischen Untersuchungsbeamten doch gelang, ihre Mission erfolgreich zu erfüllen, so sek das aus die außerordentlich «nergischn Weisungen der französischen Regierung zurückzusühren. Woraus es ankomme, sei nicht nur, daß di« Schuldigen bestraft würden, sondern t aß die ungarische Regierung sich dazu entschließe, die versteckten Versuche zur Zertrüm merung des Vertrages von Trianon endgültig auf. zugeben. Alle Einzelheiten dieser schändlichen Angelegenheit müssen enthüllt werden, was auch nur dem Interesse der unga rischen Ration entspreche, deren Ansehen auf dem Spiele stehe. Wln-ischgriitz bielek Kaution an Berlin, 9. Januar. Dir „Rassische Zeitung" meldet aus Budapest: Prinz Ludwig Windischgrätz stat der Staats,niwaltschast eine Kaution von zwei Milliarden ungarischer Kronen siir seine Freilassung angeboten. Da Windischgrätz selbst äußerst mittellos ist, dürfte vaS Geld sein« Familie ausbringen. Windischgrätz ist vor seiner Gefangenschaft vollständig ge brochen und erklärte seinem Rechtsanwalt wiederholt, er halte e» nicht mehr länger au». Windischgrätz hat wenig Aussicht auf Befreiung. Unruhen in Rumänien? DieruINänische Königin i st nicht n ach Italien Bukarest, 9. Januar. Infolge der Abdankung de» Kronprinzen trarol ver sucht die Opposition im Balte eine gegen die Regierung gerichtete Stimmung hervorznrusc». Man befürchtet des halb Unruhen. Gestern hat eine Konferenz der Generalität stattgesnnden, um militärische Maßnahmen im Falle von Unruhen vorznbereiten. Die Regierung berät weiter liier Maßnahmen, die zur Beruhigung der neue» Provinz n notwendig erscheine». Der Polizcivräsivent von Klinicn- burg ist zur Teilnahme an diese» Beratniigcu in Bnknr.st eingetroffen. Gestern wurde» auf Beranlassnng ves Innen ministeriums mehrere oppositionelle Zeit,»,gen beschlag- vahmt, weil sie in Zusammenhang mit der Kronprin,en- affäre die Regierung heftig angegriffen hatte». Die Königin »nd die Prinzessin Miliana beabsichuar n bekanntlich zu dem Begräbnis ver Königinmutter nach Italien zu reisen. Da da» Gerücht auSgestrcnt winde, die Königin wolle hierbei eine Znsamnienknnst »nt dem ehemaligen Kronprinzen l>erbeifüh.en, wird jetzt miLgc- teilt, daß dir Reise unterbleibt. Der rumänische Be trecer in Nom ist beauftragt worden, als Vertreter Rumäniens an de» Leickenfeierlichkeite» tcilznnchmcn. Die Wirtschaftskrise in Oesterre ch Wien, 9. Januar. Bundeskanzler Dr. Ramek hat die LandeShaiiptleutc aller österreichischen Bundesländer für kommenden Dienstag zu einer Besprechung über die Wirtschafts krise und die Richtlinie« für das Wirtschastsprogramm nach Wien eingrladen. Die Demission vcS Kabinetts Ramek n»d die MegierungSnenbildnng erfolgt in d.r Sitzung des RalionalrateS am 14. Fanuar. Regentschaft für Otto schon jetzt einsetzen, um Gömbös zuvorzukommen. Wie ober die Nossenschützler selbst über die Fälscheraffäre denken, geht am besten aus einer Rede Franz Mains hervor, die er an die versammelten Jour nalisten hielt, als er zur Staatsanwaltschaft ging, um seine Rückkehr aus Italien zu melden: „Ich erkläre, daß den Patrioten jenes Ungarn, das der Vertrag von Trianon geschaffen hat. erlaubt i st. was sie getan haben. Im Krieg ist das Geld fälschen er laubt, und wir'sind mitten im Krieg. Graf Bethlen hat, statt den Franzosen die Türe zu weisen, sich von den Juden, die schon wieder frech werden, in eine Dummheit hineinhetzen lassen." Wie verhält es sich nun mit den unzähligen Ge rüchten über die bevorstehende Intervention auswär tiger Mächte? Darüber ist folgendes anthenisch zu melden: Zwischen den Regierungen der Staaten der Kleinen Entente findet tatsächlich seit Dienstag ein ständiger Meinungsaustausch über die Budapester Fälscheraffäre statt. Besonders interessiert zeigt sich die Prager Regierung. Ein Schritt der Klei nen Entente ist mit Bestimmtheit zu erwarten. Die Regierungen werden aber vorher dos Ergebnis der Un tersuchung gegen den Prinzen Windischgrätz und seine Komplizen abwarten. Es ist nicht ausgeschlossen, sondern vielmehr wahrscheinlich, daß dabei die Fälscheraffäre nur eine untergeordnete Rolle spielen werde. Dafür aber wird der schon seit längerein geplante Schritt wegen der monarchistischen Umtriebe in Ungarn unter Hinweis auf die jüngsten Enthüllungen entsprechend schärfer ausfallen und konkrete Forderungen enthalten. Ob Frankreich sich diesem Schritt an schließen wird, i st noch ungewiß. Jeden falls ist aber damit zu rechnen, daß die Tschecho slowakei die ganze Angelegenheit auch vor dem Völkerbund aufrollen werde, um die europäische Öffentlichkeit auf die Machinationen der ungarischen Irredenta aufmerksam zu machen. Die Nachrichten über Schadenersatzansprüche Frankreichs und der Staaten der Kleinen Entente sind im gegenwärtigen Zeitpunkte zu- mindestens verfrüht, da eine Feststellung etwa tatsächlich erfolgter Schädigungen, die die einzelnen Staaten erlit ten haben fallen, bisher nach gar nicht möglich war. Die Budapester Regierung wird natürlich, um ihr Land nicht völlig zu kompromittieren, jedem Bersuche einer Ein mengung seitens eines oder mehrerer Staaten dadurch begegnen, daß sie sich auf die kriminelle Seite der Angelegenheit beruft, die cs ihr nnmöglich mache, den Entscheidungen der ordentlicken und unabhängigen Gc- rickte nor^ucneit,»» als schwer verdächtig in Haft genommen wurden und im Rakoszischloß in Sarospatak, wo Prinz Windischgrätz gewöhnlich wohnte. Nun wird amtlich behauptet, daß die Pressen endlich in den Katakomben von Sarospatak bei Windischgrätz gefunden morden seien. Die Entdek- kung wurde noch dadurch bekräftigt, daß in Sarospatak auch der Direktor der Fürstlichen Weinverwertungs-AG., Alexander Hallacz, verhaftet wurde. Daran soll nicht gezweifelt werden, daß dieser berühmte „Genosse" des rassereinen Prinzen auch in die Fälscheraffäre seines Herrn verwickelt ist. da er dach auch sonst bei dessen Geschäften eine große Rolle spielte: aber im alten Ra koszischloß ist nicht eine einzige Druckerpresse beschlag nahmt worden. Es steht vielmehr fest, daß die Zink platten der 1000-Francsnoten in' der Notendrücke- rei der Nationalbank hergcstcllt wurden und daß die Druckpressen im militärkartographischen Institut standen. Diese Tatsacken allein genügen bereits, daß Prinz Windischgrätz, möge er auch tausend mal den Ertrag aus dem Vertrieb der falschen Noten teilweise für sich verwendet haben oder verwenden wollen, sicher ist, daß ohne „höhere politische Hinter gründe. ohne heiligen patriotischen Zweck" die beiden genannten Institute ihre technischen Einrichtungen nicht einem privaten Notenfülscher zur Verfügung gestellt hät ten und wenn er tausendmal ein Prinz war. Auch hätte ein privater Falsckmünzer niemals eine so große Gesell schaft von Mitwissenden und Mittätern zusammen- aebracht. wie die Gesellschaft der Huligcme im Restaurant Köster, wo die zahlreichen abgebauten Offiziere der ein stigen Terrordetachements ihre Weisungen erhielten und die Banknoten, um sie dann in der Welt in Umlauf zu setzen. Allerdings hat es seht wie eine Bombe gewirkt, als bekannt wurde, daß in dieser Tischgesellschaft Offi ziere verkehrten, die ständig als Kuriere der Rassen- schiitzler zwischen diesen und den Schlössern des „Sol- datenvaters" Erzherzogs Friedrich, der Erzherzogin Isa- bella und des Erzherzogs Albrecht fungierten. Seit Erzherzog Albrecht, der Thronanwärter und Arpadensproß, jetzt genannt „Frankonkänig", immer offenkundiger mitkompramittiert erscheint, ist natürlich in der Tat auch Harth ys Reichsverweser- Stellung ernstlich erschüttert, während die Chancen Ottos stündlich wachsen. Auf dem Baden dieses Vulkans, dessen Eruption jeden Augenblick erfolgen kann, bereitet GrafBethlen. dessen Nerven wirklich aus Stahl sein müssen, den Entscheidung?- k ampf vor. Gömbös mobilisiert bereits seine Brachial- formationen — daß er selbst sein Zimmer hütet, tut nichts zur Sache. Die Legitimisten wiederum walle» die
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