Suche löschen...
Dresdner Journal : 13.12.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-12-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187412137
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18741213
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18741213
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1874
- Monat1874-12
- Tag1874-12-13
- Monat1874-12
- Jahr1874
- Titel
- Dresdner Journal : 13.12.1874
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
W28S. Sonntag, dm tL Decemder 1874 l. . 1 L«^>uav任仰t»°t»»° ILUrUobr. . . * 1H» t ^«od« tritt k«1-«»ä Lu»»»tL«Hru»io«i»r 1 HF» 1 I»»»r»1«»pr«l»»r Für 6«» L»iun «m« F«»v»tt«o<-i> kstit«il»: 2 kl Fr. vot»r „LioFt »vät" <li» 2»it»! S Kssr. Kr«ed»tt»»»r Ni^Uok mit Xo»n»t»iL0 <tar 8oQn- mut kvi«rt»F», ^bvuä» kür «io» tolFsnäva 1»F. DresdnerIMmal. Verantwortlicher Redacteur: CommisfionSrath I. G. Hartmann in Dresden. ln»<>rittro»»o»bin« »»»WLrl,, 6«Ip»t^: H. Lru»»<i,tett«', 6olumiiuiioaLr 6«, Drvsänvr ^ourvitt»; rben6»».: L'uA«n ?ork u. A /'rever, U»»diuU-L«rU». »»„l-»r««I»u-Fr«L»Nlrr»».://a<»rn«tr»> F i^oA/er, ß«r»L Vt»»-L»wdiirF-?r»F-l^tp,tU-7d»Lk- tart ». II. -Nüoel»»: DuF Lko»«r, -< Drtrmr^rr, //. FILrrc^t, Lr««»». F. >r«» I»«: F.Ä«»A<-»'8 6üre»u; vdswiuti: /<> kr»L>-- turt» H.)arArr'8okeu.F <7. Drrrmtiin^cdvöucdb^ Du«t-«-O6'o./ O-rUtZc /nvD, L»imov»r: <7. L'c^ü8«1rr, k»rt« c Dava», Fa^tte, Lul/irr -s 6b., SlattF»rlt Daube <t tb., ^»noncen-Dürea«, Visa: ^11 ll«r»«8Fvdvrr 4«. LüviFl. Lxpkttition Dre««1n<>r Ic>ur7>»Is, ttrv8tt«n, AlarFidrotkonFitsk« Ko. 1. Tagesgelchichte. T.. Berlin, 11. December. Der Reichstag er ledigte heute die ersten 20 Titel des Militäretats in zweiter Lesung im Wesentlichen nach den Anträgen der Commission, gegen die er sich jeooch in drei FäÜen zu Gunsten der Aufstellungen und Boraussetzungen der Vorlage entschied. Die erste größere Debatte be wegte sich um den Antrag der Commission, dem Reichs kanzler zur Erwägung zu geben, ob nicht bezüglich der gleichartigen Positionen der sächsische Militäretat mit dem preußischen verschmolzen werden solle. Fürst v. Bismarck bekämpfte diesen Antrag, zu dessen Vcrtheioigung von mehreren Rednern der linken Seite geltend gemacht wurde, daß derselbe durchaus keinen Eingriff in die conventionsmäßigen Rechte Sachsens auf Selbstständigkeit seiner Militärverwaltung invol- viren solle. Der Antrag wurde schließlich mit einer Majorität von nur 2 Stimmen zum Beschluß erhoben (Vcrgl. den Sitzungsbericht in der Beilage.) — Man glaubt, daß die Ausschüsse des Bundesraths heute ihre Berathung über die durch Einfügung einer Reichs bank an der Bankgesctzvorlage vorzunehmcnden Aenderungen beziehentlich die mit Preußen wegen Uebernahme der preußischen Bank zu treffenden Ver einbarungen beendigen werden. Die Angelegenheit Nichtamtlicher Tbril. n ebersicht. Telegraphische Nachrichten. TageSgeschichte. (Berlin. Posen. Rendsburg. Alten burg. Wien. Prag. Paris. Bern. London. St. Petersburg. Konstantinopel. Bukarest. New-?)ork.) Procrß Arnim. Dresdner Nachrichten. Provinzial Nachrichten. (Schwarzenberg. Radeberg.) Statistik und VolkSwirthschaft. Feuilleton. Inserate. Taaeskalender. Erste Beilage. Deutscher Reichstag. (Sitzung vom 1l. December.) Inserate. Zweite Beilage. Inserate. Börsennachrichten. Telegraphische WitterungSberichte. TeltsirsiMschc Nachrichten. Berlin, Sonnabend, 12. December, Nachmit tags. (Tel. d. Dresdn. Zourn.) Im Reichstage brachte infolge der gestrigen Lerhaftung deS Abg. Maiunke zur Berbußuug einer rechtskräftig zuer- kannten einjährigen Gesängnißstrafe (vgl. Berlin unter „Tagesgeschichte") heute der Abg. LaSker fol genden von allen Aractionev unterstützten An- trag ein: Die Geschäftsordnungscommission zur schleunigen Berichterstattung darüber aufzufordern, 1) ob die Verhaftung von Reichstagsmitgliedern auf Grund eines rechtskräftigen Strafurtheils während der Dauer der Session ohne Zustimmung des Reichstags zulässig sei? 2) ob und welche Schritte zu veranlassen seien, der artigen Verhaftungen von Reichstagsmitgliedern vor- zubeugen? Der Abg. LaSker begründete diesen Antrag, und nachdem der Abg. vr Windthorst hinsichtlich desselben die vorhandene Einiakeit aller Parteien constatirt hatte, wurde derselbe vom Hause ein stimmig angenommen. Berlin, Sonnabend, 12. December, Nach- mittags. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die Verhand lungen im Proceffe Arnim (vgl. umstehend den aus führlichen Bericht über die gestrige Sitzung) wurden heute Vormittag wieder ausgenommen. Staatsanwalt Tessendorff constatirt den unerlaubten Verkehr von Angehörigen des Angeklagten mit einzelnen Zeugen. Der Präsident rügt dieses Vorkommniß. Der Zeuge Criminalinspector Pieck bekundet den häufigen Verkehr Murray's mit dem Geschäftsführer des Grafen Arnim. Unter den bei Arnim saisirten Kisten könne möglicherweise eine mit einem Schreibtische gewesen sein, die nicht geöffnet wurde. Zeuge Graf v. Wesdehlen bekundet, daß Dr. Lands berg mit ihm über die Enthüllungen in der Wiener „Presse" so gesprochen habe, als wenn ihm bekannt sei, daß dieselben im Auftrage Arnim's erfolgten. vr. Landsberg gtebt dies zu. Es folgt die Verlesung der Actenstückr in Bezug auf das Brüsseler „Echo du Parlement" und die Wiener „Presse." Der Angeklagte giebt bezüglich der letzteren zu, daß das Prvmemoria von ihm herrührt, lehnt aber jede Er klärung darüber ab, ob die Veröffentlichung durch ihn erfolgt sei. Graf Arnim verweigert auch über die Adressaten der beiden Concilsbriefe Auskunft zu etthei- len und wiederholt nur, daß der Bischof v. Hefele nicht darunter sei. Graf Arnim anerkennt die verlesenen Schriftstücke. Der Präsident legt die in Nassenheide saisirten Pa piere Arnim's (Copirbuch u. s. w.) vor, die Letzterer anerkennt. Der Gerichtshof beschließt, dieselben inkor- mationis c-Lusa verlesen zu lassen. Die von der Ver- theidigung beantragte Vernehmung des Grafen Hermann v. Arnim wird als unerheblich abgelehnt. Zu dem Briefe an Ur. Landsberg bemerkt der Angeklagte, es handle sich um Erstattung von Auslagen, nicht um Geldspenden. Die Vormittagssitzung wird A > Uhr geschloffen. Stachmittags findet eine absolut geheime Sitzung statt. Die nächste öffentliche Sitzung ist auf künftigen Montag Vormittag anberaumt. Buda Pesth, Freitag, 11. Decemher, Nach mittags. (W T. B.) Die vom Frnanzminister ein- gebrachte JndemnitätSvorlage, betreffend die StaatS auSgaden im 1. Quartal deS JahreS 1875, wurde in der heutigen Sitzung deS Abgeordnetenhauses in der Gpecialberathung in unveränderter Fassung angenommen. Es folgte alSdann die Debatte über die Gteuergesetze. Paris, Freitag, 11. December, Abends. (W. T. B.) Die Bank von Frankreich hat beschlossen, die 356 Millionen, welche von den 2v-ArancbilletS noch im Umlaufe find, einzuziehe«, und wird die- selben in Gold einlösen. Der ^inanzminister hat der Budgetcommisfiou gestern die Mittheilung zugehen lassen, daß er in nächster Zeit daS Budget für 1876 vorlegen werde. Versailles, Freitag, 11. December, Abends. (B. W. T.) In der heutigen Sitzung der National versammlung wurden die Wahlen Godissart'S und deS Herzogs v. Mouchy für ailtig erklärt. Die Versammlung erledigte hierauf die erste Beratdung deS dringlichen Antrags bezüglich absoluter Frei heit der Versammlungen, welche die Feier aller religiösen Culte bezwecken, und beschloß mit 477 gegen 167 Stimmen, zur zweiten Berathung dieses Antrags zu schreiten. Santander, Freitag, 11. December, Vormit tags. (W. T. B.) Der Angriff der Carlisten auf San Crloni ist mißlungen. Die Carlisten haben bei Castro UrdialeS einen Engländer gefangen genommen und verlangen für die Freilassung des selben ein Löseaeld von 70 Pfund Sterling. London, Freitag, 11. December, Abends. (W. T. B.) Die hiesige Admiralität hat heute eia Telegramm deS Commandanten de» englischen Kriegsschiffes „Craker" aus Montevideo vom v. d. M. erhalten. Dasselbe lautet: „JnUruguay ist ein Aufstand ausgrbrochen; die Truppen weigern sich, gegen die Insurgenten zu marschiren, und »er- langen die Entlassung des Ministeriums. Ich werde hier bleiben, um die englischen Unterthanen zu schützen." würde alsdann in den nächsten Tagen das Plenum des Bunbesraths beschäftigen und jedenfalls noch vor Weihnachten dem Reichstage über die gefaßten Be schlüsse Mittheilung gemacht werden. — Abg Acker mann , unterstützt von den beiden conservativen Frac- tionen, hat den Reichskanzler darüber interpellirt, ob derselbe beabsichtigt, dem Reichstag, wenn nicht in dieser, so doch in der nächsten Session eine Vor- läge zu machen, durch welche an der Gewerbe ordnung die nach den Erfahrungen der jüngsten Jahre gebotenen Abänderungen vorgcnommcn werden. Die Verlesung und eventuell Beantwortung dieser Interpellation wird zu Beginn der morgenden Sitzung erfolgen. — Die„N. A. Z." enthält folgende officiöse Note: „Da die Vcrtheilung drr Geschäfte im auswärtigen Amt der Oeffentlichkeit, der Regel nach, entzogen bleibt, so können unrichtige Mittheilungen über die selbe in der Presse Eingang finden, ohne daß deren Verbretter mehr als höchstens ein allgemein gehaltenes Dementi zu gewärtige» haben, wie solches ein Ber liner Corrcspondent der (Augsburger) „Allgemeinen Zeitung", ohne sich dadurch belehren zu lassen, inner halb weniger Wochen viermal veranlaßt hat. Da in einem bestimmten Falle die irrigen Behauptungen jenes Berichterstatters sich wiederholen und leider die Redaction der „Allgemeinen Zeitung" nur seiner Stimme Gehör geben zu wollen scheint, so constatiren wir, daß mit oemDecernat über die politische Lite ratur (einschließlich der Tagesprcsse) eine Veränder ung nur insoweit cingetrcten ist, daß dem betreffenden Beamten zu diesem bisherigen vor einigen Wochen ein zweites Dcccrnat zuerthcilt worden ist." — Nach einer Meldung der „Kieler Zeitung" vom 9. d. M. wären die bisher in den spanischen Ge wässern befindlichen deutschen Kriegsschiffe abberufcn worden. Der „Alb atroß" (so meldet das genannte Blatt) ist auf dem Wege nach Kiel, und der „Nau tilus" bcgiebt sich nach St. Themas. — Nach der „N.-Z." wird mit der Bildung der Provinz Berlin auch eine Vermehrung der Schutz- mannschaft^um 1000 Mann beabsichtigt. Diese Vermehrung ist schon im Polizeietat für 1875 ent halten. Die Bezeichnung „Schutzmann" soll abgcän- dert werden. Die Schultcrnummcrn sollen Wegfällen und dafür ein eben solches Abzeichen angebracht wer den, wie am Kragen ihres Uniformrvekts. Das Seitengewehr wird in Zukunft mit Korbgefäß ver sehen sein. Diese Aenderungen liegen augenblicklich dem Minister des Innern zur Genehmigung vor. — Die Stadtverordnetenversammlung genehmigte gestern den Antrag des Magistrats, nach dem Muster und aus dem Etat der Gemeindcschulen eine städtische Taubstummen sch ule einzurichten, unter dem Vor behalt, die Verhältnisse dieser Schule anderweit zu regeln, sobald die Provinzialverhältnisse der Stadt gesetzlich bestimmt sind. — Wie die „Germania" an der Spitze ihres Blattes anzeigt, ist ihr Chefredacteur, Majunke, heute Vormittags kurz nach 11 Uhr auf das hiesige Polizeipräsidium eingeladen und dort zur Verbüßung der bekannten, gegen ihn rechtskräftig ge wordenen einjährigen Gesängnißstrafe verhaftet wor den. Das Haftmandat, welches ihm vorgezeigt wurde, war vom Staotgerichtsdirector Reich unterzeichnet. Herr Majunke wurde mitten aus seiuer Nedactions- thätigkeit abgeholt, während seine College» im Reichs tage ihre heutige Sitzung, zu welcher er eben gehen wollte, bereits begonnen hatten. Morgen wird er nach Ptöhensee übcrgesiedclt. Posen, 10. December. (K. Z.) Das K^eisgericht zu Schrimm verurt heilte heute den Decan Rzezniewski wegen der Verkündigung des großen Kirchenbannes und Beleidigung des Propstes Kubeczak zu 200 Thalern Geldstrafe, evcnt. 3 monatlicher Gesängnißstrafe, und wegen Vornahme unerlaubter kirchlicher Amtshandlungen in zwei Fällen mit je 10 Thalern. Der Angeklagte war nicht erschienen. Rendsburg, 9. December. (H N.) Am Anfänge der heutigen Sitzunfl des Provinziallandtages kamen zunächst die beiden Schreiben in Betreff des Pro vinzialfonds und der Ausgleichung der Kriegsschäden und der Anleihen von l849 zur Verlesung. Der In halt derselben wurde nach Schluß der ersten Sitzung dem Landtage bereits mündlich durch den Oberpräsiden- te» mitgetheilt und ist seitdem schon mannichfach erörtert worden. Dir Provinzialstände haben in einer heute uach Schluß der Sitzung stattgefundenen vertraulichen Besprechung diesen für unsere Provinz hochwichtigen Gegenstand in Berathung gezogen. Es steht wohl kaum zu erwarten, daß der Landtag mit dem Anerbieten des Staatsministeriums zufrieden sein wird. F Altenburg, 11. December. Wie bisher im Kö nigreiche Sachsen, so bestand auch im Herzogthum Sachsen- Altenburg und besteht noch jetzt die Einrichtung, daß die herzoglichen Gerichtsämter zugleich die untern Ver waltungsbehörden für das platte Land bilden. Im All gemeinen läßt sich nicht behaupten, daß diese Einrich tung sich nicht bewährt hätte; mindestens ist ein drin gendes Bedürfniß zur Schaffung besonderer Verwal tungsbehörden auch für das platte Land bei der Ein fachheit der Verhältnisse noch nicht hervorgetreten. Zn einem gewissen Umfange halfen daneben die für die zwei Kreise bestehenden Kreishauptmannschaften aus, welche schon jetzt die erste Instanz in Wege- und Wasserbau sachen, Militärsachen rc. bildeten. Mit besonderer Rück sicht auf die bevorstehende Umgestaltung der gesammten Gerichtsverfassung und des Gerichtsverfahrens durch die Reichsjustizgesetze ist jedoch dem jetzt versammelten Land tage eine Vorlage zugegangen, welche darauf berechnet ist, die Wirksamkeit der Gerichtsämter als Obrigkeiten für die innere Verwaltung zu beseitigen. Den Gerichts ämtern soll neben den eigentlichen Justizgeschäften nur »och die Besorgung der Geschäfte der gerichtlichen Po lizei und die im Verordnungswege noch näher zu be grenzende Obliegenheit, in Verwaltungs- und Polizei- fachen auf Requisition von Verwaltungsbehörden Zeu genabhörungen, Vereidungen und Verpflichtungen vor zunehmen, verbleiben. Die übrige bisherige Zuständig keit derselben als Verwaltungsvbrigkeiten und Polizei behörden für das platte Land soll mit Einschluß der weltlichen Coinspection in Kirchen- und Schulsachen auf die Kreishauptmannschaften übertragen werden, welchen zux Stellvertretung und Unterstützung nach Maßgabe des Bedürfnisses das erforderliche Bureauperfonal bei gegeben wird. Die Frage, ob den Kreishauptleuten für Erledigung gewisser Verwaltungssachen noch ein Be zirksausschuß zur Seite zu stellen sei, ist weiterer Er wägung Vorbehalten worden, indem für die Einführung dieser Einrichtung zuvörderst die Bildung von besondern Kreisverbändcn für eine Vorbedingung erachtet worden ist. Ebenso ist nach der Vorlage von der Frage vor läufig noch Abstand genommen, ob nicht der ungefähr 82,0'0 Einwohner mit 6 Städten umfassende Ostkreis künftighin in zwei Kreis- oder Amtshauptmannschaften zu zerlegen sein werde. f * Wien, 10. December. Seit einiger Zeit mehren sich in publicistischen Organen des Auslandes die An griffe gegen den österreichischen Eisenbahncredit. Ins besondere sind es einige bestimmte Argumente, die immer wieder geltend gemacht werden, um die Besitzer öster reichischer Eisenbahneffecten über die angeblichen Ge fahren aufzuklären, von welchen der Werth ihres Be sitzes bedroht sein soll. Darunter gehört die Warnung, daß der Rente von Effecten garantirtcr österreichi scher Eisenbahnunternehmungen eine Schmä lerung durch etwaige Betriebsausfällc bevorstehe. That- sache ist es indessen, daß bisher selbst bei jenen garan- tirten österreichischen Bahnen, welche wiederholt in den Fall gekommen sind, ihre Betriebsrcchnung mit Bctriebs- kostenabgängen abzuschließcn, eine Schmälerung des Actiencoupons nicht stattgefundcn hat Es liegt aber auch kein Grund zu der Befürchtung vor, daß ein solcher Abzug vom Coupon, soweit der Regierung darauf ein Feuilleton. Redigitt von Ott» Bauet. I. S. Bach s MatthLuSpasfio«. (Schluß aus Nr. 288.) Den Text zur Matthäuspassion verfaßte der Leipziger Dichter Henrici, oder wie er sich nannte Picander. Er ist in der damaligen, der Spener'schen Richtung nach folgenden pietistisch geschulten Dichtungsmanier — na mentlich in mehrer» jetzt weggelassenen Arien — über reich an Gefühlsüberschwänglichkeit, geschmackloser und bombastischer Ausdruckswrise; aber drr Genius Bach's hat selbst über die schwächsten Stellen des Textes einen rigeitthümlichen Zauber auszugießen gewußt. Man achte — um nur ein Beispiel anzufübrrn — auf das letzte Recitativ „Am Abend, da es kühle war" und auf die Schlußworte „Wir setzen uns mit Thränen nieder": nach den vorhergehenden Erschütterungen dringt ein Him- melsfrirde uns ins Herz. Vergegenwärtigen wir uns noch das Werk in den Grundlinien seines Baues, um Klarheit der Anschauung zu gewinnen. Das epische, dramatische und das lyrische Element sind — wie über haupt in der Gattung der Passionsmusik — zu einem musikalischen Ganzen verschmolzen. Dm Hauptinhalt bildet das Drama der Passion mit den darin handelnden und leidenden Personen — sowohl Einzelnen, als Massen — in Recitativen und (^bören. Die Verknüpfung der Handlung giebt dir Erzählung eines Einzelnen — des Evangelisten — in Recitativen. Nun umfaßt aber der Rahmen des großen Ganzen dem Drama und der Erzählung gegenüber noch rin umfang reiches und mit Vorliebe behandeltes lyrisches Element: dir Theilnahme drr christlich«» Grmetndr an drr Passion mit all' ihrem Glauben, ihrem Schmerz, ihrem Trost, ihrer Zuversicht, ihrer Beseligung durch den Tod des Heilandes; und auch dies wieder durch Betrachtungen und Empfindungen sowohl der Masse, als einzelner Mitglieder der Gemeinde — d. h. in Chören, Chorälen und Arien. Capitel 26 und 27 des Evangeliums Matthäi sind zur Grundlage genommen, wörtlich, ohne Abkürzung, aber so abgetheilt, daß der erste Theil mit der Gefangen- nrhmung Christi schließt, der zweite das Verhör vor Ge richt und die Leidensgeschichte enthält. Eine Tenorstimme, der Evangelist, trägt Alles, was reine Erzählung ist, recitirend vor. Die Personen des Dramas sind vor Allen Christus; dann die Jünger Judas und Petrus, der Hohepriester, Pilatus, die fal schen Zeugen und Gruppen in Chören bilden die Jünger, Pharisäer, das Volk. Auch der Chor der unsichtbaren Gemeinde der Gläubigen (Sioniten), als der Theil der Gemeinde, den Christus bereits um sich versammelt hatte, tritt bettachtend und mitempfindrnd bei der Handlung auf. Doch ist es wohl nicht richtig, ihn als wirklich in die Handlung verflochten anzusehen, da der Evangelist ihn nicht ankündigt und seine Textesworte nicht im Evan gelium stehen. Christus ist am meisten im ersten Theile redend ringeführt; im zweiten nur mit wenigen Motten. Das dramatische Leben kommt namentlich in den Chören des fanatischen Volkes zur Erscheinung. Sie sind theils vierstimmig, theils Doppclchörc, und vor Al lem im zweiten Theile voll ergreifender Wahrheit, durch bewundrrnswerthe Erfindung und Factur. Den Gegensatz zu diesem dramatischen Elemente bilden die Gesänge drr christlichen Gemeinde. Bach wollte neben der Leidens geschichte des Heilands zugleich dir christlicht Gcmrindr darstellrn und sie den Eindruck, den sie durch das er schütternde Drama empfängt, selbst aussprechen lassen. Er schuf deshalb jene ideale Gemeinde, welche der wirk lichen, d. h. derjenigen Versammlung, die das Kunst werk anhött und genießt, gegenübettritt und gleichsam als ihr Vorbild oder Urbild den Ausdruck der Gefühle zu Gehör bringt, die das Herz bei der Betrachtung des Leidens Christi ergreifen. Die ideale Gemeinde fordert die wirkliche nicht nur zur innerlichen Theilnahme auf, sondern sie spricht auch die Empfindungen der letztern aus deren Seele heraus, in den wundervollen, re ligiös lyrische» Chören, auch in Arien als einzelne Stimmen der Gemeinde aus. Sie ist gekommen, sich das Werk der Erlösung anbetend anzuschauen. Himmel und Erde sind zur Feier versammelt und ihre Stimmen vereinigen sich in dem großartig gedachten Eingangschor, was zu den höchsten Tongebilden zählt. „Eine wogende Menge", so schrieb vor vielen Jahren Mosewius über die Einleitung der Matthäuspassion, „scheint auf dem Wege zu sein, sie drängt sich, sie treibt sich vorwärts, Angst- und Klagegeschrei dringt zu unserm Ohre, Helle, durchdringende Laute machen sich in schneidender Höhe gedehnt vernehmbar, dir Masse scheint stehen zu bleiben, mit stockendem Athem zu horchen — ängstlicher Wehe- ruf durchdringt die Lüfte, dazwischen fallen starke disso- nirende Schläge mächtig hincru. Ein Ungeheures bcgiebt sich, ein Unerhörtes, die Menge, erschüttert und bewegt, drängt sich von Neuem vorwärts und ein Chor beginnt in denselben Tonformen „Kommt ihr Töchter, helft mir klagen, sehet." Eine zweite Masse fällt mit scharfer Frage von einem selbstständigen Orchester begleitet da zwischen „Wen?" Die Antwort folgt „den Bräutigam"; „seht ihn", fährt sie fort. Die Frage drängt sich wie der, wie vorher ein: „Wie?" Die Antwort folgt: „als wie ein Lamm", und indem die so Antwortenden die Aufforderung „kommt, helft uns klagen", wiederholen, tritt dazu die erste Zeile des Chorals wie beim ersten Anblicke des Zieles der Wanderung im runtu» tir mu» ein: O Lamm Gottes unschuldig. Welche in edelster Gestaltung realistische Wirklich keit, kunstreiche, tiefsinnige und dabei zugleich ergreifende Anordnung dieses Einganges zu den wenigen einfachen Worten." Und wohin wir in dieser poetischen Darstellung und Leidensgeschichte des Heilands, in diesen zu mächtiger Einheit verknüpften Tongebilden blicken, überall finden wir Schönes, Großes, Originelles, eine unübertreffliche, natürliche Wahrheit des Ausdrucks nach dem Maße der zu Grunde liegenden Aufgabe und der Kunstmittel der Zeit: immer tritt uns ein Kunstwerk höchstmöglicher Vollendung entgegen, die volle Offenbarung des Genius an einem erhabenen Stoffe. C. B. Weihnachtsliteratur. In dem durchgehend dem Humor und der Heiter keit gewidmeten Verlag von Braun und Schneider in München sind wieder einige Fortsetzungen der „Mün chener Bilderbücher" erschienen. Hinter diesen Editionen steht der Künstlcrkrcis der fliegenden Blätter und hat ihnen berm Publicnm durch sein Talent für Komik zahlreiche Liebhaber erworben. Die amüsant cattkitten oder parodistischen Illustrationen werden von lustigen Gedichten und Versen begleitet, wie das in folgenden Einzelnheiten sich darstellt: „Vom Pelzmärtel, vom Storch und vom Osterhas;" „Was dich brennt, das blase nicht"; „Die Stadtmaus und die Feldmaus;" „Der Einspänner, drr boshafte Esel"; „Die Rattenjagd, Abenteuer des kleinen Joli"; „Affen und Hundccomödie" von Ed. Ille; „Aus der Weihnachtszeit und dem Kin- derlrben." Zu diesen Bändchen gesellt sich noch das be-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite