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Dresdner Nachrichten : 08.04.1876
- Erscheinungsdatum
- 1876-04-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187604085
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18760408
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18760408
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1876
- Monat1876-04
- Tag1876-04-08
- Monat1876-04
- Jahr1876
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- Dresdner Nachrichten : 08.04.1876
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Insrratti>-»nn«d»« »u»- »irl«: »»« V»»I.r In H»mdur«. »e,. ltn. Wien, 0ci»«i,. v»hk. «»«l-u, hr-nifiirt M. — «»«. tlo«», in «Nrltn, Lklptla, Wien, Hamburg, grankfurl ». M., Mün chen. — Stab« « 6». in granlfurt ». M. — Nr. V»I»t In llbemnitz. — N»- »»».L»iNt». 8uIII,e t La, in Vari«. Tageblatt für Politik, Unterhaltnag ».Geschäftsverkehr. Druck und Eigmthum der Herausgeber: Lttpsch Ntlchllrdt in Dresden. Vcrantw. Redacteur: Ftitdr. Gükdsche in Dresden. «liliwüriige Annoncen» klulträge von uni unde« kannlen girmcn und Per ionen tnlerircn wir nur negenPrinumeranbv» Kndluna durch Brtes- martea »der Poliein»oli- >U,g. Ach, kilben tosten 15 Pf,e. ;>nicrvte iür die Montag», Nummer »der noch einem Feluag- ti« Peiitjcile üO Plge. Rr. S9. Einmchzwimzigster Jahrgang. Mitredacteur: Für daö Feuilleton: vr. Lmll IiKlvtg: Unrlunrnn, Dresden, Somiavcn», 8. April 1876. Politisches. JSmail Pascha, Khedive von Egypten, führt augenblicklich Frankreich und England geradezu himmlisch an der Nase herum. Die gewiegtesten Finanzmünner in Paris wie London leimt er, daß es eine Lust ist. Er übertrifft in der Kunst des Schuldenmachens sein großes Vorbild, den Sultan selbst. Die Taschen von Ismail sind wie die von Abdul Aziz, unergründliche Tiefen. In sie ver schwinden die erpreßten Steuern seiner Unterthanen und die erschwin delten Vorschüsse Europas auf Nnnmerwiederschen. Am Hofe des Nachfolgers des Propheten herrscht keine gräulichere Mißmirthschast, Betrügerei und Verschleuderung der Hilfsquellen, als in der Hof haltung des Erben der Pharaonen. Nur versteht man es geschickter am Nildelta Schulden zu machen als am Goldenen Horn. Nagt doch der Vicekönig Egyptens an sonstigen Fähigkeiten, Bildung und Geschmack für abendländische Bildung, über den türkischen Sultan hinaus, wie die Dattelpalme über das Schilfrohr. Man erinnert sich, wir England dem Egyptcr das Bündel Suczkanal-Aktien ab kaufte. Daraufhin sandte DiSraeli eine Finanzgröße. Herrn Eave, nach Kairo, um die egyplischen Finanzen zu studiren. Dieser Zah- lenmensch wurde dem Vicekönig bald lästig und in die Seele ver haßt. Umsoweniger fühlte sich Ismail von der finanziellen Unter stützung Englands befriedigt, als seine schulden durch den Verkauf der Suez-Aktien noch lange nicht getilgt waren. Er konnte nicht einmal den April-Coupon einlösen. Denn er ist Gott und aller Welt, Alles zusammen 78 Mill. Pfd.Sterl., also über 1 ^/z Milliarde Mark schuldig und waS noch schlimmer ist, es kann niemals Ord nung und Redlichkeit in die egyplischen Finanzen kommen. So lange JSmail hoffen durfte, daß England ihm neue An leihen vorstrecken würde, bestand er darauf, daß der Bericht Cave's über die egyptischen Finanzen nicht dem britischen Parlamente vor- gelcgt würde. Eave läßt nämlich in dem Schriftstücke seine Lands leute in einen förmlichen Abgrund von Nichtswürdigkeit blicken. Gleichzeitig unterhandelte JSmakl Pascha, einem Winke Rußlands folgend, mit der französischen Negierung über den Abschluß einer neuen Anleihe. Sobald die Franzosen, um dem englischen Einflüsse in Egypten gewachsen zu sein, sich bereit erklärten, dem Vicekönig neue Millionen zu borgen, telegraphirte dieser an DiSraeli nach London: er habe nun nichts dagegen, daß Cave's Bericht nicht fer ner geheim gehalten werde. Natürlich! Sobald der schlaue Pyra midenbeherrscher daS französische Gold in der Tasche, scheert er sich den Henker darum, ob den Engländern actcnkundig wird, was für ein fauler Patron er eigentlich ist. Der Humor davon ist trüb seliger Natur. So ein überschulveter Vicekönig spielt England und Frankreich gegen einander aus, daß cs nur so pufft. Er macht das Abendland sich tributpflichtig, wie seine Vorfahren einst die Kinder Jsrael's. Die europäischen Westmächte werden ohne Grund an einander gehetzt und eifersüchtig, ohne daß aus der Eifersucht ein Vortheil für die Cultur erwüchse. England wollte den Khedive finanziell mürbe machen, was ihm mißlungen ist; Frankreich wird aus seinen Millionen, die es in die egyptische Finstcrniß hinaus wirft, auch keinen Vortheil haben, und so freuen sich bloS die Russen und Egypter, die Barbaren, über die thörichten Eifersüchteleien der Culturstaaten. Mit besseren Hoffnungen folgen wir Frankreichs Bemühungen, sich der Jesuiten zu erwehren. Weit hatten eS diese unter dem Kai serreich, selbst unter Thiers und den Ministerpräsidenten Mac Mahon'S, Herzog von Broglie und Buffet, gebracht. Als jetzt der Minister Dufaure erklärte, er werde den Gesetzen Achtung verschaf fen, höhnen die Clericalen: „Was die Gesetze des Landes betrifft, so wissen wir nicht, waü das ist." Gerade wie in Deutschland sich die Bischöfe am Grabe des BonifaziuS zu Fulda versammeln, tre ten die französischen Bischöfe zu Confcrenzen zusammen, um gegen Staatsgesetze zu protestiren. Sie dursten aber nach dem Concordat nicht ohne Genehmigung des Staatsoberhauptes ihre Diözese ver lassen. DaS Vorhalten dieser Gesetzesübertretung hat nicht minder den Zorn der Clericalen erregt, wie die bevorstehende Aufhebung des Gesetzes über den höheren Unterricht. Sie drohen offen mit dem Bürgerkriege, wenn man ihre „Bischöfe verabscheuungswürdi gen Gesetzen unterwerfen wolle". Mit dem Bürgerkriege hat's nun freilich gute Wege. DaS heutige Frankreich ist nicht mehr das der Pilgerfahrten und der Kirchengründungen; es betrachtet, uin ein starkes Bild Gambetta'S zu gebrauchen, die Lehren deS Syllabus und der Encyclika als einen „Aussatz", von dem eS geheilt werden müsse. Frankreich knüpft, indem eS für Gewissens- und Gedanken freiheit sich erklärt und den Jesuitismus aus den Lehrsälcn und Schulstuben hinausjagt, an seine stolzesten Traditionen wieder an, und indem eS mit Deutschland in der Bekämpfung der Ultramonta nen wetteifert, unternimmt eS eine edlere Revanche gegen Deutsch land, als mit den Wäffen in der Hand. Auf die Pikantcrien, die sich Bismarck und vr. Virchow im preußischen Abgeordnetenhause wegen des Herzogthumü Lauenburg sagten, ausführlich einzugehen, haben wir keine Ursache. Darin stimmen wir vr. Virchow bei, daß die Art, wie über das Herzog thum, seine Domainen und seine Bevölkerung verfügt wird, eine ernste Kritik nicht verträgt. Der König von Preußen verschenkt als Herzog von Lauenburg erst die Domainen an Bismarck, dann ver- schenkt er das ganze Herzogthum an Preußen, und dieses soll dar über so entzückt sein, daß eü auf die Prüfung des Geschenkes ganz verzichtet. So lautet die Theorie Bismarck», und dieser summt die ersten Anfangsbuchstaben de» SprüchworteS vom geschenkten Gaul vor sich hin. Die ReminiScenzen an di« Conflictüzeit von 1862 bis 1866 paffen nicht mehr recht zu dem jetzt herrschenden national liberalen Kammertone; wir aber besten weder Ohr noch Blick an die trübe Zeit von 1866 und wa« ihr vorherging, sondem raffen alle Sinne auf, um zu verhüten, daß Deutschland ein zweite» 1866 be reitet werde. Die Eisenbahnfrage wird in ihrer Bedeutung von Bielen noch »u sehr unterschätzt. Man bildet sich oft ein, daß die i ganze Umwälzung darin besteht, daß künftig Reichsbcamte als Schaffner, Güterbodenmeister und Locomolivführcr anstatt der säch sischen Beamten arbeiten, und daß die Sache nicht tiefer gehe, als bei der Post. Diesen oberflächlichen Betrachtern rufen wir zu: Die Eisenbahnsrage ist blos der Hebel, um die ganze Verfassung Deutschlands umzumodeln, die kümmerlichen Neste der Freiheit zu ver nichten und eine mit Steuerdruck verbrämte Miliiairdespotie herzu stellen, daran außer den märkischen Junkern kein Mensch eine Freude haben kann. LocalcS und Sächsisches. —Soeben, heute Morgen 7 Uhr, trafen Se. Maj. der König und Prinz Georg, k. H., von der Auerhahnbalze hier wieder ein, zu der sich die hohen Schützen diese Nacht um 1 Uhr nach Krippen begeben hatten. — Einer neuerlichen Verordnung unserer sächsischen Con- sistorial-Behörden zufolge haben die sächsischen evangelisch- lutherischen Pfarrämter an allen den Orten unseres engeren Vater landes, wo zur Zeit die reformirtcn Glaubensgenossen keine öffent liche Neligionsübung und keine eigenen Geistlichen haben, unbcan standet auf Ersuchen reformirter Personen, diese zu trauen, bez. deren Kinder zu taufen. — Ohne Sang und Klang ist ein hochbedeutsamcr Tag vor- übergcrauscht. Am Donnerstag, den 6. April waren cs 25 Jahre, daß der erste Zug die Bahnstrecke DreSden-Bod cnbach voll ständig befuhr. Die Hauptstädte Sachsens und Böhmens wurden am 6. April 1851 zum ersten Male durch Schienenstränge ver bunden. Die Strecke Dresden-Pirna war schon mehrere Jahre in Betrieb, aber erst am6. April vor25 Jahren wurde dieganzesächsisch- böhmischeStaatsbahnderVenutzungdes Publikumsübergeben. Was gerade diese Strecke für die von ihr durchschnittene Gegend für eine Wohlthat, wie viele Millionen Menschen sie benutzten, wie viele Milliarden Güter (Kohlen) zu uns hereintransportirt wurden, wäre eine interessante Statistik. Seiten der Generaldirection der Staats bahnen wurde deS Jubiläums in keiner Weise gedacht, wie cs denn überhaupt auf den Staatsbahncn nicht üblich ist, 25jährige Jubiläen zu feiern. — Unter persönlicher Führung des Herrn Kriegüministers v. Fabrice besichtigen heute Nachmittag 5 Uhr die Mitglieder der ersten Kammer die Militär-EtablissementS. — Die von uns jüngst berichtete Ausweisung des Mitarbeiters am Dresdner Volksboten, wie er sich, bescheiden wie er ist, selbst nennt, Herrn Max Kaiser, ist von der hiesigen königl. Polizei- Direktion wieder zurück genommen worden und Hübt uns der selbe demnach erhalten. Die Gründe zur Rücknahme des Aus- weisungsbeschlusscs entziehen sich um so mehr unserer Wissenschaft, als von anderer sehr glaubhafter Seite uns versichert worden ist, daß der von dem Betroffenen gegen seine Ausweisung erhobene Re kurs in höherer Instanz verworfen und jene Maßregel der königl. Polizei-Direktion für gerechtfertigt befunden worden ist. — Wie uns aus Altenbcrg mitgetheilt wird, ist die große Factorie durch die Thätigkeit der Gcisinger Spritze und deren Mann schaft gerettet worden, die Kirche aber bis zum letzten Span nieder- gebrannt Der Herr Pastor Klcinpaul, sowie der als interimistischer Postverwalter in Geising fungircnde Herr Bornschcin, hatten sich, als das Gotteshaus bereits in vollen Flammen stand, hineingewagt, und war es Ersterem gelungen, daS Kruzifix, dem Letzteren aber, den Kronleuchter zu retten. Kaum aber waren die muthigen Männer ins Freie gelangt, als das Dach der Kirche zusammenkrachte. Da kein Glockcnton die Stunden anzeigt und zum Gebete ruft, herrscht in der armen, hartgcprüften Stadt eine wahre unheimliche Todten ruhe. Wahrhaft rührend soll es sein, mit welcher stillen Resignation die armen Leute ihr unsägliches Unglück ertragen. Gott möge die Herzen edelmüthiger Menschen zu baldiger werkthätiger Hilfe er wecken. — Aus Geising berichtet man von dem Zusammenbruche eines in dem Müglitzthale befindlichen Etablissements, in welchem hauSwirthschaftliche Geräthe, namentlich Kaffeemühlen, fabricirt werden. Dadurch würde jedenfalls eine große Anzahl Arbeiter brodlos. — In der großcnBrüdergaffe wurde vorgestern Abend wieder einmal ein Rempler, der Schlosser Schreiber aus Striesen festge nommen und gestern bereits, wie wir hören, zu einer vicrzehn- tägigen Haft ckerurtheilt. — Wie wir hören, sind nicht allein in Dresden, sondern auch im benachbarten Plauenschen Grunde, wie bereits in früheren Jahren, am 5. April d. I. Seiten des dortigen maurerischen Br.-Vereins 6 Confirmanden, 3 Knaben und 3 Mädchen, mit vollständigen neuen Anzügen beschenkt worden. Die kurze erhebende Feier begann mit Gesang, welchem eine warm empfundene Ansprache des Herrn Direktor Grahl und dann die Ueberreichung der Gesangbücher unter sinnigen Gedenksprüchen folgte. Nach einem Schlußgesange fanden die Geschenke die dankbarste Annahme. — Endlich beginnt man den Bauplatz vom Hoftheatcr nach der katholischen Kirche zu etwas einzuschränken, cS ist aber nur ein kleiner Raum, der für die Passage frei wird. Recht gut hätte man jetzt einen noch einmal so großen Platz frei machen können, denn über kurz oder lang wird man doch wieder zurückgehen müssen, da der noch benutzt werdende Raum nur zur Lagerung von Bauuten silien dient. — Landtag. Die 1. Kr. genehmigte (Referent v. Krd - mannödorfs) 6,000,(XX) M zur Fortsetzung der Bauten für Verlegung der Dresdner Milttärctablissemcntö als weitere Abschlagszahlung auf die später festzustestcnde Gesammt- forderung für die Errichtung neuer Milltärctablissementö» fedoch unter Ablehnung dcö von der 2. Kammer beschlossenen Antrag-, „VIS auf Weitere- von der Ausführung teö Baue- eine- neuen Mllltärlazarethö an Stelle de-bisherigen abzuscben" da dasselbe, abgesehen von anderen Gründen, dasjenige Etablissement sei, welche- sich in Folge seiner Bauart und Lage voraussichtlich am schnellsten nnv vortbeiibaftesten verwendest laste. Der Krieg»«" WMÄWLWWÄK minister v. Fabrice machte hierzu die erfreuliche Miithc!- lung, daß, entsprechend einem von 1>r. Minckwitz in der 2. Kr. gestellte» und acccpllrten Anträge, der R ci ch S la nz l cr dem über dle Verlegung der hiesigen Militärctadllsscinei.tö mit dem sächs. Krieg-Ministerium, als oberste ReichömiUtärüchölde in Sachse», getroffenen Ucbcrelnkommc» unter m 21. März d. I., vorbehaltlich der Zustimmung dcö Reichstags, seine Gcncbmigung crtbeilt bat Referent v. Erbmannöborsf drückte hierüber höchste BeirieUgnng auö, und nach gestellter Mirage erö Präs. v. Z ehmcn genehmigte terHerrKrlegömlnistcr. daß t er bctr.Bescheid dcSRcichö- lanstcröwörtlich in den Landtagsmitthcüungc» ausgenommen wird. — In der 2. Kammer wurde dle Petition dcö Allgemeinen sächs. Lchrcrvcrcinö zu Dresden um Nichtberücksichtigung dcö Ein- k o m m e» ö vom K i rch c n d ien st c de! Berechnung der Dicnst- Aitersznlagcn der Volköschullchrcr ebne Debatte abgclchut. Gleiches Schicksal tras die weitere Petition der Mitglieder dcö Bezirksvercins Dresden-Land re. um Gleichstellung der Lehrcrgehalte in kleinen mit denen in größeren Deren des Land ö. Die Petenten wünschen, daß iämmllichen Lchrcrn die GcbaltS- niid Alrcrsznlagensätze der Lehrer in den großen Stätten gewährt werde. Regierung und Kammer waren der Ansicht, daß zwar die Abstufung der Gehalte nach Orten hclznbchaltcn, die jetzige Abstufung aber nicht als eincnnabändcrliche hinzustclicn sei. Endlich gingö nicht besser einer Petition einer Anzahl von Erdgruitbcsitzern E. Fiedler u. Gen. in Ocdcran, welche co nicht gerechtfertigt finde», daß sic Seiten der Behörde gcnöthigt worden sind, ihre Grüfte aus dem Friedhöfe mittelst Steinplatten möglichst lust- dicht zu verschließen und mit einem die anstoßende Gottcsacker- maucr überragenden Vcntilationörohre, bchuss Abzugs der sich darin entwickelnden Gase, zu versehen. Weiter nahm dieKammcr (Rei. Schmidt) einstimmig das in der I. Kr. abgclchntc Gesetz an, wornach derjenige Anthcil der KricgöcntichädlgungSgcldcr, welcher ans daö Königreich Sachsen entfallen ist (gegenwärtig noch 434,232 M.), um a!S Beihilfen für Angehörige der Reserve und der Land»ehr verwendet zu werken, den A e- zirksverbänben, einschließlich der Stadtbezirke Dresden, Leipzig und Chemnitz, zugewiese» werden soll. Mg. v.Hauscn thcilte die Seiten der 1. Kammer angeführten Bedenken nicht nnd wurde durch eine Erklärung des Mg. v. Kön ne ritz. sowie des Ministers v. Nostttz befriedigt, daß die Bezirksverbände Verluste keineswegs zu tragen haben. — Die Beschwerde- und Pctitionö-Eommission legte daraus nicht weni ger alS vier Berichte zur Beschlußiassung der Kammer vor. Den schon früher berührten Antrag des Mg. Israel aus Wegfall bcr Führung eines K i rch e n b u ch - D up l i c a t c ö seitens der Kirchendiener (Res. Abg. v. Wagner > beschloß man, ans sich beruhen zu lassen, da das LandcSconsistorium daS Fortbestehen de» Duplikates für nothwcnklg hält, daS Eultnöminlstcrium aber da, wo die Thätlglcit von Lehrern als Kirchenbuchsührcr nach- thrilig wirkt, Mbiisc schaffen, bez. daS Landcseonsistorium Dis pens ertheilcn will, lieber die folgenden Punkte der Tagesord nung refcrirtc Mg. 11o. Schaffrath, und zwar zunächst über eine Petition der städtischen Eollegicn zu M ittweida: „die Kammer wolle in Bezug auf die Wahl des Sitzes eines zweiten Landeögericbts im Leipziger Regierungsbezirk für die Stadt Miltweita nnd für die Erhaltung und Erweiterung teö dortige» Bezirksgerichts sich auösprechen." Referent bcincrlte, daß hierbei bereits Döbeln und Roßwcin concurrirtcn, und daß cS nicht Sache der Kammern sein könste. In dem Wettstreite verschiedener Stätte um Erlangung eines Landgerichts den Schiedsrichter abzugebcu. Der Vertreter von Mittweida. Abg. Schleck, ließ cö nicht an einer Verwendung der Petition schien, und Mg. Du. M cisch - n c r vermehrte den „Kranz der Bewerber" (Heiterkeit) um ein Landgericht mit der Stadt Oscbatz, die ihm als Abgeordneter ge rade so nahe stebt, wie Mittweida dem Mg. Scbicck. AlS aber Du. Schaffrath bemerkt, daß von Oschatz noch gar keine Petition voriicge (Heiterkeit), erklärte Präsident Ha bcr körn unter stei gender Heiterkeit kategorisch: „Warten wir daö ab!" Und die Kammer beschloß, die Petition an die Regierung zur Kcnntniß- nahmc abzugebcn. Daö Gleiche erfolgte mit einer Petition des Stadtgcmeinderathes zu Elsterberg. daß daö dasige Gerichtö- amt bestehen bleibe und demselben, wenn irgend möglich, mehrere Ortschaitcn zugewiese», oder daß doch in Elsterberg eine offene Gerichtöstclle rcsp. Einzelgerieht belassen werde. Ebenso wurde beschieden eine Petition, daß ei» künftiges Amtsgeiicht nach M ark- »enkirchen verlegt oder daö dortige GcricbtSamt nicht aufge hoben werde. Eine Beschwerde des Finanzministcrialcalculatvrö M ohr in Dresden um Erstattung von Kur- und Sachwaltcr- kostcn, dle ihm und seinen MItcrbcn durch einen von seiner ver storbenen Mutter angestrengten Prozeß wegen Körperverletzung an derselben erwachsen sind, wurde abgclchnt. — Mit beute tritt der neue Fahrplan deSDampfdootvereinS Parrau u. Co. in Kraft. (S. Inserat). — Der Rektor der Kreuzschulc, Du. Hultzscb, tritt heute seine Urianböreise nach Italien an, woselbst er wisscnschastliche For schungen zu unternehmen gedenkt. — Seit dem I. März sind sämmtllche mit den Eiscnbabn- zügen fahrenden Bahnposten ermächtigt, Telegramme unterwegs anzunehmen, um sie dem nächsten Tclcgraphenamt zur Beförder ung znznführcn. Die Telegramme können unmittelbar an die im Postwagen befindlichen oder bei demselben behufs der Uebernahme ocr Postsgchen beschäftigten Postbeamten abgegeben, sowie auch, mit Marken beklebt, in den an jedem Postwagen befindlichen Briefkasten gesteckt werden. Zur Bcklebung können bei diesen Unterwegs-Telegrammen sowohl Telegraphen - Freimarken als auch Post-Freimarken verwendet werten. Bet der Einfachheit des neuen, von der Entfernung unabhängigen Telegraphen-Tarls- Ist das obige Verfahren leicht anzuwcndcn. — Der vo» unö gestern erwähnte neue Sprengwagen, welcher sich in Neustadt in Thätigkcit befindet, ist, wie wir schon sagten, auö der Armaturen- und Maschinenfabrik von Otto Türckc, hier, hervorgcgangen und hat Genannter Patente in alten größeren Staaten genommen. Das Sprengwasser stießt bei diesem Wagen nicht auöciiicm, wie bisher gebräuchlichenBrause- rohr, sonder» aus einer Turbine, bei der man es ganz in der Gewalt bat, schmal oder breit zu sprengen, so daß man auch engere Gassen ober Promenaden damit gleichmäßig bewässern kann. Der kgl. Gartcn-Dircctor Vouchs erklärte ln einem Gutachten über den im Soinmcr vorigen Jahreö im Großen Garten ver wandten Türcke'schen Sprengwagen mit Turbine: „Es sei be sonders hcrvorzuhcbcn, daß die Breite der berieselten Fläche eine bei weitem größere ist, 7 bis 8 Meter. alS bet den Wagen alten Systems, die Maschine arbeitet leicht ilndgielchmäßlg und hat während de- Sommers nicht ein einziges Mal versagt, während durch Verstopfen bcr Sprengöffnungcn an dem Brauserobre öftere Unregelmäßigkeiten Vorkommen." Wenn dergleichen Wagen auch etwas theurer als die bisherigen sind, so spart man trotzdem damit, indem mit der Hälfte dieser Wagen mindesten- soviel erreicht wirb, wie mit noch ein Mal soviel veralten Wagen. Herr Türcke steht bereit- mit mehreren größeren Städten wegen Lieferung solcher Wagen in Unterhandlung. — Betreff- dcö st, unserem gestrigen Blatte erwähnten kleinen Knaben», v,r beim Güterbähnhof in die Weißeritz gd«
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