Suche löschen...
Sächsische Dorfzeitung : 10.04.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-04-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480520429-188404107
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480520429-18840410
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480520429-18840410
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Dorfzeitung
- Jahr1884
- Monat1884-04
- Tag1884-04-10
- Monat1884-04
- Jahr1884
- Titel
- Sächsische Dorfzeitung : 10.04.1884
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Elptd ». Redaktiou Prcsdeu-Aeuftadt kl. Meißner Gaß« 4. Die Zeitung erscheint Dienstag, Dannerstag und «onnavenst f'^üh- A»ouae»e»t»- Drei»: vierteljührl. M. 1,50. Au beziehen durch du kaiserlichen Post anstalten und durch unsere Boten. »ei kreier Lieferung in- Hau» erbebt die Post noch eine Ge- tühr von 2b Psg. Sächsische Dolßeilung. Ein unterhaltendes Blatt für den Bürger und Sandmann. Amtsblatt für die kgl. Amtshauptmannschaften Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerrmau« Müller in Dresden. Inserate . werden bi» Montag Mittwoch u. Freitag Mittag angenommen und kosten: dte1spaltZeüe1bPf. Unter Eingesandt: 80 Pf. Inserate»- Nnnatz»estele»t Die «rnoldische Buchbandlung, Jnvalidendank, HaasensteinLLogl«, Rudolf Mosse. G L. Daube L L*. in Dresden Leipzig, Hamburg, Berti», Frankfurt a M. u. s. w. Ar. 44 Donnerstag, den 1V. April 1884. 46. Jahrgang. Politische Weltschau. Deutsches Reich. Dem Wunsche seines Kaisers gemäß soll der Reichskanzler über die von ihm ange regten Umgestaltungen der Staatsregierung sich schrift lich äußern, eS wird seine Auseinandersetzung sich in zwei Theile gliedern, in die Vorschläge für die Umge staltung einerseits und in die Begründung derselben andererseits. Was Fürst Bismarck ernstlich zu seinem Vorhaben diesmal treibt, sind wohl einzig und allein seine vorgerückten Lebensjahre. Cs kann für Niemand zweifel haft sein, daß eine mehr als zwanzigjährige Thätigkeit als Minister in bewegten und mit Kämpfen jeder Art erfüllten Zeiten die festeste Gesundheit und die stärkste Arbeitsfähigkeit schließlich angreifen und abnutzen mußte. Den Reichskanzler hat das Gefühl, der Ruhe zu be dürfen, schon vor sieben Jahren dazu gebracht, seinen gänzlichen Abschied nachzusuchen. CS ist bekannt, daß und warum er ihn nicht erhielt und er hat sich wieder holt öffentlich über die Auffassungen ausgesprochen, die ihm nicht erlaubten, gegen des Kaisers Willen aus dem Dienste zu scheiden. In den letzten drei Jahren ist Fürst Bismarck von verschiedenen KrankheitSformen, deren Entstehung sich übereinstimmend auf Verbrauch der Kräfte zurücksühren läßt, derart heimgesucht worden, daß er selbst im vergangenen Sommer zweifelte, ob er das laufende Jahr erleben würde. Wenn er seitdem ein größeres Maaß von Gesundheit und Arbeitskraft, unter einsichtiger Behandlung, wieder erlangt hat, so ist die einstweilige Erhaltung dieses immerhin prekären Zu standes von Leistungsfähigkeit nach ärztlicher Meinung doch nur dann zu erwarten, wenn die Ursachen der früheren Zerstörung der Gesundheit nach Möglichkeit beseitigt, d. h. wenn die Arbeit, welche dem Reichs kanzler obliegt, eingeschränkt wird. Um dies zu be wirken, ist ein Verzicht auf einen Theil deS bisherigen Geschäftsumfanges absolut geboten Vor die Noth wendigkeit, zu optiren, gestellt, hat der Reichskanzler sich dafür entschieden, daß er die Reichsgeschäfte behalten und die preußischen aufgeben wolle und diese Art der Option damit motivirt, daß er auf dem Gebiete der auswärtigen Politik eine Stellung und ein Vertrauen fremder Regierungen besitze, welches persönlicher Natur und deshalb nicht übertragbar sei und daß außerdem die auswärtigen Geschäfte von der Friktion frei seien, durch welche die inneren so komplicirt und so erschwert würden, daß sie größere Anstrengungen nothwendig machten. Bei anderen Staatsdienern findet man es ja natürlich, daß fie, wenn sie ihr siebenzigsteS Jahr er reicht haben und sich der ihnen obliegenden Geschäfts last nicht mehr gewachsen fühlen, mit Pension in daS ruhige Privatleben sich zurückziehen. Wenn Fürst BiSmarck in öffentlichen Reden im Reichstage erklärt hat, daß nur seine Anhänglichkeit an die Person deS Kaisers ihn abhalte, von diesem Rechte Gebrauch zu machen, so liegt kein Grund vor, daran zu zweifeln, daß er hiermit die volle und einfache Wahrheit gesagt hat und daß sein Entschluß, den bisherigen Wirkungs kreis und die bisherige Geschäftslaft einzuschränken, in keiner Weise daS Crgebniß einer politischen Verstim mung, oder einer Ministerkrrsis, oder irgend welcher politischen Berechnung ist. sondern lediglich das Ergeb niß der Nothwendigkeit oder — wenn man will — der Befürchtung, sonst in kurzer Zeit auf jede Thätigkeit verzichten zu müssen. Wenn der Fürst, so lange es dem Kaiser gefällt und so lange er seinem Vaterlande nütz lich sein kann, bereit ist, diese Arbeit auf sich zu nehmen und nicht vollständig in den Ruhestand zu treten, so wird dies bei ihm schwerlich auf irgend eine politische Berechnung zurückzuführen, sondern lediglich die Wirkung seines Pflichtgefühls sein. Welchen AuSgang jedoch die Pläne BiSmarckS haben werden, kann aber Niemand im Voraus wissen, ist doch die ganze Angelegenheit in tiefeS Dunkel gehüllt und wird man sich schon gedulden müssen, biS der Reichskanzler selbst sich zu einer end- giltigen Aufklärung herbeiläßt. — Ueber das frühzeitige Beginnen der ParlamentSferien stellen noch verschiedene Zei tungen ihre Betrachtungen an. ES stehe, meint man, dasselbe geradezu im Widerspruche mit den Interessen des Landes. Wenn man bedenke, daß der. Reichstag seit seinem Zu- sammentreten am 6 März d. I. nur 35) Stunden und 15 Minuten Sitzungen gehabt habe, wenn man ferner erwäge, wie gering daS geleistete Arbeitsquantum ist, so fühle man sich versucht, mit Bezug auf den Parlamen tarismus die Frage aufzuwerfen: Lui bonum? DaS heißt auf gut Deutsch: Zu welchem Zwecke? Das Obstruktionssystem wird jetzt von zwei Seiten in offenster Weise betrieben, von dem Centrum in der Hoffnung, die jetzige Regierung noch mürbe zu machen, von dem Fortschritt in der Absicht, während der jetzigen Regierung nichts mehr zu Stande kommen zu lassen, da bei eintretendem Regierungswechsel bessere Chancen für die Bestrebungen der Parteien vorhanden sein möchten. Die, wenn auch unausgesprochene, so doch für jeden Fortschrittler maaßgebende Parole lautet dahin: Bei Lebzeiten unseres glorreichen Kaisers nur striken, ob- struiren und verhindern! Der Fortschritt und daS Centrum finden sich also zusammen in dem Streben, die Ausübung der verfassungsmäßigen Rechte der Krone zu verkümmern. Hoffen wir, daß die Wählerschaft bei der nächsten oder, wenn nicht dann schon, bei einer der darauf folgenden Wahlen ein Einsehen haben wird und i keine Obstruenten und Fraktionspolitiker mehr wählen, sondern nur Deutschen, die das Gesammtinteresse d«S Reiches und der Nation im Auge behalten, ihre Stimmen geben wird. Ueber daS Befinden unseres Kaiser- lauten die Nachrichten immer erfreulicher. Er nahm auch in den letzten Tagen diverse Vorträge entgegen. Seine Tochter, die Großherzogin von Baden, ist nunmehr nach Karls ruhe abgereist. Der Kronprinz ist, wie angekündigt, am 7. d. M. 8 Uhr mit dem fahrplanmäßigen Kölner Kurierzuge > auS England wieder in Berlin eingetroffen. Seine beiden Söhne, die Prinzen Wilhelm und Heinrich, hatten sich auf dem Bahnhöfe Friedrichstraße zum Empfange ein gefunden und begrüßten den heimkehrenden Vater mit Kuß und herzlicher Umarmung. > Am Sonntag Nachmittag fand im Palais und ! unter Vorsitz des Fürsten BiSmarck eine zweistündige Sitzung deS Staatsministeriums statt, der mit Ausnahme des Staatssekretärs Grafen Hatzfeld, sämmtliche Minister beiwohnten. Bald nach den Osterferien soll ein allgemeiner ! nationalliberaler Parteitag nach Berlin einberufen werden. Den Vertrauensmännern werden diesbezügliche Ein ladungen demnächst zugehen. Eine rege Agitation wurde in neuerer Zeit in Breslau unter den Anhängern der socialdemokratischen Partei wahrgenommen. Die Polizei beobachtete diese Bewegungen und konnte genug Material sammeln, um > eine gerichtliche Untersuchung einleiten zu können. Haus suchungen und Verhaftungen mehrerer Personen fan den statt. Die Abgeordnetenkammer zu München genehmigte am 7. April einstimmig daS Ctatsgesetz mit 234,462.573 M. Einnahmen, mit den Ausgaben balancirend. Die Kammer der Reichsräthe hat am 8. d. M. dem Finanz etat in der Fassung des Abgeordnetenhauses einstimmig ihre Zustimmung ertheilt, auch den Etat für unvorher gesehene Ausgaben genehmigt. Beide Kammern sind hierauf bis Weiteres vertagt worden. DaS Morgenblatt deS „Fränkischen Kurier" ist in Nürnberg am 7. April nachträglich konfiscirt worden wegen der in demselben enthaltenen Glossen über die Erklärung deS baierischen Bevollmächtigten in der BundesrathSsitzung vom 5. d. M. bezüglich der verant wortlichen Reichsministerien. Oessterr.-Ungar. Monarchie. Vor dem Ge richtshof zu Wien, welcher an Stelle des Geschworenen gerichts während der Zeit des Ausnahmezustandes amtirt, fand gestern eine Verhandlung statt, welche als Vorläufer der bevorstehenden Reihe von Processen gegen die Anar chisten betrachtet werden kann. Angeklagt war der Schneider gehilfe Anton Kral wegen HochverratHS und einiger anderer kleinerer Sachen. Kral, welcher socialistische Schriften Feuilleton. Aus verstreuter Saat. Roman von Ernst Wichert. l3. Fortsetzung.) Am anderen Tage geleitete ihn ein Schutzmann nach der Anstalt und übergab ihn dem Lehrer Heinold. Eine Woche darauf erkundigte sich der Polizeirath, wie er sich führe. Franz Lehnert erhielt das beste Lob. Er sei fleißig und folgsam, aber meist traurig und ver schlossen. „Nun, wie gefällt es Dir hier, Franz?" fragte der Rath. „Sonst gut —" lautete die Antwort. „Aber . . . ?" „Ich möchte nur wissen, ob die Minna jetzt anderswo untergebracht ist!" „Junge, zerbrich Dir doch nicht den Kopf über Dinge, die Dich nichts angehen." Noch eine Woche später kam die Anzeige, daß der Franz Lehnert aus der Anstalt fortgelaufen sei. „Den werden wir bald wieder haben," meinte der Rath. Er fand ihn denn auch in dem bekannten Keller in der Schlangengasse. Minna spielte mit der Weih- nachlspuppe und er schnitzte mit seinem Messer eine Bettstatt ftr dieselbe. ,,Junge, waS ficht Dich denn an, ohne Erlaubniß vom Hause fortzugehen?" rief ihm der Rath entgegen. „Ich erhielt aber doch keine Erlaubniß," antwortete Franz, „und ich wollte nur wissen, ob die Minna jetzt die rothen Handschuhe bekommen hat!" Er wurde durch den Schutzmann zurücktransportirt. Nach einer Woche war er wieder verschwunden. Das wiederholte sich mehrere Male so. Drohungen und selbst empfindliche Strafen, die der Lehrer Heinold ungern genug anwandte, fruchteten nicht das mindeste. „Sie können thun, was Sie wollen," sagte der verstockte Junge, „ich werde so lange sortlaufen, bis ich weiß, daß die kleine Minna Schmidt gut aufgehoben ist. Wenn fie aber in dem Keller bleiben soll, so geben Sie sich lieber weiter gar keine Mühe mit mir -- dann muß ich Tag und Nacht auch dort sein." Ein so kurioser Fall war dem Polizeirath in seiner großen PrariS doch noch nicht vorgekommen. Gegen Franz war sonst nicht daS mindeste zu sagen; er hätte ihn ungern auS der Anstalt entlassen. „Aber das Mädel läßt ihm keine Ruhe " Er besuchte den Justiz- rath Bester, der, wie er erfahren hatte, an Frau Diet rich das MonatSgeld für daS Kind zahlte. „Wie steht's eigentlich mit der kleinen Person?" Der Justizrath holte auS einem Fach seines Schreib tisches ein Aktenfascikel vor. „Mehr weiß ich darüber auch nicht, als waS da geschrieben steht," sagte er. „Vor neun Jahren ist mir eines TageS ein kleines Kapital übersandt worden mit dem Auftrage, es zu ver walten und von den Zinsen die Alimente für ein damals noch sehr junges Kind, namenS Minna Schmidt, pünktlich jeden Monat an eine Pflegefrau auSzuzahlen, die ich auSwählen und dann zur Empfangnahme deS MädckenS nach einem etwa dreißig Meilen von hier entfernten Ort schicken möchte, wo der Geistliche nähere Auskunft geben werde. Eine Unterschrift hat das Schreiben, wie Sie sehen, nicht. Der beiliegende Taufschein ist nicht dort, sondern in Hamburg ausgestellt!' „Darin ist," fuhr der Justizrath fort, „als Mutter des Kindes eine Emma Schmidt genannt Der Name Schmidt ist ein AllerweltSname und deshalb in diesem Falle nicht unverdächtig. Der Brief an mich stammt übrigens unzweifelhaft von einer männlichen Hand — verstehe ich mich auf so etwas, von einer KaufmannS- hand, die sich aber geniale Schnörkel angewöhnt hat. Was sollte ich thun? Das Geld war in memen Händen, Rücksendung unmöglich wegen mangelnder Adresse und daS Kind durfte seinen Lebensunterhalt nicht verlieren. Ich erkundigte mich bei dem Armenvorsteher nach einer Frau, die sich mit dem Aufziehen von Kindern beschäftige. Mir wurde jene Frau Dietrich als möglichst zuverläßig bezeichnet. Cie holte das kleine Geschöpf wirklich ab und sagte mir, es sei dem Geistlichen dort in'S HauS gestellt worden in einem Körbchen, an daS der Zettel angebunden gewesen, den sie in den Akten finden. Es enthält nur die rührende Bitte, sich deS verlassenen KindeS so lange anzunehmen, biS für dasselbe in anderer Weise werde gesorgt werden. Den Zettel hat eine Frau mit zitternder Hand geschrieben — nach der ganzen Fassung eine gebildete Frau. Unterschrift fehlt natürlich gleichfalls. Die unglückliche Geschichte kann man sich danach ungefähr zusammenreimen. Nun — ich habe dem ' Kinde einen Vormund bestellen lassen und die Pflege gelder pünktlich alle Jahre gezahlt. Mehr war meines AmteS nicht!" „Was ist daS für ein geschloffenes Kouvert?" ' fragte der Polizeirath, auf die Akten deutend.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite