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Dresdner Nachrichten : 16.05.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926-05-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-192605167
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19260516
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19260516
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1926
- Monat1926-05
- Tag1926-05-16
- Monat1926-05
- Jahr1926
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- Dresdner Nachrichten : 16.05.1926
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/^ulomOdil-l^SpLNLlur'vvSl'kstÄtl: uricl -Vss-ls-isb W,6kiS5 ^Istr 5 ^Skiu-ul 17197 vr, ttsnr Lerksrrtt l^llkek ^ökditt L Müller) lag- Usic! l^Iac^igai-agSsi Verhandlungen Ir. Adenauers. Ein aussichtsloser Versuch der großen Koalition aus taktischen Gründen. Rücktritt -er polnischen Regierung—Der zusammenbrechende Polizeiskandal — Die Vergröberung -es Dölkerbundsrals. Gehler erslallel einen Zwischenbericht. Berlin. 15. Mai. Reichsivchrministcr Dr. G c s, l c r. der Interimistisch die Geschäfte des Reichskanzlers führt, wurde heute mittag vom Reichspräsidenten zur Erstattung eines „Z w i s ch en l> c r i ch t c ü " empfange». Der dem Zentrum nahestehende .Kölner Oberbürgermeister Dr. Adenauer, der heute vormittag bereits mit Dr. Gehler konscricrte, hat nicht von vornherein abgclchnt, sich aber seine Entscheidung noch Vorbehalten, da er zunächst noch in Verhandlungen mit den Parteiführern erkunden will, wie für ihn die Aussichten, ein Kabinett zu schassen, sind. ES ist zunächst noch nicht vorauö- zuschcn, ob Adenauer imstande sein wird, die Gegensätze zwischen den Parteien z» überwinden. Diese Gegensätze be ruhen vor allen Dingen darauf, das, die Deutsche Vvlkspartei namentlich von den Demokraten eine ganz entschiedene Be kundung darüber wünscht, das; sich die Demokraten bezüglich der Flaggenvcrordnnng und des Volksentscheids zu einer Haltung bekennen, die mit der andere» Regierungspartei übercinstimmt. Man ist in den Kreisen der Deutschen BolkS- partci aus keinen Hall gesonnen, wieder einer Negierung bci- zutrctcn, die jederzeit von den Demokraten auS reinen Agitations- und parteipolitischen Gründen umgcrannt werden könnte. Die Deutsche Volköpartei geht von der Anschauung auS, das, die Flaggcnvcrvrdnnng vom 5. Mat auf jeden Fall durch,rcsührt werden musi, wenn nicht die von Hiiidenburg angeregte Schaffung der Cinheitsslagge durch den Reichstag verwirklicht wird. » Berlin, 15. Mai. Wie von parlamentarischer Seite mit- getcilt wird, hat der .Kölner Oberbürgermeister Dr. Adenauer bereits die B e s p r c ch » n g e n mit de» Rcichs- tagsparteicn ausgenommen. Er empfing zunächst von den Sozialdemokraten den Abg. Hilserding und von der Deut schen Volksvartei den Abg. Dr. Scholz, ferner die Abgg. Gucrard und Stegerwald vom Zentrum. Mit anderen Parteiführern ist Dr. Adenauer noch nicht in Verbin dung getreten. Wie cs heißt, wurden in diesen Besprechungen zunächst einmal die Möglichkeiten der Großen Koalition erörtert. Der volkspartciliche Abg. Dr. Scholz hat in die ser Besprechung keinen Zweifel gelassen, daß er grundsätzlich zwar durchaus kein Gegner der Großen .Koalition sei, im gegenwärtigen Augenblick bei den tiefgehenden Gegensätzen zwischen den Parteien die Schaffung der Großen Koalition aber doch für ganz «ndnrchsührbar halten müsse. Die demokratische RcichStagssraktion. die heute zusammcn- getrcten ist, faßte noch keinen formellen Beschluß. ES wurde aber übereinstimmend der Meinung Ausdruck gegeben — und das ist immerhin sehr bezeichnend für die Lage —. daß die Große Koalition gegenwärtig wohl nicht durchführbar sein werde. Die Fraktion der Demokraten steht grundsätzlich ans dem Standpunkte, daß jeder Kanzler unterstützt werden müsse, der ein Kabinett auf der bisherigen Grundlage bilde und keine formelle Bindung «ach rechts cingche. Jedenfalls läßt sich jetzt schon sagen, daß der Versuch des Oberbürgermeisters Dr. Adenauer, eine Große Koalition zu bilden, ein fach praktisch unmöglich ist. Dieser Versuch ist wohl auch überhaupt nicht ernst gemeint, sondern er stellt lediglich eine Art Verneigung vor den Sozialdemokraten dar, in deren Kreisen sich jetzt schon wieder die radikalen Elemente lebhaft bemerkbar machen, die jedes Zusammengehen mit den bürger lichen Parteien ans das strikteste ablchnen. Auch dieser Um stand dürste die Experimente, die eine Große .Koalition her- bcisührcn wollen, zum Scheitern bringen. „Der Feind steht rechts!" So wie der „Altreichskanzler" Dr. Josef Wirth argu mentierte auch die preußische Regierung, nach ihrem beherr schenden Geist auf den Namen Scvcring getauft, als sie die Sensation der Berliner Woche, den Polizeikricg gegen die rechtsstehenden Verbände und ihre Führer, erösfnete. Man hatte doch schon seit Wochen das Gespenst des drohenden Rechtsputsches an die Wand gemalt, um die Ncichsbanner- ipicßer aus ihrer republikanischen Ruhe aufzuscheuchen: da fühlte man auch die Verpflichtung, zu zeigen, daß hinter dem mächtig aufgeblasenen Rauch auch irgendein Feuerlcin oder doch ein Funke glomm. Und vielleicht, wenn man Glück hatte, konnte man durch eine überraschende Offensive gegen die Schreibtische und Aktcnschränke sogar irgend ein Schriftstück finden, das die willkommene Handhabe zum Verbot und zur Auflösung der gehaßten Vaterländischen bot. Ein solcher Er folg hätte sogar die gesetzwidrige Durchführung der Aktion nachträglich gerechtfertigt. Und wenn das nicht gelang, dann war es doch eine frisch-fröhliche Hatz gegen die schwarz-weiß- rotcn Volksgenoffen und ein prächtiger Agitationsstoff für die Straßcnpolitik derjenige», die unter dem Feldgeschrei „Tchwarz-Not-Gold" zur Revolution gegen den bestehenden Staat und zur Aufrichtung der roten Klaffenherrschaft treiben. Die ganze politische Krähwinkelci, die uns auf Severings Ge heiß der Polizeipräsident von Berlin, Genosse Grzesinski, und sei» linksdemokratischer Vizepräsident, Tr. Friedcnsbnrg, vor- gcfiihrt haben, könnte komisch anmuten, wenn sic nicht so tra gisch würde dadurch, daß just in diesen Tagen, da der preußische Staat seine ganze Kraft zum trockenen Bürgerkrieg gegen rechts einsetzt, die von Moskau aus kommandierten Kommu nisten, sich anschicken, in Berlin ein rotes Pfingsten zu inszenie ren. Für 6NM0 rote Frontkämpfer wird in Berlin Unter kunft geschaffen, zwei kriegsstarke Armeekorps, die sicher nicht mit papierenen Verordnungen bewaffnet sind, sondern irgend wo das Pulver trocken halten. Zur Vorbereitung der rechten Stimmung veranstalten diese wirklichen Feinde des Staates täglich Straßenkundgcbungen, in denen sie, ungehindert von der Berliner Polizei, der preußischen Justizhnre" den Kampf bis aufs Messer ansagcn und treuherzig versichern, daß sie diesmal der Republik wirklich den Schädel einschlagen wollen. Das alles sehen die Herren Braun und Sevcring nicht, oder sic wollen cS nicht sehen — ihr Feind steht rechts, und unbedenklich wüten sie gegen die Volkskreiie, die ihnen von jeher der letzte und sicherste Damm gegen die brandende bolschewistische Flut waren. Nicht, wie das Gesetz es will, vom Richter oder vom Staatsanwalt beauftragt, sondern mit Befehlen der politischen Abteilung des Berliner Polizeipräsidiums ausgerüstet, stürzte sich am Mittwoch in den Morgenstunden ein Heer von Polizei- »nd Kriminalbeamten in die Wohnungen und Bureaus boch- angeschencr Politiker und Wirtschaftsführcr, die zum größten Teil über jeden Verdacht hochverräterischer Umtriebe erhaben sind, und dnrchschniiffclten stundenlang alle Winkel und Kästen. Das vom offiziellen amtlichen Pressedienst in tendenziöser Form der Ocfsentlichkcit unterbreitete Ergebnis dieses lieber- falls ist kläglich. Bei den industriellen und landwirtschaftlichen Führern im Rheinland, die man als die Geldgeber der Rechts- putschistcn anzuprangcrn versuchte, wurde überhaupt nichts ge funden. Das Ende dieser Heldentat ist, daß sich Herr Grzesinski wegen Mißbrauchs der Amtsgewalt, Hausfriedensbruch und Beleidigung vor dem Strafrichter zu verantworten haben wird. Als Rest bleibt der Schaden für die deutsche Wirtschaft: denn es ist klar, daß eine politische Haussuchung bei Wirtschgsts- führern vom Range Dr. Voglers und Kirdorfs deren geschäft liches Ansehen im Ausland, das nur mangelhaft und in ent stellender Form unterrichtet wird, schädigen muß. Aber auch die Ausbeute in Berlin selbst ist recht mager und zum min desten sehr fraglich. Eine von der Linkspresse im Wortlaut zitierte Verordnung der Putschisten, die angeblich nach dem Ge lingen des Staatsstreiches ein Regiment des Terrors mit massenweise» Exekutionen und Beamtenabsctzunaen cinrichtcn sollte, stammt, wie man aus beteiligten Kreisen f'^t. aus der Zeit des Küstrincr Putsche?, hat also höchstens noch historisches Interesse. Die preußische Regierung würde gut tun, solche Dokumente einem Museum cinznverlciben, damit sic nicht bet jeder wicdcrkchrcndcn Gelegenheit Unruhe und Schaden stiften. Aehnlich ist cs mit dem Diktaturplan. der den alldeutschen Justizrat Elaß, den deutschnationalcn Abgeordneten Hilgen berg, den Lübecker Bürgermeister Reumann, den General Pilsudskis Staatsstreich gelungen. Rücktritt -er bisherigen Regierung. Warschau, IS. Mai. iVom Vertreter des WTV.j Der von den Sozialisten ang kündigte Streik wurde angesichts der Tatsache, daß Pilsudski ihr unbestrittener Herr der Lage ist, rückgängig gemacht. Nach dem „tturjcr Porrannn" haben der Staatspräsident und Ministerpräsident Ri tas. die nach einem Dors bei Warschau geflüchtet waren nach Verhandlungen, die die ganze Nacht audancrtcn, ihre Armier nicdergclcgt. Da Nachrichten von außerhalb uur sehr dürftig einlanscn. ist kein Ucberblick darüber mög lich. wie sich die Entwickln»« i» der Provinz gestaltet. Berlin, 15. Mai. Das Berliner Burcan des W. T. B. teilt mit: Scjmmarschall Rataj hat vom Präsidenten der Republik ein Schreiben erhalten, in dem der Präsident ihn davon in Kenntnis setzt, daß er das Amt des Staatspräsidenten niedcrlegt und verfassungsmäßig die Rechte des Präsidenten aus den Sejmmarschall überträgt. In einem zweiten Schreiben an den Scjmmarschall bittet die gesamte Regier» ng um Annahme ihrer De mission. Der Sejmmarschall Rataj 1>at die Demission an genommen nnd erklärt, daß die neue Regierung in den nächsten Stunden gebildet werde» wird. iW. T. B.j «- Warschau, 15. Mai. Wie die Polnische Delcgraphen- Agentur bestätigt, ist das Schloß Belvedere vom Marschall Pilsudski besetzt worden. Die ganze Stadt ist nunmehr in seiner Hand. Der Präsident der Republik nnd die Mitglieder der Regierung habe» die Haupt stadt in Flugzengcn und Kraftwagen mit unbekanntem Ziel verlassen. An der Ost- und Westgrcnzc sowie auch in den übrigen Teilen des Landes herrscht Ruhe. Spannung in Osloberjchlefien. Hohenlindc lbci Benthenj, >5. Mai. Hier versamwcltes zahlreiches polnisches Militär beginnt die Grenzen zu besetze». Es wird befürchtet, daß die Beträge, die für die Lohnzahlun gen nötig sind, von der Bank Poisli nicht ansgezahlt werde» können. Während in Ostvbcrschlcsieii noch alles ruhig ist, haben die ,K o n, in n n i st c n in dem Jnduslricort Sosnoiviec den Generalstreik ausgernscn, ohne jedoch damit an gesichts der furchtbare» wirtschaftlichen Lage einen Erfolg zu hüben. Tic Gcwerlschgstlichc Arbeitsgemeinschaft Lstvbcr- schlcsicn hat gestern beschlösse», daß letzte Lvhnabkom m c n zu kündigen und verlangt dem Lebenshaltungsindex ent sprechend eine Loh » crhö h u n g vvn 3» Prozent. Sei« heute morgen versammeln sich die Angehörigen der Jnsnrgentenorganijationen. nachdem sie gestern abend eine Art von Gcstcllnngsorder von ihren Organisationen erhalle» habe«. Zwei Transporte wurden heute früh nach Krakau ver laden. Weitere Transporte folge». Die Haltung des Jnsnrgentcnvcrbandcs ist rcgiernngsjrcundlich. Gleichfalls sind heute früh starke Abteilungen von Polizeibcamten der Woiwodschaften Schlesien und Krakau, Sosnowicc und Warschau abgegangcn. Gestern fanden Besprechungen zwischen den deutschen und den polnischen Sozialisten statt Uber die Stellungnahme beider Parteien zu dem Staatsstreich Pilsudskis. Der Vorsitzende der deutschen Sozialisten er klärte, daß sich beide Parteien vorbehaltlos ans die Seite Pilsudskis stellen. Pilsudski und die Minderheiten. Gleiwik 15. Mai. Wie die „Oberschlesische Volksstimmc" zuverlässig ans Kattmvitz erfahren haben will, sind am Frei tag mehrere Pilsndskiossizicre eingetroffcn, die de» führenden Kreisen der deutschen Minderheit?» erklärten, daß sich die deutschen Minderheiten unter der Pilsudski-Rcgicruug voller staatsbürgerlicher Freiheit erfreuen würden. Es wird ver sichert, daß Pilsudski diese Erklärung auch den ukrainischen Minderheiten abgegeben habe. <T. U.j Berlin, lü. Mat. Der Post- und Tclcgraphenverkchr mit Polen ist. wie die Nachrichtenstelle des Neichspostministcriums mittcilt, nicht unterbrochen. Sendungen werden an- genommen, mit Verzögerungen mirß aber gerechnet werden Pariser Sorgen! Paris, l5. Mai. Die Blätter bringen auch heute die Be fürchtung zum Ausdruck, der Bürgerkrieg könne eine Schivächung der internationalen Rolle Polens hcrbciführcn. Das „E ch v d e P a r i s" weist auf die angeb - lichc D e u ts ch f r c u n d l i ch ke t t Pilsudskis hin und führt die Schuld daran darauf zurück, daß cs Frankreich an der richtigen Unterstützung und Befürwortung der berech tigten polnischen Forderungen habe fehlen lasten. Auch „Ocnvrc" befürchtet, daß die französische Politik bei der pol nischen Krise ans dem Spiele stehe. Ein starkes und „fried liches" Pol-m sei znr Ansrechterhaltung des Versailler Ver trages nötig. Ein anderes Blatt meint, die polnische Krise nehme einen Eharaktcr an, der den europäischen Frieden in Frage stellen könne. Die Enttäuschung für Frankreich sei groß. Es bestehe die Gefahr einer deutschen Intervention <?j, die Polen dem deutschen Einfluß aiisltefcrn könne. „Pellt Journal" schreibt, wie immer der Kampf auSgchen möge, für das Land werde er verhängnisvolle Folgen mit sich bringen. lT.-U.j Was alles am Frankeoslurz schul- sein soll! London, 15. Mai. Der Finanzberichterstatter des „Tailn Telegraph" meldet aus Parts, das, das neue scharfe Fallen des Franken l» Finanzkrciscn aus die Furcht vor einem Bürgerkrieg in Polen, die politischen Schwie rigkeiten ln Deutschland (Ij und den Sturz der italienischen Währung nach sechsmonatiger verhält nismäßiger Stabilität zurückgeführt werde. (WTB.
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