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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 27.12.1933
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1933-12-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19331227010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1933122701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1933122701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1933
- Monat1933-12
- Tag1933-12-27
- Monat1933-12
- Jahr1933
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 27.12.1933
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LiFLSFNFNENLtsA von Lcknssirüsen Lrsi Lssnv Furchtbares EisenbahnungM inFraukretch Zwkchunterl Ate, über zwcchMcrt Berichte Paris, 26. Dez. In den spülen Abendstunden des Sonnabend» ereignete sich in Frank reich ein entsetzliches Eisenbahnunglück, das eines der schwersten ist, von denen Europa seit Jahr zehnten belrosfen wurde. Der Strahburger Schnellzug stieß in der Nähe des Bahnhofes Lagny, etwa 20 Kilometer östlich von Paris, auf den dort hallenden Schnellzug von Nancy. Beide Züge entgleisten und wurden buchstäblich lneinandergeschoben. Die Zahl der Toten wurde am Montagabend amtlich mit 196 angegeben, die Zahl der Verlehlen soll 200 über schreiten. Unter den Toten befinden sich mehrere ehemalige Abgeordnete und Minister. Die Ursache des Unglücks wird auf dichten Nebel zurückgeführt, der seil einigen Tagen in ganz Frankreich herrscht. Durch die Geistesgegenwart des Lokomotivführers eine» dritten Zuge», der seinen Zug etwa 100 Meter vor der Unglücksslelle noch zum hallen brachte, konnte ein weiteres Unglück verhütet werden. Zweihundert Meter lange Trümmerstrecke Die Unsallstätte bildet einenetnzigenTrttmmer- Hausen. Aus einer Strecke von 200 Meter sieht man die großen eisernen Näder und die verbogenen Eisen gestelle der ineinandergesahrenen Wagen. In Abständen von se siinf Meter sind grosse Lagers« u er mit den hölzernen Resten der zertrümmerten Wagen angeztindct worden, deren rötlicher Schein den schaurigen Anblick noch wesentlich steigert. Zu beiden Seiten des FahrdammcS liegen lange Reihen Toter und Verwundeter, obwohl Krankenwagen unaushvrlich hin und her eilen. Die bei Scheinwcrserlicht arbeitenden BergungSmannschastcn holen dauernd neue, bis zur Unkenntlichkeit verstümmelte Leichen aus den Trümmern hervor: einen französischen Offizier, eine ganze Familie: Vater, Mutter und Kind, Alte und Junge; alles Reisende, die sich noch vor wenigen Stun den freuten, die Weihnachtöseiertagc bei Eltern und Ver wandten zn verbringen. Hast alle Opfer befanden sich im Nancy-Zug, dessen Wagen, mit Ausnahme des ersten, völlig zermalmt wurden. Nur die Wagen des Straßburger Zuges, der vollständig in den Nancy-Zug hineingcsahre» ist, sind» da sie aus Eisen bestanden, beinahe unvcr, sehrt. Zugführer und Heizer verhaftet Inzwischen sind der Zugführer und der Heizer des Straßburger Zuges aus Weisung des Untersuchungsrichters verhaftet worden. Beide behaupten, das Haltesignal sei nicht gezogen worden, wogegen die Eisenbahnbcamten des Bahnhofes Lagny erklären, noch eine Viertelstunde nach der Katastrophe das Gegenteil scstgcstellt zu haben. Die Verhafteten sagten gegenüber einem Mitarbeiter des „Petit Journal" ans, sic seien kurz zuvor mit mäßi ger Geschwindigkeit gefahren, da sie trotz des Nebels da« Haltesignal bemerkten. Sic hätten einige Minuten den Zug gestoppt. Später hätte ihnen ein ansblinkenbes weißes Licht die Strecke freigegeben. Sie hätten darauf den Zug wieder anfahren lassen, nnd in dem Augenblick, da sie das Tempo zu beschleunigen ansingen, seien sic von dem Schnellzuge ersaßt worden. Der Lokomotivführer steht bereits 22 Jahre im Dienste der Eiscnbahngesellschaft; der Heizer hat eine nennjährige Dienstzeit hinter sich. Einstweilen ist die Ursache des Unglücks noch ungeklärt. Behauptung steht gegen Be hauptung. Das Unglück dürfte aber einmal ans die Unregel mäßigkeiten, die der Welh- nachtSverkehr mit sich brachte, und -um anderen aus den dichten Nebel zurlickzusühren sein, der seit zwei Tagen über Mtttclkrankreich liegt. Hast alle Züge erlitten am Sonn abend starke Verspätung. Auch der Eilzng nach Lagnq, der den Pariser Ostbahnhof fahr planmäßig um 17,zg Uhr ver lassen sollte, snhr erst nm 1",2ö Uhr ab. Da ein Vor- ortSzng vor ihm abgcgangen war, mußte der Zng zwischen den Bahnhöscn Baire-Torcy und Nancy-Thorigny in der Nähe der Ortschaft Pomponne anhalten, um zu warten, bis die Strecke sretgegeben würde. Da tauchte plötzlich hinter ihm aus dem Nebel der V-Zug nach Straßburg auf, der fahrplanmäßig um 18,10 Uhr aus dem Pariser Ostbahnhof hätte abfahren sollen und über eine Stnnde Verspätung hatte. Der Zag brauste mit einer Geschwindigkeit von über Ilch «tnndeukUvmeter Geschwindigkeit Hera«. Der Lokomotivführer bemerkte zu spät, daß ein anderer Zug vor ihm hielt. Ungenügende Sicherheilsesnrichknngen? Die Erregung ist in der Oesfentlichkeit sehr groß. Die zuständige E i s e n b a h n g e s e l l s ch a f t, in deren Bereich die von dem Unglück betroffene Stelle liegt, wird scharf angegriffen. Ein Teil der Presse fordert auch die Verhaftung des Direktors der Gesellschaft. Ver schiedene Abgeordnete haben bereits eine Interpellation an gekündigt, ans denen hcrvorzugehcn scheint, daß sie weniger von der Schuld des Zugpersonals als von der mangel haften Organisation der Eisenbahngesellschaft über zeugt sind. Die Trauer Frankreichs Bon den bet den bis zum frühen Morgen des Montags dauernden NcttungSarbeiten aufgesundenen Toten wurden 178 im Pariser Ostbahnhof ausgebahrt. Darunter befinden sich mehrere ehemalige Abgeordnete und Minister, so der Bürgermeister von Nancy, Abg. Sch lei ter, der frühere Unterstaatssekretär Jean Paul Morel und Senator Hachette. Die Opfer sind zum größten Teil bereits etn- acsargt. Zum Zeichen der allgemeinen Trauer begab sich der Präsident der Republik zum Pariser Ostbahn hof und verneigte sich dort vor den Toten. Auch Minister präsident EhautempS, mehrere RegierungSmitglieder und viele Abgeordnete und Senatoren besuchten, direkt von der bis spät in die Nacht hinein dauernden Parlaments sitzung über die FtnanzsanierungSvorlage kommend, die Opfer. Die Beisetzung der Toten soll am Mittwoch vormittag stattsinden. In Zukunft mehr Metallwagen Die Aufräumungsarbeiten an der Unsallstelle sind im Laufe der Nacht beendet worden, so daß die Strecke am Montag früh wieder für den Verkehr frcigegeben werden konnte. Im übrigen hat der Minister für öffentliche Ar beiten bereits eingehend mit den Sachverständigen seines Ministeriums über Verschärfung der SicherheitS- maßnahmen aus sämtlichen französischen Eisenbahn strecken verhandelt. Er will ein entsprechendes Gesetz be schleunigt im Parlament einbrtngen, das unter anderem eine stärkere Verwendung von Mctallwagen vorsieht. Die schwerste Eisenbahnkatastrophe des Jahrhundert» Die furchtbare Eisenbahnkatastrophe bei Laany ist bei weitem die schwerste Katastrophe, die den Eisenbahnver kehr der ganzen Welt in diesem Jahrhundert betroffen hat. Die bisher höchste Zahl von Todesopfer« bei einem Zugunglück feit 1900 forderte der Absturz eines Zuges mit Fremdenlegionäre« bei Turenue in Marokko am 18. September ». I., wobei 1SÜ Fremdenlegionäre ihr Leben einbüßte«. Das deutsche Beileid Bei der französischen Regierung sind aus aller Welt BetleidSkundgcbungcn eingegangen. Der deutsche Bot schafter hatte am Sonntaavormittag der französischen Re gierung im Namen der RetchSregterung und in feinem Verheerender Gisbruch im Erzgebirge Dresden, 26. Dez. Der WitterungSnmschlag der letzten Tage hat aus den Höhen des Erzgebirges einen seit Menschengedenken nicht erlebten EiSbrnch zur Folge gehabt. Tansende von Bäumen nnd viele Hundert« von Tele graphen-, Telephon« und LichtleitungSmasten wurden durch die ungeheure Last des Eises und RauhreiseS ««gelegt. Reichswehr und Technische Nothilse find zur Behebung der ersten Schäden eingesetzt. Sin ausführlicher Bildbericht befindet sich aus Seit« R dieser Nummer. eigenen Namen das Beileid zum Ausdruck bringen lassen. NeichSverkehrSminister Freiherr v. Eltz-Nübenach hat an den französischen Minister für öffentliche Arbeiten fol gendes Telegramm gerichtet: „Tiefbewegt vo« der erschütternden Nachricht des schwere« Zugunglücks bet Lagny spreche ich Ihne« im Namen der dentschen ReichsverkehrSverwaltuug aufrichtigstes Beileid a«S." Generaldirektor Dr. Dorpmüller hat an den Gene raldirektor der französischen Ostbahnen wie folgt telegra phiert: „Tieferschüttert durch die Kunde von dem franzö sischen Eisenbahnunglück, das Ihr Unternehmen betroffen hat, spreche ich Ihnen namens der Deutschen Reichsbahn meine herzlichste Anteilnahme aus." Die Zahl der Toten steigt noch immer I« de« Pariser KrankenhSnser« find drei Schwerverletzte verstorben, so daß die Zahl der Opfer uuumehr 199 beträgt. ES ist leider damit zu rechnen, daß diese Verlustliste sich noch vergröbert, da noch bet anderen Schwerverletzten Lebens gefahr besteht. In der Totenhallc des OstbahnhofcS spielten sich fett Sonntag herzzerreißende Szenen ab, wenn ein Vermißter von besorgten Angehörigen in der Reihe der furchtbar verstümmelten Opfer entdeckt wurde. Die Zahl der noch nicht identifizierten Leichen ist inzwischen von acht auf zwei zurllckgegangen. Der „Mattn" meldet, baß am Dienstagabend bereits 201 Tote gezählt worden feien. Darunter befänden sich auch 16 Fahrgäste, die im Krankenhaus Laany ihren schweren Verletzungen erlegen seien. Versag« der automatisch« Pfeife Der Hetzer und der Lokomotivführer des Schnellzuges Parts—Straßburg befinden sich noch in UntersPhungshast, obgleich in der Oesfentlichkeit -um Teil heftig dagegen pro testiert wird, weil vorläufig noch keinerlei Anhaltspunkte für ihr« Schuld gegeben seien. Die modernen französischen Lokomotiven sind mit einer automatischen Pfeife versehen, die sofort in Tätigkeit treten soll, wenn der Zug ein Haltesignal überfährt. Die beiden Berhafteten behaup ten, daß dies Sonnabend nicht der Fall war. Man hat daher am Dienstag eine Lokomotive die gleiche Strecke bei gleicher Geschwindigkeit befahren laste». Dabei hat tatsächlich die automatische Einrichtung beim lleberfahrcn des Halte signals nicht funktioniert. Welche Schlußfolgerungen der UntersuchunaSrichter daraus ziehen wird, steht noch nicht fest. SS scheint aber, als ob die beiden verhafteten schon tn -« nächst« Tag« wieder ans freten Fuß gefetzt wert«. -
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