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Dresdner neueste Nachrichten : 01.03.1932
- Erscheinungsdatum
- 1932-03-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490223001-193203017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490223001-19320301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490223001-19320301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner neueste Nachrichten
- Jahr1932
- Monat1932-03
- Tag1932-03-01
- Monat1932-03
- Jahr1932
- Titel
- Dresdner neueste Nachrichten : 01.03.1932
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Wem willst Du dieses höchste Amt ««vertrauen? Dem Mann«, der deut sches Land im Osten vor dem Einbruch der Feinde rettete, dem Manne, der in der Zeit des Zusammen bruchs treu und pflichtbewußt das alte Deutschland in deu neue« Staat hinitbertrug, dem Manne, der stebe» Jahre lang als Treuhänder des ganze« »eutschen Volkes das Amt d-S Reichsprüstbenten mit überlegener Einsicht, mit der «rast eines stetige« WiLenS und mit verantwortungsbewußter Snt- schlußsähigkeit geführt hat, dem Manne, dessen Lauterkeit, Ritterlichkeit und tief, begründetes Gottvertrauen als Vor bild vor jeder deutsch«« Seele steht, dem Manne, der sek« ganzes Lebe» dem Wohle deS Vaterlandes geweiht hat: Hindenburg! Ihm zollst Du Ber, ehruug, ihm schenkst Du Vertrauen, ihm gib Deine Stimme. Dieser Aufruf Ist unterzeichnet von: vr. Anna Mayer, Minna Amann, Frau M. Bail, Frau Emily Brügger, Charlotte Baum, Maria Hellersberg, Frau Hoehsch, Frau Anna Kapler, Clara Krause, Sacharina Müller, Margarete Schlickert, Gräfin v. d. Schulen- bürg, Margarethe Wolfs, Mathilde Wolfs, vr. Agnes v. Zahn-Har na ck. Diesem Aufruf haben sich Frauen im ganzen Deutschen Reich« angeschlossen. * Hitler und Hugenberg Enthüllungen -er thüringischen Wirtschaftspastei Telegramm unsres Korrespondenten Lr. Weimar, 29. Februar In einer Versammlung der thüringischen Wirt- schastSpartei, in der der thüringische Justizmintster vr. Kästner, die Staatsräte Fürth und Krauße sowie der LanbtagSabgeordnete Flach aus Rudolstadt sprachen und die sich einstimmig sürHindenburg aussprach, machte Staatsrat Krautze interessante Mitteilungen über die Verhandlungen der Wirtschaftspakte« mit den Deutschnationalen und Nationalsozialisten anläßlich ber Bildung der HarzburZer Front. Die Wirtschaftspakte» habe mit Hugenberg verhandelt. Dieser habe jedoch kein Programm besessen. Er habe lediglich erklärt: »Ich bin mit de» Nationalsozialisten dahin einig geworden, daß ich die Führung übernehm« und baß die Nationalsozialisten sich mir nnterordnen." Da mit Lieser Erklärung nichts anzufangen gewesen fei, seien die Vertreter der Wirtschaftspartei auch zu Hitler gegangen. Dort hätten sie die Erklärung Hugen- LergS wiedergegeben. Hitler habe über die Ansprüche der Deutschnationalen nur gelacht und gesagt» „WaS bildet sich denn Hugenberg «in? Ei« Schweriudustrieller will Reichskanzler «erden? Wir denken gar nicht daran. Wir find die Stärkeren!" Fragen, wie er sich die künftige Gestaltung ber Wirt schaft denke, habe Hitler dahin beantwortet, daß die Arbeiter einfach wieder in die Fabriken mittzten. Aber darüber, wie daS geschehen solle, habe er sich nicht ge äußert. DaS habe natürlich der Wirtschaftspakte! nicht genügt. Hitler sei gefragt worden, wie er sich die finan zielle Enwicklung der Dinge vorstelle. Darauf habe er erklärt: „Sehen Sie nach Thüringen. Dort hat Frick Ordnung geschaffen." Da aber die Staatsschuld Thü ringens bet Fricks Dienstantritt 120 Millionen und bei FrickS Abgang 12« Millionen betrug, habe auch diese Erklärung nicht anSgereicht, um Vertrauen zur Natio nalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei zu gewinnen. Den Marburger Aufruf für die Wiederwahl Hindenburgs haben 96 Mitglieder des Lehr körpers der Universität Jena unterzeichnet. Oer Zerfall -er Harzburger Front L. Berlin, 29. Februar. (Eigener Drahtbericht) Die WahlSewegung ist nunmehr auf -er ganzen Front eröffnet: am Spätabend des Sonnabend hat in einer Massonverfanrmlung im Sportpalast Hitler seine Prüsidentschastskaudidatnr proklamiert. ES atmet -och «ine sonst bei -en Nationalsozialist«« nicht bekannte Resignation, wenn Hitler bei der Ge legenheit unter andern: meint«: es wär« für ihn mehr Ehr«, geschlagen zu werde», als zurückzuweichen. DaS klingt doch wesentlich anders als die neulich« kate gorische Erklärung vr. Goebbels: -er kommend« Reichspräsident sei Adolf Hitler. Inzwischen ist aller hand Wasser in -lesen schäumenden Wein gefloßen und fließt immer noch in ihn'hinein. Der Stahl helm-Pressedienst wird, wie wir dl» Dinge sehen, -er Wahrheit ziemlich nahokomrnen, wenn er keststelltr „Die Zahl derer, die kn Hitler -en deutsche« Messias erblicken, dürst« kleiner sei« al» di« Zahl seiner organisierte» Anhänger. Nur di« letzteren aber werden «in» bedingungslose Hitlerkandlbatur in Deutschland wünschen. DI« andern aber werden mit -er Ansicht sein, -aß die Wahl -e» Reichspräsidenten kein« Gelegenheit ist, Stimmungen abzureagieren, sondern «ine sorgfältige Prüfung -er Persönlichkeit erfordert, di» sieben Jahre lang da» Schicksal de» Reichs entscheidend bestimmen soll." Die Nationalsozialisten Haven unterdessen -t« Würzburger Front" längst verlass»». Gras Ernst Reventlow, -er nach vielerlei Irrfahrten einstweilen bet -en National sozialisten gelandet ist, hält di« Stunde für gekommen, in seinem ,M1chSwart" zu erzählen, -te Har»burg«r Front set nie «in« wirklich» Front gewesen. Er hab» schon auf -em .Harzvurger Volksfest" gehöhnt, „rvas .Gott geschieden hab-, da» soll» der Mensch nicht zu- sanrmenbrlngen". ES wstre wett Vesser gewesen, wenn -er .Würzburger Rummel" niemals stattgefunden hätte. Die Sonderkandi-atur -er Deutschnationalen und des Stahlhelm sei politisch «ine Groteske, ein Un sinn, der, wenn er Irgendwie wirken sollt«, nur Schaden anrichten könnt«. Wer weint um Juch^rak?, Eigent lich nur der alte Jnstizrat Llatz, ver kn seinen „AllLentschen Blättern" erneut «in „unerschütterliches Bekenntnis" für Harzvurg ab- liefert. Ein unerschütterliches, Loch wehmütiges Be kenntnis. Denn er steht mit -en Empfindungen etwa -er Henne, -is dis jungen Entlein ausbrütet«, wl» sein» Anhänger ihm auseinanderlaufon. Darum gibt er zunächst einmal die Abstimmung frei. Wer Düster- berg will, soll Düsterberg, wer sich mehr zu Hitler hin gezogen fühlt, Hitler wählen. „Ein zweiter Wahlgang wir- wahrscheinlich nötig werden. Für ihn sei Lau« -i» Losung: «inen Vertrauensmann -er ganzen nationalen Opposition herauSzustellen." — Di» Auf- gäbe der Hindenburgwähler wird sein, Liesen »wetten Wahlgang unnötig zu machen. Deutsche Vorschläge tu -er Memelfrage Telegramm unsre» nach Genf entsandte« Souderkorrespondevte« kl. Gens, »9. F«dr«ar Di« »««tsch« Delegation besaßte sich heute »»mit. tag Ülo«»«»» eingehend mit »er Memrlsrage. «» »nrd« »eschlyffe«, de« Signatarmllchten der Memel- ko»»eatton «orschläge ,« nnterbreite« ««» ans die unhaltbare Lag« im «emelgebiet hinzuweisen. «» wir» deadsichtig», die »eschlennigte A«r«»n«g de« Haag«, SchiedShose» d«rch di« Stg«at«r- «ächte de, M,«ett»«m»tt»» ,« erreiche«. Ritterlicher Wahlkampf Hindenburg und Hindenburg-Legende — Der 29. März 4890 Hitler hat an den Reichspräsidenten einen Brief gerichtet, in dem er Hindenburg bittet, gewissen Vor gängen seine Aufmerksamkeit zu schenken, die nach der Ueberzeugung des nationalsozialistischen Parteiführers antzerordentlich gefährlich sind. Er hat auf einige Wahlplakate der Sozialdemokratischen Partei hinge- wicsen und vor allem auf die Verbote nationalsozia listischer Zeitungen, weiter auf die Erklärung Groencrs gegen Goebbels, und vom Reichspräsi denten einen ritterlichen Wahlkampf verlangt. Der Wunsch nach einem ritterlichen Wahl kampf ist auch von uns an dieser Stelle ausgesprochen worben. Zu ihm hat sich auch der Stahlhelm in mehreren Kundgebungen bekannt. Dieser Wnnsch ist nur allzu berechtigt angesichts der steigenden politischen Leidenschaften, angesichts der Tatsache, daß fast kein Tag vergeht, ohne daß Nachrichten über politische Zu sammenstöße durch die Zeitungen gehen, bei denen es stets Verwundete und nur zu ost auch Tote gibt. Aber: Olinrlt^ dogin? ut fionis, zu dcütsch: Man muß zunächst Las eigene Haus in Ordnung bringen, bevor man sich um -ie Ordnung inan -ern Häusern kümmert. -Hitler knüpft -en Wunsch nach einem ritterlichen Wahlkampf an -as am Sonnabend aus- gesprochene Verbot des „Angriffs" auf sechs Tag«. Warum ist dieses Verbot erfolgt? Der „Angriff" hatte «ine Ankündigung einer großen Ver sammlung zur Reichsprästdentvnwahl mit der Ueber- schrist versehen „Der Kandidat CrispienS". In -er Begründung des Verbotes durch -en Berliner Polizeipräsidenten wird erklärt, das Verbot sei erfolgt, weil mit dieser Bezeichnung,Her Kandidat Crispienö" der Herr gtrichspräsidcnt v. Hindenburg getroffen werden sollte. „Es ist hier", heißt «S wörtlich in der Begründung, „die immer wieder in sinnentstellender Form wiedcrgegebenc angebliche Acutzerung des Abge ordneter Crispieu ,Jch kenne kein Vaterland, -as Deutschland heißt', nunmehr auch zur Kennzeich nung des Herrn Reichspräsidenten ver- wandt worden, und die direkte oder indirekte Bezeich nung als Landesverräter ist eine rohe Arußerung der Mißachtung und verfolgt den Zweck, zu kränken un- Deutsche als der Achtung des deutsche» Volkes un würdig hinzustellen. Ich bin nicht gewillt, diese Form des politischen Kampfes, von -er nuinnehr -er von allen Kreisen des deutschen Volkes als Kandidat für di» Reichspräsi-entenwahl proklamierte Herr Reichs präsident v. Hindenburg getroffen werden soll, weiter zu dulden»" Hitler beklagt sich in seinem Briefe an Hindenburg darüber, daß eS in Deutschland keinePressefrei- hett mehr gebe. Aber gibt eS wirklich keine Presse freiheit mehr? Die deutfche Presse hat sich in einem mehr als 189 Jahre dauernden Kampfe das Recht auf freie Meinungsäußerung mühselig genug »stritten. ES war gerade jener jetzt viel geschmähte Liberalismus de» 19. Jahrhunderts, der diese Pressefreiheit gegen alle Bevormundungsversuche der Bürokratie und ge wisser bevorrechtigter Klassen- und StandeSinteressen durchsetzte. Gerade Zeitungen ber radikalsten Parteien haben von diesem durch den Liberalismus erstrtttenen Recht in den letzten zehn Jahren auSgtebtg Gebrauch gemacht. Die deutsche Presse denkt nicht daran, LaS Recht auf freie Meinungsäußerung preiszugeben. Die Freiheit der Presse, wie jede Freiheit, findet aber dort ihre Grenze, wo sie in Zügellostgkett umschlägt, wo st« die öffentliche Ruhe und Sicherheit, ja den Bestand de» Staates in Frage stellt und gefährdet. Schimpf- und BerleumdungSfretheit kann eS in keinem Gemein wesen geben, wie und von wem eS auch immer regiert wird. Wir verlangen, baß der Wahlkampf von allen Parteien und allen Zeitungen frei und ungehindert geführt werden darf, ohne patriarchalische Bevormun- bungSversuche, ohne bürokratische Hemmungen und Schikanen. Aber auch ohne die Schimpfexzrsse, wie sie in der letzten Zett üblich geworden sind, ohne die syste matische Verleumdung, die Herabsetzung und die per sönliche Bedrohung des politischen Gegners. Jeder soll seine Meinung frei un- offen sagen dürfen. Jeder soll da» Recht haben, seine Ueberzeugung uneingeschränkt zu vertreten und auch den Gegner mit aller Schärfe an- -«greifen, vorausgesetzt, daß sich der Kampf in den Grenzen der Sachlichkeit hält. Ritterlichkeit aber ist noch mehr als Sachlichkeit, Ritterlichkeit ist eö, auch dem schärfsten politische»« Gegner Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Ritter» l i ch k e i t i st e s, d e n p o l i t i s ch e n K a m p f n i ch< in eine,» Krieg bis aufs Messer zu vera wandeln. Die Völker haben in den Jahren zwischen 1914 und 1918 eine» solchen Krieg bis anss Messer ge führt. Und die Staatsmänner waren nach Beendigung das Kampfes nicht mehr in der Lage, die von ihnen hervorgernfenen und sorgsam emporgezüchteten Leiden schaften der Völker zu zügeln. Sie wurden von diese« Leidenschaften fortgerissen und zu politischen Hand lungen gezwungen, die sic jetzt schwer bereuen und die die tiefste Ursache jener schweren Wirtschaftskrise sind, unter der jeder einzelne in Deutschland so unendlich zu leiben hat. Zwischen den Parteien ein und desselben Volkes aber ist ein solcher Krieg bis aufs Messer ber Anfang vom Ende des Staates und damit auch dec wirtschaftliche»» Existenz jedes einzelnen von uns, ganz gleich, welcher politischen Partei er angehört. ES ist eine alte Weisheit der Engländer, des politisch er fahrensten Volkes der Erde, baß der Kampf der Par teien nie so scharf geführt werden darf, -atz am Tage nach der Wahlschlacht keinerlei Verständigung und keinerlei Ausgleich mehr möglich ist. Zwei feindliche Völker können sich nach einem Friedensschlutz wenig stens in der Theorie eine Zeitlang voreinander ver- schlietzcn, die Parteien eines Volkes aber sind/ganz gleich, wie der Wahlkampf ansgeht, ganz gleich, wer siegt, am Tage nach den» Siege ober nach ber Nieder lage aufeinander angewiesen. Wir leben alle im gleichen Boot. * » * Hitler beklagt sich in seinen» Briese ferner, daß von seinen Gegnern di« Außenpolitik in die Propaganda einbezogen und n. a. behauptet wurde» daß ,/die Wahl Hitlers -as ChaoS tu Deutschlanö un ganz Europa herbeiftihren würde". Auch hier sollte er zunächst an eigene Parteisünden denken und sich daran erinnern, wie oft z. B. gerade in den letzten Wochen Mitglieder seiner eigenen Partei den Reichs kanzler, sobald er zur Autzenpolitik sprach, oder etwa in Genf mit den Vertretern der andern Staaten ver handelte, als einen Mann hinstellten, ber nicht das Recht habe, im Auftrage oder im Namen Deutsch lands zu spreche»», und dessen Beschlüsse für dieses Ausland keinerlei Wert und Bedeutung »»ehr hätten. Wir glauben kaum, -atz man eine derartige KampfeSweise noch mit dein Ausdruck „ritterlich" be zeichnen kann. Ganz abgesehen davon, daß es höchst unklug ist, mit solchen Waffe»» zu kämpfen. Denn eS ist seit dem Jahre 1914 stets das Hauptvergnügcn der chauvinistischen französischen Propaganda gewesen, die einzelne»» Teile des deutschen Volkes gegeneinander auözuspielen und Immer das eine Deutschland gegen daS „andre Deutschland" zu hebe». Mit Ritterlichkeit hat es schließlich nichts zu tun, wenn man jetzt allenthalben den jetzige»» Reichspräsi denten als «inen alten Mann darstellt, Ser seiner Aus gabe nicht mehr gewachsen sei und der sich deshalb nunmehr endlich zurückziehen müße. Wer einiger maßen mit den Dingen vertraut ist, weiß, wie reich, haltig Hindenburgs Arbeitstag ist, und mit welcher Energie der a-lte Herr, der ganz genau weiß, wa» er niill, noch seine politisch« Ansicht geltend zu machen versteht. Di« Legen-« vom alt gewordenen und nicht mehr brauchbaren Hindenburg Ist genau so bösartig, wie vor 4V /Jahren -i« Legend« vom alt gewordenen BiSmarck. Auch damals wurde überall -aS Gerücht auSgestreut, Bismarck set nicht mehr arbeitsfähig. Er komm« wochenlang nicht mehr in sein Arbeitsziimner, ver« suche -te Welt von FriedrichSruh aus zu regieren. Ein neuer Kur» sei notwendig. Ein „neue» System" müsse kommen. Ein neuer Her, -io Zügel der Regierung ergreifen. Und schließlich ging -er Pilot von Bord und neue Kapitäne und «ine neue OfiizierSlnannschast übernahmen die Lenkung -is -eutschen StaatSschisfe». Aber heut« weiß jeder im deutschen Bolk«, Laß da» Unglück Deutsch, land» an jenem 29. Mär» 1890 seine» Anfang nahm, al» BiSmarck vomLehrter Bahnhof in den Sachsenwald avsuhr. Und eS war damals wie heute. Kein Unterschied zwischen 189« und 1931. Auch damals streuten bte Gegner Bismarck» brr „gewaltigen Persönlichkeit des
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