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Dresdner Nachrichten : 02.07.1876
- Erscheinungsdatum
- 1876-07-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187607020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18760702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18760702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Unvollständig: S. 15-16 fehlen.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1876
- Monat1876-07
- Tag1876-07-02
- Monat1876-07
- Jahr1876
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 02.07.1876
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'«I. V.«LK' —cht sich dt, Sked-ctl«» »t<1 »eiti-dli«. J-s-r-i-n-NnUl»»«»«« W4N-. »p« VSMt«, 1» ^ «n, «i.n, >rell„, k — «-«. »to»^ IN «»HIN, L>t»,I-, roten, H-mi-u-I. V,»nkf,i ^ «i «Un« »«>,. — v»,d» » c». «n NnmNiiU « «. — r-- V-I^t- «NiemnI».-'N" »ch-.L-Ltt«, N-IU-- t 0». I» Pari«. Tageblatt für Politik, Unterhaltung «.Geschäftsverkehr. Druck ui'. Eigenthum der Herausgeber: fkltpsch k Neichardt in Dresden. Derantw. Redakteur: Frttdr. Kotdsche in Dresden — Der Raum et»er »m- »? «« g.u. »> d,»e.. «Ine Girant!» sti» dal «UchUta-I,, Essch-i» »,n »er Nnlerat« »ich nicht -«§«»«». »utwirtia «Ml««««» t»e» tia« Unstrdxi »ist un» »» lanntrn Firmen unt Per« sonen tnseriren «tr nur iesrnPrLau«»«»N>»» gaUIun» durch «riet» «arte» »der »«chrtna«;» lu»,. »chl «Ude» ti»c» Ui P^e. L«i»r»U w« die «intaa» - Nmn»«r »der nach «tmm Feit »« die PentteUe «> Piz». «r. 184. Kimiudrwariztaper Jahrgang. Mttrcdaeteur Für das Feuilleton: vr. Ln»U »t«r«v. Inetvl« ir-rrtma»»». Dresden, Sonntag, 2. Jnli 1876. liM yvltttscheS. Landtagsschluß in Dresden und Berlin. Alle» athmct auf, Minister und Deputine, Journalisten und ZertungSleser sind der Gesetzentwürfe, Anträge, Sitzungen, Versaiiimlungen, Abstim- murrgm, Debatte!', Worftlaubereien, Lilbenstechercicn, de» Stimmen- schacher».d«r Eompromissc.der Jntrigum, und lurz scr ganzen GesetzcS- macherei gründlich satt. Lust Clavjgo! seufzen in Oresdcn v.Zehmm und Haberlorn; Lust Clavigo! entringt sich in Berlin der Brust Bennig sen'« und Gras Stollberg'ö. Wer von den Teputirten ein guter Familienvater ist, der kauft in der Residenz für Weib und Kind da heim von den unverbrauchten Diäten Geschenke oder doch Näschereien. Und »ver'ü recht eilig Hut, der packte schon Tags zuvor die Koffer, fährt wohl gar nicht mit nach Pillnitz „zu Königs", sondern löste sich gestern Morgen am Baünhofsschalter sein.ücimreiscbillet. Ueber die setzten Sitzungen der sächsischen Kammern und über die feierliche Verabschiedung des Landtags berichten wir an anderer Stelle. Gin« WürHaung der Arbeiten deSLandtagS behalten wir uns vor. Wenn nran mit einem Schlußworte charakterisier! will, so könnte man ihn den^Eisenbahnlandtag" nennen. An seinen Beschlüssen, beson der» der neuen Einkommensteuer haben wir ohnehin noch Jahrelang zu kauen^Uebrigcna ist es eine vielfach gemachte Erfahrung, daß die Gesetz-Gelbst immer mangelhafter werden. Wir beziehen diese Anmerkung nicht b!os auf die Leistungen des sächsischen und preußi schen Landtags, auch der Reichstag weist durchaus nichts Muster- giltige» in GcsetzgebungSarbettcn auf. Die Gesetze sind seit gerau mer Zeit lückenhafter, dunkler und zusammmhangsloser, ihre An wendung durch die Behörden, wie ihr Verständnis; Lurch das Bol! schwieriger -«worden. Durch eine Eigenschaft zeichnet sich aber di« jetzige Periode vor früheren au»: die Fruchtbarkeit an Gesetzen. E» ist offenbar leichter geworden, Gesetze zu fabrioiren, als st» an- zuwenden und nach ihnen zu leben. So thcilt die Gesetzcsmachcrei da» Schicksal der deutschen Industrie: sie prooucüt massenhaft, aber nicht gedirgm. Die» führt un» nochmal« aus die Weltausstellung zu Phila delphia. Hierüber bringt die VollSzeitung einige sehr richtig« Be» Wirkungen. Auch sie begrüßt e« mit Freuden, daß durch Reulcaup scharfe» Uriheil die Uedcrzeugung Boden gewonnen hat, daß trotz aller nationaler Schönfärberei unsere wirthschaftlichen Zustande be denklich sich gestaltet haben. Deutschland sei gewiß nicht in techni schen Dingen weniger begabt als andere Nationen. So widerwär tig di« Hinterlader-Begeisterung unserer Aflerpatrioten, so zeige doch der Fortschritt in der Vervollkommnung der Waffen, daß ca uns nicht an technischen Fähigkeiten fehle, die sich leider nicht an der richtigen Stelle des Schaffen« drthätigcn. Erheblicher Aufschwung würde aber di« Technik nehmen, wenn nicht die Jugend bis m da« bärtige Mannesaller hinein bei uns mit soviel Latein unr^Ariechisch gefüttert und ein erheblicher Theil der Nation zu unpr^jschm Männern erzogen würde. Endlich fehl- eö uns an einem guten Patentgesetz, da« deutschen ErfindungSgeist vor der AuSber»u,,ig jede» beliebigen Dritten schützt. Wer soll sich bei un« Mühe gebe*. Jahre lang an einer Erfindung zu studircn. an deren Verwerthung dann der Nachahmer Tausende verdient ? Wir fügen hinzu, daß die soeialdemokratische Propaganda wesent ich auch mit zum Rückgänge der Industrie Deutschlands führt. Wer den Arbeitern dir Lust an der Arbeit verleidet, verkümmert ihnen auch die Möglichkeit, Bessere« zu arbeiten. Auf diese Seite der Frage kommen wir gelegentlich zurück. Noch hat die serbische Armee die Grenze niKt überschritten, noch folgt« den Freudenschüffen in Belgrad über die Abreise Milan« zur Armee nicht ein Artilleriegefecht, noch ist der Fried« thatsächlich nicht gestört. Aber da« „noch nicht" kann jeden Augenblick durch den Telegraphen überholt und Lügen gestraft werden. Unter allen frivolen Kriegen, die wir erlebten, wäre der serbische Rauüeinsall der frivolste. Vielleicht hält Milan überhaupt eine förmliche Kriegser klärung für üderstüssig. Nie hat sich Serbien über den Sultan be schwert, ein gereizter Deposchenwechsel zwischen Constantinopel und Belgrad ist auch nicht zu verzeichnen gewesen — für den bevorste henden Krieg giebt es keine anderen Gründe als die Eroberungslust der Serben und die Zerstörungswuch Rußlands. Aümählig er kennt man in Oesterreich, daß der dasige Reichskanzler Andrnssy wohl ein außerordentliches Seiltänzertalent, aber keine Eigenschaften besitzt, ein großes Reich wie Oesterreich durch schwierige Lagen ge achtet durchzuführm. In Ungarns südlichen Comitatcn denkt man daran, die Bcawtcn abzusetzen und durch Stockmagyaren zu ersetzen, den BelagcruoaLzristand zu proilamircn und doch fürchtet man, daß Oesterreich m»zn die Krisis gewaltsam gerissen wird. Die Türkei aber rüstet mit allen Kräften. Der neue Sultqn heißt es, ist krank. Die Schivertumgürtungö Ceremdtie hat man verschieben müssen, weil seine Brust mit lauter schwarzen Geschwüren bedeckt ist. Dieser Sultan lebt sicher nicht in Saus und Braus! zen Feierlichkeit da« Haupt mit dem Fez bedeckt hielt. Neu war der äesige englische Prediger, Dir. Gildcrdale (in weiteren Kreisen vom lud her ^ Locale» vud Sächsische». — Mit den herkömmlichen Feierlichkeiten wurde gestern Mittag der Landtag geschloffen. Am Fuß« der Freitreppe de« königl. Schlaffes war eine Ehrcncompagnie Grenadiere, in den CorridorS eine Abthcilung Gardereiter, im Thurmzimmer das TrompetercorpS de« GarderritenegimentL pvstirt. Kurz vor 1 Uhr füllte sich der Ecksaal der 2. Schloßctage, in welch,-m unter einem Baldachin auf einem Podium ein rothsemmtner Lhronseffel postirt war, mit höhe ren Staatsbeamten, der Generalität und dem Offizicrcorp«. Diese glänzende Versammlung umrahmte die Mitglieder de« Landtag«, die unter Vortritt ihrer Präsidien dem Throne gegenüber Aufstellung nahmen. Hierauf erschien das diplomatische CorpS, nämlich dis Gesandten Preußens, Baiern» usid Oesterreichs, die Herren Graf Solm«, Baron v. Gaffer und Baron v. Frankenstein, sämmtlich in großer Gala. Ihnen schloß sich die charakteristische Figur Murad Effendi », de» türkischen Grneralcmrsuls, an, der während der gan- ußballclub her bckannt), der im Talar eine« Geistlichen der,cngii schcn Hoskirche im Thronsaale sich bewegte. Um 1 Uhr ertönten vom Thunnzimmer her die Fanfaren de» TrompetercorpS zum Zeichen, daß der königliche Zug die Gemächer de« König« verlassen hat und dem Thronsaal naht. Eröffnet wurde der Zug durch einige Cdelpagrn und mehrere Hosbeamte, denen sich die Herren der ersten Hosrangordnung anschloffen. Unmittelbar vor dem König schritten, große goldene Marschallstäbe tragend, der Oberhofmarschall v. Könne ritz und der HauSmarschall Gras Vitzthum. So wie Se. Majestät an derSchwelle desThronsaal« erschienen war, stimmte dieKammer lebhaft in ein vom Präsidenten v. Zehmen auSgebrachteü dreifache« Hoch auf den König rin. Der König dankte sreundlichst und schritt, gefolgtvondm sämmtlichenMinistern,-v.Friesen, Abelen, v.Fabrice, l. Nostitz und I)r. v. Gerber, sowie denr Generalintendanten Reich«- rasen Platen, den Gäng hindurch, den beide Kammern zwischen sich ffen gelassen hatten. Dann folgte geleitet vom Kammerherrn SByrn, der gleichfalls einen MarschallSstabjrrug, Prinz Georg k. H.; den Schluß de« Zug« bildeten Generalität und höhere Staatsbeamte Der König nahm auf dem Thronscsiel Ptatz, Prinz Georg stellte sich ihm zur Rechten auf, die -Minister postirten sich gegenüber dem diplomatischen CorpS. Aus ihrer» Reihen trat — gewiß zum letzten Male! — Premier v. Friesen vor, um dem Könige, der sich inzwischen gesetzt und dasHaupt mit dem weiherfedergcschmückrenHelme bedeckt hatte, nachstehende Thronrede zu überreichen. Meine Herren Stände! ^ « ES Ist Nie!» Wunscd newelen, Almen am kckilusse tlne» langen und arbclwvoltcn Landtag« Selbst Lebewohl zu lagen. H.1' Sanli (tl'iicn dah Ihre Amrrcngung-n Mir die Erfüllung dieses Wunscktö noch mcgliä' gemacht baden. Die Au gaben der gegen».änigeii ^esslon bavcn sich umfangreicher grilattet alo bei Beginn Verse den angenommen werben konnte. Für den öffentlichen Bcikebr sowobl als snr die gelammte Gtaats- derwaltuiig cinsius-rciche Fragen sinv zur Entscheidung gelangt, indem Stc dem Borichlage Meiner Regierung, ein große« und weitverzweigt-«, icii.er Zelt von dem Unkernebmungogeisle tbat'rälllgcr Büiger iw« Leben gerulcne» und von iiinenAavr- rennte hindurch mit Umsicht und Erfolg gcirlteleS Eiirnvabn- mtterncbmen für ccn Staat-u erwerben, rugeMmmt unb nächsl- bcm die Mittel bewilligt haben, um tlne Mtbrzahl anderer Eisenbabncn ans den Staat ui übernehmen. Wenn in lctztercr Bc-Ieimiig dir Belocanitz einer ln näct >er Zukunft in Aussicht sichenden Mehrbelastung der Staatskasse Überwegen worden ist von dem Wunsche, ausgedehnten Lanteäthcilen die Wohl that-n einer E-Ieiivahnverblndung zu erhalten und zu sichern, so gewährt eS Mir besondere Befriedigung dah eine Verein barung mit Meiner Negierung erzielt worden Ist, durch welche dir er order i-ben Mittel bercitgeitelit werden, obncvon den alibewäbr- tknErliNdsäbcndcrs.ichsischcilFInanzt'crwalllliiaabzugcbcn. Aber nicht bloö für die wirthschaitlichen Interessen dcS Lande«, sondern auch >ür die Antcr sseii der geistigen Bildung und tcü kirchlichen Lebens hat die verflossene Session fruchtbare Ergebnisse geliefert. Durch die Verabschiedung teö Gesetzes über die Evmnaslen, Nealschu cn und Srmiuare Ist dirsm Anstalten nunmehr eine sesteGrundlage gewährt worden, aut der e» idnen möglich sein wird. Ihre Ziele mit «in so größerer Sicherheit zu verfolgen. An der nnnabnie vrS Gesetzentwurfs üdcr die Entschädigung der GelNUchcn und Klrchrndicncr für die ihnen aus der neuen Gesetzgebung entslandcnen Verluste bade ich ven Beweis einer dankenSwcrthen Fürsorge für die Erlxiltung beS kirchlichen Le bens zu erkennen. Durch die Annahme endlich DeS Gesetze-, das Ov-raiifslchtSrecht über die katholische Kira e betreffend, ist eine gesetzliche Negullrung de« Verhältnisses zwilchen dem Staate unv der katholischen Kirche gewonnen, welche, indem sie in der Hauptsache die bisher bewährten Ucbungen festhält, wie zuver sichtlich ,u hoffen steht, dazu Veit ragen wird cem Lande auch blc fernere Erhaltung de« kostbaren Gute» de« conkcfsionellcn Frlcdcn« sicher zu stellen. Von den übrigen Gesetzen gedenke Ich nur noch der von Ihnen gebilligten Revision des EIVII« staatSdicncrgcsctzeS, durch welche die rechtliche Stellung der StaalSvcamicn gehoben, die Befugniß Meiner Regierung zu Handhabung strenger DiSr-plin verstärkt und hierdurch sowie durch günstigere Gestaltung der PenstonSverhältnisse für die Erhaltung elneS tüchtigen Beamienstandrö gesorgt worden. Ich- bckliige mit Ihnen die wieder holten licvi-rschreitungen, weiche sich in den letzten Jahren bei mehreren Staats- bauten nötblg geinacht haben. Meine Negierung wird die Mittel und Wege erörtern tle sich darbietcn können, um einer Wiederkehr dicscö Ucbelslandeö thunlichst vorzubcugen. Zit Meinem Bebauer» Ist, ietlder» Ich Sie bei Beginn Ihrer Sitzungen begrüßte, in den gewerblichen Verhältnissen noch keine wesentliche Besserung einactreten und die Etttdchrungen. welche die gebrückte Geschäftslage für zahlreiche Klassen der Bevölkerung nach sich zieht, scheinen noch nicht Ihr Ende er» reicht zu babcu. Ich gebe der Hoffnung aber auch beute An druck, daß daS Land und seine Bevölkerung anS dieser Prü sung nicht entmlithlgt, sondern sittlich gekräftigt und zu neuem Wettkampfe um den Preis tüchtiger und redlicher Arbeit ge stählt hervorgehcn wird. Sie haben die Dorichläge, die Ihnen Mvine Regierung unterbreitet hat, Insbesondere den Staats haushalt, einer strengen und sorgfältigen Prüfung unterworfen. Die hierbei hervor,,ctretenen abweichend», Ansichten haben aber, so verschieben auch dir Standpunkte waren, von denen sie auöglngcn, stctö ihre Einigung aelunden in dem gemeinsamen Millen, die Wohliahrt aller Klassen der Bevölkerung in ge rechter Welse zu iördern. Und so lasten Sie uns auch ferner in dem gemeinsamen Streben verbunkcn sein, die Wohlfahrt und das Gedeihen unsere- Sachsen na» allen Kräften zu för dern und ihm die ehrenvolle Stellung im Kreti'e der brutschen Bundesstaaten zn wadren, deren cS sich seither bei treuer und voller Pflichterfüllung gegen da- Reich erfreut bat. Bei der Stelle, welch« die Hoffnung ausdrückte, daß di« De- völlerung bald bessere Tage erleben möge, ging eine zustimmend« Bewegung durch die Versammlung. Geh. Rath v. Weber verla« sodann dm LandtagSabschicd — ein Schriftstück, daü durch Vermitt lung de« Minister» v. Friesen in die Hände de» Königs gelangte, der diese» sowohl wie die Thronrede den beiden Kammerpräsidenten überreichte. Sodann rief Hr. v. Friesen: Auf Befehl und im Namen Sr. Maj. de« König« erkläre ich hiermit den Landtag für geschloffen! Der Zug setzte sich in derselben Ordnung abermals in Bewegung und die Versammelten brachen in ein Hoch, da« Präs. Haberkorn auf den König ausbrachte, dreimal begeistert au». Langsam zerstreute sich die Versammlung. Dorangegangen war dem Landtagrschluß edtgervr. m Oberhofpredi^ ., und da« Thema „Wie ein Gottesdienst »n der Hofkirche, bei wrlä Kohischütter über dm Text Ävrinlher 9, k die Saat, so die Ernte" gepredigt hatte. — Die Landständ« und die RegierungS-Commiflare, die bei den LandtagSarbeitm betheiligt waren, fuhren gestern Nachmittag ^4 Uhr »n einem Extradampfer nach Pillnitz, um an der königl. Galatafel, dir daselbst um 5 Uhr stattsindm sollte, theilzunehmm. Heute Nachmittag 3 Uhr verlassen Ihre Majestäten nebst Gefolge Pillnitz, um in dem 4-Uhr-Conrierzuge, der direkt nach Lindau fahrt, die Reise nach Raga« anzutrrten. — Dem GenchtSrath Johann Georg Cmstantin Glöckner in Dreödm ist da« Ritterkreuz 1. Classe de» Verdienstorden» ver liehen worden. ^ — Vorgestern Nacht'gegen halb 2 Uhr ertönten in Alt» und Neustadt die Sturmglocken: Feuer! An einer der bedenklichsten Stellen der Stadt hatten die Thürmer Flammen auflvdern sehen, nämlich in dem Justizgebäude LandhauSstraße Nr. 9, in welchem die Criminalabtheilung unsere» Bezirksgerichte« mit Tausmdm von Acten und kostbaren Dommentm re. unlergebracht ist und ein« lei der recht stattlich« Anzahl Gefangmer in den Seitenflügeln und Hintergebäude verwahrt wird. In der vierten Etage diese« Hause» wohnt der Botenmeister Vogel, dessen Küche im lüften Flügel unter dem Dache gelegm ist. In Ler neben dieser gelegenen Esse, die mit dem Küchenherd in Verbindung steht, hatte sich wahrscheinlich ange- sammelrer Nuß entzündet und die dicht ri'bcn der Esse hinführmdm Balken warm muthmaßlich durch einen Sprung in der Esse in Brand grrathen. Kurz nach l Uhr Stacht« hatten die dort in einem anstoßen den Raume untergebrachten weiblichen Gefangenen, dt« dm Brand zuerst bemerkt haben, furchtbar zu lärmen begonnen, m Folg« dessen cer gleichfalls in der vierten Etage wohnende Äesangmwarter Meyer munter ward und sofort zum Fenster hinaus nach der Feuerwehr rief. Auch Vogel war schnell erwacht und eilte nach demPirnaischm Platze zur Feuerwehr, die denn auch in circa k> Minuten mit dm Schlauchen re. am Plötze war. Hier zeigte sich dmn wieder einmal, wie hoch wir da» Vorhandensein der städtischen Wasserlei tung zu i hätzm haben! Mt Blitzesschnelle wurden die Schläuche an di« Wasserleitung angeschraubt, eben so rasch nach der vierten Etage hinaufgeführt, und in 5 Minuten war kein Feuer mehr zu schm. Ganz ander« dürfte sich die Sache gestattet haben, wenn da» Wasser erst, wie früher nöthig gewesen, hätte jusammmgeplumpt werden müssen. So ist dmn da» Feuer glücklicher Weise auf die Küchmdecke und rin Stück Dachstuhl beschränkt geblieben und da durch ganz unberechenbarer Schaden vermieden worden. Leider ist aber indirect dieses Feuer doch Veranlassung zu einem Unglück ge worden. Die im Fluge au» dem städtischen Marstall am See kom mende Feuerspritze, voll mit Mannschaft besetzt, stürzte bei dem raschen Umbiegm an der Sophimkirche um, wo urch einer der Feuerwehrmänner so arg beschädigt ward, daß er jetzt im Kranken haus« liegt, und ein anderer auch nicht unbedeutend« Verletzungen erhielt. Einige Feuerwehrleute suchten anfänglich mit arößter Emsigkeit und Ausdauer einen Hydranten auf der Frtesen- gasse, — die arm« Gaffe konnte aber au« sehr natürlichem Grunde kein Wasser geben, dmn sie hat selbst kein»; di« neue Wasserleitung ist noch nicht zu ihr gedrungen. — Landtag. Dke letzten Sitzungen dev Landtag» batten am Freitag folgenden Verlauf: Abend» 8 U-r trat die 2. Kammer in Anwesenheit der Herren Staat-minister, mit Aus nahme de- KriegtministerS. zvm letzten Maie zusammen. Aus Vortrag de» Abg. vr. Minekwitz gab dieKammer aui die Iadre 187V71 dem Finanz ae sei in Höbe von L:i/Ntt,v77 M. im ordmtlleden und Iv.v«l47.«i5 M. im außerordentlichen Budget gegen 24 Stimme» ihre Zustimmung. Bet der nament lichen Abstimmung erklärten sich gegen das Staatsbudget die Abgeordneten: Fahnauer. vr. Geniel, Gravi. Häckel, Israel. Körner, Kramer, Krause. Kürzel. vcu«»ner. Ludwig. Penzig. Petri, Riedel, Schleck, Schnoor, Starke-Mittweida. Stauk, Uvie, Matter. Winkler und Zeuner; Lü Abgeordnete gaben lbrIa ab, darunter die Abgg. De. Heine, Helnze und May von der Fort schrittspartei. In daS Hoch! welche« der Präsident Haberlorn hierauf aus König, Verfassung und Vaterland auSbravte, stimmte die Versammlung lebhaft ein. Daran schloß Präsidmt Haber- körn Dank und Anerkennung für den Archivar Fröhlicher, ole Herren Stenographen und EommisstonSrath Melnholk, und subr bann fort: Der Arbeit viele und wichtige sei aut dickem Land tage gethan worden, von demselben lo hohe Summen vcrwilllgt worden. wie noch nie r das Eisenbahnwesen insbesondere habe eine Ausdehnung gewonnen, wie man vorder nicht geahnt. Sie der Kammer aus sür dte bewahrte Eintracht, Dank der Ne gierung für ihr stetcö Entgegenkommen, Tank seinen Kollegen im Direktorium. Allen eine glückliche Heimkehr und Rückkehr wünschend. Allen sei bckannt, fuhr der Redner fort. daß zrnn großen Bedauern de- Lande« und der Kammern der Staat«- mtntstcr Freiherr v. Frletrn in niwt allzu langer Zeit leine Stellung auszugeden und in Ruhestand zu treten gesonnen sei; alle Parteien erkannten die großen, hohen Verdienste dicscS unsere» mit seltenen Kräften ausgerüsteten Staatsmannes an, der mit größter Umsicht so lange die Geschäfte dev Staates geleitet. Zum Zeichen der Dankbarkeit möchten die Mitglieder sich erheben. waS geschah. Minister v. Friesen sprach seinen aufrichtigen Dank sür diese Widmung aaS. Wav er gethan, habe cr au» Liebe zum Vaterlanbe gethan unv die Anerkennung seine« guten Willen» sei Ikm rer beste Dank. «Bravo!) Nachdem noch Vtce- vräsident Streit dcr Pflicht der Dankbarkeit gegen den Prä» »identen Haberkorn für seine io umsichtige, rastime u»d unpar teiische Thätigkelt «uödruck geaebcn, schloß Präsident Haberkorn dir letzte Sitzung. Bald daraus trat die l. .Kammer zusammen. Hier verlas LandeSältesier Hcmpel dieselben Schriften, wie sie in der 2. Kammer zum Vortrag gekommen waren. Die Acten- siücke landen einhellige Billigung. Präsident v. Zehmen dankte dann der Staatßregierung sür Ihre stete Freundlichkeit und gab ebenfalls den Gefühlen der Verehrung für den bald scheidenden Herrn Minister v. Friesen Ausdruck. Die Mitglieder der Kammer erhoben sich. SS folgte der Dank an die College« iw'Dtrettorlum und die Mitglieder der Kammer. Die Geschäfte sein, nun beendet: „Gslt schüir üvsern königlichen Lett» und
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