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Wochenblatt für Zschopau und Umgegend : 24.01.1866
- Erscheinungsdatum
- 1866-01-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512512809-186601242
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512512809-18660124
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512512809-18660124
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWochenblatt für Zschopau und Umgegend
- Jahr1866
- Monat1866-01
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L86V für Zschopau und Umgegend. Amtsblatt für das Königliche Gerichtsamt und den Stadtrath zu Zschopau. "Erscheint Mittwochs und Sonnabends. Abonnementspreis r I« Ngr. pro Vierteljahr Lei Ab holung In der Expedition;. II Ngr. bei Zusendung durch den Bolen; jede einzelne Nummer 8 Ps. Insernte werden für die Mtttivochsnummer bis Dienstag früh 7 Uhr und für die Sonnabendöuunimer bis Donnerstag Abends 8 Uhr angenommen und die dreispaltige Cicero-Zeile oder deren Raum mit 6 Pf. berechnet. Zschopau, den 24. Januar. Die Brüder. ' Novelle von Ernst Fritze. (Fortsetzung.) , . m. Unterdessen hatte Beate längst in Erfahrung ge bracht, wer ihr Helfer in der Noth gewesen. Nicht allein das barsche Wesen, womit der Rath Buddenbrock die Berichterstattung ihres kleinen Abenteuers unterbrach, sondern auch dunkle Erinnerungen machten es dem Mäd chen klar, daß zwischen den beiden Brüdern Buddenbrock nicht Alles so war, wie es hätte sein sollen. Solange hatte es sie Nicht interesstrt; jetzt wurde das plötzlich ander- und sie riskirte cs, trotz der Unterbrechung ihres Onkels, muthig fortzufahren. „Ei, so wäre ja der junge Mann, den ich für einen Gärtner hielt, mein Herr Vetter," sprach sie, freundlich ihr Augenpaar auf den Rath heftend, der seine Stirn in tausend kleine Falten gezogen hatte. „Ein schöltet Herr Vetter," brummte er. „Ein richtiger Bauer, wie sein Vater!" „Nein, Onktl, das Bild paßt nicht auf ihn," sagte dqS Mädchen. „So wie ich ihn ansah, merkte ich den Cavalier. Ich hätte cs gewiß schon an seiner Sprache herausfinden können, ehe ich ihm nahe kack, allein ich war zu eifrig in meinem Verlangen, wieder über die Grenze zu kommen, als daß ich mir die Zeit zur Prüfung genom men hätte." „Wenn Mosje Waldemar nur einen Funken von Lehen hätte, so wäre er schon hier gewesen. Seine Schuldigkeit ist's, mir Visite zu machen, — aber Bauer bleibt.Bauer!" sprach der Rath, verächtlich mit dem Finger knifend. „Wie ein Bauer sieht Dein Nesse nicht aus, On kel," erwiederte Beate ganz entschieden. „Nun — er ist ja auf die hohe Schule geschickt — vielleicht hat ihm der Umgang dort ein klein wenig Politur von außen gegeben," spöttelte der Rath. „Laß ihn nur einen Monat unter dm plumpen Händen seines Vaters Heinz und Du wirst erstaunen über die Meta morphose. Bauer bleibt Bauer! Brr!" Er schüttelte sich wie in einem Anfalle tiefen Wider willens. '„Heinz ist trotz alledem ein ehrenwerther Mann," sprach die Räthin sanft. „Ich schätze ihn und seine Frau und bedaure den Zwiespalt in der Familie ganz aufrichtig." „Gehe doch zu ihnen," fiel der Rath lachend ein. „Ich wehre Dir diesen liebenswürdigen Umgang nicht. Nur an meiner Tafel wird er nie wieder speisen!" schloß er hochtrabend. Beate klaschte fröhlich in die Hände. „Wie fürstlich das klingt, Onkel!" Ihre Tante aber seufzte und sprach wehmüthig: „Ach ja, diese fürstlichen Tafeln!" Anr nächsten Morgen saß Rath Buddenbrock noch im Schlafrocke an seinem Arbeitstische, als sich hinter ihm die Thür öffnete und ein dicker, schwarzhaariger Kopf vorsichtig hineinschaucte. „Störe ich?" fragte der Mann, der auf diese Weise daS Zimmer recognoscirt hatte. „Nur herein, Major!" rief der Rath weiter schrei bend. „Platz genommen!" commandirte er scherzhaft. „Warten! Zehn Minuten — punktnm!" - Der Major Schimmclburg schritt auf den Zehen zum Fenster, warf sich in den Lehnsessel, der dort stand und dampfte mit mächtigen Zügen seine Cigarre von Neuem an. „Was giebtS, Freund?" fragte der Rath, den Cigar renduft mit emporgestrecktcr Nase prüfend. „Schlechte Cigarre. Muff!" „Kosten dreißig!" entgegnete der Major eben so lakonisch. „Wer's glaubt! Sind hier gewachsen! Legen Sie weg! Auf dem Tische finden Sie eine Sorte, die dreißig kostet." Der Major ließ sich das nicht zweimal sagen. Geschwind legte er seine Cigarre auf den Aschbecher und suchte sich einige von denen aus, die zierlich auf gesteckt unter dem Spiegel standen. Bald dampfte er von Neuem und schnüffelte in kurzen Absätzen das Par füm des Rauches ein. „Das ist eine andere Sache!", brummte der Rath, noch immer weiter schreibend. Einige Minuten verflossen unter tiefem Schweigen, dann nahm der Rath die Sandbüchse, bestreute das Ge schriebene und rief humoristisch: „Was sagt denn Ihre Nase zu meiner Cigarre? Bildet sie sich nicht ein, daß Sonntag ist? Ja, ja! Ihre Nase ist dergleichen nicht gewohnt! Nun, was führt Sie her, Major? Etwas Besonderes ist es, nicht wahr?" „Zuerst lassen Sie mich gratnliren zu der Wieder kehr Ihrer guten Laune, liebster Rath," sprach der Major Schimmelburg. „Das war ja miserabel mit Ihnen seit vierzehn Tagen. Gottlob, daß der Schreck über den Tod des guten Präsidenten Grohmar vor über ist!" Der Rath sah ihn, wie aus einem Traume erwachend, an und strich mehrmals über seine Stirn, als wolle er sagen: „Wie ist es möglich, daß ich dieß Unglück ver gessen konnte!" Der Major fuhr fort: „Nun kommen Sie doch morgen auf den Ball? Sie schütteln den Kopf? Hören Sie, bester Rath, Sie müssen kommen, es wird ein Spielchen entrirt — der Landrath wird Bank halten — nun? Nicht wahr, Sie kommen!" „Nein," sprach der Rath. „Ich komme nicht! Ich habe viel zu thun!" „Ach, Sie denken nur immer an den neuen Präsi denten und fürchten, daß er eines Tages wie der Dieb in der Nacht kommen könnte, um zu revidiren!" „Das gebe Gott nicht!" murmelte Buddenbrock so leise, daß der Major cs nicht verstand, wohl aber seine Gattin, die zufällig unbemerkt ins Zimmer trat und eben so unbemerkt wieder zurückging, aber in der Nähe stehen blieb. „Wenn Sie nicht kommen, so werden wir alle glau ben, Ihre Frau Gemahlin wolle cS nicht erlauben!" sprach der Major lachend. Buddenbrock richtete sich steif und stolz empor. „Meine Frau führt das Regiment im Hause nicht!" „Oder wir werden annehmen, Sie seien durch die letzte Niederlage beim Doctor dergestalt dcrangirt, daß Sie Rücksicht auf Ihren Beutel nehmen müssen!" „Alberne Vermuthungen!" murmelte der Rath. „Also Sie kommen?" „Nein! Ich komme nicht, gerade Ihren thörichten Gründen zum Trotz, die ich als eine Beleidigung be trachten würde, wenn wir nicht unter einander den Pact geschloffen hätten, Nichts übel zu nehmen." „Kommen Sie nur und ich leiste öffentliche Abbitte!" drängte der Major. » „Nein! Meine Arbeit fesselt mich, sonst würde ich gewiß kommen!" „Nur eine Stunde! Eine einzige Stunde! Von zehn Uhr bis elf; — Alles schläft dann schon. — Nicht wahr, Sie kommen! Hand darauf!" „Nein, ich verspreche nichts! Bin ich aufgelegt, so komme ich auf eine Stunde! Nun gehen Sie — ich muß meine Relation beenden!" Major Schimmelburg rieb sich frohlockend die Hände, . steckte seine Cigarren, die er unrechtmäßigerweise erwor ben hatte, ein, und verließ, aus den Fußspitzen schwebend, daS Zimmer. Schrieb der Rath Buddenbrock nach dem Abgang des Majors Schimmclburg eilig weiter? Nein. Er stützte schwermuthsvoll sein Haupt auf beide Hände und stöhnte, wie aus angstbeklemmter Brust: „O, ich hatte vergessen, daß der gute Grohmar nie wieder Revision halten wird — wer mag an seiner Statt kommen! Nur nicht Laurent — nur nicht Laurent!" Seine Gattin hörte diesen verräthischen Stoßseufzer, sie wollte den günstigen Augenblick benutzen, um eine offene Erklärung herbeizuführen, da klopfte es wieder und auf den Ruf „Herein!" trat der Avvocat Horn hausen ein. „Gehorsamer Diener, lieber Rath!" schrie er in seinem lustig gellenden Tone. „Sie haben zu thun, sagt mir eben der Major, aber ich will Sie auch nur eine Minute abhalten. Ich bin Willens, im Namen Ihres Bruders an die Erben des Herrn von Jlsteritz zu schreiben —" „Was sprechen Sie da?" fuhr der Rath, rasch die Farbe wechselnd, auf. „Die Erben des Hrn, v. Jlsteritz?" „Nun ja, Jlsteritz ist todt! — Ihr Bruder kam gestern auf di- Ressource und meldete es mir. Was geht Sie denn dieser Tod an, Buddenbrock, — Sie wer den ja weiß wie ein Schneehuhn!" „Jlsteritz lobt, todt!" murmelte der Rath. „Nun ja! Seien Sie doch kein Kind! Himmel- taufendelement — wenn man um alle alten Männer, die sterben, wachsbleich werden wollte, so wäre es mit der menschlichen Farbe vorbei. Haben Sie vielleicht was Besonderes bei diesem Tode zu fürchten, bester Rath? Nein? Nun seien Sie vernünftig und hören Sie zu." „Sprechen Sie, — sprechen Sie!" „Also — ich bin Willens, im Namen Ihres Bruders, der nun als Besitzer von Jlsteritz hervortreten kann, und den Erben, den Regierungsrath von Jlsteritz,. zu schreiben und ihm bekannt zu machen, daß er sich heute über vierzehn Tage, den zwölften Juni, hier stellen oder einen Bevollmächtigten senden solle, um die Neste des deponirten Kaufgeldes ans unserer Salariencafse zu er heben. Ist Ihnen der Termin recht, bester Rath?" „Ja!" gab dieser zur Antwort, aber der Ton klang wie das Aechzen eines Sterbenden. „Sind Sie aber ein nervenschwacher Mann!" spöt telte der Advocat. „Sollte man doch meinen, Ihnen läge dieser Tod wie ein Leichenstein auf der Brust. Nehmen Sic sich zusammen! Od§r sollte es wahr sein, was daS Subalternenpersonal munkelt, daß im Depo situm etwas nicht richtig wäre?" „Hornhauscn!" rief der Rath drohend. „Nur keine Redensarten," warf der Advocat ein. „Wir sind alte Cumpane und haben den Pact geschlossen, einander nichts übel zu nehmen." Er nahm seine beiden Hände, schob sie in sein strup pig rothblondes Haar und richtete cö kerzengerade in die Höhe. Es lag eine wortlose Verhöhnung in dieser
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